1 Bewertung
"TdM – hohe Ambitionen für die Visitenkarte – bei unserem Besuch nur mäßig umgesetzt"
Geschrieben am 19.03.2018 2018-03-19 | Aktualisiert am 19.03.2018

"Teilnehmer der tour de menu vom 20. März bis 14. April 2019"
Geschrieben am 05.03.2019 2019-03-05 | Aktualisiert am 05.03.2019

Gewinner soll der Kunde sein, der die kulinarische Visitenkarte wahrnimmt.
Häufig finden sich daher auch Hotel-Restaurants im Feld der Wettbewerber: Das Aqua gehört zum Melia-Hotel am Hofgarten. Folgende Menüfolge wird in das Rennen geschickt.
Das spricht uns an und wir reservieren für zwei Pärchen. Um 18:30 treffen wir ein. Der Speiseraum ist großzügig dimensioniert, da er ja als Frühstücksraum für die Hotelgäste dient. Jetzt am Abend sind die zwei Tischreihen an der Fensterfront hübsch eingedeckt.
Einige platzierte Tour-de-Menu Karten deuten an, dass mit uns etwa 20 Gäste das Menü nehmen werden. Weiter sind noch 15 „a la Carte“ Gäste anwesend – die Hotelbarbesucher vernachlässigen wir. Für die anwesenden drei bis vier Servicekräfte soll das keine Herausforderung sein.
Wir werden freundlich an unseren Platz geführt und die Getränkekarten werden gereicht. Für den Ablauf kommt der Hinweis, dass wir uns nur noch zwischen den Hauptgerichten entscheiden müssen.
Kurze Zeit später wird der Getränkewunsch abgefragt und auch prompt umgesetzt.
Das bestellte Glas Wein kommt aus einer frisch geöffneten Flasche und ein Schluck zur Probe wird angeboten – für den Kolleggen ist alles OK.
Mit geliefert werden Scheiben von Aufback-Baguette, allerdings kalt, mit zwei fluffigen Butterbällchen in den Geschmacksrichtungen Curry (gelb) & Tandori (rosa). Beides sehr nett – wobei Curry für mich gewinnt, da es intensiver würzig ist.
Die Speisenwahl fällt auf drei Mal Fleisch und einmal Fisch. Nach kurzweiligem Plaudern kommt der Gruß aus der Küche. Gut angebratene Tofu-Würfel mit Tomate auf einem Bett aus Algen. Der Tofu ist einwandfrei und die salzigen „Algen-Fäden“ geben frische. Ein hübscher Auftakt.
Die Gäste der anderen Tische treffen nach und nach ein. Ab jetzt haben wir merkliche Längen zwischen den Gängen. Der überwiegend junge Service, immer freundlich und zuvorkommend, den man für diesem Sonntag-Abend abkommandiert hat, muss sich die Erfahrung und Koordination untereinander noch aneignen – das geht miteinander geschmeidiger.
Der erste Gang macht das sofort vergessen. In einem angewärmten Teller wird eine Ravioli mit Füllung von der Gernele und Jakobsmuschel geliefert. Dazu ein Mandel-Schäumchen als Soße.
Hier passt alles – Nudelteig als Basis mit dem Geschmack der Meeresfrüchte und super ergänzt durch die Mandelsoße als verbindendes Element. Es strahlen 4 zufriedene Gesichter und wir müssen uns zurückhalten die Schälchen auszulecken.
Die Wartezeit zum zweiten Gang ist schon deutlich. Das Paprikasüppchen erreicht uns gegen 20 Uhr. Die pessimistische Hochrechnung auf unserer Seite sieht uns das Restaurant nicht vor Mitternacht verlassen.
Auch hier sind die Gedanken mit dem ersten Löffel wie weggeblasen. Die säuerliche Paprikacreme-Suppe mit süßen Würfeln von der Birne sind schon ein Genuss – und wie die Erfahrung zeigt, wird Birne durch Edelschimmelkäse perfekt ergänzt.
Wir vier fühlen uns sofort an die Gorgonzola-Birne aus „Der Ente“ erinnert: http://www.gastroguide.de/restaurant/75953/die-ente/duesseldorf/
Alles Bombe - die Erwartungen an den Hauptgang sind geschürt! Die Nachfrage des Service, ob alles geschmeckt hat wird einstimmig bejaht.
Leider kann die Wartezeit zum Hauptgang nicht mehr als Spannungsbogen gewertet werden. Wir vermuten schon, dass man uns mit den später gekommenen TdM-Gästen in der Speisenfolge eintakten will, da sich die Produktion dann geschmeidiger gestaltet. Also warten wir weiter und vertreiben uns die Zeit damit – die Zubereitungsweise der Kartoffel-Basilikum-Roulade zu erraten.
Endlich kommen unsere vorgewärmten Teller mit der Hauptspeise – die angebotene Portionsgröße ist enttäuschend. Übersichtlich ist eine viel zu positive Formulierung.
Das Stück Skrei-Filet ist saftig gegrillt und versteckt sich unter einem hauchdünnen Scheibchen Chorizo. Handwerklich gut. Die Linsen und Granatapfelkerne passen so gar nicht. Beides zu bissfest und die Brühe zu dünn. „Geschmacklich entwickelt sich hier nichts“ – das sagt eine Linsen-Liebhaberin. Damit ist nur der Fisch gegessen und der Rest bleibt auf dem Teller.
Nur auf dem abgebildeten Fleischgericht befinden sich zwei Stücke Fleisch – bei den Kollegen ist nur ein Scheibchen aufgelegt.
Dazu jeweils pärchenweise angerichtet das gegrillte Gemüse als Paprika-Spalte, Zucchini-Taler, Auberginen-Scheibe und Cocktail-Tomate. Ergänzt durch eine Scheibe der Kartoffel-Roulade.
Begleitet wird das Ganze durch eine Soße von karamelisierten Espresso-Schalotten – das gibt ordentlich „Wumms“ auf die Geschmacksknospen.
Mit diesem Hauptgang werden wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Geschmacklich ist der Anspruch gut gewollt und leider mit zu vielen Mängeln umgesetzt:
Daher auch die nur durchschnittliche Bewertung, trotz der sehr guten Einleitung. Hiermit haben wir das Preis-Leistungsverhältnis gekippt gesehen. Ein einstimmiges „So nicht!“
Während des Abräumens bekommt der Service unsere Diskussionspunkte mit - eine Nachfrage zur Zufriedenheit erübrigt sich. Also werden wir gefragt, ob wir eine kleine Pause bis zum Nachtischgang möchten.
Ein zweite Einstimmige Meinung tönt dem Service entgegen: „Auf gar keinen Fall – bitte direkt servieren“.
Der Nachtisch versöhnt ein wenig. Ein ordentliches Stück Maracaibo-Tarte mit einer Kugel Erdnussbutter-Eis. Gespickt wir dieses durch eine Splitter Fleur-de-Sel Karamell: Schoko-erdig trifft Salzig-Süß. Getoppt wird das durch die säuerlichen Frucht-Explosionen des Passionsfrucht-Gelee.
Hier wird alles bis aus die letzte Spur vom Teller abgekratzt.
Vieles ist gut umgesetzt.
Der „unkoordinierte Service“ und die handwerklichen Ausreißer beim Hauptgang (kalt!) gehen gar nicht. Bei einem Menü sind die Portionsgrößen in der Regel kleiner – ist auch gut so – aber hinterher darf nicht der Gedanke aufkommen, auf dem Weg nach Hause noch was „Essen“ gehen zu wollen. Vor allem nicht bei zierlichen Personen die normalerweise schon immer sehr sparsam essen.
Fazit:
Für das a-la-Carte Geschäft im Regelbetrieb ist dieses Restaurant bestimmt ein guter Tipp. Hier gilt es die Kritikpunkte auszumerzen, um zu überzeugen.