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* Wir betreten das Orlando. Für ein Bistrorante das von 09:00 Uhr am Morgen bis Mitternacht geöffnet hat, ein wahrlich erstaunliches Ambiente. Renaissance in Perfektion. Ganz viel Gold, noch mehr vergoldeter Stuck. Anstatt Deckenlampen strahlen Lüster von der Decke. Typisch Schubeck, wenn schon dann richtig. Man fragt sich bin ich hier in einem Bistrorante oder doch eher in der Kantine (sorry Herr Schuhbeck) vom Bayernkönig Ludwig II. Sie wissen schon, dass ist der, der im Starnberger See endete. - Wir hatten reserviert und erhielten einen netten Tisch. Das Orlando war schon reichlich gefüllt. Es herrschte reger Betrieb. Eben österlicher Power-Umsatz. Man reichte uns die Karten. Hatte ich nicht als gastronomischer Laie mal irgendwo gelernt, dass sich ein gutes Restaurant dadurch auszeichnet, eine kleine und überschaubare Karte zu präsentieren. Denn nur so kann man doch angeblich nur frisch mit frischen Produkten kochen. Schuhbeck - oder die die für ihn hier kochen - scheint das offensichtlich anders zu sehen. Die Karte zeigte rund 30 Gerichte auf, zuzüglich Dessert. Die Kreationen waren höchst unterschiedlich. Vom Alpenburger, über die Curry-Wurst, Bayrisches Tapas, Lachs, St. Pierre Fisch, Seeteufel, bis hin zum Rib Eye Steak. Dazu Salate - sogar einen FC Bayern Salat und natürlich Pasta. Ganz klar keine Sterneküche, aber eben ein Bistrorante-Küche. Das alles zu sehr moderaten Preisen. Wer hier den "Schuhbeck-Sterne-Aufschlag" erwartet, wird positiv überrascht sein. Unsere freundliche Service-Dame fragt nach, ob wir schon was trinken möchten. Während ich den mir üblichen Aperitif wählte (Bier) - hier in der bayrischen 0,5 ltr. Kleinstausführung - wählte Hasimausi einen "Red Hugo". Einzig der darin enthaltene Prosecco hätte für mich ja noch eine kleinen Anreiz gehabt, aber Holundersirup und Minze sind nicht gerade da Ziel meiner Wünsche. Mag man mich deswegen auch bisweilen als Gourmet-Banause bezeichen, ich lebe damit vorzüglich. - Die Getränke kamen schnell, wir fühlten uns wohl im Renaissance-Ambiente. Wenn jetzt Bayern-König Ludwig II hereinspaziert wäre (aus dem See entstiegen), ich wäre nicht erstaunt gewesen.
* Wir hatten gewählt und bestellten die Bayrischen Tapas (2x), dass Orlando Gröstl und ein Rib Eye Steak. Wobei wir unsere Service-Dame die Frage stellten, was denn bitte Weißwurstradl sind, die u.a. zu den Tapas gehörten. Ohne Rückfrage konnte die junge Dame das kompetent und verständlich erklären. Dazu später mehr. - In unserem Umfeld hielt sich ein illustres Publikum auf. Viele Touristen, aber auch Gäste aus der Kategorie "ob der Schuhbeck wohl da ist" ? Manchmal ist eine bestimmte Naivität schon unterhaltsam. Wie oft wohl ein Alfons Schuhbeck noch am Herd seiner diversen Restaurants oder Catering Betriebe steht ? Eigentlich ist es mir egal und ich will es auch nicht wissen. Einzig das Ergebnis zählt. Während Hasimausi auf einen offenen Merlot umgestiegen war - den Red Hugo lobte sie ausdrücklich - erfreute ich mich am nächsten Augustiner. Der Service servierte frisches Brot mit einem eher unauffälligen Kräuterquark. Kurz danach kamen dann auch schon die Bayrischen Tapas (je 15,- Euro). Neben etwa Kartoffelsalat, einem Fleischpflanzerl vom Kalb, etwas Rahmkraut (natürlich mit Chili), lagen auf dem Designerteller auch 4 oder 5 Scheibchen Weißwurstradl. Die Dame hatte uns vorher erklärt, dass es sich dabei um Scheiben von einer Weißwurst handelt, bei der zunächst die Haut entfernt wird. Dann werden diese Scheiben ganz leicht in einer Ei-und Bröselpanade gebadet und dann gebraten. Also quasi die Schnitzelversion der Weißwurst. Was Urbayern dazu sagen, die ihre (heilige) Weißwurst nur kochen und dann "zuzeln" - keine Ahnung. Wir fanden es nicht nur lecker, sondern auch kreativ. Das die Weißwurstradln noch in einem Linsenbett lagen, war ein netter visueller Effekt. Aber ohne Linsen hätte es bei mir auch gereicht. In Summe eine schöne Vorspeise. - Die Dame vom Service servierte ab und frage ob es noch etwas Brot sein dürfte. Ausdrücklich frage sie noch nach dem Geschmack der Weißwurstradln, die sie uns zuvor erklärt und empfohlen hatte. Alle Achtung Herr Schuhbeck, auch wenn es sich bei dem Orlando nicht um ihr Sternerestaurant handelt, aber ihr Personal verdient Anerkennung.
* Inzwischen war das Orlando mehr als gefüllt. Die Gäste an den anderen Tischen konsumierten höchst unterschiedlich. Vom Tellergericht bis zu mehreren Gängen. Nicht unüblichen in diesen gastronomischen (Bistrorante) Betrieben, in denen man Frühstücken kann und die jeden Mittag für mehr oder weniger als 10,- Euro einen netten Mittagstisch anbieten. Wo man am Nachmittag mit Kuchen, Torten und sonstigen Süßspeisen schnell zusätzlich 1.000 Kalorien anhäufen kann und wo man vor allem fast ganztägig vom frühen Morgen bis kurz vor Mitternacht etwas zu essen erhält. Schuhbeck macht hier nicht anderes, wie diverse andere Restaurants auch, die 15 Stunden am Tag geöffnet haben. Allerdings etwas ausgesuchter, mit etwas mehr gastronomischer Kreativität und etwas mehr Anspruch an das Ambiente. - Unsere Hauptgerichte wurden serviert. Das Rib Eye Steak (29,- Euro) präsentierte sich etwas langweilig. Ein Teller, ein Steak, Bratkaroffeln, ein kleiner Salat und etwas Kräuterbutter - fertig. Hier fehlte wohl etwas der Blick der Abteilung "Food-Design". Das hätte man etwas gefälliger anrichten können. Zum servierten Steak allerdings keine Kritik. Gute Fleischqualität, auf den Punkt medium zubereitet. Und die Kräuterbutter offensichtlich ein Produkte aus der eigenen Küche und nicht von Meggle. Hasimausi war jedoch von ihrem Gröstl (Hähnchenbrust) für 17,- Euro begeistert. Hier offenbarte sich wieder die Kreativität des Hauses. Nicht einfach eine Hähnchenbrust mit Gemüse und Sättigungsbeilagen. Serviert wurde das Gröstl mit 2 oder 3 Scheiben Kabanossi, etwas Chili-Rahmkraut, einem Spiegelei und kleinen Kartoffelspalten. Alles wunderschön angerichtet, alles kreativ, alles mit viel Spaß im Mund. Und für 17,- Euro eher ein Schnäppchen - so das war es ? Nee unsere Service-Dame legt uns noch Schuhbeck's Eisbecher ans Herz. Natürlich fehlte auch da nicht das Haus-und Hof Gewürz des Alfons Schuhbeck - Chili. Hier kann man dem Chili nicht entkommen. Nicht im Gemüse und auch nicht im Eis. Schon mal Mango-Chili Eis probiert ? Nun sagen wir es mal so, ob es ohne Chili schlechter geschmeckt hätte, ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ist es die "berühmte geschmackliche Note, die dem Eis verliehen wird". Sollte hier mal jemand auf die Idee kommen, mir auch noch Chili ins Bier zu geben (Neudeutsch Craft-Bier), wäre ich gefordert etwas zurück zu geben. Neben dem Chili-Mango Eis fanden wir noch Schokoladen-Eis und etwas Waldbeersorbet im Becher. Das alles für 7,80 Euro. Etwas kleinkarriert der Hinweis in der Karte, dass die Portion Sahne mit 0,50 Euro berechnet wird. Offensichtlich dann, wenn man keinen Eisbecher bestellt, sondern die Eisvarianten selber zusammenstellt. Diese 0,50 Euro für die Sahne sind zwar "Peanuts" (ich hätte 1,- Euro genommen), aber das inkludiert man in den Preis.
Fazit: Wer in Schuhbeck's Orlando isst, sollte keine Sterneküche erwarten, die im übrigen hier auch keiner verspricht. Das Orlando ist ein gutes Bistrorante. Sicherlich ein Bistrorante das einen guten Zulauf hat, weil es unter der Marke Schuhbeck segelt. Nett, kreativ und das zu fairen Preisen. Das "König Ludwig Ambiente" mit seinen hohen Gewölbedecken, viel Gold und ganz viel Spiegeln muss man mögen. Ingesamt hat es 4 Sterne verdient. Für das Essen gilt das gleiche. Überzeugte 4 Sterne, mit einem guten PLV. Der Service verdient 4,5 Sterne, dass gleiche gilt für den Gesamteindruck.
Tja der Alfons weiß schon wie es geht. Man muss nicht immer die Kulinarik neu erfinden. Man muss nur wissen, wie man etwas vermarktet. Anders sein als andere. Das geht sogar mit Chili.