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GastroGuide-User: carpe.diem
carpe.diem hat Spargelbesen-Gänsebesen-Rinderbesen (Bauerles Besen) in 70736 Fellbach bewertet.
vor 9 Jahren
"Massenabfertigung auf hohem Preisniveau"
Verifiziert

Geschrieben am 12.04.2015
Besucht am 15.12.2013
Fazit (für schnelle LeserInnen vorab)
Der Besen hat in den letzten Jahren leider zur Masseverpflegung mutiert, weshalb ich ihn leider nicht mehr ohne Einschränkung empfehlen kann.

Allgemein
Der Gänse-/ Spargelbesen als bäuerlicher Familienbetrieb war früher mal ein Geheimtipp für Gänse- und Spargelgerichte aus eigener Produktion. Von Anfang April bis Ende Juni (heuer 21.06.) als Spargelbesen, von Ende Oktober bis Mitte Dezember (heuer 21.12.) als Gänsebesen geöffnet. Es gehörte einfach dazu mindestens einmal im Jahr die beiden Besen zu besuchen. Der inzwischen enorme Zulauf führt leider dazu, dass der Besen mehr und mehr seinen Kultstatus als familiärer Kleinbetrieb verliert und zum Ausflugslokal mit Massenabfertigung mutiert, was das Preisleistungsverhältnis negativ beeinflusst.
Im Hofladen kann man während der Öffnungszeiten Gemüse, Obst, Weine und Spirituosen aus eigener Produktion erstehen. Das Angebot ist interessant, wenn auch preislich nicht unbedingt attraktiv.
Der Besen ist für Ortskundige mit dem PKW sowohl von Stuttgart wie auch Fellbach gut zu erreichen, alle übrigen sollten es ohne Navi nicht wagen. Parkplätze sind in ausreichendem Maß vorhanden.

Service  (3)
Wir hatten das Glück im angenehm temperierten Hofladen einen Tisch zu bekommen und wurden dort von einem netten jungen, nicht professionellen Kellner bedient. Zur Begrüßung servierte er uns zusammen mit der Speisekarte ein Amuse Bouche, Gänsebrühe in einem kleinen Löwenkopfterrinchen. Die zuerst bestellten Getränke brachte er zügig, bei der Nachorder haperte es ein bisschen, da brauchte es eine Erinnerung, verständlich bei dem Trubel. Das Essen wurde "besenmäßig" nach angenehmer Wartezeit serviert. Das Bestellte wurde auf einem kleinen Notizkarton handschriftlich eingetragen und darüber auch abgerechnet.

Das Essen  (3)
Die Speisekarte war klein, mit wenigen rustikalen Gerichten.
Wir haben uns für zwei Standardgerichte entschieden.


  • ¼ Gans mit Apfelrotkohl (15,50 €) und Semmelknödeln (3,50 €)                            19,00 €

  • Gänsepfännle (Innereien, Gänsefleisch, Zwiebeln,   (8,80 €) und
    Kartoffelsalat   (3,90 €)                                                                                              12,70 €


Stuttgarter Preise. Für einen Erzeugerbesen ganz schön happig, wird aber offensichtlich akzeptiert. Die Beilagen zu den Gerichten müssen separat bestellt und bezahlt werden.

Das Gänsepfännle (überwiegend Gänseleber) war geschmacklich gut, in einer ordentlichen hausgemachten, braunen Zwiebelsoße geschmort. Auch der originale schwäbische Kartoffelsalat schmeckte sehr gut. Die Portion war so reichlich, dass ich mir noch einen guten Teil einpacken lassen konnte.

Die Gänseviertel (m.E. unter 400 gr. mit Knochen) dagegen waren sehr mager und trocken, eines davon fast dunkelbraun (an einer Stelle sogar schwarz, was bei der Esserin nicht ins Gewicht fiel, weil sie die krosse Haut sowieso entfernt, für mich eine nicht verständliche Handlung). Die Semmelknödel waren für meinen Geschmack zu fest, hatte das unbestimmte Gefühl, dass die nicht hausgemacht waren (wie früher). Das Apfelrotkraut - relativ sauer  (wohl auch aus dem großen Eimer?)- war schwäbischer Tradition entsprechend mehr blau als rot (daher auch der schwäbische Name Blaukraut, der inzwischen von den Speisekarten verschwunden ist). Kurzum den Preis nicht wert.

Die Präsentation der Gerichte ist "besenmäßig" einfach und nicht sehr kreativ.

Dazu tranken wir ¼ Trollinger mit Lemberger (3,00 €) und Mineralwasser (aus Glasflaschen, ½ ltr. 2,20). Der Wein aus dem regionalen Weingut eines Familienangehörigen war sehr gut und trotzdem preiswert. Eine besondere Rarität ist der hausgebrannte Spargelschnaps (½ ltr. 10,50 €), das gibt’s selten.

Das Ambiente  (2)
Der Besen besteht aus mehreren Räumen. Das ursprüngliche Lokal ist mit einfachen, ordentlichen Tischen, Stühlen und Bänken ausgestattet und gut beheizt.
Da die frühere Besenwirtschaft offensichtlich zu klein geworden ist wird nun im Hof zusätzlich ein Bewirtungszelt mit Bierbänken aufgestellt und der Hofladen z.T. auch noch bestuhlt. Beheizt wird mit Gasstrahlern (der Kopf wird heiß, die Füße bleiben kalt).
Ich war deshalb froh im Hofladen einen Platz bekommen zu haben. Hier hat man wenigstens eine interessante Umgebung zwischen Wein, Obst und Gemüsen. Die Bierbänke hier sind mit textilen Hussen ausgestattet, die Tische (sparsam) dekoriert. Trotz Vorzelt kommt bei jedem Öffnen der Eingangstüre ein Schwall Frischluft herein. Gut fürs Raumklima, schlecht für die Füße.

Sauberkeit  (3)
Die Sauberkeit der Gastbereiche und der Toiletten ist üblicher Standard.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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hbeermann und 22 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.