Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Grundsätzlich konnte man zwar schon am Donnerstag öffnen, was aber nur sehr wenige taten weil die Witterung alles anderes als dazu einlud, sich bei nasskaltem Aprilwetter irgendwo auf eine Terrasse zu hocken, bei aller Liebe zum hiesigen Gastgewerbe.
Da der Freitagabend zwar grundsätzlich trocken aber später doch empfindlich schnell abkühlen sollte und die nächsten Tage deutlich wärmer und freundlicher werden würden, war ich mit Blick auf den Abend auch sehr entspannt.
Denn nach über einem halben Jahr des Wartens würde es auf ein paar Tage auch nicht mehr ankommen und anstatt auf Teufel komm raus irgendwo abends ein schattiges Plätzchen zu reservieren entschied ich, dass ein gemütlicher Freitagabend mit gutem Wein nach einer beruflich erfreulichen Woche die bessere Option sei.
Zumal ich am späten Mittag einen großartigen Geistesblitz in Sachen abendliches Menü hatte: das Landhaus Sonneneck, das sich gepflegte italienische Kost auf die Fahnen geschrieben hat und von mir hier vor einiger Zeit schon vorgestellt wurde.
Es lockten mich u.a. „Gambas mit Avocados und Cous Cous“, “Carpaccio Cipriani”, “Spargel mit gegrilltem Zander“ sowie frische „Erdbeeren mit Mascarponecreme“.
Die Webseite kündet zwar bis heute noch vom Abhol- und Lieferangebot, aber irgendwie beschlich mich ein Gefühl, dass ich angesichts der geballten Kärcher-Offensive auf den hiesigen Außengastronomie-Flächen vielleicht doch etwas früher anrufen sollte, um die Bestellung zu klären.
Und Tatsache, Signore Ciccimarra ließ mich bedauernd - es sei sehr willkommenes Zusatzgeschäft gewesen - wissen, dass man, obwohl man gerne würde, den Lieferservice in dem kleinen Familienbetrieb aus logistischen Gründen nicht parallel aufrechterhalten kann, was ich natürlich gut nachvollziehen kann.
Jammerschade zwar an diesem Tag für die Kunden, die er abweisen musste (und da war ich nicht der einzige), allerdings ein kleiner Preis dafür, dass wir nun hoffentlich bald wieder in eine Situation kommen, die man mit „Normalität“ umschreiben kann, ohne sich lächerlich zu machen.
Eine Situation, wie sie im letzten Sommer herrschte, mit geöffneten Innenräumen in der Gastronomie mit entsprechenden Hygienekonzepten, ohne Test- und Reservierungspflichten, die auch spontane Besuche ermöglicht, bis denn endlich auch die vielversprochenen Impfungen für alle verfügbar sind, die nicht einer priorisierten Risikogruppe angehören oder über private Kontakte zur Ärzteschaft (ich hörte von zwei Fällen aus meinem erweiterten Umfeld, die mich sehr wütend machten) verfügen.
Und bis dahin wird das Terrassen-Geschäft für die meisten ein fragiler Tropfen auf den heißen Stein bleiben, insofern man überhaupt über Außenplätze verfügt, und folglich wird es auch weiterhin Take-Away und Delivery-Berichte von mir geben, wenn auch nicht mehr ausschließlich.
Nun ja, Solingen liegt nun auch bei unter 50 was die heilige Corona-Zahl angeht, mal schauen was die nächsten Wochen bringen, vielleicht gibt es ja auch bald eine Lage wie in Münster, es wäre zu hoffen.
Hätte ich an diesem Tag schon gewusst, dass das nahe „Hartmanns im Windhövel“ wieder von der reduzierten „Lockdown-Karte“ auf das normale Angebot umgestellt hat, weil auch hier die Terrasse schon auf Vordermann gebracht wurde, ich hätte sicher von Pasta & Co. auf gutbürgerlich regional umgeschwenkt, so aber blieb ich einen Hauch ratlos auf kulinarischem Stiefel-Kurs, mein Appetitskompass war da seit dem Mittag wenig kompromissbereit und Madame freute sich auf eine gute Pizza.
Nun denn, „gute Pizza“ können sie doch bei „Pina“ auf der Lützowstraße, dann wollen wir mal zur Zweitbewertung, diesmal im Außerhaus-Geschäft…
| Bestellung & Lieferung |
Der junge Mann, der am Telefon war, wirkte freundlich aber eine leichte Sprachbarriere verhinderte das Klären meiner Frage, ob die Bruschette nicht total aufweichen und ob man die Tomaten vielleicht separat packen könnte.
Da übernahm ein sehr engagierter, rührend-herzlicher, schon etwas reiferer – in Sachen Lebensjahren - Koch das Ruder, der mir sagte, er werde bei der Bestellung vermerken, dass man die Tomaten extra gut abtropfen lässt, da sonst natürlich die Matsch-Gefahr bestehe, auch wenn man das Brot gut röstet.
Putzig auch seine Reaktion, als ich sagte, den auf der Karte deklarierte Parmesan zu meiner maritimen Pasta nicht zu brauchen: „No no no, ich mache nie Parmesan zu Fisch, das geht nicht, Karte ist Unsinn an diese Stelle!“.
Ja, so sagt es auch das kleine Handbuch für „Italienisch-Gourmet für Dummies“ schon im Vorwort, wobei ich jedoch schon Italiener am Nebentisch hatte, die sich Unmengen Formaggio über ihre Spaghetti mit Meeresfrüchten schütteten, keine Regel ohne Ausnahmen.
Mit nur wenigen Minuten Verspätung sollte es kurz vor neun Uhr klingeln und wie fast jedes Mal überzeugte auch die Lieferung mit Herzlich- und Freundlichkeit und routiniert verpackten Speisen:
Ich schnappte mir den Wein, auf den ich mich schon seit dem Mittag freute, und nachdem die heute etwas schwierig auf den Teller zu bugsierenden Vorspeisen an Ort und Stelle waren, ging es wie immer an diesem Zeitpunkt mit gesundem Appetit zum Esstisch, Anrichten macht hungrig….
| Vorspeisen |
Bruschetta – 6,50€
Caprese Salat – 6,50€
Vitello Tonnato – 9,90€
Bei den Bruschette musste der Purist in mir zunächst tief Luft holen, obwohl das Brot selbst einen sehr guten Eindruck machte. Auf einem Bett von leicht angemachtem Rucola, in der Mitte mit einer generösen Portion von grob geraspeltem Parmesan, kamen ganze vier Scheiben Brot.
Manchmal ist weniger mehr, ich hätte zu diesem Preise lieber noch mindestens zwei Scheiben mehr gehabt und man hätte auf den Firlefanz verzichten können. Worauf man bei Bruschetta meiner Meinung nach IMMER verzichten sollte: Zwiebeln - non si fa così!!! Wenn ich rohe Zwiebeln möchte esse ich ein Mett- oder Matjesbrötchen, auf Bruschetta gehören nur Tomaten, Basilikum, Knoblauch und Olivenöl, wobei manche das Brot auch nur mit dem Knoblauch einreiben.
Leider steht in vielen Rezepten hierzulande die Zwiebel mit drin, was man allerdings dieser Version hier zugutehalten muss ist, dass man sehr süße rote verwendete, die fast schon an Tropea Zwiebeln erinnern sollten, wären es scharfe weiße gewesen, hätte ich es nicht gegessen, so aber müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde, es habe grundsätzlich nicht geschmeckt, von Zwiebelschärfe war nichts zu vernehmen.
Das auch beim Caprese verwendete, recht mild-brave Olivenöl – ich schätze ja eher die toskanischen Öle, die oft zuerst leicht süßlich, dann aber gefolgt von einem angenehmen, bitteren und scharfen Nachgeschmack auf dem Gaumen überzeugen, sind aber meist teuer und geschmacklich nicht massenkompatibel - hinterließ einen brauchbaren Eindruck, den Balsamico hätte ich genauso wenig gebraucht wie die cipolle.
Ein „Mehr“ hätte ich mir in Sachen Knoblauch und Salz gewünscht und ich muss gestehen, dass der leicht angemachte Rucola mit dem Parmesan dazu sehr lecker war, aus Purismus zu leugnen, dass Dinge auch trotz einiger Sünden gut schmecken, fände ich lächerlich peinlich und undenkbar und das gilt für jegliche in dieser Hinsicht gefährdete Küchen – nur verschweigen sollte man die Sünden natürlich nicht.
Den Caprese Salat hätte ich mir persönlich nicht bestellt, aber die werte Lebensgefährtin liebt ihn nun mal sehr, also her mit dem ikonischen Teller in Landesfarben.
Zum Öl hatte ich ja schon berichtet und dass man keinen Balsamico verwendete fand ich löblich und nach dem Bruschetta-Erlebnis fast schon überraschend.
Der Mozzarella schien vom Büffel zu sein, die Konsistenz und ein etwas kräftigerer Eigengeschmack deuteten jedenfalls sehr darauf hin. Tomaten und Basilikum frisch und erstere sogar überraschend aromatisch, etwas Pfeffer und Meersalz gab ich noch auf meinem Teller obenauf, am Gericht gab es wenig auszusetzen.
Das Vitello Tonnato sah auf den ersten Blick etwas grau aus, das sehr dünn geschnittene Kalbfleisch war jedoch im Kern noch leicht rosa und zerfiel quasi vor Zartheit.
Die Sauce in der Säure schön ausbalanciert, auch wenn ich etwas mehr Sardelle im Nachgang schätze; die Kapern kamen in einer Größe, in der ich sie am liebsten mag - Kapernäpfel machen zwar optisch mehr her, aber ich mag die Textur nicht so gerne, es sei denn man backt sie aus.
Würde ich wieder bestellen und das Gericht sollte zu dem begleitenden Riesling – den gab es schon jetzt, Details im Hauptgang – eine große Freude sein.
| Hauptgerichte |
Spaghetti „Scampi“ – 11,90€
Pizza Cipolla (+Oliven und frische Tomaten) – 8,90€
2017 Wachenheimer Riesling „R“, VDP.Ortswein, Weingut Dr. Bürklin-Wolf, Wachenheim
Pizza aus dem rotierenden – die Backfläche dreht sich innen -Steinofen mit offener Flamme kann man mit Sicherheit als Fundament der Karte bezeichnen, mit Pizza ist das Geschäft in den 80er Jahren bekannt geworden, als man noch am Wasserturm den kleinen Imbiss bei Auto Flocke betrieb, aus dem man vor einiger Zeit in die nun viel größeren, ansprechenden Räume zog und nun sich als kleines Ristorante mit rund 60 Plätzen plus Terrasse präsentiert.
Ich bat wie immer darum die Pizza dunkel zu backen, „Ah, „croccante“ natürlich gerne, ich notiere für meine Kollegen heute Abend!“ und das hat wie erwartet gut funktioniert.
Die Pizza-Bestellerin am Tisch war voll des Lobes für Teig und Belag und ich kenne die Pina-Pizza gut, probierte gerne und ja, die Pizza ist hier eine sichere Bank, wenn man von den allgemeinen Liefer-Symptomen absieht, die sich hier aber geschmacklich in engen Grenzen hielten.
Besonders gut gefiel mir, wie dünn die Zwiebeln geschnitten waren, dadurch hatten sie ein sehr ansprechendes Mundgefühl und die Pizza war trotz der frischen Tomatenwürfel nicht aufgeweicht, sehr gelungen das Ganze.
Zu meinen Spaghetti kann man sicher zunächst mal wieder mal eine alte Küchenbinse zitieren, die nichts von ihrer Wahrheit eingebüßt hat: „Der Gast wartet auf die Pasta, nicht die Pasta auf den Gast!“.
Da man hier auf Pasta aus Bronzeformen setzt und die rauhe Oberfläche für entsprechendes Saugpotential sorgt, haben die Nudeln deutlich mehr gelitten, als es bspw. bei meiner letzten Spaghetti AOP Bestellung der Fall war - dafür kann aber das Restaurant natürlich nichts und von Brei war man hier noch weit entfernt.
Was das Thema „Scampi“ angeht bin ich bei der Deklaration mittlerweile entspannt, aber nur je nachdem wo man sich befindet und welchen Preis man für was zahlt.
Wer sich eine „Pizza Scampi“ für 8 Euro in einem Imbiss bestellt und dann in einer Bewertung vor Empörung fast in Ohnmacht fällt, weil auf dem Teigfladen kein halbes Pfund ausgelöster Kaisergranat thronte sollte sich Hilfe besorgen. Auch wenn es grundsätzlich nicht gut ist, aber es ist hier in meinen Augen mehr der übliche Wortgebrauch und keine absichtliche Täuschung, zumal in den Zielgruppen dieser Gastros die Unterschiede im Detail in dem meisten Fällen gar nicht geläufig sind.
Anders sieht es aber aus, wenn ich mich in Oberkassel zum Bussi-Bussi-Italiener hocke, hier würde ich geradezu ausflippen bei den Themen Scampi, Rotzunge und Co.
Aber auch, wenn ich nichts anderes als Garnelen erwartet habe, hätte man doch lieber weniger in einer größeren Sortierung wählen sollen, als Unmengen – auf dem Foto sind maximal 15-20% der vorhandenen – von relativ geschmacksneutralem billigen Plankton.
Ich hatte mit gesteigerter Schärfe bestellt, was man neben dem frischen Chili auch mit getrocknetem im ganz leicht sämigen – durch das Nudelwasser – Sud löste. Jener war keine reine AOP Ausführung sondern hier wurde mit etwas Krustentierfond oder –paste noch etwas Tiefe in das Gericht gezaubert, das gefiel mir in Summe gut.
Der begleitende, handgelesene, spontan vergorene Pracht-Riesling von Bürklin-Wolf sollte kleinere Kritikpunkte im Essen ebenso spontan vergessen machen, samtige Früchte mit einem Spiel von eleganter Säure, ein Ortswein der Spitzenklasse, den ich Schluck für Schluck nach allen Kräften genoss.
| Dessert |
Tiramisu – 5,50€
Panna Cotta – 5,00€
Leider sind die beiden ausgelutschten Klassiker die einzigen Optionen neben Parfaits, einem Sorbet, sowie einem Schokosoufflé auf der Karte, die sich für eine Lieferung anboten.
Das Tiramisu optisch etwas trostlos, ein schnödes Stück vom Blech ohne jeglichen Versuch einer kleinen Garnitur, ein teures Stück Kuchen wenn man so möchte, bei Da Giuseppe gab es kürzlich die gleiche Variante für knapp die Hälfte, was ich als fair empfand.
Geschmacklich gut, der Biskuit wunderbar durchtränkt mit spürbaren alkoholischen Noten, definitiv kein Kinderdessert, jedoch auch hier weit entfernt von meiner persönlichen lokalen Referenzklasse von Di Vino, die dortige Mascarpone-Creme ist einfach zu göttlich.
Die Panna Cotta auch guter Durchschnitt mit gelungener Konsistenz, die eben nicht an einen 30 Cent Wackelpudding aus der Tüte erinnerte. Die Fruchtsoßen muteten zugekauft an, ich probierte die rote Variante und meine mich an Himbeere zu erinnern, was Madame bestätigte, die grüne hatte sie mir als „Kiwi“ beschrieben.
Kann man beides so machen und haben, Dessert-Liebhaber mit Anspruch werden allerdings nicht unbedingt die Engel singen hören beim Verzehr, aber in Relation zum Rest der Karte passt es sicher.
Das hätte sicher schlimmer kommen können, dennoch blieb ein wenig Wehmut ob der sich so kurzfristig in Luft aufgelösten Pläne für den Abend, aber schon der Ausblick auf den sonnigen Samstag mit der ausgedehnten Einkaufstour mit meinem Sommer-Wägelchen ließ den Abend in einem wohlgestimmten Sofa-Zen-Modus ausklingen; Zeit für ein
Fazit
Man sieht sich mittlerweile als Ristorante und ruft entsprechende Preise auf, hier würde ich mir etwas mehr Liebe zum Detail wünschen, da reicht eine gute Pizza nicht für die höchste Punktzahl, auch wenn diese alleine betrachtet sicher viel Lob verdient. Angesichts der obigen Kritikpunkte komme ich wie auch 2019 auf knappe 3,5 Sterne für die Küche.
Der Service wie erlebt kaum zu verbessern, alleine der liebenswürdige Koch hat mein Herz erobert mit seiner Art, freundlich und pünktlich, alles bestens, 5 Sterne.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis etwas ambivalent heute. Warum? Eigentlich hätten wir mit Trinkgeld fast 60 Euro zahlen müssen, haben aber nur knapp 50 gezahlt wie mir heute auffiel, einen Bon gab es leider nicht. Ich hatte im Bestellsystem auf der Homepage – eigene Lösung, kein Lieferando-Murks – gesehen, dass es 10% „Erstbesteller-Rabatt“ gibt, sowie zumindest am Freitag noch einen 10% Rabatt auf Pasta, das hat man wohl auch bei der telefonischen Bestellung gewährt, anders kann ich mir das nicht erklären.
Aber ich nehme für die Bewertung die normalen Preise als Maßstab und komme somit auf drei Sterne für das Gebotene und damit sogar zu einer leichten Verbesserung im Vergleich zum letzten Mal.
Bei der Gesamtwertung komme ich abermals auf 3,5 Sterne, für eine gute Pizza ist „Bei Pina“ eine sehr solide Option, für andere Herrlichkeiten aus der italienischen Küche gibt es aber für meine Begriffe weitaus bessere Häuser in Solingen.