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Eingezwängt zwischen eben dieser Hauptstraße und den Gleisen der Bahnlinie Köln-Siegen steht das zweistöckige, in Gelbtönen gehaltene Wohnhaus, in dessen Erdgeschoß mit den Butzenscheibenfenstern La Casa Ibérica residiert. Das äußere
Ambiente ****
reißt einen nicht vom Hocker, vorne Hauptverkehrsstraße, hinten Bahngleise. Aber das äußere Ambiente kommt ja auch nicht auf den Teller.
Innen treffen wir auf eine heimelige Atmosphäre. Die ursprünglichen Räume – so klein und heimelig, wie sie in Fachwerkhäusern im vorvorigen Jahrhundert gang und gäbe waren – sind im verwinkelten Gastraum noch zu erkennen.
Die Wände sind teils holzvertäfelt, in dunklem Braun, passend dazu die blanken braunen Tische, Stühle und die braunen Balken, die die Decke tragen. Wo die Wände nicht vertäfelt sind, schaut der Gast auf Fachwerk.
Als wir eintreten, begrüßt uns ein junger Mann vom
Service ***.
Seine Frage, ob wir reserviert hätten, verneinen wir, worauf er uns nach einem Blick ins Reservierungsbuch zu einem Tisch in einem kleinen Teilbereich des Gastraums führt. Hier sitzen wir bequem und gemütlich den Abend über, was uns für das Ambiente vier Sterne geben läßt.
Unser junger Servicemann muß noch einiges an Deutsch lernen, allerdings wird er von zwei anderen Serviceherren unterstützt, einer jung, der andere etwas älter. Der Jüngere dieser beiden Letztgenannten kümmert sich fortan um unsere Wünsche.
Während er uns die Speisekarten reicht, lassen wir unseren Blick über die Tische schweifen, die fast alle besetzt sind. Es empfiehlt sich zu reservieren, denn den Abend über ist es ein Kommen und Gehen, und die Tische sind stets fast vollständig belegt.
Die Speisekarte unterstreicht die Namensgebung für das Restaurant: Tapas in allen Variationen, warm und kalt, Sopas, Saladas, Paella, Pescado und Carne. Die Preise scheinen uns günstig, die Tapas überwiegend im einstelligen Euro-Bereich, Paella pro Person und Fisch und Fleisch im Teenager- – pardon – Teen-Euro-Bereich. Eine umfangreiche Weinkarte mit durchweg iberischen Weinen ergänzt die Speisekarte.
Unser garçom notiert für meine Frau, die sich für Tapas entschieden hat:
• Patatas bravas (frittierte Kartoffelecken mit scharfer Tomatensoße, 4,50 €),
• Pimientos de Padrón (gebratene kleine grüne Paprikaschoten, 4,90 €),
• Salada mixta (gemischter Salat mit Oliven, 4,90 €) und
• Espetada de Cordeiro (gegrillter Lammspieß mit Rosmarinsauce, 7,90 €).
Ich wähle ein fleischiges Tellermenu und eine Tapa als Vorspeise
• Sardellas fritas (fritierte Sardellen, 4,90 €) und
• Conejo en Salsa Portuguesa con Patatas y Vegetales salteados (Kaninchen in Portugiesischer Sauce mit Kartoffeln und Gemüse, 13,90 €).
Meine Frage, was sich hinter portugiesischer Sauce verberge, beantwortet der junge Mann mit „Rotwein“, muß aber ansonsten mit den Schultern zucken. Die Kartoffeln kündigt er mir auf Nachfrage als Rosmarinkartoffeln an.
Meine Angetraute, die netterweise fährt, wählt als Getränk
• Selters (0,25 l für 2,10 €). Ich entscheide mich für einen
• weißen Hauswein (0,5 l für 7.- €).
Der junge Mann sei, so erzählt er uns später, neu im Geschäft und lerne noch. Bis auf Pannen im Ablauf des Servierens der Gerichte, über die ich noch erzähle, sind wir mit dem Service durchweg mehr als zufrieden. Die jungen Herren sind gastzugewandt, aufmerksam, sehr freundlich und bemüht. Aber für die Pannen im Ablauf gibt es Abzug: Drei Sterne für den Service.
Es dauert nicht lange, bis uns der Serviceherr die Getränke serviert. Sie sind wohltemperiert, der Hauswein ist trocken und schmeckt ganz ordentlich, ist aber etwas flach im Geschmack.
Die Küche hat ob der vielen Gäste offensichtlich viel zu tun. Deshalb dauert es auch ein wenig länger, bis der junge Mann unser
Essen ****/*****
serviert.
Meine Frau erhält in einem ersten Bediengang die Patatas bravas und die Pimientos de Padrón. Es dauert dann einige Minuten, bis der Salada mixta folgt und noch eine Weile, bis die Espetada de Cordeiro auf den Tisch kommt. Und schon sind wir bei der Panne im Ablauf des Servierens. Meine Frau hätte sich den Salat vorweg gewünscht, den Lammspieß, die Paprikaschoten und die Patatas bravas danach in einem Gang. Nun ja, nach einer Weile steht alles auf dem Tisch, und meine Frau hat die freie Wahl.
Die Patatas bravas sind knusprig frittiert, schön heiß und begleitet von einer mäßig scharfen Tomatensauce. Zwecks Anhebung des Scoville-Grades bringt der Kellner auf Nachfrage eine hinlänglich scharfe Piri-Piri-Sauce.
Die gebratenen grünen Paprikaschoten kommen ebenfalls schön heiß auf den Tisch. Sie sind mit grobem Meersalz gewürzt und gewinnen an Geschmack durch hinzugegebene Piri-Piri-Schärfe.
Der gemischte Salat besteht aus verschiedenen Blattsalaten, Gurkenscheiben, halbierten Kirschtomaten, Paprikastreifen, Möhrenraspeln, Zwiebeln und schwarzen und grünen Oliven, angemacht mit einem angenehm säuerlichen Dressing.
Der gegrillte Lammspieß mit Rosmarinsauce macht dem Koch alle Ehre: Saftige, rosa gegrillte Fleischstücke in einem dunklen, herzhaften Jus mit Rosmarinnote. Meine Liebste ist hochzufrieden.
Mit dem Timing des Servierens der Speisen für ein und denselben Tisch klappt es auch nicht so recht. So erhalte ich mein Conejo en Salsa Portuguesa con Patatas y Vegetales salteados ungefähr gleichzeitig und deshalb spät kurz nach dem Lammspieß für meine Frau. Von den Sardellas fritas keine Spur. Die werden mir erst nach einer weiteren Weile serviert, als ich schon weit beim Kaninchenverzehr vorangekommen bin. So wird aus den frittierten Sardellen ein zweiter Gang, praktisch der Nachtisch.
Als wir später beim Bezahlen mit Kreditkarte den Ablauf kritisieren, entschuldigt sich unser garçom. Meine Sardellen seien zeitgerecht aus der Küche gekommen, aber ein Kellnerkollege habe diese Sardellen an einen anderen Tisch gebracht. Deshalb seien meine so spät gekommen.
Eine ganz schön große Portion frittierte Sardellen wird mir in einer braun gebrannten Schale serviert. Ein Stückchen Zitrone liegt zum Verfeinern bei. Die Sardellen sind heiß, mehliert und frittiert und schmecken ausgezeichnet. Ich habe ganz schön zu kämpfen mit der Portion Fisch, zumal ich ja das Kaninchen vorweg bekommen habe.
Das Kaninchen in portugiesischer Sauce mit Kartoffeln und Gemüse wird mir auf einem weißen Porzellanteller serviert. Es sind vier Kaninchenfilets, bedeckt von einer sehr schmackhaften Sauce mit vielen Zwiebel- und Möhrenstückchen, die allerdings optisch nicht viel hergibt. Der Rotwein macht sich geschmacklich bemerkbar. Die Filets haben zwar den „Medium“-Gargrad überschritten, sie sind „durch“, aber sie schmecken in Verbindung mit der Sauce ausgezeichnet.
Das Gemüse ist zwar Allerweltsgemüse, Bohnen, Erbsen und Möhren, hat aber noch Biß und schmeckt auch gut. An den Rosmarinkartoffeln habe ich auch nichts auszusetzen.
Unser freundlicher junger Mann räumt das Geschirr ab, fragt nach unserer Zufriedenheit und weiteren Wünschen. Meine Frau verzichtet ob der reichlichen Portionen auf ein sonst bei ihr übliches Dessert und bestellt nur einen
• Espresso (1,90 €).
Der Espresso ist stark und gut.
Wir sind beide sehr zufrieden mit unseren Gerichten. Der cozinheiro, der nach Unternehmerbeschreibung in einem „kläffenden“ GG-Konkurrenzportal über fünfzig Jahre Erfahrung habe, versteht die Speisen geschmacklich einwandfrei zuzubereiten. Die Küche verdient viereinhalb Sterne.
Das
Preis-/Leistungsverhältnis ****
ist super. Meine Kaninchenfilets kosten unter 14 €, die Tapas kann man angesichts der Menge, die serviert wird, nur als besonders preisgünstig bezeichnen. Wären beim Service die Ablaufpannen nicht passiert, wären fünf Sterne für das Preis-/Leistungsverhältnis angemessen gewesen. Vier Sterne scheinen uns dennoch angebracht.
An der
Sauberkeit ****
haben wir nichts zu mäkeln. Im Gastraum, auf dem Tisch und beim Geschirr haben wir nichts Unsauberes feststellen können. Vier Sterne für die Sauberkeit.
Fazit ****
Wir empfehlen die Casa Ibérica. Hier kehren wir gerne wieder ein. Und vielleicht geben sich die Pannen im Ablauf mit der Zeit, die ersten hundert Tage des Restaurants sind ja gerade mal vorbei. Für das Fazit geben wir vier Sterne.