Besucht am 07.08.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Wir lieben es, unseren Urlaub mit einem kulinarischen Paukenschlag wahlweise zu beginnen oder zu beenden. Gerne auch mit beidem. Ursprünglich bereits im Mai geplant, hatten wir unerwartet Glück, unseren Termin im „Atelier“ kurz vor der Sommerschließzeit doch noch nachholen zu können.
Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und recht niedrigen Raum vorübergehend in das benachbarte Garden-Restaurant des Bayerischen Hofs umgezogen. Und das entpuppt sich als wirklich gelungene Alternative mit seinen hohen Räumen und den vollständig zu öffnenden Türen. Für die Gestaltung zeichnet der belgische Designer Axel Vervoordt verantwortlich, der auch das sehr stilvolle PURS-Hotel in Andernach ausgestattet hat. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen fühlt es sich angenehm luftig an.
Es gibt weiterhin zwei Menüs in fünf Gängen (195 Euro) oder sieben Gängen (245 Euro). Wir wählen die größere Version, wobei ich zwei Gänge tausche.
Den Start machen drei Apéros in Form eines knusprigen Tartelettes mit Lachsrillette und Felchenkaviar, einem Tomatenbaiser mit sauer mariniertem Wammerl und einem Kalbskopfsandwich mit Comté, Estragon und Essiggurke. Schon diese drei Petitessen zeigen, wie wohlüberlegt hier kombiniert wird. Regionalität wird augenzwinkernd interpretiert und aromatisch ist das sehr fein, wirkt aber noch wie eine leichte Ouvertüre. Denn dass es hier noch ein wenig mehr forte und fortissimo geben wird, ist zu erwarten.
Behutsam steigert sich die Küche mit dem Amuse Bouche, das im ersten Teller roh mariniertes Reh als Tatar präsentiert, das mit Shiitake und Kapern würzig abgeschmeckt ist. Rote Bete Gelee und eine Brombeere schaffen einen eher milden und süffigen Charakter. Der dazu gereichte Roggenbrotchip mit lauwarmem steirischen Vulcano Schinken setzt hier den kräftigen Gegenpart und macht aus dem Duo eine edelfeine Rustikalität.
Olivenbutter Tomatenbutter
Mit einer Art Sandwich von der bretonischen Sardine steigen wir ins Menü ein. Was bereits optisch begeisternd ist, kann auch geschmacklich überzeugen. Apfel als Confit und Gelee sowie ein Sud aus den Gräten bringen eine angenehme Säure ins Spiel, die von Parmesancreme und -chips gut abgepuffert wird.
Das ist sehr ausgewogen, frisch und ein in jeder Beziehung eleganter Auftakt.
Von fabelhafter Qualität ist die confierte und noch sehr saftige Forelle, die Hartwig mit roten Linsen und Forellenkaviar in der Molke-basierten Sauce kombiniert. Das gibt eine tolle Textur und vom optisch harmlosen Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen. Das Gericht ist kräftig gewürzt.
Gleiches gilt auch für den von mir alternativ gewählten Stör im Kopfsalatsud. Mit der Paprikasphäre und Artischocken ist hier ein eher mediterranes Geschmacksbild vorherrschend, aber den prägnantesten Effekt liefert eine fabelhafte Rauchaal-Mayonnaise im Kopfsalatblatt.
Einen Favoriten können wir am Tisch nicht ausmachen. Beide Fischgänge sind ganz ausgezeichnet.
Die Kombination von Austern mit Fleisch ist ja schon lange nichts Neues mehr und in der Tat liefert sie immer noch spannende Ergebnisse. Jan Hartwig treibt das Thema aber auf die (gekonnte) Spitze. Mit der Merguez-Wurst stellt er dem Schalentier eine extrem würzige Komponente an die Seite. Dazu gibt es Spinat, Champagner-Hollandaise, darauf Pinot Noir-Schaum, etwas Oysterleaf und exakt einen Granatapfelkern. Das mag lächerlich klingen, aber für mich macht es genau diese bis ins kleinste Detail akkurat austarierte Zusammenstellung, damit diese Kombination überhaupt funktioniert. Und wie sie das tut! Alles greift hier ganz wunderbar zusammen und optisch ist das sowieso großes Kino. Im Mund aber ist das pures Cinesmascope!
Mit einer weiteren Land- & Meer-Version geht es weiter. Aber im folgenden Gericht bleiben die Stabmuscheln für mich so dezent im Hintergrund, dass ich sie kaum wahrnehme. Konzentrieren wir uns also auf das Kalbsbries, innen weich, von außen noch leicht knusprig und glasiert. Es ist belegt mit einer Scheibe Kaviarbutter, die ein Ergebnis des Lockdowns ist. Zu der Zeit, als man plötzlich das Restaurant zusperren musste, hatte man noch einiges an Kaviarvorräten, die aber auch verbraucht werden sollten. Also entschied man sich, den Kaviar zu trocknen und in der Butter zu verarbeiten. Am Tisch angegossen wird eine unglaubliche Sakesauce, in der die Butter dann schmilzt. Das ist aromatisch voll auf die 12 und zusammen mit den Erbsen das nächste Highlight in diesem ohnehin schon hochklassigen Menü.
Glasiertes Kalbsbries, Erbsen, Stabmuscheln, Sake & Kaviarbutter
Die Taubenbrust hat Jan Hartwig am Knochen gebraten. Sie ist perfekt gegart und von einem intensiven Confit aus Amaranth, schwarzem Knoblauch und Anchovis begleitet. Dazu gibt es eine Creme aus der Leber sowie eine sehr konzentrierte, aber gleichzeitig auch säurebetonte Sauce. Das ist erneut mutig nach vorne gewürzt als dezent defensiv. Vielleicht soll das dazu gereichte Kartoffelpüree eher neutralisierend wirken, was aber gar nicht nötig ist. Denn uns gefällt der Gang in seinem selbstbewussten Auftreten auch so ausgezeichnet.
Um den Übergang zu den Desserts nicht zu krass ausfallen zu lassen, folgt nun ein zubereiteter Käsegang, bei dem geschmolzener Munster mit Kartoffelschaum und -stroh sowie einem Zitronen-Zwiebel-Confit mit flüchtiger Zitrusnote kombiniert ist. Das ist warm, schlotzig, harmonisch und immer noch recht kräftig, bildet aber trotzdem eine gute Brücke zur süßen Abteilung.
Und die beginnt zunächst mit einem Pré-Dessert, das in anderen Häusern bereits als Dessert-Glanzstück durchginge. Das als „Black Forest“ annoncierte Tortenstück lässt natürlich und nicht zu Unrecht Assoziationen mit der Schwarzwälder Kirschtorte aufkommen und auch hier sind alle Komponenten vertreten, aber in deutlich eleganterer Form. Dazu gibt es ein feines Vanilleeis und Sahne, an der das Kirschwasser nicht nur vorbeigetragen wurde, sondern die auch einen ordentlichen Schuss abbekommen hat.
Beim Dessert trennen sich unsere Wege am Tisch noch mal, was vor allem daran liegt, dass ich ein großer Waldmeisterfan bin und daher neugierig, wie er hier eingesetzt wird. Im Zusammenspiel mit einer Biskuitrolle, Erdbeeren, Erdbeereis und einer Tuile mit gepufftem Quinoa und Sauerklee findet sich die Waldmeister-Sphäre hier in einem recht klassischen Kontext wieder, der aber naturgemäß sehr gut funktioniert. Dazu ist die Ausführung wieder bildschön und bedient alles, was man sich von einem sommerlichen Dessert wünscht: angenehme Süße mit einem Hauch säuerlicher Frische, Texturen von knusprig bis cremig und ein harmonisches Gesamtbild.
Nur geringfügig extravaganter geht es auf dem zweiten Teller zu. Hier spielen Johannisbeeren die Hauptrolle, was per se schon für einen säuerlichen Grundton sorgt. Dazu gibt es eine Panna Cotta von gebrannter Milch, hier als Holzkohle-Panna Cotta angekündigt, was wilder klingt als es letztlich ist. Insgesamt ist dieses Dessert etwas herber, aber immer noch auch für konventionelle Nachtischliebhaber konsensfähig.
Johannisbeeren schwarz & rot, gebrannte Milch & Johannisbeerholz
Aber die Patisserie ist damit noch nicht am Ende angekommen. Zum Abschluss serviert sie uns noch ein kleines Nachdessert zum Thema Himbeere und Hafer sowie dreierlei Pralinen, gefüllt mit Mohn, Banane und Himbeeressig sowie einer wunderhübsch zubereiteten Mini-Tarte au Citron und einem nicht minder schönen Profiterole mit Arabica-Kaffeecreme und Haselnüssen.
So geht ein beeindruckender Abend zuende, den Jochen Benz und Barbara Engelbrecht mit ihrer Crew aufs Trefflichste begleitet haben. Hier paaren sich formvollendeter Service mit unaufgesetzter Lockerheit und Herzlichkeit. Immer präsent, wenn nötig, aber zurückhaltend, wenn angebracht und für einen netten Smalltalk zu haben, wenn gewünscht. Genau so muss das sein.
Und was gibt es zu Jan Hartwig zu sagen? Er hat in kürzester Zeit einen sehr prägnanten Küchenstil entwickelt, der sich sehr geschmacksintensiv präsentiert. Dies aber nie plakativ vordergründig, sondern sehr überlegt und gezielt eingesetzt. Nach unserem letzten Besuch hatte ich mich gefragt, ob Hartwig auch weiterhin eher die aromatisch laute Glocke schlagen wird. Die Antwort liegt auf dem Teller und ist ziemlich eindeutig. Dass mir dieses Glockenspiel aber ausnehmend gut gefällt, ist genauso klar.
Jan Hartwig hat sich übrigens auch verbal und politisch nicht zurückgenommen, als er die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wegen ihrer Politik zu den Missständen in der Fleischpolitik frontal angegangen ist und sie für untragbar erklärte. Das hat ihm viel Respekt eingebracht, nicht unbedingt bei der Gescholtenen selbst, die ihn auch weiterhin ignoriert und lieber mit Fernsehköchen Billigfleisch der miesesten Qualitätsstufe vor der Kamera zubereitet, aber bei allen anderen. Und es ist gut, dass sich mehr und mehr prominente Köche zum Sprachrohr für die Anerkennung von herausragender Küche, wie Christian Bau, oder eben für bessere Lebensmittel, wie jetzt Hartwig, machen. Diese Glocken können gar nicht laut genug geschlagen werden.
Wir lieben es, unseren Urlaub mit einem kulinarischen Paukenschlag wahlweise zu beginnen oder zu beenden. Gerne auch mit beidem. Ursprünglich bereits im Mai geplant, hatten wir unerwartet Glück, unseren Termin im „Atelier“ kurz vor der Sommerschließzeit doch noch nachholen zu können.
Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und... mehr lesen
Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG
Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG€-€€€Sternerestaurant08921200Promenadeplatz 2-6, 80333 München
5.0 stars -
"Auf die Zwölf!" tischnotizenWir lieben es, unseren Urlaub mit einem kulinarischen Paukenschlag wahlweise zu beginnen oder zu beenden. Gerne auch mit beidem. Ursprünglich bereits im Mai geplant, hatten wir unerwartet Glück, unseren Termin im „Atelier“ kurz vor der Sommerschließzeit doch noch nachholen zu können.
Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und
Geschrieben am 13.06.2018 2018-06-13| Aktualisiert am
13.06.2018
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Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG
Besucht am 10.05.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 681 EUR
Wie nur bei wenigen Köchen, war sich die Community im vergangenen Jahr bei Jan Hartwig einig, dass er DER Kandidat für einen dritten Stern sei. Und auch, wenn unser letzter Besuch bereits gute zwei Jahre zurück liegt, hatte das Menü seinerzeit extrem nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Bilder und Berichte anderer Besucher unterstützten mich in der Annahme, dass hier tatsächlich womöglich bald der dritte Stern leuchten könnte. Die Verpflichtung von Christian Hümbs aus dem Haerlin in Hamburg unterstrich den eigenen Anspruch auf höchste Auszeichnungen. Ist Hümbs doch nicht nur ein guter Freund und Kollege Hartwigs aus „Aqua“-Zeiten, sondern unbestritten einer der innovativsten Patissiers des Landes. Dieser Transfer hatte ungefähr so viel Strahlkraft wie die Verpflichtung von Lewandowski zu Bayern München. Und wie man die besten Leute abwirbt, damit kennen sich die Münchner ja eh aus.
Dass der Guide Michelin den lautstarken Forderungen nach dem dritten Stern verhältnismäßig schnell tatsächlich nachgekommen ist, war nicht selbstverständlich. Zu unberechenbar ist er in den vergangenen Jahren nach meinem Eindruck geworden mit seiner inflationären Verteilung von Sternen, zumindest im Einsterne-Bereich, den mitunter unerwarteten Entscheidungen bei den Zweisternern und international betrachtet mit der Vergabe von Sternen generell, die oftmals mehr der Verkaufsförderung des Guides vor Ort geschuldet ist als der Vergleichbarkeit von Standards. Gerade in Asien wurden offenbar doch viele Restaurants ausgezeichnet, die in Europa gänzlich anders bewertet würden. Aber in Bezug auf das „Atelier“ und Jan Hartwig herrschte seltene Einmut und so sind wir in freudiger Erwartung zu sehen, welche Entwicklung die Küche seit unserem letzten Besuch genommen hat.
Nach der überaus herzlichen Begrüßung durch Jochen Benz, der als Maître und Sommelier ein sehr gut eingespieltes Team dirigiert, in dem vor allem die zweite Sommelière Angie Riedle heraussticht, die uns mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit begeistert, kommen auch zügig die ersten Apéros.
Ist die in einen hauchdünnen Frühlingsrollenteig als Stick gearbeitete Chorizo mit Frischkäsecreme noch etwas zurückhaltend, ebenso wie der Profiterol mit Oktopus haut der Waldpilzbaiser ordentlich auf die Umami-Pauke. Die geräucherte Shiitakecreme tut ihr übriges dazu. Das hat Wumms und ist köstlich. Zudem sind alle diese Petitessen wunderschön und detailverliebt gearbeitet.
Als weiteres Amuse folgt eine sehr frühlingshafte Komposition rund um den Spargel mit Kräutermousse und -crêpe, Mispeln und Haselnuss. Hirschsalami findet sich in verfremdeter Form als Knusper dabei und eine Hollandaise mit sehr prägnanter Säure fügt alles harmonisch zusammen.
Es ist jetzt schon wieder klar erkennbar, wie viel Aufwand hier auch in Kleinigkeiten gesteckt wird. Minimalismus ist anderswo.
Von Fotos her kenne ich bereits den abschließenden Gruß und freue mich, ebenfalls in den Genuss der optisch schwer beeindruckenden Austernperle zu kommen. In der in einem Gelee von Rosé Champagner gearbeiteten Perle verbirgt sich relativ mildes, aber geschmacklich deutlich erkennbares Austernmousse. Ein angelierter Sauerampfersud unterstützt den säuerlich jodigen Geschmack perfekt.
Man wählt aus einem Menü mit fünf oder einem mit sieben Gängen. Wir entscheiden uns für die große Variante und wandeln ein wenig ab, so dass wir die Vorspeisen und Desserts aus beiden Menüs haben.
Regulär startet das Menü mit einer fabelhaften bayrischen Forelle, die mit zahlreichen Komponenten kunstvoll ausdekoriert wird. Sonnenblumenkerne, Forellenkaviar, Kalbskopf, diverse Kräuter und Salatspitzen steuern nicht nur Geschmack, sondern auch Textur bei. Der Buttermilchsud unterstreicht den frischen und säuerlichen Charakter. Um dem Gericht aber doch eine gewisse Fülligkeit zu geben, findet sich von hauchdünnen Gurkenscheiben ummantelt und daher als solches kaum erkennbar auch noch ein perfekt flüssiges Wachteleigelb am Teller. Das ist in seiner Vielfalt nicht nur optisch faszinierend, sondern sorgt auch im Mund für reichlich Spaß.
Das kleine Menü startet mit Makrele und geräuchertem Aal. Auch dieser Gang ist sehr elegant gearbeitet. In einer Mousse finden sich kleine Fischstücke, das Ganze ist in dünne Rhabarberstreifen gehüllt. Knusper ist im Spiel, der Aal steuert mit seiner Deftigkeit gegen das frische Gesamtensemble. Auch dieses ist ein sehr komplexes Arrangement, das insgesamt viel Spaß macht.
In eine gänzlich andere Aromenwelt geht es mit dem zweiten Gang, bei dem mit Limonenöl abgeflämmte Gelbschwanzmakrele von einem fabelhaften Dim Sum begleitet wird, der mit der aller Orten präsenten blauen, bayerischen Garnele gefüllt ist. Etwas fruchtige Noten liefert die unterm Fisch verborgene Papaya. Aber den eigentlichen Wumms bringt die angegossene Tom Ka Gai, die eine ordentliche Schärfe beisteuert. Spätestens an dieser Stelle überlegen wir, die Sakkos abzulegen.
Von großer Klasse ist das Kalbsbries, das leicht mehliert wurde und knusprig ausgebacken wurde. Ich liebe Erbsen und für mich ist es eine nahezu meditative Aufgabe, in der Saison kiloweise Erbsen zu pulen. Die Exemplare hier in purer Form und als Creme wirken wie gerade aus dem Garten geholt. Viel frischer kann das nicht schmecken. Seine Dekadenz bezieht das Gericht aber aus einem üppig angegossenen Morchelrahm mit Sherry, der einfach nur großartig ist. Dass der Service nicht aufzuhören scheint, Morcheln auf den Teller zu schaufeln, findet mein uneingeschränktes Wohlwollen.
Schweinebauch scheint zu Jan Hartwigs Lieblingszutaten zu gehören. Einige Gerichte damit wurden viral bereits heftig abgefeiert. Unsere Version heute scheint dem nicht viel nachzustehen. Das Fleisch ist unfassbar zart und zergeht auf der Zunge auf fast unnatürliche Weise. Edamame und Bulgur sorgen für etwas Textur. Grüner Spargel und Miso-Hollandaise könnten auch eine Remineszenz an Christian Bau sein, der diese Kombination bereits zur Perfektion getrieben hat. Jan Hartwig allerdings setzt sie in einen komplett aufwändigeren Kontext, der durch die angegossene Umami-Bouillon eine Intensität bekommt, die in der Menü-Dramaturgie schon passt, aber auch hart an der Grenze spielt.
Das „Atelier-Radler“ gehört mittlerweile zu den Klassikern im Haus. Das Granité aus Ingwer, Yuzu, Vanille und Sake wird mit einem lokalen hellen Bier aufgegossen und ist in der Tat sehr erfrischend.
Im Hauptgang gibt es Perlhuhn, natürlich vom besten Züchter, Jean-Claude Miéral, in zwei Zubereitungen. Die Brust schön saftig in einem reduzierten Hühnerjus und eigentlich ist alles dran an diesem Gericht,um zu begeistern. Und doch fällt dieser Teller für mich gegenüber den vorherigen ein wenig ab. Dabei kann ich gar nicht mal sagen, warum eigentlich. Sind es die Reisnudeln, die mir etwas zu banal erscheinen oder die eben nicht klassische Sauce?
Umso begeisternder allerdings das à part servierte Schälchen mit „dem Besten vom Perlhuhn“. Fleisch von den Keulen, die Herzen und ein Leberflan in reichhaltiger, samtiger Vin Jaune-Sauce sind einfach nur zum Niederknien.
Uneingeschränkt toll dann der Käsegang, bei dem Greyerzer in geriebener Form und in Stücken in einer ganz feinen Senfsauce mit Blätterteig kombiniert wird. Preiselbeeren sind zwar nicht mein Favorit, aber hier passt der säuerliche Touch sehr gut, ebenso wie die gedörrte Hirschsalami, die prägnante Würzigkeit beisteuert.
Wie komplex Christian Hümbs seine Desserts anlegt, kann man bereits gut beim Pré-Dessert sehen. Die Variation vom Duftreis mit Zitronenthymian gleicht in der Aufzählung aller Einzelkomponenten durch den Service einer Denksportaufgabe, der ich an dieser Stelle des Menüs nicht mehr zu folgen imstande bin. Es ist in Summe aber weder zu süß, noch herzhaft und stellt damit einen guten Übergang zum eigentlich süßen Teil dar.
Um möglichst viel von Christian Hümbs Dessertkreationen kennenzulernen, entscheide ich mich in Abweichung des Menüs für gebrannte Birne, die in unterschiedlichsten Konsistenzen kommt, geflämmt, als Chutney, Sphäre, Eis, Creme. Dazu noch etwas Blätterteig und fertig ist ein abwechslungsreiches, komplexes, aber trotzdem leicht zu verstehendes Dessert.
Deutlich unkonventioneller wirkt das Dessert aus dem großen Menü, das Rote Shiso in den Mittelpunkt stellt. In Asien wird diese Pflanze, die eine leichte Schärfe und Minznote aufweist, vor allem in herzhaften Gerichten eingesetzt.Hier findet es sich als Sorbet mit einem säuerlichen Ton, eingefasst von Mohn in einer Konsistenz, die nicht Eis und nicht Creme ist, sondern irgendwo dazwischen liegt. Kräutrige Noten sorgen dafür, dass dieses Dessert nicht ins Süße abrutscht, sondern gekonnt zwischen herb und klassisch changiert. Das ist anspruchsvoll, ungewöhnlich und ungewöhnlich gut!
Den Abschluss bilden vorzügliche Petits Fours, wie eine Neuinterpretation der Sacher-Torte, perfekte Cannelés, ein Schaumkuss, eine üppige Auswahl origineller Pralinés sowie ebenso perfekte Macarons.
Wenn man, wie Christian Hümbs, Jury-Mitglied einer Back-Show ist, in der von den Teilnehmern perfekte Ausführung solcher Klassiker gefordert ist, ist die Fallhöhe natürlich doppelt hoch. Er meistert das spielend, denn in der Tat habe ich selten bessere Cannelés oder Macarons gegessen.
Was wir hier erlebt haben, war Champions League par excellence. Wie bereits vor zwei Jahren konnte Jan Hartwig mit einem Feuerwerk an Detailverliebtheit und größtmöglichem Aufwand überzeugen. Alle Gerichte hatten einen klaren geschmacklichen Fokus, der häufig bis an die Grenze ausgelotet wurde. Hier wird eher laut als leise gespielt.
Waren bei unserem Erstbesuch die Desserts noch eher die schwächeren Gänge, hat die Verpflichtung von Christian Hümbs hier zu einer einer eindeutigen Steigerung geführt.
Es wird spannend sein zu sehen, ob Hartwig hier auch weiterhin die aromatisch große Glocke schlägt. Ich könnte mir bei aller Komplexität und Detailliebe auch die ein oder anderen leiseren Töne vorstellen. Aber auch laut finde ich in dieser Form sehr beeindruckend.
Preislich sind wir bei den Menü-Preisen aufgrund des dritten Sterns mittlerweile im bundesdeutschen Mittel angekommen. Erfreulich finde ich allerdings, dass die Weinkarte mittlerweile deutlich moderater kalkuliert ist und man hier auch im zweistelligen Bereich wirklich sehr Erfreuliches finden kann. Und im Zweifelsfall hilft einem Angie Riedle mit ihrer strahlenden Begeisterungsfähigkeit, das Passende zu finden.
Wie nur bei wenigen Köchen, war sich die Community im vergangenen Jahr bei Jan Hartwig einig, dass er DER Kandidat für einen dritten Stern sei. Und auch, wenn unser letzter Besuch bereits gute zwei Jahre zurück liegt, hatte das Menü seinerzeit extrem nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Bilder und Berichte anderer Besucher unterstützten mich in der Annahme, dass hier tatsächlich womöglich bald der dritte Stern leuchten könnte. Die Verpflichtung von Christian Hümbs aus dem Haerlin in Hamburg unterstrich den eigenen Anspruch auf... mehr lesen
Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG
Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG€-€€€Sternerestaurant08921200Promenadeplatz 2-6, 80333 München
5.0 stars -
"Dream Team mit 3 Sternen" tischnotizenWie nur bei wenigen Köchen, war sich die Community im vergangenen Jahr bei Jan Hartwig einig, dass er DER Kandidat für einen dritten Stern sei. Und auch, wenn unser letzter Besuch bereits gute zwei Jahre zurück liegt, hatte das Menü seinerzeit extrem nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Bilder und Berichte anderer Besucher unterstützten mich in der Annahme, dass hier tatsächlich womöglich bald der dritte Stern leuchten könnte. Die Verpflichtung von Christian Hümbs aus dem Haerlin in Hamburg unterstrich den eigenen Anspruch auf
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Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und recht niedrigen Raum vorübergehend in das benachbarte Garden-Restaurant des Bayerischen Hofs umgezogen. Und das entpuppt sich als wirklich gelungene Alternative mit seinen hohen Räumen und den vollständig zu öffnenden Türen. Für die Gestaltung zeichnet der belgische Designer Axel Vervoordt verantwortlich, der auch das sehr stilvolle PURS-Hotel in Andernach ausgestattet hat. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen fühlt es sich angenehm luftig an.
Es gibt weiterhin zwei Menüs in fünf Gängen (195 Euro) oder sieben Gängen (245 Euro). Wir wählen die größere Version, wobei ich zwei Gänge tausche.
Den Start machen drei Apéros in Form eines knusprigen Tartelettes mit Lachsrillette und Felchenkaviar, einem Tomatenbaiser mit sauer mariniertem Wammerl und einem Kalbskopfsandwich mit Comté, Estragon und Essiggurke. Schon diese drei Petitessen zeigen, wie wohlüberlegt hier kombiniert wird. Regionalität wird augenzwinkernd interpretiert und aromatisch ist das sehr fein, wirkt aber noch wie eine leichte Ouvertüre. Denn dass es hier noch ein wenig mehr forte und fortissimo geben wird, ist zu erwarten.
Behutsam steigert sich die Küche mit dem Amuse Bouche, das im ersten Teller roh mariniertes Reh als Tatar präsentiert, das mit Shiitake und Kapern würzig abgeschmeckt ist. Rote Bete Gelee und eine Brombeere schaffen einen eher milden und süffigen Charakter. Der dazu gereichte Roggenbrotchip mit lauwarmem steirischen Vulcano Schinken setzt hier den kräftigen Gegenpart und macht aus dem Duo eine edelfeine Rustikalität.
Zum ausgezeichneten Brot wird es mit der Oliven- und Tomatenbutter zwar optisch verspielt. Geschmacklich allerdings sind die Sorten ungemein intensiv.
Mit einer Art Sandwich von der bretonischen Sardine steigen wir ins Menü ein. Was bereits optisch begeisternd ist, kann auch geschmacklich überzeugen. Apfel als Confit und Gelee sowie ein Sud aus den Gräten bringen eine angenehme Säure ins Spiel, die von Parmesancreme und -chips gut abgepuffert wird.
Das ist sehr ausgewogen, frisch und ein in jeder Beziehung eleganter Auftakt.
Von fabelhafter Qualität ist die confierte und noch sehr saftige Forelle, die Hartwig mit roten Linsen und Forellenkaviar in der Molke-basierten Sauce kombiniert. Das gibt eine tolle Textur und vom optisch harmlosen Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen. Das Gericht ist kräftig gewürzt.
Gleiches gilt auch für den von mir alternativ gewählten Stör im Kopfsalatsud. Mit der Paprikasphäre und Artischocken ist hier ein eher mediterranes Geschmacksbild vorherrschend, aber den prägnantesten Effekt liefert eine fabelhafte Rauchaal-Mayonnaise im Kopfsalatblatt.
Einen Favoriten können wir am Tisch nicht ausmachen. Beide Fischgänge sind ganz ausgezeichnet.
Die Kombination von Austern mit Fleisch ist ja schon lange nichts Neues mehr und in der Tat liefert sie immer noch spannende Ergebnisse. Jan Hartwig treibt das Thema aber auf die (gekonnte) Spitze. Mit der Merguez-Wurst stellt er dem Schalentier eine extrem würzige Komponente an die Seite. Dazu gibt es Spinat, Champagner-Hollandaise, darauf Pinot Noir-Schaum, etwas Oysterleaf und exakt einen Granatapfelkern. Das mag lächerlich klingen, aber für mich macht es genau diese bis ins kleinste Detail akkurat austarierte Zusammenstellung, damit diese Kombination überhaupt funktioniert. Und wie sie das tut! Alles greift hier ganz wunderbar zusammen und optisch ist das sowieso großes Kino. Im Mund aber ist das pures Cinesmascope!
Mit einer weiteren Land- & Meer-Version geht es weiter. Aber im folgenden Gericht bleiben die Stabmuscheln für mich so dezent im Hintergrund, dass ich sie kaum wahrnehme. Konzentrieren wir uns also auf das Kalbsbries, innen weich, von außen noch leicht knusprig und glasiert. Es ist belegt mit einer Scheibe Kaviarbutter, die ein Ergebnis des Lockdowns ist. Zu der Zeit, als man plötzlich das Restaurant zusperren musste, hatte man noch einiges an Kaviarvorräten, die aber auch verbraucht werden sollten. Also entschied man sich, den Kaviar zu trocknen und in der Butter zu verarbeiten. Am Tisch angegossen wird eine unglaubliche Sakesauce, in der die Butter dann schmilzt. Das ist aromatisch voll auf die 12 und zusammen mit den Erbsen das nächste Highlight in diesem ohnehin schon hochklassigen Menü.
Die Taubenbrust hat Jan Hartwig am Knochen gebraten. Sie ist perfekt gegart und von einem intensiven Confit aus Amaranth, schwarzem Knoblauch und Anchovis begleitet. Dazu gibt es eine Creme aus der Leber sowie eine sehr konzentrierte, aber gleichzeitig auch säurebetonte Sauce. Das ist erneut mutig nach vorne gewürzt als dezent defensiv. Vielleicht soll das dazu gereichte Kartoffelpüree eher neutralisierend wirken, was aber gar nicht nötig ist. Denn uns gefällt der Gang in seinem selbstbewussten Auftreten auch so ausgezeichnet.
Um den Übergang zu den Desserts nicht zu krass ausfallen zu lassen, folgt nun ein zubereiteter Käsegang, bei dem geschmolzener Munster mit Kartoffelschaum und -stroh sowie einem Zitronen-Zwiebel-Confit mit flüchtiger Zitrusnote kombiniert ist. Das ist warm, schlotzig, harmonisch und immer noch recht kräftig, bildet aber trotzdem eine gute Brücke zur süßen Abteilung.
Und die beginnt zunächst mit einem Pré-Dessert, das in anderen Häusern bereits als Dessert-Glanzstück durchginge. Das als „Black Forest“ annoncierte Tortenstück lässt natürlich und nicht zu Unrecht Assoziationen mit der Schwarzwälder Kirschtorte aufkommen und auch hier sind alle Komponenten vertreten, aber in deutlich eleganterer Form. Dazu gibt es ein feines Vanilleeis und Sahne, an der das Kirschwasser nicht nur vorbeigetragen wurde, sondern die auch einen ordentlichen Schuss abbekommen hat.
Beim Dessert trennen sich unsere Wege am Tisch noch mal, was vor allem daran liegt, dass ich ein großer Waldmeisterfan bin und daher neugierig, wie er hier eingesetzt wird. Im Zusammenspiel mit einer Biskuitrolle, Erdbeeren, Erdbeereis und einer Tuile mit gepufftem Quinoa und Sauerklee findet sich die Waldmeister-Sphäre hier in einem recht klassischen Kontext wieder, der aber naturgemäß sehr gut funktioniert. Dazu ist die Ausführung wieder bildschön und bedient alles, was man sich von einem sommerlichen Dessert wünscht: angenehme Süße mit einem Hauch säuerlicher Frische, Texturen von knusprig bis cremig und ein harmonisches Gesamtbild.
Nur geringfügig extravaganter geht es auf dem zweiten Teller zu. Hier spielen Johannisbeeren die Hauptrolle, was per se schon für einen säuerlichen Grundton sorgt. Dazu gibt es eine Panna Cotta von gebrannter Milch, hier als Holzkohle-Panna Cotta angekündigt, was wilder klingt als es letztlich ist. Insgesamt ist dieses Dessert etwas herber, aber immer noch auch für konventionelle Nachtischliebhaber konsensfähig.
Aber die Patisserie ist damit noch nicht am Ende angekommen. Zum Abschluss serviert sie uns noch ein kleines Nachdessert zum Thema Himbeere und Hafer sowie dreierlei Pralinen, gefüllt mit Mohn, Banane und Himbeeressig sowie einer wunderhübsch zubereiteten Mini-Tarte au Citron und einem nicht minder schönen Profiterole mit Arabica-Kaffeecreme und Haselnüssen.
So geht ein beeindruckender Abend zuende, den Jochen Benz und Barbara Engelbrecht mit ihrer Crew aufs Trefflichste begleitet haben. Hier paaren sich formvollendeter Service mit unaufgesetzter Lockerheit und Herzlichkeit. Immer präsent, wenn nötig, aber zurückhaltend, wenn angebracht und für einen netten Smalltalk zu haben, wenn gewünscht. Genau so muss das sein.
Und was gibt es zu Jan Hartwig zu sagen? Er hat in kürzester Zeit einen sehr prägnanten Küchenstil entwickelt, der sich sehr geschmacksintensiv präsentiert. Dies aber nie plakativ vordergründig, sondern sehr überlegt und gezielt eingesetzt. Nach unserem letzten Besuch hatte ich mich gefragt, ob Hartwig auch weiterhin eher die aromatisch laute Glocke schlagen wird. Die Antwort liegt auf dem Teller und ist ziemlich eindeutig. Dass mir dieses Glockenspiel aber ausnehmend gut gefällt, ist genauso klar.
Jan Hartwig hat sich übrigens auch verbal und politisch nicht zurückgenommen, als er die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wegen ihrer Politik zu den Missständen in der Fleischpolitik frontal angegangen ist und sie für untragbar erklärte. Das hat ihm viel Respekt eingebracht, nicht unbedingt bei der Gescholtenen selbst, die ihn auch weiterhin ignoriert und lieber mit Fernsehköchen Billigfleisch der miesesten Qualitätsstufe vor der Kamera zubereitet, aber bei allen anderen. Und es ist gut, dass sich mehr und mehr prominente Köche zum Sprachrohr für die Anerkennung von herausragender Küche, wie Christian Bau, oder eben für bessere Lebensmittel, wie jetzt Hartwig, machen. Diese Glocken können gar nicht laut genug geschlagen werden.
Bericht und sämtliche Bilder wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/atelier-muenchen-3/