Geschrieben am 27.09.2020 2020-09-27| Aktualisiert am
29.09.2020
Besucht am 12.09.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 122 EUR
Urlaubs-Notizen vorneweg (zur eigentlichen Kritik wie immer nur ein wenig nach unten scrollen….)
Nach der Pflicht nun endlich ein bisschen Kür. Die beiden Auftaktveranstaltungen Bräustüberl und die kleine Windbeutel-Wanderung auf dem Kramerplateauweg wollte ich zu meiner persönlichen Einstimmung in die diesjährigen Garmisch-Kritiken chronologisch behandeln, nunmehr soll Lust und Laune die Auswahl meines Kritik-Objektes bestimmen und nicht die zeitliche Abfolge der Dinge.
An dem Samstag dieses Besuches waren wir bereits fünf Tage in Garmisch, eine entspannte Zeit mit einem eindrucksvollen Ausflug in die Berge, viel Genuss und dem eingehaltenem Vorsatz, sich eher spontan treiben zu lassen anstatt generalstabsmäßig preußisch die Tage schon vorab mit Gewaltmärschen oder Ausflügen zu verplanen.
So fassten wir an diesem Morgen den spontanen Entschluss auch in diesem Jahr wieder den Heimatfilm-tauglichen Weg über die Mautstraße entlang der wilden Isar in Richtung Österreich anzutreten um dort eine schöne Zeit zu verbringen und uns im dortigen Hofladen auf der Engalm mit essbaren Urlaubserinnerungen einzudecken.
Vorher aber wollte ich noch einen kleinen Einkauf bei einem wegen seines Sortimentes und liebevoller Beratung sehr geschätzten „Herrenausstatters“ erledigen. Schon alleine diese nostalgische Bezeichnung steht ein wenig für den Charme, den sich die Garmischer Fußgängerzone erhalten hat, nicht nur das Café Krönner bestimmt mit seinem zauberhaften 50er-Jahre Flair die leicht mondän angehauchte Szenerie.
Dieser kleine Einkauf sollte sich jedoch hinziehen und es artete dann doch in einem ausgedehnten Bummel aus, Madame plünderte Buchhandlungen und ich genoss derweil das süße Nichtstun auf der ein oder anderen Bank, wobei sich gerne ein Plausch mit anderen Herren der Schöpfung entspann, die Tüten-bewehrt wartend das gleiche Schicksal teilten.
Und so kam es, das wir wiederum spontan entschlossen, den Almbesuch auf den Sonntag zu verschieben, ein spätes Mittagessen im Ort zu haben –grandiose Idee, Bericht folgt – und ohne jeglichen Stress und Zeitdruck den kurzen Rest-Nachmittag im Hotel zu verbringen, denn ich hatte bereits für 18 Uhr im Hotel Zugspitze reserviert.
Trotz aller laissez-faire Urlaubsstimmung, ein wenig Rest-Preußentum kann selbst ich in der Sommerfrische nicht ablegen und nutzte die Zeit u.a. um das Vehikel in die Waschstraße zu fahren um es von gefühlten 500 Gramm Insekten zu befreien, die ihr Leben bei der Anfahrt auf der Fahrzeugfront verloren hatten.
Und so ging es dann pünktlich und frisch geduscht, mit dem guten Gefühl auch etwas Nützliches geleistet zu haben, mit großer Vorfreude in Richtung des Hotels Zugspitze, dessen „Joseph Naus Stubn“ mich mit ihrer Karte schon in den letzten Jahren beim häufigen Vorbeischlendern sehr ansprach, zumal ein Bib Gourmand an der Hauswand zusätzliche Lockwirkung entfachte.
Rückblickend, soviel vorweg, ärgere ich mich sehr, das Haus nicht bei jedem Aufenthalt besucht zu haben und wären wir nicht so spät dran gewesen mit dem Samstag, ein Zweitbesuch wäre auch in diesem Jahr ganz sicher erfolgt.
Und mit diesen Vorschusslorbeeren Bühne frei für eines der in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugendsten Menüs der letzten Jahre, viel Spaß dabei…
Kritik
Das Hotel Zugspitze kann mit Sicherheit zu den Platzhirschen der örtlichen Hotellerie gezählt werden, das Vier-Sterne-Superior -Haus verspricht schon mit seinem äußeren Erscheinungsbild gehobene alpine Gastlichkeit. Die Bib Gourmand Plakette kündet von guter Küche und auch die global agierenden Klüngel-Logen Lions und Rotary setzten ihre visuellen Duftmarken mit entsprechenden Emblemen an der Hauswand, auch gesellschaftlich scheint das Hotel im Ort eine gewisse Rolle zu spielen.
Das es keinem Hotelkonzern oder rein gewinnorientierten Investoren gehört sondern im Besitz eines in Fruchtsaft machenden deutschen Unternehmers ist empfand ich schon im Vorfeld als positiv, denn nur auf Profitmaximierung gedrillte Betriebe erfüllen selten meine Vorstellungen von persönlichem Service und guter Hotellerie der alten Schule.
Ich hatte am Vortag persönlich vor Ort reserviert und alleine in diesen wenigen Minuten konnte man hinter „alte Schule“ einen wohligen Haken machen, mit größter Liebenswürdigkeit nahm man meine Reservierung entgegen und bestand darauf, mir doch kurz die Räume zu zeigen damit ich den wählen könne, der mir am meisten zusagt.
Das alles geschah in einer unverstellten Herzlichkeit, ohne jede abgeschmackte Plastik-Freundlichkeit die einem gerne mal in Häusern mit einer gewissen Klientel begegnet, auch die Stimmung im Team untereinander schien gut – Eindrücke, die sich auch während des gesamten Essens am nächsten Tag fortsetzen sollten.
Da man abends mit zwei Durchgängen arbeitet, 18 Uhr und 20 Uhr, entschieden wir uns nach kurzer interner Rücksprache für den frühen Termin, der Service versprach mir, dass es auch bei mehreren Gängen keine zeitlichen Probleme geben würde, die Küche sei gut eingespielt; auch dieses Versprechen sollte das Haus ohne Einschränkungen halten, dazu später mehr.
Und so waren wir am Samstag nach kurzem Fußmarsch pünktlich vor Ort, ein weiterer wunderschöner, sonniger Tag lag hinter uns, das Ziel unserer kulinarischen Begierden strahlte einladend in der Abendsonne.
Hinein geht es durch das mit Lüftlmalerei verzierte Portal, man steht vor der kleinen Rezeption und eine aparte junge Dame begrüßte uns freundlich und wies uns den Weg in den hinteren Gastraum, wo uns der uns im weiteren Verlauf auch weiter bedienende junge Mann (Gott bin ich alt geworden, er mag gerade dreißig Lenze gehabt haben…) in Empfang nahm, kurz unsere Reservierung prüfte und uns zum Tisch geleitete.
Kleiner Hinweis zum Ambiente, da der eigentliche Gastraum der Joseph Naus Stubn wegen der Corona-Auflagen nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre, hat man den Restaurant-Betrieb kurzerhand in den hinteren Gastraum sowie den rechts am Hotel angebauten Wintergarten verlegt, was mir sogar entgegenkam. Nur im Wintergarten selber wollte ich nicht sitzen, nach Einbruch der Dunkelheit sitzt man dort auf dem Präsentierteller und jeder der zahlreich vorbeischlendernden Passanten auf der recht belebten Klammstraße stiert dort hinein.
In den hinteren Gastraum gelangt man zunächst durch einen Aufenthaltsraum für die Hotelgäste, das alpine Leitmotiv hat man im Interieur eher dezent umgesetzt, die Armee röhrender Hirsche die man anhand des Außenbildes vielleicht vermuten könnte gibt es nur in dezent-stilisierter Form auf kleinen Sofakissen.
Unser Speisezimmer gibt sich auch eher zeitlos modern, mir gefiel es grundsätzlich gut, hätte mir aber ein Lichtkonzept gewünscht, das einzelne Tisch vielleicht einen Hauch isoliert, dennoch kann man das Ambiente durchaus als behaglich bezeichnen.
Hier ein Foto kurz vor Ende des Aufenthaltes….
…und eines kurz nach dem Eintreffen:
Wohl auch Corona-bedingt momentan eine etwas zurückhaltende Tischkultur, keine Tischdecken, dafür hochwertige Zellstoff Platzsets und akurat für zwei bis drei Gänge (je nachdem ob man sich mit Suppe vorweg bescheidet) eingedecktes Besteck. Heutzutage auffallend: Gläser und Besteck penibel poliert, in Summe ein ansprechendes Bild trotz Reduzierung auf das Nötigste.
Ich hatte die aktuelle Karte schon vorab online rauf und runter gelesen und wusste daher, was ich wählen würde und auch Madame hatte vorab geschaut, sodaß die Auswahl diesmal für meine Entscheidungsneurotiker-Verhältnisse geradezu in Rekordzeit abgeschlossen war.
Wir wählten vier Gänge für mich zu rückblickend unfassbaren 42 Euro, Madame den klassischen Bib Gourmand Drei-Gänger zu den magischen 37 Euro. Hierbei gibt das Haus das „Bib-Menü“ vor, man kann sich aber zum gleichen Preis aus der gesamten Karte bedienen und frei kombinieren, fünf Gänge kosten übrigens 52 Euro.
Der wohlfrisierte junge Mann in elegant-gepflegter Montur nahm zugewandt und routiniert unsere Wünsche entgegen, beriet meine Begleitung hingebungsvoll in Sachen alkoholfreier Apero und das Essen sollte seinen Lauf nehmen.
| Brot & Amuse |
Leicht argwöhnisch betrachtete ich das Brotkörbchen, sollte es etwa auch hier meinen kulinarischen Erzfeind #1 vorab geben? Den schon so oft geschmähten, nach Nichts schmeckenden Mystery-Quark nach DEHOGA Geheimrezept?
Erleichterung, gottlob nein, denn zu den beiden frischen hellen Weizenbroten, eine Variante mit grünem Pfeffer in der Krume, die andere mit Körnerkruste wurde eine hausgemachte, cremige Kräuterbutter gereicht, die mild und leicht pikant abgeschmeckt einen unspektakulären aber dennoch sehr wohlschmeckenden Start in den Abend darstellte.
Eine 0,75l Flasche Adelholzener Mineralwasser zu 6,00€ hatte sich da schon bereits auf dem Tisch eingefunden, ein Kühler kam auf meinen Wunsch prompt dazu.
Bodenseefelchen - Oliven-Aioli – Kohlrabi
Champagne Louis Roederer Brut Premier – 0,1l zu 11,50€
Raumland alkoholfreier Sekt - 0,1l zu 5,90€
Zeitgleich mit dem schon bald servierten Amuse kamen unsere beiden ideal temperierten Aperos an den Tisch, für mich ein Louis Roederer Brut Premier in einem großzügig eingeschenkten, sich alsbald beschlagendem Glas:
Madame hatte sich für einen alkoholfreien Sekt aus dem Hause Raumland entschieden, den unser Kellner so passioniert an die Frau gebracht hatte. Dieser sei traditionell in der Flasche vergoren und der Alkohol erst später entzogen worden, der „Kindersekt“-Eindruck den solche Produkte gerne vermitteln, sei diesem fremd versprach er.
Meine Begleitung war begeistert, ich machte den Fehler zuerst an meinem mit überraschend langem Nachhall daherkommenden Roederer zu nippen, bevor ich genötigt wurde das Raumland-Produkt zu probieren.
Daher: Ja, schmeckte durchaus „erwachsener“ als jene die ich in der Vergangenheit mal verkostet habe, im direkten sensorischen Vergleich mit meiner Wahl fiel das ganze natürlich ab, aber ich musste ihn ja auch nicht trinken und wie gesagt: Mein Gegenüber war sehr happy!
Unser Amuse wusste schon optisch zu überzeigen, was meinen Autofokus trotzdem nicht daran hinderte leicht zu versagen, immerhin kann man sich über gestochen scharfes Geschirr freuen.
Neben dem dezent säuerlich marinierten Fisch fand sich ein Tupfer einer dankenswert "un-mayonnaisigen“ Aioli, die man mit einem guten Olivenöl zubereitete, dessen Nachhall mich an Picual erinnerte mit seinen hocharomatischen, reichhaltigen Noten.
Dazu ein leicht süß-säuerlich marinierter Kohlrabi als Rohkost, obenauf unter etwas Brunnenkresse eine geschmacklich und texturell bereichernde Scheibe von fermentiertem Kohlrabi die mit ihrer leicht gesteigerten Intensität auf dem kleinen Teller auf angenehme Art und Weise den Ton angab, ohne das die Harmonie zerstört wurde.
Der Champagner passte gut mit seinen leichten Apfel, Melone und Grapefruit-Tönen, das Ganze ließ Gutes für die folgenden Gänge hoffen.
| Suppe |
Ochsenessenz – Praline – Gemüse
Gut wir sind in Bayern, hier ist halt alles gerne etwas üppiger, wäre die Praline noch etwas größer gewesen hätte man sie bunt bemalt auch als Zauberwürfel-Attrappe verwenden können. :-)
Sie bestand unter der feinen Panierung übrigens laut Service aus Ochsenfilet, was sein kann weil es obwohl äußerst wohlschmeckend einen Hauch trocken war, in der Textur eher an sehr fein zerzupften Tafelspitz erinnernd.
„Sehr fein“ gilt auch für die Essenz, eine elegante aber dennoch intensive Suppe, sorgfältig geklärt ohne jede Fettaugen-Orgie, dazu Julienne von Suppengemüse, die so akkurat und fein geschnitten wurden das ich mich fragte, ob die Küche über eine Laserschnitt-Anlage verfügt; Handwerk at its best.
Die Suppe war schnell auf dem Tisch und so hatte ich noch 2/3 meines Roederers im Glas, ihn herunterzukippen nur um etwas womöglich Passenderes zu ordern kam mir nicht in den Sinn und siehe da, zu der mit etwas Fantasie auch als feine warme Terrine zu verstehenden Praline passte er ausgezeichnet.
Die Taktzahl der Küche war beeindruckend, und auch das in ordentlicher Personalstärke herumeilende Fachpersonal versorgte die anderen Tische, die weitestgehend mit Hotelgästen besetzt waren, die im Rahmen der Halbpension von einer – ansprechend klingenden, den Käseteller erspähte ich dort –entsprechenden kleinen Sonderkarte wählen konnten, in souveräner Routine – ein eingespieltes Team, vor und hinter dem Pass.
| Vorspeise |
Tatar von der Klaiser Forelle - Apfel -Schmand – Pumpernickel
2019 Riesling, Geheimrat von Dr. Bassermann-Jordan, Pfalz – 0,1l zu 3,20€
Ein erneuter Beweis dafür, dass gute Produkte in klassischer Zubereitung kein Grund sind, um ständige unnötige Verrenkungen zu machen die rein kulinarisch gesehen oft nicht mehr sind Effekthascherei.
Klassischer als die Kombination Forelle, Apfel und Schmand im Rahmen eines Tatars kann es wohl kaum werden und der Pumpernickel ist da auch nie weit.
Wenn sich aber eine erstklassige Küche an so einen Klassiker macht und zudem mit Pfeffer und Salz in idealer Weise umgegangen wird, der Fisch von erlesener Qualität ist und der leicht mit Zitrone gesäuerte kühle Schmand und die Äpfel mit ihrer vornehmen Säure und Süße sich mit all den anderen Dingen auf dem Gaumen zu einem kleinen Hochgenuss vereinen, kann mir jeder Avantgarde-Handstand gestohlen bleiben.
Für mich eine perfekte Vorspeise und der wohl bekannte Schluck von Bassermann Jordan harmonierte gut mit seinem Apfel-Pfirsich-Zitrus Gewand vor robustem Säure-Gerüst, abermals ein beglückender Gang:
Ich erbat mir nach diesem Gang 15 Minuten Pause, diese wurden dann auch quasi auf die Sekunde eingehalten, wie mir unser sympathischer Kellner triumphierend-scherzhaft beim Servieren des Hauptganges mitteilte.
| Hauptgang |
Kotelett vom Lamm -Paprika gefüllt mit Cous cous - Eingelegte Ohlstädter Tomate - Kräuter Jus
Sous Vide Gegartes Kalbsfilet - Rahmwirsing - Pfifferling Triangoli – Selleriestroh
Beide Gerichte wurden laut Karte auf einem Big Green Egg zubereitet, einem in der BBQ Welt recht bekanntem Keramik-Holzkohlegrill der wegen seiner Form eben ausschaut wie ein grünes Überraschungsei für Dinosaurier-Babys.
Spätestens beim Anblick dieser beiden Teller fragte ich mich, wie man eine solche Quantität und Qualität zu diesem Preis realisieren kann. Natürlich zahlt das Restaurant keine Pacht und sicher wird hier intern mit dem Hotel teilweise quersubventioniert, dennoch für mich als Premieren-Gast eine große, positive Überraschung.
Madame startete mit ihrem Gericht, dem Kalb, machte nach der ersten Gabel große Augen und stellte mir einen Probierhappen zusammen und bat mich ihn dringend zu verkosten, noch bevor ich meinen als geschmacklich robuster erwarteten Gang attackieren konnte.
Das zarte Fleisch trug hauchzart-dezente Grillnoten, die Konsistenz durch das Sous Vide Garen in keiner Weise negativ beeinträchtigt, dazu die hausgemachten Triangoli mit feinem Schmelz und aromatischer Pilz-Farce. Dazu ein eleganter, dennoch kräftiger Jus aus der großen klassischen Saucen-Schule – der frittierte Sellerie spendete texturelle Abwechslung und selbst der Rahmwirsing mit seinem feinen Biss war ein Aushängeschild für klassisches Koch-Handwerk; meine Begleitung war hingerissen und ich konnte das ohne Weiteres nachvollziehen.
Mein Teller beherbergte gleich drei Koteletts, das dritte verbirgt sich hinter den beiden anderen und der auch hier hübsch anzusehenden Garnitur.
Auch bei mir sollte im Fett ausgebackener Sellerie in etwas gröberer Form mit im Spiel sein, positiv fiel zudem sofort auf, dass man die eingelegten und hernach erwärmten Kirschtomaten von ihrer Haut befreite, bevor sie auf dem Teller landeten.
Den Gargrad des Fleisches kann man denke ich ohne Zweifel als gelungen bezeichnen, auch hier tat der Grill gute Dienste, nicht zuletzt geschmacklich, ich habe im Restaurant selten derart saftige – übrigens aus der Region stammende – Lammkoteletts genießen dürfen:
Der leicht mediterran angehauchte Kräuter-Jus war wie zu erwarten kräftiger als der zum Kalb, Thymian und Rosmarin als Klassiker mit im Spiel, auch dieser ein absoluter Hochgenuss für Saucen-Liebhaber wie mich und u.a. der Grund, warum ich in meiner Kritik zum Solinger Steak von letzter Woche Mühe hatte nicht ausfallend zu werden.
Die Tomaten entpuppten sich als hocharomatische kleine Wonne-Bomben, die feine Kräuterküche scheint das Haus sehr zu kultivieren, eine unvergessliche, ideal kombinierte kleine Beigabe.
Auch die geschmacklich und optisch an XL Verwandte von Piementos de Padron erinnernden, mit Cous cous gefüllten Paprika wussten zu überzeugen. Optisch deshalb verwandt, weil sie auf dem Grill beherzt gegart wurden, sodaß sie an die klassische Zubereitung des spanischen Tapas-Klassikers mit groben Meersalz aus der Pfanne erinnerten.
Der Cous cous erfreulich zurückhaltend gewürzt und gut harmonierend mit seiner leicht säuerlichen, perfekt weich gegarten grünen Paprikahülle, zusammen mit einer Tomate und etwas Jus genossen, dazu noch etwas vom salzigen Knusper-Sellerie und es ergab sich ein wahres Großfeuerwerk auf dem Gaumen.
Riesen-Extra-Lob für unseren wackeren Kellner, noch bevor ich den Gedanken fasste bot er mir schon bald einen Saucen-Nachschlag an und keine halbe Minute später stand ein üppiger Nachschlag bereit, spätestens da hatte man mich völlig für sich vereinnahmt angesichts des Menüpreises:
Dazu sollte es einen körper- und taninreichen, eher schweren Rotwein aus Italien geben, der 14%-er aus der Toskana war eine ideale Begleitung, tiefrot im Glas mit Noten von Cassis und schwarzen Kirschen, schöne Balance und präsente aber sanfte Tanine, eine schöne Wahl:
So langsam machte sich wohlige Völle breit, dennoch sollte es natürlich noch einen würdigen Abschluss geben. Es war mittlerweile 19:40h, vor dem Dessert kam der junge Mann vom Service zu uns und ließ uns wissen, dass wir uns nicht beeilen müssen, unser Tisch sei zwar für 20 Uhr neu reserviert worden, er habe diese Gäste aber an einen anderen Tisch umdisponiert, wir könnten uns alle Zeit der Welt nehmen, schöne Geste!
| Dessert |
Käseauswahl mit Marillen-Senf, Fruchtbrot und Trauben
Da ich Zartbitter-Schokolade nicht wirklich mag und kein großer Schoko-Nachtisch-Fan bin, die Alternative eine Crème Brûlée mit Zitronen Crumble und Vollmilch-Schokoladen-Eis war, wählte ich zufrieden die auf der Halbpensionskarte offerierte kleine Käseauswahl, was problemlos möglich war.
Serviert wurden ein Brie, ein Bergkäse, sowie ein mit Marc de Champagne affinierter Langres, dazu eine kleine Auswahl üblicher Verdächtiger mit etwas frischem Obst.
Der milde Brie und auch der Bergkäse waren von bester Qualität, wobei ich mir letzteren gerne etwas gereifter und kräftiger gewünscht hätte, was aber Jammern auf hohem Niveau darstellt.
Einen absoluten Hochgenuss und den einsamen Höhepunkt des Tellers für mich als Käse-Fanatiker stellte jedoch der auf den Punkt gereifte Langres dar, ich denke allen Freunden des gut gereiften, affinierten französischen Rohmilchkäses geht bei einem solchen Anblick das Herz auf:
Trotz eines gewissen Völlegefühls genoss ich das kleine Käsebrett in vollen Zügen, danach hatte ich jedoch das Gefühl nicht mehr durch den Eingang zu passen – ein gutes Gefühl mit dem guten Gewissen an diesem Abend viel richtig gemacht zu haben.
Den Nachtisch von Gegenüber probierte ich nicht und machte nur kindische Witze ob der Ähnlichkeit der Mousse-Türmchen mit einem gewissen Emoji, hörte von dort aber erneut hochzufriedene Äußerungen der Glückseligkeit.
Zum Käse blieb ich beim großzügig eingeschenkten Roten, er passte mit seinen tiefen, rotbeerigen Tönen hier auch noch recht gut.
Nichts ging mehr?
Doch, eine alte Zwetschge der Brennerei Prinz, doppelt gebrannt und im Holzfass gereift, ein schöner Abschluss und mit fünf Euro ein abermals fair bepreistes Angebot:
Der abschließende Plausch mit dem aufmerksamen Service-Recken, dem Bon nach übrigens ein Herr Sierra-Dyke, verlief denkbar angenehm, ich ließ ihn meine Meinung zum hier Erlebten wissen, was ihn sichtlich freute und mein Trinkgeld fiel entsprechend aus während ich die Rechnung problemlos mit dem Handy zahlen konnte.
Auf ging es in die laue Garmischer Spätsommernacht, über uns wieder das klare Sternen-Firmament, und beim flüchtigen Blick zurück zum Hotel Zugspitz dachte ich, dass in einigen Details auf den Tellern auch ein kleines Ehren-Sternchen funkelte, das Haus wird mich wiedersehen, keine Frage.
Fazit
Ich glaube zur Küche ist bereits alles gesagt. Angesichts meines Prinzips, das Gebotene immer auch am Preis-Niveau zu messen würde ich gerne sechs Sterne vergeben. Man muss sich nur mal klar machen, das den Preis meiner vier Gänge das Garmischer Restaurant Husar, dessen Karte sich stets wie „brutal überteuerte Langeweile“ liest, alleine für ein Rinderfilet mit Oma-Beilagen verlangt. Klare 5 Sterne ohne den Hauch eines Abzugs.
Der Service nicht ganz auf diesem Level aber das wäre dann schon in der Tat als Gesamtpaket leicht sterneverdächtig, ein Kühler für das Wasser wurde auf Wunsch sofort nachgeliefert, man war immer da und alles geschah über alle Maßen flink und routiniert. Nur beim Annoncieren gibt es noch Luft nach oben, zumindest einen kurzen Satz fände ich schon angebracht. 4,5 Sterne für das Erlebte.
Das gepflegte Ambiente gefiel gut, wir haben uns sehr wohlgefühlt was ich mit leicht sonnigen 4,5 Sternen übersetze, ein herausragendes 5-Sterne Merkmal gab es aber dann auch nicht.
Die Sauberkeit ohne Tadel, die Tische wurden penibel desinfiziert nachdem die Gäste verabschiedet wurden, in Sachen Covid wurde alles mir Bekannte umgesetzt; 5 Sterne.
Zum PLV möchte ich nur sagen, dass ich für dieses gerne 8 Sterne vergeben würde wenn ich könnte. Punkt.
Nun, ich glaube es gibt nun ein weiteres festes Ritual in Garmisch, auf das ich jedes Jahr vorfreudig blicken kann. Gut so!
Urlaubs-Notizen vorneweg (zur eigentlichen Kritik wie immer nur ein wenig nach unten scrollen….)
Nach der Pflicht nun endlich ein bisschen Kür. Die beiden Auftaktveranstaltungen Bräustüberl und die kleine Windbeutel-Wanderung auf dem Kramerplateauweg wollte ich zu meiner persönlichen Einstimmung in die diesjährigen Garmisch-Kritiken chronologisch behandeln, nunmehr soll Lust und Laune die Auswahl meines Kritik-Objektes bestimmen und nicht die zeitliche Abfolge der Dinge.
An dem Samstag dieses Besuches waren wir bereits fünf Tage in Garmisch, eine entspannte Zeit mit einem eindrucksvollen Ausflug in... mehr lesen
Joseph Naus Stubn
Joseph Naus Stubn€-€€€Restaurant, Hotel088219010Klammstraße 19, 82467 Garmisch-Partenkirchen
5.0 stars -
"Großer Genuss zum Taschengeldpreis" ShaneymacUrlaubs-Notizen vorneweg (zur eigentlichen Kritik wie immer nur ein wenig nach unten scrollen….)
Nach der Pflicht nun endlich ein bisschen Kür. Die beiden Auftaktveranstaltungen Bräustüberl und die kleine Windbeutel-Wanderung auf dem Kramerplateauweg wollte ich zu meiner persönlichen Einstimmung in die diesjährigen Garmisch-Kritiken chronologisch behandeln, nunmehr soll Lust und Laune die Auswahl meines Kritik-Objektes bestimmen und nicht die zeitliche Abfolge der Dinge.
An dem Samstag dieses Besuches waren wir bereits fünf Tage in Garmisch, eine entspannte Zeit mit einem eindrucksvollen Ausflug in
Das Hotel Zugspitze gehört zu den wenigen Hotels im Ort, deren À-la-carte-Restaurant einen eigenen Eingang und Namen haben. Nach dem Erstbesteiger der Zugspitze benannt, bietet die Joseph-Naus-Stub’n Platz für rund 30 Gäste. Das Ambiente würde ich mit gediegenem Landhausstil beschreiben.
Und dorthin zog es heute Abend Schatzl und mich. Ohne Reservierung, ich ging einfach davon aus, daß nicht viel los sein wird. Und hatte (fast) recht. Bis auf eine längere Tafel, deren Gäste kurz nach uns eintrafen, waren nur zwei Tische belegt.
Wir wurden freundlich begrüßt und durften zwischen zwei Tischen wählen. Nachdem wir nicht gerne direkt neben dem Eingang sitzen, zogen wir den anderen angebotenen Tisch in der hintersten Ecke des Restaurants vor. Rasch erhielten wir die Speisekarten, und Schatzl bestellte schon mal ein großes Mineralwasser (Adelholzener, 1 l. € 4,90)
Neben dem Genießer-Menü, das man als 3- und 4-Gang bestellen kann, gibt es auch noch das Monats-Menü mit vier bzw. fünf Gängen. Wer hier nicht fündig wird, hat noch einige À-la-carte Gerichte zur Auswahl. Nur ist deren Preisgestaltung so geartet, daß man doch lieber auf ein Menü umschwenkt, außer man will eh nur ein Gericht essen.
In der Speisekarte finden sich nur offene Weine, darum baten wir um die Weinkarte (hätte eigentlich ohne Aufforderung gereicht werden sollen). Während ich zielsicher einen Taittinger Prestige brut rosé für freundliche 79 Euro entdeckte, erwachte bei Schatzl ausgerechnet jetzt die Entdeckerlaune. Das hieß, Champagner ade, welcome Winzersekt…..Bubbly Brut vom Weingut Markus Schneider, Pfalz (€ 39,--).
Zum Essen bitte einmal das Monats-Menü für mich als 4-Gang (€ 49,--) und für Schatzl als 5-Gang (€ 57,--).
Dreierlei Brot und harte Butter in einer hübschen Dose überbrückten die Zeit bis zum Sekt und dem Gruß aus der Küche: Sülze von Edelfischen. Ein Hochgenuß, den ich mit Wonne gegessen habe.
Gespannt war ich auf den Bubbly. So verspielt wie der Name, schmeckt der Sekt auch. Für mein Empfinden zwar sehr feinperlend und harmonisch, aber zu brav im Ausdruck. Bei einem kräftigen Essen geht er unter, so schnell schaust Du nicht!
Tartar vom Taschenkrebs auf Champagnerkutteln – letzteres bedarf der Klärung. Rückfrage bei dem Service-Mädel. „Kennen Sie keine Kutteln?“ fragte sie zurück. Sicher kenne ich sie, aber mit Champagner?? Möchte ich nicht haben und bitte um eine Alternative. Schatzls Entdeckerlaune hält an, und er nimmt die Vorspeise im Original. Mein Tartar kommt auf einem Tomatenbett, schmeckt gut, aber es fehlt die Säure oder sonst irgendwie der Schwung. Den hätte ich vielleicht mit den Kutteln gehabt, aber ich habe sie Schatzl nicht geneidet. Hinterher meinte er, einmal gegessen, reicht für Jahrzehnte.
Vielfalt vom Wald, Wiese und Fluß (nicht beim 4-Gang enthalten) Der Teller, den Schatzl serviert bekam, war sehr schön angerichtet. Mir verschlug es allerdings die Sprache, als ich hörte, aus was der Zwischengang bestand: Wiesenschnecken, Froschschenkel und Grünkohlpüree mit Pilzen. ICH hätte das nicht gegessen und finde es eigentlich unmöglich, daß ausgerechnet bei so speziellen Speisen diese im Menü-Text nicht genannt werden!! Was macht die Entdeckerlaune von Schatzl? Hält an. Schnecken mag er eh, Froschschenkel hätte er freiwillig nie bestellt, aß sie aber und fand den Geschmack nicht erwähnenswert. Grünkernpüree sehr fein.
Cappuccino von Roter Bete und frischem Meerrettich – optisch sehr ansprechend in einem entsprechenden Glas serviert, gefiel mir die leichte Süße der Roten Bete ausgezeichnet zu der Schärfe des Meerrettichschaums.
Steak vom weißen Heilbutt auf Rahmspinat und Schloßkartoffeln – perfekt gegarter Fisch, den Geschmack des Schäumchens konnte ich nicht deuten, Rahmspinat schmeckt wie Rahmspinat eben schmeckt, die Schloßkartoffeln hätte ich mir gebräunt gewünscht.
Warmes Cranberry Küchlein mit Gewürzorangen und Topfen-Vanilleeis – das Küchlein war außen knusprig, innen locker, die Orangenscheiben schmeckten recht weihnachtlich, das Eis hervorragend! Da hätte die Kugel ruhig größer sein dürfen ;-)
Espresso für Schatzl (€ 2,10), ich passe.
Die Toiletten sind im Hoteltrakt. Wer nicht die Treppe hinunterlaufen mag, nimmt den Lift. Während hier alles piccobello sauber war, sind im Restaurant einige Spinnweben unentdeckt.
Fazit:
Ambiente - sehr gemütlich, auch die Tischabstände sind angenehm, störend die Bayern 3 Musik 4,5 Sterne
Service - ein weibliches Dreigestirn wie es unterschiedlicher nicht sein könnte: eine fesche Österreicherin, die mit ihrer unbekümmerten Art Gäste durchaus auch mal duzt (!), Christina, die nicht nur fachlich topp ist, sondern auch durch ihre warmherziges Wesen eine wahre Serviceperle ist, und dann ist da noch ein junges Mädel, nennen wir sie mal Fräulein Patzig, ist wahrscheinlich noch in der Ausbildung und muß noch einiges darüber lernen, wie man mit Gästen spricht – 4 Sterne (dank Christina)
Essen – ich finde die Speisenzusammenstellung von Küchenchef Holger Rösch nicht innovativ, sondern etwas unglücklich. Fachlich war kein Fehler dabei, doch Highlights habe ich vermißt. 3,5 Sterne
PLV – kann man nicht meckern 4,5 Sterne (wenn man nicht à la carte ißt)
Sauberkeit – 4 Sterne
*
Das Hotel Zugspitze gehört zu den wenigen Hotels im Ort, deren À-la-carte-Restaurant einen eigenen Eingang und Namen haben. Nach dem Erstbesteiger der Zugspitze benannt, bietet die Joseph-Naus-Stub’n Platz für rund 30 Gäste. Das Ambiente würde ich mit gediegenem Landhausstil beschreiben.
Und dorthin zog es heute Abend Schatzl und mich. Ohne Reservierung, ich ging einfach davon aus, daß nicht viel los sein wird. Und hatte (fast) recht. Bis auf eine längere Tafel, deren Gäste kurz nach uns eintrafen, waren nur zwei Tische... mehr lesen
Joseph Naus Stubn
Joseph Naus Stubn€-€€€Restaurant, Hotel088219010Klammstraße 19, 82467 Garmisch-Partenkirchen
4.0 stars -
"Kein NAUSgeschmissenes Geld, aber.............." Obacht!Das Hotel Zugspitze gehört zu den wenigen Hotels im Ort, deren À-la-carte-Restaurant einen eigenen Eingang und Namen haben. Nach dem Erstbesteiger der Zugspitze benannt, bietet die Joseph-Naus-Stub’n Platz für rund 30 Gäste. Das Ambiente würde ich mit gediegenem Landhausstil beschreiben.
Und dorthin zog es heute Abend Schatzl und mich. Ohne Reservierung, ich ging einfach davon aus, daß nicht viel los sein wird. Und hatte (fast) recht. Bis auf eine längere Tafel, deren Gäste kurz nach uns eintrafen, waren nur zwei Tische
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An dem Samstag dieses Besuches waren wir bereits fünf Tage in Garmisch, eine entspannte Zeit mit einem eindrucksvollen Ausflug in die Berge, viel Genuss und dem eingehaltenem Vorsatz, sich eher spontan treiben zu lassen anstatt generalstabsmäßig preußisch die Tage schon vorab mit Gewaltmärschen oder Ausflügen zu verplanen.
So fassten wir an diesem Morgen den spontanen Entschluss auch in diesem Jahr wieder den Heimatfilm-tauglichen Weg über die Mautstraße entlang der wilden Isar in Richtung Österreich anzutreten um dort eine schöne Zeit zu verbringen und uns im dortigen Hofladen auf der Engalm mit essbaren Urlaubserinnerungen einzudecken.
Vorher aber wollte ich noch einen kleinen Einkauf bei einem wegen seines Sortimentes und liebevoller Beratung sehr geschätzten „Herrenausstatters“ erledigen. Schon alleine diese nostalgische Bezeichnung steht ein wenig für den Charme, den sich die Garmischer Fußgängerzone erhalten hat, nicht nur das Café Krönner bestimmt mit seinem zauberhaften 50er-Jahre Flair die leicht mondän angehauchte Szenerie.
Dieser kleine Einkauf sollte sich jedoch hinziehen und es artete dann doch in einem ausgedehnten Bummel aus, Madame plünderte Buchhandlungen und ich genoss derweil das süße Nichtstun auf der ein oder anderen Bank, wobei sich gerne ein Plausch mit anderen Herren der Schöpfung entspann, die Tüten-bewehrt wartend das gleiche Schicksal teilten.
Und so kam es, das wir wiederum spontan entschlossen, den Almbesuch auf den Sonntag zu verschieben, ein spätes Mittagessen im Ort zu haben –grandiose Idee, Bericht folgt – und ohne jeglichen Stress und Zeitdruck den kurzen Rest-Nachmittag im Hotel zu verbringen, denn ich hatte bereits für 18 Uhr im Hotel Zugspitze reserviert.
Trotz aller laissez-faire Urlaubsstimmung, ein wenig Rest-Preußentum kann selbst ich in der Sommerfrische nicht ablegen und nutzte die Zeit u.a. um das Vehikel in die Waschstraße zu fahren um es von gefühlten 500 Gramm Insekten zu befreien, die ihr Leben bei der Anfahrt auf der Fahrzeugfront verloren hatten.
Und so ging es dann pünktlich und frisch geduscht, mit dem guten Gefühl auch etwas Nützliches geleistet zu haben, mit großer Vorfreude in Richtung des Hotels Zugspitze, dessen „Joseph Naus Stubn“ mich mit ihrer Karte schon in den letzten Jahren beim häufigen Vorbeischlendern sehr ansprach, zumal ein Bib Gourmand an der Hauswand zusätzliche Lockwirkung entfachte.
Rückblickend, soviel vorweg, ärgere ich mich sehr, das Haus nicht bei jedem Aufenthalt besucht zu haben und wären wir nicht so spät dran gewesen mit dem Samstag, ein Zweitbesuch wäre auch in diesem Jahr ganz sicher erfolgt.
Und mit diesen Vorschusslorbeeren Bühne frei für eines der in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugendsten Menüs der letzten Jahre, viel Spaß dabei…
Kritik
Das Hotel Zugspitze kann mit Sicherheit zu den Platzhirschen der örtlichen Hotellerie gezählt werden, das Vier-Sterne-Superior -Haus verspricht schon mit seinem äußeren Erscheinungsbild gehobene alpine Gastlichkeit. Die Bib Gourmand Plakette kündet von guter Küche und auch die global agierenden Klüngel-Logen Lions und Rotary setzten ihre visuellen Duftmarken mit entsprechenden Emblemen an der Hauswand, auch gesellschaftlich scheint das Hotel im Ort eine gewisse Rolle zu spielen.
Das es keinem Hotelkonzern oder rein gewinnorientierten Investoren gehört sondern im Besitz eines in Fruchtsaft machenden deutschen Unternehmers ist empfand ich schon im Vorfeld als positiv, denn nur auf Profitmaximierung gedrillte Betriebe erfüllen selten meine Vorstellungen von persönlichem Service und guter Hotellerie der alten Schule.
Ich hatte am Vortag persönlich vor Ort reserviert und alleine in diesen wenigen Minuten konnte man hinter „alte Schule“ einen wohligen Haken machen, mit größter Liebenswürdigkeit nahm man meine Reservierung entgegen und bestand darauf, mir doch kurz die Räume zu zeigen damit ich den wählen könne, der mir am meisten zusagt.
Das alles geschah in einer unverstellten Herzlichkeit, ohne jede abgeschmackte Plastik-Freundlichkeit die einem gerne mal in Häusern mit einer gewissen Klientel begegnet, auch die Stimmung im Team untereinander schien gut – Eindrücke, die sich auch während des gesamten Essens am nächsten Tag fortsetzen sollten.
Da man abends mit zwei Durchgängen arbeitet, 18 Uhr und 20 Uhr, entschieden wir uns nach kurzer interner Rücksprache für den frühen Termin, der Service versprach mir, dass es auch bei mehreren Gängen keine zeitlichen Probleme geben würde, die Küche sei gut eingespielt; auch dieses Versprechen sollte das Haus ohne Einschränkungen halten, dazu später mehr.
Und so waren wir am Samstag nach kurzem Fußmarsch pünktlich vor Ort, ein weiterer wunderschöner, sonniger Tag lag hinter uns, das Ziel unserer kulinarischen Begierden strahlte einladend in der Abendsonne.
Hinein geht es durch das mit Lüftlmalerei verzierte Portal, man steht vor der kleinen Rezeption und eine aparte junge Dame begrüßte uns freundlich und wies uns den Weg in den hinteren Gastraum, wo uns der uns im weiteren Verlauf auch weiter bedienende junge Mann (Gott bin ich alt geworden, er mag gerade dreißig Lenze gehabt haben…) in Empfang nahm, kurz unsere Reservierung prüfte und uns zum Tisch geleitete.
Kleiner Hinweis zum Ambiente, da der eigentliche Gastraum der Joseph Naus Stubn wegen der Corona-Auflagen nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre, hat man den Restaurant-Betrieb kurzerhand in den hinteren Gastraum sowie den rechts am Hotel angebauten Wintergarten verlegt, was mir sogar entgegenkam. Nur im Wintergarten selber wollte ich nicht sitzen, nach Einbruch der Dunkelheit sitzt man dort auf dem Präsentierteller und jeder der zahlreich vorbeischlendernden Passanten auf der recht belebten Klammstraße stiert dort hinein.
In den hinteren Gastraum gelangt man zunächst durch einen Aufenthaltsraum für die Hotelgäste, das alpine Leitmotiv hat man im Interieur eher dezent umgesetzt, die Armee röhrender Hirsche die man anhand des Außenbildes vielleicht vermuten könnte gibt es nur in dezent-stilisierter Form auf kleinen Sofakissen.
Unser Speisezimmer gibt sich auch eher zeitlos modern, mir gefiel es grundsätzlich gut, hätte mir aber ein Lichtkonzept gewünscht, das einzelne Tisch vielleicht einen Hauch isoliert, dennoch kann man das Ambiente durchaus als behaglich bezeichnen.
Hier ein Foto kurz vor Ende des Aufenthaltes….
…und eines kurz nach dem Eintreffen:
Wohl auch Corona-bedingt momentan eine etwas zurückhaltende Tischkultur, keine Tischdecken, dafür hochwertige Zellstoff Platzsets und akurat für zwei bis drei Gänge (je nachdem ob man sich mit Suppe vorweg bescheidet) eingedecktes Besteck. Heutzutage auffallend: Gläser und Besteck penibel poliert, in Summe ein ansprechendes Bild trotz Reduzierung auf das Nötigste.
Ich hatte die aktuelle Karte schon vorab online rauf und runter gelesen und wusste daher, was ich wählen würde und auch Madame hatte vorab geschaut, sodaß die Auswahl diesmal für meine Entscheidungsneurotiker-Verhältnisse geradezu in Rekordzeit abgeschlossen war.
Wir wählten vier Gänge für mich zu rückblickend unfassbaren 42 Euro, Madame den klassischen Bib Gourmand Drei-Gänger zu den magischen 37 Euro. Hierbei gibt das Haus das „Bib-Menü“ vor, man kann sich aber zum gleichen Preis aus der gesamten Karte bedienen und frei kombinieren, fünf Gänge kosten übrigens 52 Euro.
Der wohlfrisierte junge Mann in elegant-gepflegter Montur nahm zugewandt und routiniert unsere Wünsche entgegen, beriet meine Begleitung hingebungsvoll in Sachen alkoholfreier Apero und das Essen sollte seinen Lauf nehmen.
| Brot & Amuse |
Leicht argwöhnisch betrachtete ich das Brotkörbchen, sollte es etwa auch hier meinen kulinarischen Erzfeind #1 vorab geben? Den schon so oft geschmähten, nach Nichts schmeckenden Mystery-Quark nach DEHOGA Geheimrezept?
Erleichterung, gottlob nein, denn zu den beiden frischen hellen Weizenbroten, eine Variante mit grünem Pfeffer in der Krume, die andere mit Körnerkruste wurde eine hausgemachte, cremige Kräuterbutter gereicht, die mild und leicht pikant abgeschmeckt einen unspektakulären aber dennoch sehr wohlschmeckenden Start in den Abend darstellte.
Eine 0,75l Flasche Adelholzener Mineralwasser zu 6,00€ hatte sich da schon bereits auf dem Tisch eingefunden, ein Kühler kam auf meinen Wunsch prompt dazu.
Bodenseefelchen - Oliven-Aioli – Kohlrabi
Champagne Louis Roederer Brut Premier – 0,1l zu 11,50€
Raumland alkoholfreier Sekt - 0,1l zu 5,90€
Zeitgleich mit dem schon bald servierten Amuse kamen unsere beiden ideal temperierten Aperos an den Tisch, für mich ein Louis Roederer Brut Premier in einem großzügig eingeschenkten, sich alsbald beschlagendem Glas:
Madame hatte sich für einen alkoholfreien Sekt aus dem Hause Raumland entschieden, den unser Kellner so passioniert an die Frau gebracht hatte. Dieser sei traditionell in der Flasche vergoren und der Alkohol erst später entzogen worden, der „Kindersekt“-Eindruck den solche Produkte gerne vermitteln, sei diesem fremd versprach er.
Meine Begleitung war begeistert, ich machte den Fehler zuerst an meinem mit überraschend langem Nachhall daherkommenden Roederer zu nippen, bevor ich genötigt wurde das Raumland-Produkt zu probieren.
Daher: Ja, schmeckte durchaus „erwachsener“ als jene die ich in der Vergangenheit mal verkostet habe, im direkten sensorischen Vergleich mit meiner Wahl fiel das ganze natürlich ab, aber ich musste ihn ja auch nicht trinken und wie gesagt: Mein Gegenüber war sehr happy!
Unser Amuse wusste schon optisch zu überzeigen, was meinen Autofokus trotzdem nicht daran hinderte leicht zu versagen, immerhin kann man sich über gestochen scharfes Geschirr freuen.
Neben dem dezent säuerlich marinierten Fisch fand sich ein Tupfer einer dankenswert "un-mayonnaisigen“ Aioli, die man mit einem guten Olivenöl zubereitete, dessen Nachhall mich an Picual erinnerte mit seinen hocharomatischen, reichhaltigen Noten.
Dazu ein leicht süß-säuerlich marinierter Kohlrabi als Rohkost, obenauf unter etwas Brunnenkresse eine geschmacklich und texturell bereichernde Scheibe von fermentiertem Kohlrabi die mit ihrer leicht gesteigerten Intensität auf dem kleinen Teller auf angenehme Art und Weise den Ton angab, ohne das die Harmonie zerstört wurde.
Der Champagner passte gut mit seinen leichten Apfel, Melone und Grapefruit-Tönen, das Ganze ließ Gutes für die folgenden Gänge hoffen.
| Suppe |
Ochsenessenz – Praline – Gemüse
Gut wir sind in Bayern, hier ist halt alles gerne etwas üppiger, wäre die Praline noch etwas größer gewesen hätte man sie bunt bemalt auch als Zauberwürfel-Attrappe verwenden können. :-)
Sie bestand unter der feinen Panierung übrigens laut Service aus Ochsenfilet, was sein kann weil es obwohl äußerst wohlschmeckend einen Hauch trocken war, in der Textur eher an sehr fein zerzupften Tafelspitz erinnernd.
„Sehr fein“ gilt auch für die Essenz, eine elegante aber dennoch intensive Suppe, sorgfältig geklärt ohne jede Fettaugen-Orgie, dazu Julienne von Suppengemüse, die so akkurat und fein geschnitten wurden das ich mich fragte, ob die Küche über eine Laserschnitt-Anlage verfügt; Handwerk at its best.
Die Suppe war schnell auf dem Tisch und so hatte ich noch 2/3 meines Roederers im Glas, ihn herunterzukippen nur um etwas womöglich Passenderes zu ordern kam mir nicht in den Sinn und siehe da, zu der mit etwas Fantasie auch als feine warme Terrine zu verstehenden Praline passte er ausgezeichnet.
Die Taktzahl der Küche war beeindruckend, und auch das in ordentlicher Personalstärke herumeilende Fachpersonal versorgte die anderen Tische, die weitestgehend mit Hotelgästen besetzt waren, die im Rahmen der Halbpension von einer – ansprechend klingenden, den Käseteller erspähte ich dort –entsprechenden kleinen Sonderkarte wählen konnten, in souveräner Routine – ein eingespieltes Team, vor und hinter dem Pass.
| Vorspeise |
Tatar von der Klaiser Forelle - Apfel -Schmand – Pumpernickel
2019 Riesling, Geheimrat von Dr. Bassermann-Jordan, Pfalz – 0,1l zu 3,20€
Ein erneuter Beweis dafür, dass gute Produkte in klassischer Zubereitung kein Grund sind, um ständige unnötige Verrenkungen zu machen die rein kulinarisch gesehen oft nicht mehr sind Effekthascherei.
Klassischer als die Kombination Forelle, Apfel und Schmand im Rahmen eines Tatars kann es wohl kaum werden und der Pumpernickel ist da auch nie weit.
Wenn sich aber eine erstklassige Küche an so einen Klassiker macht und zudem mit Pfeffer und Salz in idealer Weise umgegangen wird, der Fisch von erlesener Qualität ist und der leicht mit Zitrone gesäuerte kühle Schmand und die Äpfel mit ihrer vornehmen Säure und Süße sich mit all den anderen Dingen auf dem Gaumen zu einem kleinen Hochgenuss vereinen, kann mir jeder Avantgarde-Handstand gestohlen bleiben.
Für mich eine perfekte Vorspeise und der wohl bekannte Schluck von Bassermann Jordan harmonierte gut mit seinem Apfel-Pfirsich-Zitrus Gewand vor robustem Säure-Gerüst, abermals ein beglückender Gang:
Ich erbat mir nach diesem Gang 15 Minuten Pause, diese wurden dann auch quasi auf die Sekunde eingehalten, wie mir unser sympathischer Kellner triumphierend-scherzhaft beim Servieren des Hauptganges mitteilte.
| Hauptgang |
Kotelett vom Lamm -Paprika gefüllt mit Cous cous - Eingelegte Ohlstädter Tomate - Kräuter Jus
2015 Pervale Rosso – Azienda Agricola Urlari, Toscana – 0,2l zu 8,00€
Sous Vide Gegartes Kalbsfilet - Rahmwirsing - Pfifferling Triangoli – Selleriestroh
Beide Gerichte wurden laut Karte auf einem Big Green Egg zubereitet, einem in der BBQ Welt recht bekanntem Keramik-Holzkohlegrill der wegen seiner Form eben ausschaut wie ein grünes Überraschungsei für Dinosaurier-Babys.
Spätestens beim Anblick dieser beiden Teller fragte ich mich, wie man eine solche Quantität und Qualität zu diesem Preis realisieren kann. Natürlich zahlt das Restaurant keine Pacht und sicher wird hier intern mit dem Hotel teilweise quersubventioniert, dennoch für mich als Premieren-Gast eine große, positive Überraschung.
Madame startete mit ihrem Gericht, dem Kalb, machte nach der ersten Gabel große Augen und stellte mir einen Probierhappen zusammen und bat mich ihn dringend zu verkosten, noch bevor ich meinen als geschmacklich robuster erwarteten Gang attackieren konnte.
Das zarte Fleisch trug hauchzart-dezente Grillnoten, die Konsistenz durch das Sous Vide Garen in keiner Weise negativ beeinträchtigt, dazu die hausgemachten Triangoli mit feinem Schmelz und aromatischer Pilz-Farce. Dazu ein eleganter, dennoch kräftiger Jus aus der großen klassischen Saucen-Schule – der frittierte Sellerie spendete texturelle Abwechslung und selbst der Rahmwirsing mit seinem feinen Biss war ein Aushängeschild für klassisches Koch-Handwerk; meine Begleitung war hingerissen und ich konnte das ohne Weiteres nachvollziehen.
Mein Teller beherbergte gleich drei Koteletts, das dritte verbirgt sich hinter den beiden anderen und der auch hier hübsch anzusehenden Garnitur.
Auch bei mir sollte im Fett ausgebackener Sellerie in etwas gröberer Form mit im Spiel sein, positiv fiel zudem sofort auf, dass man die eingelegten und hernach erwärmten Kirschtomaten von ihrer Haut befreite, bevor sie auf dem Teller landeten.
Den Gargrad des Fleisches kann man denke ich ohne Zweifel als gelungen bezeichnen, auch hier tat der Grill gute Dienste, nicht zuletzt geschmacklich, ich habe im Restaurant selten derart saftige – übrigens aus der Region stammende – Lammkoteletts genießen dürfen:
Der leicht mediterran angehauchte Kräuter-Jus war wie zu erwarten kräftiger als der zum Kalb, Thymian und Rosmarin als Klassiker mit im Spiel, auch dieser ein absoluter Hochgenuss für Saucen-Liebhaber wie mich und u.a. der Grund, warum ich in meiner Kritik zum Solinger Steak von letzter Woche Mühe hatte nicht ausfallend zu werden.
Die Tomaten entpuppten sich als hocharomatische kleine Wonne-Bomben, die feine Kräuterküche scheint das Haus sehr zu kultivieren, eine unvergessliche, ideal kombinierte kleine Beigabe.
Auch die geschmacklich und optisch an XL Verwandte von Piementos de Padron erinnernden, mit Cous cous gefüllten Paprika wussten zu überzeugen. Optisch deshalb verwandt, weil sie auf dem Grill beherzt gegart wurden, sodaß sie an die klassische Zubereitung des spanischen Tapas-Klassikers mit groben Meersalz aus der Pfanne erinnerten.
Der Cous cous erfreulich zurückhaltend gewürzt und gut harmonierend mit seiner leicht säuerlichen, perfekt weich gegarten grünen Paprikahülle, zusammen mit einer Tomate und etwas Jus genossen, dazu noch etwas vom salzigen Knusper-Sellerie und es ergab sich ein wahres Großfeuerwerk auf dem Gaumen.
Riesen-Extra-Lob für unseren wackeren Kellner, noch bevor ich den Gedanken fasste bot er mir schon bald einen Saucen-Nachschlag an und keine halbe Minute später stand ein üppiger Nachschlag bereit, spätestens da hatte man mich völlig für sich vereinnahmt angesichts des Menüpreises:
Dazu sollte es einen körper- und taninreichen, eher schweren Rotwein aus Italien geben, der 14%-er aus der Toskana war eine ideale Begleitung, tiefrot im Glas mit Noten von Cassis und schwarzen Kirschen, schöne Balance und präsente aber sanfte Tanine, eine schöne Wahl:
So langsam machte sich wohlige Völle breit, dennoch sollte es natürlich noch einen würdigen Abschluss geben. Es war mittlerweile 19:40h, vor dem Dessert kam der junge Mann vom Service zu uns und ließ uns wissen, dass wir uns nicht beeilen müssen, unser Tisch sei zwar für 20 Uhr neu reserviert worden, er habe diese Gäste aber an einen anderen Tisch umdisponiert, wir könnten uns alle Zeit der Welt nehmen, schöne Geste!
| Dessert |
Käseauswahl mit Marillen-Senf, Fruchtbrot und Trauben
„Michel Cluizel“ Zartbitter-Schokoladenmousse - Kirschen - Kirscheis - Salz-Karamell Hippe
Da ich Zartbitter-Schokolade nicht wirklich mag und kein großer Schoko-Nachtisch-Fan bin, die Alternative eine Crème Brûlée mit Zitronen Crumble und Vollmilch-Schokoladen-Eis war, wählte ich zufrieden die auf der Halbpensionskarte offerierte kleine Käseauswahl, was problemlos möglich war.
Serviert wurden ein Brie, ein Bergkäse, sowie ein mit Marc de Champagne affinierter Langres, dazu eine kleine Auswahl üblicher Verdächtiger mit etwas frischem Obst.
Der milde Brie und auch der Bergkäse waren von bester Qualität, wobei ich mir letzteren gerne etwas gereifter und kräftiger gewünscht hätte, was aber Jammern auf hohem Niveau darstellt.
Einen absoluten Hochgenuss und den einsamen Höhepunkt des Tellers für mich als Käse-Fanatiker stellte jedoch der auf den Punkt gereifte Langres dar, ich denke allen Freunden des gut gereiften, affinierten französischen Rohmilchkäses geht bei einem solchen Anblick das Herz auf:
Trotz eines gewissen Völlegefühls genoss ich das kleine Käsebrett in vollen Zügen, danach hatte ich jedoch das Gefühl nicht mehr durch den Eingang zu passen – ein gutes Gefühl mit dem guten Gewissen an diesem Abend viel richtig gemacht zu haben.
Den Nachtisch von Gegenüber probierte ich nicht und machte nur kindische Witze ob der Ähnlichkeit der Mousse-Türmchen mit einem gewissen Emoji, hörte von dort aber erneut hochzufriedene Äußerungen der Glückseligkeit.
Zum Käse blieb ich beim großzügig eingeschenkten Roten, er passte mit seinen tiefen, rotbeerigen Tönen hier auch noch recht gut.
Nichts ging mehr?
Doch, eine alte Zwetschge der Brennerei Prinz, doppelt gebrannt und im Holzfass gereift, ein schöner Abschluss und mit fünf Euro ein abermals fair bepreistes Angebot:
Der abschließende Plausch mit dem aufmerksamen Service-Recken, dem Bon nach übrigens ein Herr Sierra-Dyke, verlief denkbar angenehm, ich ließ ihn meine Meinung zum hier Erlebten wissen, was ihn sichtlich freute und mein Trinkgeld fiel entsprechend aus während ich die Rechnung problemlos mit dem Handy zahlen konnte.
Auf ging es in die laue Garmischer Spätsommernacht, über uns wieder das klare Sternen-Firmament, und beim flüchtigen Blick zurück zum Hotel Zugspitz dachte ich, dass in einigen Details auf den Tellern auch ein kleines Ehren-Sternchen funkelte, das Haus wird mich wiedersehen, keine Frage.
Fazit
Ich glaube zur Küche ist bereits alles gesagt. Angesichts meines Prinzips, das Gebotene immer auch am Preis-Niveau zu messen würde ich gerne sechs Sterne vergeben. Man muss sich nur mal klar machen, das den Preis meiner vier Gänge das Garmischer Restaurant Husar, dessen Karte sich stets wie „brutal überteuerte Langeweile“ liest, alleine für ein Rinderfilet mit Oma-Beilagen verlangt. Klare 5 Sterne ohne den Hauch eines Abzugs.
Der Service nicht ganz auf diesem Level aber das wäre dann schon in der Tat als Gesamtpaket leicht sterneverdächtig, ein Kühler für das Wasser wurde auf Wunsch sofort nachgeliefert, man war immer da und alles geschah über alle Maßen flink und routiniert. Nur beim Annoncieren gibt es noch Luft nach oben, zumindest einen kurzen Satz fände ich schon angebracht. 4,5 Sterne für das Erlebte.
Das gepflegte Ambiente gefiel gut, wir haben uns sehr wohlgefühlt was ich mit leicht sonnigen 4,5 Sternen übersetze, ein herausragendes 5-Sterne Merkmal gab es aber dann auch nicht.
Die Sauberkeit ohne Tadel, die Tische wurden penibel desinfiziert nachdem die Gäste verabschiedet wurden, in Sachen Covid wurde alles mir Bekannte umgesetzt; 5 Sterne.
Zum PLV möchte ich nur sagen, dass ich für dieses gerne 8 Sterne vergeben würde wenn ich könnte. Punkt.
Nun, ich glaube es gibt nun ein weiteres festes Ritual in Garmisch, auf das ich jedes Jahr vorfreudig blicken kann. Gut so!