Geschrieben am 12.12.2021 2021-12-12| Aktualisiert am
13.12.2021
Hausgemachte Cevapcici und Pljeskavica auf einer Karte neben Pizza und Pasta? Eine große Pizza Salami kostet geschlagene 12 Euro?
Viele Fragezeichen taten sich bei diesem kleinen Lokal vorab auf, als ich die Website erstmalig besuchte. Zumal ich bei vermeintlichen „Jack of all trades, master of none-Läden“ immer extrem misstrauisch bin, die gefühlte 400 Gerichte aus aller Herren Länder anbieten und selbst wenn es gut läuft, mit Glück gerade so eine Länderküche halbwegs beherrschen, war ich hier bei der, vor einem guten halben Jahr neu eröffneten, Pizzeria Roma am Eiland 13 zunächst eher verhalten begeistert was das Ausprobieren-Wollen angeht; Balkan und Italien klang wie eine zu gewagte Kombi in meinen Ohren.
Zudem warf die Preisgestaltung der Pizzen ohne weitere Infos im eigenen Webshop doch erhebliche Fragen auf: Eine große Thunfisch-Zwiebel Pizza für schlappe 14 Euro kann man in unserer Gegend sicher als „ambitioniert“ bezeichnen. Zumal es sich um ein kleines Lokal mit wenigen Tischen handelt, das sich dem Anschein von Karte und Standort nach in erster Linie mit Abhol- und Lieferservice verdingt und nicht unbedingt für das gepflegte Menü bei Kerzenschein steht, um es nett zu sagen.
Aber ich hatte noch die lobenden, die Cevapcici betreffenden Worte einer ehemaligen Arbeitskollegin - mit familiären Wurzeln auf dem Balkan - im Ohr, als wir hier kürzlich zufällig vorbeikamen und sich spontan ein verspätetes Mittagessen anbot.
Wenn ich, egal ob in der Sternegastronomie oder in der Pommesbude, etwas nicht leiden kann, ist es gespielte Plastik-Freundlichkeit und davor muss man sich hier nicht fürchten, die Eltern stehen mit den Söhnen im Geschäft, ein kleiner Familienbetrieb, die Begrüßung war ausnehmend herzlich und man freute sich aufrichtig über die neuen Gäste.
Meine Frage, wie es zu der kuriosen Balkan-Italien-Connection in der Karte komme, wurde von einem der Söhne ausführlich erklärt: ein Elternteil komme aus Italien, der andere habe mazedonische Wurzeln, die Mutter sei gelernte Köchin und der Bruder passionierter Pizzaiolo – das klang sehr beruhigend und vor Ort sprach man italienisch.
Auch die preisliche Situation bei den Pizzen klärte sich sehr schnell. Was man nämlich online, im Gegensatz zu der Karte vor Ort oder den Flyern, nicht erfährt ist, dass die „kleinen“ Pizzen hier mit 28cm schon die Größe haben, die anderenorts als „groß“ gilt.
Die ausgewachsene Variante misst gar 40(!)cm Durchmesser, ist somit eigentlich für eine Person gar nicht machbar, wenn man nicht unbedingt Joey Chestnut-DNA in sich trägt und bietet sich somit zum Teilen an, was den Preis völlig relativiert.
Die frischen Cevapcici in der Theke sahen wirklich gut aus, ich entschied mich für fünf davon im Brot mit Ajvar (3,50 €) – es gibt milden und scharfen, sehr gut! – und meine ständige Begleitung für eine kleine Margherita (5,00 €), aber bitte dunkel gebacken, croccante e ben cotta, grazie!
Das Brot für mein Hackfleischglück vom Grill kam nicht aus der Tüte, sondern wurde aus Pizzateig, den man hier mindestens 24 Stunden führt wie man mir erzählte, frisch gebacken.
Das Ergebnis zusammen mit den kräftig gewürzten Cevapcici, dem leicht scharfen Ajvar und den frischen Zwiebeln war wirklich mehr als lecker, auch wenn so etwas auf einem Foto immer bescheiden aussieht und aufklappen wollte ich es dafür nicht. Es ist schon ein großer geschmacklicher Unterschied, ob man, wie vielerorts in solchen kleinen Imbiss-Lokalen, fade TK-Cevapcici in die Fritteuse wirft oder, wie hier, frische hausgemachte auf Bestellung grillt.
Nicht minder gut gefiel mir die Pizza. Es gibt sie also noch, Pizzen mit für den Appetit beherrschbarem Rand, viel Geschmack und dünnem Boden! Nichts gegen die momentan allgegenwärtige neapolitanische Pizza aber mir ist der dicke Rand und der weiche Boden dabei meist einfach too much.
Gut gefiel mir auch, dass man hier Fior di Latte, sprich Kuhmilch-Mozzarella und keinen – nicht nur in Solingen weit verbreitet - Gouda verwendet. Gut, das alleine heißt zwar noch nichts, denn jeder, der Kuhmilch produziert, kann auch Fior di latte-Mozzarella produzieren. Entsprechend groß sind die Qualitätsunterschiede. Die Auswahl reicht von fantastischer Mozzarella aus norditalienischer Bergmilch bis hin zu unterirdischer Industrie-Massenware.
Das ist der Unterschied zum DOP-protegierten Mozzarella di bufala aus Kampanien, selbst wenn auch hier gerne Schindluder getrieben wird.
Um es kurz zu machen: Die Pizza schmeckte wirklich sehr authentisch und während wir zufrieden unser kleines Essen vertilgten, fragte der sympathische Sohn des Hauses ob alles ok sei, setzte sich für einen kleinen Plausch mit uns an den Nebentisch, erklärte uns seine Philosophie und sagte, dass viele auf den ersten Blick Probleme mit der Karte hätten: die Italiener seien irritiert von den Balkan Gerichten, die Leute vom Balkan von Pasta und Co. etc. pp.
Nun, da kann man leicht Abhilfe schaffen denke ich. Wenn man das, was ich heute hier an sympathischen Eindrücken und Informationen zum Hintergrund der Familie erlebt bzw. erhalten habe auch nur ansatzweise über den eher spartanischen eigenen Webshop transportieren würde, hätten sich sicher viele Fragen für kulinarisch neugierige Solinger schon vorab geklärt, von den dort fehlenden Größenangaben der Pizzen ganz zu schweigen.
In der Folge haben wir den Lieferservice in Anspruch genommen, Pasta und Salate können sie auch, die Lieferung kam prompt und mit glühend heißen Speisen.
Fazit
Preiswert, schnörkellos, ehrlich, sympathisch und vor allem eins: sehr lecker – zur Nachahmung für alle ewig Neugierigen sehr empfohlen.
Hausgemachte Cevapcici und Pljeskavica auf einer Karte neben Pizza und Pasta? Eine große Pizza Salami kostet geschlagene 12 Euro?
Viele Fragezeichen taten sich bei diesem kleinen Lokal vorab auf, als ich die Website erstmalig besuchte. Zumal ich bei vermeintlichen „Jack of all trades, master of none-Läden“ immer extrem misstrauisch bin, die gefühlte 400 Gerichte aus aller Herren Länder anbieten und selbst wenn es gut läuft, mit Glück gerade so eine Länderküche halbwegs beherrschen, war ich hier bei der, vor einem... mehr lesen
4.5 stars -
"Gelungene Italien-Balkan Liaison im sympathischen kleinen Familienbetrieb" ShaneymacHausgemachte Cevapcici und Pljeskavica auf einer Karte neben Pizza und Pasta? Eine große Pizza Salami kostet geschlagene 12 Euro?
Viele Fragezeichen taten sich bei diesem kleinen Lokal vorab auf, als ich die Website erstmalig besuchte. Zumal ich bei vermeintlichen „Jack of all trades, master of none-Läden“ immer extrem misstrauisch bin, die gefühlte 400 Gerichte aus aller Herren Länder anbieten und selbst wenn es gut läuft, mit Glück gerade so eine Länderküche halbwegs beherrschen, war ich hier bei der, vor einem
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Viele Fragezeichen taten sich bei diesem kleinen Lokal vorab auf, als ich die Website erstmalig besuchte. Zumal ich bei vermeintlichen „Jack of all trades, master of none-Läden“ immer extrem misstrauisch bin, die gefühlte 400 Gerichte aus aller Herren Länder anbieten und selbst wenn es gut läuft, mit Glück gerade so eine Länderküche halbwegs beherrschen, war ich hier bei der, vor einem guten halben Jahr neu eröffneten, Pizzeria Roma am Eiland 13 zunächst eher verhalten begeistert was das Ausprobieren-Wollen angeht; Balkan und Italien klang wie eine zu gewagte Kombi in meinen Ohren.
Zudem warf die Preisgestaltung der Pizzen ohne weitere Infos im eigenen Webshop doch erhebliche Fragen auf: Eine große Thunfisch-Zwiebel Pizza für schlappe 14 Euro kann man in unserer Gegend sicher als „ambitioniert“ bezeichnen. Zumal es sich um ein kleines Lokal mit wenigen Tischen handelt, das sich dem Anschein von Karte und Standort nach in erster Linie mit Abhol- und Lieferservice verdingt und nicht unbedingt für das gepflegte Menü bei Kerzenschein steht, um es nett zu sagen.
Aber ich hatte noch die lobenden, die Cevapcici betreffenden Worte einer ehemaligen Arbeitskollegin - mit familiären Wurzeln auf dem Balkan - im Ohr, als wir hier kürzlich zufällig vorbeikamen und sich spontan ein verspätetes Mittagessen anbot.
Wenn ich, egal ob in der Sternegastronomie oder in der Pommesbude, etwas nicht leiden kann, ist es gespielte Plastik-Freundlichkeit und davor muss man sich hier nicht fürchten, die Eltern stehen mit den Söhnen im Geschäft, ein kleiner Familienbetrieb, die Begrüßung war ausnehmend herzlich und man freute sich aufrichtig über die neuen Gäste.
Meine Frage, wie es zu der kuriosen Balkan-Italien-Connection in der Karte komme, wurde von einem der Söhne ausführlich erklärt: ein Elternteil komme aus Italien, der andere habe mazedonische Wurzeln, die Mutter sei gelernte Köchin und der Bruder passionierter Pizzaiolo – das klang sehr beruhigend und vor Ort sprach man italienisch.
Auch die preisliche Situation bei den Pizzen klärte sich sehr schnell. Was man nämlich online, im Gegensatz zu der Karte vor Ort oder den Flyern, nicht erfährt ist, dass die „kleinen“ Pizzen hier mit 28cm schon die Größe haben, die anderenorts als „groß“ gilt.
Die ausgewachsene Variante misst gar 40(!)cm Durchmesser, ist somit eigentlich für eine Person gar nicht machbar, wenn man nicht unbedingt Joey Chestnut-DNA in sich trägt und bietet sich somit zum Teilen an, was den Preis völlig relativiert.
Die frischen Cevapcici in der Theke sahen wirklich gut aus, ich entschied mich für fünf davon im Brot mit Ajvar (3,50 €) – es gibt milden und scharfen, sehr gut! – und meine ständige Begleitung für eine kleine Margherita (5,00 €), aber bitte dunkel gebacken, croccante e ben cotta, grazie!
Das Brot für mein Hackfleischglück vom Grill kam nicht aus der Tüte, sondern wurde aus Pizzateig, den man hier mindestens 24 Stunden führt wie man mir erzählte, frisch gebacken.
Das Ergebnis zusammen mit den kräftig gewürzten Cevapcici, dem leicht scharfen Ajvar und den frischen Zwiebeln war wirklich mehr als lecker, auch wenn so etwas auf einem Foto immer bescheiden aussieht und aufklappen wollte ich es dafür nicht. Es ist schon ein großer geschmacklicher Unterschied, ob man, wie vielerorts in solchen kleinen Imbiss-Lokalen, fade TK-Cevapcici in die Fritteuse wirft oder, wie hier, frische hausgemachte auf Bestellung grillt.
Nicht minder gut gefiel mir die Pizza. Es gibt sie also noch, Pizzen mit für den Appetit beherrschbarem Rand, viel Geschmack und dünnem Boden! Nichts gegen die momentan allgegenwärtige neapolitanische Pizza aber mir ist der dicke Rand und der weiche Boden dabei meist einfach too much.
Gut gefiel mir auch, dass man hier Fior di Latte, sprich Kuhmilch-Mozzarella und keinen – nicht nur in Solingen weit verbreitet - Gouda verwendet. Gut, das alleine heißt zwar noch nichts, denn jeder, der Kuhmilch produziert, kann auch Fior di latte-Mozzarella produzieren. Entsprechend groß sind die Qualitätsunterschiede. Die Auswahl reicht von fantastischer Mozzarella aus norditalienischer Bergmilch bis hin zu unterirdischer Industrie-Massenware.
Das ist der Unterschied zum DOP-protegierten Mozzarella di bufala aus Kampanien, selbst wenn auch hier gerne Schindluder getrieben wird.
Um es kurz zu machen: Die Pizza schmeckte wirklich sehr authentisch und während wir zufrieden unser kleines Essen vertilgten, fragte der sympathische Sohn des Hauses ob alles ok sei, setzte sich für einen kleinen Plausch mit uns an den Nebentisch, erklärte uns seine Philosophie und sagte, dass viele auf den ersten Blick Probleme mit der Karte hätten: die Italiener seien irritiert von den Balkan Gerichten, die Leute vom Balkan von Pasta und Co. etc. pp.
Nun, da kann man leicht Abhilfe schaffen denke ich. Wenn man das, was ich heute hier an sympathischen Eindrücken und Informationen zum Hintergrund der Familie erlebt bzw. erhalten habe auch nur ansatzweise über den eher spartanischen eigenen Webshop transportieren würde, hätten sich sicher viele Fragen für kulinarisch neugierige Solinger schon vorab geklärt, von den dort fehlenden Größenangaben der Pizzen ganz zu schweigen.
In der Folge haben wir den Lieferservice in Anspruch genommen, Pasta und Salate können sie auch, die Lieferung kam prompt und mit glühend heißen Speisen.
Fazit
Preiswert, schnörkellos, ehrlich, sympathisch und vor allem eins: sehr lecker – zur Nachahmung für alle ewig Neugierigen sehr empfohlen.