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Die folgenden 10 Kilometer sollten uns nach Bacharach führen, eigentlich keine adäquate Tagesetappe, aber in Bacharach wollten wir etwas früher sein, um die VDP Weingüter Toni Jost und Bastian zu besuchen, beide mitten in Bacharach gelegen. Das dritte VDP Weingut von Bacharach, Ratzenberger, liegt im Ortsteil Steeg im Seitental 3 Kilometer vom Rhein weg und war zu Fuß nicht zu erreichen. Herr Ratzenberger würde uns aber am Abend noch sehr viel Freude bereiten, soviel sei vorweg genommen.
Einquartiert hatten wir uns in einer Pension, dem Winzerhaus Bacharach, dass als Unterkunft vom Wanderverband zertifiziert ist und schon im Seitental liegend nicht mehr von der Bahnlinie und ihrem Lärm tangiert wird. Somit waren wir frei, uns am Abend eine Einkehr suchen zu können in Bacharach. Ist natürlich an einem Montagabend ein manchmal schwieriges Unterfangen, dennoch fand sich was. Wieder stützten wir uns auf einen Vorbesuch der Kollegin PetraIO und wählten das Restaurant Stübers im Rhein Hotel Bacharach als Ziel für das Abendessen.
Gegen 18 Uhr standen wir vor dem eindrucksvollen Hotelgebäude direkt am Stadttor zum Rhein und der Stadtmauer. Bacharach war sehr gut gefüllt mit Touristen, die alle für den Montagabend eine Einkehr suchten, gut das wir reserviert hatten. Etliche potentielle Gäste, die nach uns kamen, wurden abgewiesen, weil alle Tische innen und außen besetzt waren. Wir hatten um einen Tisch draußen gebeten bei passenden Wetter. Das war so, und wir wurden auf die Terrasse gebeten, halb wie ein Wintergarten geschlossen.
Halb offen auf der Stadtmauerkrone, in Höhe der Bahnlinie 5 Meter neben uns.
Über uns ein großer Kiwi Busch, voll mit reifen Früchten, wir naschten unentdeckt.
Das war schon mal ein wunderschönes Ambiente! Nur eben leider mit in 10 Minütigem Rhythmus durchfahrenden Zügen 5 Meter gefühlt direkt neben uns. Train Spotter würde man gar nicht mehr weg kriegen, wir waren froh, dass unsere Pension im Tal nach Steeg raus lag. Eine Dame aus dem Service führte uns an unseren Platz, und überreichte uns die Karten. Eine Flasche Wasser wurde bestellt, kein Aperitif, wir wollten uns Wein bestellen. Die Karten lassen sich auf der HP des Hotels einsehen.
Familie Stüber führt ein anspruchsvoll gestaltetes Hotel und auch in der Küche herrschen hohe Ansprüche an die Qualität der Speisen. Wie schon gestern im Weinbergschlösschen machte schon alleine das Blättern in der Karte viel Freude und eine Auswahl fiel schwer. Zuerst aber wurde ein Wein bestellt, vom WG Ratzenberger, ich hatte es ja schon angekündigt.
ein Riesling trocken, was sonst, aus der VDP klassifizierten großen Lage Steeger Jost, Jahrgang 2011.
49 EUR rief die Karte für ein großes Gewächs aus dem Jahr 2011 auf! Ach, ich würde manchen Sommelier hier bei uns im Münsterland gerne mal die Weinkarten der Restaurants in Weinanbaugebieten zeigen und Tränen des Unglücks weinen! Aber sie lassen sich ja eh nicht erweichen! Uns wurde ein großartiger Riesling präsentiert, der uns den den ganzen Abend über große Freude bereitete! Mit dem Wein kam Brot an den Tisch.
Dann mal zum Essen kommen nach dem ganzen Vorweg-Geplänkel. Wie gesagt, die Karten lassen sich auf der HP einsehen, und was man erblickt, macht große Freude. Kreative, regionale und saisonale Küche, die aber offen genug bleibt für allerlei Zutaten aus dem Rest der Welt. Das würde sehr schwer werden, aber nach einiger Zeit hatten wir uns geeinigt auf folgende Speisen. Vorweg für meine Frau "Vorspeisenplatte Leckeres vom Mittelrhein „William Turner“
Darauf laut Karte Steeger Hinkelsdreck mit Riesling-Traubengelee (großartige Pastete!), Sushi und Mousse von der geräucherten Wisper-Lachsforelle mit Rote-Bete-Meerrettich, Salami von der Mittelrheinziege und Mediterrheines Vitello Tonnato „Wisperwind“. Verlockender Anblick und meine Frau lobte insbesondere den Fisch. Einen kleinen Teil meiner Vorspeise hatte meine Frau auch auf ihrer Vorspeise. Ich hatte mir „Wisperwind“ Mediterrheines Vitello Tonnato bestellt.
Frischlingsrücken, sieben Stunden bei Niedertemperatur gegart, mit Crème von der geräucherten Wisperforelle, Kaviar vom Bachsaibling, Wildkräuter mit Mittelrheinkirsch-Balsamico und Olivenöl informierte mich die Karte über die Zutaten auf meiner Schieferplatte. Äußerst zartes Fleisch vom Wildschwein durfte ich kosten, mit einer Creme aus Räucherforelle und tatsächlich gutem Kaviar. Dazu ein sehr frischer Kräutersalat mit passend abgeschmeckter Vinaigrette. Die Küche von Andreas Stüber hatte uns einen tollen Einstand in das Abendessen beschert. So durfte sich das gerne fortsetzen. Für meine Frau ging es weiter mit Bacharacher Rieslingbraten à la Clemens Brentano
In Riesling eingelegte und 15 Stunden bei 80°C geschmorte Schulter vom Hunsrücker Rind mit Rieslingrahmsoße, dazu handgeschabte und gebackene Brennnesselsamen-Spätzle hatte die Karte meine Frau informiert. Spätzle, sehr exotisch aromatisiert, da kann die Schwäbin nicht widerstehen und bestellt sich das, auch wenn sie schon 15 Jahre im Norden lebt. Butterzartes Fleisch mit einer guten Sauce machten sie außerdem glücklich, auch der Hauptgang meiner Frau ein wirklich Guter! Bei mir ging es weiter mit Coq au Riesling
gebratene Brust von der Freilandpoularde mit frischen gebratenen, Kräuterseitlingen und Austernpilzen in Rieslingsauce gab es für mich. Die Brust im Supreme Schnitt mit Knochen lag in einem Pfännchen auf der Sauce mit den Pilzen und Zwiebeln. Zu dieser sehr guten Sauce und dem zarten Geflügel a part noch
gebackene Kartoffel-Laugenbrezelklöße, die sich natürlich sehr gut mir der Sauce vertrugen. Auch ich war sehr glücklich mit meiner Hauptspeisenwahl. Und weil wir im Gegensatz zum vergangenen Abend in Oberheimbach nur zwei Gänge bisher verspeist hatten, ging noch was aus der Abteilung Dessert. Meine Frau orderte Dessertvariation III
Sorbet von Riesling und schwarzem Johannisbeermark, Parfait von Trester, Honig, Limetten und grünem Pfeffer und dunkle Mousse aus Schokolade mit 85% Kakao verriet uns die Karte, mehr müsste man eigentlich gar nicht sagen, außer dem Hinweis, das eine Mousse ohne Zuckerzugabe (unsere Vermutung) ein Knaller ist! Ich war eine Position weiter oben fündig geworden, demzufolge Dessertvariation II Feuer und Eis für mich.
Crème brûlée mit Madagascar-Vanille und Sorbet von Himbeeren, Spitzpaprika und Chili auf Baumkuchen waren auf meiner Schieferplatte angerichtet. Perfekte CB, ohne was drauf! Ganz wichtig! Kühle Creme, heiße, knackende Kruste, so einfach ist das, und doch so schwer für sehr viele Küchen! Auch ich war glücklich mit meinem Dessert. Wir hatten alles in allem drei äußerst gute Gänge vom Küchenteam serviert bekommen.
Ähnlich gut agierte auch der Service, wir waren immer im Blick, alle Wünsche konnten sofort geäußert werden und alles wurde wie gewünscht umgesetzt. Dabei war immer ein Lächeln auf den Lippen, auch wenn es stressig wurde. Gute Leistung!
Kann ich also zum Fazit kommen. Andreas Stüber, seine Familie und sein Hotel und Restaurant Team kochen eine kreative saisonale und regionale Küche, die sich ohne Scheuklappen in der restlichen Welt nach Zutaten umschaut, die diese Küche noch besser machen. Das Ganze ist dann handwerklich, bei uns zumindest, beeindruckend gut umgesetzt worden. Chapeau! Sind wir mal wieder in Bacharach, wir wissen wo wir essen werden! Dann stören auch die Züge nur noch ganz wenig!