Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
| das kleine Vorwort (zur reinen Kritik bitte nach unten scrollen bis zur gleichlautenden Kapitel-Überschrift) |
Die indische Küche fristet im Bergischen Land, so wie in den meisten Landstrichen abseits der Metropolen, noch immer ein ausgewiesenes Nischendasein, auch wenn in den letzten Jahren etwas Bewegung in die Sache zu kommen scheint.
Ich denke, das hat nicht zuletzt auch demografische Gründe, ohne zu sehr verallgemeinern zu wollen, aber die Generationen derer, die rein kulinarisch gesehen aufgeschlossener sozialisiert wurden, als die – meine Eltern inklusive - in die Jahre kommende, in der Nachkriegszeit aufgewachsene „Generation Steckrübe“, haben oft weit weniger Berührungsängste hinsichtlich „exotisch“ anmutender Küchenkulturen und sorgen vielerorts für zufriedene Betreiber entsprechender Lokalitäten.
Und wenn ich mich an meine ersten Begegnungen in den 90er Jahren hierzulande mit der Kulinarik des indischen Subkontinentes erinnere, muss ich auch feststellen, dass sich durch die wachsende Konkurrenz oft auch qualitativ einiges getan hat. Wobei ich damals auch noch so gut wie nichts über die Küche wusste und vielleicht einfach auch Pech mit meinen damaligen, spontanen Restaurant-Auswahlen hatte; jedenfalls fand Indien danach lange Zeit auf meinem persönlichen „Gelüste-Radar“ nicht statt.
Die Jahre vergingen, das Internet kam und mein Interesse für die Küchen der Welt traf plötzlich auf ein schier unerschöpfliches Sammelsurium von entsprechendem Wissen, Anthony Bourdain (RIP) produzierte seine unvergessliche Reihe „No Reservations.“ etc. etc. und es gab, sofern ich dabei über Indien stolperte, nicht nur einen Moment, an dem ich dachte „Das klingt ja eigentlich großartig!“.
Aber woher nehmen und nicht stehlen in der rheinisch-bergischen Provinz und so wichtig, dass ich dafür nach Köln oder Düsseldorf gefahren wäre, war es mir dann doch nie.
Zumal in jungen Jahren, in denen die nächste Party oder die wechselnde saisonale Herzdame des Vertrauens weitaus wichtiger waren als kulinarische Trophäenjagd und auch meine durchwachsenen Erinnerungen an meine ersten Erlebnisse mit Samosas und Currys spielten sicher immer noch eine Rolle.
Und hätte mich das Schicksal nicht für einige Jahre beruflich so häufig nach England und in die dortigen, oft hervorragenden, „Curry Houses“ verschlagen, und wäre da nicht eine eindrückliche Geschäftsreise nach Mumbai gewesen, während der mir meine herzensguten Gastgeber mit Begeisterung die Küche ihrer Region in so manchem hervorragenden Restaurant näherbrachten, wäre das vermutlich noch heute so (sehen wir von wilden Partynächten und amourösen Wirrungen ab).
Aber das war augen- bzw. „gaumenöffnend“: Nichts von all dem, was ich dort erleben durfte, hatte etwas mit den faden Erinnerungen an meine lang vergangene „Curry Inauguration“ im Köln der 90er Jahre zu tun: die intensiven Farben, mundwässernden Gerüche und die geschmackliche Tiefe in den Gerichten haben mich nachhaltig begeistert.
Dank großzügiger Gewürz-„Care Pakete“ der erwähnten Geschäftsfreunde aus Mumbai folgten danach zwar hin und wieder einige durchaus erfolgreiche Kochversuche am heimischen Herd, doch es fehlte immer nicht gerade wenig zu den Genuss-Dimensionen, die ich in Manchester, London oder gar im Mutterland erleben durfte.
Daher war ich recht froh, vor einigen Jahren über das Restaurant Royal Punjab (mittlerweile drei Filialen: Köln, Opladen, Langenfeld) gestolpert zu sein, das zwar auch nicht ganz an die erwähnten Erlebnisse heranreichte, dennoch für mich fortan meine persönliche Bestenliste in Sachen indischer Kulinarik in der Region anführen sollte.
In Solingen sah es in dieser Hinsicht lange traurig aus, wenn es indische Küche gab, die in den letzten Jahren hier zumindest auf der gastronomischen Landkarte endlich sichtbar wurde, dann immer in höchst fragwürdiger Verbindung mit Pizza, Burgern, Schnitzeln und Co. – mit einer reinrassig indischen Karte schien kaufmännisch gesehen kein Blumentopf zu gewinnen sein bzw. traute sich das bislang niemand.
Das Restaurant Spicy bildete da keine Ausnahme, am alten Standort am historischen, touristisch nicht irrelevanten Gräfrather Markt, bot man seit 2014 einen bunten Mix aus internationalen und mediterranen Gerichten. Indien fand eher in Abwandlungen von diesen (ich meine eine Pizza mit Hähnchen-Curry zu erinnern) statt, es fanden sich, wenn ich mich nicht täusche, lediglich zwei oder drei Curry-Gerichte auf der Karte.
Daher zog mich bislang nicht wirklich etwas nach Gräfrath, ich war hoch zufrieden in Opladen, zumal die Anfahrt von Höhscheid aus gefühlt in etwa genauso lange dauerte, bei einer zusätzlich unvergleichlich entspannteren Parkplatzsituation.
Insofern freute ich mich sehr als ich erfuhr, dass sich das Spicy an einem neuen Standort komplett neu erfinden und nun mit einem rein indischen Angebot - inklusive einer Auswahl an Tandoori Gerichten und ich liebe Speisen aus diesem landestypischen Backofen - an den Start gehen würde, das in Gräfrath auch mit Blick auf die dortige, sicher nicht unerhebliche Pacht vielleicht nicht funktioniert hätte.
Als ich dann zum neuen Spicy Konzept auch noch Gutes hörte von einem weitgereisten, mir seit Jahren aus so manch munterer Plauderei bekannten jungen Solinger Koch und seiner nicht minder sympathischen Herzdame, mit der er - gemeinsam mit seinem Team - mittlerweile eines der erfrischendsten gastronomischen Angebote der Klingenstadt betreibt, stand natürlich fest, dort zeitnah aufschlagen zu wollen - und zwar gemeinsam, denn das hatten wir schon lange vor…
| Kritik |
Meine telefonische Tisch-Reservierung am Donnerstag für den folgenden Abend wurde freundlich entgegen genommen, mit liebenswürdigem, landestypischem Akzent bestätigte man die Reservierung und verabschiedete sich mit einem „Bis morgen Abend Herr K.!“
Am Freitagabend waren wir bei bitterkalter, feuchter Witterung gegen 18:30 vor Ort, das Parken an der Uferstraße ist grundsätzlich entspannt, auch wenn man bei vollem Restaurant mitunter ein paar Meter Fußweg in Kauf nehmen muss.
Da standen wir nun vor dem altehrwürdigen kleinen Fachwerkhaus, das seit Jahrzehnten Gastronomie beherbergt, viele Solinger erinnern sicher zumindest noch die Jahre des „Alten Speicher“ als Heide und Gregor Marx (fortgeführt als „Amida“ in Haan, leider mittlerweile dauerhaft geschlossen) hier in Küche und Service das Zepter in der Hand hielten, das Gebäude ist mir somit wohlvertraut.
Der Außeneindruck wirkt durch die defekte (eine Birne war im Disko-Flacker-Modus) Lichterkette und das schief an den Bergischen Schiefer getackerte „Welcome“-Banner irgendwie thematisch seltsam stimmig, denn so habe ich Indien in Erinnerung, vieles wirkt im Straßenbild improvisiert, nichts ist perfekt, bis auf die liebenswerten Menschen und ihre Mentalität.
Unsere jungen Freunde waren auf die Minute pünktlich, ein herzliches Hallo und das fröhliche „Getötter“ ging los. Alle hatten sich chic gemacht und sahen gut aus, nur der Schreiber dieser Zeilen hatte die spontane Idee, sich in die festliche Kurta, die man ihm einst in Indien als Abschiedsgeschenk überreicht hatte und die er mangels Gelegenheit nie trägt, zu werfen.
Diese edle Kurta, eine Art kragenloses langes Hemd, selbst ist wunderschön. Wenn aber auf dem Erinnerungsfoto vom Tisch alle adrett lächelnd einen „instagramable“ Eindruck machen und meinereiner aussieht, wie ein grobschlächtiger, angetrunkener polnischer Gebrauchtwagenhändler mit exzentrischem Modegeschmack und Vorliebe für ordinäre Herrenwitze, stellen sich natürlich rückblickend wie gewohnt grundsätzliche persönliche Stilfragen. :-D
Wir traten ein in das verwinkelte, an diesem Abend gut besuchte Hexenhäuschen und wurden von einem Herrn gesetzteren Alters mit unverkennbar indischen Wurzeln relativ neutral begrüßt, die Reservierung wurde erfragt und nach den tagesaktuellen „Corona-Formalitäten“ zeigte uns eine passend zum Setting gekleidete Dame der gleichen Ethnie (mit einem typischen Bindi auf der Stirn) unseren Vierertisch im hinteren der beiden kleinen Gasträume im Untergeschoss.
Geht man weiter durch und am Pass vorbei, gelangt man über eine schmale Treppe in den ersten Stock, in dem sich weitere Tische befinden. Wer hohe Decken und lange Sichtachsen schätzt, wird im Bergischen Fachwerk nicht glücklich, die kleinen Räume mit den niedrigen Decken muss man mögen.
Ich kenne und mag sie und empfand das Ambiente als nach wie vor behaglich und durchaus gelungen, natürlich versucht man der Ur-Bergischen Behausung mit Dekoration ein wenig indischen Flair einzuhauchen, aber alles mit Augenmaß ohne geschmacklos zu übertreiben.
Die Karten wurden gereicht und diese sind im Vergleich mit anderen indischen Restaurants noch als regelrecht überschaubar zu bezeichnen, neben den üblichen Klassikern wie „Butter Chicken“ oder „Chicken Tikka Masala“ und weiteren Curry Evergreens wie „Korma“ und „Vindaloo“ mit Lamm oder Huhn überrascht das Spicy mit Entengerichten.
Ente findet in Indien kaum statt, im südindischen Bundesstaat Kerala steht sie zwar bei der dortigen Kaste einer christlichen syrischen Minderheit auf dem Speiseplan, ansonsten aber ist sie in der - je nach Region des riesigen Subkontinentes ohnehin oft rein vegetarischen - Alltagsküche nicht präsent, auch wenn man in der Fine-Dining Welt der indischen Metropolen in den letzten beiden Jahren Pute und Ente für sich entdeckt hat.
Im Spicy jedoch setzt man sie lediglich so ein, wie es das hiesig-landläufige Asia-Restaurant macht: als Fleischvariante in einem Currygericht und bietet Ente Curry, Ente Korma und Ente Jalfrezi; klang eher wenig innovativ.
Wir bestellten erste Getränke, relativ prompt und emotionslos stellte jene die erwähnte Service-Dame kurz darauf auf den Tisch.
Man bietet übrigens auch eine kleine Auswahl offener Weine, recht preiswerter, solider Mainstream der keine Experimente macht, natürlich darf da auch der unvermeidliche Lugana nicht fehlen.
Ich hatte jedoch ein erstes Kingfisher, Indiens bekanntes Lager Beer, die 0,33l Flasche zu 3,20 €, dazu gesellten sich am Tisch zwei Mango Lassi zu je 2,90 € sowie eine Rhabarberschorle, die 0,2l zu 2,90 €; für eine 0,75l Flasche Bergische Waldquelle ruft man 5,80 € auf.
Unpassend fand ich die Lassi Gläser: zwei Kölsch Stangen ähnelnd mit Strohhalm. Ich kenne und mag Lassi aus diesen hübschen indischen Kupfer-Bechern, die durch die Kälte des Inhalts leicht beschlagen und dann auch nicht mit einer solch mickrigen Menge gefüllt sind.
Wir entschieden eine Auswahl an Vorspeisen zu teilen, danach ergab sich ein ebenfalls schöner Querschnitt an Hauptgerichten, wir bestellten und harrten bester Laune der Dinge.
Ich hatte eigentlich vor, noch die obligatorischen Papadams (knuspriges flaches Brot aus Linsen- bzw. Urdbohnenmehl) zu bestellen und diese wie üblich vor den Vorspeisen zu vertilgen aber man sagte uns, das sei nicht nötig, die gäbe es vom Haus vorab.
Das war auch so, allerdings gab es lediglich vier winzige Exemplare mit einer nicht minder „großzügigen“ Menge zweier Dips: für zwei Personen sicherlich ok, für vier dann doch eher ein schlechter Witz, zumal ich bei den Papadams und den Saucen stark Convenience vermutete.
Geschmacklich ging das aber durchaus in Ordnung, der Minz Dip überzeugte mit der ihm eigenen typischen Frische, nur der flach-süßliche Mango Dip sollte auch später noch für eher verhaltene Begeisterung sorgen.
Mit etwas Wehmut dachte ich an die riesigen, hauchdünnen Papadams mit einer auch in Sachen Menge großzügigen Auswahl von vier hausgemachten Chutneys, die es in meinem Stamm-Curry-House in Manchester immer vorab gab, einfach eine andere Welt.
| Vorspeisen |
Fisch Pakora – 12,90 €
Onion Bhaji – 5,50 €
Garlic Naan – 3,00 €
Extra Dipps – 1,00 €
„Fish Pakora“ ist eine meiner liebsten indischen Vorspeisen: in Kichererbsenteig ausgebackener Fisch mit Dips, in gut gemacht eine kleine Leckerei erster Güte: Kibbeling auf indisch wenn man so will.
Da der Preis von 12,90 € sich doch nicht unerheblich – kostet sonst eher sieben bis acht Euro - vom hiesigen Wettbewerb abhebt, war ich gespannt, was denn da kommen würde.
Die Menge war relativ überschaubar und fast die Hälfte des relativ kleinen Tellers nahm eine – dank Dressing essbare - Salatgarnitur und ein Dip-Schälchen mit einem abermals recht flachen Curry-Mango Dip mit dominanter Süße ein.
Ich bestellte daher noch prompt etwas Raita (klassischer Joghurt Dip mit Gurke und Minze) und ein Chili-Chutney (bzw. -Pickle) dazu, die in einem netten „Ménage à trois“-Geschirr serviert und mit lediglich einem Euro berechnet wurden.
Auf der ausnahmslos erfreulichen Seite dann aber das ausgebackene frische Rotbarschfilet: saftig, heiß, mitunter blättrig, knusprig! Ganz wunderbar und für mich das heimliche Highlight des Menüs, zufrieden genoss ich das scharfe, wenn auch etwas ölige Chili-Chutney, konterte beim nächsten Happen mit etwas Raita und das Kingfisher Lager bewies, warum man Bier gemeinhin attestiert, gut zur indischen Küche zu passen.
Trotzdem habe ich nicht verstanden, warum man hier für dieses Gericht 40% mehr zahlt, als beim Wettbewerb.
Die ebenfalls in Kichererbsenmehl ausgebackene „Onion Bhaji“ dürfte wohl zu den beliebtesten Vorspeisen in indischen Restaurants rund um den Globus zählen.
Hier servierte man vier recht teiglastige, kompakte kleine Klumpen, ebenfalls mit dem lieblichen Curry-Mango Dip, den man zum Fisch gesellte.
Hierzu esse ich eigentlich gerne u.a. das berühmte indische Tamarindenchutney (Imli ki), warum es das hier auf Nachfrage nicht gibt verstehe ich nicht, das fühlte sich in etwa so an, als ob ich in einem texanischen Steakhouse keine BBQ-Sauce erhalte, ist mir noch nie passiert.
Trotzdem eine verlässlich leckere Angelegenheit, die aufgrund ihrer vergleichsweise ungewöhnlichen Beschaffenheit jedoch ein hohes Sättigungspotential besaß.
Das Garlic Naan war ähnlich beschaffen, geschmacklich gut aber in der Textur habe ich die typische, leichte Fluffigkeit vermisst, die dieses Brot ausmacht; hier eher kompakte Eindrücke mit der Folge, dass man nach ein paar Bissen schon spürbar gesättigt war.
Bisher also eher gemischte Eindrücke, da war noch Luft nach oben, was man leider auch zum Service sagen muss.
Man schien ein wenig unterbesetzt zu sein und das Haus war voll, was zur Folge hatte, dass wir nun fast eine halbe Stunde vor unseren leeren Tellern saßen, bevor unvermittelt wortlos abgeräumt wurde.
Die Frage, ob wir gerne noch etwas trinken würden, oder ob es geschmeckt habe kam der wortkargen Dame im letzteren Fall lediglich einmal am gesamten Abend in den Sinn, an mein zweites Bier zum Hauptgericht musste ich nach gehöriger Wartezeit gleich zweimal erinnern, Besteck wurde mit den Vorspeisen abgeräumt und mit den Hauptgerichten nicht neu aufgelegt etc.
Ich möchte hier aber nicht falsch verstanden werden, wir fühlten uns grundsätzlich wohl und wenn man einen Wunsch hatte, wurde dieser erfüllt und man machte selbstverständlich - sehr viel später als es leer wurde, traute ich mich zu fragen - auch gerne ein Erinnerungsfoto von uns (wir erinnern uns an gewisse Modefragen…). Allerdings geschah das alles sehr distanziert, relativ hektisch und man versuchte gar nicht erst, eine Beziehung zu den Gästen aufzubauen.
Das ist sicher immer auch eine gewisse Mentalitätsfrage und man war immer höflich, allerdings gehört zu einem guten Service für meine Begriffe mehr, als mehrheitlich wortloses Servieren und Abräumen.
Bis zum Eintreffen der Hauptgerichte sollte es noch geraume Zeit dauern, allerdings verging diese durch die fröhliche Stimmung und nette Gespräche an unserem Tisch gottlob wie im Fluge, in anderer Konstellation wäre diese objektiv gesehen jedoch erheblich zu lange ausgefallen.
Und damit dürfte auch klar sein, wen ich mit dem „menschlich dafür umso erfreulicheren First-Date“ im Titel meinte. :-)
| Hauptgerichte |
Spicy Grill Teller (Tandoori Mixed Grill) – 18,90 €
Mango Chicken Tikka – 14,90 €
Chicken Biryani – 13,90 €
Chicken Korma – 14,50 €
Fangen wir mit dem erfreulichen Teil an, den beiden Gerichten unserer Freunde, die ich nur zu gerne probiert habe.
Chicken Korma, bzw. Korma Curry generell, ist dank seiner eher milden und dennoch vollmundigen Würzung mit u.a. Garam Masala, Kurkuma, Koriander, Ingwer und Kokoscreme eine der beliebtesten Curry Varianten.
Typisch für dieses Gericht sind auch die gemahlenen Mandeln, die man am Ende in die Zubereitung gibt und gerne noch obenauf vor dem Servieren.
Ein sehr gelungenes Curry mit ansprechender Konsistenz und intensiven, vielschichtigen Aromen, gefiel mir gut.
Um es vorwegzunehmen: für mich das mit Abstand Beste der vier Hauptgerichte und alleine dies ein Grund, noch mal wiederzukommen.
Das Chicken Biryani hat geschmacklich grundsätzlich auch überzeugt, auch wenn sich da die Geister scheiden ist es mir leicht schlotzig, wie hier serviert, immer noch lieber als staubtrocken, was bei diesem Reisgericht gerne passiert.
Aber was dem Spanier sein geliebtes Socarrat bei der Paella, sprich die knusprige, karamellisierte unterste Schicht in der Pfanne, spielt gemeinhin auch beim Biryani eine nicht unwesentliche Rolle.
Sofern es in dem Gefäß serviert wird, in dem es aus dem Ofen kommt, ergeben sich am Boden und am Rand ähnliche „Knusper-Effekte“ und die habe ich sehr vermisst.
Es wirkte eher, als habe man eine Portion aus einem großen Topf abgezweigt, dennoch auch hier eine durchaus ansprechende Würzung.
Mein Spicy Grill Teller wird auf der Karte als „Variation an Fisch- und Fleischspezialitäten“ beschrieben und wie so ein Tandoori Mixed Grill dann aussehen sollte, sieht man hier, die Fotos wollte ich u.a. wegen Copyright hier nicht direkt einbauen, sollte man sich aber dringend anschauen, wenn man nicht weiß, wovon ich spreche:
https://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-s/0d/c2/03/a0/tandoori-mixed-grill.jpg
https://www.khansrestaurant.co.uk/takeout/product_images/z/569/tandoori-mixed-grill-with-nan__62419_zoom.jpg
Zischend vor Hitze auf einem heißen, gusseisernen Teller serviert, eine farbenfrohe bunte Vielfalt, ähnliche Gerichte werden wegen des dampfend heißen Servierens und des Geräusches in Indien auch „Sizzler“ genannt.
Aber als die hiesige Version serviert wurde muss ich geschaut haben wie ein Auto, zumindest mein Gegenüber musste sehr lachen und wünschte mir viel Spaß mit meinem „ganzen Hähnchen“ in Würfelform - ja, wer den Schaden nicht hat mein lieber junger Freund…. :-)
In der Tat befand sich auf dem ganzen Teller, mit Ausnahme eines knochentrockenen, völlig übergarten Stückes Lachs nur zweifach verschieden marinierte und dabei geschmacklich kaum differenzierbare lauwarme Hähnchenbrust-Stücke, die leider auch dem Stauben deutlich nah waren. Wo war da die Variation an Fisch und Fleisch, Lamm, Garnelen, Kebabs?
Dazu nur ein Dipp, der mittlerweile altbekannte mild-süßliche, charakterlose Curry-Mango Dipp .
Den begleitenden Salat packte man in riesigen Blättern recht lieblos mit auf den Teller, im Blattsalat noch drei recht dicke Ringe von der roten Zwiebel mit einigen Streifen von roter Paprika, das Dressing dabei auch eher auf der süßlichen Seite des Seins.
Eine ziemliche Katastrophe und derbe Enttäuschung, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Ach, doch, Naan gab es noch dazu, nicht mal Butter Naan, sondern ganz natur, passte thematisch zu meinem staubenden Fleischberg, vielleicht sollte man das Gericht eher „Dusty Chicken Mix Grill“ nennen.
Beim Mango Chicken Tikka sah es nicht viel besser aus, normalerweise ist meine ständige Begleitung nicht zimperlich aber die Enttäuschung war auch ihr anzusehen: trocken, lauwarm und geschmacklich wenig aufregend hörte ich zu meiner Rechten.
Den Salat gab man auch hier mit auf den Teller und kippte hier etwas Joghurt-Minz Dressing obenauf, nicht wirklich nett anzusehen.
Die namensgebende Mango-Sauce bzw. der Dipp kam in einer sehr überschaubaren Portion und was allerdings viel schwerer wog, war dessen übertriebene Süße ohne jegliche Raffinesse oder geschmackliche Tiefe.
Der Curry-Mango Dipp war ja bereits in dieser Hinsicht auffällig aber das schmeckte fast 1:1 wie das Mango Püree, das man hier mutmaßlich für die Lassis nutzt, auch das sehr enttäuschend für eine Komponente, die dem Gericht seinen Namen gibt.
Wir ließen das Fleisch übrigens größtenteils einpacken, bastelten am nächsten Abend eine Curry-Sauce mit guten Dingen von Ingo Hollands Altem Gewürzamt, ließen das Fleisch darin sanft über 1,5 Stunden ziehen und waren sehr zufrieden mit dem überraschend saftigen Ergebnis: eine gelungene Reste- bzw. Zweitverwertung, mir ist es zuwider Fleisch wegzuwerfen.
Trotzdem war ein Dessert natürlich Pflicht, da es schon nach neun war und sich das Restaurant spürbar leerte, wurden diese auch recht zeitnah serviert:
| Dessert |
Mango Kulfi – 5,00 €
Pista Kulfi – 5,00 €
Kulfi ist die indische Version von Eis, wird ohne Eier gemacht, ohne Eismaschine und aus Milch und Milchfeststoffen hergestellt. Es wird oft mit Nüssen, Kardamom und Safran gewürzt, der Basis-Kulfi wird nur mit Milch, Nüssen und Kardamom zubereitet.
Aufgrund seiner speziellen Eigenschaften wird es auch als „Das Eis, das nicht schmilzt.“ genannt, was bei den Temperaturen in Indien sicher von Vorteil ist.
Mein Mango Kulfi sah eigentlich gut aus und ich freute mich auf die cremige, fruchtige Leckerei denn so lasse ich mir Mango sehr gerne gefallen.
Auch wenn Kulfi gerne etwas fester ist, habe ich nicht mit einer Beton-artigen Konsistenz gerechnet, direkt nach dem Servieren hätte man einen Presslufthammer benötigt und ich schabte etwas ratlos mit dem Löffel an den steinharten, diagional geteilten Quadern herum, die mit dünnflüssigem Mango-Püree übergossen wurden.
Nach einigen Minuten begann ich dann vorsichtig – ich hatte Angst gleich würde etwas auf dem Teller ungeplant über den Tisch sausen – ein Stück mit der Gabel zu teilen und nahm endlich einen ersten Bissen.
Zur grundsätzlich festen Konsistenz gesellte sich auf der Zunge der wässrig nachschmeckende Eindruck von dutzenden feinen Eiskristall-Schichten, der sahnige Milchton, den ein Kulfi ausmacht ging dabei völlig unter, ging leicht in die Richtung Wasser-Eis.
Das Pista-Kulfi als Version mit Pistazie sah zumindest aus der Ferne besser aus, leider habe ich es nicht probiert aber es wurde komplett geleert:
Nun war es schon gegen 22 Uhr und was ich nicht wusste war, dass man um diese Zeit bereits schließt, was ich für einen Freitagabend etwas knapp finde.
Das ließ man uns aber indirekt deutlich dadurch wissen, dass man sehr unübersehbar um uns herum „Klar Schiff“ machte und mit Putzlappen durch die Gegend lief.
Wir baten dann auch um die Rechnung, teilten den Betrag und zahlten in bar bzw. mit Karte und gaben trotz allem noch 10% Trinkgeld, alleine das nette Erinnerungsfoto war mir das dann noch wert.
Und so standen wir um kurz vor halb elf wieder auf der bitterkalten Uferstraße und verabschiedeten uns nach einem vergnüglichen Abend und was mich am meisten freut: wir waren uns alle einig, dass wir einen solchen gerne bald wiederholen wollen, mal schauen, was mein Kleiderschrank noch an schrillen Kuriositäten zu bieten hat…. :-)
Fazit
Ich ärgere mich sehr darüber, nicht mein geliebtes Goa Fish Curry gewählt zu haben. Wäre es so gut wie das an diesem Abend probierte Korma gewesen, wären vier Sterne für die Küche trotz allem möglich gewesen. So aber, und dies nur weil ich auch die gelungenen Hauptgerichte probiert habe, komme ich heute auf wohlwollende drei Sterne für die Küche aus den genannten Gründen. Da ist noch viel Luft nach oben, für Currys scheint das Spicy aber eine solide Option zu sein und das möchte ich berücksichtigen.
Beim Service komme ich auf 2,5 Sterne. Man war zwar grundsätzlich nicht im Ansatz unfreundlich, aber wir wurden kaum beachtet, Servieren und Abräumen als wortloser Akt, man saß Ewigkeiten vor leeren Tellern und in einem „Spezialitäten Restaurant“ ein Hauptgericht vor mir abzustellen ohne auf dem übersichtlichen Tisch zu bemerken, dass ich kein Besteck vor mir liegen hatte fand ich auch bemerkenswert.
Das Ambiente mochte ich, vielleicht auch wegen der vielen Erinnerungen an diesen Ort, 3,5 Sterne für indisch angehauchte Behaglichkeit im alten Fachwerk.
Die Sauberkeit im Gastraum makellos, wie immer wenn mir nichts negativ auffällt 5 Sterne.
Das Preisleistungs-Verhältnis sehe ich gerade noch bei denkbar knappen drei Sternen.
Ich bin dennoch froh über die Bandbreite dessen, was wir gegessen haben. Beim nächsten Mal, und das wird es durchaus geben, würde ich mir dann meinen Pakora Fisch mit einem netten Curry danach gönnen und bin mir sicher, dann sehr glücklich zu sein.
Und ich empfehle jedem, der diese Küche mag, gerne einen Selbstversuch auf der Uferstraße, denn das hier war mitnichten ein Verriss sondern lediglich eine hoffentlich nachvollziehbare Detailkritik von jemand, der sie sehr mag und schätzen gelernt hat. Denn, nur zum Vergleich, das von mir in diesem Bericht so löblich erwähnte Royal Punjab hat auch „nur“ vier Sterne bekommen.