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Obwohl die Homepage von langer Tradition und uraltem Familienbetrieb spricht, lässt die einheimische Bevölkerung durchscheinen, dass im Gasthof öfter mal der Pächter gewechselt hat. Seit 1996 betreibt aber offenbar die Familie Graßl den traditionsreichen Brauereigasthof in Eigenregie. Das Schäffler verspricht Rundumbeglückung – Schaubrennerei, Brauereiführungen, Verkostungen, Bierproben, kulinarische Gasthoferlebnisse jeglicher Art, Urlaubs- und Übernachtungsangebote, verschiedene Pauschalen. Das Gesamtkonglomerat erscheint mir persönlich fast ein bisschen wie ein Allgäuer Disneyland – perfekt inszeniert, geschickt ausgefeilt, auf Gewinn optimiert. Den Innenarchitekten gelang im Gasthof eine alpenländische Kulisse, wie sie sich der Tourist und von weitem angereiste Gast eben das rustikale Landleben vorstellt – natürlich kombiniert mit modernster Technik und schicken Materialien. Dieses Gesamtkonzept ist offenbar ein stimmiges Erfolgsrezept, denn die Gäste strömen in Scharen – vor allem das alkoholgeschwängerte Gruppenerlebnis scheint hier gut anzukommen. Und jeder Quadratmeter des Areals scheint optimal ausgenutzt zu werden.
Wir waren mit 10 Personen bei unserem Allgäu-Aufenthalt Ende Mai gleich zwei Mal zu Gast. Einmal nachmittags zu Kaffee und Kuchen, einmal zum Abendessen, dann jedoch mit Vorreservierung. Bei beiden Besuchen hatten wir das Glück, einen großen, gemütlichen, rechteckigen Tisch mit umlaufenden Holzbänken in einer Nische ganz für uns zu ergattern. Sämtliche Gasträume mit ihrer Vielzahl an Nebenräumen, Wintergärten, etc. sind perfektestens im alpenländischen Stil eingerichtet. Hier hat der Innenarchitekt Bestleistungen vollbracht. So stellt sich der Gast Gemütlichkeit und Heimeligkeit vor. Auch der Service trägt natürlich Tracht, hochwertig und gestylt.
Die ansehnliche Speisekarte hat für jeden Geschmack etwas: Deftiges (Allgäuer Zwiebelrostbraten für 19,80 Euro / Hausgemachte Tellersulz für 7,50 Euro), Angesagtes (Pullet Pork Burger für 13,90 / Selber brutzeln in Brutzel-Eck für 19,40 Euro), mehrere Suppen- und Salatvariationen, viele Brotzeiten und auch einige vegetarische Speisen. Der Hit sind natürlich die örtlichen Bierspezialitäten, vom hellen Lager Bier über das ungefilterte naturtrübe Zwickl bis zur alkoholfreien Holderweisse. Grandios ist das Schäffler Triple, mit ungeahnt fruchtigen Aromen, mit einem Trappistenbier vergleichbar. Die pompöse Flasche würde allerdings eher Sekt als Inhalt vermuten. Übrigens ein tolles Geschenk und Mitbringsel.
Als Gruppe hatten wir einen guten Überblick über das ganze Speisen-Portfolio. Die veganen Krautkrapfen im Salatbouquet (9,90 Euro) meiner Nebensitzerin waren offenbar nicht der Hit – viel faserig aussehendes Zeug liess man zurückgehen. Der ofenfrische Krustenbraten in Dunkelbiersoße, mit Semmelknödel und Salat für günstige 11,90 Euro wurde dafür gerne gegessen. Die kräftige, dunkle Sauce war wie geschaffen zum Aufditschen mit dem Knödel. Auch die superknusprige Schweinshaxe (offenbar nur auf Vorbestellung und nur an bestimmten Tagen) wurde sehr gelobt. Die Allgäuer Kasspatzen wurden zwar mit einem tollen Käsemix aus Emmentaler, Bergkäse, Limburger und Weißlacker hergestellt, waren jedoch eindeutig zu trocken geraten. Dafür gibt es eine lobende Erwähnung für die sämige, cremige Allgäuer Käserahmsuppe mit Grundstoffen aus der Diepolzer Käserei, verfeinert mit kräftigen Croutons. 4,90 Euro für die große Portion, die in einem ovalen Porzellanschiffchen dargereicht wurde, war wirklich günstig. Gut finde ich auch, dass auf Wunsch Käsewürfel oder ein Käseprobierteller bestellt werden kann. Das kann man durchaus auch als Gruppe geniessen oder zu einer Bierprobe reichen. Unangenehm aufgestossen ist mir allerdings folgender Vermerk: „Gerne können Sie sich ein Gericht teilen, wir berechnen dafür eine Servicepauschale von 1,60 € (ausgenommen Kinder).“ Naja, wir haben als aufgeweckte Gruppe so viel kreuz und quer gegessen und rumgehen lassen, dass man das nicht mehr so genau nachprüfen konnte.