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Parallel habe ich mich bemüht, mich an die Präsentationen in besonderen Hotels zu erinnern.
Im Spatzenhof in Wermelskirchen, in der Post in Odenthal, bei Sackmann in Baiersbronn und im Sonnora in Dreis waren die Ergebnisse schon beeindruckend.
Aber als Event bzw. Luxusausgabe habe ich noch keine Erfahrungen sammeln können.
Daher war ich äußerst neugierig auf das Angebot und die Aussicht auf neue Genüsse:
Sonja Baumann und Erik Scheffler sind zwei Sterneköche. Sie zeigen ihre Vision von Frühstück – die Version Frühstück 3.0.
Nach Stationen im In- und Ausland wie im Restaurant Vendôme oder Gordon Ramsay in London hat Erik Scheffler zuletzt sein Können im Gut Lärchenhof gezeigt. Ab 2009 teilte er dort mit Sonja Baumann auch gemeinsam das kulinarische Zepter. Im Doppelpack setzen Baumann und Scheffler auf eine reduzierte Küche nach dem Motto „Einfach mal lecker machen!“.
Dazu der besondere Ort: Im Rheinauhafen, im Kranenhaus Nord, im Showroom HafenRaum, in Köln.
Die beiden Spitzenköche wollen sich im ersten Quartal 2018 in der Kölner Innenstadt selbständig machen. Das Konzept steht schon, der geeignete Raum jedoch noch nicht sicher angemietet oder erworben. Daher konnten sie uns noch nicht verraten, wo man demnächst buchen kann.
Aber Frühstück und Menü soll es dort auf jeden Fall geben.
Ambiente
Von Weitem sehen die Kranhäuser beeindruckend aus. Wenn man jedoch vor den Eingängen steht, sieht es für mich recht schmucklos aus.
Aber innen sind die Räume, die ich bisher gesehen habe, funktional und praktisch eingerichtet.
Für den Showroom gilt das jedenfalls auf jeden Fall.
Hier sollen unter anderem Pop-up-Gründer sich frei entfalten können. Küche, Theke, viel Freifläche und ein Sanitärbereich sind vorhanden. Der Anbieter bringt dann seine Sachen mit und richtet sich ein.
Die lange Tafel für 30 Gäste war festlich eingedeckt.
An Stehtischen konnte der Begrüßungstrunk eingenommen werden.
In der Küche und hinter der Theke wirbelten bereits die beiden Köche und bereiteten schon die ersten Gänge vor.
Sauberkeit
Alles gut gepflegt.
Sanitär
Je eine Einheit für Damen bzw. Herren. Voll gekachelt. Schöne Waschbecken. Klein aber nicht eng.
Service
Die Kräfte von YouDinner versorgten uns umsichtig wie gewohnt mit Getränken und Speisen.
Die zwei Köche hatten alle Hände voll zu tun; denn alle Gänge wurden vor Ort zubereitet: Anrichten, braten, backen, toasten etc. Nur wenige Komponenten waren fertig mitgebracht worden.
Sie hatten trotzdem die Zeit ihre Gerichte vorzustellen und zu erläutern. Sie wirkten äußerst sympathisch und fachkundig.
Ihr Auftreten erhöhte bei mir noch mehr den Wunsch ihr eigenes Restaurant in Zukunft zu besuchen.
Das Angebot
In acht Gängen präsentierten die beiden jungen Köche einige Frühstücks-Klassiker in neuer bzw. unerwarteter Form.
Statt Schlange stehen am Büffet, konnten wir an der langen YouDinner-Tafel sitzen, uns entspannt zurücklehnen und gespannt sehen, welche Genüsse sich hinter den phantasievollen Namen verbargen.
Die verkosteten Speisen
BIRCHER MELÜXLI
Das Original Müsli besteht aus Haferflocken und ggf. auch weiteren Getreideprodukten sowie Obst beziehungsweise Trockenobst und Milch, Sojamilch, Joghurt oder Fruchtsaft.
Heute waren neben Hafer auch Ananas, Kokosnuss (als Chutney) und Amaranth (als Crunch) sowie eine Joghurtmischung im Rennen.
Die knusprigen Elemente waren für mich das Beste. Auch die angenehme zurückhaltende Süße hat mir gefallen.
Aber Müsli wird trotzdem nicht mein Lieblingsfrühstück.
FLORENTINER SCHLOTZ – FERMENTIERTER KAMILLENEISTEE
Der Teller erinnerte mich an „Ei Benedikt“ - ein Frühstücksgericht aus pochiertem Ei auf Röstbrot oder halbiertem Muffin mit einer Scheibe angebratenem gekochten Schinken oder Frühstücksspeck und Sauce Hollandaise.
Als Unterlage gab es ein krosses Sauerteilbrot. Das Ei war herrlich weich und innen total flüssig. Dazu war Aal verarbeitet worden, den ich aber nicht herausgeschmeckt habe. Der Spinat war nur leicht durch die Pfanne gezogen worden. Der Speck war kross und harmonisch eingearnbeitet. Ein körniger Senf gab sanfte Aromen ab. Und die Hollandaise war cremig und buttrig. Obenauf lagen noch ein paar Kresseblättchen.
Das war perfekt gemacht und ganz nach meinem Geschmack. Diese Kreation war ein Höhepunkt für mich.
Der Tee hatte eine ansprechende leicht trübe Farbe und deutliche Kamillen-Aromen – ohne beim Trinken den Eindruck von „gesund“ zu machen. Er war erfrischend und schmackhaft.
BAUERNWAFFEL
In dem Mehl für die Waffel waren noch einige Kräuter eingearbeitet. Besonders locker war der Teig nicht. Es war nach meiner Meinung sicher kein Weizen, sondern eines der anderen Getreidesorten, die für feste Konsistenz sorgen, aber als „gesund“ gelten (Dinkel etc. – ich muss mich bei allen Freunden diese Mehle entschuldigen, aber mich überzeugen sie nicht im Geschmack).
Die kleine Gewürzgurke, die fermentierte Perlzwiebel und die Staudensellerie-Blätter ergaben ein schönes Tellerbild und schmeckten so wie ich es erwartete hatte, weil sie nicht zusätlich gewürzt waren, sondern als Produkt wirken sollten. Das Dressing zeigte eine feine Säurenote - auf Milch- und Kräuter-Basis meine ich.
ARMER JAN – NOT SO BLOODY MARY
Für mich war dieser Teller ein weiteres Highlight. Unter dem Namen Armer Jan konnte ich mir nicht viel vorstellen – beim Lesen hatte ich an Armer Ritter gedacht. Aber als die Köche das Gericht vorstellten, wurde klar, dass es eine Himmel-und-Äd-Variante war.
Das Unterteil war eine Art Blutwurst-Brot-Gemisch; denn es hatte den Geschmack von Flönz bzw. Pannas und die Konsistenz eines krossen Brotes. Es schmeckte mir ausgezeichnet. Krosse Chips, Tomatenstückchen, Apfelscheibchen und Peperoniröllchen stellten Himmel und Erde dar. Eine zusätzliche Note ergaben die kleinen Majoran- oder Oregano-Blättchen passend zu den Tomaten. Ein besonderer Pfiff kam durch eine mutig scharfe Paste aus Meerrettich oder Wasabi zur Abrundung.
Der Drink dazu war am bekannten Cocktail angelehnt. Aber die neue Farbe kam daher, dass der Tomatensaft langsam gefiltert worden war und daher farblos blieb. Die grüne Farbe kam durch die Verwendung des Staudenselleries – wobei der Endgeschmack mich stark an Knollensellerie erinnerte. Etwas Wodka war wohl auch eingearbeitet worden.
KANACAKES
Der Pfannekuchen war aus Buchweizen hergestellt – wieder ein Getreide, das für mich für zähe Konsistenz im Endprodukt steht. Da auch der amerikanische Pancake meist nicht durch Lockerheit und Cremigkeit glänzt, war es gut, dass eine große Portion Butter obenauf aufgetragen worden war. Der Speckstreifen war sehr knusprig und knackig ausgebacken. Das Besondere weiterhin war die Verwendung von Cranberry. Die Beeren haben für mich kein besonderes Aroma und ich ziehe eine Weinbeere vor. Aber die Sauce aus etwas Ahornsirup und überwiegend Cranberry-Saft hat mir zugesagt und gab dem eher trockenen Küchlein eine angenehme Note. Zusammen mit der Butter und der Paste bekam der Eierkuchen etwas Aroma.
TOASTY CAPRESE
Caprese ist wohl der italienische Vorspeisensalat aus Tomaten, Mozzarella, Basilikum und Olivenöl schlechthin. Hier war nun die Neuheit, dass diese Speise dekonstruiert wurde: Die Tomate und der Käse waren zu zwei Pasten verarbeitet und in das Innere von zwei Toastscheiben aufgetragen worden. Mit einem Spezial-Waffeleisen waren dann die Stücke zusammengefügt und zu einem gefüllten Toast geworden. Das Basilikum wurde in einer Extraschale zum Eintunken des Brotes gereicht.
Hier war mir zu viel Brot und zu wenig Caprese im Spiel. Aber schmackhaft waren diese Brote schon.
OLD ENGLISH
Bei diesem Titel hatten mehrere Gäste spontan an Baked beans und Sausages gedacht. Und so kam es auch. Aber die Paste aus diesen typischen Zutaten war in einem Strudelteig eingewickelt und überbacken worden. Das ergab ein schönes Bild. Doch beim Aufschneiden zerfiel das Gericht doch wieder zu dem englischen „Brei“. Geschmeckt hat es mir aber schon. Eine kräftiges Ketchup, feine Frühlingszwiebelringen und etwas Champignons lagen neben dem Strudel und konnten als weitere Geschmacksgeber eingesetzt werden.
SCHWEDEN MUFFEL – EISCAFÉ SPEZIAL
Die warme Zimtschecke war als Wickelteig zubereitet und mit einer dicken Kondensmilchcreme und Vollmilchschokolade gefüllt worden. Etwas Schlagsahne rundete das Gericht ab.
Der Eiskaffee erinnerte an ein Frappé. Die Milch war mit Kardamom, Kaffee und Schokoladenstückchen verfeinert worden.
Damit ging eine abwechslungsreiche Reise durch die Frühstücksspezialitäten mehrerer Länder aus Europa und Übersee zu Ende.
Es macht Lust auf weitere Entdeckungsreisen.
Getränke
Sekt - Crémant de Bourgogne - Germain Pere et Fils - er besteht zu 100 % aus Pinot Noir
Weißweine
2016 Albariño Igrexario de Saiar - Benito Santos - ein reinsortiger Albariño aus dem Anbaugebiet Rias Baixas
2015 Chardonnay - Weedenborn – Rheinhessen -
Kaffee
Mineralwasser
Preis-Leistungs-Verhältnis
Wenn ich bedenke, dass wir vier Stunden lang mit Speis und Trank versorgt wurden, war der Komplettpreis durchaus angemessen.
Fazit
4 – gerne wieder. Das Konzept vom „ausufernden“ Frühstück hat mir sehr zugesagt. Ich hoffe, dass die Beiden bald im eigenen Lokal ihre Gäste verwöhnen können und ich ihr Kunde sein kann.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 22.10.2017 - Frühstück - 1 Person (von 30 Gästen)