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Gegenwärtig sind die Hotel-Parkplätze und der Bereich vor dem Haupteingang ‘under construction‘, dafür können aber das, normalerweise den Hotelgästen vorbehaltene (Schranke), Parkdeck und der Hintereingang (auch nett mit Springbrunnen) genutzt werden. Egal welchen Eingang man bemüht, man findet sich in der Regel vor der Rezeption wieder und direkt gegenüber liegt der Eingang zum ‘Ort, an dem ich mich wohlfühle‘ (Bedeutung der afrikanischen Ausdrücke ZiZou und ZinZi laut Hotelmanagement).
Sogleich beim Betreten des Restaurants, durch die vollverglaste Weinflaschenpräsentation also gefühlt durch den Chambrair, bemerkt und freundlich begrüßt, wurden wir kurz darauf vom (einzigen) maskulinen Kellner zum Tisch geführt. Der übrige Service ist eindeutig weiblich (ø4,7), jung, wirkt natürlich freundlich und scheint bereits jetzt mit dieser im Genussmittelspeditionsgewerbe weit verbreiteten Flieh- und Schwerkraftbehinderung geschlagen. Die Garderobe wurde nicht abgenommen, dafür konnten wir uns aber einen Vierertisch am Fenster aussuchen. Beim ZiZou handelt es sich um eine großen Raum mit hohen Decken und trotzdem angenehmer Akustik. Zum Wohlgefühl trägt auch die Aufteilung in Polsterbankreihen (weiß) vor Banketttischen und Kunstledersesseln mit niedriger Lehne (abwechseln weiß und violett) sowie Vierergruppen an der langen Fensterfront bei. Die Beleuchtung, ein Mix aus gedämpft funzelnden Leuchtobjekten und die nett eingedeckten Tische perfekt ausleuchtenden Deckenspots, tut ein Übriges.
Kaum platzgenommen kam auch schon die obligatorische Frage nach den Getränkewünschen, der wir routiniert mit der Bestellung einer Flasche stillen Wassers (Gerolsteiner Naturell Gastroausführung, 0,75 L à 6,50 Euronen) begegneten. Speise- und Weinkarte wurden nicht angereicht, sondern auf dem Tisch abgelegt. Das Sortiment ist recht typisch für ein Hotelrestaurant, neben den ‘für jeden etwas Offerten‘ gibt es aber noch ein paar Highlights und saisonale Angebote. Interessanter Weise wird bei den Steaks in Entrecôte und Rib-Eye differenziert. Meine ketzerische Nachfrage zum Unterschied wurde mit, am Entrecôte sei mehr Fleisch und (jetzt mit deutlich angeekeltem Gesichtsausdruck) nicht so viel Fett wie am Rib-Eye, dass außerdem noch einen Knochenanteil aufweisen würde. Aha, da wird es sich wohl um eine sehr eigene (niederländische?) Interpretation der Steakvarianten handeln. So kann man natürlich auch Alleinstellungsmerkmale schaffen, etwas unkonventionell aber wenn‘s hilft…
Beim zügigen Abmarsch um das bestellte Wässerchen nebst Eiskühler (angesichts der auf den Nebentischen kühlerlos vor sich hin transpirierenden Wasserflaschen hatte ich um einen Vakuumkühler gebeten, was von der Servicefachkraft in Eiskühler upgegradet wurde) zu organisieren, schnappte sie sich leere Teller vom Nebentisch. Die Auswirkung ihres jugendlichen Schwungs auf die Fliehkraft sträflich unterschätzend, war sie recht überrascht, dass das benutzte Besteck diesen Umstand gnadenlos ausnutzend einen unschuldig wirkenden Gast um ….haaresbreite, laut scheppernd verfehlte. Mir standen plötzlich Schweißperlen auf der Stirn, wähnte ich mich doch bereits beim nächsten Servierversuch im Blizzardhagel mutmaßlich legionellengespickter Eismaschinenwürfel, zudem wollten wir auch noch eine Flasche Weißwein bestellen, also gleich zwei Matchbälle für die Servicedarsteller.
Glücklicher Weise ließ dann die massive Ausführung der Kühler-Podest-Kombination in Tateinheit mit ihrer eher zierlichen Konstitution das Aufkommen irgendwelchen Schwungs nicht zu und mein Pulsschlag kam wieder aus dem Kolibrimodus.
Kurz darauf wurde bereits das amuse gueule eingesetzt, laut Ansage ein Geflügelragoût mit Blätterteig. Eventuell bin ich da etwas oldschool aber für mich ist ein Ragoût in der Regel halbflüssig, dieses erinnerte in seiner Konsistenz eher an den Inhalt der von den Niederländern heiß geliebten Resteverwertung namens Kipcorn. Leider kein Photo, ist wohl durch die Erleichterung dem Super-GAU entronnen zu sein untergegangen. Madame meinte impertinenter Weise, dies sei eine Schutzbehauptung und das fehlende Bild einfach meiner grenzenlosen Gier geschuldet. Merkwürdig nur, dass ihre Portion auch nicht mehr als Photomodell zur Verfügung stand… Aber so sind sie halt, die Wesen mit der komplexeren Gefühlsdifferenzierung, unter keinen Umständen gehässig oder schadenfroh würden sie niemals elektrounterstützt bikend über ihr tapferst analog strampelndes Schatzl herziehen….
Nachdem wir unsere Bestellung platziert hatten, wurden auch noch Mini Brötchen, sehr gute Tapenade aus ungefärbten Oliven mit Knobi und ein etwas langweilig wirkender Quark-Paprikadip (upgrade mittels der bereitgestellten Salz- und Pfeffermühlen im CD der Van der Valk-Kette) von einer nicht minder schwungvoll agierenden Kollegin (ihr Part bestand allerdings darin Servietten so gekonnt zu verlieren, dass Hänsel und Gretel ihre wahre Freude gehabt hätten) serviert.
In der epischen Schlacht Physik gegen Service stand es demnach mindestens Zwei zu Null…
| Die Vorspeisen |
Der Thai–Beef Salat mit Pak Choi, Sesam, Koriander, Zucchini und Grapefruit für 12,50 Euronen kam geschmacklich sehr authentisch rüber. Einziges Manko war ein sehr grober Paksoistrunk. Das üppig eingesetzte Dressing von dezent süß-saurer Schärfe, die fruchtigen rosa Grapefruitfilets mit Sesam ein idealer Kontrapunkt. Gut gewürzt auch das auf den Punkt gegrillte Rindfleisch. Madame war hochzufrieden.
Das Bäckchen vom Wollschwein mit Sülze, Schinken, Pilzcreme, saurem Romanesco und Vanille Apfel für 12,50 Euronen war in Teilen sehr gut umgesetzt. Allerdings machte sich ausgerechnet die Namensgebende Hauptzutat etwas rar. Vom zartgeschmorten Bäckchen fand sich gerademal ein lauwarmes Stück von etwa Kleinfingerdimension auf dem Teller. Der Anteil der sehr saftigen und gut abgeschmeckten aber eiskalten Terrine wirkte dagegen doppelt so groß. Sehr knackig dazu die angenehm säuerlich eingelegten Romanesco-Röschen. Genial die ausgestochenen Apfelkugeln mit ihrem Vanille-Zimtaroma, so dezent, dass sogar der leichte Trüffelhauch der Pilzcrème nicht unterging. Unspektakulär die Schinkenscheibe und die dressinglosen Alibisalatblätter.
| Die Hauptspeisen |
Für Madame sollte es Nordamerikanisches IBP Prime Angus Entrecote 220g, Kartoffelbeilage, tagesfrisches Gemüse und Portweinjus für 25,50 Euronen sein.
Das Steak sehr gut, wie gewünscht medium gegart. Durch die gute Fleischqualität (ja, IBP ist böse, trotzdem…) sehr zart und saftig mit lediglich einer kleinen Sehne. Der dazu gereichte Brokkoli auf den Punkt und schön mit geröstetem Paniermehl aufgepeppt, ebenso gut die auf dem Teller befindliche Mini-Gemüse-Garnitur, langweilig wiederum die Petersilien-Würfelkartoffeln. Toll die hocharomatische Portweinjus (eher Demiglacequalität).
Mich ernüchterte Kaninchenrücken und Ragout, kleine Leber und Niere, Pastinaken Sauerampfer Creme, Kartoffelpüree, Karottencroquette, gebratene Pilze, Kirsch Jus für 24,50 Euronen.
Der Kaninchenrücken obwohl medium rare bestellt leider durch aber bis auf den umhüllenden Bauchlappen gerade noch saftig, die Niere hart und krümelig, das Leberschnipselchen mit höchstem Wohlwollen gerade noch als medium zu bezeichnen. Sehr gut die Idee, Pastinaken als Trägermedium für das Sauerampferpüree zu nutzen, damit wird dessen Säure die Spitze genommen und es wirkt runder. Davon hätte es gerne mehr, anstelle des einfachen Kartoffelbreis, geben dürfen. Die Kernkompetenz der niederländischen Küche fand natürlich, in Gestalt einer sehr gut umgesetzten Karottencroquette, auch ihren Platz auf dem Teller. Beim panieren und frittieren macht unseren Nachbarn so schnell keiner was vor. Beim Ragoût und den angeschwenkten Pilzen gab es nix zu meckern, Kirscharoma schien bei der Jus nicht wirklich vorhanden, dafür meinte ich dezent Lebkuchen herauszuschmecken, auch wenn es nicht mehr die richtige Jahreszeit ist, hier durchaus passend.
Die Servicedamen blieben die ganze Zeit über freundlich bemüht, trotz leicht hektischer Betriebsamkeit und der ein oder anderen Showeinlage (die epische Schlacht betreffend…). Mein Hinweis, dass der gewünschte Gargrad um mindestens zwei Garstufen verfehlt wurde, produzierte einen derart verzweifelten Augenaufschlag, dass ich mich spontan freiwillig (der schockfrostende Blick von Madame war also obsolet) entschloss meine Äußerung ausdrücklich nicht als Reklamation gelten zu lassen. Dadurch etwas entspannter wollte sie’s trotzdem an die Küche weiter geben, was im Folgenden zur Äußerung: „Die Küche entschuldigt sich für den Fehler“ jedoch zu keinerlei Kompensation führte.
Eigentlich bereits vollumfänglich gesättigt, Madame hatte auf mein Dessertangebot augenverdrehend abgewunken, nutze ich ihre kurze Abwesenheit (Abteilung für kleine Königstigerinnen) bei unserem Servicemädel die Bestellung für ein Dessert zu platzieren. Man kennt ja schließlich die Erwartungshaltung der Community. Die Gastarbeiterin meinte dann verschwörerisch zwinkernd einen zweiten Löffel bringen zu wollen, welcher von Madame dann auch gerne genutzt wurde.
| Die Nachspeise |
Ein wirklich genialer Abschluss war die Schwarze Johannisbeer-Mousse, Mohn Trüffel und Weiße Schokoladen Panna Cotta für 7,50 Euronen.
Minimalistisch-modern angerichtet, geschmacklich aber eine Bombe. Die bei Mitbewerbern bisher eher als fade erlebte panna cotta hier mit dem sehr gut herausgearbeitetem Aroma weißer Schokolade und, besonders angenehm, von ideal zarter Konsistenz dabei nicht zu süß. Auch das sahnig-fruchtige Mousse konnte überzeugen, mit angenehmer Säure eine erfrischende Kombination zur panna cotta und den ebenfalls intensiven Trüffeln (Mohncanache in Pistazienbrösel gehüllt).
Zusammenfassend war’s eigentlich ganz nett. Am Service sollte man bitte nichts verändern damit ein gewisser Nervenkitzel gewahrt bleibt J. Die guten Ansätze der Küche könnten allerdings durch etwas mehr Sorgfalt in wirklich tolle Ergebnisse gewandelt werden.
Für eine Flasche stillen Wassers, eine Flasche Grauburgunder (Salwey 2013, Kaiserstuhl) à 27,50 Euronen, zwei Vor-, zwei Hauptspeisen und ein Dessert wurden 116,50 Euronen fällig. Bei etwas besserer Umsetzung bzw. kleinem Kompensationsangebot wegen des vermurksten Kaninchenrückenfilets wäre es ambitioniert aber fair, in der beschriebenen Gestaltung scheint es überteuert.