Geschrieben am 18.09.2019 2019-09-18| Aktualisiert am
24.09.2019
Besucht am 18.02.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 93 EUR
Wieder auf Streifzug durch Berlin, diesem Monster an Möglichkeiten. Auf der Torstaße wurde ich ohne Reservierung im Bandol sur mer ebenso freundlich abgewiesen wie auch im angesagten To the Bone.
Warum also nicht mal wieder ins noto? Inhaber Jost Reichert begrüßte mich gewohnt freundlich und entspannt und konnte mir noch einen schönen Tisch anbieten. Wir plauderten ein wenig, auch über die Kritik meines ersten Besuches. Dadurch geriet die Bestellung durcheinander, was ich erst wieder zuhause anhand der Rechnung merkte. Kein Beinbruch, gibt es beim nächsten Besuch halt eine „Wiedergutmachung“ aufs Haus. Wie angenehm unkompliziert. Später füllte sich der Laden weitgehend mit sehr verschiedenen Gästen. Berlin halt, aber hier mal gar nicht anstrengend.
Die kleine Speisekarte (11 Gerichte einschließlich Suppe und Käse), die vom einzigen (schwedischen?) Koch in akzeptabler Zeit bewältigt wird, enthält ein paar Überraschungen, auf die ich mich sogleich stürzte:
Kann man nicht wirklich meckern, Berlin ist (zumindest) preislich nicht Stuttgart.
Weil zwar einerseits am nächsten Morgen ein geschäftlicher Termin drohte, andererseits aber die schwere Zeit des Fastens bevor stand, orderte ich glasweise Sauvignon blanc (o.k.) Grüner Veltliner (ist und bleibt nicht mein Wein), ersatzweise Riesling (doppelt hält besser) und - Warum auch nicht? - eine Riesling Auslese statt Dessert.
Zum Auftakt gab es zwei gelungene, fluffige Brotsorten, eine aus Hefe- und eins aus Sauerteig.
Und dazu den phänomenalen zitronigen Dip, der mich wie beim Erstbesuch begeisterte. Schleck!
Dazu machte ein Rosé Wermut von Belsazar (8,5€) Appetit.
Mal vorab ein Fazit zu den Speisen: Bei allen Tellern hat mich sehr gefreut, dass die jeweiligen Hauptdarsteller geschmacklich ganz klar heraus gearbeitet waren. Alle Produkte waren präzise auszumachen und die Beilagen fügten sich gut ein. Trotzdem scheut man keine kräftigen Aromen, ohne dabei die Grenzen zumindest meines Geschmacks zu überschreiten. Das ist salzig, das ist bitter, das ist sauer. Aber eben nicht „zu“. Großes Kompliment. Im noto wird eine klare Linie gefahren - und das ist auch gut so.
Das Sauerkraut in der Suppe zum Auftakt noch etwas fetzig, aber keine langen, harten Streifen. Mir schien sie mit Kartoffel gebunden zu sein. Sahne konnte ich keine ausmachen, vielleicht war das „cremig“ im übertragenen Sinne gemeint. Es waren reichlich gebackene Pancettawürfel eingestreut und Kerbel und Estragon - etwas befremdlich - am Zweig aufgelegt. Naja, selbst ist der Mann: Werden eben mit den Fingern die Blättchen abgezupft und jene hernach abgeschleckt. Die Geschmäcker und Aromen entwickelten sich deutlich: Erst die Säure, dann die Kräuter, schließlich die Salzigkeit. Hat mir gut gefallen.
Für das mächtige Stück Terrine waren weich gekochte rote Bete und der überraschend cremige Ziegenfrischkäse fantasievoll geschichtet worden. Das sah schwerer aus als es schmeckte. Zudem überzeugte die fantastische Haselnusskruste mehr als erwartet - wie bestes Nougatkrokant. Sehr gut passend zur Erdigkeit der Knolle, nur der Käse schwächelte geschmacklich etwas. Fast perfekt.
Umso prägnanter der Feldsalat mit altem Balsamico. Hat man auch nicht immer.
Spannend das in dickere Scheiben geschnittene kalte Schweinefleisch, das durch Lauch-Asche leicht bittere Noten mitbrachte, die mit der kräftigen Minze konkurrierten. Später traten leicht scharfe Noten hervor. Auch hier „nur“ fast alles richtig, denn der knackige Granny Smith hatte nicht genügend Säure bei, um gegen halten zu können.
Bei den knusprigen, voll präsenten Filets von der Müritz-Forelle ist vor allem zu kritisieren, dass ich kein Foto mehr finden kann!
Ansonsten nicht viel bei diesem erstaunlich rustikalen Teller. Der Blutwurst-Kartoffel-Klops schien mir zwar eher kross gebratene Frikadelle, als ausgebackene Krokette, was aber nichts an der wunderbaren Würzigkeit der Masse änderte. Sehr „geil“ auch der glasierte Chicorée - Süße und Bitterkeit fochten völlig gleichberechtigt um die Aufmerksamkeit meiner Geschmacks-Papillen.
Nur die Béarnaise war etwas großzügig portioniert und deckte den Fisch eher zu. Aber das konnte man ja mit beherztem Messerschwung (Obacht am Nebentisch!) korrigieren. Der Forellenkaviar geschmacklich irrelevant, aber ein inhaltlich wie farblich passender Effekt. Wunderbarer Abschluss; zu meiner Entscheidung im Restaurant-Roulette konnte ich mich nur beglückwünschen,
Was bleibt? Natürlich das noto als sichere Bank - wenn es mal keine der beständig neuen kulinarischen Adressen in der Hauptstadt sein muss.
Wieder auf Streifzug durch Berlin, diesem Monster an Möglichkeiten. Auf der Torstaße wurde ich ohne Reservierung im Bandol sur mer ebenso freundlich abgewiesen wie auch im angesagten To the Bone.
Warum also nicht mal wieder ins noto? Inhaber Jost Reichert begrüßte mich gewohnt freundlich und entspannt und konnte mir noch einen schönen Tisch anbieten. Wir plauderten ein wenig, auch über die Kritik meines ersten Besuches. Dadurch geriet die Bestellung durcheinander, was ich erst wieder zuhause anhand der Rechnung merkte. Kein Beinbruch,... mehr lesen
Noto
Noto€-€€€Restaurant, Bar03020095387Torstr. 173, 10115 Berlin
4.0 stars -
"Kreative moderne deutsche Küche auf hohem Niveau" DerBorgfelderWieder auf Streifzug durch Berlin, diesem Monster an Möglichkeiten. Auf der Torstaße wurde ich ohne Reservierung im Bandol sur mer ebenso freundlich abgewiesen wie auch im angesagten To the Bone.
Warum also nicht mal wieder ins noto? Inhaber Jost Reichert begrüßte mich gewohnt freundlich und entspannt und konnte mir noch einen schönen Tisch anbieten. Wir plauderten ein wenig, auch über die Kritik meines ersten Besuches. Dadurch geriet die Bestellung durcheinander, was ich erst wieder zuhause anhand der Rechnung merkte. Kein Beinbruch,
Geschrieben am 25.05.2018 2018-05-25| Aktualisiert am
28.05.2018
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu
Noto
Besucht am 10.04.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 100 EUR
Hach! Wenn diese so sorgfältig nachlässig gestylten Gazellen, denen man den täglichen Detox-Smoothie an den glänzenden langen Haaren ansieht, sich dieselben von den hohen Wangenknochen streichen, um die Ray Ban abzusetzen und mit der dreijährigen Emma-Sophie, die lieber auf die Rutsche möchte, die allerdings viel zu gefährlich und außerdem erschreckend oldschool ist, ernsthaft die Frage Quinoa oder Chia zu diskutieren: Sag, vermisst du ihn dann nicht auch, unseren Prenzlauer Berg?
Solche Gedanken gingen mir natürlich nicht durch den Kopf, als ich zum Abschluss meiner Prenzlauer Wanderungen auf dem Weg zum NOTO war. Bekanntlich ein Akronym für North of Torstraße, soll hier einst der Hype um das angeblich an New York erinnernde Gastro-Berlin seinen Ausgang genommen haben. Na, mal sehen.
Der Empfang war jedenfalls freundlich. Der Kellner der Anfangsjahre und jetzt wohl Inhaber Jost Reichert empfing mich als ersten Gast sehr freundlich, meine Bedienung des Abends, lt. Kassenbon Susanne, tat es ihm gleich.
Aufmerksam, flott, angenehm - guter Job. Als ich ging, versicherten wir uns gegenseitig, einen sehr netten Abend gehabt zu haben.
Zunächst galt es jedoch, mich anlässlich des herein gebrochenen Frühling zwischen dem schmalen, recht dunklen Innenraum entlang eines schönen Metalltresens und den harten Gartenstühlen auf dem Trottoir unter einem Baustellengerüst zu entscheiden. Großstadt, Baby! Jost machte es mir leicht; natürlich könne ich draußen starten und später herein kommen. Auch einen Vierertisch durfte ich gern besetzen. Vielleicht ahnte er, dass bis 21.00 Uhr nur vier weitere Gäste insRestaurant finden würden. Mit Jacke, einer Decke und einem halben Fläschchen Chablis 1er Cru der Domaine Louis Moreau für 33,5 Euro hielt ich dann aber doch auf meinem Beobachtungsposten des seltsamen Verhaltens geschlechtsreifer Großstädter durch. Leitungswasser dazu gab’s gratis.
Bei der späteren Entsorgung desselben gab es doch etwas zuviel Altbau-Charme zu sehen.
Bei einem nicht näher bezeichneten Crémant rosé aus der selten gewordenen Sektschale (6,5€/0,1) ging ich in der Klemmbrett-Karte auf Abenteuersuche und wurde fündig bei:
Geräucherte Makrelenpaté, Radicchio, Birnenspalten, Schalottenvinaigrette (11,5€)
Oliva ascolane von Apfelschwein und Olive, Feldsalat, Safran-Aioli (9,5€)
Kalbs-Spareribs mit Weißkrautsalat und warmem Maisbrot (20,5€)
Käseauswahl vom Berliner Affineur Blomeyer (12,5€)
Die Küche grüßte mit zwei selbst gebackenen, sehr knusprig und fluffigen Broten und dem besten Kräuterdip (mindestens) 2018: Cremig, kräftig zitronig, neben Basilikum viel, viel Estragon. Hart an der Kante gesegelt und deshalb so gut.
Die Vorspeise war gut gemacht. Bei der stückigen Fischpaté war die Räuchernote deutlich zu schmecken; dafür sorgte die mit verarbeitete Haut. Angenehm wieder eine unaufdringliche frische Säure. Gelegentlich störte eine Bitterkeit im Hintergrund den Fischgenuss etwas. Die Birnenspalten waren gegrillt, noch bissfest und nicht zu süß. Passten hervorragend zur Makrele. Der Salat mit einem (an dieser Stelle) angenehm bitteren Radicchio war mit einer Schalottenvinaigrette angemacht, mit selbst gerösteten Croûtons knusprig angereichert und gesellte sich ohne Weiteres zu diesem vielleicht nur etwas zu „glatten“ Teller. Trotzdem viel mehr mein Geschmack, als der gleiche Fisch zwei Tage vorher im Kochu Karu.
Zum Zwischengang etwas für mich Neues: Die Oliven nach Art von Ascoli sind entkernt, mit einer Füllung versehen, paniert und frittiert. Hier war die Olive sowohl mit Schweinehackfleisch gefüllt, als auch ummantelt, schön gewürzt u.a. mit Oregano, Muskat und Safran. Zusammen mit den Semmelbröseln der Panade einen Tick trocken, aber geschmacklich wieder überzeugend, erst recht mit der Aioli, die erneut säuerlich-frische Note mitbrachte. Der begleitende Wildkräuter-Salat glich dem schon von der Makrele bekannten, nur ohne Radicchio. Etwas schade, bei mir punktet der Koch immer, wenn er in der Lage ist, Gerichte spontan etwas entsprechend der Menüwahl zu ändern. Aber das ist natürlich keine Kritik.
Die Spare-Ribs vom Kalb sind der signature dish des NOTO und wurden von vielen hippen Magazinen besungen.
Was mir auffiel: Zunächst der massiv an Berliner Currywurst erinnernde Duft der süßen Barbecuesauce mit vielen Senfkörnern, gegen die das feine Kalb geschmacklich wenig Chance hatte. Die relative Festigkeit des Fleisches, von alleine fiel da nichts vom Knochen. Eine mega buttriges, mega luftiges Maisbrot, erste Sahne. Und ein recht süßer, recht fester und leicht pikanter Krautsalat, der jedem guten Griechen Ehre gemacht hätte (Aber ist DAS der Anspruch hier?).
Alles in allem schmackhaft, aber der am wenigsten begeisternde Gang.
Fingerschale gab’s auch, aber nur auf Wunsch und nur mit kaltem Wasser.
Die Auswahl von Affineur Blomeyer aus Charlottenburg dagegen gut und mal mit ein paar überraschenden sidekicks: Quittengelee, sehr dünne hausgemachte Sauerteigcracker, dünne Granny-Smith-Spalten und Abschnitte von Staudensellerie. Hauptdarsteller waren zwei Schafskäse, schnittfest und weich mit Asche. Dann zweimal Bündner Heumilch, davon einer salzig und 12 Monate gereift. Und schließlich ein formidabler alter Gouda. Sehr befriedigend. Der ausgeschenkte Banyuls von Chapoutier mit 6,0€ wie die anderen Alkoholika nicht übermäßig günstig. Die Speisen noch angemessen bepreist.
Fazit:
Auf meinem abendlichen Heimweg steppte vor jeder Kaschemme auf dem Prenzlauer Berg der Bär. Nur im NOTO scheint der Hype vorbei.
Was bleibt: Sehr gut gemachte, nicht alltägliche Küche in entspannter Atmosphäre.
Hach! Wenn diese so sorgfältig nachlässig gestylten Gazellen, denen man den täglichen Detox-Smoothie an den glänzenden langen Haaren ansieht, sich dieselben von den hohen Wangenknochen streichen, um die Ray Ban abzusetzen und mit der dreijährigen Emma-Sophie, die lieber auf die Rutsche möchte, die allerdings viel zu gefährlich und außerdem erschreckend oldschool ist, ernsthaft die Frage Quinoa oder Chia zu diskutieren: Sag, vermisst du ihn dann nicht auch, unseren Prenzlauer Berg?
Solche Gedanken gingen mir natürlich nicht durch den Kopf, als ich... mehr lesen
Noto
Noto€-€€€Restaurant, Bar03020095387Torstr. 173, 10115 Berlin
4.0 stars -
"Berliner Bergwandern 3: Is this New York?" DerBorgfelderHach! Wenn diese so sorgfältig nachlässig gestylten Gazellen, denen man den täglichen Detox-Smoothie an den glänzenden langen Haaren ansieht, sich dieselben von den hohen Wangenknochen streichen, um die Ray Ban abzusetzen und mit der dreijährigen Emma-Sophie, die lieber auf die Rutsche möchte, die allerdings viel zu gefährlich und außerdem erschreckend oldschool ist, ernsthaft die Frage Quinoa oder Chia zu diskutieren: Sag, vermisst du ihn dann nicht auch, unseren Prenzlauer Berg?
Solche Gedanken gingen mir natürlich nicht durch den Kopf, als ich
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Warum also nicht mal wieder ins noto? Inhaber Jost Reichert begrüßte mich gewohnt freundlich und entspannt und konnte mir noch einen schönen Tisch anbieten. Wir plauderten ein wenig, auch über die Kritik meines ersten Besuches. Dadurch geriet die Bestellung durcheinander, was ich erst wieder zuhause anhand der Rechnung merkte. Kein Beinbruch, gibt es beim nächsten Besuch halt eine „Wiedergutmachung“ aufs Haus. Wie angenehm unkompliziert. Später füllte sich der Laden weitgehend mit sehr verschiedenen Gästen. Berlin halt, aber hier mal gar nicht anstrengend.
Die kleine Speisekarte (11 Gerichte einschließlich Suppe und Käse), die vom einzigen (schwedischen?) Koch in akzeptabler Zeit bewältigt wird, enthält ein paar Überraschungen, auf die ich mich sogleich stürzte:
Cremige Sauerkrautsuppe (8€)
Terrine von roter Bete und Ziegenfrischkäse (9,5€)
Mariniertes Filet vom Apfelschwein (11,5€)
Gebratene Forellenfilets (19,5€).
(Nix Foto...)
Kann man nicht wirklich meckern, Berlin ist (zumindest) preislich nicht Stuttgart.
Weil zwar einerseits am nächsten Morgen ein geschäftlicher Termin drohte, andererseits aber die schwere Zeit des Fastens bevor stand, orderte ich glasweise Sauvignon blanc (o.k.) Grüner Veltliner (ist und bleibt nicht mein Wein), ersatzweise Riesling (doppelt hält besser) und - Warum auch nicht? - eine Riesling Auslese statt Dessert.
Zum Auftakt gab es zwei gelungene, fluffige Brotsorten, eine aus Hefe- und eins aus Sauerteig.
Und dazu den phänomenalen zitronigen Dip, der mich wie beim Erstbesuch begeisterte. Schleck!
Dazu machte ein Rosé Wermut von Belsazar (8,5€) Appetit.
Mal vorab ein Fazit zu den Speisen: Bei allen Tellern hat mich sehr gefreut, dass die jeweiligen Hauptdarsteller geschmacklich ganz klar heraus gearbeitet waren. Alle Produkte waren präzise auszumachen und die Beilagen fügten sich gut ein. Trotzdem scheut man keine kräftigen Aromen, ohne dabei die Grenzen zumindest meines Geschmacks zu überschreiten. Das ist salzig, das ist bitter, das ist sauer. Aber eben nicht „zu“. Großes Kompliment. Im noto wird eine klare Linie gefahren - und das ist auch gut so.
Das Sauerkraut in der Suppe zum Auftakt noch etwas fetzig, aber keine langen, harten Streifen. Mir schien sie mit Kartoffel gebunden zu sein. Sahne konnte ich keine ausmachen, vielleicht war das „cremig“ im übertragenen Sinne gemeint. Es waren reichlich gebackene Pancettawürfel eingestreut und Kerbel und Estragon - etwas befremdlich - am Zweig aufgelegt. Naja, selbst ist der Mann: Werden eben mit den Fingern die Blättchen abgezupft und jene hernach abgeschleckt. Die Geschmäcker und Aromen entwickelten sich deutlich: Erst die Säure, dann die Kräuter, schließlich die Salzigkeit. Hat mir gut gefallen.
Für das mächtige Stück Terrine waren weich gekochte rote Bete und der überraschend cremige Ziegenfrischkäse fantasievoll geschichtet worden. Das sah schwerer aus als es schmeckte. Zudem überzeugte die fantastische Haselnusskruste mehr als erwartet - wie bestes Nougatkrokant. Sehr gut passend zur Erdigkeit der Knolle, nur der Käse schwächelte geschmacklich etwas. Fast perfekt.
Umso prägnanter der Feldsalat mit altem Balsamico. Hat man auch nicht immer.
Spannend das in dickere Scheiben geschnittene kalte Schweinefleisch, das durch Lauch-Asche leicht bittere Noten mitbrachte, die mit der kräftigen Minze konkurrierten. Später traten leicht scharfe Noten hervor. Auch hier „nur“ fast alles richtig, denn der knackige Granny Smith hatte nicht genügend Säure bei, um gegen halten zu können.
Bei den knusprigen, voll präsenten Filets von der Müritz-Forelle ist vor allem zu kritisieren, dass ich kein Foto mehr finden kann!
Ansonsten nicht viel bei diesem erstaunlich rustikalen Teller. Der Blutwurst-Kartoffel-Klops schien mir zwar eher kross gebratene Frikadelle, als ausgebackene Krokette, was aber nichts an der wunderbaren Würzigkeit der Masse änderte. Sehr „geil“ auch der glasierte Chicorée - Süße und Bitterkeit fochten völlig gleichberechtigt um die Aufmerksamkeit meiner Geschmacks-Papillen.
Nur die Béarnaise war etwas großzügig portioniert und deckte den Fisch eher zu. Aber das konnte man ja mit beherztem Messerschwung (Obacht am Nebentisch!) korrigieren. Der Forellenkaviar geschmacklich irrelevant, aber ein inhaltlich wie farblich passender Effekt. Wunderbarer Abschluss; zu meiner Entscheidung im Restaurant-Roulette konnte ich mich nur beglückwünschen,
Was bleibt? Natürlich das noto als sichere Bank - wenn es mal keine der beständig neuen kulinarischen Adressen in der Hauptstadt sein muss.