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So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt, in dem wir normalerweise alles finden, was wir brauchen, einschließlich der mittäglichen Einkehrgelegenheiten.
Aber seit nach über zehnjähriger Bauzeit die Straßenbahn endlich eine Etage tiefer fährt, macht es auch wieder Spaß, die fußläufige Komfortzone ein wenig auszuweiten.
So unscheinbar sich das TA Izakaya von außen darstellt - TA sollen die Initialen des vietnamesischen Inhabers sein, was das Impressum aber nicht bestätigt - so dramatisch ist das Innere gestaltet:
Hier hat man sich wirklich etwas einfallen lassen und für seine Einfälle auch das passende Budget zur Verfügung gehabt. Man kann nur hoffen, dass sich der Aufwand lohnt; dass wir die einzigen Gäste dieses Mittags bleiben sollten, gibt etwas zu denken.
Wir blieben im Eingangsbereich stehen, erstens, weil wir den Anblick auf uns wirken lassen wollten, und zweitens, weil wir uns nicht sicher waren, ob unser Hund auch zugelassen war – Restaurants mit offener Küche haben da manchmal ein Problem.
Dieses hier nicht, wie uns der freundliche junge Mann bestätigte, der uns in Empfang nahm und uns zu dem Platz unserer Wahl geleitete.
Eine Speisekarte der herkömmlichen Art gibt es nicht, dafür einen QR-Code, mit dessen Hilfe man sie sich aufs Handy ziehen kann, leider in einer Schriftgröße weit unterhalb der Lesbarkeitsgrenze. Ich bin da kein Freund von – für mich gehört das genüssliche Vor- und Zurückblättern beim Aussuchen dazu, schon um die Übersicht zu behalten, wenn die Karte so umfang- und abwechslungsreich ist wie hier.
Diese ist, bei dem Namen des Restaurants nicht so verwunderlich, japanisch geprägt, viel Sushi, wenn auch nicht nur. Der Betreiber hat aber auch einiges aus seiner südostasiatischen Heimat mitgebracht, und schließlich wird munter gecrossovert, vor allem in Richtung Spanien und Lateinamerika.
http://ta-izakaya.de/wp-content/uploads/2022/05/TA-Izakaya-Speisekarte.pdf
Ich muss gestehen, dass mir das erst jetzt beim Studium der Internet-Speisekarte so richtig klar wurde; vor Ort auf dem Handy war es uns schlicht zu fummelig, das alles herauszufinden, sodass wir vieles übersehen hatten.
Nach der Bestellung ging es erst mal zum Händewaschen. Der Weg dorthin ist nachtclubmäßig ausgeleuchtet,
die eleganten Anlagen sind dunkel gehalten, aber trotzdem sauber und fleckenfrei. Es geht also doch, siehe dazu meinen kürzlichen Bericht zum Mai Garden.
Zu trinken gab es grünen Blättertee aus gusseisernen Kannen, für mich aromatisiert mit geröstetem Reis.
Beide starteten wir wieder mit einer Suppe. Meine Frau entschied sich für „Miso Dashi Tofu“ mit Lauch, Algen, Kräutersaitlingen und Enoki (4,90 €). Sie liebt diese Pilze, und von dem würzigen Dashi war sie auch sehr angetan, sodass die Suppe ihr richtig Spaß gemacht hat.
Mich zog es nach Südostasien: „Prawn & Coconut“, wobei der Name auch hier nur einen kleinen Teil der Zutaten abdeckte; eine große Garnele in würziger Kokosmilchbrühe wurde assistiert von einem Hähnchen-Dumpling, den gleichen Pilzen, Cocktailtomaten, Röstzwiebeln, Koriander und Lauch. Auch dies ein Volltreffer, den ich jederzeit wieder bestellen würde.
Meine liebe Frau machte mit Sushi weiter. Nachdem sie beim Scrollen nur bis zum Sushi Mix aus dem Mittagsmenü gekommen war, ließ sie sich beim Bestellen dann gerne überzeugen, dass das entsprechende Gericht aus der Hauptkarte (18,90 €) zwar 50% teurer, aber auch deutlich spannender sei.
Interessant war auf jeden Fall die Darreichungsform – der schlankste Teller, den wir je gesehen haben! Darauf angerichtet vier verschiedene Nigiri, eine Avocado Maki und eine Surimi Ura Roll. Surimi werden ja oft geschmäht, gehören aber seit Jahrhunderten zur japanischen Küche und, was noch viel wichtiger ist, schmecken meiner Frau so gut, dass sie manchmal beim Metro-Einkauf ein Päckchen mitgehen lässt und auf der Heimfahrt wegsnackt. Ich lasse mir da immer gerne was von abgeben.
Auch am frischen Fisch auf den Nigiri gab es nichts auszusetzen, dafür aber am Wasabi. Das war zwar schön scharf, aber so flüssig, dass es von den Stäbchen kleckerte. Das wäre ja noch ok gewesen, weil es am Ende sowieso mit der Sojasauce verrührt wird, nicht ok war allerdings die Reisqualität: Zu bröselig und vor allem viel, viel zu kalt. Das schmeckte so, als hätten die Sushi im Kühlschrank auf uns gewartet, und wie es schien so lange, dass die Avocado Zeit hatte, braun anzulaufen.
Der ansonsten sehr sympathische und aufmerksame Kellner wies dies weit von sich bzw. von der Küche, konnte die unterkühlten Sushi aber auch nicht erklären. Schade, das war etwas unter dem Niveau, mit dem man in einem so eleganten Restaurant rechnet, auch wenn Izakaya auf Deutsch nur Kneipe heißt.
Nach etwa zwei Dritteln tauschten wir; man ist ja Kavalier. Ich war mit meiner „Salmon Bowl“ von der Mittagskarte (12,90 €) nämlich sehr zufrieden. Alles frisch, der Reis diesmal warm – hier wäre Sushireis vielleicht geeigneter gewesen als der Jasminreis, der den nicht so geübten Stäbchenesser gegen Ende doch zum ebenfalls bereitliegenden Besteck greifen ließ – und vor allem der grob gewürfelte Lachs in seiner Teriyakimarinade hätte besser nicht sein können. Ich ließ mir die Stücke einzeln im Munde zergehen. Und als Anregung nehme ich mit, auch in den heimischen Salatschüsseln ab und zu mal Algensalat unterzumischen.
Wie stets war meiner Liebsten nach einem Nachtisch. Die Auswahl ist mit gerade mal drei Angeboten ziemlich bescheiden, umso schader (?), dass die Premium Ice Cream, serviert in einer Fruchthülle, noch nicht verfügbar war. Mango Dream (6,90 €) klang aber auch nicht schlecht, und das sollte sich bestätigen: Mangopüree, geröstete Mandeln, Löffelbiskuit und eine panna-cotta-ähnliche Creme schichteten sich zu einem sündhaften Abschluss, und wenn die drei Dekoscheibchen von einer reifen Mango und nicht von einem unreifen Apfel abgesäbelt worden wären, wäre er perfekt gewesen. Als stiller Teilhaber kann ich das beurteilen.
Wie immer bei einer so unausgeglichenen Performance fällt das Fazit nicht leicht. Das Ambiente ist für Karlsruher Verhältnisse beeindruckend, und dass die Kaiserstraße hier allmählich an Attraktivität verliert, macht überhaupt nichts. Man muss halt nur wissen, dass sich der Weg dorthin lohnt.
Auch mit unserem Service waren wir insgesamt zufrieden. Der junge, kompetente Kellner war stets zur Stelle, wenn wir ihn brauchten, wobei außer uns ja niemand zu umsorgen war. Allerdings steht das Rätsel der kalten und trockenen Sushi weiterhin im Raum, das ist nicht schön in einem Restaurant, in dem Sushi den weitaus größten Teil des Angebots ausmachen. Berücksichtigen möchte ich auch die fehlende Speisekarte; ein Text im Font 1 auf dem Smartphone ist kein Ersatz.
Zum Essen schließlich ist alles gesagt. Angesichts dessen, was wir wegen der technologischen Schwierigkeiten alles verpasst haben, ist ein Folgebesuch (eine hoffentlich angenehme) Pflicht. Dann werden wir uns aber so platzieren, dass wir bessere Übersicht über das Geschehen in der Küche und ihren Kühleinrichtungen haben.