Besucht am 20.11.2018Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Manchmal muss erst mal wieder kulinarisch interessierter Besuch von auswärts vor der Türe stehen, damit man so manches gastronomische Schmankerl in der eigenen Heimat entdeckt. Das „Stäffele“ in der Stuttgarter Buschlestrasse liegt zumindest dermassen versteckt, dass wir selbst bei keinem Streifzug durch den Stuttgarter Westen in den letzten Jahrzehnten dort gestrandet sind. Auch so versteckt, dass offenbar mancher Taxifahrer daran scheitert (laut hiesiger Presse). Freie Parkplätze sind in dieser Gegend der Landeshauptstadt eh so selten wie ein Lottogewinn.
Glücklicherweise liegt das „Stäffele“ nicht in schwer erklimmbarer Halbhöhenlage und fordert dem Besucher keinerlei sportiven Impact ab. Zur Augustenstrasse hin versteckt es sich hinter der Lokalität „Ampulle“, hinter der schnöde Nichteingeweihte möglicherweise eine alkohlumschwängerte Beiz vermuten und daher schnell wieder umkehren (in Wirklichkeit ist die „Ampulle“ ein angesagter Dry Beef & Gin Club). Wer jetzt noch neugierig um die Ecke biegt, steht vor einem gelb getünchten Gasthaus, dessen Fassade – vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit – verziert ist wie ein Honigkuchenpferd: im heimeligen Lichterschein entdecken wir allerlei adventlichen Tand, rustikale Wagenräder, Tannenzweiglein, Laternen, bäuerliches Gerät. Tatsächlich gilt es hier ein Stäffele von maximal einem Dutzend Stufen bis zum Eingang zu erklimmen – und dann der volle Overkill: ein dermassen überdekoriertes, blinkendes, schillerndes, glitzerndes, rotweiss-kariert verhangenes und holzlastiges Gasthaus ruft selbst bei unserem hessischen Äppelwoi-Wirtschafts-erprobten Besucher einige Rufe des Erstaunens hervor.
Wir treffen an einem Wochentag gegen 18:30 ein, leider ohne Reservierung. Die eng möblierte und bereits gut besuchte Gaststube erscheint proppevoll, doch wir fragen artig nach drei freien Plätzen. (Achtung: Klaustrophobiker sind hier eher fehl am Platze). Der weibliche Service liebt direkte Worte, klare Ansagen, fackelt nicht lang herum und bugsiert uns an den hintersten Tisch, der leider gegen 20:00 wieder geräumt werden muss. Das heisst: keine Zeit verlieren beim Studium der Speisekarte, die lustigerweise als großformatige Papyrusrolle gereicht wird und handkalligraphiert die feinsten schwäbischen Speisen aufweist. Unser Besucher verlangt nach Spätzle oder regionalen Spezialitäten, so dass wir Kässpätzle (8,80 Euro) und Kräutersemmelknödel (12,90 Euro) bestellen, jeweils mit einem gemischten Salat (5,20 Euro) dazu. Ebenfalls attraktiv erschienen uns auch noch die handgemachten Buabaspitzle mit Apfelmus und Sauerkraut (9,90 Euro), saure Kartoffelrädle (8,40 Euro) oder Gaisburger Marsch (7,80 Euro). Weintrinker werden im „Stäffele“ mit einer feinen Auswahl regionaler Erzeugnisse beglückt, z.B. vom Weingut Graf Adelmann. Wir wählen einen herzhaften Lemberger, unser Gast ein Meisterpils von Dinkelacker Schwabenbräu (0,4 Liter für 4,30 Euro). Glücklicherweise werden hier noch die traditionellen Vierteles-Weingläser mit grünem Henkel benutzt, die manch „gehobene Gastronomie“ inzwischen ablehnt und stattdessen lieber 0,2-Liter-Gläser einsetzt und dafür noch die Preise erhöht. Wie wir nachträglich erfahren haben, ist das „Stäffele“ auch auf dem jährlichen Stuttgarter Weindorf vertreten. Da dürfte sich ein Besuch lohnen.
Die Speisen werden nach knapp einer Viertelstunde sehr frisch serviert. Die Spätzle sind hausgemacht, recht füllig und ein klein bisschen teiglastig geraten. Dass zu den Käsespätzle keine geschmälzten Zwiebeln gereicht werden, ist bedauerlich und unverständlich. Das ziseliert geschnitzte Radieschen wirkt dagegen eher wie eine Verlegenheitsgeste. Eine Pfeffermühle wird auch erst nach unserer Nachfrage gebracht. Und der etwas zu kleine Teller sieht eher aus, als ob er aus dem Geschirrschrank meiner Großtante stamme. Dafür werden die Kräutersemmelknödel im gusseisernen Pfännle serviert und von einer derart delikaten, sämigen Pilzsauce sehr grosszügig begleitet, dass man vor Freude jublieren mag. Beim eher unspektakulären Beilagensalat (viel würzige Kresse, ein bisschen Blattsalat, zwei Scheiben Gurke, etwas geraspelte Möhre) sticht der schlonzige Kartoffelsalat sehr positiv hervor.
Punkt 20 Uhr müssen wir zwar unseren Tisch räumen, finden jedoch an der gemütlichen Theke Platz – und auch schnell geselligen Anschluss. Unser hessischer Gast ist begeistert. Und wir kommen sicherlich wieder, auch wenn es nur für eine Flädlesuppe ist.
PS. Beim Verlassen des Lokals treffen wir unten auf eine begeisternd Selfies knipsende holländische Touristengruppe, die vermutlich grad zum kollektiven Maultaschenessen antritt. Mir scheint, das „Stäffele“ ist bei Auswärtigen tatsächlich bekannter als bei uns Eingeborenen.
Manchmal muss erst mal wieder kulinarisch interessierter Besuch von auswärts vor der Türe stehen, damit man so manches gastronomische Schmankerl in der eigenen Heimat entdeckt. Das „Stäffele“ in der Stuttgarter Buschlestrasse liegt zumindest dermassen versteckt, dass wir selbst bei keinem Streifzug durch den Stuttgarter Westen in den letzten Jahrzehnten dort gestrandet sind. Auch so versteckt, dass offenbar mancher Taxifahrer daran scheitert (laut hiesiger Presse). Freie Parkplätze sind in dieser Gegend der Landeshauptstadt eh so selten wie ein Lottogewinn.
Glücklicherweise... mehr lesen
4.5 stars -
"Für Weinzähne und Stäffelesrutscher" MinitarManchmal muss erst mal wieder kulinarisch interessierter Besuch von auswärts vor der Türe stehen, damit man so manches gastronomische Schmankerl in der eigenen Heimat entdeckt. Das „Stäffele“ in der Stuttgarter Buschlestrasse liegt zumindest dermassen versteckt, dass wir selbst bei keinem Streifzug durch den Stuttgarter Westen in den letzten Jahrzehnten dort gestrandet sind. Auch so versteckt, dass offenbar mancher Taxifahrer daran scheitert (laut hiesiger Presse). Freie Parkplätze sind in dieser Gegend der Landeshauptstadt eh so selten wie ein Lottogewinn.
Glücklicherweise
Wir waren mit ein paar Freunden im Stäffele, weil wir Lust hatten mal richtig schwäbisch zu essen (wir sind alle recht neu im Schwabenland).
Das Ambiente im Stäffele hat uns sehr gut gefallen. Es ist sehr gemütlich und rustikal eingerichtet und bietet mehrer verschiedene Bereiche (u.A: Restaurant und Weinkeller im Gewölbe).
Das Essen war durch die Bank gut, wir hatten u.A. Maultaschen, Spätzle und eine Platte mit verschiedenen Fleischvariationen. Wir sind keine Profis in Sachen schwäbische Küche, aber auf uns "Laien" machte es den Eindruck: so muss schwäbisches Essen sein! Die Auswahl an Weinen war ebenfalls rechhaltig und sehr gut. Das alles hat jedoch seinen Preis, das Stäffele gehört schon ins etwas gehobenere Segment.
Der Service an sich war freundlich und absolut professionell (u.A. gute Weinempfehlungen). Man merkt schon dass die Leute im Stäffele vom Fach sind.
Allerdings wurde uns zum Schluss ein sehr teuerer Digestif "aufgeschwatzt". Es machte den Eindruck der Schnaps wäre ein Gruß des Hauses.... Fehleinschätzung, wir mussten ihn bezahlen. Aufgrund dieser Sache "nur" 4 Sterne, der Rest war sehr gut.
Wir waren mit ein paar Freunden im Stäffele, weil wir Lust hatten mal richtig schwäbisch zu essen (wir sind alle recht neu im Schwabenland).
Das Ambiente im Stäffele hat uns sehr gut gefallen. Es ist sehr gemütlich und rustikal eingerichtet und bietet mehrer verschiedene Bereiche (u.A: Restaurant und Weinkeller im Gewölbe).
Das Essen war durch die Bank gut, wir hatten u.A. Maultaschen, Spätzle und eine Platte mit verschiedenen Fleischvariationen. Wir sind keine Profis in Sachen schwäbische Küche, aber auf uns "Laien"... mehr lesen
4.0 stars -
"Wir waren mit ein paar Freunden im ..." JensgerbiWir waren mit ein paar Freunden im Stäffele, weil wir Lust hatten mal richtig schwäbisch zu essen (wir sind alle recht neu im Schwabenland).
Das Ambiente im Stäffele hat uns sehr gut gefallen. Es ist sehr gemütlich und rustikal eingerichtet und bietet mehrer verschiedene Bereiche (u.A: Restaurant und Weinkeller im Gewölbe).
Das Essen war durch die Bank gut, wir hatten u.A. Maultaschen, Spätzle und eine Platte mit verschiedenen Fleischvariationen. Wir sind keine Profis in Sachen schwäbische Küche, aber auf uns "Laien"
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Glücklicherweise liegt das „Stäffele“ nicht in schwer erklimmbarer Halbhöhenlage und fordert dem Besucher keinerlei sportiven Impact ab. Zur Augustenstrasse hin versteckt es sich hinter der Lokalität „Ampulle“, hinter der schnöde Nichteingeweihte möglicherweise eine alkohlumschwängerte Beiz vermuten und daher schnell wieder umkehren (in Wirklichkeit ist die „Ampulle“ ein angesagter Dry Beef & Gin Club). Wer jetzt noch neugierig um die Ecke biegt, steht vor einem gelb getünchten Gasthaus, dessen Fassade – vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit – verziert ist wie ein Honigkuchenpferd: im heimeligen Lichterschein entdecken wir allerlei adventlichen Tand, rustikale Wagenräder, Tannenzweiglein, Laternen, bäuerliches Gerät. Tatsächlich gilt es hier ein Stäffele von maximal einem Dutzend Stufen bis zum Eingang zu erklimmen – und dann der volle Overkill: ein dermassen überdekoriertes, blinkendes, schillerndes, glitzerndes, rotweiss-kariert verhangenes und holzlastiges Gasthaus ruft selbst bei unserem hessischen Äppelwoi-Wirtschafts-erprobten Besucher einige Rufe des Erstaunens hervor.
Wir treffen an einem Wochentag gegen 18:30 ein, leider ohne Reservierung. Die eng möblierte und bereits gut besuchte Gaststube erscheint proppevoll, doch wir fragen artig nach drei freien Plätzen. (Achtung: Klaustrophobiker sind hier eher fehl am Platze). Der weibliche Service liebt direkte Worte, klare Ansagen, fackelt nicht lang herum und bugsiert uns an den hintersten Tisch, der leider gegen 20:00 wieder geräumt werden muss. Das heisst: keine Zeit verlieren beim Studium der Speisekarte, die lustigerweise als großformatige Papyrusrolle gereicht wird und handkalligraphiert die feinsten schwäbischen Speisen aufweist. Unser Besucher verlangt nach Spätzle oder regionalen Spezialitäten, so dass wir Kässpätzle (8,80 Euro) und Kräutersemmelknödel (12,90 Euro) bestellen, jeweils mit einem gemischten Salat (5,20 Euro) dazu. Ebenfalls attraktiv erschienen uns auch noch die handgemachten Buabaspitzle mit Apfelmus und Sauerkraut (9,90 Euro), saure Kartoffelrädle (8,40 Euro) oder Gaisburger Marsch (7,80 Euro). Weintrinker werden im „Stäffele“ mit einer feinen Auswahl regionaler Erzeugnisse beglückt, z.B. vom Weingut Graf Adelmann. Wir wählen einen herzhaften Lemberger, unser Gast ein Meisterpils von Dinkelacker Schwabenbräu (0,4 Liter für 4,30 Euro). Glücklicherweise werden hier noch die traditionellen Vierteles-Weingläser mit grünem Henkel benutzt, die manch „gehobene Gastronomie“ inzwischen ablehnt und stattdessen lieber 0,2-Liter-Gläser einsetzt und dafür noch die Preise erhöht. Wie wir nachträglich erfahren haben, ist das „Stäffele“ auch auf dem jährlichen Stuttgarter Weindorf vertreten. Da dürfte sich ein Besuch lohnen.
Die Speisen werden nach knapp einer Viertelstunde sehr frisch serviert. Die Spätzle sind hausgemacht, recht füllig und ein klein bisschen teiglastig geraten. Dass zu den Käsespätzle keine geschmälzten Zwiebeln gereicht werden, ist bedauerlich und unverständlich. Das ziseliert geschnitzte Radieschen wirkt dagegen eher wie eine Verlegenheitsgeste. Eine Pfeffermühle wird auch erst nach unserer Nachfrage gebracht. Und der etwas zu kleine Teller sieht eher aus, als ob er aus dem Geschirrschrank meiner Großtante stamme. Dafür werden die Kräutersemmelknödel im gusseisernen Pfännle serviert und von einer derart delikaten, sämigen Pilzsauce sehr grosszügig begleitet, dass man vor Freude jublieren mag. Beim eher unspektakulären Beilagensalat (viel würzige Kresse, ein bisschen Blattsalat, zwei Scheiben Gurke, etwas geraspelte Möhre) sticht der schlonzige Kartoffelsalat sehr positiv hervor.
Punkt 20 Uhr müssen wir zwar unseren Tisch räumen, finden jedoch an der gemütlichen Theke Platz – und auch schnell geselligen Anschluss. Unser hessischer Gast ist begeistert. Und wir kommen sicherlich wieder, auch wenn es nur für eine Flädlesuppe ist.
PS. Beim Verlassen des Lokals treffen wir unten auf eine begeisternd Selfies knipsende holländische Touristengruppe, die vermutlich grad zum kollektiven Maultaschenessen antritt. Mir scheint, das „Stäffele“ ist bei Auswärtigen tatsächlich bekannter als bei uns Eingeborenen.