Geschrieben am 16.02.2020 2020-02-16| Aktualisiert am
16.02.2020
Besucht am 06.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 65 EUR
Wenn man von der B10 auf die Ettlinger Allee in Richtung Rüppurr abbiegt, kommt gleich rechter Hand ein architektonisches Freilichtmuseum: Die Siedlung Dammerstock, bekannt für allerhand kubische Bauhäuser aus Glas und Beton, die ab Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts unter der Ägide von Walter Gropius entstanden.
Die “Gaststätte zum Dammerstock“ ist im alten Torhaus untergebracht, einem multifunktionalen Zweckbau von Otto Haesler, der damals neben dem an drei Seiten verglasten Restaurant unter anderem eine Metzgerei und ein Blockheizkraftwerk beherbergte; heute lädt die altbackene Beschriftung den Vorbeifahrenden ebenso wenig ein wie das ganze Gebäude, sondern verströmt eine Aura von Erbsensuppe, Würstchen mit Kartoffelsalat und sonntags Schweinebraten.
Wie falsch, wie falsch.
Nach jahrelangem Vorbeifahren nötigte uns nämlich ein Termin in einer nahegelegenen, wortstammmäßig der Gastronomie verwandten Praxis, von der Ettlinger Allee in die Nürnberger Straße abzubiegen und das flache Haus endlich mal von der Seite zu Gesicht zu bekommen. Schon war unser Interesse geweckt, und wir nutzten die nächste Gelegenheit, den Glaskasten mal näher zu betrachten.
In der alten Metzgerei ist heute ein zum Restaurant gehörendes Ladengeschäft untergebracht, wo man allerlei italienische Spezereien erwerben kann. Das Erasmus selbst ist elegant eingerichtet und die Tische sind so weitläufig gestellt, dass man nicht gezwungen ist, an den Unterhaltungen anderer Leute passiv teilzunehmen - für uns eine ganz wesentliche Voraussetzung, um unser Essen wirklich genießen zu können.
Andrea und Marcello Gallotti haben sich mit Haut und Haaren der Slow-food-Bewegung verschrieben, außerdem gehört zu ihrer Philosophie, dass vom Tier so gut wie alles auf den Teller kommt. Das Restaurant ist nach DE-ÖKO zertifiziert und trägt unter anderem die Auszeichnung “Tierschutz auf dem Teller“ der Schweisfurth-Stiftung. Überhaupt platzt die ganze Website vor Stolz auf das Geleistete; das etwas hochtönende Credo endet mit dem Satz “Das kann sonst keiner.“ Na dann.
Als wir vor gut einem Jahr dort zu Mittag aßen, gab es unter anderem ein Menü für Businessluncher, bei dem man nicht nur Insalata/Zuppa, Antipasto, Primo, Secondo und Dolce frei nach Appetit und Geldbeutel kombinieren konnte (29 bis 45 €), sondern bei den einzelnen Gängen auch reichlich Alternativen hatte.
Die Alternativen gibt es heute auch noch, aber die Preise gestalten sich inzwischen so, dass es mittags durchgängig 20% Rabatt auf alles gibt. Für drei Gänge sind jetzt allerdings mindestens 60 € fällig, es sei denn, man wählt Gnocchi und die zwei Nachspeisen. Vegetarier kommen mit 48 € etwas günstiger weg. Wer sich mittags die vollen 8 Gänge des Menu grande zutraut, zum Beispiel nach einer kräftezehrenden Anreise aus Bremen, ist mit 115 € dabei, das ist dann nur 10% weniger als abends (129 €). Jetzt aber zurück zu unserem Besuch.
Als Gruß aus der Küche erschien zunächst mal ein muschelgefüllter Seeigel, ein mit Vorsicht zu genießender, aber sehr erfreulicher Beginn,
dazu was zum Knuspern, das uns durch das Mittagessen begleitete.
Wir hatten uns für das Dreigangmenü entschieden. Meine Frau startete mit einer würzigen und großzügig überkrusteten Zwiebelsuppe,
ich mit einer kräftigen und beileibe nicht zu dünn geratenen Pilzrahmsuppe.
Danach ging es mit Pasta weiter. Meine Frau war mit der Raffinesse ihrer Spaghetti alla Vongole nicht hundertprozentig zufrieden: Die Muscheln waren zwar toll, aber die Spaghetti waren für ihren Geschmack sehr bissfest. Das hätte nicht sein müssen: Frau Gallotti klärte uns später auf, dass man hier kocht wie zu Hause in Italien, wo der Bissfestigkeit kaum Grenzen gesetzt zu sein scheinen, aber dass man sich gerne anpasst, wenn es etwas weniger knurpsig gewünscht wird. Das hätte man halt wissen müssen. Dass die Nudeln nur nach Petersilie und etwas Butter schmeckten, während Knoblauch nicht auszumachen war, war auch etwas schade, könnte aber damit zusammenhängen, dass wir uns den daheim so reichlich gönnen, dass wir ihn in Nuancen gar nicht mehr wahrnehmen.
Ich blieb einfach bei Pilzen, schon deshalb, weil 2018 ein so dürftiges Pilzjahr war, dass bei uns im Wald, wo einem die schönsten Exemplare normalerweise von selber in der Korb hüpfen, kaum was zu finden war. Für mich gab es also ein Gericht, das nicht auf der Karte stand, Tagliatelle mit Waldpilzen. Aus diesen hatte Herr Gallotti geschmacklich zwar das Beste herausgeholt, aber einige waren ihm doch ziemlich matschig geraten. Wie gesagt, 2018 war kein gutes Jahr...
Zum Schluss hatte meine Frau ihre obligatorische Sorbetkugel, die für den gehobenen Stil des Hauses recht nackt daherkam und zum Beispiel von ein wenig Prosecco oder anderem geeignetem Alkohol durchaus noch profitiert hätte.
Mein Nachtisch bestand aus dreierlei gut gereiften Käse mit feinem Zwiebelkompott. Großes Lob gibt es schließlich dafür, dass stilles Flaschenwasser zum Essen umsonst gereicht wird, etwas, was in vielen Ländern der Welt selbstverständlich ist, aber leider nicht in Deutschland.
Nicht nur an der tadellosen Umsorgung durch Chefin und Chef merkt man, dass das Erasmus hohe Ansprüche an sich selber stellt, was bei dem Namen auch kein Wunder ist. Wie gesagt, alles bio und vor allem slow, deshalb sollte man auch ausreichend Zeit mitbringen. Wir hatten dort gut anderthalb Stunden verbracht, für die genannten drei Gänge plus Gruß aus der Küche, was mit einer handelsüblichen Mittagspause kaum vereinbar ist. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn es auf Wunsch etwas schneller geht.
Fazit: Für ein Restaurant, das im Michelin zwar erwähnt wird, aber dort noch nicht einmal einen Teller hat, verlangt das Erasmus eine Menge Geld, schon damals, und heute noch mehr. Es wäre durchaus interessant herauszufinden, ob mit diesem Preisschub auch der nötige Qualitätsschub einherging. Da es sehr aber offen ist, ob und wenn ja, wann wir das auf uns nehmen werden, lasse ich es erst mal bei diesem Bericht aus dem Jahr 2018 bewenden. Vielleicht fühlt sich ja jemand Wohlhabendes aus der GroßenGastroGuideGemeinde berufen, dort mal vorbeizuschauen.
Wenn man von der B10 auf die Ettlinger Allee in Richtung Rüppurr abbiegt, kommt gleich rechter Hand ein architektonisches Freilichtmuseum: Die Siedlung Dammerstock, bekannt für allerhand kubische Bauhäuser aus Glas und Beton, die ab Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts unter der Ägide von Walter Gropius entstanden.
Die “Gaststätte zum Dammerstock“ ist im alten Torhaus untergebracht, einem multifunktionalen Zweckbau von Otto Haesler, der damals neben dem an drei Seiten verglasten Restaurant unter anderem eine Metzgerei und ein Blockheizkraftwerk beherbergte; heute... mehr lesen
Erasmus Restaurant
Erasmus Restaurant€-€€€Restaurant, Biergarten072140242391Nürnberger Str. 1, 76199 Karlsruhe
3.5 stars -
"Lunch für Businessmänner und -frauen mit zeitlichem und finanziellem Spielraum" OparazzoWenn man von der B10 auf die Ettlinger Allee in Richtung Rüppurr abbiegt, kommt gleich rechter Hand ein architektonisches Freilichtmuseum: Die Siedlung Dammerstock, bekannt für allerhand kubische Bauhäuser aus Glas und Beton, die ab Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts unter der Ägide von Walter Gropius entstanden.
Die “Gaststätte zum Dammerstock“ ist im alten Torhaus untergebracht, einem multifunktionalen Zweckbau von Otto Haesler, der damals neben dem an drei Seiten verglasten Restaurant unter anderem eine Metzgerei und ein Blockheizkraftwerk beherbergte; heute
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Die “Gaststätte zum Dammerstock“ ist im alten Torhaus untergebracht, einem multifunktionalen Zweckbau von Otto Haesler, der damals neben dem an drei Seiten verglasten Restaurant unter anderem eine Metzgerei und ein Blockheizkraftwerk beherbergte; heute lädt die altbackene Beschriftung den Vorbeifahrenden ebenso wenig ein wie das ganze Gebäude, sondern verströmt eine Aura von Erbsensuppe, Würstchen mit Kartoffelsalat und sonntags Schweinebraten.
Wie falsch, wie falsch.
Nach jahrelangem Vorbeifahren nötigte uns nämlich ein Termin in einer nahegelegenen, wortstammmäßig der Gastronomie verwandten Praxis, von der Ettlinger Allee in die Nürnberger Straße abzubiegen und das flache Haus endlich mal von der Seite zu Gesicht zu bekommen. Schon war unser Interesse geweckt, und wir nutzten die nächste Gelegenheit, den Glaskasten mal näher zu betrachten.
In der alten Metzgerei ist heute ein zum Restaurant gehörendes Ladengeschäft untergebracht, wo man allerlei italienische Spezereien erwerben kann. Das Erasmus selbst ist elegant eingerichtet und die Tische sind so weitläufig gestellt, dass man nicht gezwungen ist, an den Unterhaltungen anderer Leute passiv teilzunehmen - für uns eine ganz wesentliche Voraussetzung, um unser Essen wirklich genießen zu können.
Andrea und Marcello Gallotti haben sich mit Haut und Haaren der Slow-food-Bewegung verschrieben, außerdem gehört zu ihrer Philosophie, dass vom Tier so gut wie alles auf den Teller kommt. Das Restaurant ist nach DE-ÖKO zertifiziert und trägt unter anderem die Auszeichnung “Tierschutz auf dem Teller“ der Schweisfurth-Stiftung. Überhaupt platzt die ganze Website vor Stolz auf das Geleistete; das etwas hochtönende Credo endet mit dem Satz “Das kann sonst keiner.“ Na dann.
Als wir vor gut einem Jahr dort zu Mittag aßen, gab es unter anderem ein Menü für Businessluncher, bei dem man nicht nur Insalata/Zuppa, Antipasto, Primo, Secondo und Dolce frei nach Appetit und Geldbeutel kombinieren konnte (29 bis 45 €), sondern bei den einzelnen Gängen auch reichlich Alternativen hatte.
Die Alternativen gibt es heute auch noch, aber die Preise gestalten sich inzwischen so, dass es mittags durchgängig 20% Rabatt auf alles gibt. Für drei Gänge sind jetzt allerdings mindestens 60 € fällig, es sei denn, man wählt Gnocchi und die zwei Nachspeisen. Vegetarier kommen mit 48 € etwas günstiger weg. Wer sich mittags die vollen 8 Gänge des Menu grande zutraut, zum Beispiel nach einer kräftezehrenden Anreise aus Bremen, ist mit 115 € dabei, das ist dann nur 10% weniger als abends (129 €). Jetzt aber zurück zu unserem Besuch.
Als Gruß aus der Küche erschien zunächst mal ein muschelgefüllter Seeigel, ein mit Vorsicht zu genießender, aber sehr erfreulicher Beginn,
dazu was zum Knuspern, das uns durch das Mittagessen begleitete.
Wir hatten uns für das Dreigangmenü entschieden. Meine Frau startete mit einer würzigen und großzügig überkrusteten Zwiebelsuppe,
ich mit einer kräftigen und beileibe nicht zu dünn geratenen Pilzrahmsuppe.
Danach ging es mit Pasta weiter. Meine Frau war mit der Raffinesse ihrer Spaghetti alla Vongole nicht hundertprozentig zufrieden: Die Muscheln waren zwar toll, aber die Spaghetti waren für ihren Geschmack sehr bissfest. Das hätte nicht sein müssen: Frau Gallotti klärte uns später auf, dass man hier kocht wie zu Hause in Italien, wo der Bissfestigkeit kaum Grenzen gesetzt zu sein scheinen, aber dass man sich gerne anpasst, wenn es etwas weniger knurpsig gewünscht wird. Das hätte man halt wissen müssen. Dass die Nudeln nur nach Petersilie und etwas Butter schmeckten, während Knoblauch nicht auszumachen war, war auch etwas schade, könnte aber damit zusammenhängen, dass wir uns den daheim so reichlich gönnen, dass wir ihn in Nuancen gar nicht mehr wahrnehmen.
Ich blieb einfach bei Pilzen, schon deshalb, weil 2018 ein so dürftiges Pilzjahr war, dass bei uns im Wald, wo einem die schönsten Exemplare normalerweise von selber in der Korb hüpfen, kaum was zu finden war. Für mich gab es also ein Gericht, das nicht auf der Karte stand, Tagliatelle mit Waldpilzen. Aus diesen hatte Herr Gallotti geschmacklich zwar das Beste herausgeholt, aber einige waren ihm doch ziemlich matschig geraten. Wie gesagt, 2018 war kein gutes Jahr...
Zum Schluss hatte meine Frau ihre obligatorische Sorbetkugel, die für den gehobenen Stil des Hauses recht nackt daherkam und zum Beispiel von ein wenig Prosecco oder anderem geeignetem Alkohol durchaus noch profitiert hätte.
Mein Nachtisch bestand aus dreierlei gut gereiften Käse mit feinem Zwiebelkompott. Großes Lob gibt es schließlich dafür, dass stilles Flaschenwasser zum Essen umsonst gereicht wird, etwas, was in vielen Ländern der Welt selbstverständlich ist, aber leider nicht in Deutschland.
Nicht nur an der tadellosen Umsorgung durch Chefin und Chef merkt man, dass das Erasmus hohe Ansprüche an sich selber stellt, was bei dem Namen auch kein Wunder ist. Wie gesagt, alles bio und vor allem slow, deshalb sollte man auch ausreichend Zeit mitbringen. Wir hatten dort gut anderthalb Stunden verbracht, für die genannten drei Gänge plus Gruß aus der Küche, was mit einer handelsüblichen Mittagspause kaum vereinbar ist. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn es auf Wunsch etwas schneller geht.
Fazit: Für ein Restaurant, das im Michelin zwar erwähnt wird, aber dort noch nicht einmal einen Teller hat, verlangt das Erasmus eine Menge Geld, schon damals, und heute noch mehr. Es wäre durchaus interessant herauszufinden, ob mit diesem Preisschub auch der nötige Qualitätsschub einherging. Da es sehr aber offen ist, ob und wenn ja, wann wir das auf uns nehmen werden, lasse ich es erst mal bei diesem Bericht aus dem Jahr 2018 bewenden. Vielleicht fühlt sich ja jemand Wohlhabendes aus der GroßenGastroGuideGemeinde berufen, dort mal vorbeizuschauen.