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In bester Erinnerung orderten wir die Plätze und erschienen in Hochstimmung pünktlich am schön eingedeckten Tisch auf der Terrasse.
Nun – nach der Erfahrung des Abends und mit der Erinnerung beim Schreiben – ist die Euphorie gewichen und ich meine, eine durchgehend solide Leistung haben wir nicht geboten bekommen.
Bedienung
Der Service? Ach ja, wenn es den nicht gegeben hätte….Ein junger Mann. Etwas ambivalentes Auftreten.
Zwar wurde das allermeiste Handwerk korrekt ausgeführt, aber die stellenweise ungefragt lockere Kommunikation mit Ironie – auch an Nebentischen - haben wir an diesem Ort nicht erwartet.
Einerseits schob er meiner Frau beim Hinsetzen galant den Stuhl zu, andererseits kommentierte er dies mit: Da können Sie die Esse im Abendlicht sehen. Er meinte den Schornstein am Haus gegenüber. Meine Frau fand es nicht charmant.
Während der Speisenbestellung wurde schnell noch ein Tagesgericht angesagt und während unserer Weinbestellung nachgefragt, ob die Weinkarte gebracht werden sollte. Das ist einfach alles zu spät.
Meine Vor-Ort-Reklamation zu den gelben Salatblättern wurde reaktionslos aufgenommen.
Nachträglicher Tiefpunkt: Bei der Rechnungsnachschau am nächsten Tag stellte ich falsche und zu viele Weine fest. Ich fuhr noch mal ins Restaurant und ließ mir die Differenz auszahlen (!). Der Service entschuldigte sich und meinte, es wären wohl die Weine vom Nebentisch gewesen.
Meine Punktebewertung ist sehr wohlwollend. Ein Gastro-Ausbilder hätte straffe Nachhilfestunden angeordnet.
Das Essen
Die Speisekarte kommt ziemlich wuchtig, ist aber inhaltlich mit zwei Gerichten pro Kategorie erfreulich schlank. Eine Saisonkarte mit Pfifferlingen war auch dabei.
Zu jedem Essen wird in der Karte eine Weinempfehlung des Sommeliers angeboten. Diese Empfehlung wollten wir testen. Im Normalfall hätte ich die Weinsorten nicht bestellt, aber eine Empfehlung ist auch eine Visitenkarte.
Also kamen - je 0,1 l zu ca. 3-3,5 EUR - zu den Vorspeisen ein Albariño und für mich ein ?, sowie zu den Hauptspeisen ein Saale-Unstrut-Weißburgunder und ein Meißner Schieler Rotling von Vincenz Richter. Das Fragezeichen steht für den Weißwein, der vom Service ohne Ankündigung statt der in der Karte zur Kirschkaltschale avisierten Frühburgunder-St. Laurent-Cuvée ins Glas gebracht wurde.
Alle Weine waren sicher mal gekühlt, hatten aber über die Zwischenstationen Karaffe und Weinglas genug Möglichkeiten, Wärme anzunehmen. Das Weinglas war kaum beschlagen.
Fazit zur Weinbegleitung: zum Essen jeweils nicht unpassend, aber auch kein besonderes Erlebnis. Keine perfekte Trinktemperatur.
Zuerst erhielten wir eine kleine Schale Kräuter-Frischkäsecreme nebst Baguette-Körbchen, welche der Service beim Vorbeigehen wortlos auf den Tisch stellte.
Das Rätselraten, ob das nun der Gruss aus der Küche war, wich erst , als selbiger diesmal mit Worten gebracht wurde. Die säuerliche Gemüsesülze mit einer uneleganten Schinkenspeckscheibe war so toll aber nicht.
Die weitere Speisenfolge war bei Küche und Service kein Zeitproblem, was bei abendlichen zwölf Gästen – at peak – aber auch zu erwarten war.
Das Carpaccio vom Rind, Rucola, Parmesan, Balsamico – 12,5 EUR – war eine Enttäuschung. Vielleicht Convinience. Ein Berg von nicht ausgesuchtem Rucola enthielt leider auch gelbe Blätter und Strünke. Hier hätten wenige, aber ordentliche Blätter gereicht.
Die Kaltschale von Sauerkirschen, Kokos-Garnele – 9,0 EUR – dagegen ein echt Super-Gericht zum Niederknien. Die sämige Konsistenz in Mischung zwischen nichtsüßer Frucht und Chilischärfe mit dem Schaum war Klasse. Die Garnele – fix vor dem Untertauchen aus dem Teller geangelt – saftig gegart mit crosser leichter Kokospanade.
Auch die Kartoffel-Pfifferlings-Maultaschen, Sommertrüffel, Halloumi – 17,5 EUR – waren bestes Bespiel, dass Vegetarisches auch sehr gut gelingen kann. Kräftig im Geschmack, auch wenn vielleicht etwas Salz gefehlt hat. In sehr guter Erinnerung.
Beim Gratiniertes Meerbarbenfilet mit Zitronensauce, Avocado, Tomate, Kartoffel-Strudel – 17,0 EUR - erinnere ich mich an den Gebrauch des Salzstreuers. Aber Salz drüber schmeckt eben anders als Salz im Kochwasser oder in der Pfanne. Ansonsten die Filets durch das Gratinieren sehr saftig geblieben. Der Strudel klasse. Bin ich penibel, wenn ich die nichtenthäuteten Paprika- und Tomatenstückchen bemängele?
Insgesamt die Schäume auf allen Tellern sehr gut.
Dass man bei Pfifferlingen auch über das Hauptgericht hinaus denken sollte, zeigte das Pfifferlings-Mousse, Kräuter-Eiscreme, Schokoladen-Walnuss-Tarte, Brombeer-Ragout - 11,0 EUR.Pfifferlings-Mousse: Total simpel, total gut. Vom anderen kann man ebenso schwärmen.
Auch die Pfirsich-Rosmarin-Kaltschale, Mohn-Mousse, hausgemachtes Cassis-Sorbet – 4,0 EUR - rundherum klasse.
Die Punktebewertung schwankt zwischen zwei und fünf. Der Schwerpunkt liegt bei vier.
Das Ambiente
Das Ambiente ist herrlich. Der Altbau ist toll renoviert und bestuhlt. Auf der Straßenseite ist eine erhöhte Terrasse mit sehr bequemen Aluminiumgestühl. Der hintere neue Anbau war zur Terrasse hin vollkommen geöffnet. Ein riesiges Sonnensegel beschützt die Gäste ohne diese einzuengen.
Die abendlichen Sonnenstrahlen legten alles in einen goldenen Schimmer.
Fünf Sterne plus.
Sauberkeit
Nichts auszusetzen.