Besucht am 05.09.2020Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Rechnungsbetrag: 309 EUR
Allgemein
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum ohne Auffälligkeiten.
Auf der gut gestalteten Homepage (http://www.due-fratelli-bremen.de) wird schon sehr dick aufgetragen von den beiden Fratelli. Diese tauchen dort interessanterweise nur mit ihren Vornamen Denis (Koch) und Elvis (Service) auf. Vielleicht liegt es daran, dass der Nachname Behljuljevic nach Kroatien und nicht nach Bella Italia klingt. Aber das nur colorandi causa.
Insgesamt war die Zufriedenheit mit den Speisen am Tisch sehr hoch und auch ich werde nur auf hohem Niveau wenig auszusetzen haben. Was allerdings klar benannt werden muss, ist das überzogene Preisniveau. Deswegen auch nur knappe drei Sterne für das PLV. Noch drei Sterne, weil die Kochleistung des Frate Denis sehr Schmackhaftes auf die Teller bringt, so dass man für sein gutes Geld auch über dem Normalniveau verwöhnt wird.
Service
Überwiegend hatten wir es mit Denis Behljuljevic zu tun. Vom Naturell her eher das Gegenteil eines italienischen Kellners, der die „Signoras“ eloquent umschmeichelt oder gar Opernarien anstimmt. Also eine sehr sachliche und auf das Notwendige beschränkte Ansprache. Wenn man fragte, wurde man von ihm allerdings informiert. Weißes Hemd und dunkle Schürze kleideten auch den zweiten Kellner, der zuweilen am Tisch auftauchte; eine Hilfskraft, dem zum Schluss ein Espresso vom Tablett Richtung Schwager entglitt.
Ich hätte mir gewünscht, dass man uns etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, um Getränkewünsche anbringen zu können. Für den Service nüchterne drei Sterne.
Die Getränkepreise recht happig: Für ein Felsgold Pils 0,3 l werden sage und schreibe 3,50 € verlangt (nach meiner Recherche eine Handelsmarke der Metro!). für das Kellerpils der hiesigen Union Brauerei muss man gar 4,20 € für 0,3 l berappen. Das SP 0,75 l kommt auf 6,90 €. Aber die beiden auf dem Tisch vorfindlichen Flaschen wurden uns nicht berechnet (auch nicht alle Weine finden sich auf dem Bon, vielleicht doch eher Nachlässigkeit in Bezug auf das Wasser als Großzügigkeit). Die offenen Weine werden eigenwillig bepreist: 0,1 l von den drei roten oder weißen Weinen prohibitiv mit 5,50 €/0,1 l und 7,00 €/0,2 l. Der Rosé kommt auf 5,00/7,00 €. Mein Felsgold und das Weizen eindeutig nicht kalt genug. Um fünf Grad sollte die Temperatur des Fassbieres abgesenkt werden; Magenkranke können es ja etwas stehen lassen vor dem Ansetzen. Der Rosé auch nicht richtig kalt.
Der nicht näher klassifizierte Nero D`Avola aus Sizilien erwies sich als körperreich und guter Begleiter zu allem Tomatisiertem.
Ausgegeben wird im Due Fratelli nichts.
Essen
Die Speisekarte ist auf der Homepage einsehbar (nicht die Getränke). Sie ist überschaubar und Pizza gibt es im Due Fratelli nicht.
Als Amuse-Gueule bekam jeder zwei Brötchen und in einem Schälchen etwas frittierten Blumenkohl mit einer Olive und Sesam. Die Brötchen auch in der Krume gelblich, wohl mit Maismehlanteil gebacken. Wenn ich die Wahl hätte, ziehe ich frisch gebackene Pizzabrötchen mit Kräuterbutter oder einem Dip vor. Aber wo kein Pizzaofen, da halt auch keine Pizzabrötchen. Ein selbst gebackenes Ciabatta wäre eine Alternative zu den nicht prickelnden Brötchen.
Zu den weiteren Gerichten (Vorspeisen, Suppe) gab es kein Gebäck mehr.
Als Vorspeisen wurden uns Blattsalat mit gebratenen Pfifferlingen (11,90 €), Carpaccio vom Zucchini mit Ziegenkäse (12,50 €), Vitello Tonnato geräuchert (16,50 €) und gebratene Calamari (16,90 €) serviert.
Meine sieben Calamarituben waren gut angebraten und zart. Dazu heiße Cocktailtomaten, Kapern und ein tomatig, öliger Sud. Vermisst habe ich die auf der Karte ausgewiesenen Oliven. Diese mit ordentlich (mehr) Kapern schätze ich zur Würzung (livorneser Art) sehr, hier aber leider nicht ausgeprägt. Mit 16,90 € progressiv bepreist, wenn man bedenkt, dass Calamari ein Allerweltsprodukt der mediterranen Küche sind.
Sehr eigenwillig interpretiert das Vitello Tonnato meiner Schwägerin. Es wurde mit einer Haube serviert, unter der sich kalter Räuchernebel befand, der meiner Schwägerin zur olfaktorischen Einstimmung zugefächelt wurde. Also geräucherter Thunfisch auf Blattsalat mit gerösteten Brotchips und einem Klacks Vitellosoße mit Kapern. Das hatte nichts mit klassischem VT zu tun, wurde aber geschmacklich gelobt und auch ich war angetan vom kräftigem Raucharoma des kalten Thunfisches.
Gegenüber der so beliebte Ziegenkäse auf Blattsalat mit Pinienkernen, Honig, Thymian und Olivenöl, was immer gut ankommt. Der Blattsalat appetitlich mit Pfifferlingen als Krönung.
Ich hatte dann als Zwischengang die Parmesansuppe mit Kräutern (11,50 €). Es war eine sämige Cremesuppe mit kräftigem Parmesangeschmack, schön heiß mit etwas Kresse. Der Teller war angesichts der kleinen Suppenmenge schnell leergelöffelt. Den Preis fand ich für das Süppchen dreist.
Auf der Karte werden die Pastagerichte auch als ½- und ¼-Portion angeboten. So kostete die ½ Portion Spaghetti Gambas meiner ständigen Begleiterin 13,90 € (1/1 = 18,50 €). Für nicht allzu große Esser eine löbliche Möglichkeit, auch mehrere Gänge zu genießen. Meine „große“ Portion Spaghetti Bolognese (16,50 €) war beileibe nicht das Doppelte und von der Portionsgröße her nur nach Calamari und Suppe sättigend. Laut Karte wird das Fleisch für die Soße 16 Stunden geschmort. Es war auch kein typisches Hackfleischragout, was ich in eher kleiner Menge auf meinen Spaghetti fand. Aber geschmacklich näher an Geschmortem, denn an tomatenbasierter Soße. Einen gelungenen Kontrast zum dunklen Ragout bildete die Parmesancreme. Ein sehr gschmackiges Gericht! Kresse auch hier, musste wohl weg.
Auch die Gambasspaghetti hatten ein sehr vernehmliches Gambasaroma; Die Gambas geschnitten, mit Tomatenhälften und Knoblauchscheiben mit den Spaghetti vermengt.
Meine Schwägerin hatte sich für eine halbe Portion Ravioli mit Kalbfleischfüllung, Walnüssen und Gorgonzolacreme entschieden (14,50 €). Der Ravioliteig sehr dünn und mit einer fast unmerklichen Füllung mit fein gehacktem Kalbfleisch, das geschmacklich nicht ins Gewicht fiel, also im Ergebnis flache Nudeln mit einer milden Gorgonzolasoße.
Neben mir arbeitete sich mein Schwager am ganzen Wolfsbarsch ab (19,50 €), den er sehr lobte. Beilagen musste er dazu extra ordern (Rosmarinkartoffeln für 2,90 € und Tagesgemüse für 5,90 €).
Den Hingucker bildeten die Pasta Parmesan, die in einem ausgehöhlten Parmesanleib am Tisch zubereitet wird. Erst einmal wurde in dem Käselaib (ein Leib soll bis zwei Monate für diese Zubereitungsform reichen) Käse abgeschabt, der Bestellerin zum Kosten gereicht, um sodann die Nudeln (wie platte Spaghetti, Tagliolini) im Käselaib mit dem losen Käse gründlich und mit geübtem Handgriff zu vermengen. Auf dem Teller wurde dann der Pastaberg mit einer hellen Soße umrahmt. Die halbe Portion für 17,50 € sehr ansehnlich und hervorragend im Geschmack! Auch gut aufgenommen wurden die Penne Arrabiata (1/2 9,90 €).
Frate Denis versteht sein Handwerk und alle von mir verkosteten Gerichte waren geschmacklich sehr gelungen, bis auf das kleine Livornesedefizit bei den Calamari. In toto ist mir das 4,5 Sterne wert.
Bleibt die Chronistenpflicht, dass auch Nachspeisen vertilgt worden (Crèpes Pistazien, 9,00 €, Sorbetvariationen, 7,50 €). Keine Höhenflüge, aber noch mit Appetit gegessen. Der Espresso mit Sambucca zur Förderung meiner Aufmerksamkeit wird es nicht auf die Liste meiner Leibgetränke schaffen.
Ambiente
In einem Altbremer Eckhaus haben sich die Fratelli angesiedelt. Links und rechts vom Eckeingang der Freiluftbereich, gut mit hohen Pflanzkübeln mit mediterranem Grün vom Trottoir abgegrenzt. Selbst draußen Tischdecken. Drinnen geht es sehr gediegen zu. Durch die Ecklage ergibt sich eine interessante Raumaufteilung, unterstützt durch einen podestartig erhöhten hinteren Bereich. Dunkle Holztäfelung kontrastiert mit einem hellen Parkettboden, beigen Wänden und der weißen Tischwäsche. Die Deko an den Wänden besteht aus gerahmten Motiven von Landschaften und Filmszenen. In unserer Nische war es ein Spiegel, der die Wand zierte. Die Zweiertische machten einen gut dimensionierten Eindruck. In unserer Nische waren die Tische schmaler. Die Tische sind komplett eingedeckt. Stoffservietten und gute Salz- und Pfeffermühlen sind hervorzuheben. Man sitzt bequem auf beigefarbenen Lederstühlen.
Beschallt wird man mit mainstreamigem Jazz. Als die Dunkelheit einbrach wurde ein befremdlich rotes Licht zur Illumination zugeschaltet.
Die Toiletten modern und sauber.
Sauberkeit
Alles fein.
Allgemein
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Italiener mit hohem Anspruch und hohen Preisen – Kulinarisch überzeugend" Hanseat1957Allgemein
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum
Besucht am 01.10.2017Besuchszeit: Mittagessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 175 EUR
Nachdem die üblichen Gäste von meinem Geburtstag nicht konnten, meine Kinder in der Woche arbeiten müssen, haben wir den heutigen Sonntag ausgewählt, in Bremen beim DUE FRATELLI zu essen.
Allerdings planten wir noch ohne Sperrung der B 75 und dem SWB-Marathon, der unsere Anreise aus Ganderkesee über Bremen - Strom zwar nicht störte, aber unsere andere Tochter kam vom Hauptbahnhof nicht mit der Straßenbahn zur Hamburger Straße. Die musste eine Taxe nehmen.
Wir kamen bei Kaiserwetter am Restaurant an, die zwei Brüder und die männliche Bedienung standen vor der Tür, und unterhielten sich mit Gästen.
Wir betraten dann das Lokal, obwohl die Sitzplätze vor dem Ristorante alle frei waren haben wir uns für drinnen entschieden, sauber und geschmackvoll eingerichtet. Die Tische mit weißen Tischdecken, Stoffservietten und Gläsern gedeckt.
Nach der Bestellung einer großen Flasche Acqua Panna für 5,90 € hatten wir Qual der Wahl von den lecker klingenden Gerichten auf den Speisekarten. Auch am Sonntag gibt es eine Mittagskarte mit günstigen Preisen.
Als Vorspeisen wurden dann Bruschetta Variazione, Ravioli mit Rindfleischfüllung und Parmesansauce und Stracciatella Suppe bestellt, meine Frau naschte von den Bruschetta Scheiben.
Nachdem die zweite Tochter mit dem Taxi das Restaurant erreicht hatte, bestellte sie erst einmal einen Sambuca. Prost. Dann fragte sie nach Gambas. Stand nirgendwo auf den Karten drauf. Ja, wie möchten Sie die zubereitet, mit Pasta nach Wunsch. Dafür wurden 26,50 € aufgerufen.
Der Rest bestellte Ravioli mit Rindfleischfüllung und Parmesansauce, die Ravioli mit Rote Beete, Ziegenkäse, Wilder Honig und Orangen Thymian Sauce sowie das Überraschungs- Menü mit Fisch, ich das Tagesangebot Fisch des Tages. Auf dem Überraschungs-Teller lagen zwei Stücke Thunfisch und 1 Stück Steinbutt Filet. Ein Stück Thunfisch bekam ich ab, nur ganz kurz gebraten, innen englisch, und nicht so trocken wie sonst in den Lokalen. Ich esse Thunfisch nur als Sashimi, aber der hier war das Spitze zubereitet.
O-Ton „Die leckersten Röstkartoffeln der Welt.
Mein Fischgericht bestand aus einer Hälfte Dorade als Filet, mit Weißkohl und Rosmarin Kartoffeln.
Insgesamt hatte ich nur zufriedene Gäste am Tisch, neben dem Wasser schmeckte mir der offene Chardonnay und der rote Sangiovese. Beide Weine 0,2 l für 6 €
Danach noch einmal die Karte für Dessert.
Orangen Tiramisu, Apfelkuchen mit Caramelcreme, Vanilleeis mit Früchten zum Überraschungs-Menü und zwei Grappas. Ein Grappa della Casa und ein Nardini Biance.
Die Desserts kosteten 7 bis 8,50 €, die beiden Grappas 4,90 bzw. 6,90 €.
Zusammenfassend, das beste Restaurant, was wir seit langer Zeit besucht haben. Zahlen kann man mit der VISA Karte, und einen Wiederholungsbesuch habe ich den Brüdern versprochen, nicht jeden Monat, aber wenn es mal toll sein soll,
Parken kann man nur auf der Straße, oder man kommt mit der Straßenbahn.
Nachdem die üblichen Gäste von meinem Geburtstag nicht konnten, meine Kinder in der Woche arbeiten müssen, haben wir den heutigen Sonntag ausgewählt, in Bremen beim DUE FRATELLI zu essen.
Allerdings planten wir noch ohne Sperrung der B 75 und dem SWB-Marathon, der unsere Anreise aus Ganderkesee über Bremen - Strom zwar nicht störte, aber unsere andere Tochter kam vom Hauptbahnhof nicht mit der Straßenbahn zur Hamburger Straße. Die musste eine Taxe nehmen.
Wir kamen bei Kaiserwetter am Restaurant an, die zwei Brüder... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
5.0 stars -
"Sehr guter Italiener der Stadt Bremen - endlich mal keine Pizza" Immer wieder gernNachdem die üblichen Gäste von meinem Geburtstag nicht konnten, meine Kinder in der Woche arbeiten müssen, haben wir den heutigen Sonntag ausgewählt, in Bremen beim DUE FRATELLI zu essen.
Allerdings planten wir noch ohne Sperrung der B 75 und dem SWB-Marathon, der unsere Anreise aus Ganderkesee über Bremen - Strom zwar nicht störte, aber unsere andere Tochter kam vom Hauptbahnhof nicht mit der Straßenbahn zur Hamburger Straße. Die musste eine Taxe nehmen.
Wir kamen bei Kaiserwetter am Restaurant an, die zwei Brüder
Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer GG-Community auszeichnet und der sich bereits durch mehrfach prämierte bzw. gemochte (sorry, Til S., aber ge“like“te ist mir an dieser Stelle echt zu neudeutsch!!!!!!!) Essensgeschichten auf dieser Plattform einen Namen gemacht hat. Nicht nur im Borgfeld scheint dieser eloquente Genussrebell einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben zu haben. Auch seine wortgewaltig dokumentierten Ausflüge in lukullische Pläsierregionen, wie beispielsweise der Südpfalz, gehören mittlerweile zum GG-Kulturerbe.
Mittlerweile hatte sich der Service-Chef des Lokals (einer der beiden „fratelli“)zu uns nach draußen gesellt und fragte uns, warum wir nicht im Warmen auf die noch fehlenden Ergänzungen unseres Gastro-Vierers warten wollten. Doch da kamen die beiden schon angeradelt. Vorbildlich behelmt, das Erkennungswort („Ischhabfottohendy“) laut ausrufend stiegen sie von ihren Drahteseln, um uns herzlich in Empfang zu nehmen. Meine vorsorglich vom St. Martiner Weingut „Vinification Ludwigshöhe“ vor Ort erworbene Flasche Rotweincuvée wechselte vorm Eingang des „Zwei-Bruder-Lokals“ seinen Besitzer. Ein vom Pfälzer Tourismusministerium als „trinkbar“ eingestufter Tropfen, der zur Not auch im Inneren der Gastwirtschaft in Ermangelung liquider Genussmittelkorrespondenz seinen Dienst (gegen entsprechendes Korkgeld versteht sich) hätte antreten können.
Über das Interieur des Italo-Tempels hat sich mein Bremer Gastrokollege im Vorbericht schon sehr detailversessen und mit der für ihn üblichen Sprachgewandtheit ausgelassen. Seinem geschärften Blick entging weder der leicht abgetretene Dielenboden, noch die hüfthohe Wandvertäfelung in dunklem Holzton. Die mit zarter Hand (Schwiegermutter oder Service-Dame?) beschriebenen Schiefertafeln waren knapp unterhalb der Decke angebracht und von einer vielarmigen „Lampenkrake“ ins rechte LED-Licht gesetzt. Hier war das Mittagsangebot (Penne, Gnocchi und Co.) nachzulesen. Bemerkenswert geradlinig eingedeckte Tische, die schlicht und edel zugleich wirkten. Insgesamt lässt sich der Gastraum als vornehm gemütlich bezeichnen, ohne zu dick auftragen zu wollen. Deshalb wahrscheinlich auch die inhomogene Bestuhlung und die stellenweise ins leicht Kitschige abdriftenden Accessoires an den Wänden. Auf einen Kommentar zu den silbernen Garderobehaken verzichte ich an dieser Stelle.
Die holzverkleidete Sitznische mit bequem gepolsterter Wandbank und Spiegel im Retro-Look war ein stilvoll illuminierter Hingucker. Welch Zufall, dass wir an jenem Abend genau dort Platz fanden. Kaum hatten wir es uns in unserer nostalgisch anmutenden Essecke gemütlich gemacht, begann eine unterhaltsame Tischkonversation, die nicht selten in herzliches Gelächter ausartete und die zunächst den Bestellvorgang etwas verschleppte. Vier Crodino-Secco (6,50 Euro für 0,2 l) ohne Eis (jahreszeitlich bedingt) trafen als Aperitif getarnt auf die durstigen Ankömmlinge. Sie wurden – wie die anderen Speisen und Getränke auch – vom bereits erwähnten Chef de Service und seiner weiblichen Verstärkung gereicht. Das Service-Duo machte seine Sache richtig gut. Der Hausherr gab sich locker, erteilte bereitwillig Auskunft (Lokalhistorie, Wurzeln, Background usw.) ohne zu langweilen, lehnte sich bei der Weinempfehlung bisweilen etwas zu weit aus der Loggia, konnte aber nonchalant parlieren und sich auf seine Gäste gut einstellen. Besonders begeistert waren wir aber von der reizenden Signorina. Ihre zurückhaltende und doch zugleich sehr aufmerksame Art wusste zu gefallen. Sie fasste uns – genau wie das Besteck – nur mit (verbalen) Samthandschuhen an. Sicherlich ein Gewinn für das Restaurant.
Schon nach den ersten 10 Minuten im Lokal war jedem am Tisch klar, dass das Thema „Essen“ heute nur eine untergeordnete, vielleicht sogar nebensächliche Rolle spielen wird. Es hat uns zwar zusammengeführt, dominierte jedoch nie unsere Gesprächsrunde. Dennoch kam der Hunger auf leisen Sohlen angeschlichen und musste fachgerecht überführt werden.
Wir studierten die recht übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkekarte, während uns eine Art Fischcrème als Amuse gereicht wurde. Das dazugehörige Weißbrot war weder besonders knusprig, noch hatte es Geschmack. Die Variante mit Oliven auch nicht wirklich frisch. Das geht besser, Brüder Italiens!
Meine Wahl fiel auf die Fischsuppe (9 Euro) vorneweg, die gratinierten Jakobsmuscheln als Zwischengang (14 Euro) und die Spaghetti con Gamberi mit argentinischen Wildgarnelen, Olivenöl und Knoblauch (15,50 Euro) zum Hauptgang. Die Dame an meiner Seite entschied sich für das hauchdünn aufgeschnittene Zucchini-Carpaccio mit überbackenem Ziegenkäse, Pinienkernen und wildem Honig (9,50 Euro) sowie die mit Parmaschinken und Mortadella gefüllten Ravioli unter einer Bergkäse-Mascarponecreme (14,50 Euro). Das Pärchen, das uns freundlich gegenüber saß, hatte sich für die cremige Burrata aus dem Tagesangebot (12,50 Euro), das frisch gesammelte Waldpilz-Trio mit Kräuter-Polenta und Parmesancreme (11,50 Euro), die bereits erwähnten Ravioli (jedoch nur als kleiner Zwischengang, 8 Euro), das Wildlachsfilet auf Weißwein-Risotto an Grappasauce (21,50 Euro) sowie den Kalbsfilet-Turm auf Maisgries-Sockel mit Pistazienkuppel und umgebenden Jus-Graben (26,50 Euro) entschieden. Vorher sollte es aber noch eine kleine Antipasti-Platte (13,50 Euro) sein, die wir uns zu viert teilten. Würzige Grana Padano-Stücke eiferten mit aromatischem Parmaschinken um die Gunst unserer Geschmackspapillen. Verstreute Feldsalatsprengsel sorgten für grüne Tupfer, während die Kleckse vom Feigenchutney eine scharfe Wasabi-Note hatten.
Es war nun an der Zeit, den passenden Wein auszusuchen. Mein GG-Kollege reichte diesen Kelch an mich weiter, nicht ohne auf meine pfälzischen Rebwurzeln hinzuweisen. Derlei übertriebener vinophiler Fremdfederschmuck war mir fast schon unangenehm. Ich legte mich in Anbetracht der mehrheitlich gewählten Fisch-Preziosen mächtig ins Zeug und wählte einen Weißwein aus der Langhe (Region Piemont, Norditalien), einen Arneis DOC „Cristina Ascheri“ von der Cantine Giacomo Ascheri aus Bra (Provinz Cuneo). 26 Euro geteilt durch 13 Volumenprozent ergab als Quotient 2 Gläser im Gambero Rosso. So einfach kann eine Weinrechnung sein. So einfach, dass wir im Laufe des Abends gleich noch eine zweite Bouteille nachorderten (der vom Tischkollegen präferierte friaulische Sauvignon Blanc war wohl gerade aus…). Der strohgelbe Arneis war ein frischfröhlicher Essensbegleiter, dessen dezente Apfelnoten (laut Internet-Recherche) keiner am Tisch so richtig herausschmecken konnte. Ergänzend sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich unser Wasserverbrauch am Tisch in Grenzen hielt. Nicht wegen den 5,50 Euro für die Flasche San Pellegrino bzw. Acqua Panna, sondern eher aufgrund unseres gewählten Weißweinschwerpunktes.
Unser kulinarischer Kreuzzug durch die brüderliche Speisenkarte war eröffnet. Eine aromatisch nach hoher See duftende Fischsuppe, in deren Tellermitte eine noch komplett beschalte, gegrillte Garnele prangte, wurde vor mir aufgetischt. Mit einem ordentlichen Tomaten-Sugo als Basis, hatte sie eine feine Frucht und war von der Würze her delikat abgeschmeckt. Die darin schwimmenden Fischstücke waren von auffällig guter Qualität und Gott sei Dank nicht totgegart. Nichts für Bouillabaisse-Fundis, aber für Freunde mediterraner Fischküche wie mich völlig ausreichend. Auf der Zucchini-Ziegenkäse-Landschaft meiner Begleitung dominierten die Farben Grün und Weiß. Die Kombi Ziegenkäse-Honig funktioniert ja eigentlich immer. Die Burrata von der (zweiten) Frau aus Bremen am Tisch sah richtig klasse aus. Auf einem Tomatenbett, das von etwas Grünzeug (Feldsalat und Rauke schienen an diesem Abend wie eine Art Leit-Beiwerk die Gerichte auszuschmücken) und Olivenöl-Schmiere flankiert wurde, befand sich die etwa faustgroße, recht unförmige Sonderform des Mozzarellas, deren Kuhmilchanteil für die nötige cremige Konsistenz sorgte. Von der Optik her etwas abgeschlagen fand die Trilogie von Waldpilzen ihren Adressaten. Die Parmesancreme begrub die Funghi-Variation (wahrscheinlich auch geschmacklich) mit ihrer schlonzigen Textur, die mir etwas zu fettig erschien.
Doch es blieb wenig Zeit verdauungstechnisch durchzuatmen (ich meine das jetzt nicht wörtlich, denn wir befinden uns im kultivierten Bremen und nicht im Schankhaus Anno Domini zu Klotzsche), denn zwei Zwischengänge harrten ihrer Vertilgung. Die hausgemachten Ravioli des Borgfeld-Gourmets sahen lecker aus. Aber auch sie schienen mir von etwas zu viel Mascarponecreme ummantelt. Den neuschlanken Hedonisten schien dies aber wenig zu stören, hatte er doch scheinbar schon das spirituelle Nachbeben (das gemeinhin unter dem Namen Digestif fungiert) auf seiner kulinarischen Richterskala miteinkalkuliert. Die beiden Coquilles Saint Jacques kamen klassisch in ihrer Behausung mit leicht würzigen Semmelbröseln gratiniert auf den Teller und waren von subtil-glasiger Konsistenz (Nuss und Rogen). Mit etwas Zitronensaft ein frischer Zwischengang, der den Appetit auf die garnelisierten Spaghetti im Hauptgang stringent zu fördern vermochte. Die Schnurnudeln waren etwas dünner wie gewohnt und hatten noch leichten Biss. Mit ein paar Cocktailtomaten , etwas Olivenöl und Knoblauch sowie einer leichten (Chili)Schärfe ausgestattet, war das ein 1-A-Pasta-Gericht, wie ich es schon oft beim Italiener genießen durfte. Warum auch immer das kulinarische Rad neu erfinden, wenn die Klassiker funktionieren?
Die Piatti meiner Tischgenossen sahen ebenfalls verlockend aus. Die Ravioli vom Zwischengang kamen im üppigeren Urformat und schmeckten meiner Begleitung hervorragend. Besonders die Füllung aus Parmaschinken und Mortadella war äußerst köstlich geraten. Eine ansehnliche Scheibe auf der Haut gebratenes Wildlachsfilet lag meiner gegenüber sitzenden Gesprächspartnerin aromenreich zu Gaumen. Auch sie lobte ihre Kombi, deren Risotto überraschend leicht daher kam. Vom Guide mit Heimrecht war angesichts seines perfekt rosa gebratenen Kalbsfilets nur noch ein fleischseliges „Muh“ zu vernehmen. Wahnsinn, dass dieser Mann nach den bereits verzehrten Gängen mit einem Käseteller den finalen Abschluss suchte. Aber auch hierbei gab er sich in Sachen genussvoller Ingestion keine Blöße.
Nach einem bernsteinfarbenen, leicht sherryartigen Dessertwein namens „Ni'Mia Passito“ und einer grandios schmeckenden Zabaione (8,50 Euro) wurde die weiße Fahne der Sättigung geschwenkt. Berauscht von den guten Gesprächen, der entdeckten gleichen Wellenlänge und natürlich dem schmackhaften Weißwein aus der Langhe zogen wir wie junge Römer von dannen. Und so schließe ich diesen zugegebenermaßen etwas ausufernden „Bericht“ mit den Worten eines leider viel zu früh verstorbenen Künstlers aus Österreich: „Lass diese Reise niemals enden, das Tun kommt aus dem Sein allein….“ und sage „grazie mille per una serata magica“
Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Schicker, von „ due fratelli“ geführter Eckitaliener, in dem auch kulinarische Blinddates gelingen" marcO74Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer
Geschrieben am 21.03.2016 2016-03-21| Aktualisiert am
21.03.2016
Besucht am 19.03.2016
Kollege MarcO74 ("Die Zunge der Pfalz") kündigt Bremen-Besuch in charmanter Begleitung an. Lust auf ein Treffen am Sonntag-Abend? Aber sicher, ich organisiere. Lieblingslokal Nr. 1: Sonntags geschlossen. Lieblingslokal Nr. 2: Sonntags ab 18:00 Uhr geschlossen. Auch-ganz-gern Nr. 3: Dito. Egal-was Nr. 4: Selbes Ergebnis. Panik macht sich breit. Es gilt, die gastronomische Ehre der Heimat zu verteidigen. Aber: Ganz Bremen scheint zur Tatort-Zeit geschlossen. Ganz Bremen? Nein, ein kleiner, neu eröffneter Italiener in Stadionnähe muss scheinbar um Legionärsgäste aus dem befestigten Kleinbremum werben. Die Speisekarte ist übersichtlich und klingt vielversprechend. Aber mit kulinarisch verwöhnten Gästen in ein gänzlich unbekanntes Restaurant? Nein, ein Probe-Mittagessen musste her! Mein Weib aus der gechillten Wochenendstimmung gerissen und zur Hamburger Straße geradelt. Das Amüsierviertel Steintor läuft hier langsam aus, nicht mehr in jedem zweiten Haus werden das eine oder andere körperliche Bedürfnis befriedigt, aber doch recht verlässlich an jeder Straßenecke findet sich ein Restaurant oder eine (ehemalige) Eckkneipe. In einer solchen ist seit knapp einem Jahr auch das Due Fratelli beheimatet. Eine Plankenveranda zu beiden Straßenseiten wartet noch auf wärmere Tage. Leider nicht barrierefrei geht es durch den dicken Vorhang in den Gastraum. Linker Hand eine weitere Stufe hoch der Raum vor dem Tresen. Rechts ein etwas größerer Raum mit einer schönen erhöhten Sitznische mit Spiegel, die wir gleich für den eventuellen abendlichen Treff abspeichern. Von da aus ein schöner Blick ins Lokal und durch die großen Fenster auf die Straße. Einer der beiden namensgebenden Brüder begrüßt uns und weist uns höflich zunächst einen Tisch in Tresennähe zu. Als wir unseren Wunsch nach einem Mittagessen mitteilen, haben wir die freie Auswahl und setzen uns an einen Tisch am Fenster. Wir sind um 13:00 Uhr die ersten Gäste. Später wird es voller, allerdings kommen die meisten wohl zum Fußballschauen. In den Gaststätten rund ums Stadion ist das am Sonnabend Standard.
Das Ambiente überrascht uns positiv. Über dem leicht abgetretenen Dielenboden ist konsequent mit schwarz und weiß gestaltet. Die mit noch ausreichender Durchgangsmöglichkeit gestellten Tische sind alle mit zwei weißen Tischdecken belegt und komplett mit Wassergläsern, schön gefalteten Stoffservietten und zweimal reellem Besteck eingedeckt. Dazu dunkle Grablichter und schon Salz- und Pfeffermühlen. Man bekommt sofort den Eindruck, dass hier mit Anspruch gearbeitet wird. Über die Farbe der Sitzkissen auf den nur leidlich bequemen schwarzen Bistrostühlen soll nur das Foto Auskunft gegeben. Man will dem Bergischen Mob ja keine Angriffsfläche bieten ;-)).
Die Säulen in der weißen Wand sind hüfthoch mit schwarzem Holz verkleidet. Darüber schwarz-weiße Fotos von Filmstars und eine Barszene. Nett, aber ohne erkennbaren Bezug oder Zusammenhang. An der hinteren Wand zur Theke dagegen zwei pastellne Bilder, Blumen und Landschaft. Für die einen Kitsch, für die anderen die wahrscheinlich längste Geschmacksache der Welt. Nur ein klein wenig hämisch vermutet meine Gattin die Schwiegermutter als Künstlerin. Die Beleuchtung erfolgt teilweise durch LED-Strahler in der Decke, teilweise durch eine Lampenkonstruktion, die ebenfalls im Bild recht gut zu erkennen ist.
Der Service naht in Gestalt einer reizenden Signorina, die uns zurückhaltend, sehr konzentriert im Wechsel mit dem noch recht jungen Patrone bedient. Für die Schüchternheit besteht angesichts der Leistungen kein Anlass. Die Garderobe wird uns abgenommen und gebracht, meiner Frau in den Mantel geholfen. Die wenigen Mittagsangebote werden trotz einer Tafel gegenüber dem Tresen vollständig und langsam mitgeteilt, nur sehr leise. Alle Nachfragen können geklärt werden, zum Teil erkundigt sich die junge Dame eigenständig in der Küche. Die Sprachkenntnisse sind gut, werden aber vorsichtig eingesetzt. Man kann fast den Übersetzungsprozess in beide Richtungen im Gesicht ablesen. Sehr sympathisch. Das Einsetzen und Ausheben klappt ebenso gut, wie die Erkundigung nach der Zufriedenheit. Zum Bezahlen wird vorsorglich das Kartenlesegerät mit an den Tisch gebracht. Es gibt eine ordentliche Rechnung. Der Inhaber ist von offener Art, kein Schweiger, aber nicht unangenehm. Zur Vorspeise wird noch ein Olivenöl und eine dieser Wer-hat-die-Längste-Pfeffermühlen gebracht, immerhin von Peugeot mit Mahlgrad-Einstellung. Das Besteck wird mit weißen Handschuhen vorgelegt. Wie gesagt, ein in diesem Stadtviertel unerwarteter Anspruch.
So weit, so hinreichend auch für verwöhnte Pfälzer... Aber entscheidend ist auf dem Teller.
Wir erhalten für den ersten Hunger eine Mascarponecreme mit Kräutern und dreierlei Gebackenem im Drahtkörbchen. Besonders überzeugend die Pizzini, gesalzener Pizzateig, der ausgebacken wird. Wenn, wie jetzt, frisch dargeboten, sind das herzhafte kleine knusprige Krapfen mit Suchtpotential. Aber, wie der Wirt warnend erinnert, nicht ohne Folgen für den Hüftumfang. Auch die Creme hat uns geschmeckt, mal was anderes.
Wir wählen als Vorspeise einen Ruccolasalat für 6€ und ein Carpaccio di tonno für 13,5€. Als Hauptspeisen Saltimbocca alla romana (12,50€) und Gnocchi in Gorgonzolasauce, die mit 8,5€ zu Buche schlugen. Alle Speisen haben uns gefallen und waren (teils über-)reichlich.
Mein Thunfisch wurde, wie es sich gehört, in dünnen Scheiben aufgeschnitten serviert und war sehr hell. Ich vermutete erst Schwertfisch, tatsächlich war es aber Fleisch vom weißen Thun. Neben dem für meine Begriffe überflüssigem Ruccola und dünnen Stängeln (Kresse?) fanden sich auf den Fischscheiben sparsam eingesetztes Olivenöl, Kapern, kleinen Taggiasca-Oliven und Safranmajonäse. Der Fisch hatte es etwas schwer, geschmacklich durchzudringen, insgesamt aber eine auch qualitativ überzeugende Vorspeise.
Ebenso wie das Saltimbocca. Drei sehr dünne, saftige Schweineschnitzelchen und der darüber gelegte Parmaschinken knusprig. Für meinen Geschmack hätte es etwas mehr Salbei sein dürfen, aber da kann die Küche leicht zu viel des Guten tun. Sehr großzügig die Beilagen aus schmackhaftem Frühlingsgemüse mit nicht zuviel Biss, bei dem ich für Frischware zwar nicht die Hand ins Feuer legen würde, aber auch nicht das Gegenteil behaupten könnte. Egal, gute Qualität. Die Rosmarinkartoffeln kräftig gebräunt, aber etwas weich geraten. Leider begann sich die kräftige Soße etwas zu trennen, das sieht ja nicht so schön aus. Geschmacklich aber ebenfalls tadellos. Optisch war es mir doch etwas voll auf dem Teller.
Auch meine Frau war mit dem Salat zufrieden und mit den Kartoffelnocken restlos glücklich. Von Soßenresten auf ihrem Teller jedenfalls keine Spur mehr.
Kochen kann Fratello 2, keine Frage.
Der abschließende Espresso lungho kam in der vorgewärmten dickwandigen Tasse und hat mir ausnehmend gut geschmeckt. Die Bohnen stehen auch zum Verkauf und zum ersten Mal seit Jahren kommt vielleicht mal ein Wechsel für den häuslichen Vollautomaten in Betracht.
Der Kaffee war mit 2,2€ bepreist, 0,75l Aqua Panna mit immerhin 5,5€ und 0,4l Apfelschorle mit 3,6€. Teilweise ist das PLV ok, teilweise ambitioniert, aber insgesamt den Leistungen angemessen.
Fazit:
Test bestanden, wir reservierten für Sonntagabend.
Aber wird das Due Fratelli auch dem kritischen Gaumen aus dem Südwesten standhalten?
Kollege MarcO74 ("Die Zunge der Pfalz") kündigt Bremen-Besuch in charmanter Begleitung an. Lust auf ein Treffen am Sonntag-Abend? Aber sicher, ich organisiere. Lieblingslokal Nr. 1: Sonntags geschlossen. Lieblingslokal Nr. 2: Sonntags ab 18:00 Uhr geschlossen. Auch-ganz-gern Nr. 3: Dito. Egal-was Nr. 4: Selbes Ergebnis. Panik macht sich breit. Es gilt, die gastronomische Ehre der Heimat zu verteidigen. Aber: Ganz Bremen scheint zur Tatort-Zeit geschlossen. Ganz Bremen? Nein, ein kleiner, neu eröffneter Italiener in Stadionnähe muss scheinbar um Legionärsgäste aus dem... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Respektable (Not-)Lösung" DerBorgfelderKollege MarcO74 ("Die Zunge der Pfalz") kündigt Bremen-Besuch in charmanter Begleitung an. Lust auf ein Treffen am Sonntag-Abend? Aber sicher, ich organisiere. Lieblingslokal Nr. 1: Sonntags geschlossen. Lieblingslokal Nr. 2: Sonntags ab 18:00 Uhr geschlossen. Auch-ganz-gern Nr. 3: Dito. Egal-was Nr. 4: Selbes Ergebnis. Panik macht sich breit. Es gilt, die gastronomische Ehre der Heimat zu verteidigen. Aber: Ganz Bremen scheint zur Tatort-Zeit geschlossen. Ganz Bremen? Nein, ein kleiner, neu eröffneter Italiener in Stadionnähe muss scheinbar um Legionärsgäste aus dem
Geschrieben am 28.05.2022 2022-05-28| Aktualisiert am
29.05.2022
Mitte Juli wird das Lokal geschlossen, denn dann übernehmen die „due fratelli“ Behljujevic das ehemalige 1783 im Schütting am Marktplatz. Prominenter geht es nicht. Der kleine Pinsa-Streetfood-Laden in der Fußgängerzone ist schon geschlossen.
Mitte Juli wird das Lokal geschlossen, denn dann übernehmen die „due fratelli“ Behljujevic das ehemalige 1783 im Schütting am Marktplatz. Prominenter geht es nicht. Der kleine Pinsa-Streetfood-Laden in der Fußgängerzone ist schon geschlossen.
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
stars -
"Konzentration auf das neue Restaurant in Top-Lage" DerBorgfelderMitte Juli wird das Lokal geschlossen, denn dann übernehmen die „due fratelli“ Behljujevic das ehemalige 1783 im Schütting am Marktplatz. Prominenter geht es nicht. Der kleine Pinsa-Streetfood-Laden in der Fußgängerzone ist schon geschlossen.
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum ohne Auffälligkeiten.
Auf der gut gestalteten Homepage (http://www.due-fratelli-bremen.de) wird schon sehr dick aufgetragen von den beiden Fratelli. Diese tauchen dort interessanterweise nur mit ihren Vornamen Denis (Koch) und Elvis (Service) auf. Vielleicht liegt es daran, dass der Nachname Behljuljevic nach Kroatien und nicht nach Bella Italia klingt. Aber das nur colorandi causa.
Insgesamt war die Zufriedenheit mit den Speisen am Tisch sehr hoch und auch ich werde nur auf hohem Niveau wenig auszusetzen haben. Was allerdings klar benannt werden muss, ist das überzogene Preisniveau. Deswegen auch nur knappe drei Sterne für das PLV. Noch drei Sterne, weil die Kochleistung des Frate Denis sehr Schmackhaftes auf die Teller bringt, so dass man für sein gutes Geld auch über dem Normalniveau verwöhnt wird.
Service
Überwiegend hatten wir es mit Denis Behljuljevic zu tun. Vom Naturell her eher das Gegenteil eines italienischen Kellners, der die „Signoras“ eloquent umschmeichelt oder gar Opernarien anstimmt. Also eine sehr sachliche und auf das Notwendige beschränkte Ansprache. Wenn man fragte, wurde man von ihm allerdings informiert. Weißes Hemd und dunkle Schürze kleideten auch den zweiten Kellner, der zuweilen am Tisch auftauchte; eine Hilfskraft, dem zum Schluss ein Espresso vom Tablett Richtung Schwager entglitt.
Ich hätte mir gewünscht, dass man uns etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, um Getränkewünsche anbringen zu können. Für den Service nüchterne drei Sterne.
Die Getränkepreise recht happig: Für ein Felsgold Pils 0,3 l werden sage und schreibe 3,50 € verlangt (nach meiner Recherche eine Handelsmarke der Metro!). für das Kellerpils der hiesigen Union Brauerei muss man gar 4,20 € für 0,3 l berappen. Das SP 0,75 l kommt auf 6,90 €. Aber die beiden auf dem Tisch vorfindlichen Flaschen wurden uns nicht berechnet (auch nicht alle Weine finden sich auf dem Bon, vielleicht doch eher Nachlässigkeit in Bezug auf das Wasser als Großzügigkeit). Die offenen Weine werden eigenwillig bepreist: 0,1 l von den drei roten oder weißen Weinen prohibitiv mit 5,50 €/0,1 l und 7,00 €/0,2 l. Der Rosé kommt auf 5,00/7,00 €. Mein Felsgold und das Weizen eindeutig nicht kalt genug. Um fünf Grad sollte die Temperatur des Fassbieres abgesenkt werden; Magenkranke können es ja etwas stehen lassen vor dem Ansetzen. Der Rosé auch nicht richtig kalt.
Der nicht näher klassifizierte Nero D`Avola aus Sizilien erwies sich als körperreich und guter Begleiter zu allem Tomatisiertem.
Ausgegeben wird im Due Fratelli nichts.
Essen
Die Speisekarte ist auf der Homepage einsehbar (nicht die Getränke). Sie ist überschaubar und Pizza gibt es im Due Fratelli nicht.
Als Amuse-Gueule bekam jeder zwei Brötchen und in einem Schälchen etwas frittierten Blumenkohl mit einer Olive und Sesam. Die Brötchen auch in der Krume gelblich, wohl mit Maismehlanteil gebacken. Wenn ich die Wahl hätte, ziehe ich frisch gebackene Pizzabrötchen mit Kräuterbutter oder einem Dip vor. Aber wo kein Pizzaofen, da halt auch keine Pizzabrötchen. Ein selbst gebackenes Ciabatta wäre eine Alternative zu den nicht prickelnden Brötchen.
Zu den weiteren Gerichten (Vorspeisen, Suppe) gab es kein Gebäck mehr.
Als Vorspeisen wurden uns Blattsalat mit gebratenen Pfifferlingen (11,90 €), Carpaccio vom Zucchini mit Ziegenkäse (12,50 €), Vitello Tonnato geräuchert (16,50 €) und gebratene Calamari (16,90 €) serviert.
Meine sieben Calamarituben waren gut angebraten und zart. Dazu heiße Cocktailtomaten, Kapern und ein tomatig, öliger Sud. Vermisst habe ich die auf der Karte ausgewiesenen Oliven. Diese mit ordentlich (mehr) Kapern schätze ich zur Würzung (livorneser Art) sehr, hier aber leider nicht ausgeprägt. Mit 16,90 € progressiv bepreist, wenn man bedenkt, dass Calamari ein Allerweltsprodukt der mediterranen Küche sind.
Sehr eigenwillig interpretiert das Vitello Tonnato meiner Schwägerin. Es wurde mit einer Haube serviert, unter der sich kalter Räuchernebel befand, der meiner Schwägerin zur olfaktorischen Einstimmung zugefächelt wurde. Also geräucherter Thunfisch auf Blattsalat mit gerösteten Brotchips und einem Klacks Vitellosoße mit Kapern. Das hatte nichts mit klassischem VT zu tun, wurde aber geschmacklich gelobt und auch ich war angetan vom kräftigem Raucharoma des kalten Thunfisches.
Gegenüber der so beliebte Ziegenkäse auf Blattsalat mit Pinienkernen, Honig, Thymian und Olivenöl, was immer gut ankommt. Der Blattsalat appetitlich mit Pfifferlingen als Krönung.
Ich hatte dann als Zwischengang die Parmesansuppe mit Kräutern (11,50 €). Es war eine sämige Cremesuppe mit kräftigem Parmesangeschmack, schön heiß mit etwas Kresse. Der Teller war angesichts der kleinen Suppenmenge schnell leergelöffelt. Den Preis fand ich für das Süppchen dreist.
Auf der Karte werden die Pastagerichte auch als ½- und ¼-Portion angeboten. So kostete die ½ Portion Spaghetti Gambas meiner ständigen Begleiterin 13,90 € (1/1 = 18,50 €). Für nicht allzu große Esser eine löbliche Möglichkeit, auch mehrere Gänge zu genießen. Meine „große“ Portion Spaghetti Bolognese (16,50 €) war beileibe nicht das Doppelte und von der Portionsgröße her nur nach Calamari und Suppe sättigend. Laut Karte wird das Fleisch für die Soße 16 Stunden geschmort. Es war auch kein typisches Hackfleischragout, was ich in eher kleiner Menge auf meinen Spaghetti fand. Aber geschmacklich näher an Geschmortem, denn an tomatenbasierter Soße. Einen gelungenen Kontrast zum dunklen Ragout bildete die Parmesancreme. Ein sehr gschmackiges Gericht! Kresse auch hier, musste wohl weg.
Auch die Gambasspaghetti hatten ein sehr vernehmliches Gambasaroma; Die Gambas geschnitten, mit Tomatenhälften und Knoblauchscheiben mit den Spaghetti vermengt.
Meine Schwägerin hatte sich für eine halbe Portion Ravioli mit Kalbfleischfüllung, Walnüssen und Gorgonzolacreme entschieden (14,50 €). Der Ravioliteig sehr dünn und mit einer fast unmerklichen Füllung mit fein gehacktem Kalbfleisch, das geschmacklich nicht ins Gewicht fiel, also im Ergebnis flache Nudeln mit einer milden Gorgonzolasoße.
Neben mir arbeitete sich mein Schwager am ganzen Wolfsbarsch ab (19,50 €), den er sehr lobte. Beilagen musste er dazu extra ordern (Rosmarinkartoffeln für 2,90 € und Tagesgemüse für 5,90 €).
Den Hingucker bildeten die Pasta Parmesan, die in einem ausgehöhlten Parmesanleib am Tisch zubereitet wird. Erst einmal wurde in dem Käselaib (ein Leib soll bis zwei Monate für diese Zubereitungsform reichen) Käse abgeschabt, der Bestellerin zum Kosten gereicht, um sodann die Nudeln (wie platte Spaghetti, Tagliolini) im Käselaib mit dem losen Käse gründlich und mit geübtem Handgriff zu vermengen. Auf dem Teller wurde dann der Pastaberg mit einer hellen Soße umrahmt. Die halbe Portion für 17,50 € sehr ansehnlich und hervorragend im Geschmack! Auch gut aufgenommen wurden die Penne Arrabiata (1/2 9,90 €).
Frate Denis versteht sein Handwerk und alle von mir verkosteten Gerichte waren geschmacklich sehr gelungen, bis auf das kleine Livornesedefizit bei den Calamari. In toto ist mir das 4,5 Sterne wert.
Bleibt die Chronistenpflicht, dass auch Nachspeisen vertilgt worden (Crèpes Pistazien, 9,00 €, Sorbetvariationen, 7,50 €). Keine Höhenflüge, aber noch mit Appetit gegessen. Der Espresso mit Sambucca zur Förderung meiner Aufmerksamkeit wird es nicht auf die Liste meiner Leibgetränke schaffen.
Ambiente
In einem Altbremer Eckhaus haben sich die Fratelli angesiedelt. Links und rechts vom Eckeingang der Freiluftbereich, gut mit hohen Pflanzkübeln mit mediterranem Grün vom Trottoir abgegrenzt. Selbst draußen Tischdecken. Drinnen geht es sehr gediegen zu. Durch die Ecklage ergibt sich eine interessante Raumaufteilung, unterstützt durch einen podestartig erhöhten hinteren Bereich. Dunkle Holztäfelung kontrastiert mit einem hellen Parkettboden, beigen Wänden und der weißen Tischwäsche. Die Deko an den Wänden besteht aus gerahmten Motiven von Landschaften und Filmszenen. In unserer Nische war es ein Spiegel, der die Wand zierte. Die Zweiertische machten einen gut dimensionierten Eindruck. In unserer Nische waren die Tische schmaler. Die Tische sind komplett eingedeckt. Stoffservietten und gute Salz- und Pfeffermühlen sind hervorzuheben. Man sitzt bequem auf beigefarbenen Lederstühlen.
Beschallt wird man mit mainstreamigem Jazz. Als die Dunkelheit einbrach wurde ein befremdlich rotes Licht zur Illumination zugeschaltet.
Die Toiletten modern und sauber.
Sauberkeit
Alles fein.