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Im Vorfeld hatte ich schon recherchiert, welches Restaurant in der Nähe meines Hotels in Frage kommen könnte. Griechisch, italienisch, gut bürgerlich sollte es möglichst nicht sein, sondern etwas, was ich hier bei mir in der Nähe nicht habe. Und so stieß ich auf das syrische Restaurant Al Dar in Bahnhofsnähe.
Die Informationen auf der Homepage waren vielversprechend: „raffinierte, exquisite syrische Küche in einem einmaligen Ambiente“. Das hörte sich doch gut an.
Das Restaurant war schnell gefunden. Schon die Frontseite wirkte sehr ansprechend und gepflegt auf mich. Der Eingang liegt jedoch nicht an der Straßenseite, man geht rechts neben dem Gebäude einen gepflasterten Weg entlang, der auf einen schön gestalteten Innenhof mit Blumenbänken und –kübeln führt.
Hier gibt es keine Firmen-Sonnenschirme, sondern weiße Sonnensegel spenden Schatten. Dieser Hof ist im Sommer sehr idyllisch zum Sitzen.
Mir war es schon ein bisschen zu kühl, um draußen zu sitzen, so stieg ich links die Treppe hoch, die ins Innere führt. Die beiden Gasträume ein Anblick mit Wow-Effekt!
Orientalisches Ambiente
Die Innenräume wurden von dem Braunschweiger Künstler Christian Hellwig gestaltet. Ihm „ist es gelungen, traditionell syrische Einflüsse und postmoderne Elemente raffiniert und detailverliebt zu verbinden und so eine Brücke zwischen Morgen- und Abendland zu schlagen.“ (Homepage)
In den zweiten tiefer gelegenen Gastraum gelangt man direkt über einige Stufen. Hier waren die Tische zusammengestellt für eine Feier am Abend.
Die weinrot gepolsterten braunen Stühle fügen sich mit den fein eingedeckten Tischen harmonisch in das Gestaltungs-Gesamtkonzept ein.
Mehrere Tische sind an diesem späten Nachmittag schon besetzt. Ein freundlich lächelnder junger Servicemann hatte mich schon im Eingangsbereich mit netten Worten empfangen und führte mich an einen der freien Tische.
Er überreichte mir die schon geöffnete Speisekarte und ich bestellte sofort eine alkoholfreie Schneider Weiße für 4,10 €. Klar, passend zu allen Gerichten aus der syrischen Küche!
Doch dann begann meine Rätselraterei. Was nehme ich? Alles klang verlockend und interessant.
Der Schwerpunkt der Küche liegt auf Lammgerichten in unterschiedlichsten Variationen, bei den kalten und warmen Mazza (Vorspeisen) gibt es ebenfalls ein vielfältiges Angebot.
Ich entschied mich für
TABULEH - Typisch orientalischer Salat aus Petersilie, Tomate, fein gehackter Zwiebel und Bulgur. Mit frischer Pfefferminze, Zitronensaft und Olivenöl. (6,75 €)
LAHMEH-SINIAH (15,90 €)
Gehacktes Lammfleisch im Ofen gegrillt, sautiertes Gemüse, gereicht mit Tomaten-Paprika-Sauce, gereicht mit Reis oder auf Wunsch mit gebratenen Kartoffeln nach arabischer Art.
Als Beilage wählte ich „gebratene Kartoffeln nach arabischer Art“. Salat und Lammgericht sollten zusammen serviert werden.
Einen Gruß aus der Küche gab es leider nicht, hatte ich aber irgendwie erwartet.
Nach angenehmer Wartezeit mit leiser arabischer/orientalischer Musik im Hintergrund kamen die beiden Gerichte wie gewünscht gleichzeitig zu mir. Optisch sah das ein wenig lieblos aus, wobei ich natürlich keine syrischen Balsamico-Gemälde auf dem Tellerrand erwartet habe.
Tabuleh-Salat
Der Salat sah insgesamt überhaupt nicht so aus, wie ich Tabuleh kenne. Von Bulgur keine Spur zu sehen, nur wenige Tomatenstücke und etwas mehr Zwiebelstückchen, dafür jede Menge relativ grob gehackter Petersilie. Erster Geschmackstest: Es schmeckte nach Petersilie! Mehr nicht! Die nur grob gehackte Petersilie war schwer zu kauen. Minze war nur in Ansätzen erschmeckbar, auch mit Zitrone war deutlich gespart worden. Das Ausdrücken der zwei halben Zitronenscheiben und das Nachwürzen mit etwas Salz und Pfeffer halfen nur bedingt weiter. Immerhin kam durch das Vermischen etwas Bulgur auf dem Tellerboden zum Vorschein. In diesem Mischungsverhältnis der Zutaten war das schon mal gar nicht „typisch syrisch“ und auch nicht vom Geschmack. „Exquisit“ war das bestimmt nicht!
Gehacktes Lammfleisch im Ofen gegrillt
Beim Hauptgericht probierte ich zunächst die „gebratenen Kartoffeln nach arabischer Art“. Gebraten waren die dünnen Kartoffelscheiben ganz sicher nicht, sondern in der Fritteuse ausgebacken. Dadurch sehr knusprig, innen weich, mit gutem Kartoffelgeschmack, und ungewürzt. Das belanglose Trockengewürz diente wohl nur zur Deko. Gut geschmeckt haben sie auf jeden Fall.
Das unter der Sauce liegende Lammhack in Scheibenform war sehr gut gewürzt, irgendeine bestimmte Geschmackskomponente konnte ich nicht herausschmecken. „Unsere arabische Würzmischung nach Art des Hauses“, sagte der Servicemann auf Nachfrage. Die recht große Fleischscheibe war allerdings ein wenig zu fest geraten. Die Tomaten-Paprika-Sauce mit leicht süßlicher und angenehmer Schärfe passte sehr gut zum Fleisch und auch zum sautierten Gemüse, das in Teilen etwas zu viel Zeit in der Pfanne verbracht hatte, sprich, für mich nicht knackig genug war.
Syrisches Fladenbrot
Als ich etwa die Hälfte gegessen hatte, kam der junge Mann mit einem Korb voll dünnem, in Viertel gefaltetem Fladenbrot und stellte ihn mit den Worten „Falls Sie noch mehr Hunger haben sollten“ auf den Tisch. Das hätte er auch bleiben lassen können. Die Fladen waren kalt, etwas latschig und ziemlich geschmacklos.
Fazit:
Sehr schönes orientalisches Ambiente, zuvorkommender, freundlicher Service, reichhaltige Portionen, der Tabuleh-Salat und das Fladenbrot ein Reinfall, das Hauptgericht mit Zutaten von guter Qualität, aber eine orientalische Gaumenfreude war das noch nicht.