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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Da Grifo Ristorante e Pizzeria in 66125 Saarbrücken bewertet.
vor 5 Jahren
"Wird das "unser neuer Italiener ums Eck" sprich nicht weit von unserer Behausung entfernt? Es hat fast den Anschein."
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Geschrieben am 14.12.2018 | Aktualisiert am 17.12.2018
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In den Räumen unseres früheren Lieblingsgriechen, der im letzten Jahr irgendwie den Sittich gemacht hatte, herrschte über ein Jahr hinweg Grabesruhe. Kein neuer Gastrobetrieb wollte sich hier, aus welche Gründen auch immer, häuslich niederlassen; der Laden war schlichtweg tot, obwohl die dortige Lage für einen Gastrobetrieb  an sich nicht schlecht ist. Ein grosser bewirtschafteter Parkplatz fussläufig in der Nähe, wobei ich glaube, dass es dort abends nichts mehr kostet.

Mit Carmelo Grifo war dann vor wenigen Monaten ausgerechnet ein Italiener so kühn, in den Räumen des früheren "Restaurant Akropolis" sein Ristorante  e Pizzeria "Da Grifo" zu eröffnen. Der Grifo, das geflügelte Wappentier  (bei uns bekannt als  Fabelwesen, in der Heraldik auch als Greiflöwe ohne Flügel bzw. als Fischgreif mit Fischschwanz geläufig) ist sein Signet, das auf Speisekarte, Flyer und auch im Gastraum wiederzufinden ist. Kleiner Excurs: Grifo war der Sohn von Karl Martell, dem Hammer, und dessen zweiter Ehefrau Swanhild; er focht sein Leben lang ab 745 um sein rechtmässiges Erbe, einen Teil des Frankenreiches,  gegen seine Halbbrüder Pippin den Jüngeren und Karlmann, wobei er trotz kräftiger Unterstützung durch Herzog Odilo von Bayern nicht sehr erfolgreich war. Derzeit kämpft Vincenzo Grifo bei der TSG 1899 Hoffenheim auf Linksaußenposition um Punkte. Zu kämpfen haben wird auch Gastwirt Carmelo Grifo und zwar gegen seine italienische Konkurrenz mit gleich zwei Gastrobetrieben ("Puntopasta" und "Preco") in fast unmittelbar Nachbarschaft auf der Saarbrücker Strasse.

Ruhetag haben die fleissigen Italiener nicht; es ist täglich von 11:00 bis 14:30 und von 17:30 bis 0:00 geöffnet. Ich bin mal gespannt wie lange sie das stramme Programm durchhalten. Da soll noch mal jemand wie früher einer meiner Lehrer sagen, die Italiener lägen den ganzen Tag lang nur faul in der Sonne, liessen den Herrgott einen guten Mann sein und machten dann jeden Abend "Tricko-Tracko in Barracko".

Ambiente: Zu Zeiten des "Akropolis", wo wir häufig und gerne hingegangen sind, war zumindest der hintere Teil des Gastraums recht finster, so eine Art Räuberhöhle. Jetzt ist alles freundlich und hell, Fotos von italienischen Landschaften, Kirchen und Palästen an den Wänden, neues Mobiliar. Geblieben sind ist eigentlich nur der Tresen und die Regale dahinter. Insgesamt ansprechend; vier Sterne.

Sauberkeit: hier gibt es absolut nichts zu meckern, fünf Sterne.

Service: Man ist sichtlich bemüht sich schon rein äusserlich von anderen Italienern abzuheben. Durchgängig geglückt ist das allerdings nicht; die Herren tragen einerseits edle weisse Hemden, Frackfliege und schwarze Schürzen mit aufgesticktem Ristorante-Namen sowie dem geflügelten Grifo, andererseits aber Jeans in allen möglichen Farben. Nicht dass uns das gestört hätte; wir fanden es eher lustig. Im Service (wie auch in der Küche) agieren ausschliesslich Italiener; "unserer" war mit der Speise- und Getränkekarte  noch nicht so ganz vertraut, mit den Feinheiten der deutschen Sprache  ebenfalls nicht. Da ich aber nicht annähernd so gut italienisch spreche wie er unsere Sprache, war das alles verzeihlich und ausserdem genoß er bei mir so eine Art Welpenschutz, zumal er sehr unaufgesetzt freundlich, beflissen und flink war. Alles in allem ist mir das vier Sterne wert. Ich bin mir sicher, dass der junge Mann bei unserem nächsten Besuch schon viel souveräner agieren wird.

Essen und Trinken: Da wir zu Silvester gerne en famille auswärts essen möchten und unsere bisherigen Reservierungsversuche entweder daran gescheitert waren, dass bei den angefragten Restaurants Silvester Ruhetag ist oder dass für uns dort kein Platz mehr war (wir waren eben auch wirklich sehr spät dran) , hatten wir erwogen, hier nachzufragen sofern es uns heute schmecken würde. Quasi eine Art Probeessen.Um es gleich vorwegzunehmen: es hat sehr gut geschmeckt und wir werden am Silvesterabend erneut Gast im "Da Grifo" sein.

Siebenmal "Antipasto", viermal "Insalata", sechs "Primi Piatti", dreimal "Risotto", ebenso dreimal "Tagliatelle", zweimal "Gnocchi" und dreimal "Ravioli" stehen auf der Karte. Dazu kommt ein Tortellinigericht, dreimal "Cuscus", je zweimal "Farfalle" und "Rigatoni". Je dreimal "Penne" und "Al Forno". Es folgen "Carne" (Rind, Schwein, Kalb und Hühnchen) mit insgesamt  dreiundzwanzig Gerichten, "Pesce" sprich Fisch bzw. Meeresfrüchte mit dreizehn Gerichten und "Pizze" in dreissig Variationen; fünf davon sind vegetarische Pizzen. Dass bei der Fülle an Angeboten nicht alle Zutaten direkt frisch vom Markt kommen dürfte klar sein. Es gibt aber hier direkt in der Nachbarschaft einen wirklich guten und gutsortierten italienischen Feinkostladen, der regelmässig  jede Woche zu Wochenbeginn Waren direkt per Lkw aus Bella Italia bekommt; hier dürfte eine der Bezugsquellen des "Da Grifo" zu finden sein.


Empfohlen worden war uns das "Da Grifo" bereits im Vorfeld; wir waren also gespannt. Meine Frau bestellte vorweg "ihren" Averna; leider steht er hier noch nicht auf der Karte, ersatzweise gab es für sie deshalb einen Ramazotti (EUR 4,00) und zum Essen ein Bitburger Pils (0,4l EUR 3,50). Ich hatte zwei Pils. Großen Hunger hatten wir beide nicht, da wir am Nachmittag auf dem Weihnachtsmarkt schon etwas gegessen hatten. Meine Frau bestellte sich eine "Pizza Salami piccante mit Salami und rohen Zwiebeln" (EUR 12,00). Bei mir hatte das "Da Grifo" schon beim Studium der Speisekarte gewonnen: "Carbonara" gibt es hier in zwei Variationen, einmal die Pasta, in dem Fall Spaghetti, mit Sahnesoße so wie es die meisten deutschen Gäste lieben (sie kennen es eigentlich auch nicht anders) und einmal "all´ italiana" sprich nur mit Speck, Eiern und Gran Padano, also ohne Soße. Diese Variante für EUR 10,00 war natürlich die meine, dazu bekam ich noch ein Schüsselchen mit geriebenem Käse und eine kleine Saucière mit Öl und diversen gehäckselten Kräutlein darin. Als eine Art Blindversuch habe ich ein paar Tropfen davon auf ein Stückchen Weißbrot gegeben. Erst ein sanfter Geschmack und wenige Sekunden später schlagartig zwar kein Schärfeorkan aber doch ein sehr kräftiger Schärfewumms. Die Pasta war mir vom Chef persönlich gebracht worden, zusammen mit einer Pfeffermühle, mit der er sich sogleich erbötig machte, über meinen Teller herzufallen. Keine von den meterlangen Protz- und Show-Mühlen sondern eine ganz normalgroße; ich liess ihm seinen Spaß und er pfefferte munter drauflos bis ich abwinkte.

Beide waren wir von unseren Gerichten sehr angetan; die Pizza hatte eine dünnen und nicht "durchgesuppten" Boden, knusprige Ränder und war wirklich sehr gut belegt. Wie meine Frau freudig bekundete sei dies die beste Pizza, die sie seit langem gegessen habe. Änliches sehr Gutes war von meiner Carbonara zu vermelden; die Pasta hatte genau den richtigen Biss, die knusprigen Speckwürfel, die Eier und der Pfeffer taten das ihre dazu. Schlusskommentar meiner Frau: "Das wird unser neuer Italiener ums Eck rum". Hätte er noch einen Biergarten wäre er rundherum ideal.
Als meine Frau unseren Kellner nach "Dolci" fragte, wollte sie eigentlich nochmal die Karte haben, um für sich einen Nachtisch auszusuchen. Stattddessen rief der Kellner "due dolci" und brachte direkt zwei kleine Löffel an. Nun gut, es gelang uns, mein "dolci" in einen Grappa umzufunktionieren. Sie bekam ein dekoriertes Blätterteiggebilde mit einem Schokokeks (ähnliche Kekse kennt man aus der "Prinzenrolle") darin; mein Grappa war von guter aber nicht herausragender Qualität. Vier Sterne für "Essen und Trinken" plus einen halben dafür, dass es hier die Carbonara auch im Original und nicht nur die eingedeutschte Variante gibt.

Preis-/Leistunsverhältnis: gut, glatte vier Sterne.

Fazit: Wir kommen wieder und das nicht nur zu Silvester.

P.S. Ob Dolci und Grappa wohl  "aufs Haus" gegangen waren? Beim Begleichen der Rechnung war uns nicht aufgefallen, dass sie dort nicht aufgeführt waren, erst zuhause . Und unter Desserts sprich "Dolci", ich habe mal nachgesehen, gibt es auf der Karte erstaunlicherweise keinen einzigen Eintrag; diese doch nicht ganz unwichtige Kategorie fehlt völlig..
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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