Geschrieben am 16.12.2018 2018-12-16| Aktualisiert am
16.12.2018
Besucht am 14.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 160 EUR
In Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“ in Köln. Wir waren zwar bisher nur zweimal dort, aber bei jedem Besuch war klar erkennbar, dass hier sorgfältig – und vor allem lecker - gekocht wird. Nach dem Umzug von Köln-Mehrheim aus dem „Ahle Kohlberg“ nach Neu-Ehrenfeld hat Carl Weber die Leitung des Restaurants von seinen Eltern komplett übernommen, wobei Ulla Weber weiterhin den Service souverän und freundlich leitet.
Im „Carls“ wird eine bürgerliche Küche gekocht, die den Brückenschlag vom Rheinischen ins Französisch-Mediterrane problemlos schafft. Die kleine, aber wohl überlegte und fair bepreiste Weinkarte mit Schwerpunkt in Deutschland und Frankreich unterstreicht dies.
Überhaupt die Preise: Hat man von außen zunächst den Eindruck, dass es hier etwas edler zugehen könnte, werden diese Zweifel beim Blick auf die rechte Spalte der Speisekarte schnell weg gewischt. Vorspeisen bewegen sich bei 6 – 13 Euro, Hauptgerichte bei 13 – 25 Euro, in der Mehrzahl aber deutlich unter 20 Euro, Desserts schlagen mit 5 – 8 Euro zu Buche.
Das Ambiente ist zurückhaltend, aber geschmackvoll. Tischdecken braucht es nicht, Stoffservietten sehr wohl.
Bei unserem ersten Besuch im Sommer nehmen wir auf der gut besuchten Terrasse Platz und starten mit einer makellos gearbeiteten Terrine von der Forelle im Aspikmantel. Angesichts der heißen Außentemperaturen ist schneller Verzehr geboten, ehe sich die Mousse zu schnell davon macht. Aber geschmacklich ist das sehr klar und der dazu servierte Gurkensalat angenehm cremig und frisch.
Mustergültig auch die würzige Paté de Campagne, die man auch in einem französischen Bistro nicht besser bekäme. Dazu ein feines Zwiebelconfit und ein kleiner Salat. Und gerade an dem erkennt man ja auch häufig sehr gut, ob in der Küche sorgfältig gearbeitet wird. Sind es mehrere Salatsorten, die verwendet werden? Sind sie gut zusammengestellt und ordentlich geputzt? Gibt es ein Dressing, ist dies hausgemacht, ertrinken sie darin oder sind die Blätter nur kurz darin mariniert? All das sagt viel über die Qualität auch so einer vermeintlich einfachen Beilage aus. Hier passt alles.
Mediterran wird es dann mit Tagliatelle und Scampi. Letztere sind gut gebraten, das Basilikumpesto schön präsent. Etwas Parmesan und Pinienkerne runden den ordentlichen Teller ab.
Ich habe Lust auf Roastbeef, kalt aufgeschnitten, mit Krautsalat, Remoulade und Bratkartoffeln. Das Fleisch ist perfekt gebraten und, anders als bei vielen anderen häufig zu finden, in drei eher dicken Scheiben geschnitten. Mir kommt das entgegen. Und die Bratkartoffeln gehören zu den besten, die ich lange Zeit gegessen habe. Klar, dass hier auch die Remoulade und der Krautsalat selbst gemacht sind.
Bei unserem ersten Besuch bin ich zu satt für ein Dessert, aber mein Göttergatte versucht sich an der einwandfreien Zitronentarte. Das Eis erinnere ich nicht mehr, aber beides war gut.
Einige Gerichte gehören scheinbar zum relativ festen Inventar im „Carls“ und dazu gehört auch die Terrine vom Tafelspitz mit Sahnemeerrettich, vielleicht etwas irreführend als Millefeuille auf der Karte beschrieben. Aber was soll's, wenn das Ergebnis so köstlich ist. Und wer macht sich heute noch die Mühe, so eine Terrine oder Sülze so akkurat herzustellen? Ich bin hoch erfreut. War aber nicht mein Teller.
Auf meinem befindet sich ein Törtchen vom gebeizten und leicht geräucherten Lachs mit Rote Bete und Apfel. Hier hätte das „Millefeuille“ wohl eher gepasst als das Törtchen. Aber das ist ja alles Wortklauberei. Hübsch anzuschauen ist meine Vorspeise und schlecht schmecken tut es auch nicht, aber so richtig überzeugen kann mich das Gericht nicht. Apfel und Rote Bete sind insgesamt zu dick und dominierend, als dass sich der Lachs durchsetzen könnte. Auch der angekündigte Wasabi bleibt sehr im Hintergrund. Ich hätte mir ein cremiges Element gut vorstellen können und den Lachs auf jeden Fall deutlich stärker im Vordergrund.
Da es draußen langsam kühler geworden ist, werden auch die Gerichte auf der Karte etwas deftiger. Mein Mann entscheidet sich für den Lammrücken in Kräutersauce. Auch wenn das Bild noch einen rosa Kern zeigt, ist das Fleisch vor allem im restlichen Stück für unseren Geschmack schon ein klein wenig zu weit durch, aber geschmacklich passt das noch und sowohl die intensive Sauce als auch das hervorragende Gratin machen das locker wett.
Als ich die Karte sehe, war für mich eigentlich schon klar, welchen Hauptgang ich nehmen würde. Denn wenn man schon mal ein Ochsenschwanzragout angeboten bekommt, was selten genug der Fall ist, bin ich sofort dabei. Für mich ist das Fleisch einfach perfekt zum Schmoren geeignet. Und wenn es für mich den Inbegriff von Soulfood gibt, dann trifft er auf Schmorgerichte zu. Hier ist es nicht anders. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce intensiv, nur leider etwas zu dünn. Schon recht bald sieht mein Hemd arg mitgenommen aus. Aber das nehme ich ausnahmsweise gerne in Kauf. Das Gemüse hinterlässt jetzt keinen sonderlichen Eindruck, dafür die guten Spätzle.
Bei den Desserts macht Carl Weber auch keine besonderen Experimente. Das Marzipanparfait zur Rotweinbirne ist klassisch und gut gemacht. Und für bescheidene 5,20 Euro üppig bemessen.
Erneut hält sich mein Appetit auf Dessert an diesem Abend und nach den bisherigen Portionen in Grenzen, aber so ganz ohne will ich das Mahl auch nicht beenden. Am Nachbartisch habe ich mitbekommen, wie Stammgäste anstelle eines vollen Nachtisches um etwas Eis baten und die Küche ist dem gerne nachgekommen. Also frage auch ich danach und darf mich über je eine Kugel Mandeleis und Sorbet vom Roten Weinbergpfirsich freuen. Genau das findet jetzt noch Platz und dass auch diese Sorten hausgemacht sind, bezweifle ich sowieso nicht.
Das Konzept im „Carls“ geht voll auf. Die Küche ist geradlinig, ohne größere Exaltiertheiten, dafür aber blitzsauber und mit guten Zutaten frisch gekocht. Wer hier Himmel un Ääd essen möchte, einen rheinischen Sauerbraten oder eine Kalbsleber mit Äpfeln, Zwiebeln und Kartoffelpüree wird genauso fündig wie Freunde der französisch geprägten Bistroküche. Und ganz ehrlich: Sind wir nicht dankbar, dass es diese Gerichte noch auf Speisekarten gibt, weil sie einem selbst oft zu aufwändig sind, selbst zu machen oder es Gerichte unserer Kindheit sind, die Erinnerungen wach werden lassen? Wenn sie dann noch mit so erkennbar fundiertem Handwerk zubereitet sind, gibt es keinen Grund, nicht hinzugehen. Das ist eine Aufforderung!
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/carls-koeln/
In Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“... mehr lesen
4.0 stars -
"Gekonnter Brückenschlag zwischen Köln und Frankreich" tischnotizenIn Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“
Dieses Lokal hat in den vergangenen Jahren viele Besitzerwechsel erlebt. Nach dem Gourmet-Restaurant "Zum offenen Kamin" war es lange Zeit das "Lux", später das "Kreuters", wenige Monate lang das "Palanta" und seit kurzem ist es das "Carls".
Schon im Vorbeilaufen hatte ich die neben der Tür aushängende Speisekarte studiert und sie durchaus ansprechend gefunden. Entsprechend neugierig war ich auf dieses neue Restaurant. Zufällig hat es sich ergeben, dass ich innerhalb weniger Tage zweimal mit Freunden im „Carls“ zum Essen verabredet war und mir somit einen ganz guten Eindruck verschaffen konnte.
Die neuen Inhaber haben renoviert und dem "Carls" ein etwas strenges und leider auch ein wenig düster wirkendes Ambiente verpasst. Die großen Fenster wurden mit dunklen Vorhängen dekoriert, dadurch wirken die weiß gestrichenen Wände bei Tageslicht überwiegend grau. Die edlen, wie blattvergoldet aussehenden Leuchten hängen zu hoch, um diese Strenge optisch zu brechen. Ein farbiger Wandanstrich würde hier vermutlich Wunder bewirken.
Die Begrüßung war freundlich-professionell. Auf der Getränkekarte habe ich einen "Hugo" und einen nichtdeutschen Rosé vermisst, deutscher Rosé ist mir meist zu säurebetont. Meine Begleiter hatten einen weißen Burgunder geordert, der ihnen gut gefiel.
Beim ersten Besuch hatte ich als Vorspeise das Tintenfisch-Carpaccio mit Estragonvinaigrette (8,80 EUR) gewählt und als Hauptgang den Zander mit Beurre blanc auf mariniertem Chicoree und Risotto (16,80 EUR). Das Tintenfisch-Carpaccio war optisch sehr gelungen, angenehm leicht und die Estragonvinaigrette war hervorragend. Der Zander war außen kross und innen zart, also auf den Punkt gegart, und auch das Risotto war von der Konsistenz her sehr gut, handwerklich gab es an diesem Gericht nichts auszusetzen. Leider schmeckten mir der marinierte Chicoree und die Sauce nicht wirklich. Beides war mir etwas zu bitter und enthielt noch eine weitere undefinierbare Geschmacksnote, die meine Geschmacksknospen eher ärgerte als erfreute. Dieses Gericht würde ich daher unter "Geschmackssache" verbuchen.
Beim zweiten Besuch habe ich mich für das "Millefeuille vom Tafelspitz" (7,80 EUR) als Vorspeise und die hausgemachten "Spinat-Ricotta-Ravioli in Bärlauchschaum auf Mangoldgemüse" (12,80 EUR) als Hauptgericht entschieden (siehe Fotos). Das war eine gute Wahl. Beide Gerichte fand ich optisch sehr ansprechend, handwerklich perfekt zubereitet und auch geschmacklich sehr gut. Einziger kleiner Kritikpunkt: Das Ravioli-Gericht war für meinen Geschmack einen Tick zu stark gesalzen.
Ein wenig gewundert habe ich mich bei beiden Besuchen darüber, dass alle neu ankommenden Gäste im vorderen Bereich des Restaurants platziert wurden und dort teilweise dicht an dicht saßen, während es in dem hinteren Bereich noch vollkommen leer war. Bei unserem letzten Besuch setzte man an unseren mit 2 Personen besetzten Vierertisch noch 2 ankommende Gäste mit dazu. Es handelte sich um ältere Herrschaften, die sich ziemlich laut unterhielten. Wäre das Restaurant voll gewesen wäre, hätte ich Verständnis dafür gehabt, aber der hintere Bereich war wie gesagt leer.
Fazit: Der Service ist freundlich, aufmerksam und flott, die Qualität des Essens ist gut. Die Wartezeiten auf das Essen waren bei beiden Besuchen kurz. Das "Carls" macht den Eindruck eines professionell organisierten Restaurants. Das Preis-/Leistungsverhältnis empfinde ich als gut bis angemessen. Vorspeisen liegen bei 6 bis 9 EUR, Hauptgerichte bei 11 bis 22 EUR.
Ich freue mich, dass wir mit dem "Carls" nun endlich wieder ein Restaurant der gehobeneren Kategorie in unserem Viertel haben und hoffe, dass es sich länger halten wird als der Vorgänger. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen!
Dieses Lokal hat in den vergangenen Jahren viele Besitzerwechsel erlebt. Nach dem Gourmet-Restaurant "Zum offenen Kamin" war es lange Zeit das "Lux", später das "Kreuters", wenige Monate lang das "Palanta" und seit kurzem ist es das "Carls".
Schon im Vorbeilaufen hatte ich die neben der Tür aushängende Speisekarte studiert und sie durchaus ansprechend gefunden. Entsprechend neugierig war ich auf dieses neue Restaurant. Zufällig hat es sich ergeben, dass ich innerhalb weniger Tage zweimal mit Freunden im „Carls“ zum Essen verabredet... mehr lesen
4.0 stars -
"Dieses Lokal hat in den vergangenen..." UntitledDieses Lokal hat in den vergangenen Jahren viele Besitzerwechsel erlebt. Nach dem Gourmet-Restaurant "Zum offenen Kamin" war es lange Zeit das "Lux", später das "Kreuters", wenige Monate lang das "Palanta" und seit kurzem ist es das "Carls".
Schon im Vorbeilaufen hatte ich die neben der Tür aushängende Speisekarte studiert und sie durchaus ansprechend gefunden. Entsprechend neugierig war ich auf dieses neue Restaurant. Zufällig hat es sich ergeben, dass ich innerhalb weniger Tage zweimal mit Freunden im „Carls“ zum Essen verabredet
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So ein Haus ist für mich das „Carls“ in Köln. Wir waren zwar bisher nur zweimal dort, aber bei jedem Besuch war klar erkennbar, dass hier sorgfältig – und vor allem lecker - gekocht wird. Nach dem Umzug von Köln-Mehrheim aus dem „Ahle Kohlberg“ nach Neu-Ehrenfeld hat Carl Weber die Leitung des Restaurants von seinen Eltern komplett übernommen, wobei Ulla Weber weiterhin den Service souverän und freundlich leitet.
Im „Carls“ wird eine bürgerliche Küche gekocht, die den Brückenschlag vom Rheinischen ins Französisch-Mediterrane problemlos schafft. Die kleine, aber wohl überlegte und fair bepreiste Weinkarte mit Schwerpunkt in Deutschland und Frankreich unterstreicht dies.
Überhaupt die Preise: Hat man von außen zunächst den Eindruck, dass es hier etwas edler zugehen könnte, werden diese Zweifel beim Blick auf die rechte Spalte der Speisekarte schnell weg gewischt. Vorspeisen bewegen sich bei 6 – 13 Euro, Hauptgerichte bei 13 – 25 Euro, in der Mehrzahl aber deutlich unter 20 Euro, Desserts schlagen mit 5 – 8 Euro zu Buche.
Das Ambiente ist zurückhaltend, aber geschmackvoll. Tischdecken braucht es nicht, Stoffservietten sehr wohl.
Bei unserem ersten Besuch im Sommer nehmen wir auf der gut besuchten Terrasse Platz und starten mit einer makellos gearbeiteten Terrine von der Forelle im Aspikmantel. Angesichts der heißen Außentemperaturen ist schneller Verzehr geboten, ehe sich die Mousse zu schnell davon macht. Aber geschmacklich ist das sehr klar und der dazu servierte Gurkensalat angenehm cremig und frisch.
Mustergültig auch die würzige Paté de Campagne, die man auch in einem französischen Bistro nicht besser bekäme. Dazu ein feines Zwiebelconfit und ein kleiner Salat. Und gerade an dem erkennt man ja auch häufig sehr gut, ob in der Küche sorgfältig gearbeitet wird. Sind es mehrere Salatsorten, die verwendet werden? Sind sie gut zusammengestellt und ordentlich geputzt? Gibt es ein Dressing, ist dies hausgemacht, ertrinken sie darin oder sind die Blätter nur kurz darin mariniert? All das sagt viel über die Qualität auch so einer vermeintlich einfachen Beilage aus. Hier passt alles.
Mediterran wird es dann mit Tagliatelle und Scampi. Letztere sind gut gebraten, das Basilikumpesto schön präsent. Etwas Parmesan und Pinienkerne runden den ordentlichen Teller ab.
Ich habe Lust auf Roastbeef, kalt aufgeschnitten, mit Krautsalat, Remoulade und Bratkartoffeln. Das Fleisch ist perfekt gebraten und, anders als bei vielen anderen häufig zu finden, in drei eher dicken Scheiben geschnitten. Mir kommt das entgegen. Und die Bratkartoffeln gehören zu den besten, die ich lange Zeit gegessen habe. Klar, dass hier auch die Remoulade und der Krautsalat selbst gemacht sind.
Bei unserem ersten Besuch bin ich zu satt für ein Dessert, aber mein Göttergatte versucht sich an der einwandfreien Zitronentarte. Das Eis erinnere ich nicht mehr, aber beides war gut.
Einige Gerichte gehören scheinbar zum relativ festen Inventar im „Carls“ und dazu gehört auch die Terrine vom Tafelspitz mit Sahnemeerrettich, vielleicht etwas irreführend als Millefeuille auf der Karte beschrieben. Aber was soll's, wenn das Ergebnis so köstlich ist. Und wer macht sich heute noch die Mühe, so eine Terrine oder Sülze so akkurat herzustellen? Ich bin hoch erfreut. War aber nicht mein Teller.
Auf meinem befindet sich ein Törtchen vom gebeizten und leicht geräucherten Lachs mit Rote Bete und Apfel. Hier hätte das „Millefeuille“ wohl eher gepasst als das Törtchen. Aber das ist ja alles Wortklauberei. Hübsch anzuschauen ist meine Vorspeise und schlecht schmecken tut es auch nicht, aber so richtig überzeugen kann mich das Gericht nicht. Apfel und Rote Bete sind insgesamt zu dick und dominierend, als dass sich der Lachs durchsetzen könnte. Auch der angekündigte Wasabi bleibt sehr im Hintergrund. Ich hätte mir ein cremiges Element gut vorstellen können und den Lachs auf jeden Fall deutlich stärker im Vordergrund.
Da es draußen langsam kühler geworden ist, werden auch die Gerichte auf der Karte etwas deftiger. Mein Mann entscheidet sich für den Lammrücken in Kräutersauce. Auch wenn das Bild noch einen rosa Kern zeigt, ist das Fleisch vor allem im restlichen Stück für unseren Geschmack schon ein klein wenig zu weit durch, aber geschmacklich passt das noch und sowohl die intensive Sauce als auch das hervorragende Gratin machen das locker wett.
Als ich die Karte sehe, war für mich eigentlich schon klar, welchen Hauptgang ich nehmen würde. Denn wenn man schon mal ein Ochsenschwanzragout angeboten bekommt, was selten genug der Fall ist, bin ich sofort dabei. Für mich ist das Fleisch einfach perfekt zum Schmoren geeignet. Und wenn es für mich den Inbegriff von Soulfood gibt, dann trifft er auf Schmorgerichte zu. Hier ist es nicht anders. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce intensiv, nur leider etwas zu dünn. Schon recht bald sieht mein Hemd arg mitgenommen aus. Aber das nehme ich ausnahmsweise gerne in Kauf. Das Gemüse hinterlässt jetzt keinen sonderlichen Eindruck, dafür die guten Spätzle.
Bei den Desserts macht Carl Weber auch keine besonderen Experimente. Das Marzipanparfait zur Rotweinbirne ist klassisch und gut gemacht. Und für bescheidene 5,20 Euro üppig bemessen.
Erneut hält sich mein Appetit auf Dessert an diesem Abend und nach den bisherigen Portionen in Grenzen, aber so ganz ohne will ich das Mahl auch nicht beenden. Am Nachbartisch habe ich mitbekommen, wie Stammgäste anstelle eines vollen Nachtisches um etwas Eis baten und die Küche ist dem gerne nachgekommen. Also frage auch ich danach und darf mich über je eine Kugel Mandeleis und Sorbet vom Roten Weinbergpfirsich freuen. Genau das findet jetzt noch Platz und dass auch diese Sorten hausgemacht sind, bezweifle ich sowieso nicht.
Das Konzept im „Carls“ geht voll auf. Die Küche ist geradlinig, ohne größere Exaltiertheiten, dafür aber blitzsauber und mit guten Zutaten frisch gekocht. Wer hier Himmel un Ääd essen möchte, einen rheinischen Sauerbraten oder eine Kalbsleber mit Äpfeln, Zwiebeln und Kartoffelpüree wird genauso fündig wie Freunde der französisch geprägten Bistroküche. Und ganz ehrlich: Sind wir nicht dankbar, dass es diese Gerichte noch auf Speisekarten gibt, weil sie einem selbst oft zu aufwändig sind, selbst zu machen oder es Gerichte unserer Kindheit sind, die Erinnerungen wach werden lassen? Wenn sie dann noch mit so erkennbar fundiertem Handwerk zubereitet sind, gibt es keinen Grund, nicht hinzugehen. Das ist eine Aufforderung!
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/carls-koeln/