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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Café im Baier Backhaus in 71083 Herrenberg bewertet.
vor 4 Jahren
"Verkehrsgünstiges Frühstück im Industriegebiet"
Verifiziert

Geschrieben am 10.09.2020
Besucht am 06.09.2020 2 Personen Rechnungsbetrag: 26 EUR
Wie oft habe ich schon versucht, bei Baier einen freien Tisch für ein ausgiebiges Frühstück oder ein Mittagssnack zu ergattern - vergebens! Bei jedem Anlauf konnte man den Eindruck gewinnen, hier, mitten im Niemandsland, wäre ein gastronomischer Hotspot aus dem Boden geschossen, den sich eigentlich keiner so genau erklären kann. An der Schönheit des Standorts kann es auf jeden Fall nicht liegen, denn abtörnender geht es kaum. Der Straßenname verrät es schon: die Hewlett-Packard-Straße befindet sich mitten in einem Industriegebiet, umgeben von einer Tankstelle, einem schnöden Mc-Donalds, dem Zentrallager eines Farbenfachgeschäfts. Das massige Zweckgebäude von Baier liegt direkt an der B 28 zwischen Herrenberg und Tübingen, an der Autobahnabfahrt Herrenberg. Wenn man Glück hat, kann man von der Aussenterrasse oder den Parkplätzen einen Blick auf die Streuobstwiesen des Schönbuchtraufs erhaschen. Das wars aber auch schon an Lieblichkeit. Dafür kann das „Baier Backhaus, Laden und Café“ mit verkehrsgünstiger Lage, guter Erreichbarkeit, grosszügigem Parkplatzangebot und einer großen Reichweite punkten. Das überzeugt offenbar die Kunden, die hier nur so zuhauf einfallen.

Egal, ob man als Gast im Café oder auf der Terrasse dinieren oder im Ladengeschäft einkaufen möchte, man hat sich vor dem Eingang eine Nummer zu ziehen (wie im Arbeitsamt oder im Finanzamt). Die beständig lange Warteschlange wird dann in einer großen Schleife einmal durch den Innenbereich geleitet, wobei man die Gelegenheit hat, die ausliegende Karte zu konsultieren oder seine Kontaktdaten niederzuschreiben oder längst fälligen Verrichtungen nachzugehen (telefonieren, auf dem Handy daddeln, die Kinder zurechtweisen). So perfekt organisiert und durchdacht die Abläufe baierseitig geplant und eingerichtet wurden, so undiszipliniert benehmen sich die Kunden an dieser Stelle. Coronabedingtes Abstandhalten wird hier eindeutig nicht eingehalten.

Zur Entgegennahme der Bestellungen waren am Tag meines Besuches drei Stationen eingerichtet. Ein riiiiieeesiges Lob an die Damen hinter der Theke: allesamt nervenstark, gut gelaunt, unglaublich freundlich und gelassen – und das trotz permanenten Kundenansturms. Wir wählen das Frühstück „eins für zwei“ (20,50 Euro). Der Kaffee geht extra – wenn man gleich zwei Portionen nimmt, gilt der halbe Preis. Regulär kostet der Pott Heimbs Kaffee 2,90 Euro.  Bezahlt wird sofort. Ein Tablett mit Besteck, Tellern und einem Kochlöffel samt Nummer nimmt man mit an seinen Tisch, der Rest wird geliefert. Der Versuch, auf der Terrasse heimisch zu werden, scheitert in unserem Falle am massiven Wespenschwarm. Im einladend und freundlich möblierten, sehr stylish-modernen Innenbereich des Cafés sind tatsächlich alle Tische vorreserviert, bis auf einen kleinen Katzentisch mitten in der Einflugschneise. Da nehmen wir schweren Herzens Platz.

Nach unglaublich kurzen 5 Minuten werden die Frühstückschätze serviert. Als Hingucker für jede Person eine (Mehl? Kohlen?)Schippe, gefüllt mit einer etwas dünnarmigen Brezel, einem reschen, knusprigen Brötchen, je einer Scheibe Schwarzbrot, schwäbischem Butterzopf, knusprigem Mehrkornbrot. Zweiter Hingucker: eine Etagere mit geräuchertem Lachs   und Meerrettich, Gäu-Salami und Putenlyoner, Allgäuer Bergkäse und einem milden Brie aus Tettnang. Weiterhin: 2 gekochte Eier, Frischkäse, reichlich Butter, eine sehr feine Himbeermarmelade, Schnitze von frischem Obst, Bircher Müsli mit fein geriebenem Apfel. Im Service am Tisch sind ausschliesslich asiatische Kräfte am Werk, die sehr diszipliniert, korrekt und emsig arbeiten. Zwischendrin wir unermüdlich, gekehrt, gewischt, desinfiziert. Auch hier ganz grosse Hochachtung vor so viel Engagement und Einsatz.

Die Frühstücksportion ist enorm, wirklich köstlich und lässt sich in Gänze kaum bewältigen. Baier hat mitgedacht und in jede Schippe eine Papiertüte gepackt. Darin kann man die Reste verstauen und mit nach Hause nehmen. Gerne wäre ich länger sitzen geblieben und hätte etwas entspannter das Frühstück genossen, doch das grosse Gedränge und die Missachtung der Abstandsregelung durch andere Gäste haben mir etwas die Ruhe geraubt. Von Seiten der Bäckerei Baier sind die Abläufe jedoch perfekt geplant und durchgetaktet, als ob ein ganzes Team an BWL- und Gastronomie-Experten am Werk gewesen wären. Unterhalb des Cafés befindet sich das riesige Backhaus (naja, eher eine Hightech-Backstrasse), auf das ein grosszügiges Fenster hinabgeht und interessante Einblicke gewährt. Die hypersauberen Toiletten sind ebenerdig und – wie übrigens das gesamte Café und das Ladengeschäft – barrierefrei erreichbar. Wie ich erst später bemerkt habe, kann man Tische online reservieren, was sich stark empfiehlt. Und, um es nicht zu vergessen: das Angebot an Backwaren, Kuchen, Torten, Snacks ist gewaltig, beeindruckend und – soweit ich es schon angetestet habe – durchweg wohlschmeckend. Ruhige Geniessermomente wird man hier jedoch nicht erleben.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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simba47533 und 5 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.