Geschrieben am 13.02.2022 2022-02-13| Aktualisiert am
14.04.2022
Besucht am 29.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 277 EUR
Die letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging es ins historisch höchst interessante Hotel Elephant, das bis vor wenigen Jahren mit dem AnnaAmalia noch ein besterntes Restaurant beheimatete. Dann entschied man sich auch am Weimarer Marktplatz, einen Gang zurück zu schalten, Chefkoch Mario Fabbri wechselte in die oben erwähnte Weinbar. Im auch namentlich entschlackten AnnA setzt man nun hauptsächlich auf ein gehobenes regionales à-la-carte-Angebot und ergänzt dies durch ein kreativeres Abendmenue, das mit 94€ für sechs Gänge aber recht selbstbewusst bepreist ist.
Bei Wasser (nur 5,1€), White Port (6,0€)
und Campari-O (9,5€, aber mit frisch gepresstem Saft) bestellten wir etwas querbeet, was auch kein Problem war. Überhaupt agierten alle Kräfte sehr kundenorientiert, gut gelaunt, mit Respekt, aber auch Selbstbewusstsein, wenn ein Gast mal etwas zu Unrecht kritisierte (Datenschutz verhindert hier nähere Angaben!). Hat richtig Spaß gemacht! Wozu aber auch das nach meinem Geschmack einfach wunderschöne, elegante, aber nicht steife Ambiente beiträgt. Schon der Gang durch die Lobby-Bar des Elephant beschwingt mich und auch der langgezogene Gastraum mit Blick in den Garten hat ebenso Stil wie ausreichend Platz, die Tische angenehm zu platzieren, so dass wir uns weder einsam, noch von einer kleinen Business-Gesellschaft gestört fühlten.
Frau Kühn im Service nahm meine Erinnerung an die Sterne-Zeit bedauernd zur Kenntnis und machte uns erst einmal mit dem aktuellen Motto vertraut: „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Ein Amuse gehört dazu nicht mehr, ebensowenig wie Mignardises zum Abschluss. Aber immerhin zweierlei gutes Brot begleitet von einer Linsencrème, Olivenöl, Butter und Fleur de Sel.
Der aus der Weinbegleitung heraus empfohlene Grauburgunder vom Saale-Weingut Zahn überzeugte uns nicht (genug), aber aus guten alten Zeiten fand sich noch ein feines Mosel-Gewächs, das geschmacklich voll einschlug. Zudem mit 60€ ein echtes Schnäppchen, denn im Netz werden derzeit 38€ aufgerufen. Und für genau diese Summe wurde uns sogar noch ein zweites Fläschchen für den heimischen Keller verkauft. Da das etwas länger dauerte, vermute ich mal, dass der Service auch erst im Netz nach einem Preis suchen musste;-)
Für Spaß im Glas war also gesorgt, während ich alleine mit Thüringer Wild(schwein)schinken (18€) startete, der mit Steckrübe, präsentem Basilikum und Kümmelvariationen stimmig kombiniert wurde. Die seit dem Winter 1916/17 hierzulande oft geschmähte Rübe konnte sich gut gegen die recht salzige Schweinerei behaupten, besonders durch die knackige Textur der süß-sauer eingelegten Variante. Das Kümmel-Karamell blieb entgegen meiner Besorgnis angenehm im Hintergrund und setzte sich erst gegen Ende eines Happens in Szene. Eine „irgendwie“ bekannte, rustikale Geschmackswelt, aber verfeinert und mit dem Basilikum gelungen erweitert.
Beide genossen wir dann das bei 62 Grad knapp über Läufigkeit gegarte Landei (18€), zu dem wohl gepökelter Wels in einem salzig-kühlen Kontrast stand. Natürlich begleitet von feinem Kartoffelschaum und statt Spinat hob würzig-kräuterige Petersilie das Ganze aus zu viel Molligkeit. Das und eine gute Prise Chilipulver!
Bei der Thüringer Sauerkrautsuppe mit Senfsaat (14€) wäre ich wieder solo gewesen, aber der Service hatte etwas „dagegen“. So bekam auch meine Liebste einen Teller der samtenen, vermutlich durchs Sieb gestrichenen Suppe, denn kein Fetzchen Kohl trübte die Freunde über die erfrischende Säure, die mittels der Sahne gut eingebunden war. Auf der Zunge zerplatzten die kleinen Senfkörner, vermutlich nicht die einzigen Scharfmacher. Für etwas zum Knabbern war der nicht weltbewegende, aber mit Sesam und Käse schon leckere Vollkorn-Blätterteigzopf zuständig. Nur die in der Karte angekündigte Petersilie glänzte am Gaumen durch Abwesenheit, hier wäre neben der Winzigkeit von Chiffonade ein Öl sicher nicht verkehrt gewesen. Trotzdem: Dieser Ausflug fort vom Menü geriet überraschend elegant, nicht das, was ich mir unter einem Sauerkraut-Gang vorgestellt hatte. Wie angenehm.
Vor dem Fleisch konnte ich natürlich nicht umhin, um ein Sorbet (4€) zu bitten. Die Wahl fiel auf erfrischende Passionsfrucht und die Küche präsentierte stilvoll.
Ganz gut, dass die Erfrischung kam, denn die Küche ließ sich viel Zeit mit dem nächsten Teller.
Der Hauptgang (39€) stellte dann eine Premiere dar, denn Mufflon hatte ich zuvor noch nicht probieren dürfen. In der Tat seinem zahmen Verwandten aromatisch nicht unähnlich, hatte ich spontan eine Assoziation zu Bison-Fleisch. Das perfekt medium gebratene Rückenstück war auch fester als das übliche Lamm, aber überhaupt nicht zäh. Wilder, halt. Sehr gut gelungen die Beilagen, sei es die intensiv reduzierte Sauce, der in Textur und Geschmack perfekt gelungene Haselnussbutter-Crumble, schön heiße Waldpilze oder der Kopfsalat, der in der Pfanne Röstaromen bis an die Grenze zur Bitterkeit bekommen hatte. Was auch Sinn machte, um dem kräftigen Fleisch Paroli zu bieten.
Schön, dass das AnnA einen veritablen Käsegang (16€) anbietet: Variationen von altem Gouda, Birne und Johannisbeere. Das gab schöne Kombinationsmöglichkeiten von süß, sauer, umami und salzig, dazu die vielen Konsistenzen. Nichts Weltbewegendes, aber interessant und lecker. Den von mir gewünschten Banyuls wollte der Service nur ungern bringen, da zu mächtig. Aber Hey! am Ende entscheidet der persönliche Geschmack und der Käse konnte schon was. Außerdem macht Bertrand guten Stoff, gleich nach Gebrüdern Parcé. Für mich passte das schon. Kam der süße Pyrenäe vielleicht deshalb nicht auf die Rechnung, weil er gegen den Rat des Service bestellt wurde? Nein, sicher nicht, zu kundenorientiert agiert hier das Team!
An diesem schönen Abend wollte ich den Süßen Fan nicht allein beim Dessert lassen! Zu lecker klangen Rosmarin, Cheesecake und Weinbergpfirsich (14€). Und: Endlich mal hat mich ein süßer Gang glücklich gemacht. Wie ein lockerer Flan die Quarkcreme mit den knusprigen Krümeln, kühles Rosmarineis, saftig-süßes Pfirsichragout, nicht zur Unkenntlichkeit verkocht, ein kleiner würziger Knusper durch geröstete Rosmarin-Nadeln, gegen die Süße frischer Sauerrahm. Passte alles wunderbar - Schleck, Suchtgefahr!
Auch hier spendierte das Haus etwas Süßes - Moscato d‘Asti hat in den letzten zwei, drei Jahren ein unglaubliches Comeback hingelegt. Zu Recht, wie dieses Pairing zeigte.
Und so endete ein Besuch, der auch ohne Gaumenschmeichler und Kleingebäck rundum überzeugte. „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Das ist dem Team des AnnA umfassend geglückt. Sollten beim nächsten Weimar-Besuch die Alternativen erneut geschlossen sein, werde ich mit Freuden wieder am Marktplatz einkehren!
Die letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging... mehr lesen
Restaurant AnnA im Hotel Elephant
Restaurant AnnA im Hotel Elephant€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet036438028020Markt 19, 99423 Weimar
4.5 stars -
"Vom Lob des Einfacheren" DerBorgfelderDie letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging
Geschrieben am 29.03.2015 2015-03-29| Aktualisiert am
29.03.2015
Besucht am 28.03.2015
Kein Geringerer als Altvater Goethe hat diese Zeilen verfasst und nun endlich schafften auch wir den Gang hierher. Weimar und Kultur, Goethe und Schiller, und und und......
Wer an Weimar denkt, denkt an die Klassiker und ein solcher ist auch das Hotel "Elephant" mit seinem Gourmetrestaurant Anna Amalia.
1696 erstmals erwähnt, gab es wohl an der gleichen Stelle ein Wirtshaus und eine Poststation, so dass dieses Datum gleichzusetzen ist mit der Ersterwähnung.
Verschiedenste Künstler gingen hier ein und aus, Wieland, Herder, Goethe, Schiller, Liszt, Wagner....
Im 20. Jahrhundert sammelten sich hier Bauhauskünstler und dann irgendwann auch der Gröfaz. Und, wie sollte es anders sein, 1938 wird das Hotel praktisch neu erfunden, abgerissen und neu gebaut. In typischer Architektur, die das Haus auch heute noch atmet. Man erkennt Anklänge noch in der Gestaltung der Räume, der Treppenhäuser.
Nun aber haben wir hier ein Haus 5 Sterneklasse und seit 12 Jahren schmückt sich das Restaurant mit einem Michelinstern.
Verantwortlich dafür ist Marcello Fabbri mit seinem Team, man möchte fast sagen, ein dem Gast zugewandter Pfundskerl.
Ein Bär von einem Mann, der bei seinen Besuchen im Gastraum die Gäste mit seinem italienischen Charme verzaubert und auf eine kulinarische Reise mitnimmt. Natürlich italienisch geprägt, zaubert er aus den frischen Zutaten Geschmackserlebnisse erster Güte.
Das Restaurant selbst ist räumlich geprägt von der schieren Größe. Eher in dunklerem Braun gehaltene vertäfelte Wände, die Fensterfront durchbrochen von großen, raumtragenden Säulen mit den fackelähnlichen Beleuchtungen, sicher noch im Anklang an die 1930er Jahre. So wirken die Tische zwar nicht verloren, aber doch luftig gestellt. Trotz aller Größe und vollbesetzten Tische hält sich die Lautstärke in Grenzen. Na gut, wer hier einkehrt, will genießen.
Noch dem Charme des Maitre erlegen, entschieden wir uns der Einfachheit halber für das von ihm in Aussicht gestellte Überraschungsmenü in....., ja, mehreren Gängen. Schelmisch schulterzuckend zählte er an den Fingern ab, wie viele es wohl sein werden, wir kamen so auf 7, vielleicht auch 9, wie wir uns fühlen würden. Und wir könnten uns auch getrost auf die Weinbegleitung verlassen.....
Na gut, wir verließen uns und machten alles richtig. Nun wird der Leser erwarten, dass ich die einzelnen Gänge aufzähle, aber ich muss euch enttäuschen.
Einzelne habe ich in der Karte wiederentdeckt, andere nicht, also doch Überraschendes aus der Küche.
Zuerst gab es natürlich einen umwerfenden Brotkorb mit verschiedensten, natürlich hausgebackenen Knabbereien, dazu verschiedene Aufstriche. Schon hier ein Genuss.
Dazu dann Grüße aus der Küche, kleine zarte Käsepralinen, auf dem Löffel arrangierte Creme.
Entschuldigt, ich habe einfach genossen.
Aber hier, hier kommt ein Gang, den es auf der Karte gibt: Filet von der Rotbarbe mit Fenchel, Rosmarin-Crostini und Safranaufguss. Gut, klein und fein und übersichtlich, aber Genuss pur am Gaumen, die Geschmäcker ergänzten sich. Nie hätte ich gedacht, dass ein solch Filet dermaßen knusprig und trotzdem nicht trocken daherkommt.
Nun ein Gang, der im Menü für mich ein Higlight darstellte. Mascarpone Ravioli mit Hummerragout, Norcia Trüffel und Eigelbcreme. Optisch eine Augenweide, stieg der Trüffelduft angenehm in die Nase. Und mit Trüffel wurde nicht gespart. Ein genialer Gang. Und dazu gabe es... Genau Weisswein. Ich glaube einen heimischen Riesling. Ich weiss es nicht mehr. Ich wollte einfach nur genießen.
Und so ließ ich mich treiben. Hin zu in Salzteig gegartem und am Tisch aus der Salzkruste befreitem Filet vom Branzino, mit Kartoffelstampf und Assietra-Kaviar.
Als Hauptgericht wurde uns mit Pinienkernen gratinierter Rücken vom Thüringer Lamm an Zwiebeltarte, Basilikumpesto und Romanesco offeriert. Das Fleisch ließ sich am Gaumen zerdrücken, die Zwiebeltarte brachte Weimarer Lokalkolorit ( schließlich gibt's hier den bekanntesten Zwiebelamrkt ) und herzhaft deftigen Geschmack ins Spiel.
Ach, genau, an den Bildern sehe ich es. In der Vorspeisenabfolge erfreuten wir uns auch noch an Variationen von Entenstopfleber. Gut, Asche aufs Haupt, am Tisch diskutierten wir es aus: darf man das???? Da gehen die Meinungen sicher auseinander. Eigentlich darf man nicht, aber es ist sooooo lecker.
Was habe ich vergessen? Den überaus gut bestückten Käsewagen? Die gereichten handgeschöpften Pralinen? Das Rhabarberdessert mit Ivoireschokolade?
Ich habe mich bemüht, euch auf meine Reise mitzunehmen, aber man sollte es auch schon selbst erleben. Vor allen Dingen auch den herzlichen, dem Gast zugewandten Service, die gute Laune auch beim kurzen Plausch herüberbringen. Egal, wer an den Tisch kommt.
Eine tolle Teamleistung. Natürlich kostet das alles Geld, aber lasst euch trösten. Je mehr Gänge, um so besser. Der Sprung vom 7. auf den 8. Gang ist für schlappe 10€ zu haben. Da relativieren sich die ersten 120,00€.
Und eine solche Küche lässt sich eher auch nicht in Zahlen ausdrücken.
Kein Geringerer als Altvater Goethe hat diese Zeilen verfasst und nun endlich schafften auch wir den Gang hierher. Weimar und Kultur, Goethe und Schiller, und und und......
Wer an Weimar denkt, denkt an die Klassiker und ein solcher ist auch das Hotel "Elephant" mit seinem Gourmetrestaurant Anna Amalia.
1696 erstmals erwähnt, gab es wohl an der gleichen Stelle ein Wirtshaus und eine Poststation, so dass dieses Datum gleichzusetzen ist mit der Ersterwähnung.
Verschiedenste Künstler gingen hier ein und aus, Wieland, Herder, Goethe, Schiller,... mehr lesen
Restaurant AnnA im Hotel Elephant
Restaurant AnnA im Hotel Elephant€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet036438028020Markt 19, 99423 Weimar
5.0 stars -
"Kein Geringerer als Altvater Goethe..." BärchenKein Geringerer als Altvater Goethe hat diese Zeilen verfasst und nun endlich schafften auch wir den Gang hierher. Weimar und Kultur, Goethe und Schiller, und und und......
Wer an Weimar denkt, denkt an die Klassiker und ein solcher ist auch das Hotel "Elephant" mit seinem Gourmetrestaurant Anna Amalia.
1696 erstmals erwähnt, gab es wohl an der gleichen Stelle ein Wirtshaus und eine Poststation, so dass dieses Datum gleichzusetzen ist mit der Ersterwähnung.
Verschiedenste Künstler gingen hier ein und aus, Wieland, Herder, Goethe, Schiller,
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging es ins historisch höchst interessante Hotel Elephant, das bis vor wenigen Jahren mit dem AnnaAmalia noch ein besterntes Restaurant beheimatete. Dann entschied man sich auch am Weimarer Marktplatz, einen Gang zurück zu schalten, Chefkoch Mario Fabbri wechselte in die oben erwähnte Weinbar. Im auch namentlich entschlackten AnnA setzt man nun hauptsächlich auf ein gehobenes regionales à-la-carte-Angebot und ergänzt dies durch ein kreativeres Abendmenue, das mit 94€ für sechs Gänge aber recht selbstbewusst bepreist ist.
Bei Wasser (nur 5,1€), White Port (6,0€)
und Campari-O (9,5€, aber mit frisch gepresstem Saft) bestellten wir etwas querbeet, was auch kein Problem war. Überhaupt agierten alle Kräfte sehr kundenorientiert, gut gelaunt, mit Respekt, aber auch Selbstbewusstsein, wenn ein Gast mal etwas zu Unrecht kritisierte (Datenschutz verhindert hier nähere Angaben!). Hat richtig Spaß gemacht! Wozu aber auch das nach meinem Geschmack einfach wunderschöne, elegante, aber nicht steife Ambiente beiträgt. Schon der Gang durch die Lobby-Bar des Elephant beschwingt mich und auch der langgezogene Gastraum mit Blick in den Garten hat ebenso Stil wie ausreichend Platz, die Tische angenehm zu platzieren, so dass wir uns weder einsam, noch von einer kleinen Business-Gesellschaft gestört fühlten.
Frau Kühn im Service nahm meine Erinnerung an die Sterne-Zeit bedauernd zur Kenntnis und machte uns erst einmal mit dem aktuellen Motto vertraut: „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Ein Amuse gehört dazu nicht mehr, ebensowenig wie Mignardises zum Abschluss. Aber immerhin zweierlei gutes Brot begleitet von einer Linsencrème, Olivenöl, Butter und Fleur de Sel.
Der aus der Weinbegleitung heraus empfohlene Grauburgunder vom Saale-Weingut Zahn überzeugte uns nicht (genug), aber aus guten alten Zeiten fand sich noch ein feines Mosel-Gewächs, das geschmacklich voll einschlug. Zudem mit 60€ ein echtes Schnäppchen, denn im Netz werden derzeit 38€ aufgerufen. Und für genau diese Summe wurde uns sogar noch ein zweites Fläschchen für den heimischen Keller verkauft. Da das etwas länger dauerte, vermute ich mal, dass der Service auch erst im Netz nach einem Preis suchen musste;-)
Für Spaß im Glas war also gesorgt, während ich alleine mit Thüringer Wild(schwein)schinken (18€) startete, der mit Steckrübe, präsentem Basilikum und Kümmelvariationen stimmig kombiniert wurde. Die seit dem Winter 1916/17 hierzulande oft geschmähte Rübe konnte sich gut gegen die recht salzige Schweinerei behaupten, besonders durch die knackige Textur der süß-sauer eingelegten Variante. Das Kümmel-Karamell blieb entgegen meiner Besorgnis angenehm im Hintergrund und setzte sich erst gegen Ende eines Happens in Szene. Eine „irgendwie“ bekannte, rustikale Geschmackswelt, aber verfeinert und mit dem Basilikum gelungen erweitert.
Beide genossen wir dann das bei 62 Grad knapp über Läufigkeit gegarte Landei (18€), zu dem wohl gepökelter Wels in einem salzig-kühlen Kontrast stand. Natürlich begleitet von feinem Kartoffelschaum und statt Spinat hob würzig-kräuterige Petersilie das Ganze aus zu viel Molligkeit. Das und eine gute Prise Chilipulver!
Bei der Thüringer Sauerkrautsuppe mit Senfsaat (14€) wäre ich wieder solo gewesen, aber der Service hatte etwas „dagegen“. So bekam auch meine Liebste einen Teller der samtenen, vermutlich durchs Sieb gestrichenen Suppe, denn kein Fetzchen Kohl trübte die Freunde über die erfrischende Säure, die mittels der Sahne gut eingebunden war. Auf der Zunge zerplatzten die kleinen Senfkörner, vermutlich nicht die einzigen Scharfmacher. Für etwas zum Knabbern war der nicht weltbewegende, aber mit Sesam und Käse schon leckere Vollkorn-Blätterteigzopf zuständig. Nur die in der Karte angekündigte Petersilie glänzte am Gaumen durch Abwesenheit, hier wäre neben der Winzigkeit von Chiffonade ein Öl sicher nicht verkehrt gewesen. Trotzdem: Dieser Ausflug fort vom Menü geriet überraschend elegant, nicht das, was ich mir unter einem Sauerkraut-Gang vorgestellt hatte. Wie angenehm.
Vor dem Fleisch konnte ich natürlich nicht umhin, um ein Sorbet (4€) zu bitten. Die Wahl fiel auf erfrischende Passionsfrucht und die Küche präsentierte stilvoll.
Ganz gut, dass die Erfrischung kam, denn die Küche ließ sich viel Zeit mit dem nächsten Teller.
Der Hauptgang (39€) stellte dann eine Premiere dar, denn Mufflon hatte ich zuvor noch nicht probieren dürfen. In der Tat seinem zahmen Verwandten aromatisch nicht unähnlich, hatte ich spontan eine Assoziation zu Bison-Fleisch. Das perfekt medium gebratene Rückenstück war auch fester als das übliche Lamm, aber überhaupt nicht zäh. Wilder, halt. Sehr gut gelungen die Beilagen, sei es die intensiv reduzierte Sauce, der in Textur und Geschmack perfekt gelungene Haselnussbutter-Crumble, schön heiße Waldpilze oder der Kopfsalat, der in der Pfanne Röstaromen bis an die Grenze zur Bitterkeit bekommen hatte. Was auch Sinn machte, um dem kräftigen Fleisch Paroli zu bieten.
Schön, dass das AnnA einen veritablen Käsegang (16€) anbietet: Variationen von altem Gouda, Birne und Johannisbeere. Das gab schöne Kombinationsmöglichkeiten von süß, sauer, umami und salzig, dazu die vielen Konsistenzen. Nichts Weltbewegendes, aber interessant und lecker. Den von mir gewünschten Banyuls wollte der Service nur ungern bringen, da zu mächtig. Aber Hey! am Ende entscheidet der persönliche Geschmack und der Käse konnte schon was. Außerdem macht Bertrand guten Stoff, gleich nach Gebrüdern Parcé. Für mich passte das schon. Kam der süße Pyrenäe vielleicht deshalb nicht auf die Rechnung, weil er gegen den Rat des Service bestellt wurde? Nein, sicher nicht, zu kundenorientiert agiert hier das Team!
An diesem schönen Abend wollte ich den Süßen Fan nicht allein beim Dessert lassen! Zu lecker klangen Rosmarin, Cheesecake und Weinbergpfirsich (14€). Und: Endlich mal hat mich ein süßer Gang glücklich gemacht. Wie ein lockerer Flan die Quarkcreme mit den knusprigen Krümeln, kühles Rosmarineis, saftig-süßes Pfirsichragout, nicht zur Unkenntlichkeit verkocht, ein kleiner würziger Knusper durch geröstete Rosmarin-Nadeln, gegen die Süße frischer Sauerrahm. Passte alles wunderbar - Schleck, Suchtgefahr!
Auch hier spendierte das Haus etwas Süßes - Moscato d‘Asti hat in den letzten zwei, drei Jahren ein unglaubliches Comeback hingelegt. Zu Recht, wie dieses Pairing zeigte.
Und so endete ein Besuch, der auch ohne Gaumenschmeichler und Kleingebäck rundum überzeugte. „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Das ist dem Team des AnnA umfassend geglückt. Sollten beim nächsten Weimar-Besuch die Alternativen erneut geschlossen sein, werde ich mit Freuden wieder am Marktplatz einkehren!