Geschrieben am 22.02.2020 2020-02-22| Aktualisiert am
22.02.2020
Besucht am 18.02.2020Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Nachdem uns das Spitzner im Oerschen Hof so kaltschnäuzig abserviert hatte (siehe meinen Beitrag dort), musste ein Ersatz für die abendliche Abschlussrunde unserer betrieblichen Klausurtagung gesucht werden. Kollege Carsten1972 erwies sich als äußerst hilfreich (Hoch soll er leben!) und die Wahl fiel auf Münsters Esszimmer. Die von Carsten beschriebene und auch auf der Homepage ersichtliche harte Einfach-Bestuhlung machte mir allerdings ebenso Sorgen wie das der Papierform nach eher einfache Getränkeangebot. Außerdem gibt es hin und wieder Stimmen, die mir einen gewissen Hang zu Sonderwünschen und Garstigkeit bei Nichterfüllung derselben bescheinigen. Das ist zwar maßlos übertrieben, aber es traf sich doch gut, dass ein Termin in Berlin kurzfristig abgesagt wurde, denn so konnte ich die Zeit für einen spontanen mittäglichen Kurzbesuch in der westfälischen Beamten- und Studentenstadt nutzen.
Nachdem ich das in einer wenig pittoresken Seitengasse der Fußgängerzone gelegene Lokal (immerhin mit frühlingshaft-grünem Müllcontainer vor der bodentiefen Glasfront) gefunden hatte, trat ich als Dritter von nach und nach 11 erwachsenen Mittagsgästen ein. Außer einer weiß gekachelten Wand erinnert mich nur wenig an die ehemalige Backstube.
Mit verschiedenen Details wird versucht, das Ambiente einer Wohnküche zu vermitteln; wie ich finde, recht erfolgreich. Schön fand ich die Musikauswahl, die durch etliche Langspielplatten (Die Jüngeren googeln, bitte.) der Siebziger und Achtziger angekündigt wurde. Zur lebendigen Atmosphäre tragen sicher auch die Gespräche der jungen Küchenjungs bei, die teilweise mit im Service agieren. Alles ungekünstelt, aber freundlich. Weder übertriebene Coolness, noch unangemessene Kumpelhaftigkeit. Der Service wurde im Wesentlichen von einem der auch nur etwas älteren Inhaber professionell gewuppt, dabei blieb er auch an den anderen Tischen gern für einen Schwatz stehen, ohne Wartezeiten entstehen zu lassen. Auf meine Bitte, die Karaffe Leitungswasser am Tisch stehen zu lassen, kündigte er selbstbewusst jederzeitiges Nachschenken an und hielt dieses Versprechen. Als er zeitweilig zu einem Handwerkertermin nach Hause gerufen wurde, übernahm sein Kompagnon, der bis ins letzte Jahr als Küchenchef im Esszimmer tätig war, jetzt aber das Zweitlokal Cho & Riso managt, eine Tapas- und Cocktailbar am anderen Ende der Innenstadt. Da er auch Sommelier des Hauses war, konnten wir erfreulicherweise schon viele meiner „kleinen Wünsche“ klären. Schön, dass dazu auch eine Auswahl aus dem überraschend eigenständigen Tapas-Angebot (s. Homepage Cho&Riso) gehört, ebenso eine spannende Negroni-Variante zur Begrüßung. Schade, dass die Bar bei unserem Besuch geschlossen ist; dort wäre ich gern versackt...
Aber zurück zum knallharten Probe-Essen:
Der erste Winzersekt war - na, klar - müde. Aber mit einem „Da diskutieren wir nicht, da machen wir eine neue Flasche auf!“ kam ein perfektes Glas an den Tisch.
Meine Bitte neben einem „echten“ Hauptgericht eine Auswahl der Mittagskarte in abgespeckter Version zu erhalten, wurde erst zögernd quittiert. Da aber die Gerichte überwiegend „mit der Kelle“ portioniert werden konnten, war es letztlich ebenso wenig ein Problem wie ein Wechsel der Beilagen. Dies auch am Nebentisch, wie überhaupt erkennbar versucht wurde, es den Gästen recht zu machen. Das Auseinanderrücken eines Vierertisch war kein Ding, wurde sogar angeboten und eine auswärtige Familie auf Englisch nicht nur abgefertigt, sondern auch beraten. Nur WLAN ist nicht (mehr) im Angebot, weil die schon erwähnten Studierenden allzu lange mit allzu wenig Umsatz die vielleicht 25 Plätze blockierten.
Meine Wahl war auf die vietnamesische Pho gefallen (denn der Küchenchef hat vietnamesische-chinesische Eltern), auf Hühnerfrikassee, ein Massaman-Curry mit Jasmin-Reis, das Carsten empfohlen hatte und als Hauptgang die Rinderroulade.
Die Brühe
war fleischig und süffig, die Rindfleischstreifen erfreulich rosa und ungemein zart und die Nudeln gefielen mit Biss, einem leicht süßlichen Teig, der das raue Mundgefühl frischer Ware hatte. Als Beilagen die üblichen Verdächtigen: Koriander, Chili, Limette und eine Hoisinsauce, die mich mit einem feinen Geschmack nach Tamarinde überraschte und weder zu salzig noch penetrant süß war. Ein paar mehr frische Kräuter wären schön gewesen, aber sonst gab es überhaupt nichts zu meckern. Sehr lecker und genau richtig zum Durchwärmen, denn an der Fensterfront war es nicht wirklich kuschelig.
Der Chef fragte von sich aus, wie schnell ich die weiteren Gänge haben wolle; auch das professionell.
Beim Hühnerfrikassee
gefiel mir das zarte und saftige Brustfleisch vom Sauerländer Biohof. Während der Jasminreis für meinen Geschmack zu weich war, wurde das auf der Karte in Aussicht gestellte knackige Gemüse mit nur kurz sautierten rosa Champignons und punktgenau gegarten Karotten und Brokkoli auch geliefert. Die Sprossen fand ich entbehrlich; gut dagegen etwas knackiges FrüZwie-Grün. Sauber gemacht.
Danach kam mit dem Massaman-Curry ein sehr ähnlicher Gang.
Nur dass hier die durch Blumenkohl, Aubergine und Zucchini ergänzten Gemüse noch stärker im Mittelpunkt standen und entsprechend Carstens Ankündigung glänzten. Die pikant-würzige Soße etwas flüssiger und die hausgemachten Udon-Nudeln schön elastisch. Wenn vegetarische Gerichte geschmacklich immer so stark sind, ist mir vor der Fastenzeit nicht Bange.
Beim Hauptgericht (12,9€)
hatte die Küche vergessen, dass ich schon drei, wenn auch verkleinerte Gänge intus hatte. Der Berg an leicht buttrigem, ein klein wenig leimig gewordenem Kartoffelpüree war bei aller Mühe nicht zu schaffen. Dazu war schon das kräftig angeröstete Spitzkohl-Wurzelgemüse mit knackigem Biss zu lecker. Und die kleine Roulade war ein Träumchen. Allein der Duft! So, wie bei Muttern - wenn die es denn so gut hinbekommt... Kräftig angebratenes Rindfleisch, ebenso mürbe wie saftig, innen noch rosa. Einerseits mit einer ganz klassischen Füllung aus Speck, Zwiebel, Essiggurke und Senf.
Die aber andererseits sehr fein geschnitten war und so die würzigen, süß-sauren und scharfen Aromen fast elegant zusammen spielten. Dazu eine leicht gebundene Dunkelbiersauce, die ich etwas süßer erwartet hätte. Trotzdem: Mann, war das sonntagessenlecker!
Kollege Carsten hat es treffend beschrieben: Hier gibt es kein ChiChi, sondern „bodenständige“ Gerichte, nicht nur mit regionalem Hintergrund, aber immer immer sehr gut umgesetzt. Ins Esszimmer kann man bedenkenlos einkehren.
Inzwischen hatte ich mich auch durch die in der Tat ausbaufähige Weinkarte probiert. Was mir nicht schmeckte, musste ich nicht bezahlen - DAS nenn ich gastfreundlich! Erfreulicherweise fand mein Gastgeber im Keller auch noch ein paar nicht verzeichnete Bouteillen, die wir sogleich für die kommende Woche reservierten.
Beruhigt konnte ich die etwas ausgedehnte Mittagspause schließen und nach einem Espresso aufs Haus zurück an den bremischen Schreibtisch fahren.
Nachdem uns das Spitzner im Oerschen Hof so kaltschnäuzig abserviert hatte (siehe meinen Beitrag dort), musste ein Ersatz für die abendliche Abschlussrunde unserer betrieblichen Klausurtagung gesucht werden. Kollege Carsten1972 erwies sich als äußerst hilfreich (Hoch soll er leben!) und die Wahl fiel auf Münsters Esszimmer. Die von Carsten beschriebene und auch auf der Homepage ersichtliche harte Einfach-Bestuhlung machte mir allerdings ebenso Sorgen wie das der Papierform nach eher einfache Getränkeangebot. Außerdem gibt es hin und wieder Stimmen, die mir einen... mehr lesen
4.5 stars -
"Sehr erfreuliche Mittagspause!" DerBorgfelderNachdem uns das Spitzner im Oerschen Hof so kaltschnäuzig abserviert hatte (siehe meinen Beitrag dort), musste ein Ersatz für die abendliche Abschlussrunde unserer betrieblichen Klausurtagung gesucht werden. Kollege Carsten1972 erwies sich als äußerst hilfreich (Hoch soll er leben!) und die Wahl fiel auf Münsters Esszimmer. Die von Carsten beschriebene und auch auf der Homepage ersichtliche harte Einfach-Bestuhlung machte mir allerdings ebenso Sorgen wie das der Papierform nach eher einfache Getränkeangebot. Außerdem gibt es hin und wieder Stimmen, die mir einen
Geschrieben am 18.03.2019 2019-03-18| Aktualisiert am
20.03.2019
Besucht am 16.03.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 150 EUR
In der münsterschen Ludgeristraße hat die alteingesessene Bäckerei Pohlmeyer ihren Stammsitz, geht man von der wuseligen (auch an einem frühen Samstagabend) Fußgängerzonenstraße in die ruhigere Mariengasse, dann steht man nach ein paar Metern vor dem großen Fenster der ehemaligen innerstädtischen Backstube von Pohlmeyer.
Die ist natürlich längst verzogen aus der Innenstadt, aber dafür hat hier vor etwas mehr als 2 Jahren eines der angesagtesten kleinen Restaurants von Münster eröffnet, mit dem Namen sagt man selbstbewusst, was man im Sinn hat: Münsters Esszimmer.
Lange war ein Besuch geplant, nun endlich war ein Samstagabend ohne anderweitige Verpflichtungen und meine Frau und ich machten uns auf den Weg in unser Oberzentrum, wie immer per Bahn, der Weg vom Bahnhof in die Mariengasse ist überschaubar. Kommt man rein, sieht man, dass war nicht immer ein Esszimmer. Hinten im keine 100 Quadratmeter großen Gastraum eine Theke.
Davor 18 Plätze an verschieden großen Tischen.
Die Tische schlicht eingedeckt, man hat anscheinend keine groß repräsentativen Anforderungen an die Gestaltung des Innenraums, und spart sich auch noch große Investitionen.
Die Bänke zum Teil aus Europaletten, eine Wand noch komplett weiß gefliest aus Backstubenzeiten. Einfaches Mobiliar, zurückhaltende Dekoration, trotzdem fühlt man sich wohl beim eintreten. Vom Service in Empfang genommen, fand sich unser Tisch an der Fensterfront schnell und nachdem wir uns der Garderobe entledigt hatten, nahmen wir Platz. Hinter der Theke blickt man in die zum Teil offene Küche, der Gastraum ist so klein, dass die große Kaffeemaschine in einem kleinen Flur Platz finden muss, auch die Toiletten sind recht kuschelig.
Die Karte wurde uns gereicht, ebenso die Getränke und Weinkarte. Ein Blick ergab 11 Gerichte.
von Vorspeisen über Vegan-Vegetarisches hin zu Fisch und Fleisch, Tagesdesserts werden angesagt. Neben den üblichen Getränken eine kleine, aber recht feine Auswahl von Weinen. Das konnte insgesamt schon mal Vorfreude entfachen, ebenso wie ein Blick auf die Teller unserer Tischnachbarn. Mit der Karte die Frage des Service nach einem Aperitif, und nachdem ich leider kein Staropramen vom Fass bekommen konnte (seufz) schloss ich mich der Wahl meiner Frau an, die sich das hier servieren lies
Erinnerte an Camapri, war aber ein auf Grappa Basis hergestellter Bitter aus dem Veneto.
Gespritzt (ich war zu lange in Österreich) und verfeinert mit Limette, war das ein bitter-fruchtiger Beginn unseres Abendessen. Wir hatten dann auch unsere Wahl getroffen und bestellten Essen und Wein für den Abend. Zu trinken neben dem obligatorischen Wasser eine Flasche aus der Appellation Anjou an der Loire, ein Chenin Blanc 2017 (nachher vom Restaurant und Küchenchef als sein "Kryptonit" bezeichnet, hätte ich das mal vorher gewusst, ich lebe aber noch)
vom Chateau Soucherie. Der passte mit dezentem Holz und feiner Säure gut zu unserer Speisenwahl über den Abend. Nach dem Wein dann unsere Vorspeisen, für meine Frau eine Hummerbisque mit Zitronen-Thymian-Pfannkuchenstreifen.
Meine Frau liebt ja Meeresfrüchte in allen Variationen, aber trotz Dementi glaube ich, hier haben die Pflädlestreifen die Wahl entscheidend beeinflusst, man wird seine Wurzeln ja nie im Leben los. Die Konsistenz der Suppe passte allerdings auf den ersten Blick nicht. Viel zu dick abgebunden, war das eher eine Creme denn eine Suppe. Auch wenn die klassische französische Bisque sehr dickflüssig ist, dies war zu viel des Guten. Unter der dicken Konsistenz litt auch der Geschmack, dass Krustentieraroma konnte sich nicht ganz durchsetzen. Das geht besser, blickt man in die Bretagne nach Cléden-Cap-Sizun ins L'Etrave (Referenzhummerrestaurant von Carsten), nach Hamburg zu Hummer Petersen oder auch in den Spiekerhof zur Familie Zaragoza. Auch für mich Meeresfrüchte, spanische Garnelenpuffer mit kaltem Ofengemüse.
Bestellt hatte ich das, weil ich mir wenig unter dieser Zubereitung vorstellen konnte. Serviert wurden Tortillitas de Camarones, lecker, die mag ich. Fein gehackte Garnelen werden mit einer Art Pfannkuchenteig vermischt. Der hat aber keine Milch, sondern viel Olivenöl in sich und wird mit Petersilie und Zwiebeln vermengt, das wird dann ausgebacken und ist sehr lecker. Dazu Ofengemüse in Antipasti Ausführung, auch schmackhaft, passte das gut zusammen. Meine Vorspeise eine Klasse über der Bisque.
Zu den Hauptspeisen, meine Frau hatte sich Fisch bestellt, gebratenes Steinbuttfilet mit Mandarinen-Koriandergremolata an Blumenkohlpüree und Spinat.
Ihr Gesicht hellte sich beim Verzehr auf, die Küche hatte bei Ihr ja etwas gut zu machen. Perfekt gebratenes Filet mit einer leicht exotischen Gremolata obenauf. Dazu ein schmackhaftes Blumenkohlpüree, ganz weiß, und frischer Spinat. Einfach ein gutes Fischgericht, Frau war versöhnt mit der Küche. Für mich Fleisch, Kotelett vom Glasstätter Schwein mit Schalotten-Sardellen-Vinaigrette an Baby Pak Choi und Kartoffel-Kichererbsen-Stampf.
Der Titel sagt eigentlich alles, aber erstens, Kotelett perfekt gebraten, saftig, rosa schimmernd im Inneren. Auf der Schnittfläche die schmackhafte Vinaigrette, sehr gute Idee. So muss Schweinefleisch (auch wenn ich nicht weiß, wo Glasstatt ist), Kotelett rules, bleib mir weg mit Filet oder noch schlimmer Medaillons, gutes Schweinefleisch, wenn man es denn mal bekommt, darf nur zum Kotelett werden. Meckern könnte ich jetzt, dass der Fettrand zu großzügig abgeschnitten war, aber mach ich nicht, weil das Fingerabschlotzend lecker war. Zweitens scharf angebraten der Pak Choi, ich vermute ganz leicht mit Soja oder Teriyaki Sauce mariniert. Kichererbsen sind in meiner Küche bisher noch nicht im Stampf mit Kartoffeln vermählt worden, Drittens, wird aber nachgeholt, ist genauso gut wie Pastinake oder Sellerie im Stampf.
Desserts gingen auch noch, wenn auch knapp bei mir. Meine Liebste erwählte Schokobrownies aus Valrhona Schokolade (mit Herkunftsgeschichte durch den Service)
Für mich ein Parfait aus Aprikosen mit gerösteten Pistazien.
Da wir uns nicht einig wurden, was für wen, wurde "Fifty-Fifty" geteilt und einhellig beide Desserts für gut befunden. Schmackhafter Abschluss einer über 6 Gerichte doch guten Küchenleistung, bei der die Bisque etwas abfiel. Aber sonst hatten wir sehr schmackhaftes Wohlfühlessen. Extralob gibt es für die schöne Keramik, auf der die Gerichte serviert werden.
Freude bereitete auch der Service über den Abend, Flo(rian, ich hoffe, es bleibt dabei) bediente uns zugewandt und sehr engagiert über unser Essen und versorgte uns mit vielen Details zur Geschichte und Philosophie des Hauses. Die vier Herren, zwei Küche, zwei Service, haben schon leichte Hipsterallüren an sich, aber alles noch im erträglichen Rahmen und man merkt, dass das Team des Hauses nicht nur über Arbeitsverträge miteinander verbunden ist, sondern auch über Freundschaft. Das Wohlgefühl in Sachen Ambiente wird durch die entsprechend studierende Lebensgefährtin des Chefs sichergestellt (wie praktisch). Inklusive des netten Abschiedsgespräches mit allen 4 Gastgebern am Schluss haben wir uns sehr wohl gefühlt.
Kann ich also zum Fazit kommen, das Esszimmer Münster bietet keine Sterneküche, dass will man offenkundig aber auch nicht. Hier kocht man gefühliges Essen, die Köche haben gute Ideen und klare Strategien, was in die Gerichte kommt und wie diese auszusehen haben. Und das Resultat dieser Bemühungen schmeckt ausnehmend gut! So muss es sein, so will ich es und deswegen habe ich ab jetzt in Münster eine neue Herzensküche (ich vermisse das Lilies immer noch). Auch für den Mittagstisch übrigens.
In der münsterschen Ludgeristraße hat die alteingesessene Bäckerei Pohlmeyer ihren Stammsitz, geht man von der wuseligen (auch an einem frühen Samstagabend) Fußgängerzonenstraße in die ruhigere Mariengasse, dann steht man nach ein paar Metern vor dem großen Fenster der ehemaligen innerstädtischen Backstube von Pohlmeyer.
Die ist natürlich längst verzogen aus der Innenstadt, aber dafür hat hier vor etwas mehr als 2 Jahren eines der angesagtesten kleinen Restaurants von Münster eröffnet, mit dem Namen sagt man selbstbewusst, was man im Sinn hat: Münsters... mehr lesen
4.5 stars -
"Gut essen in der alten Backstube........" Carsten1972In der münsterschen Ludgeristraße hat die alteingesessene Bäckerei Pohlmeyer ihren Stammsitz, geht man von der wuseligen (auch an einem frühen Samstagabend) Fußgängerzonenstraße in die ruhigere Mariengasse, dann steht man nach ein paar Metern vor dem großen Fenster der ehemaligen innerstädtischen Backstube von Pohlmeyer.
Die ist natürlich längst verzogen aus der Innenstadt, aber dafür hat hier vor etwas mehr als 2 Jahren eines der angesagtesten kleinen Restaurants von Münster eröffnet, mit dem Namen sagt man selbstbewusst, was man im Sinn hat: Münsters
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Nachdem ich das in einer wenig pittoresken Seitengasse der Fußgängerzone gelegene Lokal (immerhin mit frühlingshaft-grünem Müllcontainer vor der bodentiefen Glasfront) gefunden hatte, trat ich als Dritter von nach und nach 11 erwachsenen Mittagsgästen ein. Außer einer weiß gekachelten Wand erinnert mich nur wenig an die ehemalige Backstube.
Mit verschiedenen Details wird versucht, das Ambiente einer Wohnküche zu vermitteln; wie ich finde, recht erfolgreich. Schön fand ich die Musikauswahl, die durch etliche Langspielplatten (Die Jüngeren googeln, bitte.) der Siebziger und Achtziger angekündigt wurde. Zur lebendigen Atmosphäre tragen sicher auch die Gespräche der jungen Küchenjungs bei, die teilweise mit im Service agieren. Alles ungekünstelt, aber freundlich. Weder übertriebene Coolness, noch unangemessene Kumpelhaftigkeit. Der Service wurde im Wesentlichen von einem der auch nur etwas älteren Inhaber professionell gewuppt, dabei blieb er auch an den anderen Tischen gern für einen Schwatz stehen, ohne Wartezeiten entstehen zu lassen. Auf meine Bitte, die Karaffe Leitungswasser am Tisch stehen zu lassen, kündigte er selbstbewusst jederzeitiges Nachschenken an und hielt dieses Versprechen. Als er zeitweilig zu einem Handwerkertermin nach Hause gerufen wurde, übernahm sein Kompagnon, der bis ins letzte Jahr als Küchenchef im Esszimmer tätig war, jetzt aber das Zweitlokal Cho & Riso managt, eine Tapas- und Cocktailbar am anderen Ende der Innenstadt. Da er auch Sommelier des Hauses war, konnten wir erfreulicherweise schon viele meiner „kleinen Wünsche“ klären. Schön, dass dazu auch eine Auswahl aus dem überraschend eigenständigen Tapas-Angebot (s. Homepage Cho&Riso) gehört, ebenso eine spannende Negroni-Variante zur Begrüßung. Schade, dass die Bar bei unserem Besuch geschlossen ist; dort wäre ich gern versackt...
Aber zurück zum knallharten Probe-Essen:
Der erste Winzersekt war - na, klar - müde. Aber mit einem „Da diskutieren wir nicht, da machen wir eine neue Flasche auf!“ kam ein perfektes Glas an den Tisch.
Meine Bitte neben einem „echten“ Hauptgericht eine Auswahl der Mittagskarte in abgespeckter Version zu erhalten, wurde erst zögernd quittiert. Da aber die Gerichte überwiegend „mit der Kelle“ portioniert werden konnten, war es letztlich ebenso wenig ein Problem wie ein Wechsel der Beilagen. Dies auch am Nebentisch, wie überhaupt erkennbar versucht wurde, es den Gästen recht zu machen. Das Auseinanderrücken eines Vierertisch war kein Ding, wurde sogar angeboten und eine auswärtige Familie auf Englisch nicht nur abgefertigt, sondern auch beraten. Nur WLAN ist nicht (mehr) im Angebot, weil die schon erwähnten Studierenden allzu lange mit allzu wenig Umsatz die vielleicht 25 Plätze blockierten.
Meine Wahl war auf die vietnamesische Pho gefallen (denn der Küchenchef hat vietnamesische-chinesische Eltern), auf Hühnerfrikassee, ein Massaman-Curry mit Jasmin-Reis, das Carsten empfohlen hatte und als Hauptgang die Rinderroulade.
Die Brühe
war fleischig und süffig, die Rindfleischstreifen erfreulich rosa und ungemein zart und die Nudeln gefielen mit Biss, einem leicht süßlichen Teig, der das raue Mundgefühl frischer Ware hatte. Als Beilagen die üblichen Verdächtigen: Koriander, Chili, Limette und eine Hoisinsauce, die mich mit einem feinen Geschmack nach Tamarinde überraschte und weder zu salzig noch penetrant süß war. Ein paar mehr frische Kräuter wären schön gewesen, aber sonst gab es überhaupt nichts zu meckern. Sehr lecker und genau richtig zum Durchwärmen, denn an der Fensterfront war es nicht wirklich kuschelig.
Der Chef fragte von sich aus, wie schnell ich die weiteren Gänge haben wolle; auch das professionell.
Beim Hühnerfrikassee
gefiel mir das zarte und saftige Brustfleisch vom Sauerländer Biohof. Während der Jasminreis für meinen Geschmack zu weich war, wurde das auf der Karte in Aussicht gestellte knackige Gemüse mit nur kurz sautierten rosa Champignons und punktgenau gegarten Karotten und Brokkoli auch geliefert. Die Sprossen fand ich entbehrlich; gut dagegen etwas knackiges FrüZwie-Grün. Sauber gemacht.
Danach kam mit dem Massaman-Curry ein sehr ähnlicher Gang.
Nur dass hier die durch Blumenkohl, Aubergine und Zucchini ergänzten Gemüse noch stärker im Mittelpunkt standen und entsprechend Carstens Ankündigung glänzten. Die pikant-würzige Soße etwas flüssiger und die hausgemachten Udon-Nudeln schön elastisch. Wenn vegetarische Gerichte geschmacklich immer so stark sind, ist mir vor der Fastenzeit nicht Bange.
Beim Hauptgericht (12,9€)
hatte die Küche vergessen, dass ich schon drei, wenn auch verkleinerte Gänge intus hatte. Der Berg an leicht buttrigem, ein klein wenig leimig gewordenem Kartoffelpüree war bei aller Mühe nicht zu schaffen. Dazu war schon das kräftig angeröstete Spitzkohl-Wurzelgemüse mit knackigem Biss zu lecker. Und die kleine Roulade war ein Träumchen. Allein der Duft! So, wie bei Muttern - wenn die es denn so gut hinbekommt... Kräftig angebratenes Rindfleisch, ebenso mürbe wie saftig, innen noch rosa. Einerseits mit einer ganz klassischen Füllung aus Speck, Zwiebel, Essiggurke und Senf.
Die aber andererseits sehr fein geschnitten war und so die würzigen, süß-sauren und scharfen Aromen fast elegant zusammen spielten. Dazu eine leicht gebundene Dunkelbiersauce, die ich etwas süßer erwartet hätte. Trotzdem: Mann, war das sonntagessenlecker!
Kollege Carsten hat es treffend beschrieben: Hier gibt es kein ChiChi, sondern „bodenständige“ Gerichte, nicht nur mit regionalem Hintergrund, aber immer immer sehr gut umgesetzt. Ins Esszimmer kann man bedenkenlos einkehren.
Inzwischen hatte ich mich auch durch die in der Tat ausbaufähige Weinkarte probiert. Was mir nicht schmeckte, musste ich nicht bezahlen - DAS nenn ich gastfreundlich! Erfreulicherweise fand mein Gastgeber im Keller auch noch ein paar nicht verzeichnete Bouteillen, die wir sogleich für die kommende Woche reservierten.
Beruhigt konnte ich die etwas ausgedehnte Mittagspause schließen und nach einem Espresso aufs Haus zurück an den bremischen Schreibtisch fahren.