Geschrieben am 06.05.2023 2023-05-06| Aktualisiert am
06.05.2023
Besucht am 16.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Etwas außerhalb von Neupotz befindet sich direkt am Altrhein das besonders bei Ausflüglern und Radfahrern sehr beliebte Anglerheim, welches seit etlichen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben wird. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich davon berichtet habe. Seine durchgehenden Öffnungszeiten von 11 bis 20 Uhr ließen Mitte Dezember eine spontane Einkehr am Nachmittag zu.
Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu den Schwiegereltern. Meine Lust auf ein paniertes Fischfilet aus der Pfanne hatte an diesem Freitag keinerlei christlichen Hintergrund. Nach dem Zander im Karpfen ein paar Wochen zuvor, war jetzt eben das Anglerheim dran.
An einen Freisitz mit Blick auf das stille Altrheingewässer nebenan war natürlich nicht zu denken. Dafür war es draußen viel zu kalt. Aber im Inneren der heimeligen Backfischbutze würde sich bestimmt ein Plätzchen finden. Bevor ich jedoch die wärmende Gaststube betrat, warnte mich vor dem Anwesen eine Schiefertafel mit mahnenden Worten. ...hat sich als irrtümlich erwiesen!
Gerne wäre ich dem gut gemeinten Rat des Kulinar-Historikers, der diese Zeilen mit Weisheit und Kreide auf die Tafel gebracht hatte, demütig gefolgt. Aber erstens war es kein warmer Sommertag, der eine kalte Rieslingschorle (Pfälzer Nationalgetränk!) gerechtfertigt hätte und zweitens musste ja noch der Rückweg nach Wörth mit dem Auto bewältigt werden.
Der Schorleosaurus Rex in mir durfte seinen Winterschlaf fortsetzen. Ich dagegen wurde von einer jungen Servicekraft freundlich in Empfang genommen und platzierte mich gleich am ersten Tisch mit Blick auf den Ausschanktresen. Es war nicht viel los in dem L-förmigen Gastraum des Anglerheims. Ein paar vereinzelte, späte Mittagseinkehrer („Late-Luncher“) vertilgten ihre letzten Happen.
Die im gutbürgerlichen Dorfwirtschaftslook eingerichtete Speisestätte mit dem kernigen Holzmobiliar, dem gefliesten Boden, den gut gepolsterten Wandbänken und den cremefarbenen Vorhängen machte einen absolut gepflegten Eindruck. Der Gastraum des Anglerheims
Dieser sollte sich beim Besuch des recht kleinen, fensterlosen Nassraums bestätigen.
Eine Glocke, vielleicht zur Ankündigung einer Lokalrunde oder der letzten Bestellmöglichkeit des Abends, baumelte lässig von der Decke. Mehrere Glühbirnen pendelten ganz Retro von selbiger und erhellten den Raum zusätzlich.
Der Mann hinterm Tresen mischte Bellheimer Silberpils mit süßem Sprudel und servierte mir zeitnah meinen Schoppen Radler (4,30 Euro), den ich im Angesicht des Durstes zuvor geordert hatte. Blick hinüber zur Theke
Beim Essen setzte ich einmal mehr auf meinen liebsten Rheinfisch in der Panierversion, den in Neupotz zum kulinarischen Erbe zählenden Zander. Für dessen Filet in der Bröselhülle zahlte ich übrigens sehr gastfreundliche 15,90 Euro inklusive Beilagen.
Der normalerweise dazu servierte Kartoffelsalat ließ sich problemlos durch eine Portion Fritten ersetzen. Die Remouladensoße kostete hier übrigens keinen Cent extra – auch nicht ihre Nachbestellung als Dip für meine Pommes. Da könnte sich das Team vom Karpfen mal ein Beispiel nehmen.
Der vorweg gereichte, sauer angemachte Beilagensalat kam in einer kleinen Glasschale, in der geraspelte Möhrenrohkost ganz klassisch neben etwas Weißkraut und ein paar Blättern Eisbergsalat ruhte. Ein solider, da frischer Vertreter seiner vegetabilen Art.
Das panierte Filet des zur Barschfamilie zählenden Süßwasserfisches war natürlich das Objekt meiner Begierde. Hübsch anzusehen, praktisch grätenfrei und schön saftig lag der „Fisch namens Zanda“ vor mir. Prachtvolles Panierstück in Fisch
Auch hatte er vor dem Brutzeln die passende Würze abbekommen. Pfeffer und Salz – mit Augenmaß verwendet – haben noch keinem Backfisch geschadet. Zusammen mit etwas Saft vom beiliegenden Zitronenschnitz und der hausgemachten Remoulade war das ein einfacher, aber dennoch glücklich machender Mittagstisch, bei dem ich wirklich jeden einzelnen Bissen genoss.
König Zander entließ mich mit einem guten Bauchgefühl. Auch der Fettgehalt von Fritten und Remouladensoße hielt sich in Grenzen und machte sich auch nach dem Mahl nicht negativ bemerkbar. Manchmal braucht es einfach eine deftige Frittierküche für die angekratzte Seele.
Ich freute mich bereits auf die anstehende Fahrt nach Bremen, die wir eine Woche später im ICE antraten. Dort traf ich auch auf eine nahezu ausgestorbene Spachtel-Spezies, den sogenannten Borgosaurus Topaz. Dieser „Dino“ hat auch nie Rieslingschorle getrunken, erfreut sich aber nach wie vor bester Gesundheit. Das Schild vor dem Anglerheim zu Neupotz kann also getrost als „Lügentafel“ bezeichnet werden…
Etwas außerhalb von Neupotz befindet sich direkt am Altrhein das besonders bei Ausflüglern und Radfahrern sehr beliebte Anglerheim, welches seit etlichen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben wird. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich davon berichtet habe. Seine durchgehenden Öffnungszeiten von 11 bis 20 Uhr ließen Mitte Dezember eine spontane Einkehr am Nachmittag zu.
Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu... mehr lesen
4.0 stars -
"Ein Fisch namens „Zanda“…" Ehemalige UserEtwas außerhalb von Neupotz befindet sich direkt am Altrhein das besonders bei Ausflüglern und Radfahrern sehr beliebte Anglerheim, welches seit etlichen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben wird. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich davon berichtet habe. Seine durchgehenden Öffnungszeiten von 11 bis 20 Uhr ließen Mitte Dezember eine spontane Einkehr am Nachmittag zu.
Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu
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Anglerheim
Besucht am 04.07.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 18 EUR
Über die großen Drei der Neupotzer Gastroszene (Krone, Hardtwald, Lamm) habe ich schon mehrfach berichtet. Eine Radtour führte mich in den Ferien am Rheindamm entlang. Unter der immer dunkler werdenden Wolkendecke roch es verdächtig nach Gewitter. Dieser Umstand ließ mich zu etwas fortgeschrittener Mittagszeit den Radweg verlassen, um über staubig trockene Feldwege den Ortsrand von Neupotz anzusteuern. Hier, zwischen Fischweihern und Baggerseen gelegen, befindet sich das von Backfischfreunden so hochgelobte Anglerheim. Dieses wird schon seit einigen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben und hat – ausgenommen montags, da ist Ruhetag - von 11 bis 20 Uhr durchgehend geöffnet.
Das beschauliche Fischlokal mit Seeblick war gut besucht. Viele Fahrräder ließen auf ein beliebtes Ausflugsziel schließen. Und tatsächlich waren die meisten Freiluftplätze mit Blick auf das stille Gewässer schon vergeben. Meine Suche nach einem Schattenplatz endete unter einem großen Sonnenschirm, der sich später noch in ganz anderer Funktion als äußerst nützlich erweisen sollte.
Das komplette Speisenprogramm passte auf eine laminierte DIN-A4-Seite im Querformat. Über Tagesempfehlungen informierten Schiefertafeln am Eingang zur Gaststätte oder wurden dem Gast verbal übermittelt. Die Getränkeauswahl war in einem kleinen Ringbuch mit Klarsichtfolien nachlesbar. Mit Freude stellte ich fest, dass das Bier Regionalbezug hatte. Es kam aus der Bellheimer Brauerei, keine 15 Autominuten von hier entfernt. Die Weine bezog man aus dem südpfälzischen St. Martin (bei Edenkoben).
Zuerst bestellte ich eine Flasche Mineralwasser gegen den Durst. Das „Bellaris“, ebenfalls aus dem nahegelegenen Örtchen Bellheim stammend, stellt für mich (neben „Teinacher“) die Referenz in Sachen „saurem Sprudel“ dar. Gerade mal 3,20 Euro musste ich in eine Flasche der kohlensäurehaltigen Pfalz-Quelle aus Bellheim investieren. Eine kühle Wohltat an diesem schwül-warmen Mittwochmittag.
Während ich das übersichtliche Speisenangebot überflog, stand auch schon der Patrone neben mir am Tisch, begrüßte mich als wäre ich seit Jahren Stammgast und riet mir zum heutigen Tagesessen. Eine stattliche Panierfischplatte wurde zusammen mit Pommes und Beilagensalat für bescheidene 11,90 Euro feilgeboten. Mein eigentliches kulinarisches Ansinnen, das knusprig panierte Zanderfilet mit Kartoffelsalat (12,80 Euro) zu verputzen, warf ich daraufhin über Bord und stellte mich der Backfisch-Challenge.
Lediglich vier Salatvarianten, zwei Vorspeisen und acht Hauptgerichte konnte ich in der kompakten Speisenkarte entdecken. Das Gros der Gäste geht zum Fischessen hierher und hat die Auswahl zwischen Zander- und Seelachsfilet, panierten Tintenfischringen oder Salat mit knusprigen Shrimps. Für gutbürgerlich gelaunte Carnivoren gibt es Obligatorisches aus der Hausmannsküche: Wurstsalat, Bratwurst und Schnitzel. Den Vegetariern rückt man salatblattweise zu Leibe oder gibt ihnen das, was sie mittlerweile in nahezu jeder gutbürgerlich angehauchten Gastwirtschaft aus dem Ofen gezogen bekommen: den überbackenen Schafskäse.
Der Beilagensalat wurde zeitnah gereicht. In der kleinen Glasschale lag geraspelte Möhrenrohkost ganz klassisch neben Weißkraut auf ein paar mit Allerweltskräuterdressing angemachten Blättern Eisbergsalat. Ein paar Scheiben von der Salatgurke (für mich immer der reinste Horror…) und die übliche Pflichttomate komplettierten das zwar recht geschmacksarme, aber dennoch frische Gemenge Grün-Weiß-Rot-Zeugs.
Kurz darauf folgte die eigentliche „Panade-Disziplin“ des Hauses. Auf dem weißen Teller-Oval strahlten mir vier(!!!) kross frittierte Fischstücke entgegen. Seehecht, Merlan, Seelachs und natürlich Zander (das Neupotzer Wappentier) wurden auf meine Frage hin namentlich von der Service-Chefin genannt. Begleitet von beherzt gewürzten Pommes und einem ordentlichen Klecks Remouladensauce war das schon ein üppig belegter Teller, den ich da vor der Nase hatte.
Klar, auf solch deftige Frittierküche hat man nicht jeden Tag Lust. Und man sollte sie dem eigenen Wohl zuliebe auch nicht übermäßig oft genießen. Aber als Stärkung für die noch vor mir liegenden Radkilometer hatte sie durchaus ihre Berechtigung. Zumal der Zander wirklich hervorragend schmeckte. Seehecht, Merlan und Seelachs brachten zwar Abwechslung, aber keiner von ihnen konnte es mit König Zander aufnehmen. Merke: beim nächsten Mal nicht vom Personal bequatschen lassen und gleich den panierten „Neupotz-Barsch“ bestellen.
Kaum hatte ich das letzte Stücken Fischfilet in die Remoulade getunkt, spielten sich um mich herum tumultartige Fluchtszenen ab. Ein Wolkenbruch, begleitet von sonorem Donnergrollen, trieb die Gäste in Windeseile in das direkt neben dem Anglerheim aufgebaute Zelt. Unter meinem Sonnenschirm mit Doppelfunktion wurde es immer ungemütlicher. Da hatte ich wohl den günstigen Zeitpunkt zur Flucht passiv verstreichen lassen und musste tatenlos zusehen, wie sich der mit Kies bedeckte Boden in eine regelrechte Pfützenlandschaft verwandelte.
Ein geringes Nachlassen des Sommergewitters nutzte ich schließlich, um mich im Inneren der Gastwirtschaft bei einem Schoppen Radler (3,50 Euro) zu trocknen und die gepflegten Nassräume aufzusuchen. Ein blauer Geldschein wechselte danach den Besitzer und ich schwang mich wieder aufs Rad, um die Heimreise anzutreten. Das Backfisch-Pommes-Gemisch in meinem Magen erschwerte mir zwar die ersten Kilometer, erwies sich dann aber als gute „Kraftquelle“ für den Endspurt.
Sicher kein Lokal für die wöchentliche Einkehr, aber ab und zu kann man sich hier den panierten Zander schon schmecken lassen. Unprätentiöse Fischküche mit Blick aufs Wasser kann bei gerade nicht vorhandenem Mittelmeer auch am Fischweiher seinen Reiz haben. Hunger hat bei den hier verabreichten Portionen jedoch oberste Einkehrpriorität.
Über die großen Drei der Neupotzer Gastroszene (Krone, Hardtwald, Lamm) habe ich schon mehrfach berichtet. Eine Radtour führte mich in den Ferien am Rheindamm entlang. Unter der immer dunkler werdenden Wolkendecke roch es verdächtig nach Gewitter. Dieser Umstand ließ mich zu etwas fortgeschrittener Mittagszeit den Radweg verlassen, um über staubig trockene Feldwege den Ortsrand von Neupotz anzusteuern. Hier, zwischen Fischweihern und Baggerseen gelegen, befindet sich das von Backfischfreunden so hochgelobte Anglerheim. Dieses wird schon seit einigen Jahren von der Familie... mehr lesen
3.5 stars -
"Delikates Neupotz Teil 3: Wie eine Radtour mit Gewitter-Stopp zur Backfisch-Challenge wurde" Ehemalige UserÜber die großen Drei der Neupotzer Gastroszene (Krone, Hardtwald, Lamm) habe ich schon mehrfach berichtet. Eine Radtour führte mich in den Ferien am Rheindamm entlang. Unter der immer dunkler werdenden Wolkendecke roch es verdächtig nach Gewitter. Dieser Umstand ließ mich zu etwas fortgeschrittener Mittagszeit den Radweg verlassen, um über staubig trockene Feldwege den Ortsrand von Neupotz anzusteuern. Hier, zwischen Fischweihern und Baggerseen gelegen, befindet sich das von Backfischfreunden so hochgelobte Anglerheim. Dieses wird schon seit einigen Jahren von der Familie
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Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu den Schwiegereltern. Meine Lust auf ein paniertes Fischfilet aus der Pfanne hatte an diesem Freitag keinerlei christlichen Hintergrund. Nach dem Zander im Karpfen ein paar Wochen zuvor, war jetzt eben das Anglerheim dran.
An einen Freisitz mit Blick auf das stille Altrheingewässer nebenan war natürlich nicht zu denken. Dafür war es draußen viel zu kalt. Aber im Inneren der heimeligen Backfischbutze würde sich bestimmt ein Plätzchen finden. Bevor ich jedoch die wärmende Gaststube betrat, warnte mich vor dem Anwesen eine Schiefertafel mit mahnenden Worten.
Gerne wäre ich dem gut gemeinten Rat des Kulinar-Historikers, der diese Zeilen mit Weisheit und Kreide auf die Tafel gebracht hatte, demütig gefolgt. Aber erstens war es kein warmer Sommertag, der eine kalte Rieslingschorle (Pfälzer Nationalgetränk!) gerechtfertigt hätte und zweitens musste ja noch der Rückweg nach Wörth mit dem Auto bewältigt werden.
Der Schorleosaurus Rex in mir durfte seinen Winterschlaf fortsetzen. Ich dagegen wurde von einer jungen Servicekraft freundlich in Empfang genommen und platzierte mich gleich am ersten Tisch mit Blick auf den Ausschanktresen. Es war nicht viel los in dem L-förmigen Gastraum des Anglerheims. Ein paar vereinzelte, späte Mittagseinkehrer („Late-Luncher“) vertilgten ihre letzten Happen.
Die im gutbürgerlichen Dorfwirtschaftslook eingerichtete Speisestätte mit dem kernigen Holzmobiliar, dem gefliesten Boden, den gut gepolsterten Wandbänken und den cremefarbenen Vorhängen machte einen absolut gepflegten Eindruck.
Dieser sollte sich beim Besuch des recht kleinen, fensterlosen Nassraums bestätigen.
Eine Glocke, vielleicht zur Ankündigung einer Lokalrunde oder der letzten Bestellmöglichkeit des Abends, baumelte lässig von der Decke. Mehrere Glühbirnen pendelten ganz Retro von selbiger und erhellten den Raum zusätzlich.
Der Mann hinterm Tresen mischte Bellheimer Silberpils mit süßem Sprudel und servierte mir zeitnah meinen Schoppen Radler (4,30 Euro), den ich im Angesicht des Durstes zuvor geordert hatte.
Beim Essen setzte ich einmal mehr auf meinen liebsten Rheinfisch in der Panierversion, den in Neupotz zum kulinarischen Erbe zählenden Zander. Für dessen Filet in der Bröselhülle zahlte ich übrigens sehr gastfreundliche 15,90 Euro inklusive Beilagen.
Der normalerweise dazu servierte Kartoffelsalat ließ sich problemlos durch eine Portion Fritten ersetzen. Die Remouladensoße kostete hier übrigens keinen Cent extra – auch nicht ihre Nachbestellung als Dip für meine Pommes. Da könnte sich das Team vom Karpfen mal ein Beispiel nehmen.
Der vorweg gereichte, sauer angemachte Beilagensalat kam in einer kleinen Glasschale, in der geraspelte Möhrenrohkost ganz klassisch neben etwas Weißkraut und ein paar Blättern Eisbergsalat ruhte. Ein solider, da frischer Vertreter seiner vegetabilen Art.
Das panierte Filet des zur Barschfamilie zählenden Süßwasserfisches war natürlich das Objekt meiner Begierde. Hübsch anzusehen, praktisch grätenfrei und schön saftig lag der „Fisch namens Zanda“ vor mir.
Auch hatte er vor dem Brutzeln die passende Würze abbekommen. Pfeffer und Salz – mit Augenmaß verwendet – haben noch keinem Backfisch geschadet. Zusammen mit etwas Saft vom beiliegenden Zitronenschnitz und der hausgemachten Remoulade war das ein einfacher, aber dennoch glücklich machender Mittagstisch, bei dem ich wirklich jeden einzelnen Bissen genoss.
König Zander entließ mich mit einem guten Bauchgefühl. Auch der Fettgehalt von Fritten und Remouladensoße hielt sich in Grenzen und machte sich auch nach dem Mahl nicht negativ bemerkbar. Manchmal braucht es einfach eine deftige Frittierküche für die angekratzte Seele.
Ich freute mich bereits auf die anstehende Fahrt nach Bremen, die wir eine Woche später im ICE antraten. Dort traf ich auch auf eine nahezu ausgestorbene Spachtel-Spezies, den sogenannten Borgosaurus Topaz. Dieser „Dino“ hat auch nie Rieslingschorle getrunken, erfreut sich aber nach wie vor bester Gesundheit. Das Schild vor dem Anglerheim zu Neupotz kann also getrost als „Lügentafel“ bezeichnet werden…