Elements · Restaurant
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Königsbrücker Straße 96, 01099 Dresden
Restaurant Loungebar Sternerestaurant
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GastroGuide-User: Kupfertopf
Kupfertopf hat Elements · Restaurant in 01099 Dresden bewertet.
vor 10 Jahren
"Sterneküche ohne Gimmicks und mit unorthodoxen Ideen in lockerem Ambiente"
Verifiziert

Geschrieben am 21.04.2015 | Aktualisiert am 22.04.2015
Besucht am 26.03.2015
Das Elements huldigt der Elementlehre und den Geschmacksrichtungen. Als Gast kann man sich damit beschäftigen, aber das Essen schmeckt auch so.


Ambiente
Restaurant, Deli und Lounge in einer ehemaligen Werkhalle haben großzügige Raumdimensionen. Im Restaurant ist bis zum freigelegten weiß lasierten Dachstuhl alles frei. Die Wände teils verputzt, teils nicht. Die Fensterfronten sind riesig, der Holzfussboden sieht gebraucht aus. Eine riesige Bar steht an der Seite.
Tische und Stühle sind etwas reichlicher dimensioniert als üblich. Die Tischabstände auch. Tischdecken und Stores kommen in der Elementlehre nicht vor.
Weiße Stoffservietten sind selbstverständlich. Das alte Silberbesteck mit seinem warmen Glanz fanden wir Klasse.
 
Service
Der Service von drei jungen Leuten – zwei männlich, eine weiblich - war umsorgend, aber einerseits etwas zerstreut (Der gewünschte Beilagenwechsel wurde vergessen: Huch, das ist verkehrt), aber auch mal etwas empathiefrei beim Einsetzen der Teller und Aufsagen der Gerichte. Bloß schnell wieder weg vom Gast. Die Servicekleidung Karohemden - mit einheitlichem Muster -, und Jeans und Turnschuhen steht wohl konzeptionell für Ungezwungenheit, könnte aber als Entschuldigung dienen, falls etwas nicht klappt. Der Schein ist lockerer als das Sein.
Ent- und Bemantelung klappten akkurat. Kaum gesessen, wurde uns wie im Flugzeug ein großer Getränkewagen zur Wahl der Aperitifs an den Tisch gerollt. Ports, Sherrys und so weiter. Nach einer Plauderei nahmen wir einen trockenen Sherry Manzanilla 5,5 EUR und einen Rivarose  0,1 l - 6 EUR. Der Rivarose leider schon etwas länger offen, Das pizzicato war schon weg,
Ob beim getränkeausschenkenden  Service eine Sommelierausbildung mitschwang, konnten wir nicht ergründen. Die Worte waren blumig genug.
 
Die Getränkekarte ist mit reichlich Weinen - speziell auch deutscher Provenienz - bestückt. Das Preisniveau ist erstaunlich moderat. Leider hält der Weinkellerbestücker nur wenig von Italien, von dort war nichts Bemerkenswertes für uns als Italienliebhaber dabei.
Es gibt nur sehr wenige offene Weine. Ich nahm einen süffigen Weißburgunder 0,1l -3,9 EUR- und einen vollbusigen südafrikanischen Syrah 0,1 l -3,9 EUR Damit habe ich keinen Fehler gemacht.
 
Anfangs kamen fluffiges Brot mit zweierlei Dip und Olivenöl sowie der kleine und feine Küchengruss mit Scheiben vom Landschwein. Hier beschrieb der Service noch boretanische Zwiebeln. Das halte ich für eine unpassende Übersetzung der cipolle borrettane. Geschmacklich gab es aber nichts auszusetzen.
 
Anlässlich der Kochsternstunden (im März jeden Jahres eine Marketingaktion Dresdner Gastronomen) nahm meine Frau das fünfgängige KSS-Menü – 55 EUR-, welches auch eine Reminiszenz an fünf Jahre "Elements" und eine Variation der Speisekartenklassiker war.
Die fünf Jahre waren so erfolgreich, daß der Küchenchef Stephan Mießner im Herbst letzten Jahres einen Michelinstern bekam.
Ergänzend nahm ich drei Gerichte aus der Karte.
 
Einer besonderen Erwähnung bedarf die Getränkebegleitung - summa 25 EUR - für das Kochsternstundenmenü, welches unorthodoxe Getränkeempfehlungen anbot.
 
Der Auftakt war  Bitter - Zitrus, Salat, Erdnuss, Joghurt / Getränk: Griechischer Bergtee Orange-Bio.
Optisch ein Hingucker. Der Salat war wunderbar mit Marinade durchzogen. Alles ergab eine geschmackliche Kompaktheit. Bei dem mit blumigen Worten eingeschenkten Bergtee verzogen sich erst unsere Mundwinkel ins Spöttische, aber gefehlt. Die Kräuter-Zitrus-Note des Tees passte wunderbar komplementär zum Salat. So geht´s auch.
 
Der nächste Gang war ein Appetitanreger: Umami - Rind, Pilze, Tee / Getränk: Pineau des Charentes
In zwei Schälchen serviert: eine würzige klare Brühe und ein Art Pilzragout . Erst aßen wir es getrennt, dann machten wir eine Brühe mit Einlage daraus. Ein Gedicht.
Klar, der kräftig-würzige Pineau de Charentes kann hier voll mithalten. Sehr passendes Getränk.
 
Der Zwischengang Süß - Rote Beete, Zwiebel, Ziegenfrischkäse / Getränk: Riesling von JJ.J. Prüm war eine Art heiße Rote-Beete-Tart mit einer aufgelegten Eiskugel vom Ziegenfrischkäse. Schön anzusehen. Aber das Eis schmilz schneller als gedacht und es bleibt eine lauwarme Ziegenkäsecreme übrig, die dann nicht mehr so fein schmeckt. War nicht so doll. Habe vor Missmut auch gleich versäumt, es zu fotografieren.
Die volle Frucht des Riesling (Kabinett!) brachte erstaunlich wenig Süße mit, passte super und rettete den Gesamteindruck.
 
Der Hauptgang hieß so, er war aber naturellement  nicht versalzen: Salzig - Waguy, BBQ, Sellerie, Kartoffel / Getränk. IPA Foundation wurde spannend erwartet.
Das Waguy-Stück verschwand etwas unter einer dicken Sauce (BBQ?), war ansonsten aber im Biss sehr angenehm und zerging im Mund. Vielleicht wäre eine Präsentation mit Herausarbeitung der Fleischmaserung besser gewesen (?) Die Beilagen sehr würzig, kräftig mariniert.
Das stark bitter-fruchtig-würzige Pale Ale - eigentlich Bavarian Pale Ale -ist ein idealer Begleiter für starken Geschmack. Sehr gelungen.
 
Die Nachspeise Sauer - Rhabarber, Vanille / Getränk: Geiger Prisecco Cuveé Nr. 09 war zum Glück nicht nur sauer.
Alles schön rund. Ein willkommener Abschluß. Die Konsistenz des Rhabarber unglaublich angenehm. Der Prisecco No. 9 von Geiger- eine alkoholfreie Saftcuveé mit Gwürzen und Kohlensäure - war ein durchaus passender  Begleiter zum Dessert, aber nachordern würde ich ihn nicht.
 
Meine drei Gänge kamen zeitgleich mit Gang eins, vier und fünf des Kochsternstundenmenüs.
 
Ostsee Aal geräuchert, gebackene Bete, Gurken - Ketschup und Sauerteig - 16 EUR -
Ein sehr starker Auftakt. Feinst geräucherter Aal und die gebackene, marinierte  - weiße - Beete harmonierten in Biss und Aromenergänzung. Die vielen kleinen Dekoartikel waren ein Anklang an den Frühling.
 
Doch! Das geht wirklich zusammen: Geschmorter Ochsenschwanz & Pulpo, und Topinambur, Zwiebelcreme, Bohne und Chorizo - 25 EUR -
Der Ochsenschanz kam als Ragout vom geschmortem und dann ausgelösten Fleisch. Purer Geschmack. Der Pulpo war optisch etwas unerwartet schwarz, was wohl von einer starken Röstung kurz vor dem Verbrennen herrührte. Ich hoffe, diese Verfremdung sollte so sein. Der Biss des Pulpo war aber hervorragend und der Geschmack war trotz der Fremdheit kongruent zum Fleisch des Rindendteiles.
 
Meine Nachspeise war nach unser beider Urteil die bessere: Mango, Basilikumsorbet, Kokoscreme & grüne Mango  9 EUR Die schmelzige Eiscreme war toll. Gelbes Mangofleisch und grüne Zesten aus der mangoschale. Das Herausschneiden aus der Schale ist wahrscheinlich eine Heidenarbeit, aber hier hat sich jede Mühe gelohnt. Vom Feinsten. Wenn wieder Mangozeit ist, mache ich zuhause ein Plagiat.
 
Vor der Rechnung kam ein Schokotrüffelteller zur Auswahl. Der Koch kam übrigens nicht.
 
Fazit: Essen toll mit unorthodoxen Ideen, unprätentiöses Ambiente, Service sollte an die Küchenspitzenleistung aufschließen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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