Geschrieben am 06.01.2024 2024-01-06| Aktualisiert am
07.01.2024
Besucht am 05.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Wie man Gäste verärgert...
Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird. "Was soll ich denn machen?" fragt der junge Servicemann. Den Tisch für Gruppen freihalten. War doch der Plan. Dachte ich…
Was lernen wir? Frech gewinnt und die permanente(!) Klage der Gastronomen über unhöfliche Gäste hat auch eine Kehrseite...
Cut!
Wie die Straßen von Tokyo aussehen, kann ich aus eigenem Erleben nicht berichten. Der Eingang des Lokals gibt allerdings einen guten Eindruck davon, wie die Straßen eines durchschnittlichen deutschen „Amüsier“ -Viertels aktuell aussehen.
Zum schmalen Gastraum führen drei Stufen hoch. Die knapp 40 Plätze verteilen sich entlang den grau gestrichenen Wänden, die von großformatigen Fotos der - natürlich - Tokyoter Straßen geziert werden. Das Mobiliar auf den rustikalen Holzbohlen ist etwas zusammengewürfelt und teilweise von der vorher hier befindlichen Kneipe übernommen. Man sitzt nur am Beginn leidlich bequem auf niedrigen kleinen Metall-Hockern; nur wenige sind gepolstert.
Es läuft gemäßigter Rap und andere street-tunes. Erwartbar, passend und vor allem nicht zu laut. Die vielen Paare können sich ohne Weiteres in Zimmerlautstärke unterhalten; wobei das Ambiente weder zum längeren Verweilen noch für eine traute Zweisamkeit gedacht ist. Dafür stehen die Tische viel zu eng und es herrscht ein Kommen und Gehen. Vom Konzept eben auch Izakaya/Kneipe. Es ist nicht meine Art von Gastro, aber schon stimmig.
Der junge Angestellte im Service ist flott, versiert und vielleicht von einer etwas zu glatten Freundlichkeit. Die "flotten Sprüche" wiederholen sich jedenfalls während der überraschend langen Wartezeit, aber auch in der Küche scheint nur ein Koch zu werkeln.
Es ist aber, wie gesagt, schon sehr voll, zwischendurch will noch jemand einen Gutschein. Die Tische werden abgewischt, ich werde zwischendurch mit ein paar Worten vertröstet und die Frage nach der Zufriedenheit wird immerhin professionell gestellt. Es wird Besteck angeboten, aber ich bediene mich an den Stäbchen, die immerhin in eine Serviette eingewickelt in einem Glas auf dem Tisch stehen. Das geht schon mal alles deutlich schlechter.
Die drei ausgewählten asiatischen „Tapas“ kommen fast gleichzeitig und sind optisch schon mal gelungen:
Ich beginne mit der marinierten Aubergine. Den kleinen Würfeln hat vermutlich ein kurzes Bad in der Fritteuse eine leichte Hülle verpasst. Sie sind erfreulich wenig matschig. Die Teryakisauce ist merklich, aber nicht zu intensiv, so dass sogar der Eigengeschmack der Eierfrucht durchkommt. Gepoppte Reisperlen sorgen für den Crunch. Gelungen.
Die frittierten Pilze (Buchenpilze?) standen etwas lange am Pass, daher nicht heiß. Hat ihrem Tempura-Knusper aber nicht geschadet.
Dazu Wasabi-Majo, der ich etwas mehr Wumms gewünscht hätte. Andererseits sind auch die Pilze keine Umami-Monster.
Der kalte Schweinebauch ist durchs Marinieren zart, die Fettschicht fest. Sehr gut mit Stäbchen zu essen. Die Süße der Marinade hätte ebenfalls mehr Schärfe vertragen, aber das ist Geschmacksache. Etwas Sojasauce hätte gut getan, aber ich kann keine entdecken. Später sehe ich ein übliches Fläschchen hinter der Theke. Insgesamt aber mein Favorit.
Insgesamt waren die drei Kleinigkeiten (vegetarisch 4,9€, Fleisch 6,5€) natürlich nicht weltbewegend, aber sehr ordentlich gemachtes Barfood. I like it.
Weil ich vorher natürlich schon ein Mittagessen hatte, verzichtete ich auf die im Netz hochgelobte Ramen und knabberte nur noch am "Kimchi", der hier zwar mit Chilipaste geschärft wird, aber nicht mehr fermentiert. Dadurch bleibt der Chinakohl natürlich frischer. Knackig war der Kohl also, scharf genug (mir Memme) auch, aber Frühlingsgrün und zu wenig schwarzer Sesam konnten nicht verhindern, dass das Ganze recht eindimensional blieb. Ich bin Team Kimchi Original.
Die spontane Einkehr hat mir gut gefallen, die vielen positiven Stimmen auf den anderen, irrelevanten Portalen kann ich voll bestätigen. Die Ramen werde ich gern beim nächsten Besuch probieren; dann schmeiße ich mich einfach an den größten freien Tisch, den ich finde;-))
Wie man Gäste verärgert...
Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird.... mehr lesen
Tokyo Streets
Tokyo Streets€-€€€Restaurant042130322566Ostertorsteinweg 20, 28203 Bremen
3.5 stars -
"Überzeugendes japanisches Bar-Food" DerBorgfelderWie man Gäste verärgert...
Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird.
Besucht am 03.01.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken. Das äußere Erscheinungsbild ließ zu wünschen übrig...
Leute, die mit kryptischen Parolen „ihre“ Viertel markieren, sterben wohl nie aus. Dass man sich hier „beinahe“ über den Weg gelaufen wäre, wurde mir erst nach Borgis extrem zeitnah in die Tasten gehauenem Bericht klar. Leider vereitelte eine Zeitspanne von nicht einmal 48 Stunden unsere mögliche Zusammenkunft. So wurde es für jeden von uns ein nicht ganz so spektakulärer Soloauftritt im schmalen Gastraum dieses hell beleuchteten „Straßenjapaners“, hinter dem in Wirklichkeit ein Deutscher steckt.
Die Rede ist von Inhaber Fabian Trissler, der nach seiner klassischen Koch-Ausbildung rund um den Globus unterwegs war und sich dabei besonders für die japanische Küche abseits von Sushi und Sashimi interessierte. Er hat dann rund drei Jahre gebraucht, um seine Idee einer japanischen Izakaya am Ostertorsteinweg zu verwirklichen. Seit August 2023 bringt der 33-Jährige seine Version einer japanischen Fusionsküche in Form kleinerer und größerer Häppchen unter das gerne mit den Stäbchen futternde Volk.
Auch ich fragte freundlich bei der netten Bedienung nach, auf welchem unbequemen Hocker ich denn nun Platz nehmen dürfte. Gleich rechts der Stufen des Eingangsbereichs wurde ich platziert. Von da aus hatte ich einen guten Überblick, was im Gastraum so vor sich ging. Drinnen sah es dagegen schon deutlich besser aus!
Er war bei meiner Ankunft halb gefüllt, was sich aber im Laufe einer halben Stunde schlagartig ändern sollte. Bei den wenigen zur Verfügung stehenden Plätzen war der „Sold out“ nur eine Frage der Zeit. Über mein Verschwinden freuten sich später die bereits wartenden Nachfolger. Will sagen: der Laden lief richtig gut!
Studentisches Volk, Familien mit Kindern und auch ein paar freundlich dreinschauende Menschen aus Asien kamen hier an einfachen Bistrotischen zusammen, um bei Pet-Nat, IPA und Sake die überschaubare, mit einer schwarzen Foldbackklammer zusammengehaltene Auswahl an japanischen Thekenfuttereien (neudeutsch: „Barfood“) zu verkosten. Mit kleinen Snacks im Bauch lässt sich die Tour durchs Kneipenviertel doch wesentlich angenehmer starten.
Hängeleuchten im Industrie-Design, grau gestrichene Wände, ein knarzender Vintage-Dielenboden und das von Neonlichtern geprägte Nachtleben von Tokio im Großformat prägten den trendig eingerichteten Gastraum, der bei all dem Bahnhofslicht doch auch seine lauschigen Ecken hatte. Ich wollte nur ein paar Kleinigkeiten einwerfen, da mich der zweite Teil meines Bremer Stäbchen-Abends noch mit rohem Fisch und Reis konfrontieren sollte.
Das sprengte im wahrsten Sinne des Wortes den bzw. die Ra(h)men, weshalb ich die verdammt gut aussehenden Nudelsuppen, die dem Nachbartisch mit verschiedenen Toppings serviert wurden, geflissentlich ignorierte und lieber bei den asiatischen Tapas von Seite 2 zuschlug. Ein paar knallig grüne Edamame (5 Euro) zum Reinknabbern bzw. Rauszuzeln gehen ja bekanntlich immer.
Das leicht gesalzene, asiatische Superfood hatte auch Knoblauch und Chili gesehen, was die mit der Schale gegarten Sojabohnen geschmacklich aufwertete. Kleine Bohnen mit großer Wirkung...am Gaumen ;-)
Ja, die kleinen Dinger bekamen dadurch sogar richtig „Wumms“. Am liebsten hätte ich – wie damals als Edamame-Neuling im Henssler & Henssler zu Hamburg – die Schale gleich mitgegessen. Gut, dass mich da der Steffen in seiner gewohnt zurückhaltenden Art auf den Verzehr der weichen Bohnen im Inneren hinwies…
Das dazu georderte Swabbie IPA (0,33l Flasche für 4 Euro) von der Freien Brau Union Bremen hielt mit exotisch-bitteren Noten bernsteinfarben dagegen. Craftbeer im Bremer Viertel...passt!
Salzig, scharf, süß und bitter – welch nettes kleines Geschmacksgewitter gleich zu Beginn.
Zwei weitere „Kleingerichte“ folgten wenig später. Bei Gevatter Karaage (6 Euro) – wie der Japaner die knusprig frittierten Hühnchenbrocken nennt – war ich auf die Wasabi-Mayo gespannt, die dann aber leider doch keine war, sondern sich als wenig spannende Zitronen-Miso-Mayo entpuppte. Ohne Wasabi-Mayo leider nur die Hälfte wert...
Die in Soja und Sake marinierten Stücke vom Huhn waren schön saftig, ihr Backteig aus Kartoffelmehl hätte dagegen ruhig etwas knuspriger ausfallen dürfen. Kleiner Tipp aus 15 Semestern angewandter Gastro-Japanologie: Doppelt frittiert hält meist besser! Das Frittierhuhn sah knuspriger aus als es in Wirklichkeit war
Und doch spielten sie in einer gänzlich anderen Lecker-Liga als die handelsüblichen Chickennuggets aus dem Gasthaus zur goldenen Möwe. Und dann war da ja auch noch der kalte Schweinebauch namens „Chashu“ (6 Euro). Als Ramen-Topping sehr gerne verwendet, machte er auch ohne das Bad in der Nudelsuppe eine gute Figur. Zur leicht süßlichen Marinade, mit der die sanft gegarten Bauchscheiben übergossen waren, gesellten sich noch dünn geschnittene Lauchzwiebeln, die der Schweinerei gut zu Gericht stand. Ein kalter Bauch geht manchmal auch...
Mehr Mut zur Schärfe bzw. Würze wäre aber durchaus angebracht gewesen. In der Summe war mir der Schmorbauch dann doch zu brav, da konnte es die gut abgeschmeckte Soja-Sake-Marinade dann auch nicht mehr richten. Wahrscheinlich gehört hier tatsächlich die Ramen zur ersten Bestellerpflicht, während die kleinen Asia-Häppchen eher als kulinarischer Beifang fungieren.
Egal, der Service agierte freundlich und aufmerksam. Die Toilette war zwar relativ klein, aber sehr sauber. Auch das Bremer Craftbeer taugte mir zusammen mit den verzehrten Kleinigkeiten überraschend gut. Und lange warten musste ich auf mein Essen auch nicht. Das war auch gut so, denn das Ostertor-Viertel hatte an diesem Abend noch etwas mit mir vor…Fortsetzung folgt.
Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Leute, die mit... mehr lesen
Tokyo Streets
Tokyo Streets€-€€€Restaurant042130322566Ostertorsteinweg 20, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Stäbchen-Abend in Bremen - Teil 1: Vater Karaage und seine kulinarischen Kinder" Ehemalige UserMan muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Leute, die mit
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Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird. "Was soll ich denn machen?" fragt der junge Servicemann. Den Tisch für Gruppen freihalten. War doch der Plan. Dachte ich…
Was lernen wir? Frech gewinnt und die permanente(!) Klage der Gastronomen über unhöfliche Gäste hat auch eine Kehrseite...
Cut!
Wie die Straßen von Tokyo aussehen, kann ich aus eigenem Erleben nicht berichten. Der Eingang des Lokals gibt allerdings einen guten Eindruck davon, wie die Straßen eines durchschnittlichen deutschen „Amüsier“ -Viertels aktuell aussehen.
Zum schmalen Gastraum führen drei Stufen hoch. Die knapp 40 Plätze verteilen sich entlang den grau gestrichenen Wänden, die von großformatigen Fotos der - natürlich - Tokyoter Straßen geziert werden. Das Mobiliar auf den rustikalen Holzbohlen ist etwas zusammengewürfelt und teilweise von der vorher hier befindlichen Kneipe übernommen. Man sitzt nur am Beginn leidlich bequem auf niedrigen kleinen Metall-Hockern; nur wenige sind gepolstert.
Es läuft gemäßigter Rap und andere street-tunes. Erwartbar, passend und vor allem nicht zu laut. Die vielen Paare können sich ohne Weiteres in Zimmerlautstärke unterhalten; wobei das Ambiente weder zum längeren Verweilen noch für eine traute Zweisamkeit gedacht ist. Dafür stehen die Tische viel zu eng und es herrscht ein Kommen und Gehen. Vom Konzept eben auch Izakaya/Kneipe. Es ist nicht meine Art von Gastro, aber schon stimmig.
Der junge Angestellte im Service ist flott, versiert und vielleicht von einer etwas zu glatten Freundlichkeit. Die "flotten Sprüche" wiederholen sich jedenfalls während der überraschend langen Wartezeit, aber auch in der Küche scheint nur ein Koch zu werkeln.
Es ist aber, wie gesagt, schon sehr voll, zwischendurch will noch jemand einen Gutschein. Die Tische werden abgewischt, ich werde zwischendurch mit ein paar Worten vertröstet und die Frage nach der Zufriedenheit wird immerhin professionell gestellt. Es wird Besteck angeboten, aber ich bediene mich an den Stäbchen, die immerhin in eine Serviette eingewickelt in einem Glas auf dem Tisch stehen. Das geht schon mal alles deutlich schlechter.
Die drei ausgewählten asiatischen „Tapas“ kommen fast gleichzeitig und sind optisch schon mal gelungen:
Ich beginne mit der marinierten Aubergine. Den kleinen Würfeln hat vermutlich ein kurzes Bad in der Fritteuse eine leichte Hülle verpasst. Sie sind erfreulich wenig matschig. Die Teryakisauce ist merklich, aber nicht zu intensiv, so dass sogar der Eigengeschmack der Eierfrucht durchkommt. Gepoppte Reisperlen sorgen für den Crunch. Gelungen.
Die frittierten Pilze (Buchenpilze?) standen etwas lange am Pass, daher nicht heiß. Hat ihrem Tempura-Knusper aber nicht geschadet.
Dazu Wasabi-Majo, der ich etwas mehr Wumms gewünscht hätte. Andererseits sind auch die Pilze keine Umami-Monster.
Der kalte Schweinebauch ist durchs Marinieren zart, die Fettschicht fest. Sehr gut mit Stäbchen zu essen. Die Süße der Marinade hätte ebenfalls mehr Schärfe vertragen, aber das ist Geschmacksache. Etwas Sojasauce hätte gut getan, aber ich kann keine entdecken. Später sehe ich ein übliches Fläschchen hinter der Theke. Insgesamt aber mein Favorit.
Insgesamt waren die drei Kleinigkeiten (vegetarisch 4,9€, Fleisch 6,5€) natürlich nicht weltbewegend, aber sehr ordentlich gemachtes Barfood. I like it.
Weil ich vorher natürlich schon ein Mittagessen hatte, verzichtete ich auf die im Netz hochgelobte Ramen und knabberte nur noch am "Kimchi", der hier zwar mit Chilipaste geschärft wird, aber nicht mehr fermentiert. Dadurch bleibt der Chinakohl natürlich frischer. Knackig war der Kohl also, scharf genug (mir Memme) auch, aber Frühlingsgrün und zu wenig schwarzer Sesam konnten nicht verhindern, dass das Ganze recht eindimensional blieb. Ich bin Team Kimchi Original.
Die spontane Einkehr hat mir gut gefallen, die vielen positiven Stimmen auf den anderen, irrelevanten Portalen kann ich voll bestätigen. Die Ramen werde ich gern beim nächsten Besuch probieren; dann schmeiße ich mich einfach an den größten freien Tisch, den ich finde;-))