Besucht am 06.06.2017Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Allgemein:
Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt. Meine Eisbeinfreude eher enttäuscht. Trotzdem kann ich den Dicken Engel allen empfehlen, die der deftigen Hausmannskost vom Strammen Max, Hackepeter, Knacker, Boulette, Currywurst, Kartoffelpuffer, Schnitzel, Blut- und Leberwurst über Kalbsleber bis hin zu Haxe und Eisbein gegenüber allen veganen Schattierungen den Vorzug geben.
Am besuchten Dienstagabend hielten sich wohl Touris und Kiezbewohner unter den Gästen die Waage, darunter auch junge Leute.
Als beschwipste Mädels vom Deutschen Turnfest reinschauten (mussten sich verirrt haben) und nach „Cocktails to go“ fragten, bekamen sie die passende Antwort, dass es im Dicken Engel nüscht „to go“ gebe!
Auf der Homepage sieht man das Speisen- und Getränkeangebot und einige Fotoimpressionen, die den Dicken Engel allerdings feiner darstellen als die rustikale Wirklichkeit (http://www.dickerengel.berlin).
Das Preis-Leistungsverhältnis ist kiezfreundlich und mir vier Sterne wert. Service:
Eine patente Frau in schwarz und im mittleren Alter schmiss den Service. Sie verbreitete gute Laune. Als sich das Lokal etwas füllte, übernahm ein junger Mann die Zapfarbeit, der zuvor nur herumgelümmelt hatte. Im Verlauf meines Besuches nahm die Aufmerksamkeit der Bedienerin leider etwas ab und das Abräumen dauerte viel zu lang. Nicht auszudenken, wenn eine größere Gruppe eingefallen wäre.
Die Bierpreise mit 2,70 € für das Haushelle und 2,80 € für Köpi (0,3 l) noch üblich. Mineralwasser kommt für 0,4 l auf 2,90 € und die sechs offenen Weißen und fünf Roten liegen zwischen 4,10 € und 4,80 €.
Essen:
Die Karte habe ich ja schon mit ihrer Hausmannskost skizziert. Positiv finde ich, dass man auch für den kleinen Hunger zwischendurch, der ja mit dem Bier schnell kommt, eine Boulette (3,50 €) oder ein paar Knacker (5,50 €) mit Schrippe bekommt. Nun war ich nach langen Fußmärschen am ersten Tag meiner Berlinexkursion gut hungrig und traute mir eine Vorsuppe und ein Eisbein zu.
Die Meerretichsuppe mit Räucherlachsstreifen entpuppte sich als sehr dickflüssig und machte ihrem Namen alle Ehre. Nur etwas heißer hätte sie sein dürfen. Die wenigen Lachsstreifen waren dekorativ, behutsam auf die Suppe gelegt worden, die ja aber mit ihrer Konsistenz gut trug.
Nach diesem ersten Sättigungsbeitrag war ich froh, dass das Eisbein etwas auf sich warten ließ.
Als ich dann den vollen Teller mit einem Trumm von Eisbein gebracht bekam, wusste ich, dass mein Appetit auf eine wahre Probe gestellt würde.
Wie das Kosten der natürlich ordentlich schwabbeligen Schwarte ergab, war der Sud, in dem das Eisbein gegart worden war, typisch gewürzt worden. Piment, Wacholder, Lorbeer dürften drin gewesen sein. Leider war das viele Muskelfleisch unter der Schwarte nicht so, wie ich es vom Hämchen in rheinischen Brauhäusern kenne, denn es war zu wenig gepökelt und noch zu fest am Knochen. So war ordentlich Senf vonnöten, um das Fleisch nach guter Schneidarbeit genießen zu können.
Das Kartoffelpüree war eindeutig zu fest und leider nur ein wenig gesalzen. Muskat, Sahne oder Butter hätten ihm gutgetan. Das Sauerkraut mit kleinen Speckstücken war sehr trocken, aber geschmacklich gut, also nicht zu säuerlich. Das Beste auf dem Teller war das Erbspüree mit dem typischen Geschmack getrockneter Erbsen (in einem Restaurant Unter den Linden hatte man schlicht TK-Erbsen mit dem Pürierstab bearbeitet und als Erbsenpüree deklariert).
Ich habe mich redlich an meinem Eisbeinteller abgearbeitet, muss hier aber eingestehen, dass ich nach Zweidritteln kapituliert habe und einen Underberg trinken musste!
Also vom Eisbein im Dicken Engel rate ich eher ab. Die anderen Gerichte, die aus der offenen Küche, in der zwei Köche arbeiteten, durch die Gaststube getragen wurden, sahen gut aus und ich würde beim nächsten Mal wohl ein Schnitzelgericht aus der reichen Auswahl probieren wollen. Ordentlich Hunger sollte man angesichts der Portionsgrößen mitbringen oder man ordert sequentiell Bierhappen, bis nichts mehr geht.
Für mein Essen mag ich nur schwache drei Sterne vergeben. Ambiente:
Fangen wir draußen an. Auf dem extrem breiten Trottoir hat der Dicke Engel zwei Tischreihen unter einer historischen Markise mit mächtigen Scherenarmen gestellt, die links durch Pflanzkübel gefasst werden.
Die Ursprungsfarbe der Markise kann man nicht mehr erahnen. Sonne und Regen haben sie tausendfach ausgebleicht und aufgeweicht. Die Konstruktion der Markise ist erhaltenswert, aber eine neue Bespannung würde ihr guttun.
Hinter dem Freiluftbereich geht es in den Hauptraum mit einem klassischen Tresen und Barhockern. Dahinter ein antikes Flaschen- und Gläserregal. Eine Glaswand trennt die Theke vom übrigen vorderen Bereich, was vielleicht mal einen Raucherbereich separierte. Die Decke ist hoch und es gibt Stuck, ein Band Sichtmauerwerk und Spiegel als Wanddeko. Der Boden besteht passend aus abgelaufenen Dielen. Etwas zusammengewürfelt die Stühle und Tische. Den Blickfang bildet eine riesige weiße Gipsfigur, ein weiblicher dicker Engel. Weitere Deko sind alte Radioapparate, ein Klavier, eine Nähmaschine.
Nach hinten geht es schlauchartig weiter und es endet mit den Toiletten. Richtig nostalgische Kneipenatmosphäre verströmt aber nur der vordere Bereich.
Was mir nicht gefiel, war der schmale schwarze Teppichläufer, der durch das ganze Lokal den Weg zu den Toiletten weist. Was den Läufer auch immer zusammenhalten mag, Stoff kann es nicht mehr sein. Aber wenn man ihn entfernte, würde man wohl an den Dielenboden gehen müssen, um einen Farbkontrast zwischen sichtbaren und derzeit verborgenen Dielen aufzuheben.
Absolut schrottig und dringend erneuerungsbedürftig empfand ich die Herrentoilette. Es mangelte nicht an Sauberkeit, aber viele Bohrlöcher in den Fliesen, wacklige Plastegriffe an den Türen usw. machen einen ganz schlechten Eindruck.
Sauberkeit:
In die Wäsche müssen die hellen, gepolsterten Stuhlauflagen. Meine war arg fleckig. Ansonsten stach nichts Nachteiliges in meine Augen.
Allgemein:
Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt.... mehr lesen
Alt - Berliner Gasthaus Dicker Engel
Alt - Berliner Gasthaus Dicker Engel€-€€€Restaurant, Gasthaus, Wirtshaus, Gaststätte03039809003Birkenstraße 44, 10551 Berlin
3.0 stars -
"Ein Ausflug ins alte Berlin im tiefen Moabit – Nur für Freunde des Deftigen – No Hipster, nothing „to go“" Hanseat1957Allgemein:
Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt.
Einem prominenten Politiker, der mal in meinem Beisein dort einen Tisch reservierte, verdanken wir diese Gastronomie-Empfehlung. Ich weiß gar nicht wo er dann immer sitzt um halbwegs geschützt essen zu können. Vor neugierigen Blicken geschützt, nicht vor Attentätern.
Das Lokal verfügt über drei Bereiche, gleich am Eingang beim dicken Engel, was mit frischer Luft, dann den Tresen, ein-zwei Tische und ein großer langer Raum. Dieser beginnt an der großen Durchreiche zur offenen Küche und endet
irgendwo da hinten vor dem Vorhang zur Toilettentür. Lange Tischereihen durchziehen den Raum, können aber zu Gruppen oder Einzeltischen umgruppiert werden.
Unsere Gruppe saß ganz vorn an der offenen Küche, was sich zu Hause und auch noch am nächsten Morgen schmerzhaft in Erinnerung brachte. Die Gattin bestand auf einem Klamottenwechsel und der Verbringung der Oberbekleidung auf den Balkon, zwecks Auslüftung. Den Mantel im Auto hatte ich vergessen, so roch mein Fahrzeug am nächsten Tag recht unfrisch und fettig. Während des Essens ist uns das nicht so in die Nase gefahren, zumal auch Alkohol im Spiel war.
Ich beschränkte mich auf immer wieder ein Glas Grauburgunder und Wasser dazu, welches »lose« im Glas serviert wurde. Ich dachte bisher, dass das in der Gastronomie verpönt sei. Die meisten anderen tranken die Biere des Hauses, in der hellen oder dunklen Variante. Es ist aber unklar, wo die herkommen und wer die braut. Im Laufe des Abends kam dann noch Linie Aquavit ins Spiel. Mein Wein war akzeptabel und ich blieb bei der einen Sorte, obwohl der Verdauungsschnaps mich schon gereizt hätte. Aber, die Heimreise sollte möglichst automobil erfolgen.
Die Gänse wurden schön präsentiert, letztlich sahen sie aber besser aus, als sie schmeckten. Bisschen trocken und bisschen fest, die hätten gut und gerne noch ein Weilchen im Ofen bleiben können. Die dazu gereichten Sachen waren mittelprächtig, der Rotkohl aus dem Glas oder wie aus dem Glas, der Grünkohl ohne Gewürze. Aber, die Klöße waren gut, die Kartoffeln konnte man nachsalzen. Die helle (!!) Soße zur Gans entsprang ganz sicher nicht aus Gänsen, aber alles zusammen war dann ja gans (sic!) rund und alle wurden satt.
Auch die Nichtgänseesser waren zufrieden, der Matjes klasse, die Bratkartoffeln etwas zu fett zumal noch Speckbohnen dazu kamen. Die Schweinsmedallions und die Käsespätzle gutes Mittelmaß.
Der Service agierte nett und fröhlich und es kam zu keinen Stockungen, nichts zu meckern. Wirklich bemerkenswert der Koch, der mit einer Hilfe ganz seeeeelenruhig seinen Job machte. Das konnten wir ja ausgiebig beobachten, ich kriege am heimischen Herd schon Panik, wenn ich für 5 Leute kochen muss. Profis können das, aber Gänse sind wohl in dem Heimatkulturkreis der Küchenmannschaft nicht das Kerngeschäft. Beachtlich war die Menge der Sahne-Tetrapacks, die der Koch im Laufe des Abends, unter zuhilfenahme eines Zauberstabes, zu Suppe verarbeitete. So mit Sahne aufmontiert schmeckt garantiert jede Suppe.
Ich muss gestehen, ich war etwas enttäuscht von der Küche, nach all den Elogen hier und der Politikerempfehlung. Es war ja nicht richtig schlecht, aber auch nicht gut, so 3,5 Punkte auf der Golocal-Skala. Die Räumlichkeiten sind schön, die Stimmung auch, die S-Bahn-Bänke (?) auch für längere Abende passabel, es fehlte nur das kulinarische Etwas ....
Vielleicht haben wir ja einen falschen Tag erwischt, oder, oder ... Wenn es passt, vielleicht noch mal, als zweite Chance.
Einem prominenten Politiker, der mal in meinem Beisein dort einen Tisch reservierte, verdanken wir diese Gastronomie-Empfehlung. Ich weiß gar nicht wo er dann immer sitzt um halbwegs geschützt essen zu können. Vor neugierigen Blicken geschützt, nicht vor Attentätern.
Das Lokal verfügt über drei Bereiche, gleich am Eingang beim dicken Engel, was mit frischer Luft, dann den Tresen, ein-zwei Tische und ein großer langer Raum. Dieser beginnt an der großen Durchreiche zur offenen Küche und endet
irgendwo da hinten vor dem Vorhang zur... mehr lesen
Alt - Berliner Gasthaus Dicker Engel
Alt - Berliner Gasthaus Dicker Engel€-€€€Restaurant, Gasthaus, Wirtshaus, Gaststätte03039809003Birkenstraße 44, 10551 Berlin
3.0 stars -
"Einem prominenten Politiker, der ma..." vatiEinem prominenten Politiker, der mal in meinem Beisein dort einen Tisch reservierte, verdanken wir diese Gastronomie-Empfehlung. Ich weiß gar nicht wo er dann immer sitzt um halbwegs geschützt essen zu können. Vor neugierigen Blicken geschützt, nicht vor Attentätern.
Das Lokal verfügt über drei Bereiche, gleich am Eingang beim dicken Engel, was mit frischer Luft, dann den Tresen, ein-zwei Tische und ein großer langer Raum. Dieser beginnt an der großen Durchreiche zur offenen Küche und endet
irgendwo da hinten vor dem Vorhang zur
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Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt. Meine Eisbeinfreude eher enttäuscht. Trotzdem kann ich den Dicken Engel allen empfehlen, die der deftigen Hausmannskost vom Strammen Max, Hackepeter, Knacker, Boulette, Currywurst, Kartoffelpuffer, Schnitzel, Blut- und Leberwurst über Kalbsleber bis hin zu Haxe und Eisbein gegenüber allen veganen Schattierungen den Vorzug geben.
Am besuchten Dienstagabend hielten sich wohl Touris und Kiezbewohner unter den Gästen die Waage, darunter auch junge Leute.
Als beschwipste Mädels vom Deutschen Turnfest reinschauten (mussten sich verirrt haben) und nach „Cocktails to go“ fragten, bekamen sie die passende Antwort, dass es im Dicken Engel nüscht „to go“ gebe!
Auf der Homepage sieht man das Speisen- und Getränkeangebot und einige Fotoimpressionen, die den Dicken Engel allerdings feiner darstellen als die rustikale Wirklichkeit (http://www.dickerengel.berlin).
Das Preis-Leistungsverhältnis ist kiezfreundlich und mir vier Sterne wert.
Service:
Eine patente Frau in schwarz und im mittleren Alter schmiss den Service. Sie verbreitete gute Laune. Als sich das Lokal etwas füllte, übernahm ein junger Mann die Zapfarbeit, der zuvor nur herumgelümmelt hatte. Im Verlauf meines Besuches nahm die Aufmerksamkeit der Bedienerin leider etwas ab und das Abräumen dauerte viel zu lang. Nicht auszudenken, wenn eine größere Gruppe eingefallen wäre.
Die Bierpreise mit 2,70 € für das Haushelle und 2,80 € für Köpi (0,3 l) noch üblich. Mineralwasser kommt für 0,4 l auf 2,90 € und die sechs offenen Weißen und fünf Roten liegen zwischen 4,10 € und 4,80 €.
Essen:
Die Karte habe ich ja schon mit ihrer Hausmannskost skizziert. Positiv finde ich, dass man auch für den kleinen Hunger zwischendurch, der ja mit dem Bier schnell kommt, eine Boulette (3,50 €) oder ein paar Knacker (5,50 €) mit Schrippe bekommt. Nun war ich nach langen Fußmärschen am ersten Tag meiner Berlinexkursion gut hungrig und traute mir eine Vorsuppe und ein Eisbein zu.
Die Meerretichsuppe mit Räucherlachsstreifen entpuppte sich als sehr dickflüssig und machte ihrem Namen alle Ehre. Nur etwas heißer hätte sie sein dürfen. Die wenigen Lachsstreifen waren dekorativ, behutsam auf die Suppe gelegt worden, die ja aber mit ihrer Konsistenz gut trug.
Nach diesem ersten Sättigungsbeitrag war ich froh, dass das Eisbein etwas auf sich warten ließ.
Als ich dann den vollen Teller mit einem Trumm von Eisbein gebracht bekam, wusste ich, dass mein Appetit auf eine wahre Probe gestellt würde.
Wie das Kosten der natürlich ordentlich schwabbeligen Schwarte ergab, war der Sud, in dem das Eisbein gegart worden war, typisch gewürzt worden. Piment, Wacholder, Lorbeer dürften drin gewesen sein. Leider war das viele Muskelfleisch unter der Schwarte nicht so, wie ich es vom Hämchen in rheinischen Brauhäusern kenne, denn es war zu wenig gepökelt und noch zu fest am Knochen. So war ordentlich Senf vonnöten, um das Fleisch nach guter Schneidarbeit genießen zu können.
Das Kartoffelpüree war eindeutig zu fest und leider nur ein wenig gesalzen. Muskat, Sahne oder Butter hätten ihm gutgetan. Das Sauerkraut mit kleinen Speckstücken war sehr trocken, aber geschmacklich gut, also nicht zu säuerlich. Das Beste auf dem Teller war das Erbspüree mit dem typischen Geschmack getrockneter Erbsen (in einem Restaurant Unter den Linden hatte man schlicht TK-Erbsen mit dem Pürierstab bearbeitet und als Erbsenpüree deklariert).
Ich habe mich redlich an meinem Eisbeinteller abgearbeitet, muss hier aber eingestehen, dass ich nach Zweidritteln kapituliert habe und einen Underberg trinken musste!
Also vom Eisbein im Dicken Engel rate ich eher ab. Die anderen Gerichte, die aus der offenen Küche, in der zwei Köche arbeiteten, durch die Gaststube getragen wurden, sahen gut aus und ich würde beim nächsten Mal wohl ein Schnitzelgericht aus der reichen Auswahl probieren wollen. Ordentlich Hunger sollte man angesichts der Portionsgrößen mitbringen oder man ordert sequentiell Bierhappen, bis nichts mehr geht.
Für mein Essen mag ich nur schwache drei Sterne vergeben.
Ambiente:
Fangen wir draußen an. Auf dem extrem breiten Trottoir hat der Dicke Engel zwei Tischreihen unter einer historischen Markise mit mächtigen Scherenarmen gestellt, die links durch Pflanzkübel gefasst werden.
Die Ursprungsfarbe der Markise kann man nicht mehr erahnen. Sonne und Regen haben sie tausendfach ausgebleicht und aufgeweicht. Die Konstruktion der Markise ist erhaltenswert, aber eine neue Bespannung würde ihr guttun.
Hinter dem Freiluftbereich geht es in den Hauptraum mit einem klassischen Tresen und Barhockern. Dahinter ein antikes Flaschen- und Gläserregal. Eine Glaswand trennt die Theke vom übrigen vorderen Bereich, was vielleicht mal einen Raucherbereich separierte. Die Decke ist hoch und es gibt Stuck, ein Band Sichtmauerwerk und Spiegel als Wanddeko. Der Boden besteht passend aus abgelaufenen Dielen. Etwas zusammengewürfelt die Stühle und Tische. Den Blickfang bildet eine riesige weiße Gipsfigur, ein weiblicher dicker Engel. Weitere Deko sind alte Radioapparate, ein Klavier, eine Nähmaschine.
Nach hinten geht es schlauchartig weiter und es endet mit den Toiletten. Richtig nostalgische Kneipenatmosphäre verströmt aber nur der vordere Bereich.
Was mir nicht gefiel, war der schmale schwarze Teppichläufer, der durch das ganze Lokal den Weg zu den Toiletten weist. Was den Läufer auch immer zusammenhalten mag, Stoff kann es nicht mehr sein. Aber wenn man ihn entfernte, würde man wohl an den Dielenboden gehen müssen, um einen Farbkontrast zwischen sichtbaren und derzeit verborgenen Dielen aufzuheben.
Absolut schrottig und dringend erneuerungsbedürftig empfand ich die Herrentoilette. Es mangelte nicht an Sauberkeit, aber viele Bohrlöcher in den Fliesen, wacklige Plastegriffe an den Türen usw. machen einen ganz schlechten Eindruck.
Sauberkeit:
In die Wäsche müssen die hellen, gepolsterten Stuhlauflagen. Meine war arg fleckig. Ansonsten stach nichts Nachteiliges in meine Augen.