Geschrieben am 26.02.2017 2017-02-26| Aktualisiert am
27.02.2017
Besucht am 26.02.2017Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Der Gasthof Steiner in Großheirath besteht nunmehr schon seit dem 18. Jahrhundert. Seit 1850 in Familienbesitz, wurde das Anwesen in den letzten Jahren von Grund auf renoviert. Sehr gemütlich, hinfort mit dem dunklen Fliesen der 80er Jahre, hell und einladend.
Doch von vorne.
Wir hatten reserviert und einen schönen Platz in der Sonne direkt an den Fenstern erhalten. Die Dame vom Service nahm unsere Getränke auf - nachdem wir eine gute Spanne Zeit bekamen, um die Getränkekarte zu studieren. Nicht wie andernorts, wenn schon der Getränkewunsch abgefragt wird, ohne dass der Gast die Zeit hatte, sich zu informieren, was es denn überhaupt gibt. Diese Unsitte führt dazu, dass der Gast die Standardgetränke ordert und im Preis vergleicht. Liebe Gastronomen, nehmt Euch am Gasthof Steiner ein Beispiel, lasst den Kunden die Chance, auch einen etwas umsatzträchtigeren Wein zu ordern. Oder einen Aperitif.
Neu ist, dass an Sonntagen nun auch immer ein besonders Angebot offeriert wird: ein Hauptgang zu 9,90 €, diesmal Hirschragout.
Wir entschieden uns gegen eine Vorspeise, da das Frühstück noch nicht so lange zurück lag und wählten wie folgt:
2 x Sauerbraten mit Apfelrotkohl und Coburger Klößen zu 13,20 €
1 x Rindfleisch mit Meerrettichsoße und Coburger Klößen zu 14,10 €
Für unsere Region durchaus stolze Preise. Aaaaber! Was dann kam, hat mir den Glauben daran zurück gegeben, dass im Coburger Umkreis noch ein guter Sauerbraten und ein absolut traumhafter "Meerch", wie in Coburg Rindfleisch mit Meerrettichsoße gennant wird, auf den Tisch kommt.
Fangen wir mit dem "Meerch" an, also mit meiner Portion. Der erste Eindruck: eine sehr homogene Soße, die Knödel so, wie ich sie liebe. Vom Sehen wird man nicht satt, die Gabel gleitet in das Fleisch (drei sehr großzügige Scheiben). Brust. Keine Semmerrolle aus dem Warmhaltebehälter. Ein Traum, weich, geschmackvoll, sofort als Rind zu erkennen. Leider ist es nicht mehr selbstverständlich in unserer Gegend, dass bei einem Rinderbraten auch noch ein Geschmack abseits des Verkochten dabei ist. Hier(!) ist das anders, es schmeckt wie Kindheit. Das ist gut 30 Jahre her, da stand Rinderbraten für etwas Besonderes.
Die Soße dazu sehr sämig, toller Geschmack nach dem Namensgeber: Meerrettich. Und der Koch hat den Spagat geschafft, die typischen Eigenschaften des Meerch-Geschmackes auf den Teller zu bringen, ohne dem Gast die Tränen in die Augen zu treiben. Nicht, dass ich nicht auf so etwas vorbereitet wäre, aber es stand ein komplett rundes Gericht vor mir.
Einfach toll, wenn ich Meerch will, komme ich künftig hierher.
Der Coburger Kloß. Nennen kann man viel so, aber leider wird diese Machart immer öfter den Fabriken überlassen. Schade, denn gerade ein guter Kloß adelt ein Gericht. Im "Steiner" steht ein Könner am Ofen, auch, was die Kartoffelspeise betrifft. Guter Geschmack nach Kartoffel, nicht nach Stärke. Fast buttrig, perfekt gegart, nicht verkocht. Und das Beste am Kloß: das Bröckele. Für nicht Coburger: im Inneren befindet sich ein kurz in Butter angebratenes, würfeliges Stückcken Brot. Eben das Bröckele. Ohne dieses ist ein Coburger Kloß nur ein Blender. Schön auch, dass hier ein dunkles Brot verwendet wird, so ist das Bröckele im Kloß zusätzlich ein Hingucker.
14,10 €, die besser kaum angelegt sein könnten. Die Preiselbeeren sind ein schöner optischer Punkt, klassisch serviert auf einer Scheibe Orange. Braucht man nicht unbedingt, die Preiselbeeren sind aber eine feine Sache, wenn es gilt, scharfe Geschmäcker schnell zu neutralisieren. Hier aber war das nicht nötig.
Sauerbraten, eine urfränkische Disziplin. Wenn das Fleisch nichts taugt, kann der beste Koch nicht zurande kommen. Wie oben erwähnt, war auch für den Sauerbraten das Fleisch ein Traum. Weich, reichlich, gut gebeizt, heiß. Fast hätte man damit kuscheln mögen. Die Soße selbst gezogen, keine dieser unsäglichen Fertigpampen, die dem Kunden immer öfter als "selbst gemacht" untergeschoben wird. Hier braucht sich der Koch dagegen nicht schämen, dass das Essen seine Handschrift hat. Perfekt. Die Klöße waren der gleichen Machart wie meine, daher sind diese ebenso gut angekommen.
Das Rotkraut. Nun, gerade hier in diesem Haus, habe ich eines der schrecklichsten gegessen. So viel Nelke daran, dass man es nicht essen konnte, wenn man kein Nelkenfetischist war. Das hat sich geändert, das Rotkraut (Blaukraut) ist nun eine fein aufeinander abgestimmte Speise, ein sehr feiner Geschmack nach Gänsefett (damit wird in Franken das Rotkraut kurz angebraten), sehr gut abgeschmeckt. Für mich als Rotkrauffan eine tolle Sache.
Wir wollten eigentlich bezahlen, als vom Haus folgender Gruß aus der Küche kam:
Eine tolle Schoko-Mousse mit frischen Pflaumenspalten links, eine Milchcreme mit Obstsoße und Kap-Stachelbeere mittig, sowie ein marinierter, frischer Obstsalat rechts. Ein schöner Abschluss für ein vorher schon mehr als gelungenes Mittagessen.
Kurz noch zur Peripherie:
Parkplätze finden sich am Haus, am Tag des Besuches ware eine Feier im Saal im ersten Stock, was aber auch hier kein Problem mit dem parken verursachte. Der Zutritt zu Hotel und Restaurant erfolgt barrierefrei. Aber dann... Wer im Rollstuhl kommt oder eine Gehbehinderung aufweist, der tut gut daran, dies bei der Tischreservierung zu äußern. Hier sind im "oberen" Bereich ein paar Tische, welche genutzt werden können. Allerdings sieht es mit den Toilette schlecht aus. Nein, sie sind nicht verschmutzt oder gar unbrauchbar - sie liegt im Keller, sind somit schlecht zu erreichen.
Mein Fazit: der Hotel-Gasthof Steiner hat sich in rasanter Geschwindigkeit entwickelt. Haben wir früher einen Bogen gemacht, so ist er nun ein direktes Ziel. Konstant, hochwertig, auf das Handwerkliche besonnen. So muss es sein. Gehen (fahren) Sie hin, überzeugen Sie sich selbst.
Der Gasthof Steiner in Großheirath besteht nunmehr schon seit dem 18. Jahrhundert. Seit 1850 in Familienbesitz, wurde das Anwesen in den letzten Jahren von Grund auf renoviert. Sehr gemütlich, hinfort mit dem dunklen Fliesen der 80er Jahre, hell und einladend.
Doch von vorne.
Wir hatten reserviert und einen schönen Platz in der Sonne direkt an den Fenstern erhalten. Die Dame vom Service nahm unsere Getränke auf - nachdem wir eine gute Spanne Zeit bekamen, um die Getränkekarte zu studieren. Nicht wie andernorts,... mehr lesen
Restaurant im Landhotel Steiner
Restaurant im Landhotel Steiner€-€€€Restaurant, Biergarten095657940Hauptstraße 5, 96269 Großheirath
5.0 stars -
"Rückbesinnung auf die handwerklichen Momente in der Küche" DerSilberneLoeffelDer Gasthof Steiner in Großheirath besteht nunmehr schon seit dem 18. Jahrhundert. Seit 1850 in Familienbesitz, wurde das Anwesen in den letzten Jahren von Grund auf renoviert. Sehr gemütlich, hinfort mit dem dunklen Fliesen der 80er Jahre, hell und einladend.
Doch von vorne.
Wir hatten reserviert und einen schönen Platz in der Sonne direkt an den Fenstern erhalten. Die Dame vom Service nahm unsere Getränke auf - nachdem wir eine gute Spanne Zeit bekamen, um die Getränkekarte zu studieren. Nicht wie andernorts,
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Restaurant im Landhotel Steiner
Besucht am 21.10.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 70 EUR
Dass das Essen im Landhotel Steiner nur noch Mittelmaß sein soll, das hat mir keine Ruhe gelassen. So kam es gelegen, dass eine gute Freundin zum Mahl in diesem Haus gerufen hat.
Recht zeitig - kurz vor 18.00 Uhr trafen wir an einem Freitag ein. Das Lokal war - leider - nur spärlich besetzt, was natürlich auch den Vorteil hat, dass der Geräuschpegel recht niedrig liegt. Nachdem bei dem ersten Essen der Biergarten noch angesagt war, haben wir in Anbetracht des fortgeschrittenen Jahres den Innenraum vorgezogen. Dieser wurde erst, wie scheinbar auch die meisten Teile des Hotels selbst, erst kürzlich aufwändig und mit viel Geschmack renoviert. Helle Farben, schöne Tischdekorationen, ordentliches Besteck mit Schnitt und ein uralter Bekannter: Die Holzfigur mit Laterne, die ich schon seit meiner Kindheit immer wieder hier bemerke. Eines der Dinge, die Konstante haben.
Nachdem wir getrennte Rechnungen haben, kann ich nur für meinen Teil die Preise nennen, die meiner Esspartnerin aus dem Gedächtnis als in-etwa-Werte.
Ich hatte:
1 Teinacher medium, 0,7 Liter - zu 5,80 €
1 Amuse - zu 0,00 € (Danke an die Küche, aber das wäre doch nicht nötig gewesen...)
1 Spezi 0,4 Liter - zu 3,20 €
1 Rumpsteak Pfeffer - zu 19,80 €
1 Duett von der Mousse - zu 5,90 €
Zu den Getränkepreise brauche ich nichts mehr sagen, diese sind wohl in Business-Hotels Standard. Auch wenn es mich stört, für einen Liter Wasser hochgerechnet schon fast die 10 € anzuschrammen. Grummeln im Bauch, aber trinken muss der Mensch.
Kurz nach der Aufgabe unserer Bestellung, kam das Amuse aus der Küche. Wie ich oben schon bemerkte: Das wäre nicht nötig gewesen! Warum? Nein, nicht, weil es so üppig war - es war reine Convinience. Schade, denn das restliche Essen an diesem Abend hob sich deutlich nach oben ab. Nun gut, so kamen also für jeden zwei Stück Tortellini verde mit Fleischfüllung. Dazu eine einfache Tomatensauce und etwas Parmesanstreifen. Geschmacklich waren diese fast neutral, wer z. B. die Dinger von Hilcona kennt, der weiß, von was ich rede. Liebe Köche, bitte macht doch einen einfachen Nudelteig, eine Fleischfarce und gebt Euch etwas Mühe mit der Sauce. So war das leider dem Ambiente und dem Anspruch dieses Hauses nicht gerecht. Egal, hat ja nichts gekostet. Falsch! Ist in der Kalkulation mit eingerechnet.
Nach einer Weile kamen unsere Speisen. Vorab die Salate, welche nun mit einem Senf-Orangen-Dressing benetzt wurden. Besser als das Rotkraut bei meinem letzten Besuch, frisch, schmackhaft und endlich mal eine Variante, die nicht hauptsächlich aus Sahne oder Joghurt besteht.
Gleichzeitig an den Tisch kamen das Wiener Schnitzel vom Kalb mit Bratkartoffeln meiner Begleitung und das Rumpsteak mit Pfeffersauce und dicken Pommes. Schnitzel und Bratkartoffel waren wohl ausnehmend gut, was mir durch das Schweigen und gelegentliche Knuspern von gegenüber gewahr wurde. Perfekte goldgelbe, gewellte Panierung, die Kartoffeln gut gewürzt - als I-Tüpfelchen hätte nur die Wiener Garnierung gefehlt. Aber, am Tisch hätte die sowieso niemand gegessen, also auch nicht vermisst. Knapp um die 12 Euro wurden dafür in die Liste gestellt, wenn ich mich recht erinnere.
Tja, das Thema Rumpsteak und medium. Wie oft schon war es blutig. Oder durch bis kurz vor "Schuhsohle". Oder einfach von minderer Qualität. Hier jedoch, hier wurde ich angenehm überrascht. Leider habe ich keinen Schnappschuss vom Anschnitt gefertigt, aber für mich war das Fleisch an diesem Abend nahe der Perfektion. Form, Faser, Gargrad, Geschmack, Größe. 200 g feinster Genuss. Dazu passend die Sauce, auch wenn meiner Ansicht nach etwas das Regal geholfen hat, das Ergebnis hat aber vollkommen überzeugt. Ganz toll: Das Fleisch hatte scheinbar auch Zeit zu ruhen, denn Fleischsaft war trotz des rosanen Kernes kaum auf dem Teller zu finden. Somit blieb der volle Geschmack im Fleisch.
Dazu die dicken Pommes. Knusprig außen, innen heiß, perfekt gewürzt. 19,80 € sind in unserer Region keine Kleinigkeit, aber die Küche hat für diesen Preis auch geliefert.
So gut geliefert, dass mir trotz Sättigung ein Nachtisch gefallen würde. Das Duett von Schokoladenmausse (hell/dunkel) sollte es sein. Kurze Zeit nach meiner Bestellung kam die Bedienung wieder an unseren Tisch und teilte mit, dass es "nur" weiße Mousse gäbe. Was solls, nehm´ ich. Serviert auf einem Schieferteller kamen zwei Nocken, etwas Saucen auf dem Teller, Orangenscheiben und eine geviertelte Feige. Mag manchen die Mousse zu fest sein, ich mag sie so. OK, der etwas "ledrige" Teil der Oberfläche hätte nicht sein müssen, hat den Geschmack jedoch nicht getrübt. Feigen in frischer Version, ich habe diese noch nie mit einem kräftigen Geschmack bekommen. Auch hier nicht, jedoch schön anzusehen.
Die Küche an diesem Abend war hervorragend, preislich zwar etwas höher als in einem "normalen" Lokal in der Umgebung, aber das Ambiente und die Qualität der Speisen haben an diesem Abend überzeugt. Wir kommen wieder. Demnächst...
Dass das Essen im Landhotel Steiner nur noch Mittelmaß sein soll, das hat mir keine Ruhe gelassen. So kam es gelegen, dass eine gute Freundin zum Mahl in diesem Haus gerufen hat.
Recht zeitig - kurz vor 18.00 Uhr trafen wir an einem Freitag ein. Das Lokal war - leider - nur spärlich besetzt, was natürlich auch den Vorteil hat, dass der Geräuschpegel recht niedrig liegt. Nachdem bei dem ersten Essen der Biergarten noch angesagt war, haben wir in Anbetracht... mehr lesen
Restaurant im Landhotel Steiner
Restaurant im Landhotel Steiner€-€€€Restaurant, Biergarten095657940Hauptstraße 5, 96269 Großheirath
5.0 stars -
"Einmal ist keinmal - der Nachtest" DerSilberneLoeffelDass das Essen im Landhotel Steiner nur noch Mittelmaß sein soll, das hat mir keine Ruhe gelassen. So kam es gelegen, dass eine gute Freundin zum Mahl in diesem Haus gerufen hat.
Recht zeitig - kurz vor 18.00 Uhr trafen wir an einem Freitag ein. Das Lokal war - leider - nur spärlich besetzt, was natürlich auch den Vorteil hat, dass der Geräuschpegel recht niedrig liegt. Nachdem bei dem ersten Essen der Biergarten noch angesagt war, haben wir in Anbetracht
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Wir hatten reserviert und einen schönen Platz in der Sonne direkt an den Fenstern erhalten. Die Dame vom Service nahm unsere Getränke auf - nachdem wir eine gute Spanne Zeit bekamen, um die Getränkekarte zu studieren. Nicht wie andernorts, wenn schon der Getränkewunsch abgefragt wird, ohne dass der Gast die Zeit hatte, sich zu informieren, was es denn überhaupt gibt. Diese Unsitte führt dazu, dass der Gast die Standardgetränke ordert und im Preis vergleicht. Liebe Gastronomen, nehmt Euch am Gasthof Steiner ein Beispiel, lasst den Kunden die Chance, auch einen etwas umsatzträchtigeren Wein zu ordern. Oder einen Aperitif.
Neu ist, dass an Sonntagen nun auch immer ein besonders Angebot offeriert wird: ein Hauptgang zu 9,90 €, diesmal Hirschragout.
Wir entschieden uns gegen eine Vorspeise, da das Frühstück noch nicht so lange zurück lag und wählten wie folgt:
2 x Sauerbraten mit Apfelrotkohl und Coburger Klößen zu 13,20 €
1 x Rindfleisch mit Meerrettichsoße und Coburger Klößen zu 14,10 €
Für unsere Region durchaus stolze Preise. Aaaaber! Was dann kam, hat mir den Glauben daran zurück gegeben, dass im Coburger Umkreis noch ein guter Sauerbraten und ein absolut traumhafter "Meerch", wie in Coburg Rindfleisch mit Meerrettichsoße gennant wird, auf den Tisch kommt.
Fangen wir mit dem "Meerch" an, also mit meiner Portion. Der erste Eindruck: eine sehr homogene Soße, die Knödel so, wie ich sie liebe. Vom Sehen wird man nicht satt, die Gabel gleitet in das Fleisch (drei sehr großzügige Scheiben). Brust. Keine Semmerrolle aus dem Warmhaltebehälter. Ein Traum, weich, geschmackvoll, sofort als Rind zu erkennen. Leider ist es nicht mehr selbstverständlich in unserer Gegend, dass bei einem Rinderbraten auch noch ein Geschmack abseits des Verkochten dabei ist. Hier(!) ist das anders, es schmeckt wie Kindheit. Das ist gut 30 Jahre her, da stand Rinderbraten für etwas Besonderes.
Die Soße dazu sehr sämig, toller Geschmack nach dem Namensgeber: Meerrettich. Und der Koch hat den Spagat geschafft, die typischen Eigenschaften des Meerch-Geschmackes auf den Teller zu bringen, ohne dem Gast die Tränen in die Augen zu treiben. Nicht, dass ich nicht auf so etwas vorbereitet wäre, aber es stand ein komplett rundes Gericht vor mir.
Einfach toll, wenn ich Meerch will, komme ich künftig hierher.
Der Coburger Kloß. Nennen kann man viel so, aber leider wird diese Machart immer öfter den Fabriken überlassen. Schade, denn gerade ein guter Kloß adelt ein Gericht. Im "Steiner" steht ein Könner am Ofen, auch, was die Kartoffelspeise betrifft. Guter Geschmack nach Kartoffel, nicht nach Stärke. Fast buttrig, perfekt gegart, nicht verkocht. Und das Beste am Kloß: das Bröckele. Für nicht Coburger: im Inneren befindet sich ein kurz in Butter angebratenes, würfeliges Stückcken Brot. Eben das Bröckele. Ohne dieses ist ein Coburger Kloß nur ein Blender. Schön auch, dass hier ein dunkles Brot verwendet wird, so ist das Bröckele im Kloß zusätzlich ein Hingucker.
14,10 €, die besser kaum angelegt sein könnten. Die Preiselbeeren sind ein schöner optischer Punkt, klassisch serviert auf einer Scheibe Orange. Braucht man nicht unbedingt, die Preiselbeeren sind aber eine feine Sache, wenn es gilt, scharfe Geschmäcker schnell zu neutralisieren. Hier aber war das nicht nötig.
Sauerbraten, eine urfränkische Disziplin. Wenn das Fleisch nichts taugt, kann der beste Koch nicht zurande kommen. Wie oben erwähnt, war auch für den Sauerbraten das Fleisch ein Traum. Weich, reichlich, gut gebeizt, heiß. Fast hätte man damit kuscheln mögen. Die Soße selbst gezogen, keine dieser unsäglichen Fertigpampen, die dem Kunden immer öfter als "selbst gemacht" untergeschoben wird. Hier braucht sich der Koch dagegen nicht schämen, dass das Essen seine Handschrift hat. Perfekt. Die Klöße waren der gleichen Machart wie meine, daher sind diese ebenso gut angekommen.
Das Rotkraut. Nun, gerade hier in diesem Haus, habe ich eines der schrecklichsten gegessen. So viel Nelke daran, dass man es nicht essen konnte, wenn man kein Nelkenfetischist war. Das hat sich geändert, das Rotkraut (Blaukraut) ist nun eine fein aufeinander abgestimmte Speise, ein sehr feiner Geschmack nach Gänsefett (damit wird in Franken das Rotkraut kurz angebraten), sehr gut abgeschmeckt. Für mich als Rotkrauffan eine tolle Sache.
Wir wollten eigentlich bezahlen, als vom Haus folgender Gruß aus der Küche kam:
Eine tolle Schoko-Mousse mit frischen Pflaumenspalten links, eine Milchcreme mit Obstsoße und Kap-Stachelbeere mittig, sowie ein marinierter, frischer Obstsalat rechts. Ein schöner Abschluss für ein vorher schon mehr als gelungenes Mittagessen.
Kurz noch zur Peripherie:
Parkplätze finden sich am Haus, am Tag des Besuches ware eine Feier im Saal im ersten Stock, was aber auch hier kein Problem mit dem parken verursachte. Der Zutritt zu Hotel und Restaurant erfolgt barrierefrei. Aber dann... Wer im Rollstuhl kommt oder eine Gehbehinderung aufweist, der tut gut daran, dies bei der Tischreservierung zu äußern. Hier sind im "oberen" Bereich ein paar Tische, welche genutzt werden können. Allerdings sieht es mit den Toilette schlecht aus. Nein, sie sind nicht verschmutzt oder gar unbrauchbar - sie liegt im Keller, sind somit schlecht zu erreichen.
Mein Fazit: der Hotel-Gasthof Steiner hat sich in rasanter Geschwindigkeit entwickelt. Haben wir früher einen Bogen gemacht, so ist er nun ein direktes Ziel. Konstant, hochwertig, auf das Handwerkliche besonnen. So muss es sein. Gehen (fahren) Sie hin, überzeugen Sie sich selbst.