Freuen Sie sich auf ein neues Restaurant mit frischen und regionalen Zutaten.
Dabei genießen Sie einen freundlichen, zuvorkommenden und unaufdringlichen Service, der bis weit über die Grenzen der Landeshauptstadt gerühmt wird.
Das Ambiente ist stimmig, ohne überkandidelt zu wirken – und bietet als besonderes Highlight einen wunderschönen Terassenbereich „unter Bäumen“.
Alles in allem: Viel Platz zum Schlemmen, Genießen und Verweilen!
Dabei können Sie – einmalig in Hannover – Spitzenweine aus ausgesuchten Jahrgängen übrigens auch glasweise genießen.
Es ist Samstag und wir haben uns vorgenommen, essen zu gehen, aber noch nicht entschieden, wo. Uns beschleicht nur die Ahnung, dass es womöglich für längere Zeit das letzte Mal sein könnte. Heute könnte Corona noch der Name eines südamerikanischen Rennpferdes sein. Aber wer weiß, ob das auch kommende Woche noch so harmlos klingt.
Am Tag zuvor besuchten wir bereits eines unserer Lieblingsrestaurants, da noch ausgebucht, aber der Inhaber erzählt uns, dass es am Tag zuvor einen der drei schlechtesten Tage in der Geschichte des Hauses gegeben habe. Schon seit einiger Zeit scheint die Stimmung zu kippen und die Lust der Leute, auszugehen, zu schwinden. Noch ist kein Lockdown verkündet, aber Sorgenfalten machen sich bereits breit.
Unsere Wahl heute fällt auf das Bistro im Schweizerhof. Samstags hat man eigentlich ab 12 Uhr durchgehend geöffnet und so stellen wir uns auf ein frühes Essen ein. Reservierung haben wir keine vorgenommen. Meistens ist auch so ein Tisch zu bekommen. Als wir eintreffen aber erst mal nicht. Da es mittags keine Gäste gab, hat man sich entschlossen, erst um 18 Uhr zu öffnen. Also streifen wir noch ein wenig durch die Gegend und verbringen dann die restliche Zeit mit einem Bier an der auch ziemlich verwaisten Hotelbar.
Als das Restaurant dann öffnet, sind wir die ersten Gäste und die Begrüßung ist umso herzlicher. Man freut sich, dass wir da sind und überhaupt ausgehen. Im Laufe des Abends werden sich noch weitere Gäste dazu gesellen. Offenbar sind wir doch nicht so alleine mit unserem Wunsch noch einmal einen unbeschwerten Abend außer Haus zu verbringen.
Marcel Elbruda, der Küchenchef, ist an diesem Tag nicht im Haus, aber auch die restliche Crew hat das Heft sicher in der Hand.
Aus den beiden Menüs, deren Gänge auch à la Carte zu bestellen sind, stellen wir uns eine eigene Kombination zusammen, was überhaupt kein Problem bereitet.
Zum sehr guten (Gaues-?) Ciabatta gibt es diesmal einen Bärlauch-/Ziegenkäse- sowie einen Trüffelaufstrich. Beides sehr ordentlich.
Auch im Amuse Bouche finden sich Bärlauch und Ziegenkäse, aber diesmal eingerahmt von Erbsen, Bohnen und Knusperelementen. Eine frühlingshafte, kleine und abwechslungsreiche Einstimmung.
Für den ersten Gang entscheidet sich mein Mann für die angeräucherte Forelle, die vor allem von dünnen Kohlrabischeiben begleitet ist. Meerrettich bleibt eher zurückhaltend, dafür setzen die Passe Pierre-Algen kräftigere Akzente. Das Gesamtbild ist etwas säuerlich, aber insgesamt gut.
Das kreative „Weltoffen“-Menü startet mit einem Gang, der Jakobsmuschel „im Schnee“ betitelt ist und der auch optisch unkonventionell daher kommt. Die rohe Muschel befindet sich unter einem Wasabischaum. Der Schnee bleibt etwas undefinierbar, hat eine Konsistenz, die stellenweise an Popcorn erinnert, aber ohne dessen prägnantes Aroma. Die Berberitzen sorgen für eine angenehm säuerliche Note. Unterm Strich ist das aber sehr stimmig.
Der folgende Gang ist für uns beide identisch und es wird süffig. Der offene Ravioli mit Onsen-Ei und Trüffelschaum bedient eine grundsätzlich schon mal sichere Kombi, mit der nichts falsch gehen kann. Überraschend und sehr gut allerdings ist in diesem Gericht für mich vor allem der Grünkohl, von dem hier nur die zarten Blätter zum Einsatz kommen und der damit fast so fein wie Spinat wirkt. Trüffel kann man eigentlich dazu bestellen, aber der Service meint es gut und spendiert uns ein paar Gramm aufs Haus. Offenbar ahnt man schon, dass er in der kommenden Woche eh nicht mehr zum Einsatz kommen kann.
Der Skrei auf Karotten-/Kartoffelpüree findet sich in einem kräftigen Miso-Sud mit angenehmer Schärfe. Da gerät die etwas harmlose Begleitung aus Püree und Pak Choi zu Recht in den Hintergrund.
Nicht unbedingt enorm viel kreativer, aber für mich etwas abwechslungsreicher ist der knusprig gebratene Wolfbarsch auf einem Potpourri von Gemüse. Erbsen, wilder Brokkoli, Pak Choi und Zucchini sowie ein Erbsen-Espuma bilden den harmonischen und frühlingshaften Rahmen für den guten Fisch.
Zu diesem Zeitpunkt wird auch der übernächste Tisch besetzt und eine grausame Parfümattacke wird uns für eine geraume Zeit benebeln. Eine schwüle, acetonartige Duftwolke legt sich über den Raum und betäubt unsere Sinne. Wann endlich gibt es in Restaurants eine Parfüm-Polizei? Und wie überlebt man das eigentlich als Ehemann, wenn man sich mitten im Auge des Odeur-Orkans befindet?
Wir versuchen uns trotzdem auf die gut gegarte Taubenbrust zu konzentrieren, die von einer Creme von Boudin Noir begleitet ist, die dem Gang eine ziemlich herzhafte Note gibt. Eine weitere Creme von Kirschen und Topinambur sind passende Mitspieler, die das Ganze klassisch und gut verorten.
Ließ uns die Käseauswahl beim letzten Besuch ob ihrer Beliebigkeit und mäßigen Qualität noch ziemlich enttäuscht zurück, ist man dieses Mal besser gerüstet. Vom Erlanger Affineur Waltmann stammt der gut gereifte Brie de Meaux, der auf getoastetem Brot mit Trüffelhonig und -creme ein traditionelles, aber immer gut passendes Kleid bekommt. Hier beweist sich, dass es Sinn macht, lieber nur eine gute Sorte als vier mittelmäßige zu servieren.
Im „Weltoffen“-Menü folgt als Dessert Gewürzananas mit mit Tonkabohnencreme und Rotweineis. Alle Komponenten sind gut schmeckbar. Das Eis allerdings schmilzt relativ schnell und könnte durchaus etwas buttriger sein. Das ist zwar recht einfach konzipiert, aber in Summe sehr ordentlich.
Das Menü hat unseren guten Eindruck vom Vorjahr bestätigt. Die Küche ist sehr solide und leistet sich ein paar kreative und gelungene Schlenker. Angesichts des moderaten Preisniveaus bleibt das „Bistro Schweizerhof“ eine empfehlenswerte Adresse in Hannover.
Wir treffen an diesem Abend noch Freunde im Restaurant. Alle unken, dass sich ab der kommenden Woche wohl einiges ändern würde. Wie sehr sich dies bewahrheiten würde, wissen wir mittlerweile. Es hatte etwas von aufziehendem Gewitter.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/bistro-schweizerhof-hannover-2/