Geschrieben am 26.03.2022 2022-03-26| Aktualisiert am
26.03.2022
Besucht am 21.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 179 EUR
An meinem Geburtstag (derselbe wie bei Simba) wollten wir wieder einmal ins Tesoro, denn das ist ja nun einmal unser Stammitaliener. Unser Taxifahrer kannte den Laden nicht, aber ich bin ja ein sehr geübter Einweiser. Ich hatte schon einige Tage vorher einen Tisch (mit dem Wunsch eines Fensterplatzes) reserviert. Die Begrüßung war wie immer wie bei alten Freunden, also sehr herzlich. Der uns zugewiesene Tisch war genau der, den wir wollten. Das angebotene Überprüfen unserer Impfzertifikate wurde dankend abgelehnt. Hier weiß jeder, was ich mache, und so besteht volles Vertrauen. Den Chef, Herrn Alan, treffe ich häufig beim Einkaufen im Metro-Markt.
Trotz des gegenüber dem Roederer nochmals erhöhten Preises (13,90) verzichteten wir natürlich nicht auf je ein Glas Ruinard blanc de blanc. Wie immer wurde es perfekt serviert. Um mit dem wie immer hervorragenden hausgebackenen Weißbrot nicht so allein zu sein, bestellte ich zusammen mit dem Champagner gleich 2 mal 0,1 Nero d’Avola. Der Brotkorb musste wegen meiner Verfressenheit bald gegen einen frisch befüllten ausgetauscht werden. Der Vater vom Chef schenkte uns je einen Schluck des Olivenöls in die kleinen bereit stehenden Schälchen ein. Beiläufig stellten wir fest, dass wir uns inzwischen gut 35 Jahre kennen.
Während uns das Amuse serviert wurde, stellte Der Cheferzeuger uns die Tageskarte vor. Für mich war darauf ein Carpaccio di Manzo mit Trüffeln und ein Kalbsfilet mit Pilzen zu finden.
Meine Frau wich nicht von ihrer Standardbestellung ab: Vitello tonnato und Pfefferrumpsteak.
Das Amuse bestand aus einer Spelte einer sehr luftigen Eierkuchenscheibe (wie eine Tortilla mit viel Backpulver und Mehl). Zuviel Ei für meine Frau, so dass ich nahezu beide Stücke für mich hatte.
Nun bestellten wir unseren Standardwein, den Riesling von Bassermann Jordan, der schnell und perfekt temperiert im Eiseimer kam.
Meine Vorspeise war ein wenig rucolalastig. Rucola ist so sehr in Mode, dass die Restaurants ihn wohl fuderweise kaufen. Nicht schön finde ich es, wenn die Rucolablätter im Ganzen auf den Speisen liegen. Mundgerechtes Schneiden erspart viele Spritzer. Ebenso unglücklich finde ich die dunkle Schieferplatte für ein Carpaccio. So ist es seiner Farbwirkung weitgehend beraubt.
Die übliche Zwischenerfrischung bestand diesmal aus einem Heidelbeersorbet, das ausgezeichnet schmeckte.
Wie immer hatte meine Frau ihr Rumpsteak mit Kartoffel und Kartoffeln bestellt. Paprika und Zucchini schätzt sie gar nicht auf ihrem Teller. Mein Kalbsfilet mit Kräuterseitlingen wog sicher gut 250 g. Blonde Aquitaine sind ja auch mal jung. Mit Seitlingen kann man ja nicht viel falsch machen. Sie waren also sehr gut. Wir hatten als Gargrade medium (Rumpsteak) und medium rare bestellt. Dies wurde nicht getroffen. Das Rumpsteak war well done, mein Filet medium well. Für mich ist es ein Jammer, wenn so schönes Fleisch übergart wird.
Als Beilage hatte ich einen Salat gewählt. Hier wieder das Problem mit den in voller Länge belassenen Rucolateilen.
Für ein Dessert war kein Platz mehr. Somit nahm meine Frau nur ein Tira-mi-su zum Mitnehmen.
Ich bekam von Signore Alan-Felipe noch einen fassgereiften Tresterbrand.
Zusammenfassend muss ich dem Service fünf Sterne plus geben, dem Essen diesmal nur vier.
Als Taxi hatten wir wieder so ein SUV. Ich denke, Daimler-Benz tut sich keinen Gefallen damit, die E-Klasse nicht mehr als Taxiausführung anzubieten.
An meinem Geburtstag (derselbe wie bei Simba) wollten wir wieder einmal ins Tesoro, denn das ist ja nun einmal unser Stammitaliener. Unser Taxifahrer kannte den Laden nicht, aber ich bin ja ein sehr geübter Einweiser. Ich hatte schon einige Tage vorher einen Tisch (mit dem Wunsch eines Fensterplatzes) reserviert. Die Begrüßung war wie immer wie bei alten Freunden, also sehr herzlich. Der uns zugewiesene Tisch war genau der, den wir wollten. Das angebotene Überprüfen unserer Impfzertifikate wurde dankend abgelehnt. Hier... mehr lesen
4.5 stars -
"Noch einen kleinen Schritt abwärts" Ehemalige UserAn meinem Geburtstag (derselbe wie bei Simba) wollten wir wieder einmal ins Tesoro, denn das ist ja nun einmal unser Stammitaliener. Unser Taxifahrer kannte den Laden nicht, aber ich bin ja ein sehr geübter Einweiser. Ich hatte schon einige Tage vorher einen Tisch (mit dem Wunsch eines Fensterplatzes) reserviert. Die Begrüßung war wie immer wie bei alten Freunden, also sehr herzlich. Der uns zugewiesene Tisch war genau der, den wir wollten. Das angebotene Überprüfen unserer Impfzertifikate wurde dankend abgelehnt. Hier
Geschrieben am 19.03.2022 2022-03-19| Aktualisiert am
19.03.2022
Besucht am 17.02.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 177 EUR
Prolog…
Ich kenne die Zeiskamer Mühle schon seit vielen Jahren. Aber nur vom Hörensagen. Das liegt zum einen an ihrer Lage. Das idyllisch gelegene Hotel-Restaurant befindet sich etwas außerhalb des rund 2200 Einwohner zählenden „Zwiebel- und Gemüsedorfs“ Zeiskam, in das es mich nur noch sehr selten verschlägt.
Damals, vor 30 Jahren war das ganz anders. Mit 18 rannte ich öfter in „Zäääskäm“ rum, war zwar kein Sänger in ner Rock’n’Roll-Band, aber meine damalige Freundin kam aus dem Ort. In der „Mühle“ - wie die Einheimischen ihr bestes Haus am Platz gerne nennen -, sind wir dennoch nie eingekehrt. Als Schüler der Mainzer Studienstufe (MSS), der kurz vorm Abitur stand, war mir diese Pfälzer Traditionsadresse schlichtweg zu fein (damals spießig) und auch zu teuer.
Als ich vor ein paar Jahren dann mit dem Rad öfter in der Ecke unterwegs war, führte mich der beliebte „Kraut- und Rüben-Radweg“ mehrfach knapp am schmucken Anwesen der Familie Küspert vorbei. Aber eine Einkehr in Radfahrerklamotten – die Zeiskamer Mühle hatte seit jeher den Ruf eines besseren Lokals – hielt ich für unangemessen.
Ein weiterer Grund, warum ich hier noch nie zuvor aufschlug, lag an den weit auseinandergehenden Meinungen über die dortigen Küchenleistungen. Vertrauliche Pfälzer Gaumenscouts meinten gar, dass das Gebotene in keinem Fall sein Geld wert wäre…
Da den Propheten im eigenen Land noch nie das allerbeste Zeugnis ausgestellt wurde und einer unserer „Food-Fellas“ die „Mühle“ zu seinen gutbürgerlichen Favoriten zählt, ließ ich es an einem Donnerstagabend Mitte Februar in Begleitung zweier Genusskollegen auf einen Selbstversuch ankommen. Ohne das Fazit vorwegzunehmen, möchte ich anmerken, dass es zwar kein billiger Spaß wurde, aber in Sachen hausmannsköstlicher Horizonterweiterung ein durchweg gelungener Abend.
Die Mühlengeschichte(n)…
Die Zeiskamer Mühle ist seit über 100 Jahren im Besitz der Familie Küspert. Bis ins Jahr 1972 fungierte sie als Getreidemühle. Anfang der 70er Jahre wurde eine kleine Einkehrstube installiert, welche die eigentliche gastronomische Geburtsstunde der Zeiskamer Mühle im Jahre 1976 einleitete. 10 Jahre später kam ein kleiner Hotelkomplex mit 17 Zimmern hinzu, der im Jahr 2008 großzügig erweitert wurde. Außerdem entstand ein komplett neuer Restaurantbereich mit neuer Küche und einer holzvertäfelten Wohlfühloase für Genießer, der sogenannten Mühlenstube. Die Mühlen-Historie im Überblick
Maik und Timo, die Söhne der Gründers Ernst Küspert, leiteten zu dieser Zeit bereits gemeinsam die Geschicke der „Mühle“. Timo Küspert hatte in der Küche das Sagen, während sich sein Bruder Maik in erster Linie für den Hotelbetrieb verantwortlich zeichnete. Doch leider verhinderten innerfamiliäre Differenzen den gemeinsamen Weg. 2020 verließ Timo Küspert schließlich die Zeiskamer Mühle. Seitdem heißt der Küchenchef Jens Rasp, der die bewährten Hausrezepte in Ehren hält und zusammen mit seinem Team eine bodenständige Frischeküche mit modernen Einflüssen auftischt.
Die Ankunft
Pünktlich um 19 Uhr trafen wir am Parkplatz auf den dritten Gaumenhelden im Bunde, den hier regelmäßig ein- und ausgehenden „Futtersucher“ aus Böbingen. Der unser Schlemmerquartett komplettierende „Vierte Mann“, den sie nicht nur in Wörth den „Präsidenten“ nennen, fehlte leider aus familiären Gründen an diesem Abend. Auf zur Mühle!
Ich näherte mich ehrfurchtsvoll dem stimmungsvoll beleuchteten, sehr gepflegt erscheinenden Anwesen, durchschritt zusammen mit meinen beiden kulinarischen Komplizen den geschichtsträchtigen Torbogen und warf einen kurzen Blick auf den Schaukasten mit der zweiseitigen Speisenkarte, deren reduziertes Angebot ich ja bereits online studiert hatte. Die zwei museumsreifen Traktoren, die u.a. den Innenhof schmückten, sorgten für Aufsehen. Traktoren-Museum im Innenhof
Sie standen im krassen Gegensatz zum sehr modern wirkenden, komplett verglasten Empfangs- bzw. Eingangsbereich des Hotel-Restaurants. Da geht's rein... Verglaster Empfangs- und Eingangsbereich Das Drumherum
Bereits die Hotellobby vereinte Tradition und Moderne. Viel helles, wertiges Holz wechselte sich mit klaren Formen ab. Für Ruhesuchende standen bequeme Fauteuils bereit. Im Foyer
Kinder hätten bei der liebevoll gestalteten Spielecke große Augen gemacht. An der Rezeption wurden wir freundlich in Empfang genommen. Gemäß den geltenden „Impfstatuten“ wurden unsere Nachweise kontrolliert. Danach führte man uns an der holzvertäfelten, außerordentlich geschmackvoll eingerichteten Weinstube vorbei Blick von der Weinstube in Richtung Foyer
und bat uns links in die rustikale Mühlenstube abzubiegen, wo ein in weißes Leinen gehüllter Tisch auf uns wartete. Impression aus der Mühlenstube
Neben der Mühlen- und der Weinstube existiert noch ein wesentlich eleganter eingerichteter Gastraum, der bis zu 80 weiteren Personen Platz bietet und häufig zu feierlichen Anlässen genutzt wird. Von hier aus blickt man auf die vorgelagerte, überdachte Sommerterrasse, auf der es sich während der Freiluftsaison sicherlich ganz idyllisch tafeln lässt. Die grünen Queichtalwiesen befinden sich schließlich nur einen Steinwurf entfernt.
Die komplett von hellem Holz eingerahmte Mühlenstube versprühte fast schon alpenländisches Flair. Pfälzer Landgasthausidylle pur
Mit ihren gemütlichen Ecken und kleinen Nischen präsentierte sich der verwinkelt wirkende Gastraum als atmosphärisches Sinnbild rustikaler Gemütlichkeit. Die Mühlenstube besteht aus vielen gemütlichen Ecken
Wer hier nicht sofort entschleunigt, ist selber schuld oder mag generell keine hölzernen Wohlfühlstuben, die Wohnzimmerstimmung verbreiten. Entspannte Atmosphäre
Die Stoffservietten waren zu Bischofsmützen gefaltet, das Einfachbesteck und die Wassergläser auf Hochglanz poliert. Allein optisch machte unser zusätzlich von kleinen Brottellern, Pfeffer- und Salzstreuern sowie überschaubarer Deko bevölkerte Tisch einen äußerst adretten Eindruck. Hinsetzen - wohlfühlen!
Von der kultivierten Umgebung auf angenehmste Art und Weise beeindruckt, widmeten wir uns den gereichten Speisen- und Getränkekarten.
„…was wollen wir trinken…?“
Die wohlsortierte Aperitif-Auswahl ließ uns gleich beherzt zugreifen. Ich gönnte mir den „Mühlentraum“ (8,50 Euro), einen mit Holunderblütensirup und Waldfrüchten versetzten Riesling-Sekt (vom Weingut Karl Pfaffmann), der als Edel-Hugo nicht gerade schüchtern bepreist war. Der Mühlentraum-Aperitif
Mein Kollege wollte es dagegen etwas mondäner angehen lassen und entschied sich für den „falschen“ Kir Royal (7,50 Euro) einen mit Riesling-Sekt aufgegossenen Johannisbeerlikör. Tischgenosse Nr. 3 begnügte sich hingegen mit einem alkoholfreien Gesöff (6,50 Euro), bei dem der Farbe nach Orangensaft die Hauptrolle spielte.
Für die Flasche Bellaris Classic wurden urbane 7,50 Euro abgerufen, der halbe Liter Lord-Pils von der nahegelegenen Bellheimer Brauerei schlug mit satten 5 Euro zu Buche. Ein Euro pro Deziliter Bier ist in der Pfalz schon eine Ansage. Die stramme Getränkekalkulation setzte sich auch bei der gut bestückten Weinkarte fort. Der offen ausgeschenkte QbA-Riesling vom VDP-Neuwinzer Johannes Jülg aus Schweigen belief sich auf hochfaktorisierte 8,50 Euro pro Viertel.
Mein Tischnachbar minderte seinen Preis auf 4,30 Euro, da er sich mit einem Achtel dieses eleganten Pfälzer „Säuretiers“ zufriedengab. Meinen Hauptgang begleitete später ein Achtel von der Incognito-Cuvée des Ausnahmewinzers Philipp Kuhn aus Laumersheim, für die ich die 4,50 Euro gerne investierte. Sie waren sehr gut angelegt, erfüllte doch der mit weicher Tanninstruktur ausgestattete 14-Prozenter alle Ansprüche eines kraftvollen (Ge-)Samtpakets ohne die roten Beerenfrüchte zu vernachlässigen.
Noch ein paar Anmerkungen zur Weinkarte. Die begeistert mit ihren acht glasweise ausgeschenkten Rotweinen, den beiden Rosés und den zwölf offenen Weißen auch das flaschenscheue „Gesindel“. Für Bouteillen-Buddies der 0,75l-Klasse gibt es aber auch genügend guten „Stoff“, um die vergorenen Früchte der Haardt und der Südpfalz zu „ersüffeln“. Viele Winzer von Rang und Namen sind vertreten und erfreulicherweise hat man auch ein paar große Lagen (Forster Ungeheuer, Kirschgarten oder Kastanienbusch) am Start. Außerdem fährt man mit dem Syrah und der Cuvée X bzw. XR vom Weingut Knipser aus Laumersheim auch hochtourig im „roten Bereich“.
Die kulinarischen Vorhüte…
Von der übersichtlichen Auswahl an Vorspeisen sprachen mich die Bio-Seawater-Riesengarnelen mit Garnelenchips, hausgemachter Cocktailsauce und Blattsalat (17,50 Euro) am meisten an. An der anderen Tischseite hatte man sich hingegen für das Vitello tonnato (14,50 Euro) entschieden. Die Vorspeisen folgten zeitnah auf eine schmackige Paprikacrème, die man uns zusammen mit einem Brotkörbchen zum Amuse reichte. Paprikacrème für den ersten Hunger
Die drei perfekt gebratenen, sehr saftigen Garnelenschwänze lagen angenehm gewürzt, komplett entdarmt und ohne Schale auf dem Teller. Als Kontrast zum weichen Fleisch der Meeresbewohner fungierten die Krabbenchips. Die Riesengarnelen im Detail
Sie lieferten ausreichend Knusper, während die fein abgeschmeckte Cocktailsauce mit wahrnehmbarer Fruchtessignote punktete und der subtilen Süße der Krustentiere mit genügend Säure und Würze begegnete. Für vegetabile Erfrischung sorgte ein behutsam angemachter Blattsalathügel, dessen wohlschmeckendes Essig-Öl-Dressing dem Teller zusätzlichen Schwung verlieh. In der Summe ergab das eine abwechslungsreiche Vorspeise, die vollends überzeugte und nicht zu arg sättigte. Riesengarnelen als Vorspeise
Das Vitello tonnato, das sich der Herr neben mir gönnte, machte aber auch keinen schlechten Eindruck. Herrlich mürbes, dünn aufgeschnittenes Kalbfleisch lauerte unter einer sämigen Thunfischsauce. Anscheinend hatte man das von der Kalbsschulter oder Kalbskeule verwendete Fleisch schonend in Wein und Brühe gegart, was seine saftige Textur erklärt hätte. Vitello tonnato
Der rosafarbene Kalbfleischteppich wurde von ein paar Kapern und Cocktailtomaten flankiert. Rein optisch stach hingegen das saftige Grün seiner Rucola-Frisur hervor. Mein Kollege bezeichnete diesen italienischen Antipasti-Klassiker als gelungenen Gaumenausflug ins ferne Piemont. Mehr Lob geht eigentlich kaum.
Da unsere Hauptgänge zusätzlich mit einem kleinen Beilagensalat gesegnet waren, folgte dieser in dreifacher Ausführung auf die Vorspeisen. Der Beilagensalat
Der mit delikatem „Mühlendressing“ angemachte, grüne Zwischengang präsentierte sich knackig frisch. Er war mit ein paar gerösteten Kürbis- und Sonnenblumenkernen, rohen Paprikastücken, der obligatorischen Tomaten- und Gurkendreingabe sowie etwas Kresse garniert. Noch ein Beilagensalat
Dies ergab ein stimmig arrangiertes „Blattwerk“, dessen fachmännisch angerührte Salatsauce auf Essig-Öl-Basis mit etwas Sauerrahm verfeinert wurde. In Brotes Namen wurde auch der letzte Tropfen dieser Leckertunke aufgesaugt.
Hausmannskur mit kleinen Schatten…
Bei den Hauptgerichten setzten wir auf gutbürgerliche Redundanz. Meine beiden Kollegen hatten das Cordon Bleu und das Wiener Schnitzel (beide jeweils 26,50 Euro) von der schwäbisch-hällischen Bio-Kalbshüfte zu ihren Panadedisziplinen erklärt. Meine beiden stattlichen Filetstücke vom Pfälzer Landschwein (auch 26,50 Euro) badeten dagegen in feiner Rahmsauce und waren mit sautierten Kräutersaitlingen geschmückt. In der Pfanne geschwenkte Butterbrösel zierten die separat dazu gereichten, hausgemachten Spätzle frisch aus der Presse, Spätzle (self-pressed)
während sich der Rest der Truppe an knusprigen Pommes frites labte.
Zart – zärter – Hüfte vom Biokalb! Sowohl der Schnitzelschwelger als auch sein Cordon-Bleu-Komplize gegenüber lobten die butterzarte Textur ihrer panierten Hausmannsklassiker. Gut, für 26,50 Euro hätte man beide Teller vielleicht etwas liebevoller anrichten können, denn die gelieferten Hauptspeisen kamen optisch doch recht hausbacken - hauspaniert trifft es noch eher - rüber. The Wiener!
Doch bei der Qualität der verwendeten Zutaten und deren handwerklich einwandfreier Zubereitung gab es nichts auszusetzen.
Das Wiener steckte in leicht soufflierter Panade und glänzte wie frisch durch die Pfanne gewandert. Fluffig-lockeres Panierstück
Beim Anblick des Cordon Bleus wurde ich zunächst etwas melancholisch, hinterließ doch die einsame, darunter begrabene Karotte einen ziemlich freudlosen Eindruck. Cordon "Tristesse"
Das zusammengerollte Käse-Schinken-Kalbsstück geriet dann allerdings saftig bis zum geht nicht mehr. Die à part im Schälchen dazu gereichten Pommes frites bedeuteten reinste Knusperfreude in Stäbchenform. Gute Convenience schmeckt ja manchmal besser als hausgemachte Durchschnittsware.
Bei meinen vor Schweinesaft strotzenden Filetstücken hatte die mit etwas Cognac verfeinerte Rahmsauce bereits beim Servieren eine leichte Haut gebildet. Filet vom Pfälzer Landschwein
Da hätte die Wartezeit unterm Salamander ruhig etwas kürzer ausfallen dürfen. Geschmacklich war die sämige, mit knackigen Karotten und kurz angebratenen Kräutersaitlingen bestückte Tunke gänzlich ohne Fehl und Tadel. Da bewies die Küche ihr Händchen fürs Abschmecken. Vielleicht wäre sie mir ein wenig dünnflüssiger lieber gewesen. Das ist sicherlich High-End-Gejammere, aber bei dem abgerufenen Preis darf ein solches auch erlaubt sein. Trotzdem mundete mir der von erdiger Sämigkeit kündende Teller vom mürben Feinschwein und hatte ein weit vorangeschrittenes Gefühl der Sättigung zur Folge.
Dieses ignorierend, ließ ich mich doch tatsächlich noch zu einem süßen Abschluss hinreißen. Die Überredungskünste des „Mühlenmäzens“ neben mir verleiteten mich schließlich zur Völlerei. Der hier zum Inventar zählende Kollege hatte nämlich schon vor dem ersten Bissen des Abends die Schoko-Mousse-Variation (12,50 Euro) als Pflichtnachtisch für sich proklamiert und hätte sie mir nur zu gerne gegönnt. Ich beschied mich hingegen mit dem „kleinen Mühlendessert“, einer süßen Überraschung von Patissier Stephan, die original mit einem Espresso geliefert werden sollte. Auf Letzteren verzichtete ich dankend und war gespannt, was man mir an seiner statt aufs Porzellan legen würde.
Gelungener Abschluss in Süß
Mit einem frischen Früchtemix (Mango, Kiwi, Erd-, Him- und Heidelbeeren), der die kalte Jahreszeit kurz vergessen machte, wurde die mit etwas Schokocrumble aufgeknusperte Mousse-Trilogie an meinen Tischnachbarn geliefert. Die Schoko-Mousse-Trilogie
In den drei stattlichen Nocken wurde dunkle, weiße und Vollmilch-Schokolade der Marke „Original Beans“ (beste Schweizer Ursprungsware) verarbeitet. Ein durchweg fluffig-cremiges Unterfangen, das aus dem gestandenen Pädagogen - in puncto Nachtischbewältigung - einen regelrechten Mousse-ter-Schüler machte. Schoko-Mousse von vorn
Wie freundlich von der Küche, dass man den vorgesehenen Espresso durch eine etwas kleinere Nocke vom dunklen Schokomousse ersetzt hatte. Da sagte ich nicht nein. Genauso begeistert war ich von dem mit formidablen Rotweinsorbet gefüllten Mini-Cornet. Davon hätte ich eine ganze Spritztüte voll verputzen können (wenn auch vielleicht nicht mehr am selbigen Abend…). Das Mühlendessert
Bei der im Glas servierten Panna Cotta hatte sich der Vanille-Grieß am Boden abgesetzt. Dem feinen Aroma schadete dies nicht. Marinierte Ananasjulienne brachte zusätzlich ein wenig Frische und Säure ins Spiel. In Anbetracht der hier vorherrschenden, gehobenen Preispolitik waren die hierfür investierten 5 Euro ein regelrechtes Schnäppchen.
Anspruch und Wirklichkeit…ein Fazit
Ja, es war ein richtig schöner Abend in der urgemütlichen Mühlenstube. Wir fühlten uns dort sehr gut aufgehoben, auch wenn die uns bedienende Servicedame in etwas freudloser Pflichterfüllung ihren Job verrichtete. So richtig warm wurden wir nicht mit ihr. Da fehlte der überspringende Funke, der einen ordentlichen von einem herzlich-zugewandten Dienst am Gast unterscheidet.
Ein weiterer kleiner Schwachpunkt stellte die Anrichtung unserer Teller dar. Wenn ich bedenke, was jeder von uns an diesem Abend an Geld auf den Tisch legte, hätte ich mir an dieser Stelle etwas mehr Kreativität gewünscht. Dass man gutbürgerliche Hausmannskost deutlich einfallsreicher aufs Porzellan bringen kann, wissen ja nicht nur die Gäste des Neupotzer Restaurants Hardtwald zu schätzen.
Und noch was zu den Preisen. Ja, die waren und sind in der Zeiskamer Mühle schon immer etwas höher als in vergleichbaren Lokalitäten mit ähnlicher Küche. Dennoch sollte man trotz aller Ambition den Standort in der Südpfälzer Kraut- und Rübenprovinz nicht vergessen. Klar, füllt sich der Laden, allein wegen dem guten Beherbergungsangebot vor Ort, fast wie von selbst. Hotel-Restaurants haben da ja einen gewissen Vorteil.
Aber ob man wirklich 7,50 Euro für eine Flasche Wasser und 9 Euro für ein Viertel Pfalzwein als Deckungsbeiträge abrufen muss, stelle ich in Kenntnis preisgünstiger regionaler Alternativen in Frage. Vielleicht bin ich da aber auch zu sehr vom dörflich geprägten Preisgefüge gastronomisch sozialisiert worden.
Die Qualität der Zutaten und das herrliche Ambiente können die etwas höher kalkulierten Speisen sicher rechtfertigen. Aber ich kenne diverse Landrestaurants in der Umgebung, die bekommen das preisgünstiger und auch kreativer hin. Deshalb zählt die Zeiskamer Mühle auch nicht zu meinen favorisierten Einkehradressen. Aber für einen gemütlichen Abend mit kulinarisch Gleichgesinnten und gutem Wein kann man dort schon mal aufschlagen.
Prolog…
Ich kenne die Zeiskamer Mühle schon seit vielen Jahren. Aber nur vom Hörensagen. Das liegt zum einen an ihrer Lage. Das idyllisch gelegene Hotel-Restaurant befindet sich etwas außerhalb des rund 2200 Einwohner zählenden „Zwiebel- und Gemüsedorfs“ Zeiskam, in das es mich nur noch sehr selten verschlägt.
Damals, vor 30 Jahren war das ganz anders. Mit 18 rannte ich öfter in „Zäääskäm“ rum, war zwar kein Sänger in ner Rock’n’Roll-Band, aber meine damalige Freundin kam aus dem Ort. In der „Mühle“... mehr lesen
4.0 stars -
"Familiär geführtes Pfälzer Traditionshaus, das sich seine auf hoher Produktqualität basierende Gutbürgerlichkeit auch fürstlich entlohnen lässt" Ehemalige UserProlog…
Ich kenne die Zeiskamer Mühle schon seit vielen Jahren. Aber nur vom Hörensagen. Das liegt zum einen an ihrer Lage. Das idyllisch gelegene Hotel-Restaurant befindet sich etwas außerhalb des rund 2200 Einwohner zählenden „Zwiebel- und Gemüsedorfs“ Zeiskam, in das es mich nur noch sehr selten verschlägt.
Damals, vor 30 Jahren war das ganz anders. Mit 18 rannte ich öfter in „Zäääskäm“ rum, war zwar kein Sänger in ner Rock’n’Roll-Band, aber meine damalige Freundin kam aus dem Ort. In der „Mühle“
Heute wollten wir uns eigentlich mal wieder eine Pizza holen und mussten feststellen, das das Bistrorante da Priscilla ein paar Tage geschlossen hat. Die Einbrecher müssen wohl vom Stamm der Wandalen gewesen sein. Da die Komplettrenovierung noch nicht lange her ist, tut mir das besonders leid.
Heute wollten wir uns eigentlich mal wieder eine Pizza holen und mussten feststellen, das das Bistrorante da Priscilla ein paar Tage geschlossen hat. Die Einbrecher müssen wohl vom Stamm der Wandalen gewesen sein. Da die Komplettrenovierung noch nicht lange her ist, tut mir das besonders leid.
Bistrorante da Priscilla
Bistrorante da Priscilla€-€€€Restaurant, Bistro, Pizzeria051145913666Gehägestraße 22b, 30655 Hannover
stars -
"Leider von einem Einbruch betroffen" Ehemalige UserHeute wollten wir uns eigentlich mal wieder eine Pizza holen und mussten feststellen, das das Bistrorante da Priscilla ein paar Tage geschlossen hat. Die Einbrecher müssen wohl vom Stamm der Wandalen gewesen sein. Da die Komplettrenovierung noch nicht lange her ist, tut mir das besonders leid.
Besucht am 15.02.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 18 EUR
Mitte Februar verschlug es mich zur Mittagszeit mal wieder ins schmucke Städtchen an der Queich. Warum nicht mal den wohlverdienten pädagogischen Mittagsschlaf gegen ein paar Sushi-Happen eintauschen? So die kulinarische Frage, die ich mir beim Ansteuern des Koza - der „Mutter“ aller Pfälzer Panasiaten – stellte. Mittlerweile haben sich die in Speyer und Landau hinzugekommenen Ableger des Asialadens gut etabliert – ein weiterer soll in Heidelberg in Planung sein. Die von Haßloch ausgehende Erfolgsstory ist beeindruckend und hier auf GG detailliert nachzulesen.
Wo früher zu seligen „Al-Parco-Zeiten“ runde Teigfladen an Sparfüchse gegen ein Entgelt (oder Endgeld?) von lediglich 5 DM ausgegeben wurden, wird seit April 2018 roher Fisch in allen erdenklichen Variationen kredenzt. Daneben setzt man auf thailändische Curries, vietnamesische Pho und „bun“te Reisnudel-Klassiker aus der Schüssel. Blick in Richtung Theke, rechts gehts in die Küche rein
Im Inneren des wertig eingerichteten Gastraums war nicht mehr viel los. Graue Wände - wertige Einrichtung
Das Mittagsgeschäft schien bereits vollzogen. Vier Studentinnen tauschten sich über Sinn und Unsinn ihrer jeweiligen Studieninhalte am Nachbartisch aus. Ein weiterer Alleinesser beäugte mich „borgsam“. Urbanes Ambiente
Eine männliche Bedienung reichte mir nach der Prüfung meines erforderlichen Impfgrades die reichhaltige Speisefibel. Zum Standardprogramm, das man auf der übersichtlich gestalteten Koza-Homepage nachlesen kann, wurden drei Lunchpakete zur Mittagszeit geschnürt. Als Späteinkehrer freute ich mich übrigens über die großzügige Öffnungsbereitschaft, die hier erst um 15 Uhr endet.
Auf der ersten Seite wartete gleich das erwähnte Angebot zum Mittagstisch. Ich hatte die Wahl zwischen dem „Herrn der Rinder“, „Game of Sushi“ und „Harry Potter und dem Veganer von Askaban“. Keine Ahnung, welche „Chineasten“ hier für die semi-kreativen Namensergüsse beim Benennen der Mittagsgerichte zuständig waren, aber Namen sind ja bekanntlich nicht nur in der Gastronomie Schall und Rauch.
Hinter dem Rinderherren verbarg sich das einzige warme Hauptgericht auf der Lunchkarte. Mariniertes Roastbeef mit Reis, Soja-Schalotten-Sauce und Wildkräutersalat (11,20 Euro) klang ja schon mal recht ordentlich. Für Sushi-Spieler warteten eine in 8 Scheiben zerteilte Inside-Out-Rolle, die vorher mit Tempura-Garnele, Gurke und Frischkäse gefüllt wurde sowie die gleiche Anzahl an Lachs-Makis für faire 12 Euro.
Wen es lieber ins vegane Hogwarts verschlug, konnte sich auf Mango, Gurke und Avocado Makis in jeweils 8facher Ausfertigung freuen. Für 8,80 Euro ein gänzlich fischloses Sushi-Erlebnis für Flossenverweigerer.
Ich war hin und hergerissen. Einerseits hatte ich schon längere Zeit kein Sushi mehr genossen. Andererseits hatte ich Lust auf etwas Warmes im Bauch. Kalter Fisch hat bei mir Mitte Februar nicht unbedingt Hochkonjunktur. Ich blätterte durch die Standardkarte und mir gefiel so langsam der Gedanke, mich an diesem Mittag zweigängig zu sättigen.
Unter dem verdauungsanregenden Begriff „Digestion Thai“ versteckte sich eine Thai-Nudelsuppe auf Kokosmilchbasis. Digestion Thai
Zusätzlich zur Gemüseeinlage konnte man zwischen Hähnchen, Garnelen, Lachs und Tofu wählen, um die mit Koriander und Frühlingszwiebeln aufgefrischte Aromenterrine kulinarisch zu erweitern.
Ich wählte die Hühner-Variante für 6,50 Euro bevor ich zum „Game of Sushi“ mit den Chopsticks klappern (gehört ja bekanntlich zum Handwerk…) durfte. Die Thai-Curry-Suppe mit Huhn diente mir dabei als Vorspeise, während die Sushi-Häppchen den später servierten Hauptgang darstellten.
Die Getränkefrage beantwortete sich fast wie von selbst. Im Rahmen des Mittagsangebots war das kleine Fläschchen Mineralwasser der Marke Aqua Morelli nämlich im „Lunch-Paket“ enthalten.
Die mit genau der richtigen Dosis roter Curry-Paste veredelte Kokos-Gemüse-Suppe mit Hähnchenfetzen und Reisnudeln im Tagliatelle-Stil überraschte auf sehr angenehme Weise. Thai-Nudelsuppe auf Kokosbasis
Zunächst fiel die Terrine nicht allzu sämig aus. Ich persönlich mag sie nämlich etwas dünnflüssiger lieber. Und dann war da dieser betörende Duft nach Kreuzkümmel, Koriander und Zitronengras. Allein dafür hatte sich die Fahrt nach Landau bereits gelohnt.
Auch die durchaus präsente Schärfe meiner Thai-Suppe überzeugte auf ganzer Linie. Keine Frage, der Inhalt dieser Schüssel heizte zweifellos ein, hinterließ aber kein schmerzendes Gaumenfeuer, das die darin schwimmenden Protagonisten geschmacklich neutralisierte. Das wäre auch gar nicht angebracht gewesen, denn Brokkoli und Möhre wurden in leicht bissfester Konsistenz wahrgenommen, während Kartoffeln und Reisnudeln dem ersten Hunger Paroli boten.
Mit dem frischen Koriander – ich liebe ihn! –, der knackigen Frühlingszwiebel on Top sowie dem saftigen Hühnerklein hatte die Löffelspeise auch texturell einiges zu bieten. So gesehen eine durchweg stimmige Angelegenheit – und zwar bis ins kleinste „Dethail“.
Zeitnah folgten die auf einem länglichen Oval angerichteten Sushi-Happen. Über die mit viel Salatgurke – nicht gerade mein Lieblingsgemüse – aufgefrischten Inside-Outs hatte man reichlich Saucenkleckse gequetscht. A Mittagslunch called "Game of Sushi"
Chili-Mayonnaise, Unagi- und Mango-Curry-Dip machten aus meiner mit frittierter Garnele gefüllten Reisrolle ein ziemlich „übersoßtes“ Unterfangen. Inside-Out mit Tempuragarnele, Gurke und Frischkäse...und gaaanz viel Sauce!
Schade, denn damit raubte man sowohl dem gesäuerten Reis als auch seinem Innenleben jegliche Chance auf geschmackliche Entfaltung. Übersoßtes Rollenverständnis
Die mit Lachs gefüllten Maki blieben glücklicherweise vom Saucen-Overkill à la Koza verschont. Die Lachsmakis
Zusammen mit etwas in Sojasauce aufgelöstem Wasabi und ein wenig eingelegtem Ingwer genossen, war das zwar kein Kreativsushi von der stets lächelnden Verblüffungstheke, jedoch lag den saftigen Nori-Lachs-Bissen zumindest ein solides „Rollenverständnis“ zugrunde.
Auf meine zaghaft vorgetragene Anregung, zukünftig vielleicht etwas sparsamer mit dem Spritzbeutel umzugehen, reagierte die Bedienung leicht irritiert. Ich hätte es ja im Voraus sagen können, dass ich keine Saucen zum Sushi mag. Nun gut, der Grundsatz „Weniger ist mehr!“ war im Koza noch nie das oberste Küchen-Credo. Und ein opulentes Dip-Saucen-Graffiti gehört ja mittlerweile bei nahezu allen Panasiaten zum bunten Ton. Vielleicht könnte man aber den Einsatz der schweren Pfützen wenigstens in der Beschreibung der Gerichte in der Speisenkarte vermerken. Oder man lässt sie gleich ganz weg.
Apropos weg. Als letzter Mittagsgast wünschte ich der hungrigen Service-Mannschaft noch einen guten Appetit, denn diese ließen sich gerade das Personalessen schmecken. Dann tauschte ich das urban-schicke Grau der Koza-Wände gegen den bewölkten Februar-Himmel vor der Tür. Die formidable Thai-Suppe hatte mir den Tag gerettet. Das Sushi-Erlebnis fiel dagegen etwas ab. Dennoch keine unerfreuliche Einkehr, wie mir mein gutes Bauchgefühl bestätigte. Gerne wieder, aber dann mit weniger „Dipness“ bitte...
Mitte Februar verschlug es mich zur Mittagszeit mal wieder ins schmucke Städtchen an der Queich. Warum nicht mal den wohlverdienten pädagogischen Mittagsschlaf gegen ein paar Sushi-Happen eintauschen? So die kulinarische Frage, die ich mir beim Ansteuern des Koza - der „Mutter“ aller Pfälzer Panasiaten – stellte. Mittlerweile haben sich die in Speyer und Landau hinzugekommenen Ableger des Asialadens gut etabliert – ein weiterer soll in Heidelberg in Planung sein. Die von Haßloch ausgehende Erfolgsstory ist beeindruckend und hier auf GG... mehr lesen
Restaurant Koza
Restaurant Koza€-€€€Restaurant06341266739Ostbahnstraße 27, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Panasiatische Snacks ohne Reue, aber mit etwas zu viel „Dipness“ serviert..." Ehemalige UserMitte Februar verschlug es mich zur Mittagszeit mal wieder ins schmucke Städtchen an der Queich. Warum nicht mal den wohlverdienten pädagogischen Mittagsschlaf gegen ein paar Sushi-Happen eintauschen? So die kulinarische Frage, die ich mir beim Ansteuern des Koza - der „Mutter“ aller Pfälzer Panasiaten – stellte. Mittlerweile haben sich die in Speyer und Landau hinzugekommenen Ableger des Asialadens gut etabliert – ein weiterer soll in Heidelberg in Planung sein. Die von Haßloch ausgehende Erfolgsstory ist beeindruckend und hier auf GG
Geschrieben am 12.02.2022 2022-02-12| Aktualisiert am
12.02.2022
Besucht am 19.01.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 51 EUR
Wörth und so…
Ein knappes halbes Jahr wohnen wir mittlerweile in Wörth am Rhein. Das ehemals kleine Fischerdörfchen aus der Zeit vor Johann Gottfried Tulla wurde in den 60er Jahren mächtig auf- und umge“daimlert“. Mit seinen etwas mehr als 18500 Einwohnern (die drei „ausgelagerten“ Ortsbezirke Maximiliansau, Büchelberg und Schaidt mitgerechnet) steht es heute in mehrfacher Hinsicht gut da.
Die Anbindung zum badischen „Klassenfeind“ könnte dank S-Bahn und sanierter Rheinbrücke gar nicht besser sein. Und auch der nach dem Konzept von Albert Speer jr. errichtete Ortsteil „Dorschberg“, der sich auf ehemaligem Bienwald-Gelände befindet, löst alle Versprechungen zentral-funktionaler Nahversorgung fußläufig ein. Kindergärten, Schulen, Arztpraxen und Frisöre können hier locker per pedes erreicht werden. Auch kulturell geht hier „ä bissel was“, wenn nicht gerade eine Pandemie sämtliche Veranstaltungen zu Nichte macht.
Unser gastronomisches Angebot vor Ort.
In gastronomischer Hinsicht gestaltet sich das Angebot - trotz ein paar neu hinzugekommener Pizza- und Pastaoptionen - recht übersichtlich. Da freut es einen schon, dass die Ende November 2021 geschlossene Turnerstube (im Ortsteil Maximiliansau) – ich berichtete hier auf GG – Anfang Februar mit neuem Pächter an den Start gegangen ist.
Neben einigen Bastionen gutbürgerlicher „Haureinschaufelei“ (Kaminstubb, Bajazzo), diversen asiatischen Wokgefährten und dem ein oder anderen freundlichen Italiener um die Ecke (Osteria Romano, Oro di Barone), sind es vor allem die Grillstätten des griechischen Fleischfressertums, die sich nach wie vor einer gewissen Beliebtheit erfreuen.
Das El Greco in Max‘au habe ich zur Mittagszeit zweimal besucht. Das war ganz ordentlich, aber irgendwie auch nichts Besonderes, weshalb ich keinen Bericht darüber verfasste. Vom Kalimera bei der Bienwaldhalle wurde mir abgeraten. Laut meinem Informanten soll das Lokal gegenüber seinem Vorgänger (Amadeus hieß das Lokal damals, Anm.) merklich nachgelassen haben.
Das Restaurant Neo in der Max’auer Kirchgasse wäre mit seinem grundsoliden Pasta-, Fisch-, und Fleischangebot sicher eine verlässliche Anlaufstelle für Freunde mediterraner Tellergerichte. Ein Lunch vor ein paar Jahren bestätigte dies. Aber da läuft man vom Dorschberg nicht eben mal grad so hin.
Wörths erstes Haus am Platz: ein Deutsch-Grieche im Bayerischen Hof.
Wesentlich näher gelegen und für uns deutlich leichter erreichbar ist der Bayerische Hof in der Ottstraße. Dank der aufwendigen Renovierung vor wenigen Jahren präsentiert sich das Traditionsgasthaus heute als die Wörther Vorzeigeadresse schlechthin. Sie wird seit einiger Zeit von der Familie Jäger geführt. Inhaber Andreas Jäger schob bereits Küchendienst bei besagtem Amadeus an der Bienwaldhalle und hat die dort erworbene Grillkompetenz auf seine neue Wirkungsstätte übertragen. So erklärt sich die deutsch-griechische Ausrichtung des Bayerischen Hofs.
Epikur, quasi der Laotse Griechenlands, war es, der um die 300 vor Christus den ein oder anderen Sinnspruch von sich gab. Unter anderem behauptete er steif und fest (wahrscheinlich nach dem Verzehr einer sättigen Mahlzeit…), dass die Wurzel aller Vergnügen ein zufriedener Magen sei. Nun, da wollte auch der Wörther Kollege unseres Schlemmerclubs nicht widersprechen und machte einen Tisch bei Familie Jäger an einem kalten Mittwochabend Mitte Januar klar.
Auch wenn bei mir das Verlangen nach gebrutzelten Fleischhügeln in den letzten Jahren tendenziell eher abgenommen hat, so gelüstet es mich doch ab und an nach dem griechischen Karnivoren-Katechismus, der wohl in 90% der in Deutschland operierenden Hellashütten seine Anwendung findet. Besonders in den Wintermonaten, wenn der heimische Balkongrill ein traurig-erkaltetes Schattendasein fristet, darf es auswärts auch mal wieder etwas fleischiger zugehen.
Das gemütlich eingerichtete Innere.
Nach freundlich-jovialer Begrüßung durch den Sohn des Hauses, der sich für den Service verantwortlich zeigte, hielten wir auch bald die mit den üblichen Verdächtigen gefüllte Futterfibel in unseren Händen. Noch vor deren Lektüre fiel mir das hübsch gestaltete Interieur des Gastraumes ins Auge.
Wir saßen recht kommod im vorderen Abteil des Lokals, das an jenem Abend spärlich gefüllt war. Weiter hinten tafelte eine größere Gesellschaft in einem zweiten Gastraum, der etwas kleiner war und wie eine Art Separée für Feierlichkeiten wirkte. Dementsprechend lebhaft ging es dort zu.
Bei uns herrschte hingegen eine fast schon tiefenentspannte Atmosphäre, die herrlich entschleunigend wirkte. Beim genaueren Betrachten der Räumlichkeit fiel mir die wertige Einrichtung des Etablissements sehr positiv auf. In ganz Wörth gibt es wahrscheinlich keinen exquisiteren „place-to-dine“, so mein erster Gedanke. Der Raum atmete die gediegene Rustikalität eines schmucken Landgasthofes. Gemütliches Ambiente
Grundsolides, adrettes Bistromobiliar der bequemeren Sorte bevölkerte unseren Ort der Einkehr. Die aus hellem Holz geschnitzten Tischplatten schauten keck unter ihrem weißen Leinenüberzug hervor. Dunkles Holzlaminat am Boden kontrastierte mit den hellen Holzverkleidungen der Wände. Wo das helle Holz fehlte, wurden diese von großformatigen Schwarz-Weiß-Fotographien mit historischen Bildern der Karlsruher Hoepfner-Brauerei dekoriert. Da wusste man gleich, woher die Jägers ihren Gerstensaft bezogen. Aber Hoepfner gehört ja schließlich nicht zum Schlechtesten, was Baden so zu bieten hat. Der hübsch renovierte Gastraum
Eine nachträglich eingebaute Schallschutzdecke – mein Gegenüber wusste über sämtliche Umbaumaßnahmen bestens Bescheid – sorgte für eine wohltuende Akustik. „Leuchtarmige Banditen“ spendeten als Wandleuchten im Schreibtischlampen-Look angenehmes Licht von oben. Ergänzt von ein paar Hängeleuchten im Vintage-Design.
Ein paar Kunstblümchen steuerten dezidierte Farbakzente bei. Papierservietten, Einfachbesteck, Kerzenglas und der mittlerweile häufig anzutreffende Plastikaufsteller für die Luca-App seien an dieser Stelle als die restlichen Elemente der Tischlandschaft erwähnt. Alles gepflegt und sauber. Und vor allem: kein Schnörkel zu viel.
Das Hellas-Handout für Eingefleischte.
Wesentlich üppiger präsentierte sich hingegen das Speisenangebot. Tzatziki, Taramas und Chtipiti fehlen wohl in keinem griechischen Antipasti-Portfolio. Dass sich dort neben Bauern-, Gyros- und Calamaris-Salat auch ein waschechter Straßburger Wurstsalat tummelte, liest man so auch nicht auf jedem Hellas-Handout. Aber egal, kam für uns ja eh nicht in Betracht. Wo Elsassinatoren mit Käse und Vinaigrette verfeinerte „cervelas“ verputzen, weiß mittlerweile jeder Grenzgänger.
Sage und schreibe 15 verschiedene warme Vorspeisenpositionen listete das umfangreiche Repertoire der „Jägersmänner“. Und nahezu alles schien vorher mit genügend Grillfeuer in Kontakt gekommen zu sein. Gegrillte Meeresfrüchte, Grillgemüse (Champignons und Zucchini) und natürlich auch die gegrillten grünen Schoten hatte man ins Vorspeisenbataillon berufen.
Auch bei den Hauptgerichten ging man kulinarisch auf Nummer sicher. Mit fleischgewordenen Deftigkeiten von Lamm, Rind, Schwein und Pute spricht man naturgemäß ein Publikum an, das Experimenten gegenüber eher abgeneigt ist und nach festen Vorstellungen entsprechend beliefert werden möchte. Platten für zwei Personen in drall bemessenen Portionen dürfen da nicht fehlen. Ansonsten wird aufgespießt bis sich die Metallstäbe biegen.
Der Anteil gutbürgerlicher Fleischmannskost schlug mit einem guten Dutzend deutscher Profangerichte zu Teller. Da wurde schweinern geschnitzelt und argentinisch gerumpsteakt. Selbst Pute für bewusste Hellfleischesser hatte man auf der Kartenkladde verzeichnet. Wer da nicht das passende Stück Tier zum nonvegetarischen Mindset findet, der ist mit falschen Vorstellungen hier aufgeschlagen.
Die Qual der Wahl.
Da die gebratenen Hypotenusen und die sautierten Katheten wohl gerade aus waren, musste mein Gegenüber auf den bei 9.Klässern noch heute sehr beliebten Pita-Gyros (oder war es sein Namensvetter?) verzichten und orderte aus der illustren Fleischfülle eine kleine Portion Kleingehäckseltes vom Schweinehügel. Zwar ohne Fladenbrot, aber mit Tzatziki und Beilage nach Wahl und für 11,50 Euro nicht unverschämt bepreist.
Nun muss man wissen, dass dieser gestandene Gasthausgänger häufig an den von ihm selbst auferlegten Portionen scheitert. Eine weise Entscheidung also, von der ich mich nicht im Geringsten beeinflussen ließ. Leider.
Vorweg einigten wir uns auf die mit pikanter Knoblauchcrème verfeinerten Peperoni „from the grill“ (5,90 Euro). Wer möchte schon mit frischem Atem den Heimweg von einer Gyrosschenke antreten? Meine Wahl fiel nach langem Hin- und Herüberlegen auf den Mix-Teller (17,90 Euro), der mit Gyros, Rump- und Schweinesteak sowie einem Souvlaki-Spieß wirklich alle Karnivorensünden in sich vereinte.
Als Beilage durften es ruhig mal wieder Kroketten sein. Ja genau, die aus frostigem Tiefschlaf fritteus erweckten Kartoffelzylinder nach DIN-Norm kamen mir gerade recht. Auch mein Gegenüber setzte auf bewährte Frittierware und beschied sich mit einer Portion Kartoffelchips, dem gastrogriechischen Surrogat für ehrliche deutsche Bratkartoffeln. Aber wer sich lieber die Pommes scheibchenweise zuführt, der kann auch hier bedenkenlos zugreifen. TK-Chips
Getrunken wurde an diesem Abend ausschließlich frisch gezapftes Hoepfner-Pils. Das machte Sinn, denn der halbe Liter lief hier für freundliche 3,90 Euro aus dem Zapfhahn. Da orderten wir doch gerne noch eins nach.
Dem Hunger keine Chance lassen.
Die grünen Grillfinger begeisterten als vorzüglich mundende Vorweghappen. Die sorgsam aufgereihten Schmurgelschoten kamen mit ordentlicher Grillbräune und einer würzig-pikanten Knobi-Crème auf die Platte ihrer letzten (Oliven-)Ölung. Ein verlässlicher Einstieg, der mit einem Körbchen voller Baguette-Scheiben ausgestattet, auf tunkende Gemüter stieß. Grüne Schmurgelschoten
Der Beilagensalat war mit einem dill-lastigen Allerweltsdressing aus dem Kanister angemacht worden. Er bestand vornehmlich aus geschmacksneutralem Eisbergsalat. Etwas geraspelte Karotte on Top wertete in marginal auf. Immerhin wurde mir kein schlappes Blatt untergeschummelt. Insgesamt war es jedoch ein eher kantinesk anmutender Vertreter seiner Art, der nur zur texturellen Abwechslung diente und kulinarisch keinen nennenswerten Mehrwert beisteuerte. Neutralsalat mit Allerweltsdressing
Unter olympischen Zwiebelringen lag der recht saftig wirkende Mount Gyros meines Kollegen begraben. Gyros - wohlberingt!
Eine Kugel Tzatziki-Sorbet hatte man gleich mitgeliefert. Die erwähnten Kartoffelchips waren separat in einer Schale untergebracht. So trug man trotz aller À-Part-Bemühungen der guten alten Sitte Rechnung, möglichst alles auf einem Teller zu vereinigen. Der kleine Gyrosteller in der Totalen
Das gleiche Anrichtemuster galt auch für mein gemischtes Fleischensemble mit „krokettaler“ Ergänzung. Der Mix-Teller in der Totalen
Schon beim Anblick dieses mächtigen Nachbaus eines mykenischen Fleischtempels wunderte ich mich über meinen leichtsinnigen Bestellermut. Meat-Wall
Da wurde dem zivilisationsmüden Magen-Darm-Trakt zu später Stunde noch eine ganz schöne Mammutaufgabe zugemutet.
Bis auf das kleine Schweinerückensteak, das laut Karte eigentlich von der Lende stammen sollte, stand hier alles gut im Saft. Freunde des knusprigen Gyros wären dagegen wohl etwas enttäuscht gewesen. Das Rumpsteak war zwar knapp jenseits der Medium-Grenze gegart, aber noch nicht zur Staubsohle mutiert. Der Souvlaki-Spieß war in seiner Üppigkeit ein erschlagendes Argument dafür, die Grillsaison doch erst in ein paar Monaten zu eröffnen (bis dieser gänzlich verdaut sein würde). What a Souvlaki!
Was soll ich abschließend sagen? Natürlich war das ein Teller der niederen Herren-Instinkte, den ich aufgrund seiner Ausmaße nur mit Müh‘ und Not vertilgt bekam. Die leicht gesalzenen Kroketten dienten als zusätzliche Füllmasse, um auch die letzten paar Kubikzentimeter vom Magenvolumen noch zuzuspachteln. Los Croquetas
Gut, dass man uns nach dem Essen noch einen Ouzo spendierte. Er verhinderte Schlimmeres. Der Weg zurück mit dem Rad (von Altwörth „hinauf“ zum Dorschberg) fiel mir danach trotzdem schwer.
Fazit.
Wer auf erwartbare Fleischküche in gemütlichem Ambiente Wert legt, der ist bei Familie Jäger im Bayerischen Hof gut aufgehoben. Einen ordentlichen Hunger sollte man allerdings mitbringen, denn die Gerichte sind nicht schüchtern portioniert. Die Preise sind im Schnitt auch nicht höher als bei den umliegenden Fleischtempeln. Und im Sommer kann man es sich draußen im Biergarten gut gehen lassen. Alles Argumente, die uns in den nächsten Jahren sicherlich das ein oder andere Mal vorbeischauen lassen.
Wörth und so…
Ein knappes halbes Jahr wohnen wir mittlerweile in Wörth am Rhein. Das ehemals kleine Fischerdörfchen aus der Zeit vor Johann Gottfried Tulla wurde in den 60er Jahren mächtig auf- und umge“daimlert“. Mit seinen etwas mehr als 18500 Einwohnern (die drei „ausgelagerten“ Ortsbezirke Maximiliansau, Büchelberg und Schaidt mitgerechnet) steht es heute in mehrfacher Hinsicht gut da.
Die Anbindung zum badischen „Klassenfeind“ könnte dank S-Bahn und sanierter Rheinbrücke gar nicht besser sein. Und auch der nach dem Konzept von Albert... mehr lesen
Bayerischer Hof
Bayerischer Hof€-€€€Restaurant07271 9896906Ottstraße 30, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Erwartbare, deutsch-griechische Fleischküche als wirksame Kampfansage gegen den Hunger" Ehemalige UserWörth und so…
Ein knappes halbes Jahr wohnen wir mittlerweile in Wörth am Rhein. Das ehemals kleine Fischerdörfchen aus der Zeit vor Johann Gottfried Tulla wurde in den 60er Jahren mächtig auf- und umge“daimlert“. Mit seinen etwas mehr als 18500 Einwohnern (die drei „ausgelagerten“ Ortsbezirke Maximiliansau, Büchelberg und Schaidt mitgerechnet) steht es heute in mehrfacher Hinsicht gut da.
Die Anbindung zum badischen „Klassenfeind“ könnte dank S-Bahn und sanierter Rheinbrücke gar nicht besser sein. Und auch der nach dem Konzept von Albert
Geschrieben am 04.02.2022 2022-02-04| Aktualisiert am
04.02.2022
Über Empfehlung (eigene Herstellung), hatte ich dort mehrere Sorten Kuchen zum Mitnehmen gekauft. Irgendwie schmeckten die alle gleich und langweilig. Also wenn ich dann noch darüber nachdenke, was ich dafür bezahlt hatte, muss ich schon sagen, da hätte ich mir aber wirklich mehr erhofft!
Über Empfehlung (eigene Herstellung), hatte ich dort mehrere Sorten Kuchen zum Mitnehmen gekauft. Irgendwie schmeckten die alle gleich und langweilig. Also wenn ich dann noch darüber nachdenke, was ich dafür bezahlt hatte, muss ich schon sagen, da hätte ich mir aber wirklich mehr erhofft!
Café Bold
Café Bold€-€€€Cafe063144834Mannheimer Str. 88, 67655 Kaiserslautern
2.5 stars -
"Viel Geld für nix" Ehemalige UserÜber Empfehlung (eigene Herstellung), hatte ich dort mehrere Sorten Kuchen zum Mitnehmen gekauft. Irgendwie schmeckten die alle gleich und langweilig. Also wenn ich dann noch darüber nachdenke, was ich dafür bezahlt hatte, muss ich schon sagen, da hätte ich mir aber wirklich mehr erhofft!
Geschrieben am 01.02.2022 2022-02-01| Aktualisiert am
02.02.2022
Besucht am 22.01.2022Besuchszeit: Abendessen 8 Personen
Rechnungsbetrag: 307 EUR
…besonders wenn es einen Anlass zum Feiern gibt.
Vorgeschichte.
Der Tag der numerischen Erhöhung meines Lebensalters war neulich ein solcher. Als ewiger „Winterjubilar“, dessen Ehrentag im Januar schon allein wegen der kalten Witterung keine Gartenparty à la Downingstreet zulässt, feiere ich dieses alljährliche Ereignis recht selten in großem Stil. In Gesellschaft meiner besten Freunde jedoch sehr gerne.
Umso schöner, dass uns dieses Jahr die Pandemie keinen Lockdown durch die Rechnung machte und wir zu acht einen entspannten Abend mit gutem Essen, tollen Gesprächen und selbst mitgebrachtem Wein bei meinem Stammitaliener in Landau-Mörzheim verbringen durften.
Die gelungene Generalprobe.
Die Idee für diese kleine Feier im Kreis meiner Vertrauten kam mir ein paar Wochen zuvor. Mit drei Genussspechten im Schlepptau fiel ich Anfang Januar bei den beiden Stefanizzi-Brüdern Marco (Service) und Serafino (Küche) ein. Nicht nur die gewohnt herzliche Atmosphäre dieses kulinarischen Kleinods im Weinort Mörzheim machte diesen Abend zu etwas Besonderem. Es war vor allem die sensationelle, von Meister Serafino zubereitete Antipasti-Platte, die keine Gaumenfragen offenließ. Antipasti-Teller Arancini, Polpette und Co.
Nicht das erste Mal, dass ich hier Vitello, Caprese, Arancini, Bruschetta, Parma, Pulpo und Co. in Form eines üppig bestückten Vorspeisentellers vorgesetzt bekam. Bruschetta und gebackener Blumenkohl im Vordergrund
Ein wunderbar abwechslungsreiches Divertimento bekannter Preziosen, das nicht nur optisch, sondern auch qualitativ keinen Nobel-Italo-Vergleich scheuen musste. Nur war es preislich wesentlich schüchterner kalkuliert. Aber dazu später mehr. Meeresfrüchte im Vordergrund
Wie ich nach dieser opulenten Auswahl an italienischen Leckerbissen noch einen ihrer berühmten Teigfladen – es war eine kleine Pizza Diavola – nahezu komplett verspachteln konnte, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber der Teufel steckt ja bekanntlich im Belag. Und dieser war definitiv ein feuriger, der mir mal wieder ganz schön einheizte. Pizza Diavola
Daneben sorgte auch der 2017er Langhe Nebbiolo „Pian delle Mole“ vom Barolo-Girl Giulia Negri aus dem eigenen Bestand für wohlige Wärme und rote Wangen. Langhe Nebbiolo von Giulia Negri
Nicht dass mir die vor Ort angebotenen Weine (Chianti, Montepulciano und andere übliche Verdächtige) nicht zusagen würden, aber so eine 14%-ige Infarktbremse aus dem Hause Negri geht dann doch über den flüssigen Hausgebrauch dieses kleinen Pizza-Paradieses hinaus.
Seidige Tannine, dezentes Holz dank Ausbau im 500-Liter-Tonneau und sein extrem zugänglicher Charakter machten stets Lust auf den nächsten Schluck. Von Serviceleiter Marco fachgerecht dekantiert, genossen wir dieses Musterbeispiel an grundsolider, piemontesischer Unaufgeregtheit zu den gut gewürzten Pizzen bzw. Pastatellern.
Die deftigen Tagliatelle all‘Amatriciana, die sich der Kollege zu meiner Linken gönnte, harmonierten dabei genauso gut mit dem roten Wonnetropfen wie die mit scharfer Salami, frischen Tomaten, Rucola und Parmigiano Pizza „Piu Gusto“ meines Gegenübers. Die mit Parmaschinken, Rucola und Parmesan belegte Pizza "Paradiso" des bekennenden Alkoholverzichters verharrte dagegen erwartungsgemäß in Mineralwasserkorrespondenz. Tagliatelle all‘Amatriciana Pizza Piu Gusto Pizza Paradiso
Dann wurde gefeiert…
Die „Generalprobe“ war also geglückt und so sollte dem gemütlichen Kollegenabend eine kleine Geburtstagsfeier wenige Wochen später folgen. Ich hatte vorab die Anzahl der Personen durchgegeben und die Auflage des Antipastitellers mit dem Küchenchef weitgehend abgeklärt. Ein wenig Spielraum räumte ich ihm dabei gerne ein. Der Mann weiß ja schließlich, was er tut. Auch die Anfrage, ein paar Flaschen aus dem eigenen Keller mitzubringen, wurde wohlwollend akzeptiert. Die berühmte Ruhe vor dem Sturm...
Uns so kam es, dass wir uns zur vereinbarten Uhrzeit im gemütlichen Gewölbekeller der Stefanizzis einfanden. Nach dem warmen Glückwunsch- und Geschenkeregen saßen wir an zwei zusammengerückten Tischen und quatschten uns mächtig in Stimmung. Die Tischgesellschaft beim Verzehr
Der urigen Atmosphäre im Inneren der kleinen Osteria tat das keinen Abbruch. Vielleicht sah man das an den Nachbartischen aufgrund der recht tonangebenden Geburtstagsgesellschaft etwas anders. Aber so what! Zu einer richtigen Feier im Lokal dürfen angeregte Tischgespräche bekanntlich nicht fehlen und von denen gab es an diesem Abend mehr als reichlich.
…und was gab’s zum Trinken?
Nun war es so, dass die meisten der anwesenden Gäste mit dem Auto nach Mörzheim gekommen waren und sie ihren Rückweg selbstverständlich auf die gleiche Weise antreten wollten. Deshalb hielt man sich beim Weinkonsum vernünftigerweise etwas zurück. Das ein oder andere Bierchen der Marke Bitburger wurde dann aber doch gezwitschert. Auch sechs Flaschen Mineralwasser (zu jeweils 5,50 Euro) fielen im Laufe des Abends unserem Durst zum Opfer.
Zum Einstieg wurde ein 2014er Barbaresco von der Cantina del Pino aus dem Piemont entkorkt und anschließend am Tisch fachgerecht dekantiert. Das ließ sich Hausherr und Serviceleiter Marco Stefanizzi nicht nehmen und zelebrierte das Umfüllen in die bauchige Glaskaraffe mit italienischem Charme. Diesen feinen, komplett aus Nebbiolo-Trauben der Cru-Lage „Ovello“ gekelterten Tropfen, von dem nur 6000 Flaschen jährlich abgefüllt werden, hatte ich von einem bekannten Online-Weinhändler aus Saarwellingen erworben. Der Barbaresco Ovello von der Cantina del Pino
Er wurde von dem im März 2020 verstorbenen Ausnahmewinzer Renato Vacca vinifiziert und war ein super eleganter Vertreter seiner Art. Er zeigte sich schön straff am Gaumen und sparte nicht mit griffigen Tanninen. Seine leicht salzige Mineralität und sein langer Nachhall auf der Zunge beeindruckten gleichermaßen. Keine Frage, das war ein richtig komplexer Stoff, der da in unseren Gläsern funkelte. Ausgewogene Barbaresco-Nostalgie, die den Abend perfekt einläutete.
Das zweite Fläschchen, das später unsere Hauptgänge korrespondieren sollte, kam aus der Toskana. Genauer gesagt stammte der reinsortige 2015er Syrah aus der „Collezione Privata“ des Weinguts Isole e Olena. Inmitten des Chianti Classico beheimatet, setzt der experimentierfreudige Weinmacher Paolo de Marchi – natürlich hat der Mann in Geisenheim Weinbau studiert, wo denn sonst? – auf würzige Frische und mächtige Frucht. Der reinsortige Syrah-Gigant von Isole e Olena
So auch bei diesem Ausnahme-Syrah, der die reinste Trinkfreude bedeutete. Ein wahres Brett von einem tiefdunklen Roten, der mit seinem perfekt ausbalancierten Frucht-Säure-Gerüst und seiner üppigen, aber nie aufdringlichen Tanninausstattung keinen Vergleich mit den großen Namen der nördlichen Rhône (Côte-Rôtie) zu scheuen brauchte. Ohne Frage war das ganz großes Rotweinkino, das ich bei nächster Gelegenheit dringend nachordern sollte.
Antipasti fantasti!
Da auf jeden am Tisch ein großzügig bemessener Antipastiteller wartete, vertagten wir die À-la-Carte-Bestellungen und machten diese vom verbliebenen Resthunger abhängig. Eine gute Entscheidung, zu der uns der Servicechef riet. Denn, was uns wenig später als Vorspeisenportion an den Tisch gebracht wurde, hätte jeder Hauptgerichtsverspeisung gut zu Porzellan gestanden. Der Vorspeisenteller
Auf jedem Teller befand sich eine bemerkenswerte Menge an mediterranen Köstlichkeiten, die einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die italienische Vorwegküche zogen. Antipasti-Variation
In Olivenöl mariniertes Grillgemüse (Zucchini, Paprika), ein gratinierter Champignonkopf, butterzartes Rindercarpaccio mit würzigem Parmesan, Blumenkohl in Backteig, Parmaschinken mit Melone, mit frischer Zitronenvinaigrette angemachter Meeresfrüchtesalat aus zartem Pulpo, ausgelösten Miesmuscheln und einer gepanzerten Crevette, fluffige Polpette (Hackbällchen) und natürlich ein cremiges Vitello tonnato sorgten zusammen mit frisch gebackener Focaccia für zufriedene Gesichter am Tisch. Antipasti-Teller im Detail Antipasti-Teller im Detail
Und das alles für sage und schreibe 22,50 Euro pro Teller. In Anbetracht der durchweg schmeckbaren Produktfrische und der liebevollen Zubereitung der verschiedenen Antipasti-Klassiker war das mehr als nur ein Schnäppchen. Wahrscheinlich war es ein Freundschaftspreis. Kein Wunder, beruht doch unser Verhältnis seit über 20 Jahren auf ehrlicher Wertschätzung und gegenseitiger Sympathie. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die Stefanizzi-Brüder für diese kleine kulinarische Italien-Reise. Auch sie hat den Abend zu etwas Besonderem gemacht.
Wer hat Angst vorm zweiten Gang?... Niemand!
Die ersten Anzeichen von Sättigung ignorierend, orderten wir uns einmal quer durch das Standardprogramm der Osteria. Zwei Portionen Miesmuscheln (jeweils 14,90 Euro) – einmal in Tomaten-, einmal in Weißweinsud – fanden ihre bereitwilligen Abnehmer. Auch ein Italienischer Salat (10 Euro) stand auf unserem Bestellzettel. Der Mann neben mir gönnte sich die Spaghetti Aglio Olio (10 Euro), während mit der kleinen „Alessio“ (11 Euro), der kleinen „Paradiso“ (13,50 Euro) und einer „Mamma Mia“ in Normalgröße (12 Euro) auch der beliebtesten Konfektionsspeise der Welt Tribut gezollt wurde. Pizza Alessio
Für alle Pizzen aus dem Hause Stefanizzi gilt schon seit etlichen Jahren die Formel: (Dünner, knuspriger Boden + saftiger Belag + richtige Ofenhitze) mal Kompetenz des Pizzaiolos im Quadrat = Wonnefladen, der die Frische und Natürlichkeit der italienischen Küche auf schmackigste Art und Weise zum Ausdruck bringt. Mehr - aber auch nicht weniger - gibt es über die prachtvollen Runderzeugnisse italienischer Backtradition im Grunde nicht zu berichten. Für mich sind sie nach wie vor die Referenz in der Südpfalz.
Wer sich gerne an appetitlichen Pizzafotos labt, dem empfehle ich die Fotoabteilung des Lokals hier auf GG. Sie hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einer eindrucksvollen Teigfladengalerie gemausert. Wer da keine Lust auf die deftig belegten Schlemmerscheiben bekommt, dem ist in dieser Hinsicht eh nicht mehr zu helfen bzw. hat Gluten, Lactose oder beides zusammen.
Ich tat mich übrigens an einer Portion Miesmuscheln, die in würzigem Tomatensud badeten, gütlich. Die überhaupt nicht miesen Muscheln!
Die mit italienischen Kräutern und einem Schluck Weißwein verfeinerte Tunke schmeckte derart köstlich, dass ich selbst im wohlgesättigten Zustand noch diverse Focaccia-Stücke hineintunkte und mit einem Ausdruck von Glückseligkeit verspeiste. Rien ne va plus…
Es war absehbar, dass es keinen am Tisch nach einem abschließenden Dessert gelüstete. Nicht dass hier das hausgemachte Tiramisu keine süße Sünde wert wäre. Es ging schlicht und ergreifend nichts mehr hinein in die wackere Mangiare-Mannschaft meines Vertrauens. Lediglich ein paar flüssige Verdauerle wurden digestivierend in Betracht gezogen. Unser spendabler Gastgeber hetzte uns schlussendlich die Herren Ramazzotti und Averna in den Hals. Eine nette Geste, die den Abend mit 30%iger Kräuterlaune ausklingen ließ.
Danke!
Welch schöne Auszeit vom tristen, pandemiebeschränkten Alltag. Besonders in Zeiten wie diesen wird einem klar, wie wertvoll und wichtig zugleich es doch ist, gemeinsam mit seinen besten Freunden feiern, genießen oder sich einfach nur gut unterhalten zu können. Wenn dann auch noch feine Speisen, passable Weine und herzliche Gastgeber hinzukommen, kann man ohne Übertreibung von einem nahezu perfekten Abend sprechen. Mein Dank gilt Marco und Serafino Stefanizzi, die diese Feier in die richtigen kulinarischen Bahnen lenkten. Mögen auch für diese fleißigen Gastronomen wieder bessere Tage Einzug halten. Auf meine Unterstützung können sie jedenfalls zählen.
…besonders wenn es einen Anlass zum Feiern gibt.
Vorgeschichte.
Der Tag der numerischen Erhöhung meines Lebensalters war neulich ein solcher. Als ewiger „Winterjubilar“, dessen Ehrentag im Januar schon allein wegen der kalten Witterung keine Gartenparty à la Downingstreet zulässt, feiere ich dieses alljährliche Ereignis recht selten in großem Stil. In Gesellschaft meiner besten Freunde jedoch sehr gerne.
Umso schöner, dass uns dieses Jahr die Pandemie keinen Lockdown durch die Rechnung machte und wir zu acht einen entspannten Abend mit gutem Essen,... mehr lesen
Osteria Piccolo Paradiso
Osteria Piccolo Paradiso€-€€€Restaurant063419692603Mörzheimer Hauptstraße 18, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Kleine Paradiese soll man mit Freu(n)den teilen…" Ehemalige User…besonders wenn es einen Anlass zum Feiern gibt.
Vorgeschichte.
Der Tag der numerischen Erhöhung meines Lebensalters war neulich ein solcher. Als ewiger „Winterjubilar“, dessen Ehrentag im Januar schon allein wegen der kalten Witterung keine Gartenparty à la Downingstreet zulässt, feiere ich dieses alljährliche Ereignis recht selten in großem Stil. In Gesellschaft meiner besten Freunde jedoch sehr gerne.
Umso schöner, dass uns dieses Jahr die Pandemie keinen Lockdown durch die Rechnung machte und wir zu acht einen entspannten Abend mit gutem Essen,
Geschrieben am 29.12.2021 2021-12-29| Aktualisiert am
29.12.2021
Besucht am 02.12.2021Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 265 EUR
Endlich habe ich es geschafft, mich im exquisiten „Netz“ des Restaurants Spinne zu verfangen. Das von Küchenchef Jörg Friedrich und seiner Lebensgefährtin Christiana Mix (Serviceleitung) geführte gastronomische Kleinod genießt seit mehreren Jahren einen exzellenten Ruf. Sechs Jahre lang hatten sie ihr Publikum im Gimmeldinger „Meerspinnkeller“ des VDP-Weinguts Christmann verwöhnt, bevor sie im April 2016 ihr neues Refugium für Genießer hoch oben im Neustadter Stadtteil Haardt in den Räumlichkeiten des ehemaligen „Haardter Herzels“ eröffneten. Draußen vor dem Tore
Schon von außen versprüht das äußerst idyllisch, direkt am Waldrand gelegene Restaurant mit angeschlossenem Gästehaus einen ganz besonderen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Wie man sich wohl auf der lauschigen Terrasse vor dem alten Sandsteingebäude an einem warmen Sommerabend fühlen mag, wenn der Blick auf die Lichter der sich vor einem erstreckenden Rheinebene fällt…? Eine Frage, die ich mir im Rahmen unserer letzten „Clubsitzung“ Anfang Dezember beim Betreten des Anwesens stellte und deren Beantwortung ich mir für den Sommer 2022 fest vorgenommen habe.
Schon zu ihren Gimmeldinger Zeiten hatte ich einen Besuch beim kongenialen Gastronomenpaar Friedrich/Mix auf meiner kulinarischen To-Do-Liste vermerkt. Dazu kam es leider nie. Das große Angebot an guten Einkehradressen im Raum Neustadt führte mich zwar ins Moro nach Gimmeldingen, in die Eselsburg nach Mußbach, ins Esszimmer in der Neustadter Altstadt und auch in die im gleichen Ortsteil Haardt gelegene Quetschekuche Stubb ein paar Straßen weiter bzw. drunter, doch in die Spinne verschlug es mich bisher noch nie. Und das, obwohl ich nun wahrlich kein Arachnophobiker bin.
Nach den letzten, eher von gutbürgerlich-deftiger Hausmannskost geprägten Zusammenkünften unseres Gaumenquartetts (Bauer’s Stuben in Venningen, Carls Wirtshaus in Karlsruhe), war es mir gewissermaßen ein Anliegen, die drei anderen Genusshelden mal in etwas gehobenere – jedoch nicht abgehobene – kulinarische Bahnen zu lenken.
Da bei uns jedes Clubmitglied abwechselnd den Ort des gemeinsamen Verzehrs bestimmten darf und nun der Schreiber dieser Zeilen an der Reihe war bzw. über die Entscheidungsgewalt verfügte, rief ich knapp zwei Wochen vor dem anvisierten Termin in der Spinne an. Ein erster freundlicher Plausch mit der sympathischen Chefin am Telefon machte die Reservierung für vier Personen perfekt. Meine Vorfreude war riesig. Bei den drei übrigen Kulinarkumpanen herrschte dagegen großes Rätselraten.
Der mittlerweile auch auf diesem Portal angemeldete „Futtersucher“ (in Sachen adäquater Kinderverköstigung, Anm.) hatte einen guten Riecher, als er erfuhr, dass wir in Richtung Neustadt unterwegs sein würden. Der ausgebuffte Pfalzkenner hatte doch tatsächlich die Spinne als mögliche Einkehradresse auf dem Radar. Seinen prophezeienden Worten sollten Taten folgen.
Der Einzige in unserer Runde, der stets auf Alkohol verzichtet – hat ihm noch nie geschmeckt (!) –, hatte sich freiwillig zum Fahrer erklärt. Von Wörth aus ging es dann über Böbingen nach Neustadt-Haardt, dessen Steillage für durchdrehende Reifen beim Ergattern des letzten Parkplatzes vor dem Anwesen sorgte.
Ein paar Stufen ging es noch hinauf, dann betraten wir die Räumlichkeiten der Spinne. Bald war Frau Mix zur Stelle und begrüßte uns in ihrer herzlichen Art. Sie kontrollierte unsere Impfnachweise, fragte nach unseren Jacken und Mänteln und führte uns an einem recht "grünen Nebenzimmer" vorbei Das grüne Nebenzimmer
durch den stimmig dekorierten Gastraum Impression aus dem vorderen Gastraum
in ein wunderschön eingerichtetes Sandsteingewölbe, das jede Menge Atmosphäre verströmte. Unser Genussgewölbe
Die in elegantem Weiß erstrahlenden Tische, das indirekt angestrahlte, freigelegte Mauerwerk, die mit hochkarätigen, bereits ausgetrunkenen „Flaschenzeugen“ dekorierten Nischen Längst ausgetrunkene Schätze als Deko
und die von einer Lichtleiste baumelnden Kugelleuchten prägten diesen Ort gediegener Behaglichkeit. Ambiente pur!
Herr Friedrich klärte uns später bei einem netten Gespräch am Tisch darüber auf, dass hier früher die Dynamitstangen für die Sprengungen im nahegelegenen Steinbruch lagerten. Dass wir uns dies ja hätten denken können, da wir vorher selbst die ein oder andere Gaumenexplosion verspüren durften, teilten wir im umgehend mit. Es freute ihn sichtlich und er plauderte noch eine ganze Weile mit uns über die bereits geltenden, sich bald abändernden, aber hoffentlich nicht so lange andauernden Regeln in Pandemiezeiten.
Dass hier die Platzabstände vorbildlich eingehalten wurden, das Restaurant mit Luftfilter ausgestattet war, die Tische nur einmal pro Abend vergeben wurden, das komplette Team der Spinne durchgeimpft war und die 2G+-Regel mit Selbstverständlichkeit eingehalten wurde, sei an dieser Stelle mal erwähnt. Doch selbst die Umsatzeinbußen, die aufgrund des eingeschränkten Platzangebots zwangsläufig sind, schlugen sich nicht auf die Stimmung des Küchenchefs nieder. Ganz im Gegenteil. Er wirkte sehr aufgeräumt und in sich ruhend. So sah jedenfalls kein Gastronom aus, der sich vor der Zukunft allzu große Sorgen machte.
Zurück zum Tisch bzw. den Tischen. In unserem gemütlichen Nebenraum standen gleich deren drei in weißes Leinen gehüllte Exemplare in einer Reihe. Gäste, die sich zur Wandseite niederließen, saßen auf einer komplett den Raum durchziehenden, bequem gepolsterten Wandbank. Ihre Gegenüber durften es sich auf nicht minder komfortablen Polsterstühlen bequem machen. Als wir in den Raum geleitet wurden, waren die ersten beiden Tische bereits besetzt. Zwei Pärchen ließen es sich sichtlich gut gehen. Die letzten freien Plätze wurden dann von uns eingenommen.
Frau Mix, die wohlgemerkt alleine den Service wuppte, hatte im Hauptgastraum einige Tische zu versorgen. Außerdem hatte sie noch das ein oder andere Telefonat zu führen, weshalb sie uns erst mal ein wenig Zeit zum Ankommen ließ. Zum Aperitif durfte es gerne etwas Perlendes sein. Ich fragte höflich nach, ob man denn den rubinroten Sanbittèr - anstatt wie üblich mit Mineralwasser - auch mit Winzersekt aufgießen könne. Kein Problem signalisierte mir unsere Gastgeberin.
Wenig später standen drei gutgekühlte, fruchtig-bittere Sanbittèr-Seccos (0,25l für 7 Euro) vor den durstigen Aperitiflingen. Rubinroter Sanbittèr-Secco
Unser Fahrer ließ sich lieber reines Mineralwasser einschenken. Am Ende kamen wir auf insgesamt vier Flaschen mit sprudelnder Taunusquelle, die mit ihren jeweils 5,80 Euro pro Flasche für ein Lokal von dieser Qualität äußerst kundenfreundlich kalkuliert waren.
Schampusschamanen wären wohl routiniert zum Gläschen Veuve Pelletier Brut übergegangen, während sich Sherryschurken eher am Palo Cortado Reserva von Lustau gütlich getan hätten. Selbst die gemeine Sektdrossel hatte die Wahl zwischen einem waschechten „Kremäng“ de Loire, der zwei Jahre auf der Hefe lag, oder einem Riesling Sekt Brut von Weingut Ohler aus der Gimmeldinger Nachbarschaft. Bereits die kleine, aber fein zusammengestellte Auswahl an Aperitifen machte uns klar, dass hier mit Bedacht und fachkundigem „Schankverständnis“ zu Werk gegangen wurde. Eine Handschrift, die sich später bei der Lektüre der phänomenalen Weinkarte mehr als bestätigen sollte.
Um unseren Entscheidungsprozess in Sachen Speisenwahl etwas „aufzuknuspern“, wurde uns eine Handvoll lilafarbener Kartoffelchips mit schön ausgeprägter Marmorierung auf einer Muschelschale gereicht. Violette Knabberei zum rubinroten Apero!? Welch farbenfroher Start in den Abend. Lila Kartoffelchips
Die Palette an Speisen, die uns geboten wurde, überforderte nicht. Drei Vorspeisen, vier Hauptgänge, ein saisonales Menü im Zeichen der Gans (wahlweise in 3 oder 4 Gängen, aber nur tischweise serviert) sowie ein paar abschließende Verführer in Süß. Mehr war nicht und mehr musste auch gar nicht. Trotzdem war die Entscheidungsfindung kein Selbstläufer. Die gebratene Entenstopfleber mit Pfälzer Pflaume, Avocado, Arabica-Kaffee und Brioche (25 Euro) klang derart spannend, dass ich drauf und dran war, jene zu ordern.
Doch der Suppenkasper in mir setzte sich mal wieder durch. Das Petersilienwurzelsüppchen mit frisch darüber gehobeltem Trüffel (9 Euro) machte knapp das Rennen bei den Vorspeisen. Einer der Kollegen schloss sich meiner winterlichen Terrinenankündigung vorbehaltlos an. Er sollte sich später über seine allererste Trüffelerfahrung noch richtig freuen. Die beiden anderen Kollegen wollten unbedingt im Frischen fischen und entschieden sich vorweg für den marinierten Kabeljau mit bunter Beete und Meerrettichcreme (18 Euro).
Wenn es schon nicht die verlockend klingende Fischvorspeise sein sollte, dann doch wenigstens die von Frau Mix vorgetragene Schuppentierempfehlung des Tages. Ein auf der Haut gebratenes Filet vom Adlerfisch (32 Euro) setzte sich dabei mit Zweierlei vom Blumenkohl ins Benehmen und wurde mit einer kräftigen Pernod-Sauce verfeinert. Wer da nicht bedenkenlos zugreift, ist selbst schuld, zumal Jörg Friedrichs Fischgerichte auf den einschlägigen Portalen und in den regionalen Gastroführern immer wieder mit Lob überschüttet wurden. Ich bestellte also den „Catch of the Day“ und – wie sich später herausstellen sollte – tat ich sehr gut daran.
Meine Kollegen wollten es beim Hauptgang fleischiger angehen lassen. Gleich zweimal wurde nach Brust und Keule von der Oldenburger Freilandgans (34 Euro) mit allem rotkrautig maronierten Kartoffelkloß-Pipapo verlangt. Den zentralen Gang des Gänsemenüs konnte man nämlich auch à-la-carte erfragen. Außerdem kam unser Fahrer nicht umhin, vom Rinderfilet „Boeuf de Hohenlohe“ mit Maisvariation, Paprikacoulis und Rotweinjus (32 Euro) zu naschen. Wer mitgezählt hat, weiß nun, dass wir uns – bis auf den vegetarischen Hauptgang (Kürbisravioli) und die gebratene Entenstopfleber – das gesamte Speisenrepertoire von Maître Friedrich an den Tisch bringen lassen wollten. Gerade bei Erstbesuchen ist eine kulinarische Querschnittsgarantie kein Nachteil.
Eigentlich wollten wir uns aus der großen Auswahl an Flaschenweinen einen feinen Tropfen aussuchen. Da wir aber, was die Korrespondenz betraf, sowohl bei den Vorspeisen, als auch den Hauptgerichten weit auseinanderlagen, gingen wir dann doch lieber den Weg des glasweisen Ausschanks. Und so kam es, dass mir Frau Mix ein Achtel von der Cuvée „R“ vom VDP-Weingut Mosbacher aus Forst (5 Euro) kredenzte.
Die feine Cuvée aus Spätburgunder und Merlot hatte trotz ausreichendem Holzkontakt noch genug dunkle, von einem seidigen Tanningerüst getragene „Beerenkräfte“, um mit dem kraftvollen Suppengang auf Gaumenhöhe zu korrespondieren.
Doch zuvor sollten uns ein paar Knabbereien die Wartezeit ein wenig verkürzen. Man reichte uns zwei Sorten vom hausgemachten Brot. Eines mit Oliven, was generell nicht so mein Fall ist, und ein unglaublich wohlschmeckendes Malzbrot. Dazu gesellten sich ein Schälchen gesalzene Butter und eines mit einem luftigen Kräuterdip. Zwei Sorten Brot mit Salzbutter und Kräuterdip
Der erste kleine Hunger wurde quasi stullenweise des Tisches verbannt. Besonders das etwas dunklere Malzbrot fand bei uns großen Anklang. Seine süßlich duftende Krume war uns definitiv kein Korn im Auge, sondern ein fluffig-röstiges Beispiel für tadellos ausgeführte Backwerkskunst. Herr Friedrich war anscheinend ein echter Allrounder. Unser Favorit: das Malzbrot
Bevor ich gleich zu den kleinen Aufmerksamkeiten aus der Küche komme, noch ein paar Worte zu dem von Frau Mix zusammengetragenen Kellerkompendium. Auch wenn wir aus besagten Gründen keine Flasche orderten, so blätterte ich mich durch eben jenes und kam aus dem Staunen nicht raus. Neben einem „gerüttelt Maß“ an Champagner – ich zählte ein gutes Dutzend Bouteillen (u.a. Roederer, Mött, Taittinger und Wöff) – und Winzersekt aus der Nahe und natürlich der Pfalz, machte man sich die Mühe, die gelisteten Weiß- und Rotweintrauben kapitelweise kurz vorzustellen.
Man konzentrierte sich auf des Pfälzers Lieblingsrebe, den Riesling, von welchem allein an die 40 (!) verschiedenen Positionen auf den gemeinen Weißweinzombie einprasselten. Die GGs (Großen Gewächse) gar nicht mitgezählt. Aber auch neben dem „König der Weißweine“ gab es viel Spannendes zu entdecken. Ein Chenin Blanc vom benachbarten Weingut Zeter (Neustadt-Haardt), ein Auxerrois aus dem Holzfass vom Weingut Schwaab aus Maikammer und ein Grauburgunder „sur lie“ (= auf der Hefe) vom VDP-Winzer Georg Mosbacher aus Forst, um nur einige der außergewöhnlichen Trouvaillen hier mal zu nennen.
Auch für Freunde des roten Rebsaftes war bestens gesorgt. Die kräftig-würzige Cabernet Sauvignon / Merlot Cuvée „S“ vom Weingut Bernhart aus Schweigen wurde für faire 48 Euro angeboten. Ein Wein, für den man schon im Laden gute 22 Euro locker machen muss. Der aber jeden Cent wert ist, wie eine vorweihnachtliche Flaschenleerung letztens ergab.
Dass man hier noch den 2011er Heiligenberg Syrah vom 2014 leider verstorbenen Ausnahmewinzer Joachim Hollerith aus Maikammer im Keller hat, überrascht sicherlich nicht nur Verehrer des dichten roten Stoffes. Aber auch andere Prachtstücke, wie beispielsweise den mächtig-konzentrierten Aalto aus der Ribera del Duero oder den saftigen Châteauneuf-du-Pape von Château Mont-Redon, findet man nicht allzu oft auf deutschen Weinkarten. Und zu solch konsumentenfreundlichen Preisen schon dreimal nicht.
Soviel Weinsimpelei musste an dieser Stelle mal sein. Keine Frage, diese Flaschenweinfibel war ein wahres Fest für jeden Rebsaftaficionado. Ich kenne Leute aus Bremen und Rheine, die würden da wohl beherzt zugreifen. Und niemand könnte es ihnen verübeln…
Zurück zu den Amuses. Die steckten allesamt in den Löchern sogenannter Seepocken. Diese an zusammengeklebte Muscheln erinnernden Meeresgebilde haben nicht nur in Aquarien ihre Daseinsberichtigung, auch zur Präsentation kleiner Speisen eignen sie sich hervorragend. Amuses in der Seepocke
In unserem Falle war das eine mit Auberginenpüree gefüllte Filoteigflöte (=Cornet), die von einem cremigen Avocado-Dip getoppt wurde, sowie ein herrlich nach Orient schmeckendes Falafelbällchen, das auf einem kleinen Holzspieß steckte.
Ideal zum Aus-der-Hand-essen oder auf Deutsch gesagt: lecker Fingerfood zum Reingrooven. Besonders das luftige Auberginenhörnchen ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Eine dezente Säure (wahrscheinlich von der Zitrone) machte diese hervorragend abgeschmeckte Miniatur zu einem ersten kleinen Gaumenerlebnis. Auberginenpüree in der Filoteigflöte
Ein klarer Fingerzeig in Richtung Mut zur Säure, wie ich ihn aus der französischen Küche kennen und schätzen gelernt habe. Na, das ging ja gleich mal gut los.
In unserer Zeitkapsel namens „Gewölbekeller“ war die Stimmung bestens. Zumindest an unserem Tisch. Das mit reichlich Hautevolee-Gehabe ausgestattete Pärchen am Nachbartisch rümpfte bei der redlichen Cuvée Gaudenz vom Weingut Knipser aus Laumersheim die etwas zu hochragende Weinnase. Solche „gehaltlosen Weine“ würde man höchstens zum Kochen verwenden.
Gut, dass wenigstens meine Rotwein-Cuvée vom unqualifizierten Geschwätz der „Expertin“ vom Nebentisch nicht sauer wurde. Egal, wir ließen uns die gute Laune nicht vermiesen. Dafür war dieses Clubtreffen vor Weihnachten im Kreis der vier Wörther Foodfellas einfach zu gelungen.
Vorhang auf für unsere Vorspeisen. Erdig-würzig duftete mir das Petersilientraumsüppchen entgegen. Aromatisch dicht, aber wunderbar dünnflüssig abgebunden. Jeder einzelne Löffel war mir ein Fest. Ein unglaublich tiefgründig schmeckendes Terrinenerlebnis, deren Verfeinerung durch die Trüffelspäne den letzten Kick am Gaumen bedeutete. Suppenchef Friedrich hatte in der Küche ganze Pürierarbeit geleistet, keine Frage. Petersilientraumsüppchen mit Trüffel
Neben mir türmte sich der vorher bei 50 Grad Sous-vide gegarte Kabeljau des Kollegen. Säure (Marinade), Frische (Ringelbeete, Kräuter) und erdige Würze (Pilze) trafen hier auf einen butterzarten Meeresbewohner. Eine alle Ingredienzien aromatisch umarmende, nicht zu scharf geratene Meerrettichcreme lauerte im Inneren der lauwarm servierten Fischvorspeise, die schon rein optisch eine gewisse französische Leichtigkeit ausstrahlte. Filigranbau vom Kabeljau
Zweifellos ein Gang bei dem Jörg Friedrichs „Haardt Cuisine“ seinem französischen Vorbild die Honneurs machte. Meine Kollegen waren begeistert von ihrem tadellos zubereiteten Vorweggericht, das auch meinen Geschmack getroffen hätte. Nochmal der marinierte Kabeljau
Noch vor dem Hauptgang bat ich Frau Mix, mir einen geeigneten Weißwein auszusuchen. So kam ich zu einem Achtel 2020er Sauvignon Blanc Fumé (4,50 Euro) vom Weingut Mosbacher aus Forst. Kein grasgrüner Sauvignonstandard, sondern ein eher cremiger, von reifen Aromen geprägter Vertreter seiner Zunft. Mein Weißwein zum Fisch
Gut eingebundenes Holz – auch Mosbacher vertraut auf französische Eiche – und eine samtige Textur am Gaumen ließen mich meine kleine Weinreise an die Pfälzer Loire antreten. Beste Bedingungen also für die baldige Ankunft des Adlerfischs.
Der dann auch nicht mehr lange auf sich warten ließ. Die beiden mit krosser Haut und noch leicht glasigem Fleisch perfekt in Szene gesetzten Filets waren auf seidiges Blumenkohlpüree, etwas Blumenkohlbrunoise und eine mit Pernod verfeinerte Nage gebettet. Letztere war aus dem Fond der Karkassen gewonnen und präsentierte sich als wunderbar harmonisch ausbalancierte Fischsauce, die nach allen Regeln der Kochkunst, doch ohne jegliche Krawallhuberei daherkam. Adlerfisch an Zweierlei vom Blumenkohl in köstlicher Nage
Ein lebensfroh leuchtender Teller voller Süffigkeit, bei dessen Nebendarstellern man allerdings keine Angst vor Kalorien haben sollte. Reiner Feinschmeckerspaß mit einem Protagonisten von herausragender Qualität. Französische Klassik mit Charakter.
Hatten sie es zuvor mit ihrem marinierten Kabeljau betont leichtfüßig angehen lassen, schlugen sie nun „gans“ andere Töne an. Beim heiligen Martin, war das eine opulente Gänsemahlzeit. Brust und Keule des Oldenburger Freilandviehs lagen, von knusprig glänzender Haut überzogen, neben zwei fluffigen, mit Butterbrösel getoppten Kartoffelknödeln. Maronen, Rotkraut und Gänsejus bildeten die alles andere als kleinlaute Entourage. Gans schön mächtig!
Ein vorweihnachtlicher Winterküchenklassiker, dem es an nichts fehlte. Und außerdem eine echte „Pälzer Portion“, die sich resolut dem Magerwahn entgegenstemmte. Knusperhaut meets Gänsejus...hmmmm!
Mit der logischen Folge, dass die beiden Geflügelgenossen gut zu kämpfen hatten. „Adieu, Mousse au Chocolat!“ hörte ich sie schon vor dem Dessert die Gaumensegel streichen.
Ein weiterer appetitanregender Hingucker war das mit diversen Maisdeklinationen servierte Edelstück vom Hohenloher Weiderind. Allein die vom roten Wein verdunkelte Jus hätte mich zum unverhohlenen Tellerauslecken angestiftet. Boeuf de Hohenlohe - wie man sieht eine gänzende Idee
Natürlich wurde das Fleisch im gewünschten Gargrad geliefert. Polentaquader, Maisgemüse, Popcorn, Maispüree und gedämpfte Babymaiskolben bildeten einen süßlich-sättigenden Gegenpol zum tiefgründigen Beiguss. Mais in Variationen zum Rind
Der Fleischversteher, der sich dieses Prachtexemplar einverleibte, schwelgte in bester Saucenlaune vor sich hin. Auch dieser Teller war eine technisch makellose Verneigung vor der klassischen Kochkunst und eine wahre „Entente cordiale“ aus Süße und Würze, die zudem mit einem harmonischen Spiel verschiedenster Maistexturen überzeugte. Kann man anders machen, aber kaum besser!
So ganz ohne etwas Süßes am Gaumen wollten wir uns dann aber doch nicht verabschieden. Während der werte Biertrinker zu meiner Rechten – er hatte sich doch klammheimlich einen halben Liter Leikeim Pils (4 Euro) einschenken lassen – lieber auf Hochprozentiges in Form eines Grappas („Antica Cuvée“ zu 6,90 Euro) zurückgriff, Der Grappa des Kollegen
wurde mit zwei herrlich luftigen Nocken vom Kokossorbet (jeweils 3,50 Euro) das süße Finale eingeläutet. Eine Nocke Kokossorbet als süßes Finale (man beachte das Spinnennetz...)
Für mich war das der perfekte Abschluss eines in jeglicher Hinsicht gelungenen Abends. Das sahen meine drei Genusskameraden übrigens ganz genauso, weshalb ich – und das mache ich recht selten – die volle Punktzahl in allen fünf GG-Kategorien vergebe. Den Weg „auf die Haardt“ zu Frau Mix und Herrn Friedrich werde ich im nächsten Jahr bestimmt noch einmal antreten. Wahrscheinlich im Sommer und mit zwei Mädels am Start.
Endlich habe ich es geschafft, mich im exquisiten „Netz“ des Restaurants Spinne zu verfangen. Das von Küchenchef Jörg Friedrich und seiner Lebensgefährtin Christiana Mix (Serviceleitung) geführte gastronomische Kleinod genießt seit mehreren Jahren einen exzellenten Ruf. Sechs Jahre lang hatten sie ihr Publikum im Gimmeldinger „Meerspinnkeller“ des VDP-Weinguts Christmann verwöhnt, bevor sie im April 2016 ihr neues Refugium für Genießer hoch oben im Neustadter Stadtteil Haardt in den Räumlichkeiten des ehemaligen „Haardter Herzels“ eröffneten.
Schon von außen versprüht das äußerst idyllisch, direkt... mehr lesen
Restaurant Spinne
Restaurant Spinne€-€€€Restaurant, Gästezimmer063219597799Eichkehle 58, 67433 Neustadt an der Weinstraße
5.0 stars -
"Ein rundum gelungener Abend bei sehr sympathischen Gastgebern" Ehemalige UserEndlich habe ich es geschafft, mich im exquisiten „Netz“ des Restaurants Spinne zu verfangen. Das von Küchenchef Jörg Friedrich und seiner Lebensgefährtin Christiana Mix (Serviceleitung) geführte gastronomische Kleinod genießt seit mehreren Jahren einen exzellenten Ruf. Sechs Jahre lang hatten sie ihr Publikum im Gimmeldinger „Meerspinnkeller“ des VDP-Weinguts Christmann verwöhnt, bevor sie im April 2016 ihr neues Refugium für Genießer hoch oben im Neustadter Stadtteil Haardt in den Räumlichkeiten des ehemaligen „Haardter Herzels“ eröffneten.
Schon von außen versprüht das äußerst idyllisch, direkt
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Trotz des gegenüber dem Roederer nochmals erhöhten Preises (13,90) verzichteten wir natürlich nicht auf je ein Glas Ruinard blanc de blanc. Wie immer wurde es perfekt serviert. Um mit dem wie immer hervorragenden hausgebackenen Weißbrot nicht so allein zu sein, bestellte ich zusammen mit dem Champagner gleich 2 mal 0,1 Nero d’Avola. Der Brotkorb musste wegen meiner Verfressenheit bald gegen einen frisch befüllten ausgetauscht werden. Der Vater vom Chef schenkte uns je einen Schluck des Olivenöls in die kleinen bereit stehenden Schälchen ein. Beiläufig stellten wir fest, dass wir uns inzwischen gut 35 Jahre kennen.
Während uns das Amuse serviert wurde, stellte Der Cheferzeuger uns die Tageskarte vor. Für mich war darauf ein Carpaccio di Manzo mit Trüffeln und ein Kalbsfilet mit Pilzen zu finden.
Meine Frau wich nicht von ihrer Standardbestellung ab: Vitello tonnato und Pfefferrumpsteak.
Das Amuse bestand aus einer Spelte einer sehr luftigen Eierkuchenscheibe (wie eine Tortilla mit viel Backpulver und Mehl). Zuviel Ei für meine Frau, so dass ich nahezu beide Stücke für mich hatte.
Nun bestellten wir unseren Standardwein, den Riesling von Bassermann Jordan, der schnell und perfekt temperiert im Eiseimer kam.
Meine Vorspeise war ein wenig rucolalastig. Rucola ist so sehr in Mode, dass die Restaurants ihn wohl fuderweise kaufen. Nicht schön finde ich es, wenn die Rucolablätter im Ganzen auf den Speisen liegen. Mundgerechtes Schneiden erspart viele Spritzer. Ebenso unglücklich finde ich die dunkle Schieferplatte für ein Carpaccio. So ist es seiner Farbwirkung weitgehend beraubt.
Die übliche Zwischenerfrischung bestand diesmal aus einem Heidelbeersorbet, das ausgezeichnet schmeckte.
Wie immer hatte meine Frau ihr Rumpsteak mit Kartoffel und Kartoffeln bestellt. Paprika und Zucchini schätzt sie gar nicht auf ihrem Teller. Mein Kalbsfilet mit Kräuterseitlingen wog sicher gut 250 g. Blonde Aquitaine sind ja auch mal jung. Mit Seitlingen kann man ja nicht viel falsch machen. Sie waren also sehr gut. Wir hatten als Gargrade medium (Rumpsteak) und medium rare bestellt. Dies wurde nicht getroffen. Das Rumpsteak war well done, mein Filet medium well. Für mich ist es ein Jammer, wenn so schönes Fleisch übergart wird.
Als Beilage hatte ich einen Salat gewählt. Hier wieder das Problem mit den in voller Länge belassenen Rucolateilen.
Für ein Dessert war kein Platz mehr. Somit nahm meine Frau nur ein Tira-mi-su zum Mitnehmen.
Ich bekam von Signore Alan-Felipe noch einen fassgereiften Tresterbrand.
Zusammenfassend muss ich dem Service fünf Sterne plus geben, dem Essen diesmal nur vier.
Als Taxi hatten wir wieder so ein SUV. Ich denke, Daimler-Benz tut sich keinen Gefallen damit, die E-Klasse nicht mehr als Taxiausführung anzubieten.