Geschrieben am 21.01.2019 2019-01-21| Aktualisiert am
26.01.2019
Besucht am 21.01.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Lange Jahre galt das „Culinarium“ der Gastronomin Margit Schuldis als lukullische Instanz auf der Schönbuchlichtung. Als Frau Schuldis aus „gesundheitlichen und personellen“ Gründen das Lokal schließen musste, waren viele Stammgäste untröstlich (darunter auch ein maßgeblicher Teil meiner Verwandtschaft). Im vergangenen Jahr hat das runderneuerte und innenarchitektonisch umgestylte Restaurant unter der Ägide von Joachim Pollak in den Altdorfer Räumen die „Leibspeiserei“ eröffnet.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit Abstand aus der Ferne beobachtet. Prinzipiell bin ich immer etwas vorsichtig, wenn irgendwo auf der Karte schwäbische Tapas oder badische Sushi angeboten werden. Dass die „Leibspeiserei“ Tappas mit zwei P schreibt, vermag den Argwohn eher noch zu schüren. Doch der Rest des Angebots klingt durchaus nach solider schwäbischer Küche mit etwas gehobenem Anspruch (hier versucht man den Spagat zwischen sauren Kutteln, geschmorten Schweinebäckle und Zwiebelrostbraten einerseits, sowie Carpaccio vom Hirsch, lauwarmem Ziegenkäse und Trüffelravioli andererseits). Sympathisch auch die Tatsache, dass das Restaurant montags geöffnet hat.
Bei unserem Testessen an einem eisigen Montagmittag im Januar treffen wir auf ein fast vollkommen leeres Lokal. Prinzipiell keine schlechte Voraussetzung. Keine Ahnung, wann die riesigen Hallen einmal komplett bespielt werden sollen. Wir werden sofort von einer Servicekraft empfangen und an einen freien Tisch geleitet. Erster Eindruck: klare, helle Räume mit überraschenden stylishen Hinguckern. Insgesamt ein gewagtes Crossover mehrerer Stilrichtungen. Im Hauptraum hängt an der Decke eine Holzleiter aus bäuerlichem Altbestand, daran baumeln Glühbirnen unterschiedlicher Größe, darüber schwebt ein Kunstwerk aus Neonröhren und Metallverstrebungen. Dazu an der Wand blau-weiße Teller, die an den letzten Griechenlandurlaub erinnern.
Doch viel Zeit zum Staunen bleibt nicht. Sehr rasch möchte der Service die Bestellung aufnehmen, was uns etwas unter Druck setzt. Die Wahl fiele bestimmt leichter, wenn die komplette Karte samt Tages- und Wochengericht aufläge und nicht nur ein einseitiger Auszug daraus. So muss das aktuelle Angebot mühsam erfragt werden. Die Servicekraft verlässt dazu den Raum und schaut erst mal selbst nach. Auch die angebotenen Getränke muss man eher erraten. Schade, denn die „Leibspeiserei“ kann mit einer ansehnlichen Auswahl an veritablen Bierspezialitäten von der Schönbuch Braumanufaktur, sowie tollen regionalen Weinen (z.B. einen Lemberger von Graf Neipperg oder einen Riesling von Jürgen Ellwanger) glänzen. Das entdecken wir jedoch erst, als wir explizit nach der Getränkekarte fragen (müssen). Die sicherlich bemühte und stets präsente Servicekraft ist offenbar getränketechnisch auch nicht ganz auf der Höhe, denn statt des bestellten Pale Ale wird ein Amber Ale (3,40 Euro) serviert. Macht nichts, denn das bernsteinfarbene Bier überrascht mit Honignoten und mundet ganz hervorragend zu unserem Hauptgericht, der Leibspeis der Woche: Hirschgulasch mit Serviettenknödel (17,80 Euro). Selbstverständlich ist die Leibspeis der Woche nicht auf der aufliegenden Karte erwähnt, sondern muss auch erst erfragt werden. Das Gericht überzeugt dann durch Üppigkeit und Vollmundigkeit; das Hirschgulasch sehr zart und fein mariniert, die Scheiben von Serviettenknödel kräftig und sättigend, leider auch etwas trocken, so dass die sämige Sauce durchaus ihre Berechtigung hat. Die begleitenden Preiselbeeren sind eher Deko, schmecken jedoch erstklassig. Wer möchte, kann dazu einen günstigen, aber vielseitigen Beilagensalat (2,00 Euro) ordern. Hier ist im Ansatz alles vorhanden: schlonziger Kartoffelsalat, klein geraspelte Rettich- und Möhrenstifte, knackiger Blattsalat, frische Kresse, sowie ein Alibi-Tomatenachtel. Leider hat das Balsamicodressing die unteren Lagen das Salats fast vollständig ertränkt.
Man sitzt an hellen Holztischen mit amorph geformten hellgrauen Sets aus Lederimitat, dazu passend die organisch anmutenden Teller und Schalen. Selbst die Tischdeko aus weißen Alpenveilchen macht keinen anbiedernd braven Eindruck. Das Ambiente wirkt akribisch sauber und rein, bis hin zu den Toiletten im Untergeschoss. Der Service zeigt außerordentliche Präsenz. Doch aus irgendeinem Grund vermisse ich Behaglichkeit und Gemütlichkeit, so dass die Leibspeiserei wohl nicht zu meinem Lieblingslokal werden wird.
Lange Jahre galt das „Culinarium“ der Gastronomin Margit Schuldis als lukullische Instanz auf der Schönbuchlichtung. Als Frau Schuldis aus „gesundheitlichen und personellen“ Gründen das Lokal schließen musste, waren viele Stammgäste untröstlich (darunter auch ein maßgeblicher Teil meiner Verwandtschaft). Im vergangenen Jahr hat das runderneuerte und innenarchitektonisch umgestylte Restaurant unter der Ägide von Joachim Pollak in den Altdorfer Räumen die „Leibspeiserei“ eröffnet.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit... mehr lesen
3.5 stars -
"Gewagtes Ambiente, stets präsenter Service" MinitarLange Jahre galt das „Culinarium“ der Gastronomin Margit Schuldis als lukullische Instanz auf der Schönbuchlichtung. Als Frau Schuldis aus „gesundheitlichen und personellen“ Gründen das Lokal schließen musste, waren viele Stammgäste untröstlich (darunter auch ein maßgeblicher Teil meiner Verwandtschaft). Im vergangenen Jahr hat das runderneuerte und innenarchitektonisch umgestylte Restaurant unter der Ägide von Joachim Pollak in den Altdorfer Räumen die „Leibspeiserei“ eröffnet.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit
Mo: 11:30 bis 14:00, 17:30 bis 21:30
Di-Mi: Ruhetag
Do-Sa: 11:30 bis 14:00, 17:30 bis 21:30
So: 11:30 bis 14:00, 17:30 bis 20:30
Alle Öffnungszeiten ansehen
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Das offensichtliche Gedränge in den ersten Monaten (Altdorf ist mit gastronomischen Angeboten nicht gerade reich gesegnet) habe ich mit Abstand aus der Ferne beobachtet. Prinzipiell bin ich immer etwas vorsichtig, wenn irgendwo auf der Karte schwäbische Tapas oder badische Sushi angeboten werden. Dass die „Leibspeiserei“ Tappas mit zwei P schreibt, vermag den Argwohn eher noch zu schüren. Doch der Rest des Angebots klingt durchaus nach solider schwäbischer Küche mit etwas gehobenem Anspruch (hier versucht man den Spagat zwischen sauren Kutteln, geschmorten Schweinebäckle und Zwiebelrostbraten einerseits, sowie Carpaccio vom Hirsch, lauwarmem Ziegenkäse und Trüffelravioli andererseits). Sympathisch auch die Tatsache, dass das Restaurant montags geöffnet hat.
Bei unserem Testessen an einem eisigen Montagmittag im Januar treffen wir auf ein fast vollkommen leeres Lokal. Prinzipiell keine schlechte Voraussetzung. Keine Ahnung, wann die riesigen Hallen einmal komplett bespielt werden sollen. Wir werden sofort von einer Servicekraft empfangen und an einen freien Tisch geleitet. Erster Eindruck: klare, helle Räume mit überraschenden stylishen Hinguckern. Insgesamt ein gewagtes Crossover mehrerer Stilrichtungen. Im Hauptraum hängt an der Decke eine Holzleiter aus bäuerlichem Altbestand, daran baumeln Glühbirnen unterschiedlicher Größe, darüber schwebt ein Kunstwerk aus Neonröhren und Metallverstrebungen. Dazu an der Wand blau-weiße Teller, die an den letzten Griechenlandurlaub erinnern.
Doch viel Zeit zum Staunen bleibt nicht. Sehr rasch möchte der Service die Bestellung aufnehmen, was uns etwas unter Druck setzt. Die Wahl fiele bestimmt leichter, wenn die komplette Karte samt Tages- und Wochengericht aufläge und nicht nur ein einseitiger Auszug daraus. So muss das aktuelle Angebot mühsam erfragt werden. Die Servicekraft verlässt dazu den Raum und schaut erst mal selbst nach. Auch die angebotenen Getränke muss man eher erraten. Schade, denn die „Leibspeiserei“ kann mit einer ansehnlichen Auswahl an veritablen Bierspezialitäten von der Schönbuch Braumanufaktur, sowie tollen regionalen Weinen (z.B. einen Lemberger von Graf Neipperg oder einen Riesling von Jürgen Ellwanger) glänzen. Das entdecken wir jedoch erst, als wir explizit nach der Getränkekarte fragen (müssen). Die sicherlich bemühte und stets präsente Servicekraft ist offenbar getränketechnisch auch nicht ganz auf der Höhe, denn statt des bestellten Pale Ale wird ein Amber Ale (3,40 Euro) serviert. Macht nichts, denn das bernsteinfarbene Bier überrascht mit Honignoten und mundet ganz hervorragend zu unserem Hauptgericht, der Leibspeis der Woche: Hirschgulasch mit Serviettenknödel (17,80 Euro). Selbstverständlich ist die Leibspeis der Woche nicht auf der aufliegenden Karte erwähnt, sondern muss auch erst erfragt werden. Das Gericht überzeugt dann durch Üppigkeit und Vollmundigkeit; das Hirschgulasch sehr zart und fein mariniert, die Scheiben von Serviettenknödel kräftig und sättigend, leider auch etwas trocken, so dass die sämige Sauce durchaus ihre Berechtigung hat. Die begleitenden Preiselbeeren sind eher Deko, schmecken jedoch erstklassig. Wer möchte, kann dazu einen günstigen, aber vielseitigen Beilagensalat (2,00 Euro) ordern. Hier ist im Ansatz alles vorhanden: schlonziger Kartoffelsalat, klein geraspelte Rettich- und Möhrenstifte, knackiger Blattsalat, frische Kresse, sowie ein Alibi-Tomatenachtel. Leider hat das Balsamicodressing die unteren Lagen das Salats fast vollständig ertränkt.
Man sitzt an hellen Holztischen mit amorph geformten hellgrauen Sets aus Lederimitat, dazu passend die organisch anmutenden Teller und Schalen. Selbst die Tischdeko aus weißen Alpenveilchen macht keinen anbiedernd braven Eindruck. Das Ambiente wirkt akribisch sauber und rein, bis hin zu den Toiletten im Untergeschoss. Der Service zeigt außerordentliche Präsenz. Doch aus irgendeinem Grund vermisse ich Behaglichkeit und Gemütlichkeit, so dass die Leibspeiserei wohl nicht zu meinem Lieblingslokal werden wird.