Geschrieben am 26.11.2020 2020-11-26| Aktualisiert am
30.11.2020
Besucht am 31.07.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Meine Frau hatte ein zweitägiges Seminar in Oldenburg, was mir einerseits einen entspannten Einkaufsbummel für den kräftigeren Herrn einbrachte, andererseits die Gelegenheit, mit meiner Schulfreundin nach dem eher nicht so gelungenen Abend in der Kleinen Burg nun die zweite ambitionierte Gastronomie der Stadt unter die Lupe zu nehmen.
Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“. Da störte man sich nicht groß daran, dass ich schon deutlich vor der Abendöffnung die Weinregale nach ein paar schönen Flaschen durchforstete. Das Ergebnis war allerdings recht enttäuschend, alles Einstiegs-Qualitäten. Man sei dabei, die Ausrichtung der Karte umzustellen - mir schwante nichts Gutes. Aber mit freundlicher Hartnäckigkeit gelang es doch, dass sich ein junger Ober in den Keller begab und noch einige erfreuliche Bouteillen zu Tage förderte.
Das Lob für das Team ist umso verdienter, als kurz vor dem Abendservice das Kassensystem abstürzte und sich bis zur Schließung auch nicht wieder aufrappelte. Also kurzfristig ein Vorgehen für Hotel- wie für externe Gäste überlegen, alle Kräfte informieren und mit Engelsgeduld an jedem neuen Tisch erneut das Problem erklären.
Das Ambiente im Inneren macht aus Not eine Tugend. Der Erweiterungsbau des Altera-Hotels am Waffenplatz in den Herbartgang hinein ist lang und schmal. Trotzdem ist noch eine gar nicht mal kleine, langgezogene Bar eingebaut. Deshalb sind die Plätze recht geschickt auf mehreren Ebenen verteilt: Zwischen Fensterfront und Theke auf Straßenniveau, über der Bar eine Galerie, dahinter geht es eine halbe Etage tiefer zur Küche und den Kühlschränken mit Weißweinen und Fleisch in der Trockenreifung, davor überwiegend Bistro-Tischen. Zur Seite ein Gesellschaftsraum und im Keller noch einmal ein Gewölbe für Gruppen. Holz, Leder und warmes Licht dominieren den Eindruck. Bei meiner ersten Oldenburger Stippvisite machte der freundliche Barkeeper übrigens gleich eine Begehung mit mir, obwohl ich nur für einen Absacker eingekehrt war. So geht gute Kundenwerbung! Bis auf die Tische am Fenster gibt es natürlich etwas wenig Tageslicht. Das wir umso mehr genießen durften, denn an diesem warmen Sommerabend war natürlich ein Außentisch reserviert.
Dabei geht es vor dem Restaurant in der kleinen, hochwertigen Einkaufspassage aus den 1960ern recht eng zu,
die Flaneure schauen einem direkt auf den Teller; wer mag das schon? Also habe ich als frühester Vogel erfolgreich um einen Tisch auf der kleinen, zurückgesetzten Terrasse gebeten, die im Miniaturformat eine fast schon dörfliche Atmosphäre hat.
Das schöne Tor tut ein Übriges.
Gut beschirmt konnten wir auf dem Garten-Klappgestühl der gehobenen Art die Passanten beobachten, und ich nippte zufrieden am ersten Aperitif des Abends, einem Whiskey-Sour nach Art des Hauses mit dem hübschen Namen Blood and Sand. „Blood and Sand“
Die Dame stieg kurz danach ein, als mein junger Bluthund (um mal in Sprachkosmos des Cocktails zu bleiben) den nicht mehr auf der Karte stehenden, aber in der Hotel-Lobby als Mitbringsel angebotenen Champagner auf angenehme Temperatur gekühlt hatte.
Als Küchengruß kam eine Linsencreme, die mit ordentlich Knoblauch und Kresse versetzt war. Zusammen mit dem guten, krossen Baguette ein kräftiger, kleiner Start. Da schon geraume Zeit am Pass stehend, hatte sich leider etwas Flüssigkeit aus dem Quark getrennt. Die erste von vielen Ungenauigkeiten der Küche. Linsen-Dip
Passend zu den Temperaturen orderten wir eine Gazpacho und wurden mit einer kühlen, sämigen Suppe belohnt, deren leichte Schärfe die Papillen aufweckte. Gazpacho mit Thunfisch-Tatar
Durch die sauber geschnittenen Gemüsewürfel kam ebenso Knack, wie durch das schöne Brotsegel. Etwas ungewöhnlich und auch nicht wirklich gelungen die Einlage. Während die Sauce Cipriani noch zu schmecken war, ging das Thunfischtatar zumindest geschmacklich unter. Allenfalls etwas zu kauen, aber das war doch schade für das Produkt. Mit 12,5€ als einziger Gang günstig im Preis.
Trotzdem natürlich ein frischer Start in meine Auswahl, bei der ich mich auf Vorspeisen beschränkte.
Auch der Folgegang sehr leicht, Artischocke zum Zupfen mit zwei Sößchen (14,5€).
Leider bekam ich ein kleines und sehr hartes Exemplar der schmackhaften Distel. Artischocke
Die Blätter ließen sich keineswegs leicht abzupfen, im Gegenteil, da musste ich schon mit der einen Hand festhalten und mit der anderen zupacken. Wäre ich allein gewesen, hätte ich das Gemüse zwecks Austausch zurück gehen lassen. Aber ich wollte nicht schon wieder den Meckerer vom Dienst geben.
Geschmeckt hat sie ja und die beiden Dips waren sogar ausgesprochen lecker. Senfsauce und Estragon-Vinaigrette mit Ei
Schon die Dijonsenf-Sauce glänzte, aber noch besser waren die fein austarierten Aromen der mit Ei gebundenen Estragon-Vinaigrette.
Sehr erfreulich dann die drei leicht angebratenen Jakobsmuscheln mit einer feinen Buttersauce, die gegen Aufpreis den Risotto veredelten. Das war auch bitter nötig, denn der war leider zu einer festen Pampe verkocht und erinnerte (obschon heiß) eher an erkaltenden Milchreis. (Und ich sach noch: Meistä, kein Risotto in‘n Restorong!). Dagegen waren die kleinen Pfifferlinge extrem schmackhaft und auch die gebackenen Kirschtomaten voller Aroma. Das ganze Arrangement in Zwischengangs-Größe für 17,5€, die Muscheln teilten wir schwesterlich-fresserlich (also 1:2), daher auf zwei Tellern serviert. Jakobsmuscheln mit Buttersauce Pfifferlings-Risotto
Nach den ganzen Appetit-Anregern musste jetzt endlich etwas Nahrhaftes her. Da kam ein Klassiker der Brasserie-Küche ganz recht: Ein mächtiges Tatar fromage für stolze 21,5€. Das fein geschnittene Rindfleisch mit allem Zipp und Zapp vermengt, mit der Unterseite ganz kurz die heiße Platte geküsst, dann mit einer Käsescheibe belegt und unter den Salamander. Tatar fromage
Der junge Comté verlief hübsch, musste aber ordentlich kämpfen, um sich geschmacklich gegen den kräftig gewürzten Batzen durchzusetzen. Mon Dieu - ein wenig schwer, das Ganze! Aber ich wusste ja, was ich tat. Sehr gut übrigens die begleitenden Pommes frites, heiß, knusprig außen, innen noch fluffig und vernünftig gesalzen. Heiß und knusprig!
Der Tag war gegangen und mit ihm das gute Fotolicht. Statt Johnnie Walker war inzwischen meine Frau gekommen, in Begleitung eines befreundeten Ehepaares und voller Geschichten. Zuhören macht hungrig, also noch drei Austern Rockefeller (17€), an denen es nun mal gar nichts auszusetzen gab: groß und fleischig, der Spinat nicht zäh, wässrig oder quietschig und der Käse, es dürfte wieder der Comté gewesen sein - schön gebräunt. Austern Rockefeller
Dessert hab ich nicht mehr geschafft. Immerhin musste ich noch von der kleinen Waltmann’schen Käseauswahl naschen, die sich die Truppe in zweifacher Ausfertigung (jeweils 15€) zum Abschluss teilte. Käse von Waltmann
Wohltemperiert und von den „üblichen Verdächtigen“ begleitet ein versöhnlicher Abschluss, den wir in fröhlicher Runde genossen.
Fazit: Kann man jederzeit machen. Entspanntes Team, das wieder einmal bewies, dass guter Service ein mittelmäßiges Essen aufwerten und schlechter Service ein noch so gutes Essen zugrunde richten kann. Unkomplizierte Gerichte, deren Schwächen hoffentlich nur ein Ausrutscher waren und angenehmes Ambiente (für die unbequemen Sitzmöbel draußen Abzug). Die „Neuausrichtung“ (in der Regel heißt das Vereinfachung) der Weinkarte muss man abwarten. Ich hatte jedenfalls einen sehr netten Abend in der Brasserie!
Meine Frau hatte ein zweitägiges Seminar in Oldenburg, was mir einerseits einen entspannten Einkaufsbummel für den kräftigeren Herrn einbrachte, andererseits die Gelegenheit, mit meiner Schulfreundin nach dem eher nicht so gelungenen Abend in der Kleinen Burg nun die zweite ambitionierte Gastronomie der Stadt unter die Lupe zu nehmen.
Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“.... mehr lesen
Schmitz Brasserie im Altera Hotel
Schmitz Brasserie im Altera Hotel€-€€€Restaurant, Bar, Brasserie044121908400Mottenstraße 13, 26122 Oldenburg
4.0 stars -
"Schöne Brasserie, bei der der engagierte Service über Schwächen auf dem Teller hinweg sehen lässt" DerBorgfelderMeine Frau hatte ein zweitägiges Seminar in Oldenburg, was mir einerseits einen entspannten Einkaufsbummel für den kräftigeren Herrn einbrachte, andererseits die Gelegenheit, mit meiner Schulfreundin nach dem eher nicht so gelungenen Abend in der Kleinen Burg nun die zweite ambitionierte Gastronomie der Stadt unter die Lupe zu nehmen.
Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“.
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Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“. Da störte man sich nicht groß daran, dass ich schon deutlich vor der Abendöffnung die Weinregale nach ein paar schönen Flaschen durchforstete. Das Ergebnis war allerdings recht enttäuschend, alles Einstiegs-Qualitäten. Man sei dabei, die Ausrichtung der Karte umzustellen - mir schwante nichts Gutes. Aber mit freundlicher Hartnäckigkeit gelang es doch, dass sich ein junger Ober in den Keller begab und noch einige erfreuliche Bouteillen zu Tage förderte.
Das Lob für das Team ist umso verdienter, als kurz vor dem Abendservice das Kassensystem abstürzte und sich bis zur Schließung auch nicht wieder aufrappelte. Also kurzfristig ein Vorgehen für Hotel- wie für externe Gäste überlegen, alle Kräfte informieren und mit Engelsgeduld an jedem neuen Tisch erneut das Problem erklären.
Das Ambiente im Inneren macht aus Not eine Tugend. Der Erweiterungsbau des Altera-Hotels am Waffenplatz in den Herbartgang hinein ist lang und schmal. Trotzdem ist noch eine gar nicht mal kleine, langgezogene Bar eingebaut. Deshalb sind die Plätze recht geschickt auf mehreren Ebenen verteilt: Zwischen Fensterfront und Theke auf Straßenniveau, über der Bar eine Galerie, dahinter geht es eine halbe Etage tiefer zur Küche und den Kühlschränken mit Weißweinen und Fleisch in der Trockenreifung, davor überwiegend Bistro-Tischen. Zur Seite ein Gesellschaftsraum und im Keller noch einmal ein Gewölbe für Gruppen. Holz, Leder und warmes Licht dominieren den Eindruck. Bei meiner ersten Oldenburger Stippvisite machte der freundliche Barkeeper übrigens gleich eine Begehung mit mir, obwohl ich nur für einen Absacker eingekehrt war. So geht gute Kundenwerbung! Bis auf die Tische am Fenster gibt es natürlich etwas wenig Tageslicht. Das wir umso mehr genießen durften, denn an diesem warmen Sommerabend war natürlich ein Außentisch reserviert.
Dabei geht es vor dem Restaurant in der kleinen, hochwertigen Einkaufspassage aus den 1960ern recht eng zu,
die Flaneure schauen einem direkt auf den Teller; wer mag das schon? Also habe ich als frühester Vogel erfolgreich um einen Tisch auf der kleinen, zurückgesetzten Terrasse gebeten, die im Miniaturformat eine fast schon dörfliche Atmosphäre hat.
Das schöne Tor tut ein Übriges.
Gut beschirmt konnten wir auf dem Garten-Klappgestühl der gehobenen Art die Passanten beobachten, und ich nippte zufrieden am ersten Aperitif des Abends, einem Whiskey-Sour nach Art des Hauses mit dem hübschen Namen Blood and Sand.
Die Dame stieg kurz danach ein, als mein junger Bluthund (um mal in Sprachkosmos des Cocktails zu bleiben) den nicht mehr auf der Karte stehenden, aber in der Hotel-Lobby als Mitbringsel angebotenen Champagner auf angenehme Temperatur gekühlt hatte.
Als Küchengruß kam eine Linsencreme, die mit ordentlich Knoblauch und Kresse versetzt war. Zusammen mit dem guten, krossen Baguette ein kräftiger, kleiner Start. Da schon geraume Zeit am Pass stehend, hatte sich leider etwas Flüssigkeit aus dem Quark getrennt. Die erste von vielen Ungenauigkeiten der Küche.
Passend zu den Temperaturen orderten wir eine Gazpacho und wurden mit einer kühlen, sämigen Suppe belohnt, deren leichte Schärfe die Papillen aufweckte.
Durch die sauber geschnittenen Gemüsewürfel kam ebenso Knack, wie durch das schöne Brotsegel. Etwas ungewöhnlich und auch nicht wirklich gelungen die Einlage. Während die Sauce Cipriani noch zu schmecken war, ging das Thunfischtatar zumindest geschmacklich unter. Allenfalls etwas zu kauen, aber das war doch schade für das Produkt. Mit 12,5€ als einziger Gang günstig im Preis.
Trotzdem natürlich ein frischer Start in meine Auswahl, bei der ich mich auf Vorspeisen beschränkte.
Auch der Folgegang sehr leicht, Artischocke zum Zupfen mit zwei Sößchen (14,5€).
Leider bekam ich ein kleines und sehr hartes Exemplar der schmackhaften Distel.
Die Blätter ließen sich keineswegs leicht abzupfen, im Gegenteil, da musste ich schon mit der einen Hand festhalten und mit der anderen zupacken. Wäre ich allein gewesen, hätte ich das Gemüse zwecks Austausch zurück gehen lassen. Aber ich wollte nicht schon wieder den Meckerer vom Dienst geben.
Geschmeckt hat sie ja und die beiden Dips waren sogar ausgesprochen lecker.
Schon die Dijonsenf-Sauce glänzte, aber noch besser waren die fein austarierten Aromen der mit Ei gebundenen Estragon-Vinaigrette.
Sehr erfreulich dann die drei leicht angebratenen Jakobsmuscheln mit einer feinen Buttersauce, die gegen Aufpreis den Risotto veredelten. Das war auch bitter nötig, denn der war leider zu einer festen Pampe verkocht und erinnerte (obschon heiß) eher an erkaltenden Milchreis. (Und ich sach noch: Meistä, kein Risotto in‘n Restorong!). Dagegen waren die kleinen Pfifferlinge extrem schmackhaft und auch die gebackenen Kirschtomaten voller Aroma. Das ganze Arrangement in Zwischengangs-Größe für 17,5€, die Muscheln teilten wir schwesterlich-fresserlich (also 1:2), daher auf zwei Tellern serviert.
Nach den ganzen Appetit-Anregern musste jetzt endlich etwas Nahrhaftes her. Da kam ein Klassiker der Brasserie-Küche ganz recht: Ein mächtiges Tatar fromage für stolze 21,5€. Das fein geschnittene Rindfleisch mit allem Zipp und Zapp vermengt, mit der Unterseite ganz kurz die heiße Platte geküsst, dann mit einer Käsescheibe belegt und unter den Salamander.
Der junge Comté verlief hübsch, musste aber ordentlich kämpfen, um sich geschmacklich gegen den kräftig gewürzten Batzen durchzusetzen. Mon Dieu - ein wenig schwer, das Ganze! Aber ich wusste ja, was ich tat. Sehr gut übrigens die begleitenden Pommes frites, heiß, knusprig außen, innen noch fluffig und vernünftig gesalzen.
Der Tag war gegangen und mit ihm das gute Fotolicht. Statt Johnnie Walker war inzwischen meine Frau gekommen, in Begleitung eines befreundeten Ehepaares und voller Geschichten. Zuhören macht hungrig, also noch drei Austern Rockefeller (17€), an denen es nun mal gar nichts auszusetzen gab: groß und fleischig, der Spinat nicht zäh, wässrig oder quietschig und der Käse, es dürfte wieder der Comté gewesen sein - schön gebräunt.
Dessert hab ich nicht mehr geschafft. Immerhin musste ich noch von der kleinen Waltmann’schen Käseauswahl naschen, die sich die Truppe in zweifacher Ausfertigung (jeweils 15€) zum Abschluss teilte.
Wohltemperiert und von den „üblichen Verdächtigen“ begleitet ein versöhnlicher Abschluss, den wir in fröhlicher Runde genossen.
Fazit: Kann man jederzeit machen. Entspanntes Team, das wieder einmal bewies, dass guter Service ein mittelmäßiges Essen aufwerten und schlechter Service ein noch so gutes Essen zugrunde richten kann. Unkomplizierte Gerichte, deren Schwächen hoffentlich nur ein Ausrutscher waren und angenehmes Ambiente (für die unbequemen Sitzmöbel draußen Abzug). Die „Neuausrichtung“ (in der Regel heißt das Vereinfachung) der Weinkarte muss man abwarten. Ich hatte jedenfalls einen sehr netten Abend in der Brasserie!