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Am Sonntag, den 10. September sollte es mal wieder nach Sutthausen gehen, in die "wilden Triebe". Frau hatte sich dass für Ihren Geburtstag gewünscht und ich stimmte dem gerne zu. Mit der Bahn und unseren Rädern ging es nach Osnabrück Altstadt und von da 8 Kilometer nach Sutthausen. Kurz nach 12 Uhr standen wir zum ersten Mal in 2017 wieder vor dem ehemaligen Sutthauser Bahnhof.
Was Volker Johannes Trieb hier geschaffen hat, ist für mich persönlich einer schönsten Plätze in sehr weitem Umkreis. Im Künstlergarten das Atelier und Wohnhaus des Künstler, im Bahnhofsgebäude dann links der gastronomische Betrieb und rechts weitere Atelier und Ausstellungsräume. In seiner Gesamtheit ist das einfach eine prächtige Augenweide. Und weil es hier so schön ist, werde ich meine neueste Kritik als eine Art Bilderbogen gestalten, weil das Ambiente und das Designkonzept untrennbar zum "wilde Triebe" gehören, ebenso wie seine Küche. Am Eingang wendet man sich also links und steht vor Tür
Durch die Betritt man das komplett entkernte und neu aufgebaute Gebäude. Der Gastraum wird bestimmt durch unverputztes Ziegelmauerwerk. Die Möblierung ist in massiver, naturell geölter Eiche gehalten.
Man nimmt Platz auf sehr bequemen Stühlen und lässt erst einmal 10 Minuten die Augen durch den Gastraum schweifen. Eigentlich ist der Gastraum ein Teil des Ausstellungsraum von Volker Johannes Trieb, alles hat Bezug zum Künstler, selbst auf den Fenstersimsen noch Werkstücke von ihm.
Der Service nahm uns in Empfang und ordnete uns sofort eine Reservierung für einen Tisch für 2 Personen zu. Wir wurden an einen am Fenster gelegenen Tisch geleitet, der eigentlich für 4 Personen gedacht war. Der Blick ging auf die vor dem Haus liegende Terrasse. Auf dem schlicht eingedeckten Tisch aus geölter Eiche setzte sich die Präsentation des Trieb'schen Schaffenes fort
Selbst Wasserbecher und Weingläser sind vom Künstler individuell gefertigt, beziehungsweise graviert
Die Karten wurden gereicht nach einem Aperitifwunsch gefragt. Der Tag war der Geburtstag meiner Frau und so fragten wir nach dem aktuellen Hausaperitif. Das sollte ein mit hausbereitetem Brombeersirup aufgegossener Prosecco sein. Dieser wurde uns dann serviert.
Das war lecker, auch wenn ich den verdacht hege, dass es nicht nur Brombeeren waren, aus denen der leckere Sirup zubereitet worden war. Ich glaube, dass auch Erdbeeren einen Beitrag zum Aroma geleistet hatten. Lecker war es trotzdem. Zum Aperitif servierte der Service einen ersten Gruß der Küche.
Rosiges Salz, eine aufgeschlagene Salzbutter und eine Kräuterquarkcreme wurden uns serviert, dazu ein sehr gutes Sauerteigbrot, Baguette mit Zwiebeln und eine weitere Sorte, die ich nicht erinnere, sowie zwei kleine Laugenbrote. Wir hatten inzwischen bestellt und ich ließ meinen Blick durch den Gastraum schweifen.
Von meinem Platz konnte ich in die offene Küche schauen. Dort herrschte reges Treiben. Chefin Hanna Börger hatte mit ihrer Crew schon gut zu tun! Zum ersten Küchengruß
serviert als "Tomatencarpaccio", man kann es auch einen leckeren Tomatensalat mit einer guten Vinaigrette bezeichnen kam der vom Geburtstagskind erwählte Weißwein
Ein 2013er Weißburgunder von Dr. Loosen aus Bernkastel an der Mosel. In der Karte war der Jahrgang 2015 angegeben, aber wir waren nicht böse über einen zwei Jahre älteren Weißwein. Meine Frau teilt zum Glück meine Liebe zu reiferen Weißweinen. Auch hier wieder ein Detail der Trieb'schen Kunst
Der Kühler war natürlich selbst getöpfert. Frau fragte sofort nach dem Preis, alle Produkte des Künstlers im Gastraum sind auch käuflich erwerblich und ich fing an, zu überlegen, wie hoch die Rechnung werden würde. Zum Glück wollten wir mit dem Rad zurück nach Rheine, das würde den Umfang der möglichen Einkaufstour sehr einschränken. Aber wenn man mit dem PKW da ist, sollte man sicherstellen, dass man alles bezahlen kann, wenn die bessere Hälfte anfängt, Dekoelemente zu shoppen. Frau schwelgte im Angebot, zum Glück servierte der Service bald die Vorspeisen, für uns Beide das gleiche Gericht
Kalt geräucherter Lachs, Gurke, Babymangold hatten wir uns zum Beginn bestellt. Da fehlte was, der Mangold, der Service verkündete dies auch nicht. Gurke war da, in Form eines wirklich feinen Gurkensalates, dessen Vinaigrette mit ungemahlenem Senf hergestellt wurde. Dazu ein weißer Schaum aus Joghurt, der höchstens eine optischen Zweck haben konnte, denn der Geschmack war minimal. So störte es aber auch nicht weiter beim Verzehr des überaus guten Lachs! So muss geräucherter Fisch sein. Perfekt im Salzgehalt, perfekt im Raucharoma. Sehr gut! Der fehlende Mangold war dann verzeihlich, ebenso wie der geschmacklose Schaum.
Bei den Hauptgerichten gingen wie getrennte Wege. Meine Frau blieb im Wasser bei den Fischen und bestellte Kabeljau, Rieslingsauce, Tomatenrisotto, Pilze
ich durfte vom Risotto kosten, das war sehr gut gelungen. Ganz leicht al dente gegart, perfekt mit Tomaten abgeschmeckt. Lecker. Frau hob auch für die anderen Zutaten den Daumen und genoss ihren Gang sichtlich. Also zu mir, Schulter vom Osnabrücker Schwein, Spitzkohl, Mirabellen, cremige Kartoffeln
separat serviert wie alle Gerichte in sehr individuellen Töpferwaren vom Künstler noch weitere Jus, die Stampfkartoffeln und weiterer Spitzkohl
Viel Butter hatte einen extrem schlotzigen Stampf kreiert, bei dem man aufpassen musste, nicht zu viel davon zu essen. Der Spitzkohl war kurz in Butter geschwenkt, mit etwas Kümmel versehen serviert. Auch gut! Das ganze wurde dann von ein paar Scheiben Schulterbraten gekrönt, der saftig geschmort war, und mit einer krachenden Kruste auf den Teller kam. Fein! Clou waren aber die leicht säuerlichen, heiß geschwenkten Mirabellen und eine Bratenjus zum niederknien. Ich bediente mich mehrfach am beigestellten Töpfchen mit Extrasauce....die war hervorragend gelungen.
Wir waren ziemlich satt also bestellten wir uns ein gemeinsames Dessert zum Espresso
als süße Kleinigkeiten zum Kaffee wird es in der Dessertkarte angegeben. Um es vorweg zu nehmen, so klein ist die servierte Portion nicht, sie reicht locker für Zwei! Darauf waren ein Mangosorbet, recht säuerlich, für meine Frau. Eine Quarkmousse mit Renekloden und Pfirsich für mich, zwei Miniküchlein, für jeden eines, ein Stück sehr guter Käsekuchen, geteilt, frisches Obst, sowie ein Stück Schokobrownie mit dem Molekulargewicht von U235! Meine Frau war nicht bereit das zu teilen und pochte auf ihren Ehrentag! Dessertteller wie Espresso Tassen wieder in besonderer Keramik serviert.
Dann waren wir durch mit unserem Geburtstagsmittagessen. Und ich kann zum Fazit kommen.
Der Service agierte ebenso gut wie die Küche. Der junge Mann, der uns hauptsächlich bediente tat dies mit Freundlichkeit und Freude, war immer bereit meine Detailfragen zu den Gerichten und Getränken zu beantworten oder aber die Informationen aus der Küche zu übermitteln. Vielen Dank für die Zeit, in der wir sehr gut umsorgt waren!
Frau Hanna Börger hat ihre Küche bodenständisch gut ausgerichtet. Das ist keine Sterneküche, aber eine sehr ambitionierte deutsche, regional und saisonal ausgerichtete Küche, die Freude macht. Und gerade hier im "wilde Triebe" gilt, dass für den Gesamteindruck nie nur die Küche allein zählt. Und was Herr Trieb und Frau Börger hier auf die Beine gestellt haben im alten Bahnhof von Sutthausen sucht in seiner Gesamtheit in weitem Umkreis seines Gleichen. Es gibt in unserer Region anspruchsvollere Küchen, oder auch edlere Locations, aber in Kombination aller Faktoren ist das "wilde Triebe" alleine in seiner Qualität! Einfach Klasse und zauberhaft schön! Einmal im Jahr muss ich da hin!