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Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich nur sehr selten dorthin. Da meine Frau kein großer Fan der griechischen Küche ist, muss ich mir für einen zünftigen Grillfleischabend stets ein paar plattenputzende Bifteki-Brüder rekrutieren, was nicht immer so einfach ist.
Außerdem liegt Landau nicht gerade um die Ecke und wir sind in Wörth mit dem „Bayerischen Hof“ sowie dem „Kalimera“ oder dem Gasthaus „Zum Pflug“ in Hatzenbühl in Sachen deutsch-griechischer Gastfreundschaft solide aufgestellt.
Mein letzter Besuch im Poseidon – damals saß ich im gemütlichen Gewölbekeller – fand im September 2015 statt. Zeit also, dem Ruf meiner Freunde an einem warmen Samstagabend Ende Juli zu folgen und mich abends im trubeligen Innenhof Landauer „Meeresgottes“ einzufinden.
Ein guter Freund hatte geladen, um sich vor seinem knapp fünfmonatigen Abenteuertrip, auf dem er vorhatte, zusammen mit seiner Frau von Vancouver aus mit dem Fahrrad die komplette Westküste der USA bis nach Mexiko-City zu durchqueren (und dies dann auch tat!), von seinen Kumpels gebührend zu verabschieden.
Es war verdammt viel los und die Servicekräfte wuselten von Tisch zu Tisch. Wir waren insgesamt sieben Personen und die Stimmung war dem Abend entsprechend eine ganz besondere. Hier traf mediterranes Freisitzflair auf pfälzer Geselligkeit, was eine fast schon weinfestartige Atmosphäre entstehen ließ, die jedoch bei fortschreitender Dauer des Abends immer mehr ins Gemütliche abflaute.
Der Serviceleiter und Inhaber des Ladens machte – vielleicht stressbedingt – einen total überdrehten Eindruck. Mit peinlichen Sprüchen und flapsigem Humor sorgte er nicht nur bei mir für Kopfschütteln. Auch mit zwei bis drei leisen Sätzen war ihm nicht so richtig beizukommen. Glitschig wie ein eingeölter griechisch-römischer „Um-Worte-Ringer“, wand er sich aus einer Fremdscham erzeugenden Situation nach der anderen heraus. Gut, dass er irgendwann von uns abließ und einen seiner Kollegen an unseren Tisch delegierte.
Von da an verlief der Rest des Abends in deutlich entspannteren Bahnen, was sicherlich auch dem bald folgenden Genuss der qualitativ guten Speisen zuträglich war. Da jener für mich an diesem Abend nicht im Vordergrund stand, lag mein Fokus eher auf dem kommunikativen Austausch mit meinen Freunden.
Was da im Einzelnen alles bestellt und dann auch verputzt wurde, habe ich heute nicht mehr parat. Da war unsere Tafel auch schlichtweg zu lang, um die Gerichte aller Anwesenden abzulichten. Nur ein paar wenige Foodfotos lassen mich zumindest das Verzehrverhalten meiner direkten Tischnachbarn rekonstruieren.
Neben dem riesigen Angebot aus der Standardkarte – über 120 verschiedene Gerichte sind dort gelistet – bot man auf einem Einlageblatt eine Reihe von Empfehlungen an, von denen einige wirklich verlockend klangen. Der Feta Saganaki (7,90 Euro) ist seit meinem letzten Griechenlandurlaub eine liebgewonnene Vorspeisentradition, der ich auch diesmal nicht entsagen wollte. Das Cannelloni Pastizio (14,50 Euro) vom Empfehlungsschreiben – eine etwas abgewandelte Version des griechischen Auflaufklassikers – kam mir als Alternative zum sonst üblichen Grillfleischteller gerade recht. Meinem Durst kam ich mit einem halben Liter Radler (4,30 Euro) problemlos bei.
Bei meinem frittierten Schafskäse war wohl zuvor das Paniermehl ausgegangen, denn seine Hülle fiel doch arg blass aus.
Etwas blass panierter... äh frittierter Schafskäse
Geschmacklich konnte der würzig-mürbe Käsequader dennoch überzeugen. Was das Balsamico-Graffiti auf dem Teller zu suchen hatte, entzog sich zunächst meinem kulinarischen Verständnis. Na wenigstens punktete die mitgelieferte Salatbeilage mit Frische und knackig roher Kost. Hier machte dann auch der Einsatz von Balsamessig wieder deutlich mehr Sinn.
Feta "Saganaki" mit frischer Salatbeilage
Angenehm vorgesättigt ging es in Richtung Hauptmahlzeit. Schade, dass man den Cannelloni-Auflauf wohl etwas zu lange am Pass hatte stehen lassen. Dadurch war er nicht mehr ganz so heiß, was an einem warmen Sommerabend grundsätzlich nicht verkehrt ist. Das Problem war nur, dass auch die Rindfleisch-Béchamel-Füllung recht trocken ausfiel.
Cannelloni Pastizio (dry aged)
Die Idee mit dem frisch darüber gehobelten Gravierakäse fand ich dagegen richtig gut. Der mildwürzige Hartkäse half dem an sich eher unauffällig gewürzten Nudelauflauf geschmacklich etwas auf die Sprünge.
Mein etwas zu trockener Röhrenauflauf
Mein mit größeren Röhrennudeln als üblich serviertes Pastizio war jetzt kein totaler Reinfall. Das konnte man durchaus essen, aber etwas saftiger hätte ich mir die Griechenpasta schon gewünscht.
Der Kollege gegenüber verputzte eine stattliche Moussaka (13,90 Euro), die mit dicker Béchamel-Haube die Kartoffel-Auberginen-Schichten unter sich begrub.
Mighty Moussaka!
Nur die Hackfleischmasse quoll förmlich aus dem Auflaufklassiker wie zu viel Sauce beim Burger. Der gute Mann war dennoch zufrieden mit seiner wohlportionierten Schichtspeise aus dem Backofen.
Der gute Freund und Badmintonkollege neben mir trotzte der allgemeinen Auflaufsucht und orderte ganz "oldschool" das Gyros mit Zaziki und Tomatenreis (12,90 Euro).
Der Gyros-Teller vom Kollegen
Dieses kam mit viel roten Zwiebeln on top und dem klassischen TK-Gemüse auf die dunkle Keramik. Sein vom Drehspieß gesäbeltes Redundanzgericht sah verdammt gut aus. Auch der süffige Tomatenreis und das cremig-würzige Zaziki konnten anscheinend was.
Da wusste ich sofort, was ich beim nächsten Besuch im Poseidon auf dem Teller haben wollte. Kurioserweise sollte mein frommer Gyroswunsch tatsächlich ein paar Monate später im Rahmen einer „Saloniki-Platte“ für zwei Personen in Erfüllung gehen. Jedoch nicht im Poseidon, sondern beim benachbarten „Tranchenprimus“ Olympia. Denn was der vom Drehspieß schneidet, ist wirklich über jegliche Fleischfetzen anderer Hellasbuden erhaben.
Im Poseidon würde ich dennoch jederzeit wieder einkehren, da man im Gewölbekeller außergewöhnlich schön sitzt und die Fleischteller von solider Qualität sind. Wenn man trotz besseren Wissens dann doch zu griechischer Pasta greift, dann kann es – wie bei mir geschehen – nur noch ein sündig-süßes Galaktoburiko mit einer Kugel Vanilleeis (5,90 Euro) richten. Dieses war nämlich jede Kalorie wert und ein absolut versöhnlicher Abschluss.