Geschrieben am 06.08.2018 2018-08-06| Aktualisiert am
11.08.2018
Besucht am 21.06.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 186 EUR
Juni war es dann mal wieder soweit. Vier Mitglieder eines Wörther „Supperclubs“ machten sich zum zweiten Mal im Rahmen ihrer regionalen „Tour de Fress“ auf den Weg nach Weyher. Hier gastierte das Carnivoren-Quartett schon einmal im September 2015 und schon damals hatte Simon Seiler, Sohn von Inhaber Franz, als junger Küchenchef das Zepter am heimischen Kronprinzen-Herd übernommen. Drei Jahre später hat sich unter seiner Ägide das altehrwürdige Gasthaus zu einer festen kulinarischen Größe in der Südpfalz etabliert.
Selbst die Schnarchfraktion vom Meininger-Verlag (Neustadt a. d. W.), die uns alle zwei Jahre mit ihrem „Pfälzer Restaurantführer“ mehr amüsiert denn informiert, hat vom Können des talentierten Herrn Seiler Junior Notiz genommen und ihn in der 2018/2019er Auflage zum „Aufsteiger“ der Pfalz gekürt. Bewertet mit 2,5 Kochlöffeln im Schlemmeratlas und ausgezeichnet mit einem Michelin-Teller für eine Küche mit guter Qualität kommt der „Kronprinz“ nun auch bei bedeutsameren Gastroführern gut weg.
Der ehemalige Lehrling des mittlerweile in Rente geschickten Südpfälzer Sternekochs Karl-Emil Kuntz (Krone in Herxheim-Hayna) hat hier im beschaulichen Weinörtchen Weyher, das der gemeine Rhodt-Besucher gerne links oberhalb liegen lässt, den elterlichen Betrieb sukzessive modernisiert und zeitgemäß ausgerichtet. Bodenständig, aber mit kreativem Touch – so lässt sich die einfallsreich umgesetzte Regionalküche von Chefkoch Seiler kurz und knapp charakterisieren.
Seine Küchenphilosophie, die auch den Blick ins benachbarte Frankreich nicht scheut, baut dabei genauso auf Pfälzer Klassiker „aus Omas Rezeptbuch“ wie auf mediterrane Genüsse, die das Mittelmeer ein Stückchen näher rücken lassen. Kochkurse und Küchenpartys, Krimi-Dinner und Neujahrsbrunch – der Veranstaltungskalender des „Kronprinzen“ kann sich sehen lassen.
Dass nun auch der äußere Rahmen den hübsch angerichteten Preziosen auf dem Teller angeglichen wurde, kann der hier einkehrenden Genussklientel nur Recht sein. Man hat die beiden Gasträume, in denen bis zu 60 Personen Platz finden, von piefigen Vorhängen und Tischdecken sowie altbackenen Polstern (der Wandbänke) befreit und sie dadurch deutlich entkrampft. Auch der dunkle Filz-Teppich, der sicherlich den größten Anteil am überholten Ambiente früherer Tage hatte, hat mittlerweile ausgedient. Dank gepflegtem Laminatboden wirkt das Interieur nun wesentlich zeitgemäßer und freundlicher. Bunte Pop-Art von jungen Künstlern (aktuell von Julia Neverman alias "Younique") ziert neuerdings die Wände. Auf den blanken Holztischen hält man sich mit überflüssiger Deko zurück, ohne jedoch auf liebevolle Details der klassischen Tischkultur, wie z.B. die hübsch gefalteten Stoffservietten bzw. den kleinen Brotteller, zu verzichten.
Frau Rita Seiler empfing uns in gewohnt freundlicher Manier. Unser ca. einstündiges Zuspätkommen schien kein Problem. Der Andrang hielt sich an jenem Donnerstagabend in Grenzen und so saßen wir schließlich ziemlich zentral im Hauptgastraum mit Blick auf den Ausschankbereich, hinter dem es zur Küche ging. Aus der kam der Küchenchef ganz nonchalant gestapft, trug ein paar hübsch angerichtete Teller an den Nachbartisch und begrüßte uns dabei in lässiger Art und Weise. Schon ein cooler Typ der Simon Seiler. Einer, der die Nähe zu seinen Gästen schätzt, kommt eben gleich sympathisch rüber.
Auf dem Tisch lag bereits ein hölzernes Klemmbrett, auf dem ein mit dickem Edding beschriebenes DIN-A4-Blatt befestigt war. Darauf stand in leserlicher Handschrift die heutige Tagesempfehlung, nämlich Rinderbäckchen, Nudeln und Salat für 16,90 Euro, geschrieben. Ein erstes deftiges Ausrufezeichen in Sachen Hausmannskost.
Frau Seiler reichte uns die Speisenkarten. Auf der ersten Seite war eine recht umfangreiche Aperitif-Auswahl gelistet. Sherry, Martini, Campari und andere appetitanregende Alkoholika waren u.a. vertreten. Aber auch Alkoholfreies wie der Traubensecco vom Weingut Hörner aus Hochstadt hatte man im Programm. Ein Rosé-Secco (0,1l für 3,60 Euro) und ein URsUS Gin Tonic (0,2l für 5,90 Euro) beschwichtigte die „Spritties“ am Tisch, während die beiden anderen Mitglieder unseres Futtervereins das Mineralwasser (0,75l für 4,90 Euro) gleich flaschenweise kommen ließen.
Da jeder weiß, dass Tonic ohne Alkohol recht „ginlos“ daher kommt, genoss ich meinen Begrüßungslongdrink mit Original-Gin aus Weyher (!!!) in vollen Zügen. Das aromatische Destillat stellt nämlich Simon Seiler in Kooperation mit dem Weyherer Winzer Josef Brecht selbst her. Zwei aus dem gleichen Ort mit derselben „Schnapsidee“ sozusagen.
Außerdem wurde an diesem Abend Flüssiges in Form mehrerer Johannisbeerschorlen (0,5l für 3,50 Euro) sowie Espresso (2 Euro), Kaffee (2,30 Euro die Tasse) und natürlich Wein verkonsumiert. Mit allein 17 verschiedenen Weinen im offenen Bereich, zeigt man sich gut aufgestellt. Schön, dass hier das Augenmerk auf dem direkten Umfeld des Weinortes Weyher liegt und ausschließlich Winzer aus der direkten Nachbarschaft offen kredenzt werden. Entdeckungen sind somit glasweise garantiert.
Auch beim Flaschenweinangebot gibt man sich regional verwurzelt. Viele bekannte Weyherer Jungwinzer, wie z.B. Graf, Meier oder Möwes, hat man im Portfolio. Daneben baut man mit Jülg (Schweigen), Klein (Hainfeld), Hartmann (Kirrweiler) und Hörner (Hochstadt) ganz bewusst auf die junge Südpfalz, die sich unter Weinkennern immer mehr einen Namen macht und deren Weine beim „Kronprinzen“ äußerst preiswert zu erstehen sind.
Freunde der ersten Lage bzw. des Großen Gewächses werden dagegen bei Minges (Flemlingen) und Meßmer (Burrweiler) fündig. Großes Lob an dieser Stelle an die mit viel Bedacht zusammengestellte Weinkarte. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch in besseren Restaurants veritable Trouvaillen für um die 20 Euro ergattern lassen.
Schon bei unserer Ankunft blieben wir neugierig am Glasschaukasten draußen stehen und warfen erste Blicke auf das Speisenangebot. Drinnen blätterten wir uns dann gemütlich durch die verschiedenen Menüs, deren Gerichte sich auch alle einzeln bestellen ließen. Drei an der Zahl waren es und alle klangen sie verlockend. Dem Menü „Signatur“ (vier Gänge für 49 Euro) konnte mein Kollege nicht widerstehen. Lachsforelle, Meerwassergarnele, Rinderfilet und Pfälzer Erdbeervariation bildeten die verführerische Menüfolge, die auch ohne Meeresfrucht in drei Gängen (39 Euro) erhältlich war. Der mir schräg gegenüber sitzende Gourmand beschränkte sich auf diese „Light-Version“.
Für Veggies gab es ebenfalls vier Gänge in Menüform (32 Euro) zu bestellen. Mit dem berühmten Erdesbacher Ziegenfrischkäse, einer Tomatensuppe, einem Kräuter-Risotto mit Pfifferlingen und der Kombi aus Pfälzer Erdbeeren und Pirmasenser Wawi-Schokolade kämen selbst Fleischverzichter voll auf ihre Kosten, so die einhellige Meinung in unserer Carnivoren-Runde. Für Gockel-Genossen und Saumagen-Sympathisanten wurde das Menü „Palatina“ offeriert. Auch hier wahlweise in drei oder vier Gängen (27 bzw. 29 Euro). Hier galt es mit Saumagen-Carpaccio, Rinderkraftbrühe, Gockel in Woi („coq au vin“) und dem bereits erwähnten Erdbeerdessert fertig zu werden. Und das alles für unter 30 Euro.
Zweimal lautete die Entscheidung am Tisch „pro Pfalz-Menü“. Bei letzterem tauschte ich die Rinderkraftbrühe gegen die Tomatensuppe aus der Veggie-Palette. Alles kein Problem im „Kronprinzen“ – noch nicht einmal Aufpreis wurde berechnet.
Neben den Menüs existierte eine überschaubare Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten (Rumpsteak, Barbarie-Entenbrust, Kalbszunge, Zander und Rotzunge). Der Saumagen „nach Omas Art“ (12,90 Euro) bediente die Pfalz-Esser und für die vespernde Zunft standen ein paar kalte Gerichte (Schwartenmagensalat, Käseteller, etc.) bereit.
Der Kollege zu meiner Rechten wählte das Schnitzel „Wiener Art“ (12,90 Euro), das hier mit Kartoffel-Gurken-Salat serviert wurde. Mit einem Saumagen-Carpaccio (9,90 Euro) und einer Tomatensuppe (4,90 Euro) erweiterte er seinen Hauptgang zu einem individuellen Drei-Gang-Menü.
Fehlte nur noch der passende Wein. Eine Flasche Merlot Auslese (29,90 Euro) vom Weingut Norbert Brecht aus Weyher sollte mit stolzen, im Holzfass gereiften 15 Volumenprozent unsere Lust auf stoffige Tanninfülle befriedigen. Der warmen Witterung wegen ließen wir den kräftigen Roten zunächst etwas runterkühlen.
Dem ersten Hunger wurde mediterran begegnet. Eingelegte Oliven und eine streichzarte Tomatenbutter sollten Abhilfe schaffen. Aufs frische, von Vater Seiler selbstgebackene Brot gestrichen, war das ein erster wohlschmeckender Küchengruß, den wir dankend annahmen. Zusätzlich wurde uns eine Tüte mit aromatisch duftendem Curry-Popcorn auf den Tisch gestellt. Die ging reihum und war viel zu schnell geleert. Auf einer kleinen Schiefertafel lagen halbe Cocktailtomaten, Salatgurkenscheiben und herzhafter Schinken als Fingerfood aufgespießt. Schon die kleinen kulinarischen Aufmerksamkeiten zu Beginn zeigten, dass die Küche in der Lage war, aus recht einfachen Produkten Schmackhaftes zu zaubern. So konnte es weiter gehen.
Beim ersten Gang lagen gebratene Saumagenscheiben um einen aufgeschichteten Hügel aus Kraut-und Blattsalat. Ein Teller, der sowohl texturell, als auch geschmacklich ein breites Spektrum abdeckte. Die salzige Würze steuerte der hauchdünn aufgeschnittene Saumagen bei, während das krautige Innere für sommerliche Frische sorgte. Knackiger Salat und knusprig gebratenes Pfälzer Schweinsallerlei – eine durchaus passende Vorspeise für einen warmen Juni-Abend. Vielleicht hätte das Hausdressing noch etwas mehr Essig-Wumms vertragen. Denn als Fan der sauer angemachten Elsass-Salate halte ich von zurückhaltenden „Anmachmethoden“ generell nicht viel. Der schräg gegenüber sitzenden Kollege lobte jedenfalls seine mit Gin-Schmand verfeinerte, kalt geräucherte Lachsforelle über den grünen Apfel, der – genau wie die darin enthaltenen Radieschen – seiner Vorspeise den besonderen Frischekick verlieh.
Wir schalteten gemächlich in den zweiten Gang. Der Lachsforellenverzehrer musste pausieren, da er ja die Meerwassergarnele mit Cous-cous hatte sausen lassen. Wir hingegen mutierten zu Suppenkaspern und bekamen zweimal frisch pürierte Tomatensuppe und eine Rinderkraftbrühe serviert. Vielleicht hat Küchenchef Seiler ein Faible für Spiderman oder die Roten Teufel vom Betzenberg, so mein erster Gedanke als ich die mit einem weißen „Netz“ überzogene „FCK-Suppe“ vor mir stehen sah. Später verriet er mir, dass er für das Muster der Oberfläche griechischen Joghurt – ja genau der fette Südländer! – benutzte, daher auch die etwas festere Konsistenz beim Verzehr.
Wie ich es hier schön öfter erlebt habe, nutzte Seiler auch diesmal den Tellerrand, um mit Tomatenmarmelade, helleren Tomatenstücken und ein paar Essblüten seiner Vorstellung eines optisch aufgepeppten Suppentellers gerecht zu werden. Das „Zierwerk“ sah nicht nur gut aus, sondern passte ganz wunderbar zur fruchtigen Tomatenmasse eine Etage tiefer. Einziger kleiner Kritikpunkt war auch hier die etwas defensive Art der Würzung. Klar kann das auch zu Lasten von Frucht und Frische gehen, würde aber dem Gericht insgesamt zu einem breiteren Geschmacksbild verhelfen, so die einhellige Meinung am Tisch. Simon, etwas mehr Chuzpe beim Würzen darfst du ruhig zeigen!
Dass es auch beherzter geht, war bei den Hauptgängen deutlich schmeckbar. Sowohl die herrlich zarten Brust- und Keulenstücke meines in Riesling-Sauce badenden Woi-Gockels, als auch das stattliche mit kräftiger dunkler Jus, cremiger Polenta und deftigen Speckbohnen versehene Rinderfilet (feinste argentinische Blockhouse-Qualität) aus dem Signatur-Menü ließen keine kulinarischen Wünsche offen. Aromatisch, vollmundig, gut! In der gehaltvollen Sahne-Sauce meines Coq-au-vin sorgten frische Champignons und aromatische Kräuter (Petersilie und Schnittlauch) für den delikaten Feinschliff. Zusammen mit einem ansehnlichen Häufchen Tagliatelle eine stattliche Portion, die ich da zu verputzen hatte. Denn Simon Seiler kocht sicher nicht für klägliche Kalorienzähler, wehmütige Weight-Watcher und depressive Dauerabnehmer. Das würde ja schon rein optisch gar nicht zu ihm passen. Seine Gerichte sind nicht nur hübsch arrangiert und handwerklich gekonnt zubereitet, sondern machen auch satt. Ein zeitgemäßer, aber durchaus üppiger Pfalz-Stil, der keinen hungrig unter die Tischplatte purzeln lässt.
Nur der Kartoffel-Gurken-Salat, den sich mein Nebenmann zu seinem knusprigen Schweineschnitzel „Wiener Art“ einverleibte, kam geschmacklich eher unscheinbar daher. Wie beim Salatdressing zuvor, fehlte ihm ein wenig die Essigwürze. Zugegeben nicht jeder mag Säure, aber bei manchen Gerichten gehört sie einfach dazu. Dem Schnitzelbegleiter hätte jedenfalls etwas mehr Pep gut zur Kartoffel gestanden, so die Meinung meines Kollegen.
Doch diese Kleinigkeiten waren spätestens beim Anblick des Pfälzer-Erdbeer-Desserts, das die drei Menü-Esser als letzte „Hürde“ zu nehmen hatten, verflogen. Auf einer länglichen Schiefertafel zeigte Seiler, dass er auch als Pâtissier sein Handwerk beherrscht. Er präsentierte die Pfälzer Erdbeere in verschiedenen Texturen. Als krachendes Baiser, als cremiges Sorbet, als halbgefrorenes Parfait und als naturbelassene Schnipsel. Dazu gesellten sich marinierte Rhabarberstücke, eine Nocke herb-süßer Mousse au chocolat, eine herrlich fluffige Vanillecrème und ein paar dunkle Schokosplitter. Bei diesem Sommerdessert stimmte die Balance aus süßen, herben und säuerlichen Elementen perfekt. Daneben sorgten ein paar Minzblätter für zusätzliche Frische.
Und so beendeten wir unser „Clubtreffen“ in Weyher mit gutem Bauchgefühl und in großer Zufriedenheit. Klar, wäre ein Besuch in der nahegelegenen Winzerstube von Volker Krug auch mal einen Besuch wert, aber bei Simon Seilers Küche wissen wir eben, wo wir dran sind und dass es uns dort so richtig gut schmeckt. Kulinarische Bauchlandungen, wie neulich erst in Neustadt-Gimmeldingen im Restaurant Moro erlebt, sind hier keine zu erwarten. Dafür eine liebevoll zubereitete Pfalz-Küche, die mit fairem Preis-Genuss-Verhältnis und frischen Produkten zu gefallen weiß.
Juni war es dann mal wieder soweit. Vier Mitglieder eines Wörther „Supperclubs“ machten sich zum zweiten Mal im Rahmen ihrer regionalen „Tour de Fress“ auf den Weg nach Weyher. Hier gastierte das Carnivoren-Quartett schon einmal im September 2015 und schon damals hatte Simon Seiler, Sohn von Inhaber Franz, als junger Küchenchef das Zepter am heimischen Kronprinzen-Herd übernommen. Drei Jahre später hat sich unter seiner Ägide das altehrwürdige Gasthaus zu einer festen kulinarischen Größe in der Südpfalz etabliert.
Selbst die Schnarchfraktion vom... mehr lesen
Geschrieben am 26.10.2016 2016-10-26| Aktualisiert am
27.10.2016
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Zum Kronprinzen
Besucht am 21.10.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Nach fast einem Jahr war es mal wieder soweit. Wir machten uns auf den Weg ins Weinörtchen Weyher, etwas oberhalb von Rhodt u. d. Rietburg gelegen, um im dortigen „Kronprinzen“ in den Genuss von Simon Seilers leckerer Regionalküche zu kommen. An der begrenzten Parkplatzsituation hat sich nichts geändert, weshalb wir leicht verfroren nach einem kleinen Spaziergang durch den Ortskern am honorigen Gasthaus ankommen.
An diesem Freitagabend war gehörig was los und sogar im kleinen Kronprinzenstübchen vis-à-vis vom Hauptgastraum und quasi über den Innenhof erreichbar, waren alle Plätze belegt. Gut, dass wir reserviert hatten. Unser Zweiertisch befand sich in Raummitte der Gaststube und war der einzige freie Tisch weit und breit. Es ging drinnen etwas trubelig zu, was uns nicht störte. Das Publikum war bunt zusammengewürfelt. Ein paar Familien (mit Kindern), ältere und jüngere Pärchen, kulinarische Haudegen mit Degustationshintergrund sowie junge Feinschmecker mit Anhang. Das nenn ich mal einen gesunden Altersquerschnitt durch die Genussfraktion. Dazu einige Hotelgäste, die vielleicht ein Schlemmer-Wochenende im „Kronprinzen“ gebucht hatten. Dass ausgerechnet sie die mit Abstand nervigsten Gäste waren, stellte sich im Laufe des Abends noch heraus.
Zur Historie des Lokals, den Räumlichkeiten und den Stationen des Küchenchefs Simon Seiler habe ich mich schon bei meiner ersten Rezension geäußert. Und seinem Credo, dass gute Küche bezahlbar sein sollte, bleibt er nach wie vor treu. Auch beibehalten hat er die gutgemeinten Portionsgrößen, von denen unser Daueresser aus der Quadratestadt heute noch schwärmt. Hier geht keiner hungrig raus und schon gar nicht mit dem Gefühl zu viel bezahlt zu haben. Das PLV ist hier einfach unglaublich und wenn Weyher in unserer Nachbarschaft liegen würde, wäre der „Kronprinz“ sicherlich eines meiner Stammlokale.
Frau Seiler kann sich heute auf die Hilfe einer zweiten Servicekraft stützen. Das ist bei dem Andrang auch notwendig. Selbst Herr Seiler sen., der eigentlich in der Küche an der Seite seines Sohnes wirkt, hilft zusätzlich beim Raustragen der Teller. So geht Familienunternehmen: wenn’s eng wird, packen alle mit an. Und auch mit schwierigen Gästen (Extrawünsche mit der Bitte um zeitnahe Erfüllung trotz vollem Haus, aufdringlich lautes Telefonieren mit dem Handy im Gastraum, Trinkgeld-Geiz etc.) weiß das umsichtig agierende Service-Team gekonnt umzugehen.
Auf den herbstlich eingedeckten Tischen liegt einiges an Lesestoff herum. Zunächst fällt mir ein Faltblatt mit der Aufschrift „Aus Omas Rezeptbuch“ ins Auge. Es handelt sich dabei um drei Empfehlungen aus der Pfälzer Regionalküche. Kastaniensuppe (4,90 Euro), Wildbratwurst mit Rotkohl und Kartoffel-Karotten-Stampf (12,90 Euro) und Eis vom „Neuen Wein“ mit Traubensalat (6,90 Euro) können auch für schlanke 19,90 Euro zusammen als 3-Gang-Menü bestellt werden. Wobei es zur Hauptspeise noch einen Beilagensalat gibt, womit wir eigentlich wieder bei vier Gängen wären.
Wem die Empfehlungen aus Großmutters Regionalküche nicht reichen, für den gibt es ja noch das im Rahmen des Wettbewerbs „So schmeckt die Südpfalz 2016“ angebotene „Apfel-Menü“ (in zwei Varianten). Nach meinem Besuch in der „Bärenklause“ (Herxheim) und dem „Lamm“ (Neupotz) vor ein paar Wochen, hatte ich nun bei Simon Seiler schon wieder die Gelegenheit, das von mir nicht besonders gemochte Obst in diversen Gerichten entsprechend veredelt zu genießen. Naja, aller guten Dinge sind drei, also entschied ich mich für das Apfel-Menü, das hier mit 26 Euro sehr freundlich kalkuliert war. Es bestand aus karamellisiertem Erdesbacher Ziegenkäse mit Apfelchutney und etwas Grünzeug, einer „Kleinen Schweinerei“ (der Herr Daueresser möge sich erinnern…) sowie einem Ofenschlupfer vom Apfel, Salzkaramelleis und Mandelcreme. Lediglich die Vorspeise war nicht so meine, weshalb sich meine freundliche Begleitung dazu bereit erklärte, diese zu übernehmen. Als adäquaten Ersatz wählte ich die Kastaniensuppe von der brutal-regionalen „Oma-Karte“. Ihre Hauptgangentscheidung fiel nach langem Abwägen auf das Hirschgulasch mit Pfifferlingen, Preiselbeeren und Spätzle. Für den Preis von 15,90 Euro war bei diesem Gericht noch ein Beilagensalat inklusive.
Obwohl ich mich an jenem Abend schon frühzeitig entschieden hatte, musste ein beiläufiger Blick in die eigentliche Speisenkarte schon sein. Man will ja wissen, ob sich da etwas verändert hat. Und siehe da: alles wie gehabt. Seiler greift in seiner kulinarischen Auswahl auf sein bewährtes 4-9-4-4-System zurück. Vier Vorspeisen (darunter zwei Suppen), neun Hauptgerichte (zweimal Fisch, zweimal Veggie, fünfmal „etwas Richtiges“), vier Pfälzer Schmankerl sowie vier verschiedene Vesperteller für hungrige Wanderer, die schon um 17.30 Uhr vor der Tür stehen.
Die Auswahl der Speisen ist bunt gemischt und versucht eine große Bandbreite verschiedener Geschmäcker abzudecken. Sauerkrautsuppe (4,90 Euro), Zanderfilet in Rieslingsoße mit Pfifferlingen (18,90 Euro), veganes Pfifferlingrisotto (13,90 Euro), Kalbszunge in Sherryrahmsoße (13,90 Euro) und ein wirklich prachtvoller „Pfälzer Teller“ (13,90 Euro) seien an dieser Stelle beispielhaft genannt. Bei allen Gerichten gilt als gemeinsamer kulinarischer Nenner die Verwertung regionaler Produkte. Bodenständiges wird hier gekonnt in Szene gesetzt und wohl portioniert. Je nach Marktlage und Saison variiert Chefkoch Seiler das Angebot auf seiner Karte. Er tut das mit Bedacht, denn er weiß genau, dass es durchaus Sinn macht, den ein oder anderen „Klassiker des Gutbürgertums“ durchgehend und unverändert darauf zu belassen. Kulinarische Fixpunkte für Leute, die nicht ganz so auf Abwechslung stehen, muss es schließlich auch geben.
Als besonderen Aperitif stand passend zum Menü ein alkoholfreier Apfelsecco (0,1 l für 1,90 Euro) als Empfehlung bereit. Er schmeckte eigentlich wie Apfelsaftschorle, nur im Finish hatte er etwas mehr Konzentration und Säure. Die Standardflasche Mineralwasser (0,7l für 4,80 Euro) kam genauso umgehend an den Tisch wie das aus der gut bestückten Weinkarte ausgewählte Viertel Merlot vom ortsansässigen Weingut Bachtler (5,90 Euro). Der im Holzfass gereifte trocken ausgebaute QbA-Wein hatte ordentlich „Wumms im Glas“ (=Alkoholgehalt), ohne zu fett aufzutragen. Er war, wie sich noch herausstellen sollte, ein durchaus würdiger, da ausgewogener Essensbegleiter.
Über die Weinkarte der Seilers habe ich mich schon bei meinem letzten Bericht lobend ausgelassen. Beim Durchblättern fallen mir einmal mehr die durchweg kundenfreundlich berechneten Flaschenweinpreise auf. Und dass man sich hier ausgiebig aus dem unmittelbaren Winzerumfeld von Weyher und Rhodt bedient, macht natürlich Sinn. Die Weingüter Bachtler, Möwes und allen voran Valentin Ziegler Sohn (mit Shootingstar Georg Meier) liefern richtig gute Qualitäten zu bezahlbaren Preisen. Und warum denn Weine aus der Ferne saufen, wenn der gute wächst so nah?
Schön, dass schon bei unserer Ankunft etwas Brot, Oliven und eine Art Currybutter auf unserem Tisch bereit standen. Da wurde der erste Hunger gleich einmal „weggeschmiert“. Der später servierte Küchengruß fiel diesmal etwas rustikaler aus. Anscheinend waren die mit kleinen Leckereien gehäuften „Amuse-Löffel“ heute aus, denn es wurde uns ein Stück trockengeräucherte Mettwurst mit Gewürzgurke gereicht. Das ging früher etwas kreativer, aber war sicherlich dem großen Andrang geschuldet. Da an die meisten Tische schon die Hauptgänge gebracht wurden, hielt sich die Wartezeit aufs Essen in Grenzen.
Los ging es mit der Kastaniensuppe und dem Ziegenkäse. Und ehrlich gesagt, es spielt überhaupt keine Rolle, welche Suppe man aus Simon Seilers Repertoire wählt – denn sie schmecken alle. Bei meinen Besuchen habe ich jedes Mal ein anderes Süppchen kredenzt bekommen und fand sie ausnahmslos lecker. Auch die Kastaniensuppe hatte ordentlich Würze abbekommen und schmeckte im Gegensatz zu vielen ihrer „Schüsselgenossen“ kein bisschen fade. Gott sei Dank hat Chefkoch Seiler bei seiner Version nicht den Sahne-Hammer kreisen lassen. Im pürierten „Keschde-Sud“ schwammen noch kleine, weich gekochte Maronenstückchen. Herbstlicher kann man in der Pfalz kaum „vorspeisen“. Der Ziegenkäse vom Biohof der Stichlmeiers aus dem westpfälzischen Erdesbach bei Kusel gilt bei vielen Pfälzer Gastronomen mit Slow-Food-Attitüde als das regionale Qualitätsprodukt in diesem Bereich, weshalb ich ihn schon auf etlichen Speisenkarten in unserer Gegend gefunden habe. Simon Seiler hat ihn karamellisiert und mit einem leckeren Apfelchutney sowie ein paar Gartenkräutern (z.B. Petersilie) verfeinert. Das sah nicht nur gut aus, es schmeckte laut meiner Begleitung auch ganz hervorragend.
Gleiches galt für das Hirschgulasch, das in einer ansehnlichen dunklen Soße schwamm und mit frischen Preiselbeeren und Pfifferlingen veredelt wurde. Das hätte Hubertus von Lüttich nicht nur am 3.November geschmeckt, soviel ist sicher. Die Fleischstücke vom König des Rotwilds waren äußerst zart, was auf ein langes Schmoren hindeutete. Der feine Aromenkontrast von fruchtig-süß und kräftig-herzhaft verlieh dem Gericht das gewisse Etwas. Die leuchtend gelben Spätzle brachten beide Komponenten gut zur Geltung.
Ich dachte noch an die Jungs von „Fettes Brot“ als sie in den 90ern in ihrem Lied „Jein“ die Frage aufkommen ließen: „Na Kleiner, hast du Bock auf Schweinerei?“. „Ja klar…äh nein…ich mein…jein“ war an diesem Abend definitiv nicht die passende Antwort. Schon gar nicht, als ich den besagten Schweineteller vor mir stehen hatte. Der daueressende Kollege aus Monnem (sicherlich auch bekennender „Ferkel-Fanatiker“) hatte sich bei seinem Besuch im Mai für das Schweineschnitzel mit Spargel entschieden und dafür der kulinarischen Sauerei schweren Herzens abgeschworen. Dass Simon Seiler in dieses saumäßig leckere Gericht nun etwas Apfel „reingebastelt“ hat, um daraus den Hauptgang in seinem „So-schmeckt-die-Südpfalz-Menü“ zu kreieren und um mal richtig die Sau heraus zulassen, ist legitim. Und auf dem Teller lag anständig Schweinekram: zwei butterzarte Bäckchen, zweimal mit Speck ummanteltes, perfekt gegartes Filet, das obligatorische Stückchen Saumagen und eine Mini-Tranche vom Schweinebauch, ebenfalls schön geschmeidig von der Konsistenz her. Die einzelnen Fleischstücke lagen auf delikatem Kartoffelstampf, bei dem der Einsatz von Butter uns Sahne nicht übertrieben wurde. Die nötige Würze erhielt das Gericht durch eine handwerklich äußerst gelungene dunkle Soße mit Senfkörnern drin. Ein paar dünne Stängel angebratener, junger Lauch komplettierte diese Gaumenfreude, die mich schon ganz schön sättigte.
Doch es folgte ja noch der Dessert-Gang. Der „Ofenschlupfer“ (in manchen Regionen auch „Scheiterhaufen“ genannt) war gar nicht so schlüpfrig, wie er sich anhörte, sondern thronte stolz auf einem kleinen Häuflein Apfelklein neben dem sündhaft-leckeren, vor sich hinschmelzenden Salzkaramelleis. Dazu ein Bällchen Schoko-Mousse und eine Scheibe Parfait von irgendwas, das hervorragend mit dem Rest harmonierte und wir waren im siebten Nachtischhimmel. Dazu passte übrigens die Rieslaner Auslese vom Weingut Möwes (das Achtel für 3 Euro) außerordentlich gut.
Und wieder einmal außerordentlich gut hat uns dieser Abend im „Kronprinzen“ gefallen. Der lockere Plausch mit Simon Seiler am Tisch rundete das Ganze noch ab. Hier bekommt man wirklich gutes, handwerklich sauber gekochtes und dazu noch schön arrangiertes Essen für sein Geld. Und dass bei diesen Voraussetzungen das Lokal so voll ist, wundert sicherlich keinen. Tipp: nur mit Reservierung hingehen!
Nach fast einem Jahr war es mal wieder soweit. Wir machten uns auf den Weg ins Weinörtchen Weyher, etwas oberhalb von Rhodt u. d. Rietburg gelegen, um im dortigen „Kronprinzen“ in den Genuss von Simon Seilers leckerer Regionalküche zu kommen. An der begrenzten Parkplatzsituation hat sich nichts geändert, weshalb wir leicht verfroren nach einem kleinen Spaziergang durch den Ortskern am honorigen Gasthaus ankommen.
An diesem Freitagabend war gehörig was los und sogar im kleinen Kronprinzenstübchen vis-à-vis vom Hauptgastraum und quasi... mehr lesen
Geschrieben am 31.05.2016 2016-05-31| Aktualisiert am
31.05.2016
Besucht am 20.05.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 63 EUR
Genauso gut hätte ich Marc074`s Überschrift " "Kreative Frischeküche mit sensationellem Preis-Leistungs-Verhältnis -- Teil 2" benutzen können. Von mir ein erster Ritterschlag, das, was wir an dem besagten Freitagabend erleben durften, war großes Pfälzer Kino - das Gloria Kino in Landau lässt grüßen, wo ich mit 12 Jahren das erste Mal ohne meine Mutter ein Kino-Film mit meinen Freunden schauen durfte, ich glaube es war "Batman" mit Michael Keaton - ein absoluter Klassiker mit Jack Nicholson als Joker, Kim Basinger durfte auch noch ein paar Wörter sagen.
Meinem geschätzten Kollegen Herr R. aus S. sei dank, dass wir den Kronprinzen auf unsere "to do Liste" mit aufgenommen haben. Dank sei auch auch unserem neu geupdateten Navi aus dem Hause Renault, es schlug uns eine Route vor in knapp 35 Minuten von Mannheim aus (wir brauchten keine 30 Minuten in Echtzeit, aber was soll`s), wir reservierten im Vorfeld per Email für den 20. Mai einen Tisch für zwei (Herr und Frau Hasselhoff).
Rhodt, Weyher, Landau-Nussdorf, da geht den Pfälzern ein Herz auf. Als ich das letzte Mal in Weyher war, war ich 19 und auf dem Weinfest. Mein Kollege meinte noch zu mir, als wir gerade am Blödsinn machen waren und diskutierten wer heim fährt, da fragte der Markus " wie lange müssen wir trinken, damit wir auf 2,5 Promille kommen ? " Von dem Kollegen neben dran kam dann die Antwort " eine Woche nichts", nee, war schon schön die Zeit damals. Wir sind aber nicht auf dem Weinfest 1994 und voll wie zehn Russen (anschließend sollten wir noch ins Pharao gehen und danach noch ins Monokel, jesses ich erinnere mich nicht gerne daran) sondern in Echtzeit auf dem Weg nach Weyher, bzw wir parken unseren schwarzen Megane GT-Flitzer etwas oberhalb und staunen nicht schlecht:
Das Hotel-Restaurant macht von außen einen imposanten Eindruck. Einige Aufbäpper von Michelin, Schlemmeratlas und Vartaguide zieren den Eingangsbereich, wir treten ein und fühlen uns irgendwie unbeachtet. Das ändert sich aber schlagartig, als uns eine Bedienung bemerkt. "Reserviert, für David Hasselhoff" (den wir übrigens auch schon ein paar Male auf den bekannten Weinfesten gesichtet haben, es wird gemunkelt, dass er sich zusammen mit Pamela Anderson, dem Ex-Blasebalg von Baywatch, irgendwo bei Deidesheim ein Schloß gekauft hat) - schmunzelnd werden wir zu unserem reservierten Tisch geführt. Gemütlich, ja richtig gemütlich ist es hier. Wir erkenne auch gleich den Chefkoch, ein Pärchen hat wohl das Überraschungsmenü bestellt und Simon Seiler serviert eine ansprechende ausschauende Vorspeise "Jakobsmuscheln auf Mandelsplitter und Weincreme" höre ich beim Vorbeigehen. Das Ambiente erinnert mich irgendwie an das Lamm in Neupotz, da gibt es auch eine sogenannte Eckbank im franz. Landhausstil. Ich finde die affengeil. Da brauche ich sonst keine Superlative, superlative, was fällt mir da so schnell ein: " Ich - Die Nummer eins" vielleicht, ein Film von Claude Pinoteau mit Lino Ventura, Léa Massari - der Atomforscher Lino Ventura gerät zwischen die Geheimdienstfronten. Ein Agententhriller der extra Klasse. Lino Ventura, das war (ist) ein Schauspieler !! Aber heute bin nicht ich die Nummer eins, nein, auch nicht Simon Seiler ist die Nummer eins, sondern der Service. So etwas familiäres, freundliches, sympathisches, aufmerksames haben wir selten erleben können und daher von mir heute in der Kategorie Service die Maximalpunktzahl -- tööööhhhhterätöööh !! 5 Sterne.
Kaum gesessen kam schon der erste Gruß aus der Küche. Zweierlei Brot mit Meersalz und einer weich aufgeschlagenen Butter. Es folgten dann Gruß Nummer 2: ein Blutwurst-Gebäck, edel auf einer schwarzen Fliese serviert, ehe Gruß aus der Küche Nummer 3 kam, eine Art salziges Parmesan-Brot mit einer süßlichen Butter. Wir studieren die Karte: Wir wählten das angebotene Menü "Spargel Edition" Landschinken Spargel // Erdbeeren // Kräuter
da ich kein Freund von Spargeleis bin, fragte ich nach einer Altenative. Die Frage ob "schokoladig" gut sei, sollte ich ein "Überraschungsdessert" bekommen:
Meine Alternative für den Hauptgang wäre die "Kleine Schweinerei" - Filet, Bauch, Bäckchen, Saumagen mit Senfkörner, Kartoffeln und jungem Lauch gewesen. ich glaube, das nehme ich auch beim nächsten Besuch. Oder doch das Überraschungsmenü und die "Kleine Schweinerei" als Zwischengang ??
Der erste Gang war überragend gut. Zweierlei Spargel, einmal klassisch geschnippselt, einmal als Spahetti (und auch anders gegart),
dazu der Landschinken, die essbaren Blumen, das war ein Gedicht. Das Schweineschnitzel saftig, die Panade locker und gut gewürzt, auf dem Teller lag ein halbes Pfund Stangenspargel, dazu aufgeschlagene Sauce Hollandaise und in Butter angeschmorte Kartoffeln.
Meine Frau wählte das Dessert vom Menü, einziger Kritikpunkt hier, das Spargeleis, schmeckte nicht wie ein Eis sondern wie gefrorener Spargelsaft, dazu das saure Rharbarber Kompott ?? Meine Frau mag sauer, ich mag einzig die Sauren Gurken aus dem Hause Gottschalk äähh Haribo. Ich bekam dann zweierlei Mouse hell und dunkel mit Früchten.
Ahhh, ich hab ganz vergessen zu erwähnen. Ich habe die angebotene Weinreise dazu geordert. Wie es in der (Vorder) Pfalz üblich ist, bekam ich 3x 0,25 Liter ausgeschenkt. Zum ersten Gang einen Silber-Medaillengewinner aus Walsheim (Pfaffmann) ich glaube das war ein Müller Thurgau Silver Selection, der war Bombe. Zum Hauptgang gab es ein Riesling, ich glaube von Siehgrist, der war ebenfalls ausgezeichnet und zum Dessert gab es eine Trockenbeerenauslese, ebenfalls großzügig ausgeschenkt (deutlich mehr als 0,15).
Dass das alles natürlich seinen Preis hat, ist vollkommen klar. Die Weinreise kostete 9 (!!!!!!) Euro, in Worten: neun Euro. Das Spargel Menü kostete inkl. der drei Aufmerksamkeiten aus der Küche, rekordverdächtige 24 (!!!!!) Euro, macht zusammen 33 Euro. Ein besseres Preis-Leistungsverhältnis habe ich selten erlebt und ich muss nochmals einen Satz / zwei Sätze von Marc074 kopieren: " Was soll man sagen? Für so wenig Geld ( 24 Euro zur Erinnerung, plus 9 Euro für die Weinreise) habe ich wahrscheinlich noch nie so gut gegessen."
Fazit:
Auf nach Weyher zum Kronprinzen !!
Genauso gut hätte ich Marc074`s Überschrift " "Kreative Frischeküche mit sensationellem Preis-Leistungs-Verhältnis -- Teil 2" benutzen können. Von mir ein erster Ritterschlag, das, was wir an dem besagten Freitagabend erleben durften, war großes Pfälzer Kino - das Gloria Kino in Landau lässt grüßen, wo ich mit 12 Jahren das erste Mal ohne meine Mutter ein Kino-Film mit meinen Freunden schauen durfte, ich glaube es war "Batman" mit Michael Keaton - ein absoluter Klassiker mit Jack Nicholson als Joker, Kim Basinger durfte auch... mehr lesen
Geschrieben am 04.10.2015 2015-10-04| Aktualisiert am
05.10.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Zum Kronprinzen
Besucht am 24.09.2015
„Alte Tradition – neu belebt“. Prägnanter könnte man das Motto, das der gastronomischen Ausrichtung des Kronprinzen in Weyher zu Grunde liegt, nicht gewählt haben. Denn seit 1991 führt das Ehepaar Rita und Franz Seiler das Restaurant samt Hotel. Eine Neubelebung erfuhr der Familienbetrieb durch den Einstieg von Sohnemann Simon. Simon Seiler hat seine Erfahrungen bei den besten Köchen der Südpfalz (Karl-Emil Kuntz, Zur Krone in Hayna / Peter Steverding, Isenhof in Knittelsheim / Stefan Neugebauer, Schwarzer Hahn im Deidesheimer Hof) gesammelt. Im Gourmetlokal „Schwarzer Hahn“ in Deidesheim war er sogar Sous Chef. Während dem Besuch der Hotelfachschule half er immer wieder im elterlichen Restaurant aus. Dies sprach sich in kulinarisch interessierten Kreisen schnell herum. Seit Sommer diesen Jahres ist er nun voll eingestiegen und kocht dort richtig toll auf. Und das zu Preisen, die Spass machen. Sein Leitspruch: gute Küche muss nicht automatisch teuer sein. Da hat einer verstanden, um was es geht.
Unser kleiner, aber feiner „Essclub“, bestehend aus vier Kollegen, traf sich seit längerer Zeit mal wieder. Und diesmal war ich an der Reihe, eine geeignete Lokalität zu bestimmen. Nach dem letzten Treffen im Castell zu Leinsweiler (GG-Bericht vom März), sollte es an diesem Abend natürlich wieder etwas Besonderes sein. Mein „Ass im Ärmel“ in Sachen Pfalzwein, die Weinstube Kommerzienrat in Neustadt-Gimmeldingen, hatte an diesem Donnerstag leider Ruhetag. Somit musste ich mir tatsächlich was einfallen lassen. Ich erinnerte mich an einen Tipp von einem befreundeten Koch, der mir schon vor einiger Zeit den Kronprinz im südpfälzischen Weindörfchen Weyher (bei Rhodt) wärmsten empfahl.
Die Parksituation im Örtchen Weyher gestaltet sich etwas schwierig. Ein Gang durch die schönen Gassen entschädigt aber für das etwas abseits liegende Parkplatzangebot. Wir passierten die naheliegende Winzerstube, wo Volker Krug den Kochlöffel schwingt. Auch ein Lokal, das mal wieder besucht werden sollte. Die Auswahl an ambitionierten Restaurants ist in unserer Region in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Dann stehen wir vor unserem Ziel, einem altehrwürdigen Gasthaus mit neuem Anstrich, mit indirekter Beleuchtung gekonnt in Szene gesetzt. Das massive Eingangstor aus Holz stand offen und unser Blick fiel auf eine Tafel mit speziellen Angeboten und Bekanntmachungen (Silvester-Menü, Gans essen, usw.). Darunter das aktuelle Menü, bestehend aus 4 Gängen: einer Rotkohlsuppe, einem Beilagensalat, einem „Woi-Gockel“ (Coq au vin auf pfälzisch) und einer Crème brulée für sage und schreibe 19,90 Euro. Da waren wir alle erstmal sprachlos.
Wir betraten die Gaststube, die mit schlichtem, geradlinigem Interieur aufwartet, und hatten Gott sei Dank reserviert. Bequeme Polsterstühle mit einem Überzug aus Lederimitat, unaufdringliche Kunst an den Wänden, sparsam, aber stilsicher dekorierte Tische (runde Sets, warum nicht?) sowie - für meinen Geschmack - etwas zu hell eingestellte Deckenstrahler setzen gediegene Einrichtungsakzente. Frau Seiler im Service kümmert sich rührend um ihre Gäste; mit all der Routine jahrelanger Gastro-Erfahrung. Man spürt, dass hier ein eingespieltes Team in Küche und Ausschank am Werk ist.
Da es das Überraschungsmenü nur noch auf Vorbestellung gibt, studierten wir die übersichtlich angelegte Speisenkarte, die allerhand Kreatives beinhaltete ohne an Klassikern zu sparen. Drei Vorspeisen, zwei Suppen, dreimal Fisch und sechs Fleischgerichte, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Nun, bis auf unseren (Teilzeit-)Vegetarier in der Runde. Der hatte die Auswahl zwischen drei Veggie-Speisen, entschied dann aber für den St.Petersfisch (mit Linsen, Kartoffel und Kürbis für schlanke 16,90 Euro). Wer in Frankreich schon einmal St. Pierre gegessen hat, weiß, was man üblicherweise für diesen leckeren Meeresbewohner an Geld hinblättert. Ein anderer Kollege entschied sich für das 20-Euro-Menü. Da ich mir eigentlich nichts aus Rotkohl mache, und die Angebote in der Speisekarte (Meerwassergarnele mit Couscous, Kürbissuppe mit Ingwer und Wakame, Zander mit Blutwurst und Sauerkraut sowie Lammkeulenbraten mit Polenta und Chorizo…um nur einige der Leckerbissen zu nennen!) sehr verlockend klangen, war ich hin und her gerissen, entschied mich aber dann doch für das Menü, da mich interessierte, wie man vier Gänge zu einem solchen Preis auf den Tisch bekommt. Einer der Kollegen ist ausgewiesener Fachmann in Sachen Schnitzel. Kein Wunder, dass sein Hauptgang von „Wiener Art“ war. Als Vorspeisen wurden an unserem Tisch noch der karamellisierte Ziegenkäse (8,90 Euro) und die Rinderkraftbrühe mit Saumagenklößchen (3,90 Euro) bestellt.
Ein paar Sätze noch zur Weinkarte. Diese ist bestückt mit vielen ausgefallenen Weinen Pfälzer Jungwinzer aus der näheren Umgebung (Rhodt, Weyher, Hainfeld). Neben aufstrebenden Lokalgrößen wie Georg Meier, Michael Möwes, Jürgen Heußler und Klaus Meyer, finden sich auch bekannte Winzernamen wie Kleinmann (Birkweiler) und Bassermann-Jordan (Deidesheim) in der durchdacht zusammengestellten Karte wieder. Und auch beim Flaschenweinangebot kalkuliert man im Kronprinz äußerst fair. Die meisten Flaschen rangieren preislich zwischen 20 und 25 Euro. Eine gelungene Auswahl an Apéritifs (Traubensecco, Pfälzer Gin, Sekt mit Likör, usw.) erleichtert zudem das „Reinkommen“.
Ein Gruß aus Simon Seilers Küche kam auf einem Löffel à la „Taste“ daher. Forelle in zwei delikaten Aggregatszuständen (als Schaum und geräuchert) als Appetizer. Unsere Gaumen waren gekitzelt. Dann die Vorspeisensuppen. Die Rinderkraftbrühe fiel laut Aussage meines Kollegen ordentlich aus. Meine Rotkohlsuppe war wunderbar abgeschmeckt. Sie hatte diese feine Essigsäure, wie man sie vom Rotkraut her kennt. Eine mit etwas Sahne abgerundete, aromatisch duftende Suppe mit panierten Blutwurststücken auf dem Tellerrand. Diese fielen natürlich in den rötlichen Brodem und vollendeten so den Geschmack. Rein optisch war das schon ein Genuss. Ein wirklich gelungener Opener. Genau wie der Ziegenkäse mit Feigen, Chutney und Salat ein echter Hingucker war.
Schon ganz gut gesättigt machten wir uns bereit für die Hauptspeisen. Diese wurden mit einem knackig-frischen Beilagensalat gereicht, dessen schmackhaftes Joghurt-Dressing uns begeisterte. Auf meinem Teller befand sich eine ansehnliche Portion eines Weingockels mit Tagliatelle als Beilage und einer herrlich nach Weißwein duftenden Sauce à la crème. Genau genommen war es eine Hähnchenkeule sowie ein Stück Hähnchenbrust, was da butterzart gegart seiner Vertilgung harrte. Der St. Petersfisch meines Kollegen sah nicht nur ausgezeichnet aus, er schien ihm auch so zu schmecken. Zu seinen beiden erstklassig gewürzten und gebratenen Schnitzel „Wiener Art“ (mit Pommes für 11,90 Euro) orderte ein anderer Kollege noch etwas Sherry-Sauce, die eigentlich zur Kalbszunge gereicht wird. Er schwelgte im 7ten Schnitzel-Himmel und freute sich umso mehr auf seinen Wien-Urlaub im Herbst.
Zu den Schlemmereien aus der Küche tranken wir an diesem Abend zwei Flaschen Weißwein. Der erste war ein trockener Grüner Veltliner „vom Löss“ Jahrgang 2014 vom Weingut Klein aus Hainfeld. Diese in Österreich beheimatete Rebsorte wird in der Pfalz eher selten angebaut. Ein blumig duftender Exot, der bei uns Trinkfreude weckte uns seine 26,90 Euro auch wirklich wert war. Der zweite Weißwein war eine Cuvée namens „Back to the R..t“ von Klaus Meyer aus Rhodt (20,90 Euro). Die Abkürzung „AX-CH-WBG“ stand für die darin versammelten Burgundersorten (Auxerrois, Chardonnay und Weißburgunder). Herrlich mineralisch und frisch zupackend im Charakter. Ein Weißer mit Stil eben, der unsere Hauptgänge adäquat begleitete.
Den würdigen Schlusspunkt des Menüs setzte eine leckere Crème brulée, die von Sorbet aus Neuem Wein (!!!) und ein paar Früchten akkompagniert wurde. Was soll man sagen? Für so wenig Geld (19,90 Euro zur Erinnerung) habe ich wahrscheinlich noch nie so gut gegessen. Meinen Kollegen gefiel der Abend im Kronprinzen sehr gut und es würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere von ihnen den Weg dorthin mal wieder einschlagen wird. Mein Folgebesuch wird definitiv nicht lange auf sich warten lassen.
„Alte Tradition – neu belebt“. Prägnanter könnte man das Motto, das der gastronomischen Ausrichtung des Kronprinzen in Weyher zu Grunde liegt, nicht gewählt haben. Denn seit 1991 führt das Ehepaar Rita und Franz Seiler das Restaurant samt Hotel. Eine Neubelebung erfuhr der Familienbetrieb durch den Einstieg von Sohnemann Simon. Simon Seiler hat seine Erfahrungen bei den besten Köchen der Südpfalz (Karl-Emil Kuntz, Zur Krone in Hayna / Peter Steverding, Isenhof in Knittelsheim / Stefan Neugebauer, Schwarzer Hahn im Deidesheimer Hof)... mehr lesen
Geschrieben am 01.09.2017 2017-09-01| Aktualisiert am
01.09.2017
Wir hatten, zusammen mit einem befreundeten Ehepaar, erstmals im Kronprinzen ein 2 Tages-Arrangement , verbunden mit einem regionalen 3 Gang Menü und einem
5- gängigen Überraschungsmenü gebucht.
Schon das 3 Gang Menü am ersten Abend war sehr gut. Nach dem Gruß aus der Küche ( vitello tonnato auf dem Löffel) gab es zur Vorspeise Saumagen, neu interpretiert, nämlich als ein Carpaccio mit einem sehr gut abgeschmeckten Salat, dann Weingockel mit Nudeln und Champignons und als Dessert Interpretationen von der Pflaume mit mousse au chocolat ( alles sehr schön angerichtet und äußerst schmackhaft).
Das Überraschungsmenü am 2 Abend stellte alles in den Schatten:
Nach dem Gruß aus der Küche ( leider kann ich mich nicht mehr erinnern, was es genau war), gab es eine Auster, danach auf den Punkt gebratene und sehr saftige Riesengarnelen mit Couscous, grünen Bohnen und einer Creme, im nächsten Gang Pfifferlingsrahmsuppe mit Kaninchenrücken, im dritten Gang gebratene Rotzunge mit dreierlei Karotten auf Erbsenpürree, dann kurz vor unser aller Kapitulation eine perfekt gebratene Barbarie Entenbrust auf tomatisierter Polenta und mediterranem Gemüse. Das Dessert war der absolute Höhepunkt:
Variationen vom Weinbergpfirsich mit Schokoladenparfait ,pain quatre épices und einem Pfirsischlikör.
Wir waren alle 4 restlos begeistert.
Schade nur, dass die Portionen ein wenig zu groß waren. Aber darüber sollte man sich eigentlich wirklich nicht beklagen.
Die Weinauswahl ist ebenfalls sehr gut und das Preis-Leistungsverhältnis absolut in Ordnung.
Wir kommen auf jeden Fall wieder und haben das Restaurant schon am gleichen Abend anderen Freunden weiterempfohlen.
Hervorzuheben sind auch der herzliche Empfang und der nette und zuvorkommende Service an beiden Tagen
Wir hatten, zusammen mit einem befreundeten Ehepaar, erstmals im Kronprinzen ein 2 Tages-Arrangement , verbunden mit einem regionalen 3 Gang Menü und einem
5- gängigen Überraschungsmenü gebucht.
Schon das 3 Gang Menü am ersten Abend war sehr gut. Nach dem Gruß aus der Küche ( vitello tonnato auf dem Löffel) gab es zur Vorspeise Saumagen, neu interpretiert, nämlich als ein Carpaccio mit einem sehr gut abgeschmeckten Salat, dann Weingockel mit Nudeln und Champignons und als Dessert Interpretationen von der Pflaume mit... mehr lesen
Selbst die Schnarchfraktion vom Meininger-Verlag (Neustadt a. d. W.), die uns alle zwei Jahre mit ihrem „Pfälzer Restaurantführer“ mehr amüsiert denn informiert, hat vom Können des talentierten Herrn Seiler Junior Notiz genommen und ihn in der 2018/2019er Auflage zum „Aufsteiger“ der Pfalz gekürt. Bewertet mit 2,5 Kochlöffeln im Schlemmeratlas und ausgezeichnet mit einem Michelin-Teller für eine Küche mit guter Qualität kommt der „Kronprinz“ nun auch bei bedeutsameren Gastroführern gut weg.
Der ehemalige Lehrling des mittlerweile in Rente geschickten Südpfälzer Sternekochs Karl-Emil Kuntz (Krone in Herxheim-Hayna) hat hier im beschaulichen Weinörtchen Weyher, das der gemeine Rhodt-Besucher gerne links oberhalb liegen lässt, den elterlichen Betrieb sukzessive modernisiert und zeitgemäß ausgerichtet. Bodenständig, aber mit kreativem Touch – so lässt sich die einfallsreich umgesetzte Regionalküche von Chefkoch Seiler kurz und knapp charakterisieren.
Seine Küchenphilosophie, die auch den Blick ins benachbarte Frankreich nicht scheut, baut dabei genauso auf Pfälzer Klassiker „aus Omas Rezeptbuch“ wie auf mediterrane Genüsse, die das Mittelmeer ein Stückchen näher rücken lassen. Kochkurse und Küchenpartys, Krimi-Dinner und Neujahrsbrunch – der Veranstaltungskalender des „Kronprinzen“ kann sich sehen lassen.
Dass nun auch der äußere Rahmen den hübsch angerichteten Preziosen auf dem Teller angeglichen wurde, kann der hier einkehrenden Genussklientel nur Recht sein. Man hat die beiden Gasträume, in denen bis zu 60 Personen Platz finden, von piefigen Vorhängen und Tischdecken sowie altbackenen Polstern (der Wandbänke) befreit und sie dadurch deutlich entkrampft. Auch der dunkle Filz-Teppich, der sicherlich den größten Anteil am überholten Ambiente früherer Tage hatte, hat mittlerweile ausgedient. Dank gepflegtem Laminatboden wirkt das Interieur nun wesentlich zeitgemäßer und freundlicher. Bunte Pop-Art von jungen Künstlern (aktuell von Julia Neverman alias "Younique") ziert neuerdings die Wände. Auf den blanken Holztischen hält man sich mit überflüssiger Deko zurück, ohne jedoch auf liebevolle Details der klassischen Tischkultur, wie z.B. die hübsch gefalteten Stoffservietten bzw. den kleinen Brotteller, zu verzichten.
Frau Rita Seiler empfing uns in gewohnt freundlicher Manier. Unser ca. einstündiges Zuspätkommen schien kein Problem. Der Andrang hielt sich an jenem Donnerstagabend in Grenzen und so saßen wir schließlich ziemlich zentral im Hauptgastraum mit Blick auf den Ausschankbereich, hinter dem es zur Küche ging. Aus der kam der Küchenchef ganz nonchalant gestapft, trug ein paar hübsch angerichtete Teller an den Nachbartisch und begrüßte uns dabei in lässiger Art und Weise. Schon ein cooler Typ der Simon Seiler. Einer, der die Nähe zu seinen Gästen schätzt, kommt eben gleich sympathisch rüber.
Auf dem Tisch lag bereits ein hölzernes Klemmbrett, auf dem ein mit dickem Edding beschriebenes DIN-A4-Blatt befestigt war. Darauf stand in leserlicher Handschrift die heutige Tagesempfehlung, nämlich Rinderbäckchen, Nudeln und Salat für 16,90 Euro, geschrieben. Ein erstes deftiges Ausrufezeichen in Sachen Hausmannskost.
Frau Seiler reichte uns die Speisenkarten. Auf der ersten Seite war eine recht umfangreiche Aperitif-Auswahl gelistet. Sherry, Martini, Campari und andere appetitanregende Alkoholika waren u.a. vertreten. Aber auch Alkoholfreies wie der Traubensecco vom Weingut Hörner aus Hochstadt hatte man im Programm. Ein Rosé-Secco (0,1l für 3,60 Euro) und ein URsUS Gin Tonic (0,2l für 5,90 Euro) beschwichtigte die „Spritties“ am Tisch, während die beiden anderen Mitglieder unseres Futtervereins das Mineralwasser (0,75l für 4,90 Euro) gleich flaschenweise kommen ließen.
Da jeder weiß, dass Tonic ohne Alkohol recht „ginlos“ daher kommt, genoss ich meinen Begrüßungslongdrink mit Original-Gin aus Weyher (!!!) in vollen Zügen. Das aromatische Destillat stellt nämlich Simon Seiler in Kooperation mit dem Weyherer Winzer Josef Brecht selbst her. Zwei aus dem gleichen Ort mit derselben „Schnapsidee“ sozusagen.
Außerdem wurde an diesem Abend Flüssiges in Form mehrerer Johannisbeerschorlen (0,5l für 3,50 Euro) sowie Espresso (2 Euro), Kaffee (2,30 Euro die Tasse) und natürlich Wein verkonsumiert. Mit allein 17 verschiedenen Weinen im offenen Bereich, zeigt man sich gut aufgestellt. Schön, dass hier das Augenmerk auf dem direkten Umfeld des Weinortes Weyher liegt und ausschließlich Winzer aus der direkten Nachbarschaft offen kredenzt werden. Entdeckungen sind somit glasweise garantiert.
Auch beim Flaschenweinangebot gibt man sich regional verwurzelt. Viele bekannte Weyherer Jungwinzer, wie z.B. Graf, Meier oder Möwes, hat man im Portfolio. Daneben baut man mit Jülg (Schweigen), Klein (Hainfeld), Hartmann (Kirrweiler) und Hörner (Hochstadt) ganz bewusst auf die junge Südpfalz, die sich unter Weinkennern immer mehr einen Namen macht und deren Weine beim „Kronprinzen“ äußerst preiswert zu erstehen sind.
Freunde der ersten Lage bzw. des Großen Gewächses werden dagegen bei Minges (Flemlingen) und Meßmer (Burrweiler) fündig. Großes Lob an dieser Stelle an die mit viel Bedacht zusammengestellte Weinkarte. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch in besseren Restaurants veritable Trouvaillen für um die 20 Euro ergattern lassen.
Schon bei unserer Ankunft blieben wir neugierig am Glasschaukasten draußen stehen und warfen erste Blicke auf das Speisenangebot. Drinnen blätterten wir uns dann gemütlich durch die verschiedenen Menüs, deren Gerichte sich auch alle einzeln bestellen ließen. Drei an der Zahl waren es und alle klangen sie verlockend. Dem Menü „Signatur“ (vier Gänge für 49 Euro) konnte mein Kollege nicht widerstehen. Lachsforelle, Meerwassergarnele, Rinderfilet und Pfälzer Erdbeervariation bildeten die verführerische Menüfolge, die auch ohne Meeresfrucht in drei Gängen (39 Euro) erhältlich war. Der mir schräg gegenüber sitzende Gourmand beschränkte sich auf diese „Light-Version“.
Für Veggies gab es ebenfalls vier Gänge in Menüform (32 Euro) zu bestellen. Mit dem berühmten Erdesbacher Ziegenfrischkäse, einer Tomatensuppe, einem Kräuter-Risotto mit Pfifferlingen und der Kombi aus Pfälzer Erdbeeren und Pirmasenser Wawi-Schokolade kämen selbst Fleischverzichter voll auf ihre Kosten, so die einhellige Meinung in unserer Carnivoren-Runde. Für Gockel-Genossen und Saumagen-Sympathisanten wurde das Menü „Palatina“ offeriert. Auch hier wahlweise in drei oder vier Gängen (27 bzw. 29 Euro). Hier galt es mit Saumagen-Carpaccio, Rinderkraftbrühe, Gockel in Woi („coq au vin“) und dem bereits erwähnten Erdbeerdessert fertig zu werden. Und das alles für unter 30 Euro.
Zweimal lautete die Entscheidung am Tisch „pro Pfalz-Menü“. Bei letzterem tauschte ich die Rinderkraftbrühe gegen die Tomatensuppe aus der Veggie-Palette. Alles kein Problem im „Kronprinzen“ – noch nicht einmal Aufpreis wurde berechnet.
Neben den Menüs existierte eine überschaubare Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten (Rumpsteak, Barbarie-Entenbrust, Kalbszunge, Zander und Rotzunge). Der Saumagen „nach Omas Art“ (12,90 Euro) bediente die Pfalz-Esser und für die vespernde Zunft standen ein paar kalte Gerichte (Schwartenmagensalat, Käseteller, etc.) bereit.
Der Kollege zu meiner Rechten wählte das Schnitzel „Wiener Art“ (12,90 Euro), das hier mit Kartoffel-Gurken-Salat serviert wurde. Mit einem Saumagen-Carpaccio (9,90 Euro) und einer Tomatensuppe (4,90 Euro) erweiterte er seinen Hauptgang zu einem individuellen Drei-Gang-Menü.
Fehlte nur noch der passende Wein. Eine Flasche Merlot Auslese (29,90 Euro) vom Weingut Norbert Brecht aus Weyher sollte mit stolzen, im Holzfass gereiften 15 Volumenprozent unsere Lust auf stoffige Tanninfülle befriedigen. Der warmen Witterung wegen ließen wir den kräftigen Roten zunächst etwas runterkühlen.
Dem ersten Hunger wurde mediterran begegnet. Eingelegte Oliven und eine streichzarte Tomatenbutter sollten Abhilfe schaffen. Aufs frische, von Vater Seiler selbstgebackene Brot gestrichen, war das ein erster wohlschmeckender Küchengruß, den wir dankend annahmen. Zusätzlich wurde uns eine Tüte mit aromatisch duftendem Curry-Popcorn auf den Tisch gestellt. Die ging reihum und war viel zu schnell geleert. Auf einer kleinen Schiefertafel lagen halbe Cocktailtomaten, Salatgurkenscheiben und herzhafter Schinken als Fingerfood aufgespießt. Schon die kleinen kulinarischen Aufmerksamkeiten zu Beginn zeigten, dass die Küche in der Lage war, aus recht einfachen Produkten Schmackhaftes zu zaubern. So konnte es weiter gehen.
Beim ersten Gang lagen gebratene Saumagenscheiben um einen aufgeschichteten Hügel aus Kraut-und Blattsalat. Ein Teller, der sowohl texturell, als auch geschmacklich ein breites Spektrum abdeckte. Die salzige Würze steuerte der hauchdünn aufgeschnittene Saumagen bei, während das krautige Innere für sommerliche Frische sorgte. Knackiger Salat und knusprig gebratenes Pfälzer Schweinsallerlei – eine durchaus passende Vorspeise für einen warmen Juni-Abend. Vielleicht hätte das Hausdressing noch etwas mehr Essig-Wumms vertragen. Denn als Fan der sauer angemachten Elsass-Salate halte ich von zurückhaltenden „Anmachmethoden“ generell nicht viel. Der schräg gegenüber sitzenden Kollege lobte jedenfalls seine mit Gin-Schmand verfeinerte, kalt geräucherte Lachsforelle über den grünen Apfel, der – genau wie die darin enthaltenen Radieschen – seiner Vorspeise den besonderen Frischekick verlieh.
Wir schalteten gemächlich in den zweiten Gang. Der Lachsforellenverzehrer musste pausieren, da er ja die Meerwassergarnele mit Cous-cous hatte sausen lassen. Wir hingegen mutierten zu Suppenkaspern und bekamen zweimal frisch pürierte Tomatensuppe und eine Rinderkraftbrühe serviert. Vielleicht hat Küchenchef Seiler ein Faible für Spiderman oder die Roten Teufel vom Betzenberg, so mein erster Gedanke als ich die mit einem weißen „Netz“ überzogene „FCK-Suppe“ vor mir stehen sah. Später verriet er mir, dass er für das Muster der Oberfläche griechischen Joghurt – ja genau der fette Südländer! – benutzte, daher auch die etwas festere Konsistenz beim Verzehr.
Wie ich es hier schön öfter erlebt habe, nutzte Seiler auch diesmal den Tellerrand, um mit Tomatenmarmelade, helleren Tomatenstücken und ein paar Essblüten seiner Vorstellung eines optisch aufgepeppten Suppentellers gerecht zu werden. Das „Zierwerk“ sah nicht nur gut aus, sondern passte ganz wunderbar zur fruchtigen Tomatenmasse eine Etage tiefer. Einziger kleiner Kritikpunkt war auch hier die etwas defensive Art der Würzung. Klar kann das auch zu Lasten von Frucht und Frische gehen, würde aber dem Gericht insgesamt zu einem breiteren Geschmacksbild verhelfen, so die einhellige Meinung am Tisch. Simon, etwas mehr Chuzpe beim Würzen darfst du ruhig zeigen!
Dass es auch beherzter geht, war bei den Hauptgängen deutlich schmeckbar. Sowohl die herrlich zarten Brust- und Keulenstücke meines in Riesling-Sauce badenden Woi-Gockels, als auch das stattliche mit kräftiger dunkler Jus, cremiger Polenta und deftigen Speckbohnen versehene Rinderfilet (feinste argentinische Blockhouse-Qualität) aus dem Signatur-Menü ließen keine kulinarischen Wünsche offen. Aromatisch, vollmundig, gut! In der gehaltvollen Sahne-Sauce meines Coq-au-vin sorgten frische Champignons und aromatische Kräuter (Petersilie und Schnittlauch) für den delikaten Feinschliff. Zusammen mit einem ansehnlichen Häufchen Tagliatelle eine stattliche Portion, die ich da zu verputzen hatte. Denn Simon Seiler kocht sicher nicht für klägliche Kalorienzähler, wehmütige Weight-Watcher und depressive Dauerabnehmer. Das würde ja schon rein optisch gar nicht zu ihm passen. Seine Gerichte sind nicht nur hübsch arrangiert und handwerklich gekonnt zubereitet, sondern machen auch satt. Ein zeitgemäßer, aber durchaus üppiger Pfalz-Stil, der keinen hungrig unter die Tischplatte purzeln lässt.
Nur der Kartoffel-Gurken-Salat, den sich mein Nebenmann zu seinem knusprigen Schweineschnitzel „Wiener Art“ einverleibte, kam geschmacklich eher unscheinbar daher. Wie beim Salatdressing zuvor, fehlte ihm ein wenig die Essigwürze. Zugegeben nicht jeder mag Säure, aber bei manchen Gerichten gehört sie einfach dazu. Dem Schnitzelbegleiter hätte jedenfalls etwas mehr Pep gut zur Kartoffel gestanden, so die Meinung meines Kollegen.
Doch diese Kleinigkeiten waren spätestens beim Anblick des Pfälzer-Erdbeer-Desserts, das die drei Menü-Esser als letzte „Hürde“ zu nehmen hatten, verflogen. Auf einer länglichen Schiefertafel zeigte Seiler, dass er auch als Pâtissier sein Handwerk beherrscht. Er präsentierte die Pfälzer Erdbeere in verschiedenen Texturen. Als krachendes Baiser, als cremiges Sorbet, als halbgefrorenes Parfait und als naturbelassene Schnipsel. Dazu gesellten sich marinierte Rhabarberstücke, eine Nocke herb-süßer Mousse au chocolat, eine herrlich fluffige Vanillecrème und ein paar dunkle Schokosplitter. Bei diesem Sommerdessert stimmte die Balance aus süßen, herben und säuerlichen Elementen perfekt. Daneben sorgten ein paar Minzblätter für zusätzliche Frische.
Und so beendeten wir unser „Clubtreffen“ in Weyher mit gutem Bauchgefühl und in großer Zufriedenheit. Klar, wäre ein Besuch in der nahegelegenen Winzerstube von Volker Krug auch mal einen Besuch wert, aber bei Simon Seilers Küche wissen wir eben, wo wir dran sind und dass es uns dort so richtig gut schmeckt. Kulinarische Bauchlandungen, wie neulich erst in Neustadt-Gimmeldingen im Restaurant Moro erlebt, sind hier keine zu erwarten. Dafür eine liebevoll zubereitete Pfalz-Küche, die mit fairem Preis-Genuss-Verhältnis und frischen Produkten zu gefallen weiß.