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Die Karte verursacht Qual-der-Wahl-Qualen, denn das Angebot an Essbarem ist durchaus respektabel und die Liste einigermaßen lang. Die Anwesenden bestellen Pita mit Botanik-Inhalt und Pommes, Souvlakia und eine Ein-Personen-Platte, deren Namen irgendwo im meinem Hirn-Äther verschollen ist. Ich wähle mit meinem Nebensitzer eine Olympos-Platte für zwei Personen. Die Getränke-Bestellung wird zeitgleich mit dem Futter notiert.
Am Golden-Ager-Tisch hinter uns wird es das erste Mal spannend. Ich höre nur noch DARMSPIEGELUNG und nachfolgend eine dezidierte Erläuterung derselbigen auf broit Schwäbisch.
Die Getränke treffen mit ein wenig Verzögerung ein, der Service läuft auf Anschlag und offenbar kurz jenseits der Belastungsgrenze. Dafür gibt es bestes Entertainment vom Tisch hinter uns… GALLENBLASE knäkt es und es folgt eine haarsträubende Kurzfassung der Gallenblasenevolution. Atmen… tief atmen… Und auf die Zunge beißen, sonst muss ich zum Lachen unter den Tisch.
Nach erneuter Wartezeit werden die Beilagensalate serviert. Ausgrabungen sind mein Job… Immer schön von oben nach unten vorarbeiten. On top eine Olive, drunter ein Berg Zwiebeln, dann viel grüner Salat, einige Maiskörnchen und Krautsalat. Alles ein wenig essigbefreit, dafür aber ziemlich öllastig.
Hinter uns werden inzwischen allerlei Zipperlein diskutiert… Ganz nach der Devise „S ISCH AU ÄLLAWEIL EBBES“.
Schon kurz nach dem Salat kommen die Hauptspeisen und plötzlich ist von unserem Tisch nix nix nix mehr übrig. Alles besteht nur noch aus Tellern und einer episch großen Olympos-Zweipersonen-Platte, die eigentlich einen Beistelltisch bräuchte. Wer soll das alles essen?! Aber der Reihe nach…
I HAN VOM OIM DAG AUF DA ANDRA UFFGHERD Z RAUCHET! Schallt es von hinten. Es folgt eine haargenaue Erläuterung samt dem mahnenden Beispiel vom grausigen Siechtum eines Verwandten/Bekannten, der das offensichtlich nicht geschafft hat.
Ich beginne den Plattenfuttermarathon mit der Vertestigung eines Hackfleischknubbels (Suzukaia). Außen ist das Ding schön kross, alles ist gut gewürzt, aber das Innenleben ist ein wenig trocken. Den zweiten Hackfleischknubbel bekomme ich auch überlassen und spätestens ab dem habe ich das Gefühl, dass das Hackfleisch beim Kauen ständig mehr wird. Hier hilft mein Bitter Lemon… und vielleicht auch der Beilagenreis im Djuvec-Stil. Der ist zwar geschmacklich in Ordnung, aber so richtig warm ist er nicht mehr… und der Reis ist ein bisschen al dente.
Hinten ist man wieder bei DARMSPIEGELUNG… Das ist wie ein Unfall… Man kann nicht hinschauen, aber wegschauen bzw. hören kann man auch nicht.
Das Rinderfilet, auch Teil der Platte, ist gut gewürzt, heiß und schmeckt sehr gut. Die dazu aufgeschaufelten Pommes teilen diese Attribute. Heiß, gut, keine Rachendrachen-Gaumenstecher mit der Feuchtigkeit der Atacama-Wüste. Ich wage mich derweil ans Gyros – und habe zu viel gewagt. Das Fleisch ist in Ordnung, der Fettgehalt überschreitet keine Maximalwerte, die Würzung hätte meiner Meinung nach ein bisschen stärker ausfallen können. Vor allem hätte aber eines höher und besser ausfallen können – die Temperatur. Der Gyros war eher laukalt und das hat mir ein bisschen den Appetit dran verhagelt.
Ich ditsche inzwischen den durchaus leckeren Fleischspieß in durchaus leckeres Tsaksiki, aber der Magen ist voll bis Oberkante und so wandert die andere Fleischspießhälfte zum dankbaren Abnehmer quer über den Tisch.
Nach Tischabräumung und Getränkeleerung dauert es eine Weile, bis der Service zum Kassieren erscheint. Ein dezentes Statement von fünf auf den Tisch gelegten Geldbeuteln schien dann doch gewirkt zu haben.
Von hinten werden inzwischen neue Gesetze und Strafvollzugsmaßnahmen vorgeschlagen. Der Inhalt ist spektakulär und wenig jugendfrei. Kurz zusammengefast: Zigarette, Zigarette, Zigarre. ÄLLES ANDERE DUD BLOSS OI MOL WAI. Äh ja. Und im Hintergrund weint leise der Ethikrat… Im Kanon mit Amnesty International und sämtlichen Richtern.
Wir verlassen das Lokal pappsatt und durch den Ouzo auf Kosten des Hauses auch ein wenig wartezeiltmilde gestimmt. Die Preise sind in Ordnung, pro Person kostet die Monsterplatte 15,80 und auch die Getränkepreise sind durchaus moderat.
Mehr als drei Sterne sind wegen teils kalter Platte im Moment leider nicht drin. Aber wer weiß? Vielleicht sind nächstes Mal ein paar Unterhaltungsrenter weniger anwesend. Dann gibt’s auch ein Essen ohne Gallenblasen, Darmspiegelungen und ohne Onkel Otto’s Siechtum. Parkplätze stehen vor dem Haus und in der Nähe zur Verfügung, gestern war allerdings in dieser Hinsicht ziemlich Land unter. Ökologisch korrekte Tübinger können mit den Stadtbussen der Linien 1 und 7 anrücken und auch für Fahrräder findet sich sicherlich noch ein Eckchen. Barrierefrei ist das Meteora leider nicht.