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Auf der Rückfahrt von einer Messe treffe ich mit einem Kollegen am ersten Februarsonntag am noch recht frühen Abend ein. „Zu den Sieben Schwaben“ zeigt sich auf der Fürther Otto-Seeling-Promenade (gegenüber des Stadtparks) als stattliche Eckgaststätte mit schwungvollem Schriftzug und farbigen Butzenglasfenstern, hinter denen es heimelig leuchtet. Der Gastraum verströmt die bodenständige Gediegenheit vergangener Jahrzehnte: mannshoch holzgetäfelte Wände, verzierte Deckenfriese, humorvoll präsentierte Accessoires wie Teppichklopfer, Hirschgeweihe, 50er-Jahre-Tand.
Ein Blick auf die von Hand geschriebene Speisekarte auf einer Schiefertafel offenbart jedoch eher traditionsreiche fränkische Küche: Bratwürste, Krautwickel, fränkische Kartoffelsuppe, Schweinshaxen, Klöße – aber auch modern-vegetarische Speisen wie Karotten-Ingwer-Suppe oder Ziegenkäse mit Datteln oder Polenta. Als Spezialität wird in den Monaten mit „r“ (ähnlich wie bei Muscheln) an den Wochenenden der offenbar legendäre Aischgründer Karpfen angeboten. Obwohl mir bislang Karpfen nie so recht geheuer war (zu schlammig, zu moderig im Geschmack), könnte doch jetzt mal die einzigartige Gelegenheit mutig ergriffen werden? Reizvoll ist das Getränkeangebot mit Bieren aus regionalen Kleinbrauereien, von denen man noch nie zuvor gehört hat.
Die jugendliche Servicekraft agiert gut gelaunt und nimmt gewissenhaft unsere Bestellung auf. Vor 18 Uhr ist das Lokal nur halb voll, so dass unsere Speisen recht rasch auf den Tisch kommen. Das Karpfenfilet (16,90 Euro) ist dann tatsächlich eine überraschende Offenbarung: grätenarm und wohlschmeckend, samt Flossen (die lecker crispy schmeclen!) in einer Art Bierteig ausgebacken. Dazu gibt es sehr weich gekochte und buttrig schmeckende Selleriewürfel als Salat in einer würzigen Essig-Öl-Marinade, sowie Kartoffel- und Endiviensalat. Wie ich von den Sitznachbarn am Nebentisch erfahre, sind die Aischgründer Karpfen auch deswegen so beliebt, weil vornehmlich die gute Wasserqualität den feinen Geschmack begründet. Die Panade und reichlich Fett tun wohl das ihrige dazu – auf jeden Fall muss ich die halbe Nacht davon aufstossen. Einen Versuch war es aber wert… Das Rindergulasch (13,80 Euro) meines Kollegen dagegen sieht aus wie bei Muttern: mundgerechte Stücke, sämige Sauce, offenbar mild gewürzt. Die dazu gereichten Spätzle haben eher die Anmutung von kompakten Knöpfle. Die Portion ist auch für einen hungrigen Gast vollkommen ausreichend.
Wir trinken jeweils ein Helles (3,40 Euro für den halben Liter) und ein kleines Helles (2,40 Euro für 0,25 Liter) – und bestellen dann noch einen „Schnitt“(2,60 Euro): etwas größer als das kleine Helle, mit mächtig viel Schaum, freihändig und ohne genaue Mengenbegrenzung gezapft, in Franken wohl so was wie der letzte Absacker. Die Geschichte dazu wird uns auch von den einheimischen Nebensitzern humorvoll erläutert. So trägt dieser Wirtshausbesuch zur angenehmen Erweiterung unseres Horizontes bei. Alles in allem kann ich die „Sieben Schwaben“ unumwunden empfehlen: bodenständige Hausmannskost, günstige Preise, überaus nettes Personal. Da wir ausserhalb der Primetime zu Gast waren, hatten wir noch freie Platzwahl – ansonsten empfiehlt sich wohl eine Reservierung. Allzu spät sollte man auch nicht kommen, denn die Küche schliesst um 21:30 Uhr. Aber das kenne ich ja bereits aus der Heimat.