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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Hermannshöhle Restaurant Weck in 55585 Niederhausen bewertet.
vor 2 Jahren
"Gute Speisen, beeindruckende Weinauswahl"

Geschrieben am 14.02.2022 | Aktualisiert am 15.02.2022
Besucht am 12.02.2022 Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Im Februar stand ein Wochenendtrip an, auf den Frau und Herr Carsten1972 sich sehr freuten! Es ging am zweiten Freitagnachmittag des Februar 2022 nach Bad Sobernheim an der Nahe und somit mitten ins Herz des gleichnamigen Weinanbaugebiets. Dort wohnt Kollege Nolux idyllisch am Ortsrand von Bad Sobernheim und mit wunderbarem Blick über Acker und Felder von seinem Haus und seiner Terrasse aus. Lange verabredet war der Besuch, und sollte verbunden werden mit einer samstäglichen Tour durch Nahe Weingüter. Man kann sich dafür keinen besseren Guide wünschen als Nolux, der gefühlt mit allen Nahe-Winzern per du ist. 

Kaum waren wir bei Nolux und seiner Lebensgefährtin angekommen, wurden wir Zeuge seines zweiten Steckenpferdes, dem kochen! Der Kollege verwöhnte meine Frau und mich am Freitagabend nicht nur mit einem mit unglaublichen Aufwand hergestellten 5 Gang Menü, sondern auch mit einer ausgiebigen Weinbegleitung aus seinem sehr umfangreichen Keller. Für den Samstagabend hatten wir einen Restaurantbesuch in der nicht weit entfernten Hermannshöhle verabredet, zudem sich auch noch Kollegin PetraIO hinzu gesellen sollte. Und ich machte mir ehrliche Sorgen, dass das samstägliche Abendessen unter dem Eindruck von Nolux' Kochkünsten leiden könnte! Chef Wigbert Weck und sein Team würden sich ordentlich strecken müssen, um mit dem Menü von Nolux mithalten zu können.

Der wunderbar sonnige Samstag stand ganz im Zeichen des Naheweins! Nolux hatte, basierend auf ein paar Wünschen von uns ein Besuchsprogramm ausgearbeitet, dass schöner nicht sein konnte. Wir begannen unseren Verkostungsmarathon in Monzingen beim Weingut Holger Alt. Dort wanderten der Halenberg Lagenriesling (Blauschiefer) in den Kofferraum, sowie Riesling-Auslesen (sollte Borgi mal wieder in Rheine sein, brauchen wir ja was Süßes). In einem sight seeing Trip entlang der Nahewein-Straße ging nach Traisen, dort stand der nächste Termin an. Rebecca Crusius übernimmt zur Zeit das Ruder im gleichnamigen Familienweingut. Gekauft wurden eine sehr überzeugende Burgunder Cuvee (Weiß und Auxerrois) sowie einige Lagenrieslinge. Abschließend ging es noch zum Weingut Bamberger in Meddersheim, dort probierten wir uns durch beeindruckende Sekte mit 36 Monate und 60!!!! Monaten Hefelager. Was Familie Bamberger dort produziert, ist schon atemberaubend gut!

Irgendwann geht auch der schönste Tag in den Abend über und PetraIO und ihr Mann holten Nolux, meine Frau und mich zum Abendessen ab. Zu fünft ging es dann nach Niederhausen. Oben im Weinberg blickt man auf die sehr schön gelegene ehemalige preußische Weinbaudomäne, heute das VDP Weingut Hermannsberg. Unten direkt an der Nahe in der Nähe der Brücke von Oberhausen (was sonst) nach Niederhausen das Hotel und Restaurant Hermannshöhle von Familie Weck.

Petra fand zielsicher den VIP Parkplatz direkt an der Tür und die 5 Köpfige Gruppe schälte sich aus ihrem Wagen, kuschelig war die Fahrt gewesen. Gut, das alle geimpft und geboostert waren. Das ermöglichte uns dann auch den unkomplizierten Zutritt zu den Gasträumen der Hermannshöhle. Vor der Tür ein letztes weihnachtliches Überbleibsel.
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Oder steht der das ganze Jahr da und fängt die Weinliebhaber zum einkehren ab? Ich weiß es nicht, aber da haben sich viele Weinliebhaber geopfert für diesen Schrein vom Nahe-Wein! Im Gastraum nahmen uns Frau Weck und Frau Fluhr (Sommeliere) in Empfang. Kollege Nolux ist bekannt und bekommt wahrscheinlich immer diesen Tisch.

Direkt am begehbaren Weinschrank hatten wir unseren Platz. Und was da durch die Scheiben schimmerte, ließ mich erstmal die Speisenkarte vergessen! Nicht nur das Weingut Hermannsberg liegt ganz in der Nähe, auf dem anderen Naheufer in Oberhausen residiert einer der Granden des Naheweins, die Familie Dönnhoff. Und was sich alleine an Lagen und Jahrgangsvielfalt von Dönnhoff erblicken ließ, ließ einem Weinliebhaber das Wasser im Munde zusammen laufen!

Essen wollten wir aber auch, zumindest ein bisschen neben der nächsten Rundreise durch Nahe-Weine. Die Familie Weck ist quasi das Team Hermannshöhle. Die Küchenarbeit macht Chef Wigbert, der Service ist sicher gestellt durch die oben genannten Damen. Ein trockener Riesling Sekt wurde geordert als Aperitif und mit ihm kamen die Karten. Bedingt durch die Personenzahl in Küche und Service ist der Umfang der Karten erfreulich klein. Zwei 5 Gang Menüs werden angeboten, diese Gänge können auch separat a la Carte bestellt werden. Die HP informiert über dass wechselnde Angebot. Die Tischrunde war sich einig, alle bestellten aus dem einen Menü drei oder vier Gänge. Ich stelle hier die von mir georderten Speisen (4 Gänge mit Käse als Dessert) vor.

Die Küche begrüßte uns fünf mit einer Suppe. Frau Fluhr stellte diese vor als "Schaumsüppchen von Kartoffel und Lauch".

Der Gruß nahm sich optisch schon mal sehr bescheiden aus! Eine Suppe aus Kartoffel und Lauch wird grau und farblos, wenn man sie püriert und aufschäumt. Herr Weck verzichtete da auf jegliche optische Aufwertung. Leider blieb der farblose und triste Eindruck auch beim verkosten. Das war insgesamt sehr fad, so das Urteil aller am Tisch. Schon ein bisschen Salz und Pfeffer hätten der Suppe sehr auf die geschmacklichen Beine geholfen. Leider keine Visitenkarte der Küche, dieser Gruß. Ich hoffte auf Besserung bei den folgenden Gängen. Mein Menü begann mit Lauwarmen Lachscheiben auf marinierten Linsen.

Und dieser Teller hob die Laune des Verzehrenden wieder sehr an! Der Lachs war pochiert, ganz sanft, sehr naturell. Und diesmal perfekt gesalzen. Die Linsen waren mit einer Art Vinaigrette angemacht worden, deren Säure sehr gut harmonierte mit dem Lachs. Dazu ein frischer, tadelloser Feldsalat. Ein Freund des kreativen Anrichtens wird Herr Weck, trotz seiner Lehrjahre im Waldhotel Sonnora wohl nicht mehr, aber dieser Teller gefiel auf Grund der Zubereitung. Ich war wieder versöhnt mit der Küche! Weiter ging es mit Skreirückenfilet auf lauwarmem Kartoffelsalat und Remouladensauce.

Herr Weck blieb seinen Grundsätzen treu. Anrichte ist, wenn alles auf dem Teller ist. Fisch, Kartoffeln und Remoulade, nix fehlte und lenkte ab von diesem Dreierlei. Aber, was zählt ist auf'm Platz, beziehungsweise auf'm Teller! Und da zählte der perfekte zubereitete, leicht mehlierte Skrei. Auf den Punkt gewürzt und gebraten, saftig und glasig im Inneren. Unter dem Filet ein Kartoffelsalat, ebenso so schlicht wie die Anrichte. Zimmerwarm, mit einer Vinaigrette angemacht. Mein schwäbischer Schwiegervater wäre sehr angetan gewesen! Zwei dicke Kleckse einer ganz traditionellen Remoulade noch links und rechts, dass war es dann. Aber lecker war es! Ganz bewusst sage ich es so! Höhepunkt im Menü war Entrecôte vom Kalb mit Spinat, hausgemachten Tortellini und Steinpilzrahmsauce.

Auch optisch war das der Höhepunkt. Was aber nicht an einem Philosophiewechsel der Küche lag, sondern einfach daran, dass perfekt gebratenes Fleisch auf einer Sauce immer eine Augenweide ist. Im Prinzip ist das auch das Fazit des Ganges. Schöne Röstaromen machen auch ein rosa gebratenes Stück Kalb schmackhaft, der Cut mit seinem eingelagerten Fett machte das Fleisch saftig. Unter dem Fleisch ein perfekt abgeschmeckter frischer Spinat mit erfreulich viel Muskat, dazu noch Pasta gefüllt mit Spinat und fettes Umami durch die Pilzsauce. Mit Abstand der beste Gang an diesem Abend! Süßes Dessert war abbestellt, mein Menü endete mit einer Auswahl an Rohmilchkäse von Affineur Waltmann mit Feigensenf.

Ein Ziegenfrischkäse, ich weiß nicht mehr wie er hieß, ein Comte, ein Tommes de Chevre und vor allen Dingen ein Fourme d'ambert hätten auch einen Bremer Borgunder Trinker glücklich gemacht. Für mich ein passender Abschluss. Süß vermisste ich an diesem Abend nicht. 

Einen großen Anteil am erfreulichen Abend in der Hermannshöhle hatte Julia Fluhr! Frau Fluhr managte nicht nur die etwas auseinander driftende Speisenfolge an unserem Tisch souverän, auch beim Wein war sie eine Kenntnisreiche und sich stets Zeit für den Genießer nehmende Gastgeberin! Drei Flaschen wurden es über den Abend, rot und weiß.

Die erste Flasche, ein Weißburgunder S vom Weingut Sinß in Windesheim wurde noch in den Standard-Gastronomie Gläsern serviert. Dann stand ein Wein an, mit dem meine Frau und ich Kollege Nolux ein Dankeschön sagen wollten für seine wunderbare Gastgeberschaft. Frau Fluhr ermöglichte, dass er unsere Wahl blind verkosten musste, aber nicht ohne vorher das Gläserwerk auf ein Niveau zu bringen, dass dem Wein selber angemessen sein würde.

Ich darf zum Glück verkünden, dass unsere Wahl, im Trio der Wein in der Mitte, einen seeligen Nolux vor uns sitzen ließ. Im Weingut waren wir ja schon gewesen und Familie Crusius hat neben dem Weingut Hermannsberg als einziger Betrieb Flächen in der kleinsten großen Lage von Deutschland. Die Investition war jeden Cent wert! 

Der finale Spätburgunder aus dem Barrique konnte jedoch den Kollegen gar nicht glücklich machen, er litt sichtlich! Auch vielleicht darunter, dass ein bekennender Nicht-Rotweintrinker den Wein sehr gut fand. Meine Frau und ich waren ebenso nicht enttäuscht vom Wein. Er hätte sicherlich noch 5 Jahre lagern können, musste er aber nicht.

So, kann ich also zum Fazit kommen. Familie Weck im Zusammenspiel mit Julia Fluhr bietet eine grundehrliche, hochwertige Landhausküche an, zubereitet auf hohem handwerklichen Niveau. Sonstigen Bohei lässt man einfach beiseite. Fängt dann aber den weinliebhabenden Gast mit einem außergewöhnlichen Weinkeller wieder ein und euphorisiert ihn damit! Immer und unbedingt nach Tropfen fragen, die gerade nicht in der Karte stehen! 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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