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Zweimal hab ich schon über den Walsumer Hof geschrieben (13.10. 2015 und 5.11.16). So beständig, wie sich im "Dinner for One" nichts ändert, so beständig ändert sich nichts im Walsumer Hof – auch diesmal nicht.
So ritualisiert wie Butler James Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom, die vier Freunde von Miss Sophie, begrüßt und bedient, so ritualisiert gibt es den Handschlag vom Wirt im Pütt-Hemd bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung und so ritualisiert deklamieren die Damen und Herren vom Service schnellfeuergewehrähnlich die angebotenen Tagesgerichte und geben auch noch Erläuterungen dazu. Diesmal bedient uns ein junger Mann, der zum Inventar zu gehören scheint – solange ist er schon dabei. Er händigt uns die „Walsumer Hofnachrichten“, eine nachempfundene Zeitung mit Geschichten über den Walsumer Hof und einer Auflistung der angebotenen Speisen aus. So qualitätstreu James verspricht "I'll do my very best", so qualitätstreu gut arbeitet der Service, allerdings mit ruhrpöttischem Humor, den man zu nehmen wissen muss. Alles in allem: Die fünf Sterne für den Service bleiben.
Essen und Getränke ****/*****
So konstant wie Miss Sophie ihr Menü – Mulligatawny-Suppe, Schellfisch, Hühnchen und Obst – serviert haben will, so konstant möchte ich im Walsumer Hof "meine" Muscheln. Diesmal mische ich aus
– Muscheln „Rheinische Art“ bis der Arzt kommt! mit Schwarzbrot (22,45 €) und
– Muscheln „Hitachi“ mit Schwarzbrot (28,90 €).
Die Hitachi-Muscheln stehen nicht in der Karte. Sie sind eine Spezialität des Hauses, sind scharf gewürzt und erinnern an das Desaster bei der Erweiterung des damaligen Walsumer Kohlekraftwerkes. Von undichten Schweißnähten, von Undichtigkeiten im Verdampferteil des Kessels berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) im Mai 2011. Maßgeblich in der Verantwortung für die Ver- und Bearbeitung des verwendeten Spezialstahls war der japanische Konzern Hitachi.
Der Service überlässt das Muschel-Wechselspiel dem Gast. So kann man wählen, in welcher Reihenfolge man die "Rheinischen" und die "Japanischen" haben möchte. Der Service empfiehlt dabei, mit den "Rheinischen" anzufangen, bei umgekehrter Reihenfolge schmeckten die "Rheinischen" laff.
Und so konstant wie es bei Miss Sophie Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein gibt, so konstant labt sich unsere Männerunde am "Köpi", dem König-Pilsener. Ich lösche mit mehreren
– „Köpi“, 0,3 l zu stolzen 3,15 €
den Muschelbrand.
Und so ehern wie Butler James die Mulligatawny-Vorspeisensuppe serviert, so ehern gibt es mehrere Grüße aus der Küche: Garnelen, Muscheln in Currysauce, sauer eingelegtes Gemüse. Ungeschälte Erdnüsse stehen zum Knabbern auch auf dem Tisch.
Ich fange mit den Muscheln „Rheinische Art“ an. Sie kommen schnell, heiß und dampfend und abgedeckt mit zwei umgekehrten, übereinandergelegten Tellern für die Schalen auf den Tisch. Das Schwarzbrot wird auf einem separaten Teller dazugereicht – gebutterte frische Schwarzbrotschnitten, die Scheiben zusammengeklappt.
Nach dem dritten Teller der "Rheinischen" wechsele ich zu den Hitachi-Muscheln.
Die Muscheln sind wieder gut zubereitet. Im Sud der "Rheinischen" liegen Möhren-, Lauch-, Sellerie-, Zwiebelstückchen. Der Sud ist bestens mit Salz und Pfeffer gewürzt, mit Pfeffer sogar so gut, dass mir die Rheinischen schärfer scheinen als das Hitachi-Meeresgetier. Diese kommen meinem Geschmack nach würzig, aber nicht scharf daher, was zugegebenermaßen aber auch an meinem hochskalierten Scoville-Geschmack liegen mag.
Zwei Teller von den Japan-Konzern-Muscheln zieh ich mir noch rein. Für die fünf Teller Muscheln wird letztlich der Preis der teuereren Hitachi-Zubereitung berechnet, also 28,90 €.
Nach diesem Eiweiß-Schock darf das
– "Körnchen" (0,02 l zu 1,80 €)
nicht fehlen. Da man auf einem Bein nicht stehen kann, müssen es schon zwei sein.
Ein Arzt muß nicht kommen. Pappsatt bin ich schon. Ich gebe diesmal nicht wie in den Vorjahren fünf Sterne für die Muscheln, sondern viereinhalb, da die Hitachi-Muscheln für den ausgelobten Preis meine Erwartung an Schärfe, begründet aus den Vorjahren, nicht erfüllt haben.
Dementsprechend mache ich bezüglich meiner Gesamturteile aus den Vorjahren einen geringfügigen Abstrich: Diesmal "nur" vier Sterne als Fazit.
So gewiss wie Miss Sophie zum Schluss des "Dinner for One" von James mit den Worten “Well, I’ll do my very best” die Treppe hinaufbegleitet wird, so gewiss sagt unsere Kerle-Runde: We'll come back." Gerne wieder!