Geschrieben am 31.08.2016 2016-08-31| Aktualisiert am
31.08.2016
Besucht am 06.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 65 EUR
Wenn ich in heimatlichen Gefilden unterwegs bin, gibt es Menschen und Orte, die ich freiwillig besuche… und es gibt Menschen und Orte, um die ich eher einen Bogen mache und freiwillig durch Schleichweg-Gassen in der Altstadt wusle. Dazu gehören meine ehemaligen Ich-verdiene-mir-meine-Studentenbrötchen-Läden… Ich hatte viele Nebenjobs, mit denen ich mein Studium finanziert habe und habe wirklich jeden Mist gemacht. Betritt man diese Orte nach langer Zeit wieder, verfallen viele Chefs in Nostalgie. Dann folgen die üblichen lang-lang-ist‘s-her und früher-war-alles-besser-und-aus-Holz-Gespräche die sich meist ewig hinziehen.
Nun habe ich es doch getan. Eher unfreiwillig, denn ich bin einer ehemaligen Chefin quasi vor die Füße gestolpert. Ja, lang lang ist’s her. Ja, mit geht es gut. Das Gespräch zog sich lang und länger, aus einem Kaffee wurden zwei und gegen Dienstschluss ihrerseits kam eine spontane Einladung in die Kelter und ich habe angenommen… Aber nicht ohne vorherunfreiwillig zu testen, dass ich die Registerkasse immer noch bedienen kann.
Die Kelter liegt strategisch-günstig am Rande der Altstadt und ist wirklich schön hergerichtet. Das Erdgeschoss teilen sich die Bar Liquid und die eigentliche Restaurant-Kelter, das über Treppen und kleine Brücklein in Galerien aufgeteilte Obergeschoss ist dem Restaurant vorbehalten. Wir bekommen einen Tisch oben, der Weg führt über eine Treppe und eine Bogenbrücke an einen kleinen und hübsch eingedeckten Zweipersonentisch direkt am alten und offen gelegten Gemäuer der Kelter. Man guckt quer über das Geschehen und sitzt herrlich.
Nach kurzer Zeit wuselt ein Kellner eine der Treppen herauf, bringt die Karten und berät in Weinfragen. Wir wählen eine Flasche Mineralwasser gegen den schön-war-die-Zeit-die-Klappe-fusselt-Durst und ich entscheide mich für ein Viertele feinen Chardonnay. Die schön-war-die-Zeit-Chefin wählt einen kräftigen Rotwein.
Der Blick auf die Speisekarte liest sich edel, aber das hier ist eines meiner gefürchteten An-Restaurants… An-Restaurants schießen aktuell wie Pilze aus dem Boden und bemühen sich um eine Aufwertung der Gerichte durch epische Nomenklatur. So wird ein „Schnitzel mit Pommes, Ketchup und Mayo“ gerne mal zum „Schwein in knuspriger Kruste an Kartoffelstäbchen, serviert an Tomatenjus und cremiger Ei-Öl-Emulsion“.
Zurück zur hiesigen Speisekarte. Die Auswahl von Gerichten ist klein, fein und überschaubar. Fünf fleischige, zwei vegetarische und eine vegane Hauptspeise stehen zur Auswahl. Die Fleischgerichte beginnen ab 20,50 Euro. Ich wähle Filet von der Echaz-Forelle in Hummerschaum, glasierten Kohlrabi und dazu hausgemachte Krustentier-Ravioli zu 21,50 Euro. Frau Ex-Chefin entscheidet sich für glasierte Entenbrust mit Lavendel-Pfefferhonig mit Zitrus-Jus, Pernod-Fenchel, Pfirsich-Chutney, Rosmarinbrioche, zu haben für 20,50.
Nach angemessener Wartezeit trudeln die Gerichte ein. Der inzwischen goutierte Chardonnay schmeckt herrlich fruchtig und gänzlich unkorkig. Meine beiden Forellenfiletstücke sind auf den Punkt und auf der Haut gebraten. Innen ist der Fisch noch schön glasig, einfach fein. Die knusprige Haut lässt sich wunderbar mitessen und ist weder gummiartig, noch fad. Der glasierte Kohlrabi wird in Stiftform geschnitten serviert und ist schön bissfest. Kein Fall für Nagetiere, aber auch nicht schon ab Werk vorpüriert. Der Hummerschaum gibt dem Kohlrabi außerdem eine feine Geschmacksnote, die ich sehr zu schätzen weiß. Irgendwie krustentierisch, schwer zu beschreiben. Die hausgemachten Ravioli sind ebenfalls al dente und ebenso krustentierisch gefüllt, wie der Hummerschaum schmeckt. Alles zusammen gibt ein wunderbar abgerundetes Geschmacksbild und ich muss mich wirklich beherrschen, nach geleertem Teller nicht auch noch die Sauce vom Teller zu lecken.
Frau Ex-Chefins Ente scheint auch gut zu munden, denn statt früher-war-alles-besser ertönt von der anderen Seite des Tisches nur noch mmmh und hhhhmm, unterbrochen von langen Phasen gefräßigen Schweigens.
Die Portionsgröße reicht gut zum Sattwerden, Laute mit einer Vorliebe für XXL-Portionen sind her aber eher fehl am Platz. Von mir gibt es glatte fünf Sterne, denn ich habe das Restaurant absolut lecker-satt-zufrieden verlassen. Ich komme, wenn ich kann, gerne wieder. Kundige und flinke Kellner, tolles Essen, stimmiges Ambiente und eine angenehme Atmosphäre. Ich war wunschlos glücklich.
Wenn ich in heimatlichen Gefilden unterwegs bin, gibt es Menschen und Orte, die ich freiwillig besuche… und es gibt Menschen und Orte, um die ich eher einen Bogen mache und freiwillig durch Schleichweg-Gassen in der Altstadt wusle. Dazu gehören meine ehemaligen Ich-verdiene-mir-meine-Studentenbrötchen-Läden… Ich hatte viele Nebenjobs, mit denen ich mein Studium finanziert habe und habe wirklich jeden Mist gemacht. Betritt man diese Orte nach langer Zeit wieder, verfallen viele Chefs in Nostalgie. Dann folgen die üblichen lang-lang-ist‘s-her und früher-war-alles-besser-und-aus-Holz-Gespräche die... mehr lesen
Die Kelter
Die Kelter€-€€€Restaurant, Biergarten07071254690Schmiedtorstr.17, 72070 Tübingen
5.0 stars -
"Delikates Essen in schönem Ambiente" KathaWenn ich in heimatlichen Gefilden unterwegs bin, gibt es Menschen und Orte, die ich freiwillig besuche… und es gibt Menschen und Orte, um die ich eher einen Bogen mache und freiwillig durch Schleichweg-Gassen in der Altstadt wusle. Dazu gehören meine ehemaligen Ich-verdiene-mir-meine-Studentenbrötchen-Läden… Ich hatte viele Nebenjobs, mit denen ich mein Studium finanziert habe und habe wirklich jeden Mist gemacht. Betritt man diese Orte nach langer Zeit wieder, verfallen viele Chefs in Nostalgie. Dann folgen die üblichen lang-lang-ist‘s-her und früher-war-alles-besser-und-aus-Holz-Gespräche die
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Nun habe ich es doch getan. Eher unfreiwillig, denn ich bin einer ehemaligen Chefin quasi vor die Füße gestolpert. Ja, lang lang ist’s her. Ja, mit geht es gut. Das Gespräch zog sich lang und länger, aus einem Kaffee wurden zwei und gegen Dienstschluss ihrerseits kam eine spontane Einladung in die Kelter und ich habe angenommen… Aber nicht ohne vorherunfreiwillig zu testen, dass ich die Registerkasse immer noch bedienen kann.
Die Kelter liegt strategisch-günstig am Rande der Altstadt und ist wirklich schön hergerichtet. Das Erdgeschoss teilen sich die Bar Liquid und die eigentliche Restaurant-Kelter, das über Treppen und kleine Brücklein in Galerien aufgeteilte Obergeschoss ist dem Restaurant vorbehalten. Wir bekommen einen Tisch oben, der Weg führt über eine Treppe und eine Bogenbrücke an einen kleinen und hübsch eingedeckten Zweipersonentisch direkt am alten und offen gelegten Gemäuer der Kelter. Man guckt quer über das Geschehen und sitzt herrlich.
Nach kurzer Zeit wuselt ein Kellner eine der Treppen herauf, bringt die Karten und berät in Weinfragen. Wir wählen eine Flasche Mineralwasser gegen den schön-war-die-Zeit-die-Klappe-fusselt-Durst und ich entscheide mich für ein Viertele feinen Chardonnay. Die schön-war-die-Zeit-Chefin wählt einen kräftigen Rotwein.
Der Blick auf die Speisekarte liest sich edel, aber das hier ist eines meiner gefürchteten An-Restaurants… An-Restaurants schießen aktuell wie Pilze aus dem Boden und bemühen sich um eine Aufwertung der Gerichte durch epische Nomenklatur. So wird ein „Schnitzel mit Pommes, Ketchup und Mayo“ gerne mal zum „Schwein in knuspriger Kruste an Kartoffelstäbchen, serviert an Tomatenjus und cremiger Ei-Öl-Emulsion“.
Zurück zur hiesigen Speisekarte. Die Auswahl von Gerichten ist klein, fein und überschaubar. Fünf fleischige, zwei vegetarische und eine vegane Hauptspeise stehen zur Auswahl. Die Fleischgerichte beginnen ab 20,50 Euro. Ich wähle Filet von der Echaz-Forelle in Hummerschaum, glasierten Kohlrabi und dazu hausgemachte Krustentier-Ravioli zu 21,50 Euro. Frau Ex-Chefin entscheidet sich für glasierte Entenbrust mit Lavendel-Pfefferhonig mit Zitrus-Jus, Pernod-Fenchel, Pfirsich-Chutney, Rosmarinbrioche, zu haben für 20,50.
Nach angemessener Wartezeit trudeln die Gerichte ein. Der inzwischen goutierte Chardonnay schmeckt herrlich fruchtig und gänzlich unkorkig. Meine beiden Forellenfiletstücke sind auf den Punkt und auf der Haut gebraten. Innen ist der Fisch noch schön glasig, einfach fein. Die knusprige Haut lässt sich wunderbar mitessen und ist weder gummiartig, noch fad. Der glasierte Kohlrabi wird in Stiftform geschnitten serviert und ist schön bissfest. Kein Fall für Nagetiere, aber auch nicht schon ab Werk vorpüriert. Der Hummerschaum gibt dem Kohlrabi außerdem eine feine Geschmacksnote, die ich sehr zu schätzen weiß. Irgendwie krustentierisch, schwer zu beschreiben. Die hausgemachten Ravioli sind ebenfalls al dente und ebenso krustentierisch gefüllt, wie der Hummerschaum schmeckt. Alles zusammen gibt ein wunderbar abgerundetes Geschmacksbild und ich muss mich wirklich beherrschen, nach geleertem Teller nicht auch noch die Sauce vom Teller zu lecken.
Frau Ex-Chefins Ente scheint auch gut zu munden, denn statt früher-war-alles-besser ertönt von der anderen Seite des Tisches nur noch mmmh und hhhhmm, unterbrochen von langen Phasen gefräßigen Schweigens.
Die Portionsgröße reicht gut zum Sattwerden, Laute mit einer Vorliebe für XXL-Portionen sind her aber eher fehl am Platz. Von mir gibt es glatte fünf Sterne, denn ich habe das Restaurant absolut lecker-satt-zufrieden verlassen. Ich komme, wenn ich kann, gerne wieder. Kundige und flinke Kellner, tolles Essen, stimmiges Ambiente und eine angenehme Atmosphäre. Ich war wunschlos glücklich.