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Wenn wir in den vergangenen 14 Tagen nach dem Essen nach Hause kamen, bat meine Frau um einen Aquavit. Heute machte sie sich ein Wurstbrötchen.
Ankunft 18:00 Uhr, Abschied 19:45 Uhr. Das kleine Restaurant liegt in bester Restaurantlage, zentrumsnah mit hinreichendem Parkraum. Außen ist ein Zeltvorbau mit Heizstrahlern zur Erhöhung der Platzkapazität wie ein Wintergarten angebaut.
Der junge Kellner, der uns in Empfang nahm, war der freundlichste. Ich habe mitgezählt: er hat viermal gelächelt im Kontakt mit uns in den 1 3/4 Stunden. Dies war ein Alleinstellungsmerkmal. Mehr Lächeln gab es von niemandem. Das sonstige Verhalten war absolut korrekt. Unser reservierter Tisch wurde uns gezeigt. Wir wurden hingeleitet und nach Getränkewünschen gefragt. Champagner und Wasser. Während das normale Servicepersonal mit bodenlangen schwarzen Schürzen auftrat, kam mit unserem Champagner ein Herr in Zivil, der lächelfrei war. Verkniffen war der Gesamteindruck dieses (wahrscheinlich) Sommeliers.
Die Tische waren aufwändig eingedeckt mit einer Grunddecke in chamoix und 45 Grad gedreht aufgelegten großen goldgelben Tischläufern. Eine hohe Kerze brannte, ein kleines Rosengesteck, maritim aufgehübscht, stand auf dem Tisch, ebenso Porzellan-Salz- und Pfefferstreuer. Die ordentlichen Karten wurden uns aufgeschlagen überreicht, die dicke Getränkekarte blieb bei uns auf dem Tisch. Eine Flasche Magnus zu 6,50 und zwei Gläser Pommery Silver brut kamen schnell und gut temperiert.
Nach hinreichender Zeit wurden wir von einer jungen Dame mit versteinerter Miene gefragt, ob wir gewählt hätten. Meine Frau hatte Feldsalat mit Croutons (9,50) und Maibockmedaillons mit Buabaspitzle (Schupfnudeln) ausgesucht. Sehr positiv: getrüffelte Soße konnte gegen ungetrüffelte getauscht werden. Plize konnten weggelassen werden (38.-). Ich nahm Jakobsmuscheln mit Belugalinsen in Curryrahm (drei zu 16,50) und Kalbsrückensteak mit Spätzle 29.-).
Als Amuse gueule kamen je drei Scheiben dunkles, drei Scheiben weißes Brot in dürftiger Qualität, dazu eine Scheibe Fischterrine, ungewohnt rau im Mund durch winzige Paprikastücke. Meine Frau rührte die geschmacksarme Masse nicht an.
Der Feldsalat war leider von der schlechten Sorte (große, dicke bittere Blätter in Supermarktqualität, verunreinigt durch Frisee, Radicchio und Chicoree mit sehr knusprigen absolut gleichförmigen und rundum gebräunten Croutons). Ich musste die Reste vertilgen die meine Frau liegen gelassen hatte. Die Kartoffelvinaigrette war eher schlecht. Meine drei Jakobsmuscheln waren perfekt gebraten, Linsen und Curryrahm waren wohlschmeckend. Der Champagner, den wir uns aufgrund seines extremen Preises (13,50 je 0,1 l) gut einteilten, reichte bis zum Ende unserer Vorspeise. Zum Hauptgericht bestellt wir offen einen Crianza aus dem Rioja-Bereich (0,2 l zu je 9.-). Mehrfach wurden wir gefragt, ob es schmecke, alles 100 % korrekt, nur eben ohne ein Lächeln.
Unsere Hauptgericht kamen nach guter Zeit. Beide waren mit geschmacksarmem fast rohen Broccoli garniert. Die Fleischqualität war über jeden Zweifel erhaben. Die Maibockmedaillons medium to rare, mein Kalb medium to well done. Beides butterzart. Die selbst gemachten Schupfnudeln waren extrem natriumarm, meine Spätzle (selbst gemacht, gepresst) schmeckten recht gut. Meine Pfifferlinge waren sandfrei und wohlschmeckend, meine Möhre nichtssagend. Die Soßen waren gut reduziert, schmeckten aber nur mittelprächtig. Schupfnudeln und Spätzle waren knapp bemessen.
Uns war noch nach einem Dessert: ein Sorbet für meine Frau (Himbeer, weil Brombeer aus war zu 7,50), für mich Kürbiskernparfait mit Mangostückchen (10,50). Das Sorbet wurde lieblos wie eine Kugel Eis präsentiert, mein Parfait war gut. Meine Frau ließ die Hälfte des geschmacksarmen Halbgefrorenen liegen.
Das Restaurant wurde von vielen Stammgästen bevölkert. Mit unseren 56 bzw. 60 Jahren drückten wir das Durchschnittsalter. Die Gesamtatmosphäre wirkte eher steif und trocken. Alles war sehr sauber.
Insgesamt stimmt für mich das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht. Die Rechnung war ebenso hoch wie bei den anderen Restaurants der letzten Tage. Der Gegenwert war aber nicht derselbe.