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Über das „Alfredo“ gibt es wohl geteilte Meinungen. Alle berichten jedoch, dass das Essen gut schmeckt. Doch dann kommen schon Einschränkungen: Der Michelin-Stern wurde vor langer Zeit verliehen, doch nun seien die Gerichte nicht mehr originell oder zu schlicht gestaltet oder werden sogar als langweilig bezeichnet; besonders die Petersilie-Blättchen zur Dekoration werden als etwas eindimensional kritisiert und für ein Sternelokal unwürdig.
Es gibt auch keine Speisekarte (in gedruckter Form am Tisch) – dafür werden die Gerichte alle mündlich vorgetragen und man verlöre dabei den Überblick. Allerdings gibt es an der Wand einen Bildschirm mit den Speisen, aber die Tafel ist von den meisten Plätzen aus nicht einzusehen.
Die Weinkarte kann nur auf einem „Tablet“ eingesehen werden oder man muss den Service befragen.
Auch ich hätte auf der Homepage gerne eine aktuelle Karte vor einem Besuch einsehen wollen; denn die dort aufgeführten Speisen werden so nicht unbedingt im Restaurant angeboten.
Das konnte mich jedoch alles nicht davon abhalten, dort einzukehren. Denn: Jeden Wochentag ist das Restaurant mittags und abends geöffnet und macht auch keine unterschiedlichen Angebote zwischen Lunch und Dinner. Samstags, sonntags und feiertags ist allerdings immer geschlossen.
Ambiente
Von der Straße aus ist der Eingangsbereich so schlicht gehalten, dass man glatt am Lokal vorbei gehen könnte.
Aber innen ist das Restaurant durchaus klar gestaltet. Die überwiegend Einzeltische stehen nicht zu eng beieinander. Allerdings befinden sich vier Sitze an jeder Quadratseite. Wenn dort auch vier Personen einen Teller serviert bekommen, würde es eng. Aber es werden überwiegend nur zwei Plätze über Eck vergeben.
Es liegt eine weiße Stoffdecke auf dem Tisch. Die Stühle sind bequem. Die Plätze sind für zwei Gänge eingedeckt, Brotteller und -messer sind vorhanden und auch Wasser- und Weinglas stehen bereit. Eine kleine Blumendekoration rundet den Tisch ab.
Im ganzen Raum überwiegen die Farben weiß und schwarz – mir gefällt diese klare Struktur.
Sauberkeit
Alles ist gut gepflegt.
Sanitär
Die Toiletten befinden sich im Kellergeschoss und müssen über Treppen erreicht werden.
Service
Ich hatte zwei Plätze reserviert. Wir wurden am Eingang begrüßt und die Garderobe wurde versorgt. Die beiden Frauen machten durchgängig einen freundlichen und aufmerksamen Dienst. Der Hausherr scheint auch nicht in der Küche direkt zu wirken, sondern hielt sich meist im Speiseraum auf. Er begrüßte Gäste und sprach mit einigen auch etwas länger. Einzelne Teller servierte er auch persönlich.
Beim Verlassen des Lokals werden alle Gäste per Handschlag von ihm verabschiedet.
Die Bestellung klappte gut, trotz mündlichem Vortrag. Denn die junge Frau konnte durchaus in der Aufzählung der Speisen eine Pause machen oder auch vor und zurück „springen“. Sie konnte das mindestens auch noch in Englisch – wie wir an anderen Tischen verfolgen konnten.
Eine überzeugende Gedächtnisleistung. So haben wir zuerst den Pastagang gewählt und dann den Fisch und am Ende die Vorspeise. Den Nachtisch haben wir erst nach dem dritten Gang gewählt.
Die verkosteten Speisen
Vorweg gab es dreierlei Brot, knusprige Croutons und leicht gesalzene Butter. Der Gruß aus der Küche war ein Risottobällchen mit Parmesan-Chip und einer Creme. Der Happen war außen knusprig und innen cremig weich. Die Gewürze waren fein abgeschmeckt. Ein gelungener Start
Unsere Wahl aus dem Angebot:
ANTIPASTI
Dreierlei von wilden roten Garnelen 24,00 €
roh mariniert, gedämpft, gebraten
Die drei kleinen Gerichte wurden je von Melone, Bohnen bzw. frischen Kräutern begleitet.
Die Garnelenstücke haben mir sehr zugesagt. Die unterschiedliche Verarbeitung ergab feine differenzierte Geschmacksmomente. Im Gedächtnis sind mir aber besonders die Saftigkeit und die Aromen des Garnelenfleisches geblieben. Die Qualität habe ich noch nicht besser erlebt.
PRIMI PIATTI
Fettuccine, Acciughe 21,50 €
Pappardelle, Ente 18,50 €
Die Pasta-Gerichte waren schmackhaft und ordentlich zubereitet.
Die breiten Nudeln mit dem Entensugo sind schon Klassiker auf der Karte. Von daher keine Überraschung, aber ich mag sie gerne so. Natürlich waren die Pappardelle al dente. Die Sauce war cremig und leicht süßlich und mit feinen dünnen Entenstreifen versehen. Parmesan wurde von der Kellnerin frisch aus der großen Mühle – auf Wunsch - aufgetragen. Obenauf war (Markenzeichen! - siehe oben) ein Petersilienblättchen.
Auf den anderen Nudeln waren als Begleitung Gewürze und Kräuter aufgetragen. Diese Mischung war noch mit den gehackten Sardellenfilets durchsetzt. Das ergab eine pikante, salzige und würzige Note.
Der aromatische leichte Weißwein von Bruno Giacosa passte gut gekühlt ausgezeichnet dazu.
PESCE
Branzino, Lattuga 42,00 €
Baccalá, Pfifferlinge 39,50 €
Der Loupe de mer war in Kopfsalat eingewickelt und gedämpft worden. Das Filet war dadurch sanft gegart und zeigte viel Eigengeschmack. Es war zart und fest zugleich.
Eine Sauce auf Basis von Tomaten (kleine Stücke) und Kräutern sorgte für weitere Aromen. Mit dem beigefügten Löffel und etwas Brot konnte ich auch die Reste davon aufnehmen.
Die Salatblätter waren fest um den Fisch gelegt worden. Eine Nocke Püree (der Geschmack erinnerte mich an Kartoffeln und Wurzelgemüse) befand sich als weitere Beilage auf dem Teller. Auch ein Blatt Petersilie throne auf dem Püree.
Gut, das ist nicht eine phantasievolle Dekoration. Aber am Ende zählt der Geschmack – und der war gut.
Der Kabeljau war ebenfalls sanft gegart worden. Das Filet war zart, leicht glasig und saftig; die Lamellen lösten sich fast von alleine. Dazu gab es eine Pilzsauce mit reichlich Pfifferlingstücken. Auch hier gab es etwas Petersilie als Beigabe.
Wir haben gegenseitig etwas Fisch getauscht und meine Frau fand den Kabeljau für sich genau richtig. Auch mir schmeckte diese Kreation. Aber da ich häufig Fisch verzehre, wollte ich lieber den Wolfsbarsch, weil ich davon seltener probiere. Und die Entscheidung habe ich auch nicht bereut.
Der vorgeschlagene Weißwein aus der Grillo-Traube passte gut zum Fisch. Doch der Arneis vorher hat mir mehr zugesagt.
DOLCE
Haselnuss, Nougat, Schokolade 14,00 €
Zabaglione, Alkermes, Caffè 13,00 €
Auf dem ersten Teller waren links auf einem schokoladenüberzogenen Keks je zwei Nocken von weißer Mousse mit Tonka-Bohne und zwei mit Nougat-Aromen. Darin steckten zwei Chips von Kandis bzw. Karamell. Rechts war ein kleiner Ananassalat aufgetragen und mit einer Nocke zarten cremigen Eis belegt.
Dieses Dessert war in einem Glas angerichtet. Die Zabaglione war herrlich cremig und luftig aufgeschlagen worden. Durch eine kleine Zugabe von Kräuterlikör erhielt sie ein wunderbares Gesamtaroma. Am Boden befand sich dann – zuerst von der hellen Creme verborgen – eine dunkle Schicht aus Mocca-Eis.
Das hat mich sehr angesprochen.
Vorspeise und Nachtisch waren für mich großartig, die Pasta war gut und der Fisch jeweils ebenfalls überzeugend.
Eine Tasse Kaffee bildete dann den Abschluss.
Getränke
alkoholfreier Aperitif – 5,00 €
Sekt – 14,00 €
Acqua Lurisia (0,75 l) – 8,00 €
Wein 0,15 l – 8,50 € (Bruno Giacosa Roero Arneis 2017)
Wein 0,15 l – 7,50 € (Cusumano “Shamaris” Grillo Sicilia DOC 2018)
Espresso – 3,50 €
Preis-Leistungs-Verhältnis
Da die Speisen und Getränke mündlich angesagt werden, bleiben die Preise etwas im Dunklen. Lediglich die Angaben auf der Homepage lassen auf die ungefähren Kosten schließen.
Weil es wohl kein Menü mit festen Preisen gibt, sondern alles einzeln aus den Bereichen ANTIPASTI, PRIMI PIATTI, PESCE, CARNE, DOLCE und FORMAGGI gewählt werden kann, kommt am Ende unter Umständen ein größeres Sümmchen zustande – besonders wenn man auch bei den Getränken ordentlich zugeschlagen hat.
Bei sechs Gängen überschlage ich schon 150,00 € für entsprechende Getränke (Wasser, Weinbegleitung, Espresso) dürften 70,00 € anfallen.
Damit - schätze ich - muss man in Köln bei den meisten Mitbewerbern auch rechnen.
Wenn man Essen (gelegentlich) besonders genießen will, sollte man den Kostenrahmen vor dem Besuch im Restaurant abstecken und dann keinen Gedanken darüber während des Besuchs verschwenden.
Fazit
4 – gerne wieder: Das Essen sagt uns zu, ebenso die Atmosphäre und der Service. Und die mündliche Speisekarte und die sparsame Dekoration der Teller sind eben das Besondere des Hauses.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 30.09.2019 – mittags – zwei Personen
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm