Geschrieben am 20.08.2019 2019-08-20| Aktualisiert am
20.08.2019
Besucht am 18.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Allgemein:
Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch nicht von veganen Vietnamesen dominiert. Es finden sich sogar Lokalitäten wie der „Platzhirsch“ oder das „daheim“, was auf bodenständige Kost hindeutet. Das Kvartier interpretiert dies originell neu, in einem „hippen“ Ambiente.
Die Mission auf der Homepage https://kvartier-bremen.de kommt angenehm unprätentiös daher:
„Was ist ein Happen? Eine kleine Menge von einer Speise. „Schnell noch einen Happen essen“, das können Sie ab sofort im Kvartier. Für den kleinen Hunger oder für Freunde zum Teilen. Jeder für sich mit einem klaren Bezug zur deutschen Küche, vom klassischen Wirtshausessen bis zum Besonderen.“
„Happen“ muss man sich erst einmal trauen, andere würden „trendig“ von „norddeutschen Tapas“ sprechen.
Das Kvartier gibt es seit 2017 und die Brüder Emre Karadagli und Duran Karadagli beglücken seitdem viele Gäste, traut man den Bewertungen.
Am besuchten Sonntagabend waren die Tische auf der Terrasse, im Barraum und dem Speiseraum wohl zu einem Drittel besetzt. Das Publikum unauffällig und eher mittelalt. Vor 19 Uhr sitzt das junge Szenevolk noch im Café und nicht bei Bratkartoffeln im Kvartier, wenn es denn überhaupt diese Küche annimmt.
Wir haben überwiegend schmackhaft gegessen und können das Kvartier gerne empfehlen.
Ein üppiges Mahl mit vielen Happen oder großen Speisen, einigen Bieren und Kurze dazu, schlagen mit einigen Euro zu Buche. Aber die Zeche mit gut 80 € schaffen wir auch beim Griechen oder Italiener. Deswegen eine 3,5 für das Preis-Leistungsverhältnis.
Service:
Die beiden genannten Brüder und eine jüngere Frau, alle im Freizeitlook, erledigen die Arbeit am Hahn und am Tisch. Zwar Bärte bei den Brüdern, aber der Herkunft geschuldet und nicht dem „Hipstertum“. Also auch keine Tätowierungen, Piercings oder Ohrtunnel. Nur die junge Frau hatte nach meiner Erinnerung widernatürlich Metall in der Nase und Armbemalung. Sie hatte aber gute Laune und eine offene Art. Nur überschätzte sie ihr Erinnerungsvermögen. Ich bin ja immer skeptisch, wenn die Bedienung nicht Block und Stift zückt, wenn man für zwei Personen Vor- und Hauptspeisen aufsagt, ggf. noch ergänzt um den Getränkewunsch. Ich fragte dann auch scherzhaft im Ton aber ernst gemeint, ob sie sich denn alles merken könne. „Klar“! Aber statt des Ziegenkäses als Vorspeise für meine ständige Begleiterin brachte sie die Käsespätzle, die nun phonetisch wenig Ähnlichkeit mit Ziegenkäse haben und als Vorspeise für eine zierliche Frau auch weniger angezeigt sind. Sie bestand kurz darauf Käsespätzle gehört zu haben, brachte sie dann aber zurück in die Küche und nach vielleicht zehn Minuten kam der Ziegenkäse. Der kleine Fauxpas brachte uns vier Euro Nachlass.
Ansonsten kamen die Getränke schnell und die Hauptspeisen in einem angenehmen Zeitabstand zur Vorspeise. Es wurde von allen dreien gefragt, ob es denn schmecke.
Zu den Getränken. Beim Bier beginnt es bodenständig mit Haake Beck Pils 0,25 l für 2,50 €. Mein Kräusen 0,3 l steht mit 3,30 € auf dem Bon (Homepage noch 3,10 €). Wasser lt. Homepage 0,75 l 5,20 € und die offenen Weine beginnen bei 3,80 € für 0,15 l.
Im Restaurant entdeckte ich dann einen Kühlschrank mit Störtebecker-Bieren aus Stralsund. Leider nicht die ganze Palette der Brauerei, sondern nur eine kleine Auswahl, darunter aber das süffige Roggen-Weizen für 4,50 € für den halben Liter, ein fairer Preis.
Für den Service nachsichtige 3,5 Sterne.
Essen:
Die Karte gliedert sich in Hausmannskost und Bierhappen. Ich will die Happenauswahl nicht vorenthalten:
Brot mit Kräuterquark
Gewürzgurken aus dem Spreewald
Schmalz auf Landbrot
Saisonales Süppchen im Weckglas
Marktsalat mit Dressing
Gemüsesalat nach Saison
Rote Bete Tatar mit Frühlingszwiebel I Senf
Pommes mit Ketchup I Mayo
Mini-Kartoffeln mit Kräuterquark
Schnitzelchen mit Kartoffelpüree I Zitrone
Currywurst mit Apfel-Curry-Sauce
Nürnberger mit Kartoffelpüree I Bratensauce
Bulette mit Landbrot I Gewürzgurke I Senf
Gulasch mit Klößchen
Bratfisch mit Kartoffelpüree
Matjessalat mit Pumpernickel
Kartoffelpuffer mit Apfelmus
Rote Grütze im Weckglas I Vanillesauce
4 kleine Berliner
Ein Dreierhappen kommt auf 10,80 € (Homepage noch 10,50 €). Ich wählte Currywurst, Matjessalat und Kartoffelsalat. Kein Ausfall, sondern zwei erfrischende, handwerklich sorgfältig gemachte Salate (Kartoffelsalat bayrisch mit Essig und Öl angemacht und Speck). Die Currywurst in Ordnung. Serviert werden die Happen in kleinen Gläsern. Als Vorspeise fand ich die Portionsgrößen und den Dreier passend. Wenn man das zum hungrig machenden Bier als Sättigungshappen ordert, sollten es für einen anständigen Kerl schon 3x3 sein.
Meine ständige Begleiterin bekam dann den sehr eindeutigen Ziegenkäse und dazu ein Kunstwerk aus Blattsalaten, die gefasst waren von einer dünnen Längsscheibe von der Salatgurke. Angemacht mit einem Dressing mit Senfnote. Neben dem gratinierten Ziegenkäse noch ein sehr gelungener, leicht süßlicher Rote-Beete-Salat. Mit 12,90 € (Homepage: 11,90 €) akzeptabel bepreist und prima komponiert.
Ich hatte mir schon im Vorfeld das Brauhausgulasch mit Spätzle (17,90 €) als Favoriten ausgeguckt und wurde nicht enttäuscht. Eine sehr ordentliche Portion mit mageren, gabelzarten Gulaschstücken und einer herzhaften Soße. Laut Karte eine Dunkelbiersoße. Solche Soßen habe ich aus dem Bayerischen (dort zum Schweinsbraten) aber anders in Erinnerung. Diese Soße schien mir eher einen Schuss Rotwein intus zu haben. Aber gleichwie, mit dem Fleisch und den Spätzle sehr passend. Schwäbische Nörgler würden die leicht trockenen Spätzle wohl geißeln, aber da bin ich eher unempfindlich, denn als Soßenbinder taugten sie.
Auf der Speisekarte werden krosse Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln für 7,90 € angepreist, die man mit Klassikern wie Sülze, Knipp, Matjes, Roastbeef oder Spiegeleier kombinieren kann. Meine ständige Begleiterin wählte die Sülze mit Remoulade für 4,90 €. Die Bratkartoffeln haben wir sehr unterschiedlich bewertet. Für mich waren es Scheiben ungepellter kleiner Kartoffeln, die in wenig Fett gebraten worden waren. Speck und Zwiebeln konnte ich kaum ausmachen. Mit den Referenzbratkartoffeln der Schleuse an der Wümme oder im Lesumer Hof kann diese Variante nicht mithalten. Die zwei dünnen Scheiben einer sehr mageren Sülze waren unter Zwiebelringen versteckt und im Aspik leicht säuerlich. Da mögen wir es deftiger mit Schwartenstücken. Gut die selbst gemachte Remoulade.
Trotz leichter Nörgelei am Bratkartoffelgericht vergebe ich für die Küchenleistung insgesamt gerne vier Sterne.
Sehr originelle Salz- und Pfeffermühlen wurden uns auf den Tisch gestellt.
Tagesaktuell gab es noch vier weitere Gerichte, u. a. Forelle, Gambas und zwei Gerichte mit Pfifferlingen.
Ambiente:
Das Kvartier ist im Erdgeschoss eines schmucklosen Mehrfamilienhauses untergebracht, teils als Flachdachanbau. Sechs Tische auf der durch Pflanzkübel vom Trottoir abgetrennten Terrasse. Drinnen im ersten Raum mit der Bar und im dahinter links gelegenen Speiseraum sollen es insgesamt 60 Plätze sein. Man sitzt an blanken Tischen mit heller Tischplatte und auf klassischem Gestühl. Der Platz auf dem Tisch und zwischen den Tischen geht in Ordnung. Schön die Optik des Fußbodens, vielleicht gar Echtholz. Weiß sind die Decke und die Wände. Nur hinter der Bar sticht eine helle Natursteinwand ins Auge. Die Deko ansonsten hält sich in Grenzen (Weinkisten, Weinfass, Fotos). Es wirkt leicht puristisch, aber aus einem Guss.
Ins Ohr dringen Ambient und Lounge, sehr dezent.
Sauberkeit:
Nichts zu bemäkeln. Frische und saubere Feuchträume.
Allgemein:
Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch... mehr lesen
Kvartier
Kvartier€-€€€Restaurant042189700109Lübecker Straße 37, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Bodenständiges im Bremer Viertel – Gut gemacht!" Hanseat1957Allgemein:
Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch
Geschrieben am 06.03.2017 2017-03-06| Aktualisiert am
07.03.2017
Besucht am 26.02.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Sonntag Abend - noch schön essen zum Wochenausklang. Aber zum Tatort
will man wieder zu Hause sein.
Wer kennt es nicht?
Viele Restaurants sind sonntags geschlossen.
Wir gehen also gegen 18.00 Uhr auf gut Glück ins "Viertel", das offiziell der Stadtteil Steintor ist.
Hier tobt das Leben, viele Kneipen, Bistros, Schnellrestaurants. Und ein paar wirklich gute Restaurants. Eins davon, das "Deych" hatte im letzten Jahr leider geschlossen.
Der Nachfolger, das Kvartier musste nun ausprobiert werden. Es liegt an der Grenze zum nächsten Stadtteil, wo es bürgerlicher wird.
Ein ehemaliger Mitarbeiter betreibt das Lokal jetzt, wie er uns erzählte, gemeinsam mit seinem Bruder und einem weiteren Partner.
Das Ambiente ist, trotz einiger Umbauarbeiten ähnlich geblieben, schlicht und gemütlich.
Die Brüder hatten in renommierten Bremer Häusern, wie Strandlust, Meyer Farge und Jürgenshof gelernt.
Wie sind früh da und die einzigen Gäste. Daher erfahren wir von dem sympathischen Kellner so allerlei. Z.B. dass er türkischer Herkunft ist, aber mehr Lust auf deutsche Küche hat.
Die Karte bietet allerlei deutsche Leckereien zu günstigen Preisen.
Mein Mann bestellt Bratkartoffeln (7,50€)mit Spiegelei (2,-€)und Frikadellen (3,50€). Die Frikadellen gibt es eigentlich nur als Happen (deutsche Tappas) gedacht, von denen man sich mindestens 3 Schälchen zusammenstellt. Aber das sollte kein Problem sein.
Für mich sollten es die Bratkartoffeln (7,50€) mit Matjes und Remouladensauce (5,90€) sein.
Überraschend schnell wurde das Essen serviert. Da werde ich immer skeptisch - aufgewärmte Bratkartoffeln!? Aber nein! Die Bratkartoffeln werden aus Pellkartoffeln mit Schale gebraten.
Sehr lecker! Kross und nicht zu viel Fett, mit kleinen gebratenen Speckstücken.
Der Matjes kam als Salat im Glas, ebenso die Remoulade. Alles zusammen auf rechteckigen Porzellantellern angerichtet, schlicht, aber nicht lieblos. Mir schmeckte das vorzüglich.
Mein Mann war ebenfalls zufrieden. Lediglich die Frikadellen hätte er sich etwas saftiger gewünscht. Die waren aus reinem Rinderhackfleisch. Die Kritik dazu nahm der Kellner interessiert entgegen und wollte als Anregung an die Küche weitergeben, demnächst gemischtes Hack zu verwenden.
Einen angebotenen Schnaps oder Kaffee aufs Haus lehnten wir ab.
Wir kamen zufrieden und gut gesättigt, pünktlich zum Tatort nach Hause.
Es war sicher nicht unser letzter Besuch im "Kvartier".
Sonntag Abend - noch schön essen zum Wochenausklang. Aber zum Tatort
will man wieder zu Hause sein.
Wer kennt es nicht?
Viele Restaurants sind sonntags geschlossen.
Wir gehen also gegen 18.00 Uhr auf gut Glück ins "Viertel", das offiziell der Stadtteil Steintor ist.
Hier tobt das Leben, viele Kneipen, Bistros, Schnellrestaurants. Und ein paar wirklich gute Restaurants. Eins davon, das "Deych" hatte im letzten Jahr leider geschlossen.
Der Nachfolger, das Kvartier musste nun ausprobiert werden. Es liegt an der Grenze zum nächsten Stadtteil, wo es... mehr lesen
Kvartier
Kvartier€-€€€Restaurant042189700109Lübecker Straße 37, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Auf einen "Happen" ins Kvartier" Süßer FanSonntag Abend - noch schön essen zum Wochenausklang. Aber zum Tatort
will man wieder zu Hause sein.
Wer kennt es nicht?
Viele Restaurants sind sonntags geschlossen.
Wir gehen also gegen 18.00 Uhr auf gut Glück ins "Viertel", das offiziell der Stadtteil Steintor ist.
Hier tobt das Leben, viele Kneipen, Bistros, Schnellrestaurants. Und ein paar wirklich gute Restaurants. Eins davon, das "Deych" hatte im letzten Jahr leider geschlossen.
Der Nachfolger, das Kvartier musste nun ausprobiert werden. Es liegt an der Grenze zum nächsten Stadtteil, wo es
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Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch nicht von veganen Vietnamesen dominiert. Es finden sich sogar Lokalitäten wie der „Platzhirsch“ oder das „daheim“, was auf bodenständige Kost hindeutet. Das Kvartier interpretiert dies originell neu, in einem „hippen“ Ambiente.
Die Mission auf der Homepage https://kvartier-bremen.de kommt angenehm unprätentiös daher:
„Was ist ein Happen? Eine kleine Menge von einer Speise. „Schnell noch einen Happen essen“, das können Sie ab sofort im Kvartier. Für den kleinen Hunger oder für Freunde zum Teilen. Jeder für sich mit einem klaren Bezug zur deutschen Küche, vom klassischen Wirtshausessen bis zum Besonderen.“
„Happen“ muss man sich erst einmal trauen, andere würden „trendig“ von „norddeutschen Tapas“ sprechen.
Das Kvartier gibt es seit 2017 und die Brüder Emre Karadagli und Duran Karadagli beglücken seitdem viele Gäste, traut man den Bewertungen.
Am besuchten Sonntagabend waren die Tische auf der Terrasse, im Barraum und dem Speiseraum wohl zu einem Drittel besetzt. Das Publikum unauffällig und eher mittelalt. Vor 19 Uhr sitzt das junge Szenevolk noch im Café und nicht bei Bratkartoffeln im Kvartier, wenn es denn überhaupt diese Küche annimmt.
Wir haben überwiegend schmackhaft gegessen und können das Kvartier gerne empfehlen.
Ein üppiges Mahl mit vielen Happen oder großen Speisen, einigen Bieren und Kurze dazu, schlagen mit einigen Euro zu Buche. Aber die Zeche mit gut 80 € schaffen wir auch beim Griechen oder Italiener. Deswegen eine 3,5 für das Preis-Leistungsverhältnis.
Service:
Die beiden genannten Brüder und eine jüngere Frau, alle im Freizeitlook, erledigen die Arbeit am Hahn und am Tisch. Zwar Bärte bei den Brüdern, aber der Herkunft geschuldet und nicht dem „Hipstertum“. Also auch keine Tätowierungen, Piercings oder Ohrtunnel. Nur die junge Frau hatte nach meiner Erinnerung widernatürlich Metall in der Nase und Armbemalung. Sie hatte aber gute Laune und eine offene Art. Nur überschätzte sie ihr Erinnerungsvermögen. Ich bin ja immer skeptisch, wenn die Bedienung nicht Block und Stift zückt, wenn man für zwei Personen Vor- und Hauptspeisen aufsagt, ggf. noch ergänzt um den Getränkewunsch. Ich fragte dann auch scherzhaft im Ton aber ernst gemeint, ob sie sich denn alles merken könne. „Klar“! Aber statt des Ziegenkäses als Vorspeise für meine ständige Begleiterin brachte sie die Käsespätzle, die nun phonetisch wenig Ähnlichkeit mit Ziegenkäse haben und als Vorspeise für eine zierliche Frau auch weniger angezeigt sind. Sie bestand kurz darauf Käsespätzle gehört zu haben, brachte sie dann aber zurück in die Küche und nach vielleicht zehn Minuten kam der Ziegenkäse. Der kleine Fauxpas brachte uns vier Euro Nachlass.
Ansonsten kamen die Getränke schnell und die Hauptspeisen in einem angenehmen Zeitabstand zur Vorspeise. Es wurde von allen dreien gefragt, ob es denn schmecke.
Zu den Getränken. Beim Bier beginnt es bodenständig mit Haake Beck Pils 0,25 l für 2,50 €. Mein Kräusen 0,3 l steht mit 3,30 € auf dem Bon (Homepage noch 3,10 €). Wasser lt. Homepage 0,75 l 5,20 € und die offenen Weine beginnen bei 3,80 € für 0,15 l.
Im Restaurant entdeckte ich dann einen Kühlschrank mit Störtebecker-Bieren aus Stralsund. Leider nicht die ganze Palette der Brauerei, sondern nur eine kleine Auswahl, darunter aber das süffige Roggen-Weizen für 4,50 € für den halben Liter, ein fairer Preis.
Für den Service nachsichtige 3,5 Sterne.
Essen:
Die Karte gliedert sich in Hausmannskost und Bierhappen. Ich will die Happenauswahl nicht vorenthalten:
Brot mit Kräuterquark
Gewürzgurken aus dem Spreewald
Schmalz auf Landbrot
Saisonales Süppchen im Weckglas
Marktsalat mit Dressing
Gemüsesalat nach Saison
Rote Bete Tatar mit Frühlingszwiebel I Senf
Pommes mit Ketchup I Mayo
Mini-Kartoffeln mit Kräuterquark
Schnitzelchen mit Kartoffelpüree I Zitrone
Currywurst mit Apfel-Curry-Sauce
Nürnberger mit Kartoffelpüree I Bratensauce
Bulette mit Landbrot I Gewürzgurke I Senf
Gulasch mit Klößchen
Bratfisch mit Kartoffelpüree
Matjessalat mit Pumpernickel
Kartoffelpuffer mit Apfelmus
Rote Grütze im Weckglas I Vanillesauce
4 kleine Berliner
Ein Dreierhappen kommt auf 10,80 € (Homepage noch 10,50 €). Ich wählte Currywurst, Matjessalat und Kartoffelsalat. Kein Ausfall, sondern zwei erfrischende, handwerklich sorgfältig gemachte Salate (Kartoffelsalat bayrisch mit Essig und Öl angemacht und Speck). Die Currywurst in Ordnung. Serviert werden die Happen in kleinen Gläsern. Als Vorspeise fand ich die Portionsgrößen und den Dreier passend. Wenn man das zum hungrig machenden Bier als Sättigungshappen ordert, sollten es für einen anständigen Kerl schon 3x3 sein.
Meine ständige Begleiterin bekam dann den sehr eindeutigen Ziegenkäse und dazu ein Kunstwerk aus Blattsalaten, die gefasst waren von einer dünnen Längsscheibe von der Salatgurke. Angemacht mit einem Dressing mit Senfnote. Neben dem gratinierten Ziegenkäse noch ein sehr gelungener, leicht süßlicher Rote-Beete-Salat. Mit 12,90 € (Homepage: 11,90 €) akzeptabel bepreist und prima komponiert.
Ich hatte mir schon im Vorfeld das Brauhausgulasch mit Spätzle (17,90 €) als Favoriten ausgeguckt und wurde nicht enttäuscht. Eine sehr ordentliche Portion mit mageren, gabelzarten Gulaschstücken und einer herzhaften Soße. Laut Karte eine Dunkelbiersoße. Solche Soßen habe ich aus dem Bayerischen (dort zum Schweinsbraten) aber anders in Erinnerung. Diese Soße schien mir eher einen Schuss Rotwein intus zu haben. Aber gleichwie, mit dem Fleisch und den Spätzle sehr passend. Schwäbische Nörgler würden die leicht trockenen Spätzle wohl geißeln, aber da bin ich eher unempfindlich, denn als Soßenbinder taugten sie.
Auf der Speisekarte werden krosse Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln für 7,90 € angepreist, die man mit Klassikern wie Sülze, Knipp, Matjes, Roastbeef oder Spiegeleier kombinieren kann. Meine ständige Begleiterin wählte die Sülze mit Remoulade für 4,90 €. Die Bratkartoffeln haben wir sehr unterschiedlich bewertet. Für mich waren es Scheiben ungepellter kleiner Kartoffeln, die in wenig Fett gebraten worden waren. Speck und Zwiebeln konnte ich kaum ausmachen. Mit den Referenzbratkartoffeln der Schleuse an der Wümme oder im Lesumer Hof kann diese Variante nicht mithalten. Die zwei dünnen Scheiben einer sehr mageren Sülze waren unter Zwiebelringen versteckt und im Aspik leicht säuerlich. Da mögen wir es deftiger mit Schwartenstücken. Gut die selbst gemachte Remoulade.
Trotz leichter Nörgelei am Bratkartoffelgericht vergebe ich für die Küchenleistung insgesamt gerne vier Sterne.
Sehr originelle Salz- und Pfeffermühlen wurden uns auf den Tisch gestellt.
Tagesaktuell gab es noch vier weitere Gerichte, u. a. Forelle, Gambas und zwei Gerichte mit Pfifferlingen.
Ambiente:
Das Kvartier ist im Erdgeschoss eines schmucklosen Mehrfamilienhauses untergebracht, teils als Flachdachanbau. Sechs Tische auf der durch Pflanzkübel vom Trottoir abgetrennten Terrasse. Drinnen im ersten Raum mit der Bar und im dahinter links gelegenen Speiseraum sollen es insgesamt 60 Plätze sein. Man sitzt an blanken Tischen mit heller Tischplatte und auf klassischem Gestühl. Der Platz auf dem Tisch und zwischen den Tischen geht in Ordnung. Schön die Optik des Fußbodens, vielleicht gar Echtholz. Weiß sind die Decke und die Wände. Nur hinter der Bar sticht eine helle Natursteinwand ins Auge. Die Deko ansonsten hält sich in Grenzen (Weinkisten, Weinfass, Fotos). Es wirkt leicht puristisch, aber aus einem Guss.
Ins Ohr dringen Ambient und Lounge, sehr dezent.
Sauberkeit:
Nichts zu bemäkeln. Frische und saubere Feuchträume.