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Seit Jahren ist dieser Kulturtempel im Umbau; die Probleme sind nicht so groß wie am Berliner Flughafen. Aber vorhanden: Der Kölner Stadtanzeiger schreibt im März 2015 „Die Signale des Projektmanagements der Kölner Oper stehen derzeit auf Rot. Der Baufortschritt hinkt, die Kosten werden steigen und Termine nicht eingehalten. Trotzdem zeigt sich das Management verhalten optimistisch“.
Vater Alfredo Carturan leitete das Haus vom Beginn bis 1999, dann übernahm Sohn Roberto das Restaurant. Der Chef ist aber nicht nur gelernter Koch, sondern auch ausgebildeter Sänger. Jeden Freitagabend gibt er nach dem letzten Gang auch eine Probe seines Könnens auch auf diesem Gebiet (Soirée).
Michelin schreibt: „Authentische italienische Küche - da tritt Roberto Carturan ganz in die Fußstapfen seines Vaters Alfredo. Er kocht frisch und schnörkellos, seine Gerichte leben von exzellenten Produkten, die hier bei aller Schlichtheit gekonnt in Szene gesetzt werden. Empfohlen werden sie mündlich am Tisch. Der Service: professionell, souverän und mit dem richtigen Maß an Lockerheit: 1 Stern, guter Komfort“.
GaultMillau vergibt 16/20 Punkte; Feinschmecker 2,5/5.
Helmut Gote zählt es zu seinen Lieblingslokalen. Er beschreibt den Hausherren: „Charmeur mit Drei-Tage-Bart, der den Umgang mit seinen Gästen liebt, ein sympathischer Kölsche Jong mit italienischem Blut in den Adern.“
Ranking: Sternklasse und Hornstein Platz 3 in Köln – Volkenborn Platz 6 in Köln.
Die „Führer“ sind eine wichtige Hilfe für mich. Aber wer urteilt am Ende, was ein gutes Restaurant ist? Jeder Gast für sich allein.
Meine Entscheidung basierte dieses Mal auf drei Faktoren:
Wir feiern Festtage gerne am richtigen Datum, daher soll es auch dieses Jahr der Montag sein.
Unsere Erwartungen sind hoch. Getreu unserem Anspruch an Sterneküche: „Wir möchten erleben, wie Gerichte in Perfektion zubereitet und angerichtet werden, wie sie duften und wie sie schmecken und mit welchen Getränken sie harmonieren.“
Wir sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Köln gekommen und zum Restaurant bei sonnigem Wetter spaziert.
Ambiente 4/5
Von außen ist das Restaurant fast unauffällig. Der Raum ist innen stilsicher aber puristisch eingerichtet: Die Kontrastfarben weiß und schwarz dominieren überall. Die Stühle in klassischen Stil in Schwarz und Chrom gehalten sind freischwingende Gleiter. Am Fenster befinden sich helle Holzjalousien – der Blick auf die Nord-Süd-Fahrt ergibt auch kein besonders schönes Panorama.
Zuerst erschien uns eine gewisse Lautstärke im Gastraum zu herrschen (Straße, Gästegespräche). Aber dann pendelte sich eine angenehme „gefräßige“ Ruhe ein.
Wir bekamen einen quadratischen Viertisch am Fenster zugeordnet. Gerde groß genug für uns zwei Personen. Der Platz war weiß eingedeckt, genau wie die Servietten. Als Dekoration stand ein Glas mit einer Blume am Rand. Auch das Porzellan war stets weiß, was genau zum Anspruch des Hauses passt: Das Gericht steht im Mittelpunkt. Das geschmackvolle Besteck von „Hepp“ unterstreicht den Stil.
Sauberkeit 5/5
Ein perfekt gepflegtes Haus.
Sanitär 4/5
Im Keller sind die Toiletten einige Stufen abwärts. Sie sind einfach gehalten, nicht besonders geräumig aber tadellos sauber.
Service 4,5/5
Ruhig, freundlich, kommunikativ und kompetent. Die drei Servicekräfte (eine Dame, zwei Herren) machen das richtig gut. Stets aufmerksam und hilfsbereit. Die Kleidung ist einheitlich schwarz mit einer Schürze als Abschluss. - Gibt es etwas auszusetzen? Nein! Ich persönlich habe es aber gern, wenn die Weine aus der Flasche kommen und ich einen Blick auf das Etikett werfen kann. Doch die Getränke haben eine optimale Temperatur und über den ordnungsgemäßen Zustand kann sich der Sommelier auch im Hintergrund kümmern.
Vor dem Dessert wurden auch mögliche Krümel auf dem Tisch geschickt mit einem Gerät entfernt.
Die Karte
Es gibt keine Karte am Tisch, die Speisen werden angesagt und vorgestellt (eine nachvollziehbare Kritik daran lautet, dass man dabei keine Preistransparenz erhält – ich habe mir die als Hilfe die Zahlen aus dem Internet angesehen).
Bei den Getränken habe ich ebenso keine Karte erhalten und mich auf die Kenntnisse des Hauses verlassen und eine glasweise Weinbegleitung gewählt.
Im Internet steht als Angabe für den Monat Mai:
ANTIPASTI
Jakobsmuschel, Peperonata 22,00 € * Kalbsbacken, Scarola 20,00 € * Dorade, Olio Nocelara 19,00 € * Garnelen, Linsen 23,00 €
PRIMI PIATTI
Papardelle, Ente 15,50 € * Maltagliati, Taschenkrebs 18,50 € * Risotto Seeigeleier 19,00 €
PESCE
Seezunge veneziansch 31,50 € * Branzino, Fenchel, Cannellini 42,50 € * Steinbutt, Petersilienwurzel, Vongole 43,50 € * Bacala, Spargel 35,50 €
CARNE
Lammrücken „ALFREDO“ 31,50 € * Maialino Iberico, Blumenkohl 34,50 € * Kalbsleber, Salbei 27,50 €
DOLCE
Variazione di Rabarbaro 12,00 € * Sinfonia di Cioccolato 13,00 € * Banane-Kirsche 12,00 €
FORMAGGI
Selezione Hansi Baumgartner, Alto Adige
Die verkosteten Speisen
Wir haben uns die Ansagen des Kellers angehört (es waren einige Gerichte, die im Internet verzeichnet sind und aktuelle Angebote) und uns dann für ein Fünf-Gang-Menü (78 Euro waren es dann auf der Rechnung) entschieden und gemeinsam mit dem Service die Speisen abgestimmt.
Brot und Butter wurden zuerst gebracht.
Als Gruß erhielten wir einen kleinen „Pilzstrudel“ serviert. Der Happen hat uns gut geschmeckt und uns auf das Menü eingestimmt.
Antipasto: „Wilde rote Garnelen mit Melonensalat und Selleriesorbet“
Ich kann mich nicht erinnern, je solche prächtigen Garnelen verspeist zu haben. Die Aromatik und der Garpunkt waren optimal. Der Melonensalat war erfrischend. Das Sorbet ergänzte den Gang gut. Uns hat die Beschränkung auf drei Hauptkomponenten überzeugt.
Dazu verkostete ich den Pinot Bianco 2013 aus dem Weingut San Michele aus dem Trentino. Die angenehme Säure und die Frische passten zum Gericht.
Primo Piatto: „Papardelle mit Entensugo“
Die breiten Bandnudeln waren angenehm im Mund. Der Sugo war mild und fein gewürzt: pikant. Das Entenfleisch war zerrupft wie Pulled Pork und war das Herz der Soße. Die Kellnerin rieb darüber noch frischen Parmesan. Das ergab zusammen ein rundes Pastagericht. Der Langhe Arneis Gemma 2013 mit seinen zarten Noten ließ dem Teller seinen Eigengeschmack und drängte sich nicht auf.
Pesce: „Steinbutt mit Erbsen, Erbsenpüree, Perlzwiebeln und Krustentiersud“
Der Fisch war gebraten und hatte eine glänzende Kruste. Das Fleisch war hell, fest und saftig; genau so wie ich den Steinbutt schätze. Neben dieser Hauptkomponente haben mir die Erbsen wunderbar geschmeckt. Sie waren sicher noch am Morgen in der Schote gewesen und ganz frisch verarbeitet. So erbsig sind mir diese Hülsenfrüchte selten untergekommen. Kein Gedanke von mehlig oder weich, sondern knackig und aromatisch.
Das Glas „Fiano Paestum San Salvatore 2013“ (Fiano ist eine sehr alte autochthone Weißweinsorte Süditaliens. Sie ist vor allem in der italienischen Region Kampanien verbreitet.) war für mich köstlich. Es war ein neuer Geschmack, weil ich diese Rebe bisher nicht verkostet hatte.
Carne: „Ibericorücken mit Sellerieknollenpüree und Blumenkohl“
Ich freue mich, dass Schwein (wieder) auf den Karten von Spitzenküchen vorkommt. Das Fleisch ist für mich keineswegs langweilig. Hier war es köstlich gebraten. Eine feine Kruste umgab das Stück. Der Rücken war angenehm fest und aromatisch. Längliche Chips-Späne von der Urkarotte gaben im Mund ein Gefühl von Knusper und konzentrierten Möhrennoten. Kleine Tomaten, ohne Haut gegart, verstärkten die Töne von sauer und süß; genau wie die Oliven. Die Blumenkohlstücke ergänzten das Aroma des Püree aus Sellerie.
Mit dem „Coltellerie-Berti-Messer“ (handgeschmiedete Klinge mit Buchsbaumholzgriff) machte das Schneiden zusätzliche Freude. Es erinnert mich entfernt an Laguiole-Messer. Es ist aber eleganter in der Form für mich.
Den Cantine Gemma Langhe Rosso "Mermet" 2009 erhielt ich als Begleitung. Auch diesen Wein kannte ich bisher nicht. Es handelt sich um eine Cuvee aus den Rebsorten Nebbiolo und Merlot. Er hatte schon eine gewisse Reife und war einfach umwerfend harmonisch am Gaumen. Seine Farbe ist sicher vom Merlot-Anteil geprägt und sein kräftiger Geschmack von dem unvergleichlichen Nebbiolo.
Dolce: „Trilogie vom Rhabarber“ (Kuchen, Kompott, Eis)
Rhabarber halten einige Menschen für langweilig oder kennen ihn nur als weichen, fasrigen, säuerlichen Brei. Aber heute war es ein würdiger Abschluss des Menüs. Der Kuchen mit der Baiser-Haube war köstlich. Vielleicht war es für mich der beste Rhabarber-Kuchen, den ich bisher gegessen habe. Kompott und Eis waren ebenfalls lecker, mussten aber bei mir neben dem Kuchen
Der edelsüße Capofaro Malvasia Salina IGT 2013 unterstützte das Gericht.
Hier war das Menü eigentlich abgeschlossen und ein Kaffee und die Grappa waren schon im Kopf geplant.
Weil ich den Käse von Affineur Hansi Baumgartner jedoch noch nicht kannte, bat ich spontan um eine kleine Kostprobe und erhielt drei Stücke als kleines Schmankerl und zwei Sorten Senf gereicht.
Da wollte ich auf den La Perlara Recioto di Soave DOCG Ca' Rugate 2010 auch nicht verzichten.
Bei einem nächsten Besuch werde ich sicher noch mehr Sorten probieren. Diese waren mild und gut gereift.
Der Espresso mit einem kleinen Kuchen bildete dann auch das Ende – kein Schnaps mehr; denn wir wollten noch etwas shoppen gehen.
Getränke
Über die Preise für Wasser lässt sich streiten. Hier gab es „Acqua Lurisia“ (0,75 l) für 8,00 €.
Sechs Gläser Wein (0,1 l bzw. 0,05 l bei Süßweinen) schlugen mit 48,50 € zu Buche (dafür habe ich wunderbare Getränke erhalten).
Ein doppelter Kaffee (Espresso macchiato) kostet 6,00 €; dazu gibt es noch eine kleine Süßigkeit.
Preis-Leistungs-Verhältnis 5/5
An den Gesamtkosten kann ich keinen Anstoß nehmen. Sie sind absolut angemessen für die erbrachte Leistung.
Fazit
5 – unbedingt wieder. Wir haben herrliche Stunden im Restaurant verbracht und können einen Besuch für Freunde der klassischen italienischen Küche empfehlen.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 18.05.2015 mittags