Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Das Restaurant liegt in Pempelfort, einer der Stadtteile mit inflationärer Gastroentwicklung wenn man den lokalen Meinungsbildnern Glauben schenken will. Für eine Terrasse reicht der Platz vor dem Restaurant nicht aus, der Straßenverkehr wäre, meiner Meinung nach, einem netten Essen gegenüber auch eher abträglich. Deshalb empfiehlt es sich wohl, das Le Bouchon eher in der dunkleren Jahreszeit zu besuchen. Man betritt das Lokal über mehrere Stufen, innerhalb gibt es diverse Absätze und das mehr oder weniger stille, gut gepflegte Örtchen liegt im Keller. Bei höherem Gästeaufkommen kann auch noch ein weiterer Raum geöffnet werden. Die Küche ist etwa ab Brusthöhe einsehbar, durch geschickt platziertes Equipment und weil dieser Raumteil am höchsten liegt, eher ein olfaktorisches Vergnügen. Die Einrichtung wird vom dunklen Mobiliar beherrscht, beige Wände, teilweise mit Ziegelmauerwerk und Angebotstafeln lockern das Ganze auf. Die Tische in der Ecke am Tresen sind unbequem hoch, auch mit den entsprechenden Stühlen (kurze Rückenlehne) wird es nicht unbedingt besser. Wer gerne die Beine baumeln lässt und auf Durchblutungsstörungen steht wird diese Tische wohl mögen, beim nächsten Besuch nehmen wir auf jeden Fall einen niedrigen Tisch. Alles Notwendige (einschließlich Salz- und Pfeffermühle) befindet sich bereits auf den blanken Holztischen, fehlende Besteckteile werden nach Bedarf ausgetauscht bzw. ergänzt.
Der Gastraum ist recht übersichtlich, trotzdem wurden wir, nach dessen Betreten erst als wir uns schon bis zum Tresen vorgearbeitet hatten, angesprochen und nach kurzer Rückversicherung im Reservierungsbuch an besagten Stelzentisch verwiesen. Den Service besorgt die Partnerin des Küchenchefs zusammen mit einem Kellner. Nach anfänglicher Zurückhaltung war Frau Dunets freundlich und hilfsbereit, leider bediente uns anfangs der Kellner, dessen Fähigkeiten beschränkten sich eher auf Reaktion als aktiv zu agieren. Allerdings waren wir nach einem anstrengenden Arbeitstag auch nicht in der Lage das Maximum abzufordern. Die Weinauswahl überließ man uns weitestgehend selbst und so bestellten wir eine Flasche Weißburgunder-Chardonnay von Tobias Knewitz, Rheinhessen (29,-Euronen). Von Madame für gut befunden (Duft des Burgunders, Aroma des Chardonnays, etwas Holz, schönes Cuvée), passte der Wein (mit Ausnahme des Desserts) zum kompletten Menue. Dementsprechend fiel uns der Verzicht auf die angebotene Weinbegleitung (viermal 0,1 L für 20,-Euronen) leicht. Als Wasser gab’s Evian (0,75 L à 6,- Euronen) leider ohne Kühler serviert. Vorab erhielten wir lauwarmes Baguette, Butter und einen Kräuterdip, geschmacklich an eine Mischung aus frischem Kräuterquark und intensiver Remoulade erinnernd, nicht schlecht. Außerdem gab’s als amuse gueule noch sehr schön mageres, mild angemachtes Tatar auf Brot-Chip. Mit etwas Salz und Pfeffer ein gelungener Appetizer.
Der Wein- und Wasserservice sowohl durch den Kellner (jeweils auflegen des Flaschenhalses) als auch durch die Dame des Hauses (sehr schwungvolles Eingießen mit entsprechenden Verlustmengen) war etwas holprig. Durch die ungünstige Lage unseres Tisches in der Nische mit wenig Platz zum Servieren ging auch dies sehr unterschiedlich von Statten, mal von rechts, mal von links hinten oder auch seitlich. Mit einer etwas ausgeklügelteren Choreographie wäre sicher einer der vorderen Plätze bei einem dieser Fremdschäm-Tanz-Contests drin….
Das Menue in der Abfolge:
Perfekt gegarter Thun zusammen mit Ananas, Mango, Granatapfelkernen und Saucen, eine Kombination die immer funktioniert. Nur den avisierten Safran konnten wir nicht herausschmecken, ansonsten ein schöner Start.
Gut gefüllte Ravioli, angenehm dünner Teig, gerade noch al dente in aromatischer Bouillon. Obenauf sehr gut gebratene, frische Scheiben von jungen Steinpilzen. In der Umsetzung geht das kaum besser, hervorragende Produkte, richtig behandelt ergeben in Kombination eben mehr als die Summe der Teile, chapeau.
Perfekt glasig gegarte Steinbutt-Tranche, die knusprig gebratene Haut zurückgeklappt und das Fischfilet mit Ingwerwürze belegt. Den Trüffel hätte man sich getrost sparen können, da die Ingwerschärfe diesen komplett überlagerte. Stimmig dazu wiederum das sahnig-milde Gemüse-Kartoffelragoût, für Madame perfekt.
Wie gewünscht ‘saignant‘ (der französische Wunsch der Garstufe wurde auf Anhieb von Frau Dunets verstanden) gegarte Taubenbrusthälfte nebst einem Keulchen. Sehr passend dazu das Rotkohl-Millefeuille und die klassischen pommes paille (Strohkartoffeln). Auch aromatisch die Geflugeljus, leider leicht geronnen wirkend. Insgesamt gut umgesetzt, eventuell könnte die Deklaration angepasst werden.
Ein schokoladiges Finale mit Eis (sehr aromatisch), Schokowürfel (etwas gelatinelastig), Mousse-Tupfen (angenehmes Nougataroma) auf Schokokuchenbröseln und Sahnecrème. Für Schokoladenliebhaber sicherlich die Erfüllung, für meine Begriffe etwas zu eindimensional.
Im Fazit sehr viel Licht und eine vernachlässigbare Menge Schatten. Die Preisgestaltung der Abendkarte liegt auf D’dorf-typischem, hohem Niveau. Die wohltuend sachliche Homepage (im Vergleich zu den selbstverliebten Mitbewerbern) verspricht nichts was nicht auch gehalten würde. Wir haben uns jedenfalls wohl gefühlt und können das Le Bouchon guten Gewissens empfehlen.
Für zwei Menue in vier Gängen, eine Flasche stillen Wassers und eine Flasche Weißwein wurden 133,- Euronen aufgerufen, im Verhältnis zur Leistung und den üblichen D’dorfer Mondpreisen gerade noch fair.