Besucht am 11.05.2019Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Der 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der Landeshauptstadt – und wird doch aus unerklärlichen Gründen viel zu selten gerühmt. Derzeit ist das Lokal aber auch arg gebeutelt, da die allumfassende Bau-Besessenheit dem Areal drumherum geradezu den Boden weggräbt. Die Straße ist von mehreren Baustellen gesäumt und just vor dem Eingang zum Lokal steht feist ein Bagger, so dass man bis zuletzt zweifelt, ob überhaupt ein unfallfreier Zutritt möglich ist. Die Legende lässt die Anfänge des Traditionslokals auf das Jahr 1879 zurückgehen, ohne dass weitere Details in den Annalen festgeschrieben wären. Ich selbst kann mich noch an Besuche im letzten Jahrhundert erinnern, wobei mir einmal die sauren Nierle leider gar nicht gut bekamen. Aber seither dürften Koch, Zutaten und die Jahreszeiten mehrfach gewechselt haben…
Die Tauberquelle bietet urtümliche schwäbische Küche ohne aufgemotzten Chichi: Gaisburger Marsch und Flädlesuppe, Maultaschen und Käsespätzle, Zwiebelrostbraten und Linsen mit Saitenwürstle, Fleischküchle und Ochsenmaulsalat. Dazu Bier von der örtlichen Dinkelacker Brauerei und feine baden-württembergische Weine wie einen Riesling vom Collegium Wirtemberg oder einen Grauburgunder aus Bischoffingen. Sehr beliebt auch der Trollinger vom Weingut der Stadt Stuttgart (auch wenn ich mich selbst für diese Rebsorte absolut nicht erwärmen kann). Die Gäste sind fast durchgehend Einheimische, die oft schon seit Jahrzehnten dem Lokal treu bleiben.
Der kleine Gastraum ist heute so eng bestuhlt, dass wir die letzten vier Plätze nur mit eingezogenen Bäuchen und gymnastischen Verrenkungen erreichen. Reservierung ist hier sowieso empfehlenswert, wenn nicht gar ein absolutes Muss! Das Interieur beschränkt sich glücklicherweise auf einige zurückhaltende Insignien der bodenständigen Gutbürgerlichkeit: umlaufende Sitzbänke, dunkles Holz, rustikaler Rauhputz, ein rotkariertes Zierdeckchen auf jedem Tisch. Bei gutem Wetter (falls es dieses Jahr noch eintreten sollte), kann man hier ganz schön mitten in der Stadt in einem lauschigen, ruhigen Biergarten hinterm Haus sitzen.
Die sehr freundliche und fidele Bedienung strahlt nur so vor Eifer, begrüsst uns sofort und ist binnen kürzester Zeit mit der Speisekarte am Tisch. Wir wählen Schweinebäckle mit Serviettenknödel (14,90 Euro) und Käsespätzle mit gemischtem Salat (11,90 Euro). Die Schweinebäckle sind so zart und weich geschmort, dass man sie bestimmt auch noch mit den dritten Zähnen geniessen könnte. Sensationell ist die dunkle, hocharomatische Lembergersauce, vermutlich stundenlang mit fein gewürfeltem Wurzelgemüse eingekocht. Dazu drei Scheiben Serviettenknödel, leicht angeröstet. Die Portion sättigt an sich schon vollständig, doch einer der Freunde hat sicherheitshalber noch einen Beilagensalat für 4,90 Euro dazu bestellt: ein solider Mix aus grünem Blattsalat, Kresse, Möhren, Gurken und Kartoffelsalat. Der Schwabe an sich mag letzteren ja gerne sehr schlonzig, doch hier verflüssigt er sich schon fast und hat eher die Konsistenz einer sämigen Suppe. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Bei den Käsespätzle hat man mit rezentem Käse und buttrig angeschmelzten Zwiebelringen nicht gespart, darüber reichlich Schnittlauchringe.
Angesichts der verbindenden Enge im Raum kommen wir sehr schnell mit einem Damen-Duo vom Nebentisch ins Gespräch. Die lobpreisen mit blumigen Worten das hiesige Wiener Schnitzel, das ganz sicher nicht „aus der Frittüre kommt“ (O-Ton). Auch heiss begehrt scheint unter der Woche das täglich wechselnde Mittagstischangebot für 7,90 Euro zu sein, dafür gibt’s z.B. gegrilltes Schweinenackensteak mit Champignonrahmsoße und Semmelknödel.
Wir werden sehr zuverlässig, zuvorkommend und rasch bedient. Oft genügt ein Fingerzeig oder ein kurzer Blickkontakt. Die Rechnung kommt noch ausgedruckt an den Tisch und wird nicht nur vage auf einem mobilen elektronischen Endgerät präsentiert. Alles in allem ist die Tauberquelle rundherum empfehlenswert für alle Liebhaber der schwäbischen Küche. Offenbar ist sie auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt präsent – aber dort wohl eher in Glühweinseligkeit (nicht so mein Ding).
Der 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der... mehr lesen
4.5 stars -
"Ein Quell schwäbischer Kulinarik" MinitarDer 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der
Uriges Restaurant mit schwäbischer Küche. Für Vegetarier ist die Auswahl leider ziemlich beschränkt, aber ein Salat oder Kässpätzle sind wie immer dabei. Im Sommer gibt es einen Biergarten im Hinterhof.
Uriges Restaurant mit schwäbischer Küche. Für Vegetarier ist die Auswahl leider ziemlich beschränkt, aber ein Salat oder Kässpätzle sind wie immer dabei. Im Sommer gibt es einen Biergarten im Hinterhof.
4.0 stars -
"Uriges Restaurant mit schwäbischer..." li_n_daUriges Restaurant mit schwäbischer Küche. Für Vegetarier ist die Auswahl leider ziemlich beschränkt, aber ein Salat oder Kässpätzle sind wie immer dabei. Im Sommer gibt es einen Biergarten im Hinterhof.
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Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der Landeshauptstadt – und wird doch aus unerklärlichen Gründen viel zu selten gerühmt. Derzeit ist das Lokal aber auch arg gebeutelt, da die allumfassende Bau-Besessenheit dem Areal drumherum geradezu den Boden weggräbt. Die Straße ist von mehreren Baustellen gesäumt und just vor dem Eingang zum Lokal steht feist ein Bagger, so dass man bis zuletzt zweifelt, ob überhaupt ein unfallfreier Zutritt möglich ist. Die Legende lässt die Anfänge des Traditionslokals auf das Jahr 1879 zurückgehen, ohne dass weitere Details in den Annalen festgeschrieben wären. Ich selbst kann mich noch an Besuche im letzten Jahrhundert erinnern, wobei mir einmal die sauren Nierle leider gar nicht gut bekamen. Aber seither dürften Koch, Zutaten und die Jahreszeiten mehrfach gewechselt haben…
Die Tauberquelle bietet urtümliche schwäbische Küche ohne aufgemotzten Chichi: Gaisburger Marsch und Flädlesuppe, Maultaschen und Käsespätzle, Zwiebelrostbraten und Linsen mit Saitenwürstle, Fleischküchle und Ochsenmaulsalat. Dazu Bier von der örtlichen Dinkelacker Brauerei und feine baden-württembergische Weine wie einen Riesling vom Collegium Wirtemberg oder einen Grauburgunder aus Bischoffingen. Sehr beliebt auch der Trollinger vom Weingut der Stadt Stuttgart (auch wenn ich mich selbst für diese Rebsorte absolut nicht erwärmen kann). Die Gäste sind fast durchgehend Einheimische, die oft schon seit Jahrzehnten dem Lokal treu bleiben.
Der kleine Gastraum ist heute so eng bestuhlt, dass wir die letzten vier Plätze nur mit eingezogenen Bäuchen und gymnastischen Verrenkungen erreichen. Reservierung ist hier sowieso empfehlenswert, wenn nicht gar ein absolutes Muss! Das Interieur beschränkt sich glücklicherweise auf einige zurückhaltende Insignien der bodenständigen Gutbürgerlichkeit: umlaufende Sitzbänke, dunkles Holz, rustikaler Rauhputz, ein rotkariertes Zierdeckchen auf jedem Tisch. Bei gutem Wetter (falls es dieses Jahr noch eintreten sollte), kann man hier ganz schön mitten in der Stadt in einem lauschigen, ruhigen Biergarten hinterm Haus sitzen.
Die sehr freundliche und fidele Bedienung strahlt nur so vor Eifer, begrüsst uns sofort und ist binnen kürzester Zeit mit der Speisekarte am Tisch. Wir wählen Schweinebäckle mit Serviettenknödel (14,90 Euro) und Käsespätzle mit gemischtem Salat (11,90 Euro). Die Schweinebäckle sind so zart und weich geschmort, dass man sie bestimmt auch noch mit den dritten Zähnen geniessen könnte. Sensationell ist die dunkle, hocharomatische Lembergersauce, vermutlich stundenlang mit fein gewürfeltem Wurzelgemüse eingekocht. Dazu drei Scheiben Serviettenknödel, leicht angeröstet. Die Portion sättigt an sich schon vollständig, doch einer der Freunde hat sicherheitshalber noch einen Beilagensalat für 4,90 Euro dazu bestellt: ein solider Mix aus grünem Blattsalat, Kresse, Möhren, Gurken und Kartoffelsalat. Der Schwabe an sich mag letzteren ja gerne sehr schlonzig, doch hier verflüssigt er sich schon fast und hat eher die Konsistenz einer sämigen Suppe. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Bei den Käsespätzle hat man mit rezentem Käse und buttrig angeschmelzten Zwiebelringen nicht gespart, darüber reichlich Schnittlauchringe.
Angesichts der verbindenden Enge im Raum kommen wir sehr schnell mit einem Damen-Duo vom Nebentisch ins Gespräch. Die lobpreisen mit blumigen Worten das hiesige Wiener Schnitzel, das ganz sicher nicht „aus der Frittüre kommt“ (O-Ton). Auch heiss begehrt scheint unter der Woche das täglich wechselnde Mittagstischangebot für 7,90 Euro zu sein, dafür gibt’s z.B. gegrilltes Schweinenackensteak mit Champignonrahmsoße und Semmelknödel.
Wir werden sehr zuverlässig, zuvorkommend und rasch bedient. Oft genügt ein Fingerzeig oder ein kurzer Blickkontakt. Die Rechnung kommt noch ausgedruckt an den Tisch und wird nicht nur vage auf einem mobilen elektronischen Endgerät präsentiert. Alles in allem ist die Tauberquelle rundherum empfehlenswert für alle Liebhaber der schwäbischen Küche. Offenbar ist sie auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt präsent – aber dort wohl eher in Glühweinseligkeit (nicht so mein Ding).