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INTERESSANTE ERFAHRUNGEN IN LINDEN
Mal wieder erst um 16.00 Uhr hat es mich auf der Suche nach einer annehmbaren warmen Mahlzeit nach Hannover-Linden verschlagen. Ein Blick in RK hilft: Das 11a, u.a. Lieblingsrestaurant von herr_foe verspricht nicht nur durchgehende Küche, sondern nach den unterschiedlichen Kritiken einen abwechslungsreichen Besuch. So kam es.
BEDIENUNG
Ein Bereich, bei dem ich mir in der Bewertung sicher bin. Von einer jungen Dame – gepierct, tätowiert und gänzlich (wenn auch sehr luftig) in schwarz gewandet, wurde ich in annehmbarer Zeit entdeckt und freundlich, fast herzlich begrüßt. Als sie bemerkte, dass ich mir schon vom Nachbartisch die Mittagskarte (16.20!) und die separate Getränkekarte (!!) organisiert hatte, ging sie wieder mit dem Versprechen wieder zu kommen, wenn ich in Ruhe geschaut hätte. So geschah es. Sehr gut. Die Erfahrungen von Foodlover offensiv nutzend, duzte ich die Lisbeth-Salander-Darstellerin penetrant. Das brachte mir im Laufe des Abends vom schwarzen Engel dreimal die Nachfrage: „Na, mein Lieber: Alles in Ordnung?“ ein. Scheinbar alles richtig gemacht in Linden. Auch die Leistungen waren erfreulich. Die Bestellungen kamen prompt. Auch die Kolleginnen fragten nach der Zufriedenheit. Riesige Salzstreuer standen schon auf den Tischen (die Imbiss-Ausführungen für Pommes direkt aus der Fritteuse in Form überdimensionierter Heizpilze). Pfeffer wurde nicht angeboten. Diese Scharte jedoch gleich wieder ausgewetzt, als zwei Bestecke eingedeckt wurden, verbunden mit dem fürsorglichen Hinweis „Eines für jedes Essen.“ Gut, gut, weiß die Lindener Kundschaft gleich, dass das zweite Besteck kein give-away des Hauses ist... Als später die Mittagskarten von den Tischen kamen, wurde zuvor höflich gefragt, ob ich daraus noch etwas bestellen wolle. Mein Wunsch nach der Rechnung wurde aufmerksamer Weise erst erfüllt, als ich mein Dessert ganz genossen hatte. Also: Von Muffigkeit oder gar Arroganz keine Spur. Die entspannte Nachmittagszeit tat ihr Übriges.
Dazu kam der außerordentlich professionelle Umgang von Koch sowie Besitzer (?) mit einem schweren Lapsus der Küche.
Deshalb gerne klare 4 Sterne.
ESSEN
Von der Tageskarte wählte ich nach Erläuterung den toskanischen Brotsalat Panzanella für 6,5€. Große geröstete Brotwürfel, ganze entkernte Oliven, Tomaten (ohne Stielansatz) und rote Zwiebeln, etwas Olivenöl. Die Brotstückchen mit guter Röstnote, einzelne noch etwas knusprig. Tomaten mit recht wenig Aroma für die Jahreszeit. Ordentlich, aber mir hat der Kick gefehlt, vielleicht Kapern oder Sardellen. Auch das schon recht zähe Brot als Beilage zu einem Brotsalat zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum. Gute 3 Sterne.
Nach der Eigendarstellung kommt alles von möglichst regionalen Erzeugern oder Händlern. Überwiegend Bioware.
Die selbstgemachten Fischstäbchen für 12,9€ entpuppten sich als 3 Streifen Fjordlachs. Ungefähr 1,5 cm breit, nur leicht paniert und in der Pfanne teils goldbraun, teils recht blässlich gebraten. Der Fisch war durchgegart, aber bis auf ein schmaleres Ende saftig. Dazu ein Bouquet aus Blattsalat und ein ebenfalls hausgemachtes 1000 Island-Dressing aus Mayonaise und Ketchup mit einer deutlichen Senfnote. Die recht flüssige Remoulade ohne Gurkenanteile hatte eine recht saure Note. Das gleiche galt auch für den stark passierten Kartoffelstampf mit vielen Frühlingszwiebeln darauf, nicht darin. So säuerlich kenne ich nur eine bestimmte Art von Kartoffelsalaten, aber kein Püree. War auch nicht mein Geschmack. Ich bat daher eine Bedienung um Aufklärung in der Küche über die Zutaten. Kurze Zeit später stand der über 1,90 Meter große Koch sichtlich konsterniert vor mir. Zur Herstellung von Augenhöhe hockte er sich vor mich und versicherte mir zunächst, dass die säuerliche Note keineswegs beabsichtigt gewesen sei! Na, Prost Mahlzeit! Vor einer Erklärung (zu lange in der warmen Küche gestanden) tat er zunächst das, was eigentlich selbstverständlich ist, er entschuldigte sich mehrfach und glaubwürdig. Damit kann ich umgehen. Fehler werden gemacht. Fast folgerichtig hier, wurden mir aufs Haus ein Nachtisch und ein Kaffee angeboten.
So kam ich in den Genuss eines 5-Sterne-Desserts: Zwei Stücke lockerer Limonen-Cheesecake gekrönt von einer Kugel geschmeidigen Maracuja-Eis. Von Blaubeeren, Baisercrumble und Minzblättern begleitet. Mmmmmhhhh! Der Espresso wie schon von anderen berichtet sehr mild. (Der Vollständigkeit halber: In der Nacht keine nennenswerten Vorkommnisse...)
Wie bewerte ich nun, angesichts der missratenen Beilage und des wunderbaren Desserts? Ich lasse beides außer Acht. Selbst mit einem mängelfreien Kartoffelstampf hätte ich die (guten!) 3 Sterne jedoch nicht aufgerundet.
AMBIENTE
In Linden scheinen sozialer Brennpunkt auf studentisch-alternative Lebensformen zu treffen. Einerseits die Hochhausbebauung und die teils schlafenden, teils ihre Bierflaschen festhaltenden Menschen auf dem angrenzenden Platz mit Spielgeräten. Andererseits häufige (Solar!)-Liegerad-Fahrende sowie die nicht enden wollenden Berichte über Yoga und makrobiotische Ernährung an den Nebentischen. Also „lebendig“, immer was zu gucken. Das kann man besonders von den vielen Außenplätzen unter den großen Sonnenschirmen. Teils aus Strandkörben, teils auf mörder-unbequemen Metall-Klappstühlen, die zu den entsprechenden Biergarten-Tischen passen. Das Konzept scheint die Ambivalenz aufzugreifen und bietet ambitionierte Bio-Küche bei bewusst äußerst reduzierter Ausstattung. Auf den Holztischen keine Sets oder gar Decken. Sehr schlichtes Glas, Teller und insb. Besteck gehüllt in einfachste Papierservietten. Wie von anderen beschrieben, ist der Innenraum einschließlich der Toiletten mit Schiebe- und Klapptüren nebst dem guten alten Klappriegel weitgehend unangetastet gelassen worden. Ein Mix von den 60ern bis zu den 80ern regiert. Ich schwanke in der Bewertung. Viel zu sehen gabs, aber gemütlich gesessen habe ich nicht. Letztlich kommt mir die Karo-Einfach-Ausstattung eher wie eine Attitüde vor, denn als authentisch. Vielleicht ist das auch eine Gewöhnungssache. Eine Empfehlung will ich nicht aussprechen, aber selber werde ich nochmals kommen. Vielleicht überzeugt mich das Bio-Fleisch. Außerdem ist der Schwarze Engel schon einen Besuch wert.
SAUBERKEIT
Habe genauer hingeschaut. Alt ja, aber sauber und nicht herunter gekommen.