Euphorisch erinnere ich mich an unsere letzen Besuche - auch mit Freunden sehr gediegen und etwas Besonderes. Etwas richtig Besonderes war aber Weihnachten 2013 (vorherige Rezension hier auf GG bitte lesen), wo wir in diesem Hause betreut von der genialen Frau Kuhfahl, die leider nicht mehr hier arbeitet, einen so schönen Abend erlebten, den wir jetzt gern wiederholt hätten...

Somit waren Ente und der Wunschtisch rechtzeitig bestellt, um noch einen der begehrten Plätze zu bekommen (?). Diesjährig aufgerufen und erfragt als Brust oder Keule mit Vor- und Nachspeisenbuffet zu 59,-€ pro Person.

Das Haus wieder schön dekoriert, das Restaurant mittelmäßig bis einigermaßen gut besucht aber keinesfalls in weihnachtlicher Stimmung, was Empfang und die lückenhafte Betreuung durch verschiedenen Akteure anging. Insgesamt etwas unruhig und vermeintlich unorganisiert. So nippten wir nach Aperitif, Wasser und Weinbestellung (Martini 5,-, SP 0,75l 6,90 und später Don Sebastian rot aus Spanien 32,-€ - sehr gut) an unseren Vorgetränken, studierten die Karte und stellten fest, das es sich wohl um eine ganze Ente mit Klößen (sind nicht so unseres) handeln würde. Ein irgendwann angehaltener Kellner (weggucken konnten die alle gut) erkläre auf Nachfrage, wir könnten uns ja schon am Buffet bedienen - es sei ja bereits alles bestellt(?)... Eine Umbestellung auf Fisch oder gar der Klöße in das zum Fisch angebotene Kartoffelfondue war nicht möglich (es sei ja alles vorbereitet...)! Schön, das einem nicht mal gesagt oder zur Bestätigung abgefragt wird, wann, wie und womit der besondere Abend bzw. die Speisenfolge beginnt. Also hinein vom Event in die Routine...
Das Vorspeisenbuffet war sehr umfangreich, hervorragend abwechslungsreich und von ausgezeichneter Qualität mit wirklich wertigen und besonderen Dingen. Später auf Abruf tranchierte der zu diesem Anlass eingeteilte Oberkellner etwas hektisch und unpersönlich die bemitleidenswerte fahlgelbe "Vierländer Ente", die je mit Brust und Keule auf einem mit Bratapfel bestücktem Teller landete (warum haben die vorher telefonisch "Brust oder Keule" abgefragt?). Die beigestellten buttrig-bröselig getoppten Klöße waren brauchbar, der eher nüchtern-bittrige Rotkohl ging gerade so aber die Sauce in Ordnung. Geschmacklich konnte man dem Entenfleisch keinen Vorwurf machen, aber die noch kielig-leichtlabberige Haut mit nicht ausgebackener Fettschicht konnte man mühelos entfernen und das im Konvektomaten erlegene Tier hatte weder optisch noch geschmacklich-feierlich die erforderliche Kruste bzw. die so gern gegessene knusprige Haut und war somit umsonst gestorben. Die an den Nachbartischen servierten 'Gelbhühner' sahen nicht besser aus...
Etwas enttäuscht nahmen wir noch das Nachtischbuffet in Angriff (auswahlreich aber mittelklassig ohne Pfiff - das Beste war das Mövenpick-Eis), tranken noch einen Absacker (4cl 5,- - 10,50€ bei einem Cardenal Mendoza) und doppelte Espressi (je 4,40€). Ich erinnere mich noch an Trüffel oder Gebäck beim letzten Mal zum Kaffee - diesmal Fehlanzeige!

Sorry liebe Schweizer - was ist passiert? Der besondere Abend hatte etwas unpersönliches und mit 200,-€ Zeche insbesondere im Hauptgang bei 60,-€ pP. keinerlei Gegenwert. Visitenkarte und Programm für evt. zukünftige Besuche haben wir weggeworfen.

Allgemein

Gehobene Gastronomie mit Schweizer Akzent im urigen, stylisch renovierten Wasserturm im Schanzenpark. Mit großer Mannschaft wurden die Menügäste am Heiligen Abend im hochwertig weihnachtlich dekorierten Haus superfreundlich und entspannend empfangen. Eine weitere der raren Adressen, die am Weihnachtsabend Küche bieten und den Gästen ohne große Familie Behaglichkeit und Ambiente vermitteln.
Die öffentlichen Parkplätze nahe dem Bahnhof auf der Sternschanze waren nur mäßig frequentiert; wer aufgrund derzeitiger politischer Auseinandersetzungen mit radikalen Autonomengruppen auf der Schanze sicher gehen will, kann sein Auto auch bezahlbar in die verschlossene Hotelgarage fahren. Hieraus gehts durch mit Klang- und Lichtinstallationen versehenen Gewölben über eine Rolltreppe zur Rezeption und weiter mit einem Panoramaaufzug in das Restaurant. Bezüglich Ausstattung und saisonaler Deko waren Architekten und Raumausstatter am Werk - irre!
Der Empfang perfekt organisiert; namentliche Begrüßung (woher wussten die den?) und verbindlich-behutsame Führung an den Tisch - vorbei an der offenen Showküche und wertigen Intarsien. Ein insgesamt junges, bestens ausgebildetes und hochmotiviertes Team ließ keine Wünsche offen und bot eine dichte, gar liebevolle Betreuung.
Bedienung
Aperitif - Karten - Weinempfehlung - Menürezitat und Anwesenheiten mit fröhlich-angenehmer Konversation bei absoluter unaufdringlicher Aufmerksamkeit und frischreizendes Auftreten einfach umwerfend behaglich. Perfekt - Danke!
Das Essen
4 Gang Heiligabendmenü (Hauptgang wählbar)
Zunächst namen wir einen Hugo 0,2l 8,-€; reichlich und sauber abgeschmeckt-frisch und den hohen Preis wert. Die Getränke ansonsten für Hamburger und -Hotelverhältnisse absolut im normalen Bereich (Wasser gr. Fl. 6,50€; später ein spitzenmäßiger 2012er Sancerre La Vigne 38,-€ und Edelspirituosen um 4,-€/2cl).
Es wurde knusprig-leckeres Chili- und Weizenbaguette mit gesalzener Butter, rotem Pesto und Tomatenquark eingedeckt und später mehrfach nach gewünschter Ergänzung nachgefragt.
· Rohe Lachstranchen und gegrillte Jakobsmuschel mit im Vakuum marinierter Gurke, Zitronenvinaigrette und Basilikumkresse:
Das Lachssashimi vom feinsten mariniert und gebeizt eine traumhafte Geschmacksexplosion superfrisch wie die noch leicht glasige, perfekt gebräunte Jakobsmuschel harmonisch-nachhaltig abgeschmeckt.
· Hummerschaumsuppe als Baukasten mit Melone, Cognac und Garnelen:
Eine echte, frische Hummercreme leichttrocken und durch die stimmigen Baukastenzutaten perfekt zu veredeln war großartig, hätte aber heißer sein können.
(· Filet vom Pommerschen Rind mit Medjoul-Datteln und Maronen
gefüllt, Strudel von Kartoffeln, Kerbelknollenpüree, Pilzen und
Büffelmozzarella)
oder (unsere Wahl)
· Fondue mit kräftigem Rinderfond
Husumer Rind, Garnelen, Schweinefilet, Lachsfilet, kleine
Würstchen und Kartoffeln, Rucola, Blattsalate mit Melone,
Gemüsesalat und verschiedene Dips: 
Auf den ersten Blick übersichtlich aber im Menü ausgewogen, voll ausreichend und angenehm. Das Garen in Fleischbrühe ermöglicht die Geschmäcker der sehr hochwertigen, frischen Zutaten zu bewahren; Fisch und Fleisch erste Wahl, superzart und angesichts der heimeligen Zubereitung im Fonduetopf fortlaufend wohlriechend mit den exzellenten Dipps und Beilagen (z.B. Honig-Senf-Koriander) schmackhaft und gesund zu genießen. Grüner Pesto und Thousand Island Salatsauce etc. frisch einfach toll gemacht!
· Lebkuchenmousse auf Crumble mit Orangenragout: 
Genial-leicht, vollmundig, nicht zu süß auf sündigem Ragout mit zweierlei genial blanchierten Orangenarten ein toll komponierter Abschluss.
EUR 55,00 pro Person dabei angemessen; das sonstige Speisenangebot eher Oberliga.
Das Ambiente
Ohne zu verspielt zu wirken klar strukturiert mit allem was der Mensch braucht (inkl. Rauchmöglichkeit) bei hervorragender, hochwertiger Ausstattung. Die Fensterplätze zu bevorzugen, auch wenn die Heizung unter den Scheiben mitunter etwas üppige Leistung bereitstellte. Urig-schwere, hochmodernisierte Architektur, die in Erinnerung bleibt!
Sauberkeit
Topp - auch was Acessoires angeht!

Mittlerweile waren wir auch noch mal mit Freunden da  und können unseren "Weihnachtseindruck" nur bestätigen!